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Erzgebirgischer Volksfreund : 03.04.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192404038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19240403
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19240403
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-04
- Tag 1924-04-03
-
Monat
1924-04
-
Jahr
1924
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 03.04.1924
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Es« sMge «KV enkMeHtn bejaht. Mochte» M« zmn Begin» de» vornurrsches nach Berlin noch Wochen oder Monate vergehen, ein Zurück «ab es nicht mehr, die Ausführung hatte begonnen. Ob jektiv ist daher der Tatbestand des 8 81 Ziffer 2 und de» 8 82 de» Reich»strasgesetzbuche» gegeben. Bezüglich de» Einwande» der Ange- Nagten, »» habe sich, weil Kahr mit von der Partie gewesen sei, um »inen legalen Akt gHandelt, auf alle Fäll« habe ihnen da« Bewußtsein der Rechtswidrigkeit gefehlt, gesteht da, Gerücht chnen in subjektiver Hinsicht zu, daß sie mit Ausnahme von Prrnet und Wagner, die sich um diese Dinge bis zum 8. November kaum viel gekümmert hrben, bi» kure vorher der Meinung waren, auckKahr, Lossow und Seißir beabsichtigten einen Marsch nach Berlin. Objektiv ist all das bd,u tu ng s los. Daß au» alledem mindestens Hitler nicht das Bewußtsein von der Legalität seines Handelns geschöpft hat, geht aus seiner am ersten Derhcmdluugs- tage gemachten Schilderung von den Vorgängen im Nebenzimmer hervor. Ob die itbrigen Angeklagten di« Sachlage ebenso klar erkannt haben, mag dahingestellt bleiben. DI« Angeklagten können bei ihrem Bildungsgrade ganz unmöglich angeirommen haben, daß Kahr in Bayern absoluter Herrscher etw« im Stile Ludwig» X1V. oder sein Nachahmer sei. Nach den Ausführungen sind also Hitler, Weder, Kriebel und Pöhner als Mittäter, Brückner, Frick, Röhm und Pernrt als Gehilfen zu d e st r u f e n. Die B-mründuiH führt weiter aus, daß die Prüfung auf das Notrecht und Len Notstand völlig fshlgeht, und kommt sodann zu Ludendorff, der in seiner Verteidigung eine S o n d e r st e l l u ng einnchme. Auch er erklär« zwar gleich L 'n übrigen, daß er mit Kahr, Lossow und Seißer gehen wollte; diese Erklärung hat aber bei ihm »inen geradezu entgegengesetzten Sinn. Tatsache ist, das; der Gedanke einer Schaffung einer Neichsdiktatur auf vielleicht nicht ganz genmltlofem, jedenfall» aber nicht verfassungswid rigem Wege von den dreien ausgiebig erörtert worden ist. Die wenigen Mitangeklagten, die bei derartigen Erörterungen zugegen waren, scheinen dem Gedenken wenig Aufmerksamkeit gewidmet zu haben, wohl aber ist Ludendorff bei seinen Besprechungen mit Lossow darauf «ingegangen Le hat dafür sogar eine eigene Benennung ^Patentlösung" geprägt, dem Driv.nksn auch sein« Unterstützung zugesagt und sich selbst imi die Gewinnung tragfähiger Namen aus'dem Neiden bemüht. E» ist deshalb nach Urberzengung des Gerichts dir Behauptung Ludendorff» sicher wahr, daß er, als er am Abend d-s 8. November in den Burgeibräukeiler geholt wurde, an nichts anderer oelmcht lx>t, als baß berGedankederNeichs- Diktatur im Kahrscbrn Linne greilbare Gestalt angenommen . Don Scheubner-Nichter und seinem Lliessohnr Peruci kann er u:-k der Fahrt zum Bürgecbräukeller auch nichts Gegenteiliges cr- iob.nr haben, denn diel« wußten ja selbst so gut wie nichts, weil sie sryou bei Beginn der Aktion weggefahren waren. Daß die Frage, ob rationale Negicnurg im Hitlerschen Sinne oder Direktorium im Knhrschsu'. Sinne durch di« Absetzung des Neichspräsidentou und der Reichsregierung schon im Hitlerschen Sinne gelöst war, als Ludendorff dos No>rn-immer betrat, war ihm also nicht bekannt. Nu» diesem Gründe besucht er mich aus den Erklärungen der drei Herren, mitzutun, nicht die Erkenntnis geschöpft zu haben, daß die Zusage sich mcf den Hitberfchen Plan bczoz. Der Entschluß Kahrs, die S t a t t h a l t e r s ch a f t d « r Monarchie zu übernehmen, be zog sich ans eine Layrl sch e Angelegenheit, bei der Ludendorff nicht mitwirken wollte und auch nicht miegewirkt hat. Endlich ver stieß die Annahme des Amts als Führer der nationalen Armee nicht gegen die Verfassung. Nun hätten allerdings Ludendorff bei den Reden im Saale die Augen ausgrhen müssens denn dort wurde die verfassungswidrig« nationale Regierung hergestellt. Aber eins ganze Reihe von. Augenzeemen erklärten, Ludendorff sei so er griff e n oewrsen, daß erauf die Dorgängr kaum g e - achtet hab». Zn der Folge hat er sich in der Hauptfach« rein passiv ver halten, jedenfalls keine vc-rfassungsäudernden Handlungen vorge nommen oder solche gefordert. Gin« Teilnahme an dem Propaganda zug hatt« nach seiner glaubwürdigen Erklärung nicht dis'Bedeutung, das Hitler'che Unternehm:» noch in letzter Stünde zu reiten. Sonach nimmt Ludendorff in der Tat eine gegensätzliche Stellung nicht nur zu den M i ta n ge k l ag t e n, sondern auch z» Kah r, Lossow und Seißer ein. Seine im Vurgerdräuleller gebrauch!: Nedewc:rdu:w, er Handl« krast eigenen Rechts, bedeutete nach seiner eigenen Erklärung nichts anderes als eine Wlehnung der Gefolg schaft Hitlers. Hochverrat liegt also bei ihm nicht vor, auch nicht Beihilfe. Sriir« Tätigkeit erfüllt überhaupt nicht den Tatbestand einer strafbaren Hairdlung, weshalb er freizusprechen war. Bezüglich der übrigen Angoklagten wird ausgeführt, daß sie bei ihrem Tun von rein vaterländischem Gerste und dem edelsten selbstlosen Willen geleitet waren. Das rechtfertige ihr Borge!«» nicht, aber es gibt den Schlüssel zum Verständnis ihres Tuns. Leit Jahren waren sie darauf eingestellt, baß drr Hochverrat von 1918 durch eins befreiende Tat wieder wett gemacht werden müßte. Ihren offen bar d a hi n z i e l sn d r n Bestrebungen ist nicht mit der nötigen Entschiedenheit entgegengetretrn morden. So kam es zu einer Entwicklung drr Dinge, die die Tat gebären mußten, weil dir so gerufenen Geister sich nicht mehr bannen ließen. Das Gericht kann deshalb auch nicht annohmcn, daß der U-berfall im Bürgcro«äukrl!er einen bewußten Wortbruch eines der Angeklagten bedeutet. Beklagenswert sind die sichtbaren Folgen der Tat, der Tod und die Verwundung einer Neih« vaterlandsbegsisterter Männer. Tas Gericht will sich nicht darüber äußern, ob wohl ein Unheil verhütet worden wäre, wenn Herr v. Kahr dem am 7. Noxunbrr gräußerte» Wunsch Hitlers um Gewährung einer Unter redung oder der um di» gleiche Zeit gegebenen Unterredung des Kommerzienrats F-ntz zu einer Aussprache zwischen Hiller und Kayr nach der Versammlung im Dürgsrdräukeller entsprochen hätte, oder wenn dem Verlangen Hitlers zur Mitwirkung «in bestimmtes Nein der drei Herren entgegengesetzt worden wäre, oder wenn der von den Angeklagten in der Nacht vom 9. Novembe unternommenen wiederholten Versuche» zur Klärung der Lag« auch nur das geringste Entgegenkommen gezeigt worden wäre. Allen Strafmiiderungsgründsn stehen aber auch gewichtige Straf- orschwerungsgrüude gegenüber. Di« weitere Durchfurruug drs Unter nehmens hatte, die Gefahr eine» V ü rge r k r i eg c o heraufdesctwore», schwer« Störungen des Wirtschaftslebens des gesamten Volkes und vermutlich auch außenpolitisch: En'Wicklungen herbeigeführt. Boi Ab wägung all dieser Umstände sind den Angerlaalen mildernd». Umstände zugebilligt worden. Bezüglich Hitlers wirb noch weiter dararss hingewiesen, daß er D e u t s chö st e r r e i ch e r ist, sich aber al» Deutscher betrachtet. Auf einen Mann, der so deuisck denkt und fühlt, der freiwillig 4^ Jahrs lang im deutschen Heer« Krieys- dienste geleistet, der hervorragend« Tapferkeit vor dem Feinde os- wiese», verwundet und'schöner au der Gesundheit geschädigt uerd vom Militär in di« Kontrolle de» BezirksLommando» München entlassen roovden ist, kann noch Auffassung des Gericht» die Vorschrift des Z 9 Abs. 2 der NcpuiüUfchutzgssetzes ihrem Sinn« und ihrer Zweck- bsstimmung nach keine Anwendung finden. Nach dar Urteilsverkündung e-ssucht- Rechtsanwalt Roder um I das Wort zu einem Antrags aus A u fh e b u n g d s r H a" t b s f e b l» . gegen Hitler. Der Vorsitzende bemerkte, t-aß da« nickt zur Zn- j slimdigkeit de» Gerichts gehöre. Mit der Derkünbunn de» Urteil, sei § sofort die Rechtskraft eingctrcün. Lin Antrag aus Aufhebung eins» , Haftbefehl» ist außerhalb der Sitzung an den Lta-ts arm-alt zu richten. Jedes weiter« Wort »wre daher zwecklos. Der Vorsitzende schneidet! weitere Erörterungen des Aarlsldigers ab. Sodann erchob sich L ud « n d o r fs mit den Worten: Ich emp - find« die Freisprechung al« eine Schande, weil meine Kameraden v«rurt«iltworben sind. Da, hat dieser Ehre »rock nicht verdient. (Im Zlchörerraum stllr- mische Hrilruft). Vorsitzender: Ich weise dir'« Ludendorffs al» gröbliche Ungehörigkeit zurück; ebenso die UiigolArigUit d-s Publikums wegen seiner Beifallskundgebungen. Ich bin nicht in der Lag«, fest- zuftell^ wer gerufen hat, sonst würde ich di« Ruser in sine Ord» 7 Oerlliche Angelegenheilen Nürnberg, 1. April. Die Nangierarbriter im Rangier» bahnhof Nürnb-ro haben dis Arbeit niedsrgelegt, n^il ihre Fordiruna auf WicdeninsühnuH de» Achtstundentages abgelehnt worden < Mönchen, I. April. Bei der Urteilsverkündung im Hitlsr-Prozeß fehlte von den 10 Angeklagten Oberlandesgerichtsrat P o e h n e r, der erkrankt ist. Die Straßen der Stadt zeigten am Abend wieder das gewohnte Aussehen. , * Blaufarbenw-rk Oberschlema. Das Finanzministerium hak folgende Bestimmung getrosten: Mit Wirkung vom 1. April an ist di» Oberleitung über das staatliche Blaufarbenwerk in Oberschlema dem Oberbüttcnam!« in Freiberg übertragen wordrn. Das Ober hüttenamt führt von dem gleiche:? Tags an die Bezeichnung: Dene» raldirelston Ler staatlichen Hütten- und Maufarbenwerke. " Leipzig. Montag abend veranstaltet« der koloinal« Iu^u^und Lcipüg im Zoologischen Gatton «ine Mumarckseier. Im lr^tkn Teil der Veranstaltung kam es zu erheblichen Störungen durch K,mmu- n i st e n, wobei 25 Personen mehr oder rvenlger schwer verletz" wurden. Lins Grupnr kvmmunislisch«r Mtivisten dmng Mit Knüppeln und Stöcken in den Saal nnd schirmen blindlings auf dis Teilne'nner ein. Die sofort eingreifende Polizei stellte zwar bald die Ordnin g wieder '»rr, könnt: aber nickck rsrhind-r», daß aus der Straße dis Balgerei ihrs» Ferlaang nahm InznSchc» rückten auf Lastautos DsrsiärLrmaen der Valizei keran. bis auf der Straße sich postier en. L>rrz nach d-m Lint-efsen dieser Manusckaften erschollen au« drr Ainstraßo und vom Alten Tl'ea^er ber Hilseruse von Teilnehmer» der «"ismarck. feier die vo» den Ruhestörern aufs lchwcrste bedroht wurden Hmwt- 'ücblich wurden P-rPn-n argegrisisn, dis durch ihr« Tr^t auf- fiel?» und für Hitlm-leute gestalten wurirn. Don den Sö Vorletzten mußte» drei der anscheinend mit Lissnstangen geschlagenen dem Krankenhaus z^eführt werden. Der frangsslsche WiederanfbanTandal. Pe.r'^, 1. April. Der Miebsraufbanskaudal kam gsstecn in der französischen Kammer zur Auesprach«. Drr sszialisiiicbe Ab- gcordnsk Ing Hal, riüt-is sckarfs Angriffe ge,z«n dir Negierung. Nach seinen Mitteilungen sind über 900 Detruorprozesse eiugelcttct. 13 Milliarden für den Wiederaufbau seien verschwunden. Zu Liste hätten einig: 30 Zugewanberte, die nie in Liste gewohnt hat- ten, Gelder für' die Errichtung von Wohnhäusern und Villen er halten. Finanzminister Marsel- versprach sä^rsst« Sühne, wenn sich die erhobenen Anschuldigungen al» wahr erweisen würden. Ane, 3. April. Di« Landeskirchliche Gemeinschaft im Freistaat Sachsen hat die Pillingsche Heilanstalt mit dec Gärtnerei und de» Feidgruubstäcken am Niedsrschlsmasr Weg kauft'ch erwor ben. Nie Laudeskirchlich- Genr-inschaft bimbsichtigt ihrs Diakonissen» anstatt in Nathrn nach Au« zu verlegen, außerdem soll hier ein Er holungsheim errich'et werden. Als Kaufpreis wird eine Summe von über 300 000 Mark genannt. Aue, 2. April. Mit dem neuen Schuljahr, da- vo» jetzt an immer mit dem 1. April beginnen soll, sind an den drei Auer Bür gerschulen insgesamt 109 Schüler ausgenommen worden, und zwar an der 1. Bürgerschule 18 Knaben, 18 Mädchen, an der L Bürger schule 3ö Ku-, 30 M„ an der 3. Mirgreschule 30 Ka., 32 M. Zum Beginn drs Schuljahres 1923 wurden 160 Schüler ausgenommen. Es hat sich also ein -gering« Zunahm« ergeben. Aue, 2. April. In festlicher Weise beging die Kirchgemeinde Klösterlein - g «l Ie am Sonntag Laetare das zehnjährige Ki r ch we ih j u b: I ä u nr. Am Sonnabend war der Festtag eiu- geläutst worden. Sonntag um 9 Uhr brachte ein khiner Festzug unter Vorantritt des Auer Posaunenchors mit Pfarrer und Kirch- gemrindevertretunq und Abgeordneten der Stadt die Fahnen der Gemeinde zur festlich geschmückten Kirche, die von der Festgemeindr dicht gefüllt war. Und nun begann ein höchst stimmungsvuller Fest- gottcsdisnst. Astes stimmte festlich: die Orgelklänge, die Kantor Kern seinem herrlichen Werk entlockte, die Posaunenvorträgr und die beiden Einzelgssänge von Frl. Margarete WunderliG- »öchwar- zeuberg, die mit wunderbar reiner Stimme und tiefer Empündung geboten wurden. Die Festpredigt von Pfr. Meusel brachte zu- uächst das tiefe Dankgsfühl der Gemeinde zum Ausdruck, dan: legt: sie der Gemeinde auf Grund des herrlichen Laetaretextcs, Psc'lm 23, dar, wie uns das Gotteshaus mit Gotteswort und Gottesdienst solch fromnus Erleben vermitteln will und wie der Psalm der beste Aus druck für unser frommes Erleben ist. Ein Fsflgottesdieust ver einigt« eine große Schar von Kindern im Gotteshaus:. Am Abend sand eine musikalisch-liturgische Feier statt, ein: Wiederholung des Abendgottssdienstes am Wsihstag vor zehn Jahren. Auch sie war sehr güt besucht. „Segen, im Gotte-Hause" war der Leitgedanke, und die ganz vorzüglichen Vorträge der Orgel und des Kirchenchors, ver bunden mit Gsmsindcgesäugsn und Vorlesungen brachten ihr der Ec- gsmcinde zum klaren Bewußtsein. Aste Veranstaltungen sollten und konnten im Herzen drr Gcmsindsglieder den Vorsatz lebendig machen, den der 23. Psalm zuletzt ausspricht: „Ich werde bleiben M Hause des Hrrrn immerdar!" In den Kollekten spendete die Gemeinde lmchlich 110 Mark. Schneeberg, 2. April. Der zum Vorstand des hiesigen Amtsge richts ernannte Awtsgerichisrat von Scheibner wird: heute vormittag durch den Landgrrichtsprösihenten Dr. Wagr-er-Fwickau feierlich in sein Amt eirnzewieftn. Schwarzenberg, 2. April. Di: Entlassungsfeier für die abgehenden Gewerbe- und Handelsschüler fand am 23. und 29. März statt. Gesäuge, Godichkwrtrcige und Instrumeutaldarbic- tungen seitens der 'Schüler verschönten die Feier. In seiner Festrede, ausgehend von dem Worte: „Es ist ein köstlich Ding, daf.^das Herz fest werde," sprach der Direktor der Schule, Oberstudienrat S ihm i d t, von der Festigung des Willens und von der sittlich freien Persönlich keit. Mr vorzügliche Leisttmgen kannien einer Reihe von Schülern wertvoll: Duchpreiir gegeben werden, die zum Teil von ei sigen Ver einen gestiftet uwvdcn waren, so vom DHV., GDA. und den Vereini gungen ehemaliger Andels» und Gewerbeschüler. Durch Preise wurden ausgezeichnet: in der Handelsschule Max Schreier und Hilda Hilbert, aus der Gewerbeschule'der Werkzeugschlosser Hans Kunz, d-r Maschinenschlosser Friedrich Kirsten und der Geometer Wilhelm Wei dauer. Acht Schülern u:rd Schülerinnen der Handelsschuli und fünf zehn GewerLo'chülern konnte eine öffentliche Belobigung ausgesprochen werben. Im Namen der Abgfhcnocn sprachen der Handelsschüler Map Schreier und der Goweübeschüler W. Weidauer. Hierauf rmrdeu die Abgehenden aus dem Debbande der Anstalt entlassen, und zwar aus der Handelsschule 64 und aus der Gewerbeschule 127. Außerordent lich rege war in diesem Jahrs der Besuch der Ausstellung; am Sonn tag vor allem waren es viele Hunderte, nicht nur aus Schwarzen berg, sondern auch aus der gesamten Umgebung, welche die Hand arbeiten, die in.3 Zimmern ausgestellten Zeichnungen und Äe schrift lichen Arbeiten besichtigten: ein Beweis dafür, welcher Anteilnahme sich dis Arbeit d-r Schule erfreut. — Dir Schule könnte bisse Ostern eigentlich einen Gedenktag feiern; denn 10 Jahre sind es nunmehr her, daß sie selbständig geworben ist; 10 Jahre eines damals nicht geahnten Aufschwunges liegen hinter ihr, eines Aufschwunges, der am augenfälligsten wird, wenn man die Echülerzahlen von einst und heute gegenüberstellt; wurde di« Schule damals von ISO Sb ülern be sucht, so "umfaßt die Handels- und Gewerbeschule heute 64k mit Zu rechnung ber Teilnehmer an den Abendkursen sogar weit über 700 Bciucher. Wie jedes Jahr, so war auch diesmal für die a -gelumdcu Schüler und deren Eltern in dir „Sonne" in Mldcnau sip'sehr gut besuchter stnterhaltungsabsnd veranstaltet worden. Instruueniawor- tri»ge, ausgezeichnet gesungen« Liss« der Mädlhouabtei! mg und heitere Gedichte wurden geboten. Besonderen Beifall fanden 2 Volks- tanz: und ein reiz:nbss Tan>paar „Meißner Porzellan". 2 en Höh-- mmkt des Abends aber bildete der vortrefflich gespielte und an Situationskomik reiche Schwank: „Freigssprocben." Alles m allem ein gut grl"ngoner Abend, dessen sich noch mancher Besucher gern er innern wird. El« Zwischenfall, München, 1. April. Nach Beendigung de» Prozesses kam »» mrs dem Koßkidor der Kriegsschule zu einem Zwischenfall. Regie- rungsrat Dalß von der Münchener Polizei fordert« Ludendorff au» Sicherheitsgründen auf, fein Auto nicht ans der Straße, sondern im Hof des Gebäudes zu besteigen und nicht auf drm gewohnten Wege durch die Stadt, wo bereit» Tausende den General erwarteten, nach Lrrdwigvhöhe znrückzufahren, sondern einen Umweg zu machen, Ludendorff widersprach erregt und achtete auch auf di: noch malige Aufforderung nicht. Darauf drängte sich Dalß an ihm vorbei, schritt zur Türe und schloß sie unmittelbar vor dem General ab. Balß setzte sich daraus mit seinen Vorgesetzten in BerLindmrg. Einige Minuten später wurde Ludendorfs der Weg zur Straße freigcgeben. Dort wurde er von der wartmden Menge stürmisch begrüßt. Bei der Säuberung der Dluten'ouAsiraße, welche blaue berittene Polizei vornahm und wobei von den Gummiknüppeln Ge brauch gemacht werden Mißte, wurden einig« Personen verletzt. nungsstrase von drei Tagen nehmen. Vielleicht rann einer der Schutz leute einen der Rufer feststellen. Di« Schutzsnannschaft vermint da». Vorsitzender: Die Verhandlung ist geschlossen« Hamburg, 1. April. De r außerordentliche Parteitag der Deutsch, nationalen Dolkspartei ist heute vormittag hier zusammengetreten. Pari», 1. April. Die „Chicago Tribune* will wissen, die ameri kanischen Sachverständige» Dawes und Owen Nauru, würden am 22. April nach den Vereinigten Staaten zurückrsssm; sir will weltev zu der Erklärung ermächtig sein, die Sachverständigen seien entgegen ander» lautenden Gerüchteck völlig einig, und der Bericht sei einstimmig angenommen worden. Pari», 1. April. Nach der ,Lrunanite" beträgt die Zahl der> Streikenden in der Textil- und Metallbranche im südlichen Be zirk von St. Etienne 20 000 Mann. , Paris, 1. April. Le Trocqusr ist heute zu einer Inspektionsreise in das besetzte Gebiet abgereist. Das Münchener Urteil wird naturgemäß je nach drr Farbe der einzelnen Matter verschieden gewürdigt. Während in der Rechtspresse das Urteil Genugtuung und Drfrisdiguag ausgelöst hat, evgehsn sich die Olhan: d:r Linke» in sclmrsen Angriffen und zum Teil in g«- hässigen Schmähungen. Allen über in dec Beziehung ist :uttürlich der „Vorwärts", drr schreibt: „Die Meldung über die Strafe» hätte nwu zunächst für einen Aprilscherz halten müssen." Das „B: rliner Tageblatt" hält das Urteil für ein« Bankerotierklärung der bay rischen Gerichtsbarkeit, di« selbst angesichts der zahlreichen Fehlurteile in der politischen Strasfustiz unserer Tag« vollkommen beispiellos sei. Die „Vossisch« Z-itung" schließe ihren Leitartikel mit folgenden Worten: „Ludendorff und sein« Freund« stecken schwarzweißrot: Wim pel auf, das Reich aber möge sein schwarzrotgoldenes Banner um- sloren." — Der „Berliner Lo k a l a n zei g e r" meint, „ein be dingungsloser Freispruch des großen H-orfübrers" im Weltkriege war, war da» Recht nicht nur, sondern auch nationale Ehre nnd Würde sorderten." Dis „De «Lsche Tageszeitung" führt aus, es habe sich in Münch:» bei all:» AngeKsgipn um hohe und edle Motive ge handelt, um Motive, von denen man nur wünschen könnte, daß "sie schon Gemeingut des ganzen deutschen Dolles wären. Die „K renz° zeiiung" nennt das Urteil gegen Hitler, Pöhner, Kriebel und Weber bart. Die „Deutsche Zeitung" sieht in dem Urteil den klaren Ausdruck dafür, daß die Volksrichter Adolf Hitler und seine Mtverurteilten nicht als Deibrecher ansehen, sondern als treueste und opferbereiteste Vaterlanbsfreunde, di- aus innerem Drange und edle» Beweggründen gssetzwidrig und wider die heutige Verfassung gchanüclt haben. * D>e Münchener Infanterleschuke nach Dresden verlegt. München, 1. April. Di: das WTZ. hört, wird di: Infanterie- schnle, deren Schüler bekanntlich in den Hitlerputsch verwickelt waren, und in deren Räumen sich der HitUrprozeß abgespielt hat, dauernd von München wcg verlegt worden, sie soll im Herbst nach Dresden kommen. 6MMM8 AZMSWsz ZU MMMöllNSle. Berlin, 1. April. Der deutsch- Botschafter in Paris hat dem Präsidenten der Dotschoflerkonforenz mit Bezug aus dessen Note vom ö. März über die Frag« drr Wiederaufnahme der Tätigkeit d-r inter alliierten Militärkontrollkommissio» heute eine Note überreicht, in der cs hrikt: Dia deutsche Negierung gestattet sich den G-g-nvorschlkg, öi: Durchführung ds< beschränkten Auf gabe der Mikitärkontrolle von vornherein in die Händd eines an deren Organs zu legen, eines Organs, das Gewähr dafür bietet, daß sich die Militä.kontrolle in dieser ihrer letzten Phase in einer Atmosphäre ruhiger Verhandlungen abspielt. Dies neue Kontroll organ wäre auch zeitlich au-drücklich an dir V-reinigung der fünf Punkt« zu binden, wenn man nicht Vorsicht, seine Existenz termin- ockkßig zu brf.'»st«n. Daß Deutschland, abgesehen von den 8 Punk ten, im S»ptember 1922 auch nach der Ansicht der alliierten und asso?,iirrten Rrgierungen mit wesentlichen Teilen des Abrüstungsaktrs nicht mehr im Rückstand war, ergibt nach Auffassung der deutschen Negierung die Kollektivnvte vom 29. September 1922. Tatsächlich ist ia auch beispielsweise von der englischen Regierung wie derholt poffttv anerkannt worden, daß Deutschland, abgesehen von den fünf Punkten, seinen Aorästungsverpflichtungen genügt, insbesondere sein: Wehrmacht unter das zulässige Soll von 100 000 Alaun reduziert und die Abgabe von Waffen und Munition in voll kommen zufriedcuflell-nder Weise durchgesührt hat. Es ist ver ständlich, wenn di- alliierten und assoziirssen Mäcksi. den Wunsch haben, die Frage, ob der deut'che Nüstungssiand heute nocb derselbe ist, wie er sich im Commer 1922 und mindesieus auch noch im Früh jahr 1923 barstellte, einer Nachprüfung zuzusühren, aber man würde in dir Rechte des Völkerbundes eingreifcn, wenn man eine derartige Nachprüfung in die Hand« de» zur Kontrolle des Ab- rüsiungscharakters berufenen Organs der alliierten und assoziierten Mächte legen würde, ans. attsie dem Völkerbund zu überlassen. Di- deutsche Abrüstung soll nach dem Vertrage von Dersaillescküc Vorbedingung für die allgemeine Abrüstung dar- stellen. Die Frage ber Aufrechterhaltung des durch die deutsche Abrüstung geschaffenen Zustande-, gebärt daher bereits in den Rah men der allgemeinen Abrüstung hinein und kann nicht getrennt von ihr werden. Deshalb kann diese Frage schlechterdings nur von der jenigen Institution überwacht und nötigenfalls geprüft werden, deren Obhut durch Vertrag und Bölkerbundspakt die gemeinsamen Inter essen des gesamten Europas anvertraut sind. Dir dsutsch: Negie rung macht den in der Botschafterkouserenz vertretenen alliiert«:: und assoziierten Mächten dab«r den Grg-nvorkchlag daß st« sich zwecks Her beiführung drrjenigrn Unt-rsuchungshanülungen, die, sie im Interesse ihrer Beruhigung über den deutschen Nüstungsstaud für nötig halten, an den Nntdes Völkerbundes wenden. Sache des Völ kerbundes wird «s daun sein, zu prüfen, ob dir Do-au-schmm-x, für dlr Anordnung einer Suezialuntersuchung gemäß Artikel 213 ge- geb-n 'sind. Der Völkerbund wird in der Lag« sein, durch gleich zeitig« Einleitung einer tatsächlichen und allgemeinen Abrüstruws- akllon di« breit« Oeffentl'.chic'it davon zu überzeugen, daß die etwa für uotwenbiq gchaltcncu Unterkuchungshandlunarn nicht der dauernden Aufrechterhaltung dr» jetzigen Mißverbäffnisses zwischen den: deutschen Nüstungsflands und demjenigen seiner Nachbarn, son dern der ehrlichen und endgültigen Befriedigung Europas dienen.
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