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Erzgebirgtscher DoMssreunv xovivki.i.^-c:n3»e xo^uei.i.x-smk'e Tu d»den In rllen vroxeric»: In ^ue kn Droxene Simon milk vroxrrlr Trier s- Korüaaa» LEL L c. * Einspruch gegen die Revolutionsfeiertage. Der Bürger ausschuß für vaterländische Kundgebungen in Dresden hat an die sächsische Staatsregierung und an die Reichsregierung je eine Eingabe gerichtet, in denen um die Beseitigung des 1. Mai und 9. November als sächsische Feiertage und um Ein- setzung des 18. Januar als Neichsseiertag gebeten wird. * Die Enttäuschung über die »ene Gemeindeordnung. Bei 'Beratung der neuen Gemeindeverfaffung kam es in der Sitzung des Kreisausschusses zu Leipzig zu lebhaften Aussprachen. Segen die Gemeindeverfassungen von Markranstädt, Geithain und Oschatz soll Einspruch erhoben werden. Mit der Groitzscher Verfassung konnte man sich deshalb nicht einverstanden er klären, weil nach ihr in den Ausschüssen alle Ratsmitglieder mit Ausnahme des Bürgermeisters stimmberechtigt sein sollen. Bemerkenswert war eine Aeußerung des Kreishauptmanns Lange: Man habe die alte revidierte Städteordnung, die 56 Jahre bestanden habe, für reaktionär gehalten und deshalb ihre Beseitigung und eine freiheitlichere Gemeindeordnung ver langt. Jetzt stelle sich heraus, daß diese mehr Beschränkungen bringe, als in der alten vorhanden waren. * Sächsischer Hotelbesitzer-Verband. Die 6. Jahreshaupt versammlung des Sächsischen Hotelbesitzer-Verbandes fand in Plauen statt. Nach Erstattung des Geschäftsberichts durch Ver- bandssyndikus Dr. Senf in Leipzig und des Kassenberichts durch den Schatzmeister Direktor Schmidt wurde dem Schatz meister sowohl wie dem Gesamtvorstande Entlastung erteilt. Nach drei ausführlichen Vorträgen, und zwar des Landtags abgeordneten Otto Ziller -Dresden über „Verkehr, eine Auf gabe der Binnenwirtschaft", des Hotelbesitzers Andra e-Ehem- nitz über „Preispolitik im Hotelgewerbe", sowie des Syndikus Dr. Senf-Leipzig über „Steuerliche Sonderbehandlung des Verkehrs" setzte eine längere Aussprache ein, die sich zur ein stimmigen Annahme dreier Entschließungen verdichtete, und zwar, daß im Interesse der dringend notwendigen Hebung des Verkehrs als Voraussetzung zur Wiederherstellung der Konkurrenzfähigkeit des deutschen Hotelgewerbes gegenüber dem Auslande die beschleunigte Beseitigung aller Son derbelastungen, insbesondere der unerträglichen gemeind- lichsu Beherbergungssteuer und der NeichsbchecLergungssteuer hre Haut hungert! unä kriert! llnsbeekbsr sinä äie bolxen kür Qesickt uns Nsnäe! KOMKLHä-GstLdE ernSbrt, beüt nnä rckütrt äie lisat unä erkält sie äsuernä ^esunä, rsrt unä juxenäscbön. Ls xibt nicliis virkssmeres als Verlag L. M. «Mlrlner, Aue. BeibldL j unerläßlich ist. Sie fordert deshalb in Uebereinstimmung mit der Reichszentrale für deutsche Perkehrswerbung und andere Derkehrsorganisationen die baldigste Beseitigung aller Beher- bergungssteuern in jeder Form und Art und beauftragt den Vorstand und die Ortsgruppen, gegen die Beherbergungssteuern erneut mit allem Nachdruck vorzugehen. Das sächsische Hotel- gewerbe ist bemüht, in Leistung und Preisbildung den Dor- kriegsstand anzustrebcn, soweit die noch immer ganz unser- hältnismäßig hohen Selbstkosten und die beispiellose Sonder- belastung durch Herbergssteuern dies ermöglichen. Nach den derzeitigen Unkosten sind im Hotelgewerbe um 50 Prozent höhere Friedenspreise unbidingt berechtigt, wobei die Ver teuerung durch die Hevbergssteuern nicht berücksichtigt ist. ' Der Landesausschuß des Sächsischen Handwerk« hält am 15. April, vormittags >411 Uhr, im Dresdner Konzerthause auf der Neitbahnstraße seine ordentliche Mitgliederversamm lung ab. Auf der Tagesordnung stehen u. a. zwei Vorträge: „Belebung der Bauwirtschaft und die Aufgaben der Bauge nossenschaften des Handwerks" (Referent Baumeister Schu- michen) und „Kredit- und Genossenschaftsfragen im Handwerk" (Referent Dr. Dermietzel). * Bezirksobstbauverein. Baumpflegekursus des Oberamtsstraßenmeisters Beilicke Mittwoch, den 16. April, nach mittags 2 Uhr, im Garten des Forstrentamtmanns Beyer in Schwarzenberg, Bermsgrüner Straße 1. Weitere Teilnehmer sind willkommen. Anmeldungen fiir den Sonntagskurfus wer den noch angenommen. " Das peue Frauengefängnis Waldheim. Nachdem die Gefangenenanstalten Hohnstein und Boigtsberg aus Erspar nisgründen geschlossen sind, ist die Gefangenenanstalt 2 Wald heim, die einen von der Hauptanstalt (1) vollständig getrenn- ten Gebäudekomplex bildet, zu einem Frauengefängnis ausge staltet worden. In der Gefangenenanstalt 2 Waldheim (Frauengefängnis) werden in der Hauptsache weibliche Gefäng nis-Gefangene (Erwachsene und Jugendliche) und nebenher in einer von der Eefängnisabteilung vollständig getrennten Ab teilung weibliche Zuchthausgefangene untergebracht. Im Frauengefängnis Waldheim werden nur langzeitige Freiheits strafen vollstreckt. Aue, 14. April. In den hiesigen evangelischen Gemeinden wurden insgesamt konfirmiert 205 Knaben und 233 Mädchen. In der N i k o Ia ik irch e konfirmierte Pfarrer Leßmüller 37 Knaben und 41 Mädchen, Pfarrer Oertel 66 Knaben und 73 Mädchen, Pfarrer Herzog 51 Knaben und 64 Mäd chen. In der Friedcnskirche wurden durch Pfarrer Meusel 51 Knaben und 55 Mädchen konfirmiert. Aue, 14. April. Am vorigen Mittwoch nachmittag er eignete sich in der Nähe des Gemeindeamts Auerhammer ein bedauerlicher llnglückssall. Zwei Geschirre der Fa. F. A. Lange suchten einander zu überholen. Dabei fuhr der eine Eeschirr- führer soweit auf die Laufbahn, daß zwei Frauen und ein Mädchen an eine Bretterplanke gedrückt wurden. Die Ehefrau Ahuis aus Neustädtel erlitt einen Unterarm- und Rippenbruch und eins Lungenverletzung. Sie mußte ins Kreiskrankenstift Zwickau überführt werden, wo sie schwerkrank darniederliegt. Schwarzenberg, 14. April. In der Stadtverordneten sitzung wurde mitgeteili, daß das Ministerium die Unterstellung unter die Kreishauptmannschaft auf weitere 5 Jahre geneh migt hat. Bei der S t ad tra tsw ah l werden von den Bürger lichen 14 Stimmen, von der KPD. 10, von den Sozialdemo kraten 2 Stimmen abgegeben. Da 9 Stadträte zu wählen sind, ergibt sich die Teilungsziffer 3, so daß die Sozialdemokraten leer ausgehen, dis Bürgerlichen 5, die Kommunisten 4 Mit glieder im Rute bekommen. Es sind dies die Herren Heilig, Klopsch, Fischer, Hermann und Hempel von den Bürgerlichen und Schreiber, Pinkes Lein und Rennau von den Komnm- nisten. Die Ausschußwahlcn gehen ziemlich reibungslos durch Zuruf vor sich. Gegen die Stimmen der KPD. werden nach träglich die Mittel für 15 Bänke fiir eine zweite Sexta in der Realschule bis zur Höhe von 500 Mark bewilligt; ebenso die Paketzuführküsten für April, wobei mitgeteilt wird, daß die Post vom 1. Mai die Zufuhr aus eigenen Mitteln wieder vor nehmen wird. * Oelsnitz k. B. Der völkische Block hatte für Freitag abend eine Versammlung nach dem Schützenhaüs einberufen. Bereits um 7 Uhr war der Saal von etwa 600 Kommunisten gefüllt. Als die Anhänger des völkischen Blocks erschienen, entstand eine wüste Schlägerei, wobei Stuhlbeine, Gläser, Flaschen usw. als Waffen dienten. Es wurden 5 große Fen sterscheiben zerschlagen und etwa 200 Stühle zertrümmert. Erst als Sipo aus Plauen eintraf, wurde die Ruhe hergestellt. " Wilsdruff. Während der Nacht sind in Sora von der Kirche, der Pfarre und dem Schulhause die Blitzarbeiterspitzen gestohlen worden. Schneeberg, 12. April. Sächsische Landesbühne. „Der kühne Schwimmer" von Franz Arnold und Ernst Vach. Dieses Stück hat wochenlang großstädtische Theater gesüllt. So an spruchslos ist man geworden. Je leichter und oberflächlicher, desto begehrlicher ist heute die „Kost". Man hat mit der Zeit eine ganze Reihe Lustspiele und Schwänke kennengelernt. „Der kühne Schwimmer" setzt aber allem die Krone auf. Daß unsere Lustspieldichter auf den Hund gekommen sind, wurde uns gestern handgreiflich bewiesen durch einen richtiggehenden Dackel, der in seiner Hundewürde handelnd in das Stück ein- griff, nachdem von ihm im Stück mehreremal des langen und breiten die Rede ist. Schließlich wird seine „Person" so wich tig, daß sie das Glück zweier Menschen bedeutet. Außer dieser Hundegeschichte spielt noch die kühne Tat eines Schwimmers die Hauptrolle. Diese Geschichte ist ganz nett erfunden und wäre weit wirkungsvoller ohne Mitwirkung des liebeshung rigen Dackelpaares. Schließlich lacht man auch über den größten Blödsinn, namentlich, wenn dieser in annehmbaren Dosen der- gereicht wird. Ottbert als Otto Häberlein gab uns gestern mehr als genug. Es war wirklich ein Ehrenabend für Ottbert, der die Sächsische Landesbühne mit Ablauf der Spielzeit ver läßt. Es schien, als ob er seinen Abschiedsabend zu einem Kußbenefiz machen wollte. Nun, sie seien ihm gegönnt! Mit Ottbert verliert die Landesbühne einen ihrer besten, der nur schwer wieder zu ersetzen sein wird. Im Schauspiel wie im Lustspiel haben wir die mannigfache künstlerische Begabung Ottberts kennen gelernt. Ja, man konnte sich einen Abend ohne ihn gar nicht denken, und eine gewisse Enttäuschung wollt« Platz greifen, wenn sein Name nicht mit auf dem Zettel stand. Der zahlreichen Theatergemeinde Schneebergs hat Ottbert die Jahre her unendlich viel gegeben. Dank, herzlicher Dank sei ihm auch an dieser Stelle gesagt. Der nicht endenwollende Beifall und die Rufe „Ottbert, Ottbert, dableiben", bewiesen deutlich, daß er den Theaterbesuchern ans Herz gewachsen war. Beste Wünsche für ein ferneres Wohlergehen begleiten ihn in seinen neuen Wirkungskreis. Zugleich mit Ottbert galt es gestern wieder auf lange Zeit Abschied zu nehmen von der Sächsischen Landesbühne. Ar. so. 15. AptU 1S24. Adel im BauerrMuk. Roman eines Westfalen von Georg Heinrich Taub. >45. sioryebung.» „Sie würden also kein Buch schreiben: Wenn Chri stus nach Berlin käme? und darin mit der Wahrheits liebe eines Lichters Lie Wunden berühren, an denen der Organismus Berolinas krankt?" „Nein! Denn Zuhälier und ähnliches Gelichter sind in meinen Augen keine Nomanfiguren." „Keine Helden und Heldinnen! — aber doch auch Menschen, nach Gottes Ebenbilds geschaffen und be stimmt, zu seiner Anschauung zu gelangen! So tief sie lm Schlamme waten und so abgrundschlccht sie werden mögen, — sie bleiben doch Menschen! . . . Sehen Sie — es mag Ihnen eine Absonderlichkeit dünken — ich nehme sedoch keinen Anstand, es Ihnen schon jetzt zu sagen: die Geschichte dieser gefallenen Geschöpfe zu studieren, das ist meine selbsigewühlte Lebensaufgabe. Sie sehen mich erstaunt an, weil Sie sühlcn müssen, daß ich bei leibe nicht mit jenen verkehre, wie es Lüstlinge zu tun pflegen . .. schon allein der Gedanke an die abscheulich sten Krankheiten, die für solche unausbleiblich sind, müßte jeden davon abhalten, selbst wenn keine ethischen Gründe mitsprächen!" Lhedo Starke saß da in innerlichem Erstaunen. Unwillkürlich verglich er bei sich den Professor mit jenen ehrwürdigen Gestalten, in denen uns Torees Mei- perstist die Propheten des Alten Bundes vor Augen führt. Etwas seltsam Unerbittliches, Strenges sprach ihn auS des Alten Stimme und Wesen an. Ohne jedoch den Sprecher zu unterbrechen, folgte er aufmerksam des sen Worten. „In neunzig von hundert Fällen." fuhr W_ke- NiuS fort, „sind gewissenlose Reiche die Verführer. Denken Sie an die schmachvolle Behandlung, denen die Angestellten in den großen Kaufhäusern ausgesetzt sind. Lenken Sie an die tausend Gefahren, denen die Zimmermädchen in den Hotels so' oft unterliegen!.. »Feider nur zu wahr!" „Ja, wenn man vierzig Jahre hier wohnt." „Verzeihen Sie meine Frage — wie Sie dazu gekommen sind, gerade solche Studien zu machen, Vas Würde.mich interessieren." „Wie ich dazu gekommen bin? Ja, mein Herr . .. das ist eine lange Geschichte. Noch niemand hat fie ans meinem Munde gehört . . ." Um jedoch einer Entschuldigung des Gastes vorzubeugen, fuhr der Pro fessor forr: „Ditte — ich bin durchaus nicht verletzt . . . ms Frage lag ja zu nahe. Ich habe allein die Schuld, da rch fa das Thema anschnitt. Sehen Cie, andeu ten will ich s Ihnen ja: Jemand, der mir nahestand — ia, sehr nahcstand — wurde eines Tages das Opfer emer solchen Lerführung . . . Wissen Sie, lieber Herr, das tut weh! ... Einen solchen Schmerz heilen auch die Jahre nicht! — machen einen vielmehr im besten Falle zum Menschenfeind — wenn nicht gar zum Narren . .. Vielleicht, wenn wir uns näher kennen, spreche ich Ihnen nochmal davon. Kommen Sie jedenfalls öfter zu mir. . . Vielleicht weiß ich Ihnen noch sonst von diesem oder jenem zu erzählen ... keinesfalls aber wenn es Sie langweilen sollte." „Ich würde nie Langeweile empfinden können bei Ihnen und nehme Ihre Einladung gern an," entgeg nete Starke höflich und kehrte dann, nach herzlichem Abschied, in seine Klause zurück. stehe vor einer niederen Holztüre, von de«' der Farbanstrich abbröckelt. Hier — vier Stock hoch — wohnt jemand, der mir nahe steht: mein« Freun din — armer Leute Kind. Ein Herz wie Gold . » Ihr Bräutigam ist da, zum zweitenmal sehe ich ihn, hoch aufgeschossen, mit unruhig-flackernden feu rigen tiefliegenden Augen — ich werde fie gewiß nioi vergessen. Er sieht mich so eigen an» streicht den kecken- Schnurrbart, als ob er sagen wollte: zeige mal eine ähn» lich stolze Mannerzler, wie ich sie trage; er reckt sein« stolze Figur noch höher und blickt auf mich hernieder^ Doch reicht er mir die Hand; aber — wie nuv ein rei cher Bierbrauersohn einem armen Leusel von Gelehr* ten die Hand reicht... / Nicht so begrüßen mich'die Eltern. Sie gewin« nen und verlieren nichts, wenn sie artig zu mir sind« Mit der Mutter schlürfe ich eine Tasse Mokka. Dem Va« ter kann ich die Zigarre nicht ab schlagen. Ich nehme sie» ahnungslos, daß der Brauer sie ihm geschenkt hah Aber wie ich so rauche, tauchen in meinem Herzen alt« Erinnerungen auf und werden lebendig. Ich fühle sie wieder hcranschweben — die fürchterlichen, dunklen Schatten, die immer mein Haupt umschweben, wenn eins Stunde der Prüfung mich überkommt. Mir wird plötzlich so weh ums Herz, daß ich weinen möchte. Und dann die unerträglich heiße Luft, ich kann sie nicht mehr atmen ... „Hast du unseren Balkon schon gesehen?" fragt mich meine Freundin leise. Ich verneme. „Folge mir!" Nun stehen wir allein auf dem welchen Asphalt« boden des Balkons. Zitternd heiß quillt die staubige, fürchterliche Luft in dem Hofschacht herauf. Mit de« rechten Hand führe ich ein. Tuch über meine schweißbe« deckte Stirn; die Linke überlasse ich meiner Freundinj sie drückt aufgeregt meine Finger. Sie zittert... „Du bist so seltsam, Trude ..." ' !! Da richtet sie sich vor meinen Augen auf.» ihr Blick glüht, ihr Atem keucht. .. Und wie sie meine« erstaunten Blick gewahrt, sinkt sie wieder in sich zw, sammen. „Was ist dir doch?" Reustädtel, 14. April. Die Bäcker Johannes Martin von hier und Ernst Friedrich aus Lindenau haben die Meister« Prüfung bestanden. § vermsarün, 14. April. Die Gemeindeverordneten wähl ten mit 6 Stimmen der Kommunisten gegmr 3 Stimmen der Rechten Herrn Alfred Fedgenhauer aus Falken«, bei Flöha -um Bürgermeister von Bermsgrün. Zwei Wochen später, als einmal Wakenius zu Starke heruntergekommen war, sagte er plötzlich, ohne die üblichen Höflichkeitsphrasen zu machen, von denen er ein abgcschworener Feind zu sein schien: „ES mag sie sonderbar anmuten, Herr Starke, — aber ich möchte Sw trotzdem bitte», mir zu gestatten, Ihnen eine Skizze vorlesen zu dürfen, die ich früher einmal schrieb." „Ich werde Ihnen mit Vergnügen zuhören!" ent gegnete Starke, der durch das Angebot seines Besuchers gar nicht einmal sehr überrascht war. Und mit anfangs monotoner, später lebhafter sa zeitweilig schmerzbewegter Stimme begann der Alte, der ein Manuskript aus der Tasche herausgenestelt hatte, zu lesen: „Wer kennt nicht die hohen engen Höss der Groß- stadthäuser? Diese öden Luftschächte» in denen im Som- m?r der glühendheiße Atem der glutsprühenden Stein wände zitternd emporquirlt, sengend, erstickend ... Ich komme in die Großstadt zurück, die ich im Gram verlassen. Als ich wieder diesen drückenden Lufthauch einatme, bin ich mit einem Schlage Mieder traurig, tief» traurig. Oerittche Angelegenheiten. s * Der gestrige Palmsonntag war ein richtiger Apriltag. Graue Regenwolken umschwebten den Himmel, durch Regen schauer mußte sich der jubelnde, lockende Ruf der Glocken den Weg in die Weite bahnen, und nur zuweilen brach ein Heller Streif leuchtendes Sonnengold durch die herbe, rauhe Stimmung des Tages. Schneeflocken fielen auf die neuen schwarzen Ehrenkleider und selten nur sah man auf den Straßen die jungen Menschenblüten, die halb Kind noch, halb schon erwachende Eigenpersöulichleit, diesem Palmsonntag sein eigenartiges Gepräge geben. Es war, als ob das gestrige Palm- sonntagsfest den an der Schwelle des großen Lebens Stehenden eine ernste Mahnung geben wollte: das Leben, in das ihr nun tretet, ist nicht eitel Sonnenschein und Frühlingsblütenglück. Ls ist Kampf! Und der trüben, dunklen Stunden sind mehr denn der Hellen! Ihr müßt euch durch Sturm und Wetter Hin durchkämpfen zunl Sonnenland eines stillen Glückes! Aber die jungen, tatfrohen Menschenseelen haben natürlich die ernste Mahnung nicht verstanden. Zu felsenfest ist ja in ihnen noch der Glaube an das Leben, die Hoffnung auf das Wunderbare, und den entgangenen Spaziergang durch die Straßen, um sich von den Jüngeren bewundern und von den älteren als nun Ihresgleichen sehen zu lassen, hat die Vereinigung im Eltern- Hause ersetzen müssen. Und auch das wird noch in später Zeit für manches junge Menschenkind eine selige Erinnerung sein, denn für gar viele öffnet sich heute schon die Tür in die Welt, und noch lange werden in ihnen die Worte nachklingen, die mit gütigem Lächeln gestern der Vater noch einmal sprach, werden die guten Lehren sie erfüllen, die ihnen gestern die Mutter gütig und verträumt lächelnd und zum letzten Male kosend über ihr Haar streichend mit auf den Weg gab.