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Erzgebirgischer Volksfreund : 06.05.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192405062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19240506
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19240506
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-05
- Tag 1924-05-06
-
Monat
1924-05
-
Jahr
1924
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 06.05.1924
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C> LZ Leipziger Messe! Wie dir als Heimatfreund wohl schon bekannt; zur Lei Karmischmast: Durch Bequemlichkeit und durch den brauch schleift sich das Wort Kirchweihmesse nach und langen Ge- nach ab zu Im Jahre 1813 hat man an freiwilligen Beiträgen zur Aus- pattung der Landwehr in Lößnitz und Stein gesammelt durch Kauf mann Günther 1027 Taler 17 Gr. und durch Ämtsaktuar Reichel 120 Taler 18 Gr. 8 Pfg., insgesamt also 1148 Thaler 5 Gr. 8 Pfg. Im Schö iburgischen sammle man zu gleichem Zweck 15 097 Thaler. Z - Z HZ A L<O LN Kirchmesse, Kirchmeß, Kirmeß und Kirmes; denn auf der letzten 8tufe kennt bereits niemand mehr die Berechtigung des ß am Ende saus ss wind ß!), sondern man schreibt eben am Schluß des Wortes Kirmes ganz »richtig" ein Schluß-s! Und fragst du deinen Kleinen nach der Bedeutuna de» Worte-, sei gewiß, daß. wie einst bei dir. richteten eigene Maschinenfabriken, di« noch heut« bestehen, wahrend' di« Firma L. L. Hartmann erloschen ist. 1862 entstanden nach Plänen des Chemnitzer Stadtobergärtner» Klerzky hfe Anlagen um die Kirche und zugleich mit großem Kosten aufwand tle erst« Gärtnerei (mit Gastwirtschaft). Sie befindet sich jetzt im Besitz de» Herrn Carl Richolph. Di« C. W. Sulz'fche Buchdruckerei, 1864 errichtet, galt, mit der Gärtnerei, um jene Zeit für einen großen Fortschritt der Stadt. Si« sollte ein Amtsblatt für Lößnitz, Hartenstein und Grünhain her ausgeben, doch kam der Plan nicht zur Ausführung. 1872 bei Gelegenheit der Feier des 100jährig«n Bestehens ü:s Gartens des Stodtrats Neitsch (früher C. F. Landgraf) wurden di« Herren Woller und Sohn aus Stollberg für Lößnitz gewonnen. Sie legten eine große Strumpffabrik hier an, deren Gebäude aber 1897 in den Besitz der Herren Gerber und Müller, Schuhfabrik (damal» Gerber L Schink), übergingen. Die Wäschefabriken C. F. Schröter und Hermann Lauckner jun. fiedelten 1870 aus Oberpfannenstiel und die Gaze- und Verbands- stoffweberei C. G. Wagner (damals Inhaber Louis Beyer) 1882 aus Mülsen nach Lößnitz über. 1886 ging die Wertstein'sche Zinngießerei an Herrn Wilhelm Metz und 1891 die Christian Weber sche Stickerei an Herrn Wilhelm Neitsch über, der sie dann an Herrn Ehrhardt Messerschmidt abtrat. Letztere Firma ist jetzt erloschen. 1891 verlegte Herr Emil Ahlhelm aus Reichenbach seine Papierhülsenfabrik hierher. Sie befindet sich jetzt im Besitz des Herrn Curt Eißmann. Den zu gleicher Zeit ge gründeten Mechanischen Baumwollweberei Max Müller und SpÄ- Warenfabrik Ernst Eifler war «ine längere Lebensdauer nicht be- schieden. In den letzten 25 Jahren ist noch «in« größere Anzahl Fabriken «ntstairden und das geschäftliche Leben somit erfreulicher weise ein recht reges zu nennen. Um di« Mtte des 18. Jahrhunderts hatte die Stadt Lößnitz mit den Gemeinden Alberoda und Affalter den sogen. Lehmverband ge schlossen. Mach den geltenden Bestimmungen mußten die Bauern nach geschehenem Brande in Lößnitz Lehm zum Wiederaufbau der Häuser unentgeltlich zufahren, die Lößnitzer Einwohner dagegen bei Brand in AiberoLa und Affalter eiligst zur Verfügung stehen. Der Lehm wurde der sogen. Lehmgrube oder hinter dem Schneider'scheir Gute (Nr. 468) entnommen. Es ist aber wahrscheinlich, daß di« Bauern öfter als ihnen lieb war, in Anspruch genommen wurden, denn der Verband löste sich nach mehrjährigem Bestehen wieder auf. Aufgelöst wurde auch Ende der 80er Jahre des vorigen Jahr hunderts die sogen. Donnerwache. Es mußten sich nämlich bei hcr- annahendem Gewitter im voraus bestimmte Bürger in der Frohn- veste (Topsmarkt 241) sammeln, um bei ausbrechendem Feuer gleich zur Hand zu sein. Die Ordnung des Feuerwehrwesens hat auch die ser Einrichtung ein Ende gemacht. L> 2 sL N 8 L s r « am 4. Advent in der Abendstunde an der »Grüner Lücke" (am Weg« von Löbnitz nach Grüna) sich ein großer Sturmwind erhebt. Ein großer Teil der vergrabenen Geräte soll noch nicht gehoben sein. M « 2 -» ML S Vom MmeMM» rar kelorltzer klelle. Einige Weltgeschichten zur dankbaren Erinnerung an Dr. Rudolf Hildebrand (geb. 13. März 1824) und sein Buch: Dom deutschen Sprachunterricht in der Schule. Wohl schon manchem Wanderer, der von Bockau au« auf dem schattigen Dorfbachweg hinan zum Jägerhaus emporstieg, wird gleich beim Eintritt in den Hohen NadelwoLd links bei der ersten Brück« «in Schild mit der Irsschrift: »Stach dem Kirmesmoos" aufgefallen fein, nicht wegen seiner Form und Gestalt — 's ist unscheinbar und schon etwas verwittert — wohl aber wegen des seltsamen Namens: Kirmesmoos! Oder ist dir, lieber Leser, schon der ursprüngliche Trieb vergangen, der da immer forscht und fragt: Was soll das wohl bedeuten? Nimmst du'» hin, das seltsame Wort, ohne nach Art und Herkunft desselben zu fragen? Oder findest du vielleicht gar nichts Seltsames daran? Das Kirmesmoos — nun, «in Moos, ein Wald- raum, — halt, hat nicht schon in den Heimatblättern mal was ge standen von solchen Räumen und Moosen, womit Mag. Lehmann anno dazumal die urbargemachten Stücke gerodeten Waldbodens bezeichnet«? Das Kirmesmoos also auch ein solcher Raum, ein Waldraum, wo Nun, fahr« fort, mein Lieber! Willst im etwa behaupten, und sagen, wo — di« Bockauer ihre Kirmes abhielten? Wird dir langsam das Wort interessant? Möchtest du etwas hören von seiner Entstehung, die weit zuvückfiihrt bis in jene Zeiten, da noch Sorben unsere Gegend bewohnten? Jenes Volk, dessen Sprach« noch heute in vielen Ausdrücken unsrer Mundart fortleibt, dessen Ortsnamen noch bis in di« Gegenwart unsere Niederlassungen be zeichnen? In jenen Zeiten war unser Kirmesmoos noch kein Raum oder Aioos, sondern mit hohen, starken Eichen bedeckt, die den bor stigen Wildschweinen (lies darüber nach beim Chronisten Lehmann!) zum Aufenthalt dienten, deren reicher Ertrag an Eicheln für sie «ine kräftig« Mast bildete. Und deshalb benannten auch die Sor ben diesen Platz ganz bezeichnend K a r m i s ch, d. h. auf deutsch Mast, Sch-weinemast. Als dann di« eindringenden Franken und Sachsen Mich jene Gegend durchstreiften und einnahmen, übernahmen sie dafür zugleich'auch den fremden Namen Karmisch, dessen Bedeutung als Mast sie wohl erkannten. Ilird nun das Seltsame! Während Lei einem Teile der Neuangekommenen das fremde Wort Karmisch sich weiter behauptet, oebraucht der andere Teil dafür das Wort Mast — und die Jugend, die beides hört, vereint es zu Karmisch- vmstl Also genau dasselbe, als wenn jemand vom Metermaß spricht, denn das französische Wort Meter heißt ja schon Maß! Und sprichst du, mein Freund, nun das Wort Karmischmast erst langsam und deutlich, dann aber immer schneller vor dich hin, so erlebst du In wenigen Augenblicken das, was dem Worte Karmischmast in Jahrhunderten widerfuhr. Es veränderte sich! Laute, die beim Sprechen schwierig und unbequem erschienen, wurden abgeschliffen, sielen schließlich weg, und so klang es zuletzt vielleicht wie Karmes- mas. Jeder hörte das Wort und gebrauchte es, doch keiner kannte mehr seinen Ursprung. Aber das Volk will sich beim Worbe auch «was denken — und nun kommt die zweite Wandlung. An Stelle des unverständlichen Karms setzt ein »findiger" Kopf: Kirmes (o köstliches, vielsagendes, gar lecker duftendes Wort!), und statt der Unverständlichen Endung „mas" schreibt vielleicht ein Forstmann auf die neu« Flurkarte, auf das neue Wegeschilü seiner Meinung nach viel korrekter „moos", denn inzwischen ist das auch ein solches g«. worden, die Bäume sind gefällt, die Stöcke ausgerodet worden. Und so steht's auch noch heute dran: Kirmesmoos —, aber weder mit Moos, noch mit Kirmes hatte es je etwas zu schaffen! Gewiß lief mich dir beim Wort Kirmes in Erinnerung seli ger Kindheitsfreuden das Wasser im Munde zusammen, und ein Klang aus alter Zeit summte dir im Ohre: „Kirmes, Kirmes, Kir mes ist heut! Aeppelkuchn, Pflaumkuchn, alles bereit!" Willst du nicht «inmal auch diesem Gefährten deiner Kinderjahre ernsthaft in» Auge schauen? Was ist Kirmes? Schnell -ist du fertig mit der Antwort: Kirchweihfest! Aber, mein Lieber, glaubst du wirklich, daß sich aus Kirchweih f e st jemals das Wort Kirmes entwickeln könnte? Laß dich erinnern an ein anderes Wort, das unserer Kir mes ähnlich klingt, aber durch sein« Schreibart uns auf den rechten Weg weisen kann, an die Lichtmeß. Vielleicht erkennst du jetzt «her aus der Endung meß die Messe, den alten katholischen Got tesdienst, sodaß dir also in der Lichtmeß der Gottesdienst entgegen tritt, in dem der ganz« Iohresbedarf der Familie an Kerzen und Lichten im Gottesdienst feierlich geweiht und eingesognet wurde. Unsere Kirmes ollo «ine Kirmeß, eine Kirchmesse, ein feierlicher Gottesdienst zur Einweihung einer Kirche oder am Jahrestag der selben, ein« Kirchwe'hmeffe! Und nun dieselbe Wandlung wie dort waren früher Bockau und Lauter Filialen von Aue, d. h. die Be wohner dieser Orte mußten nach Au« zur Kirch«, denn sie hatten keine eigene (oder, wie unser Ort, wohl eine Kirche, aber keinen Pfarrer). In noch viel größerem Umfang war das iif Leipzig des Fall, wohin eine ganze Menge umliegender Ortschaften eiichepfar» waren. Bei der großen Entfernung einzelner Dörfer von der Stadt war der Kirchgang am Sonntag nicht ganz einfach, es war eine Wanderung und darum kein Wunder, wenn mit diesem Gang« noch allerhand andere Besorgungen, Einkäufe und Bestellungen ver knüpft wurden. Doch erst gings zur Messe, darnach wurden Li» weltlichen Geschäfte erledigt, die Einkäufe besorgt und — um mög lichst schnell wieder heimzukommen, — es stand ja noch der lang« Heimweg bevor — gleich beim nächsten Kaufmann, dich« neben der Kivclre. Dessen Geschäft« mehrten sich zusehends, sein Gewinn wuchs, in gleichem Maße aber auch der Neid seiner mit Einkäufen weniger gut bedachten Konkurrenz im Innern der Stadt, die natür lich von den auswärtigen Käufern immer abgespeist wurde mit den Worten: Ja, wenn ihr näher bei -er Kirche wohntet! Und siche da, eines Sonntags hatte findiger Kaufmannsgeist auch dies Hindern!» überwunden: Auf dem Platz vor der Kirche waren Buden erstanden in denen nun auch di« übrigen Kaufleute der Stadt ihre Waren feil«, boten. Und weil der Markt nach dem Gottesdienst, der Messe, ab gehalten wurde, so ging auch der Name Messe auf den Markt über. Es entstanden di« Messen, die dann durch Fürstengunst noch besca-' ders begnadet und gefördert wurden. Ueberschaust du den Weg, lieber Leser, vom Kirmesmoos zad Leipziger Messe, so hast du dabei etwas kennen gelernt von dem Drang des Volkes, Fremdes, seiner Mundart Ungewohntes abzw schleifen, zu verändern, ja völlig umzugestalten und etwa» ihm Un verständliches nach seiner Art umzutaufen. Man nennt» Dolks^ Verdeutschung, und gar manche» interessante Beispiel lieb« fiH zu diesem Kapitel noch erzählen. Doch weil wir ausginqen vom Kirmesmoos bei Bockau, dem größten Arzneidorf Sachsens, wie'« i'r den Schulbüchern genannt wird, oder von der Wurzelbucke, wie dvL vertrauter klingt, so sei dir zum Abschied noch ein lustiges StuLle^i der Volksverdeutschung von Arzneinamen dargeboten: Wird da dl. Arzt «inmal ins hochgelegene Gebirgsdörfchen zum Heinerlieb ge rufen dens im Wald „vermaliert" hat. Gottlob ists kern Bruch, aber di« in Men Farben des Regenbogen» schill«rwe St«l« am Dein, wo der fallende Stamm ihn qetroffen, muß fl«lßig eingeriebe--. und massiert werden. Schnell macht sich der kleine Heiner auf den Wog zur Apotheke, nachdem der über di« Wissbegierde de« Zungen er freute Arzt ihm erklärt, daß fein Rezept-Unguentum Reapolitu«, eigentlich Salbe von Neapel bedeute, aber daß sie auch in der näch sten Apotheke zu haben sei. Hilfsbereit stürzt unser Heiner davon, der etwa X Stunde entfernten Apotheke zu. Da unterwegs merkt er zu seinem größten Schrecken, daß er da» Rezept daheim auf dem Tisch liegen liess! Doch nicht umsonst hats ihm der Herr Doktor ja noch einmal gesagt. Immer leise r» vor sich hinsummend, kommt «* endlich erhitzt zur Apotheke und verlangt: »Für SO Pfg. umgewend« ten Napolionl" Am 1. September 1773 wurde der Konrektor Christian August Schmidt in Lößnitz in sein Lehramt eingewiesen. Di« Anrede bei der Dienst-Anweisung hatte folgenden Wortlaut: „Unsern freund lichen Gruß zuvor! Wohlehrenvester, Borachtbarer und Wohl- z«lahrter, insonders Bi«lgeehrtest«r Herr und Freund!" Sein« Iahresbesoldung war folgende: Sr bekam in vier Raten Memim, TriniLruci», LuciS) jedesmal 1V Thaler, 7 gr., 6 Pf. von les Rothe» Einkünfte. (Die Zahltage fallen auf die sog. Quatember, d. h. Lage, an denen gewisse Steuern erledigt werden mußten und waren in Sachsen Remini fcere, 27. Februar; Trinitati», Ä. Mai; Eruei», 17. September und Lueiä, 17. Dezember). Ferner erhielt er: 8 gr. zu Walpurgis und Michae.j» von Kemnitzer Stiftszinsen; 10 gr. 6 Pf. Michaelis von Dott«sh»>us-Lichtqelü, so zwar nicht zur «deutlichen Besoldung, sondern zu deaen Lichten, welche bei kurzen Tagen frühe in der Schule verbraucht werden, gehören. Summa 49 Lhlr. 19 gr. 6 Pf. 12 Klaftern weiches Kolz: 5 Klaftern in dir Schule und 7 Klaftern in di« Wohnung, davon giebt der Rath da» Hau- und Fichrlohn. Sodann 4 gr. von einer Brautmess« in der Stadt und Borstadt und Dorfschastrn; 6 gr. von einer Leiche wenn eine Predigt geschieht; 3 gr. von einer Leiche wenn keine Predigt geschieht. Sowohl den halben Teil von dem Schulggeld und von bei den Umzügen an Neujahr und Gregorifest, und wird das Schulgeld von denen Knaben quartaliter von jedem 3 gr. gegeben. — Diese Neujahrs- und. Gregori-Ilmzüge, bei Lenen die Kinder unter Führung ihre» Lchrers vor den Häusern Wohlhabender und besonders in den Dörfern sangen und dafür Lebensmittel erhielten, wurden auf Ansuchen des Kirchners Johann Gottfried Müller im Jahre 1869 gegen eine Pauschale von 20 Talern abgelöst. Ueber die Gehälter der Lehrer in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts erfahr«» wir: Das Fixum des hiesigen Rectors an der Stadtschule für das halte» -er öffentlichen Schul- und Selecta-Stunden, außer den Accidenxen für Hockzeiten und Leichen, und einer Quantität Holz und Decem. Getreide, beträgt jährlich 150 Thlr. Das Fixum de» hiesigen Lonrectors, außer den Accidcnzien von Seichen, Hochzeiten und Deputatholz, beträgt 284 Thlr. 16 Nngr. 5 Vf. Das Fixum des hi«sigen Quintus (5. Lehrers) besteht in 230 khlrn. Besoldung, 20 Thlrn. Logisvergütung und 2 Klaftern wei che» Holz. Da» Fixum de» hiesigen Cantors ist, außer den Accidenzien von Leichen, Hochzeiten und Deputacholz, dem des Lonrectors völlig gleich Das Fixum des hiesigen Quartus (4. Lehrers) und Organisten ist SOO Thlr. Da» Fixum Les hiesigen Sextus (6. Lehrers) beträgt 225 Thlr. Der Lehrer an der Schule zu Alb«roda erhält als Fixum 80 Lhlr. im Ganzen, nämlich 71 Thlr. 5 Ngr. in baarem Seide und 5 Thlr. 25 Rr. in Holz und Bictualien. Der Lehrer an der Schule zu Ober- und Nieder-Affalter be kommt al» Fixum 184 Thlr., an Naturalien «rhAt der Lehrer Nicht». Das Fixum Les Lehrers zu Streiwald bestand aus 124 Thlrn. Schulgeld und 13 Thlrn. Holzgeld zum Heizen der Schulstube. Zum Bergleich sei erwähnt, daß Alberoda im Jahre 1845 ein Rittergut, der Familie von der Planitz gehörig, 23 eigentliche Bauer güter, 6 sogenannte Gartenhäuser oder Heinere Güter und 39 klei- nere Häuser ohne Feldwirtschaft mit 430 Einwohnern besaß und ktrritwald dagegen aus nur 38 kleineren Häusern bestand, deren 300 Bewohner (mit Einschluß der Kinder) fast sämtlich unbemittelte Handwerksleute waren. Bemerkenswert ist noch, daß um jene Zeit in Lößnitz bei 4500 Ein wohnern und 636 Bürgerhäusern nicht weniger al» 141 Häuser das vi«rbraurecht hatten. Aus so reichlicher Lrinkgeleaenheit erklärt sich auch der belirbte und so ost vorgeschützt« Ausdruck: »Der Geschäfts mann muß verkehren". Am Ori« waren noch über 150 Webmeister, ISO Meister de» Tuchmacherhandwerk» und 130 Schuhmachermeister, ferner 3 Tuchfabriken (Meyer. Wözel und Geßner), das Frieürich- sch« Strumpfwarengeschäft, di« bedeutende Oppe'sche Spitzen- und Stickerei Handlung und di« Eeidenwebergeschäfte von Etarkart und Schubert. Letzter« versuchten 1850 auf der Mork, ungefähr da, wo jetzt der Raturheiloerein seinen Garten hat, Maulbeerbäume an- »upflanzen, ohne jedoch Erfolg zu haben, denn unser Klima ist hierzu viel zu kalt. (Auch den Versuch der Brauberechtigten, in der Nähe br» Gasthofe» zu Msdera skalier Hopfen zu ziehen, gelang nicht.) 1840 wurde die Eisengießer«! von C. L. Hartmann begründet. Dk» dort beschäftigst« Herr« Ernst Köthner Med Fran, Kohn er- " Di« niebergebrannte kleine Kirch« entstand «rst 1861 wi«ü«r aus ter Asch«. Ei« ist in gotisch«« Stil« gebaut und ähnelt sehr der Kirche zu Beutha. Di« Ausführung de» Baues wurde d«m Bau- Weister Weitzer au» Schneeberg und dem gimmermeister Kurt hier übertragen; die Bänke fertigten die Tischler Weber und Seidel, Weber außerdem noch di« Fenster, di« schwere eichene äußer« Tür der Tischler Schorler. Diese Mr« ist so groß, daß Schorler sie in seiner Werkstatt nicht aufstell«» konnte, sondern sie auf dem Hofe zusammenbauen mußte. Doch hatt« er einen Gesellen namens Häh nel, der fi« auf den Rücken nahm und allein sorttrug. Die Orgel imd^di« Glocken stiftete der Rentner Gottlob Meyer, den gläsernen Kronleuchter 1884 Stadtrat Pötzsch. Da» Altargemälde, di« Wieder kunft des Herrn zum Gericht darstellend, ist das Werk des Professors Schönherr aus Dresden. Im Frühjahr des Jahres 1860 ging ein Bauer aus Beutha mit seinem Sohne auf den nahen Heidelberg, um dort zu arbeiten. Da bemerkten sie am Fuße eines dicken Baumes einen blitzenden Gegen stand, Ler sich bei näherem Zusehen als eine fast ganz mit Erde be deckte silberne Kann« erwies, unter Ler sich noch eine größere An zahl kostbarer Gerät« befand. Di« überraschten Finder eilten unter Mitnahme einiger besond«rs schöner Gegenstände nach Hause, uni einen kleinen Karren zum bequemen Transport zu holen. Als si« aber wieder zurückkehrten, fanden sie die Fundstelle vollständig aus- geräumt. Tin Vorübergehender hatte die jedenfalls nicht wieder sorgfältig verdeckte Schatzgrube bemerkt und di« Gelegenheit be nützt, um sich zu bereichern. Man verfolgte die Spur seines Schub karrens bis zum Hause Ler Familie in Lößnitz, ohne Laß man etwas wiedererhalten konnte. Es unterliegt wohl kaum einem Zweifel, daß diese Geräte zu dem großen Schatze ge hörten, den der berüchtigte Kirchenräuber Nikolaus List aus Beutha aus allen Teilen Deutschlands zusammenq«tragen hatte. Bei seinem ahnungslosen Gevatter, dem Pfarrer Michael Zähmann in Beutha, hatte er große Mengen geraubter Kleider, Wäschestück« und Silber- gerät« untergebracht, ein an Lie Wand geschmiedeter Koffer war mit barem Geld gefüllt. Jedenfalls hat auch List, nach dem Muster alt« Räuber und Seeräuber, Teile seiner Beute an verschiedenen Orten vergraben, wo er sie, falls der Hauptschatz verloren ging, später unauffällig wieder heben kannte. Nikol. List wurde am 23. Ma! 1699 zu Celle im Lüneburgiscben, mit dreizehn seiner Genossen lebendig gerädert. — Was für ein gräßliches und verrohendes Schau spiel mögen damals solche Hinrichtungen für die znschauende Volks menge gewesen sein. Von Schätzen, die bei Beutha vergraben sein sollen, geht noch folgende Sage: Am 4. Advent des Jahres 1632 zog der berüchtigte kaiserliche General Holk, von der Schlacht bei Lützen kommend, übev Beutha und Grüna nach Schneeberg. Was in diesen Dörfern und in Lößnitz nur laufen oder sich fortschleppen konnte, floh in die Wälder. Holk's Kroaten hausten in den Dorffchasten schrecklich; si« raubten und brandschatzten nach Herzenslust, fanden aber in der Kirche nickt viel vor, denn di« Kirchengerätr waren schon vorher in Ler Umgebung vergrabe» worden. E» geht ab« di« Sage, daß seitdem iodes Jahr so auch jetzt bei ihm von der ganzen wichtigen und bedeutunmwokke» Kirchweihmeffe Loch zuletzt nur di« Lrirmerung an den Kirnm»- schmaus hasten blieb! Doch noch weiter laß uns Hineindringen in die Bedeutung Leck Wortes Kirmes. Darüber bist du dir jetzt klar, -aß es abgeleitet wurde von der Messe, dem katholischen Gottesdienst. So laß dir mm auch noch erzählen, wie sich uns« Boll das Wort Messe zurecht» stutzt«! In den Zeiten, -a die katholische Kirche in Deutschland noch als die allgemeine galt, also vor der Reformation, war es dem ein fachen Alarme, dem Laien, unmöglich, Lie in der Messe vom Priest« lateinisch vovgelesenen Schriftobschnitte und Sprüche zu verstrhen oder gar zu behalten: Er hört« das Wort nur al» Klang, und de» regelmäßigen, aufmerksamen Kirchgang« war es höchstens möglich, das erste lateinische Wort jeder Sonntagsoorlesuira zu behalten und dann im nächsten Jahre am gleichen Sonntag z. B. zu sagen: Da» ist der Sonntag Invocavit, d. h. der Sonntag, an dem Lie Schrift* Verlesung des Priesters beginnt mit den Worten: Invocanit E» ruft mich an (vergleiche dazu in deinem Gesangbuch die Intonation neu und Responsorien für die Sonntage und Feste des Kirch« nj<ch- res, ob«, wie es die neueren Ausgaben unsere» Landesgesangbuch», schön deutsch sagen: Di« Sprüche für Anfang und Emde des Gottes dienstes!) War der Gottesdienst zu Ende, so begann als zweit« Teil di« Fei« Les heiligen Abendmahls, zu der nur die Teilnehm« desselben in der Kirche blieben, während die übrigen sich entferntes. Deshalb sagte dec Priester nach Beendigung de» ersten Teile»: It«, concio miffa est! Geht, die Gemeinde ist entlassen! Das Bolk aber behielt aus der Rede nur das Wort miss«, d. h. entlassen, fort»- aeschickr (wie es noch heute in dem Wort Missionar lebt), formte e» sich nach seinem Gusto -Geschmack) und sagte: Die Mess« ist au»l So kam der ganze Gottesdienst zu dem Namen Messe. „Wie stehts ober nun mit derL« ipziger Messe," höre ich -ich jetzt fragen, ,Has ist ja kein Gottesdienst, sondern ein groß« Markt; zu dem einst die Großeltern unser« Bockau« mit Schubkarre» und in Holzpantoffeln wanderten, um dort ihre Medikamente seilzubie ten?" Sieh an, lieber Leser, meine Absicht ist schon zum T«il erfüllt, du packst, wie Meister Hildebrand es sordert; das Wort beim Schons« und schaust ihm ins Gesicht. Drum aus zur letzten Station auf unserer Wanderung vom Kirmesmoo»
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