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Schnitt vorbevekten, aber meine Kumpel« kamen und baten: »Herr Stinnes, lassen Sie uns nicht allein!" Vas ging über de« Starken Kraft. Seine Treu« besiegte de» ursprünglichen Entschluß. Er tarate nicht mit Vorwürfen, aber schloß: „Doch sei « drum! Ich halte -u Euch!" So atz »r mit ihnen da» dittere Brot der Knechtschaft und tat den Ameren Sang nach Düsseldorf, bereit, für Deutschland al» BittsteKer sogar nach Paris -u fahren. Der Mann, der vor und nach dem Ruhrkrteg willen» war, seine Bergwerk« zu er- stufen, um den stolzen Racken nicht unter Feindr»joch zu »eugen, gitig für da» Vaterland nach Tanossa! Doch die Demütigung und die stumpfe Sinnlosigkeit des Mteum-Abkommen» verwand weder der gute Deutsche, noch der klarsehende Kaufmann. Seither erlahmten die Kräfte des Unermüdlich«», der bislang die Tagesarbeit dreier Menschen »errichtet hatte. Das deutsche Leid brach bas Herz des Mannes, der vom Morgen zum Abend um Deutschland bangte. Tückische Krankheit beschlich einen schon geschwächten Körper und fällte den gewaltigen Führer der Wirtschaft. So starb Hugo Stinnes als Spätopfer des Krieges, ver zehrt im Dienst der deutschen Sach« und bi» in di« letzten Stunden bei klarem Geist um Deutschland besorgt. Darum ge- bührt auch seinem Namen ein Platz auf jenen Ehrenlisten, über denen geschrieben steht: dulce et deeorum est pro patria moril Gar wenig Trost freilich für die Seinen und uns, für alle, die der deutschen Auferstehung harren. V Von weiteren Pressestimmen seien verzeichnet: „Germania": Dieser Nome klang kaum mehr wie der einer Person; er war fast schon ein Titel, so wie Lätsars Familienname zum Titel wurde. Und Stinnes war auch als Person symbolisch für das Anonyme der Macht, das man in feinem Namen empfand .... Seine politischen Gegner hatten es schwer, an ihn die gebräuchlichen Schlagworte rom „Aus- beuter" heranzubringen; denn er war kein harter Arbeitgeber, kein Scharfmacher: mit seinen Arbeitern hat er kaum unmittel bare Konflikte gehabt: er verkehrte mit ihnen nach der alten guten Art, wie er selbst in seiner Jugend auf der Zeche Diethe unter und über Tage gearbeitet hatte. „Berliner Börsen.Courier": Er war die menschliche Zusammenfassung dessen, worin Deutschland eine Großmacht geblieben ist. ° * » ! Düsseldorf, 11. April. Die für heute angesetzten weiteren Verhandlungen zwischen der Micum und der Sechser kommission desBergbaulichen Vereins dürsten .wegen de» Todes Hugo Stinnes nicht staitfinden. Wie ver lautet, will man die Verhandlungen bis nach den Beisetzungs- ftierlichkeiter vertagen. Dl« Klage der Revolution-Nutznießer. Schwerin, 11. April. Die wegen Mangels an Fachvor- bildung durch Landesgesetz ihrer Amtsstellen enthobenen so zialdemokratischen Parteimitglieder haben gemeinsame Fest- stellungsklaae gegen die neue bürgerliche Negierung beim Land gericht erhoben. Sie verlangen vertraglichen Fortbezug ihrer Gehälter und die Zubilligung von Pensionen. Es handelt sich um 86 Herren, die vor ihrer Berufung in leitende Staats stellen alle möglichen Berufe hatten. 16 waren Konsumlager verwalter, 3 Provisionsreisende, 2 Bureauschreiber, 2 Straßen- bahnschaffner und einer Landarbeiter. Sozialistische „Bekämpfung" des Kapitalismus. Daß sich gewisse Sozialdemokraten, wenn sie zu Aemtcrn und Würden gelangt sind, nicht scheuen, auch ihrerseits die „verruchten" Methoden des Kapitalismus anzuwcnden, geht aus folgenden zwei neueren Beispielen hervor: Der Karls ruher Bürgermeister Sauer (Soz.) Ist mit seinem Gehalt nicht zufrieden. Er richtete an den Oberbürgermeister ein langes Schreiben und legte darin dar, daß er nach seinem Anstellungs- Vertrag ein Gehalt von 20 000 Mk. jährlich beziehen müßte, heut« aber „nur" 8205 Mark bekomme. Er schilderte dann aus» fiihrlich seine Familienverhältnisse und verlangte ein „standes gemäßes" Gehalt. Als solches bezeichnete er die Summe von 16 000 Mark. Eine Abschrift seines Briefes hat übrigens Sauer an sämtliche Stadtratsmitglieder gerichtet, und so ist das Schreiben in weiten Kreisen bekanntgeworden. Nachdem nun auch noch das Schreiben Sauers durch die Presse bekanntge geben wurde, ist die Entrüstung über das Verhalten des Bür- germeisters allgemein groß, nicht zuletzt auch bei seinen eigenen Parteigenossen. (Herr Sauer war früher Gewerkschaftssekretär.) Ein zweiter noch krasserer Fall wurde, wie den Lesern des „E. V." bekannt ist, kürzlich aus Weimar berichtet: In einem Vertrag, der einige Tage vor den Neuwahlen zum thüringischen Landtag zwischen dem thüringischen Finanzminister Hart, mann und dem Präsidenten der thüringischen Staatsbank Löb über dessen Gehalt abgeschlossen wurde, wurden die Iahresbezüge Löbs auf 42 000 Goldmark festgesetzt, ansteigend bis auf 63 000 Mark. Im Falle einer Kündigung hatte sich Löb, der aus Frankfurt stammt und 29 Jahr« alt ist, die Summe von einer halben Million Goldmark als Entschädigung ausbedungen. Da durch diesen Vertrag di« thüringische Negierung in eins schwierige Lage versetzt worden ist, soll jetzt der Vertrag von der Negierung wegen Der- jstoßes gegen die guten Sitten angefochten 'werden. j Ein« falsch« Beschuldigung. ; Berlin, 11. April. Zu der Meldung, wonach in Münster ein Spitzel verhaftet worden sei, der in nationalen Verbänden eine gewisse Rolle spielte, wird mitgeteilt, daß eine solche Ver- Haftung zwar erfolgt sei, der Verhaftete jedoch inzwischen wieder auf freien Fuß gesetzt worden ist, da sich herausgestellt , hat/ baß die Anschuldigungen jeder Grundlage entbehren. , jö Der Papst al« Gefangener. Rom, 11. April. Papst Pius Xl. ist der Etnweihungsfeier der von den Kolumbus Rittern, einem großen Verband ameri kanischer Katholiken, gestifteten Petruskapelle ferngeblieben, «eil sie außerhalb de» Bereichs de» Vatikans liegt. Bei dem ; Empfang der Kolumbus-Nttter im Vatikan bedauerte der Papst die engen Grenzen seiner Bewegungsfreiheit und er- klärte den Anwesenden, daß trotz so vieler Wünsche dierönii - ^sch« Frage ungelöst bleibe. — Die Ansprache des Pap- iste» wird von der hiesigen Presse sehr beachtet. Di» Repko nimmt an. Pari», 11. Avril. Die Reparationskommisfion hat, nach- dem sie eine inosfizivse Sitzung abaehalten hatte, sich heut« nachmittag »u einer offiztellen Sitzung zusammengesunden. St« hat «mstlmmig solgende Entschließung angenommen: Die Neparatton»kommission hat nach Kenntnisnahme der Be richte der Sachverständigen sich auf den Standpunkt gestellt, daß sie eine p rakt i s che Grun dlage für die rasche Lösung de» Reparationsproblems bilden. Sie ist deshalb geneigt, schon j e tzt auf Grund der ihr zustrhenden Befugnisse die Schluß- folgerungenzu ziehen und die vorgeschlagenen Methoden anzu nehmen. Um die Durchführung der Vorschläge der Sachverständigen zu erleichtern und zu beschleunigen, beabsich tigt, die Reparatlonskommission, den tnterssierten Negierungen die Entschließungen der Berichte, die der Kompetenz der Ne gierungen unterstehen, zurAnnahmezu empfehlen. Jedoch sieht sich die Neparationskommission in die Notwendig, krit versetzt, ihre Zustimmung und ihre Initiative zurückzu- stellen, bis die deutsche Regierung bereit ist, ihre Mitarbeit an dem Plan der Sachverständigen stcherzu - stellen. Zu diesem Zweck wird die Neparationskommission die Delegierten der deutschen Negierung am Donnerstag, dem 17. April, a nh ö r e n, es sei denn, daß die deutsche Negierung es vorzieht, s chr! ftltche Antwort zu erteilen. Die Mit teilung dieses Beschlusses ist bereits der deutschen Kriegslasten- kommission zugegangen. , 'M Berlin, 11. April. Die Gutachten sind der Neichsre- gierung bisher nur inoffiziell zur Kenntnis gebracht worden. Wenn von der Reparation« .ommission verlangt wer den sollte, deutsche Vertreter zu den Gutachten zu hören, so würde die Neichsregierung sich einer solchen Aufforderung wohl nicht entziehen können. Dl« Stellungnahme der deutsch«» Industrie. Berlin, 11. April. Dr. Sorge, der Vorsitzende des Prä- sidimns des Neichsverbandes der deutschen Industrie, Mitglied des Direktoriums der Kruppwcrke, erklärte dem Berliner Ver treter des Neuterschen Bureaus u. a.: Nach Durchsicht der Auszüge aus dem Sachverständigengutachten bin ich der An sicht, daß die Vorschläge der Sachverständigen angenomm en werden müssen. Die Lasten, welche den deutschen Indu striellen aufgebürdet werden sollen, sind riesig schwer, aber der Vorschlag der Sachverständigen bedeutet einen beacht lichen Schritt vorwärts gegenüber allen Vorschlägen, die bis her gemacht worden sind, vor allem insofern, als sie losgelöst sind von militärischen und politischen Erwägungen und sich nur auf wirtschaftliche Basis stellen. Da wir kaum bessere Be dingungen erhalten können, müssen wir sie annehmen. Dr. Sorge betonte, daß die volle Wiederherstellung der deut schen WlrtschaVshoheit in den besetzten Gebieten, nämlich die Abschaffung der franko-belgischen Regie und der Zollgrenzen zwischen dem besetzten und dem unbesetzten Gebiet die abso lute Vorbedingung für die Erfüllung der von den Sachverständigen festgelegten Verbindungen sei. Er erklärte serner, daß es für die Industrie eine Erleichterung sei, wenig stens auf einige Jahre im voraus endgültige Zahlungen fest- gesetzt zu sehen, obgleich vorzuziehen gewesen wäre, die Ge- samtsumme der Reparationen festgelegt zu sehen, weil dadurch die deutsche Industrie in den Stand gesetzt würde, ihre Pläne entsprechend auszustellen. Dr. Sorge erklärte mit Nachdruck, daß die Ausführung der Vorschläge der Sachverständigen nur möglich-sest wenn elne-in te rn a-ti onra l^ A ni e ih e auf gebracht werden könne. Er drückte sich aber über diese Ange legenheit etwas skeptisch aus und fügte hinzu, sicher zu sein, daß, sobald die Vorschläge der Sachverständigen von der deut schen Negierung angenommen seien, die deutschen Industriellen ihr Aeußerstes tun würdcn, um der Negierung bei der Ausführung zu helfe n, obwohl er sich keiner Illusion hin gebe angesichts der ungeheuren Lasten, welche die deutsche In dustrie viele Jahre hindurch zu tragen haben würde. Frankfurt a. M„ 11. April. Auf der Nhcinkonferenz der Zentcumspartei hielt Reichskanzler Marx eine Rete, in der er u. a. sagte: Die Entscheidungen, vor die wir in der nächsten Zeit gestellt sind, erfordern von uns tiefsten Ernst, Besonnenheit und Vaterlandsliebe. Wir haben cs als einen Fortschritt begrüßt, daß hervorragende Wirtschaftler mit der Prüfung der deutschen Leistungsfähigkeit betraut wurden. Ob die Möglichkeit vorhanden ist, dem Gutachten der Sachver ständigen und namentlich der Entscheidung der Reparations kommission zu entsprechen, wird abgewartct werden müsse Die deutsche Negierung wird mit aller Gewissenhaftigkeit und Vorsicht prüfen müssen, was vom deutschen Volke wirklich ge tragen werden kann. Sie wird allerdings von der deutschen Wirtschaft und vom deutschen Steuerzahler verlangen müssen, daß Lasten bis an die Grenze des Möglichen übernommen werden. Aber darüber hinaus in eine Belastung cinzuwiui- gen, kann gerechterweiie von Niemandem verlangt werden. — lieber die völkische Bewegung sagte der Kanzler: Der völkische Gedanke hat etwas durchaus berechtigtes und wert volles. Aber in der Uebcrspannung, die er durch die völkische Bewegung erfahren hat, bedeutet er eine große Gefahr für das deutsche Volk. Er hat in folgerichtiger Auswirkung den Krieg aller gegen alle zur Folge und würde den Zerfall des Reiches und die vollständige wirtschaftliche Zerrüttung unseres Landes herbeiführen. Gegenbedingungen Frankreichs. London, 11. April. Neuter berichtet ans Paris: Die Schwierigkeiten, eine Einstimmigkeit der Ne gierungen über die Anwendung des Sachverständi- gen planes herzustellen, werden immer deutlicher. Es scheine, daß das Ruhrgebiet die Trumpfkarte Frankreichs bei dxn Verhandlungen bilden solle. Der Sachverständigen plan setze die wirtschaftliche Räumung des Nuhrgebietes vor aus und Frankreich werde dem unter folgenden Bedingungen zusilmmen: 1. Tie Alliierten sollen versprechen, sich Frankreich bei dem Auflegen von Sanktionen anzuschließen, falls Deutschland verfehle, den Plan auszu'ührcn. ' 2. Die interallierten Schulden, besonders die Schulden Frankreichs an Großbritannien, sind teilweise oder vollkommen zu streichen. Amerikanische Kredit«? Berlin, 11. April. Aus Neuyorl wird berichtet, daß amerikanische Danken und Bankiers mit der deutschen Golddiskontbank meoen Gcwkbruna von Rediskont krebsten in Verbindung stützen. Don hiesiger unterrichtete« Seite wlü> diese Meldung bestätigt, doch sind definitiv« Ab machungen noch nicht getroffen worden. Anmtösssch-t»«Il»lsch«r Rlllttzrvertrag. > Pari«, 11. April. „Daily Mail" veröffentlicht folgende Information, welche die Aarne« Lava« unter Vorbehalt wivdergibt: Während des Aufenthalte» des rumänischen Kvnigspaare» in Pari» werbe ein franzvsisch-rumS« nischer Vertrag in Anlehnung an die Grundztige de« französisch-tschechischen Vertrage» ausgearbeitet werden. Die Generalstäbe beider Länder würden gemeinsame Maßnahmen treffen, um die Durchführung dieses neuen Der« trage» zu sichern. 1 . . 1 Köln, 11. April. Die „Köln. Ztg." erfährt von ihrem Pariser Vertreter, daß Rumänien und Japan einen Bündnisvertrag für den Kriegsfall mit Rußland unterzeichnet hätten. Der Schwiegersohn des japanischen Kaisers hat sich kürzlich drei Tage in Bukarest ausgehalten. Berlin, 11. April. Generalleutnant Kreß von Kres» sen stein wurde zum Landeskommandanten in Bayern, zum Kommandeur der 7. Division und zum Be fehlshaber im Wehrkreiskommando 7 ernannt. Berlin, 11. April. Für den Wahlkreis Heffen-Nassau und Waldeck wurde Staatsminister a. D. Dr. Helfferich als Spitzenkandidat aufgestellt. Berlin, 11. April. Die Verhandlungen in der Berliner Industrie über den Reunstundentag und die 20prozentige Lohnerhöhung sind gestern ergebnislos verlaufen und ab- gebrocben worden. Die Industriellen erklären, bei den sinken den Weltmarktpreisen keine neuen Zugeständnisse »lachen zu können. ! München, 11. April. Die Buchdrucker sind in den Aus stand getreten. Die Zeitungen werden daher morgen nicht er scheinen. — Auch in Breslau streiken die Buchdrucker. Helsingfors, 11. April. Der neuefinnischeLand- tag setzt sich wie folgt zusammen: schwedische Volkspartei 23, Koalition 38. fortschrittliche Partei 17, Argrarier 44, Sozial- demolraten 60, Kommunisten 18 Vertreter. I Oerlliche Angelegenheiten. Das neue Gesicht. Als ich gestern früh meine Nedaktionsstube betrat, kam unser Versandleiter ganz bedebbert auf mich zugestürzt mlt den Worten: „Denken Sie sich, Herr Nedakteur, der Meierdao wills Blatt abbestellen!" Ungläubig seh ich ihn an, der Mann schien mir nicht ganz normal zu sein. Daß jeniand den „Volks- freund" abbestellt, ist ein so ungewöhnliches, geradezu uner hörtes Ereignis, daß es mir niemand verdenken kann, wenn ich die Sache nicht glaubte. Neubestellungen — ja! aber ab- bestellen — lächerlich! „Sie sehen Gespenster, mein Lieber", ent- gegnete ich also. Was sollte denn Herr Meierdao gegen uns haben? Haben wir ihm nicht erst neulich zu seinem Geschäfts- jubilüum einen fulminanten Artikel gewidmet? Haben wir nicht zu seinem 65. Geburtstag seine Verdienste als Stadtver ordneter gehiihrendgewürdigt? Haben wir nicht schon im eisig sten Februar den Maikäfer abgedruckt, den er unterm Schnee in seinem.Garten gefunden hat?" — „Freilich, freilich," sagte mein Besucher, „aocr deswegen will er ja auch garnicht ab- bestellcn, sondern weil ihm die Schrift zu klein ist." — „Also deswegen! Unglaublich! Herr Meierdao ist ein viel zu verständiger Mann, daß Ich mir das nicht vorstellen kann." — „Die Austrägerin hat es gesagt", versicherte unser Ver sandleiter, und verließ achselzuckend das Zimmer. Wie der Zufall manchmal seltsam ist — kaum trete ich so gegen 164 Uhr auf die Straße, um zu Tische zu gehen, — wer läuft mir in die Hand? Herr Meierdao. Liebenswürdig wie ich zu allen Abonnenten bin, grüße ich artig, bleibe stehen und krage nach diesem und jenem. Wir sprechen vom Wetter, vor Politik und von den Wohlaussichten. Schließlich lenke ich das Gespräch auf den „Volksfreund", der seit acht Tagen ein neuesGesicht erhalten habe und frage Herrn Meierdao, ob ihm die größere Schrift gefalle. Als er mich verständ nislos ansicht, werde ich deutlicher und frage gerade heraus, ob es denn wahr sei, daß er den „Volksfreund" abbestellt habe. Herr Meierdao lächelte liebenswürdig: „Ach, wo denken Sie hin. Ich werde meinen „Volksfreund" abbestellen. Ich denke gar nicht daran. Ich wollte nur die Zeitungsfrau ein bischen antreiben, damit sie in Zukunft etwas früher kommt. Ich feiere doch mit Ihnen zusammen das fünfzig jährige Jubiläum. Nein, nein, da können Eie ganz beruhigt sein." Herr Meierdao drückte mir freundlich die Hand. Ich ging beruhigt nach Hause. Aber mein Mittagessen war wieder einmal kalt geworden. Aber Scherz beiseite. Cs gab eine Zeit, — und es ist noch nicht gar so lange her —, da den Zeitungen das Druckpapier, das der Leser so gering achtete, „rationiert" wurde. Viele Blätter, auch der „'Volksfreund", mußten daher ihren Umfang erheblich beschneiden und den Textteil cinschränken. Uni den MIttcilunasstoff nach Möglichkeit unterzubringen, hallen wir uns mit einen: kleineren Schriltarad, was für die „älteren" Leser, die sich Nicht mehr der Sehschärfe der Jugend erfreuen, wieder manche Nachteile im Gefolge hatte. Jetzt ist in der Belieferung von Zciückigspapier eine Wendung zum Besseren cinaetreten, die hoffentlich anhält. Von der Zweckmäßigkeit und Wirksamkeit des Druckbildes einer Zeitung überzen-ck, sind wir d. hcr' dar» übergeqangen, für den Verteil größere Typen zu verwenden und der „Volkslreund" zcistt seit acht Taren wieder ein neues Gesicht. Auch kür ei"e Zeitung ist ihre äußere Form ncch viel weniger etwas Unwichtiges oder gar Unwsie"t- Oäles wie für einen Menschen. Eine Houptbedinguna ist. daß sie so bequem wie mö"lich zu lesen ist. Das hoffen wir setzt er reicht zu haben, nickt zuletzt im Interesse unserer geschätzten „alten" Leser. Hoffentlich gibt es nickt viele unter ihnen, denen es so aeht wie dem Herrn Meierdao. der von unserer neuen Einrichtung noch gar nichts gemerkt hat. Schneeberg, 12. April. In der Nacht -um Donnerstag wurde gegen da» Grundstück der Stickereifirma Michaeli« eine, Handgranate geworfen, offenbar in der Absicht, ein Attentat gegen die Firmeninhaber, von denen einer Stadtver ordneter Ist, auszuführen. In dem Strauchwerk vor dem Ge- bäude blieb der Sprengkörper hängen und explodierte. Lin Fenster des ersten Stockwerks wurde durch einen Granatsplitter zertrümmert.' Die Einwohner hörten, wie der Täter sich in schnellem Lauf nach dem Rosenthal zu entfernt«. Dl« Lvörtß-