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Erzgebirgischer Volksfreund : 08.04.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192404085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19240408
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19240408
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-04
- Tag 1924-04-08
-
Monat
1924-04
-
Jahr
1924
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 08.04.1924
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MAZ Adel im Dausrnblul. Roman eines Westfalen von EeorgHeinrich Taub. «39. ^ortjctzung.- „Wir "woslen ihn ein wenia n^tcr unsere ^lt- rtche nehmen," rief der Organist. „Ich habe lange keinen Menschen mit eigener Note so. betorkelt gesehen." Ta kam plötzlich Thedo Starke ohne Herrschaft über sein Tier, die Straße herangesprengt, in Gefahr, jeden Augenblick abgeschleudert zu werden. Der kühne Jüng ling sprang dem Pferde in die Zügel und brachte es mit Mühe zum Stehen. Der Reiter, der in seinem Zu stande unfähig war, den kleinen Waisen zu erkennen, schlug nach diesem und wollte seinem Pferde die Sporen geben. Da aber griff der brave Bursche nach seiner Hand und rief: . „Herr Starke — ich' bin's, der Franz!" Ein unverständliches Lalleu antwortete ihm. Dann beugte sich der Reiter schwankend zum Halse seines Tie res, das bei jeder dieser Bewegungen unruhiger wurde. Ratlos stand der Bursche da und überlegte, was hier zu tun sei. Endlich kam ihm der Gedanke, daß er auf steigen und seinem Herrn zureden wolle, sich an ihm fest zuhalten. Nicht ohne Mühe führte er diese Absicht aus, entwand seinem Herrn die Zügel, legte sich von rückwärts her dessen Arme um den Leib und veranlaßte dann das Pferd, voranzuschreiten. Es ging über Erwarten gut; und als der Jüngling fühlte, daß Herr Starke sich an ihm sesthielt, brachte er das Tier zu einem kleinen Trabe. Die feuchtkühle Luft der Nacht sowie die Bewe gungen des Pferdes und das taktmäßige Anschlägen der Hufe weckten den Bewußtlosen endlich aus seiner Be täubung auf. Ihm war zuerst, als träume er einen schweren Traum und werde darin von einem Widersacher zu Pferd gefangen fortgeführt. Er fühlte sich an Hän den und Füßen steif und gebunden und machte keinen Versuch, sie zu regen und zu bewegen. Endlich aber sahen seine Augen wie durch einen dichten Nebel, der ihm ganz irdisch vorkam, und er glaubte trotz der Dun kelheit die Gegend zu erkennen, durch die er ritt. Eine Weile hielt er sich so, wie er saß. Er fühlte, daß seine Hände um einen warmen Körper geschlungen lagen, und staunte, drß der vor ihm Sitzende, den er nicht kannte, so klein sei und doch so gewandt des Pfer des Zügel führte. Loch bei der nächsten Wegebiegung schon gab er es auf, an einen Traum zu glauben. Dort lag die Ruhrbrücke, und weiter unten im Tal brausten die Wasser über.die,.Mehre Ler Wühle; es war_kefne Täuschung möglich. WärüM aber titt er m Dieser Weiser von dem Knirps vor ihm geführt, dahinA So sich fragend, beugte sich Thedo Starke seM Worts vor. In dem Glauben, sein Herr stürze, wandte sich Franz blitzschnell um. Da erkannte der Herr seiner« kleinsten Knecht, und er rief erstanutr „Lxanz — wte kommt das alles?" , ,4 r 4 V 1 i Als der Junge sah, daß' Herr Starke ernüchtert' sei, sagte er: „Herr, — so, jetzt können Sie die Zügel! nehmen!" In diesem Moment besann sich Thedo Starke, und, er fragte: „Franz, wie bist du mir nachgekommen?^ Der Jüngling erzählte und schloß mit der Frager „Darf ich sitzen bleiben, oder wollen Sie die Zügels nehmen?" , , „Nein, Franz, bleib nur so sitzen. .Hühl" So ritt man die letzten tausend Meter bis zO Starkes Hof zurück. Ein Gefühl der Scham beschwert«! des Mannes Herz; und doch mußte er lange sinnens ehe er sich schwach erinnerte, wie das alles gekommen^ Der ganze Tag stand vor ihm: der Ritt am Morgen mit vem Bruder, der Besuch im Schlosse, LaS tolle Rettert am Mittag und jetzt die traurige Heimkehr. Das bittere) unmutige Gefühl verschärfte sich in seiner Seele, und e» war froh, als endlich das Herm erreicht war. , Im Hofe sprang er ab und hieß Franz da- i» den Stall bringen. Dann sagte er; ; j „Morgen hast du frei, Franz. Werm Mand dich fragt, sagst du, du seiest mit mir zur Stadt gewesen^ Von diesem Ritt — du verstehst mich — sagst du niemand« etwas!" ! « „Ich werde niemand etwas sagen,* versprach d,H Jüngling eifrig und führte den Renner zum Stall. H Thedo Starke aber suchte in Lieser Nacht lan« vergeblich im Schlaf die Ruhe zu finden, deren seu, Körfer und Geist dringend bedurften. Erst gegen Wsv« gen fchlies er ein. Franz Kürling war indessen den weiten Weg dis zur Kreisstadt zu Fuß gegangen und hatte in der Stadt herum nach seinem Herrn gefragt. Eine sonderbare Un ruhe trieb den Knaben dazu an; er konnte das Gefühl nicht los werden, es müsse sich ein Unglück zugetragen haben. Endlich aber entdeckte er, daß sein Herr im Gasthaus „Zur Residenz" eiugekchrt sei, und ein Blick durch die Spalte einer lose angclehntcn Lür belehrte ihn, daß sein Herr dort in recht lustiger Gesellschaft sich befand. Ganz beruhigt, wollte der Bursche schon heimkeh- ren. Als er aber einige hundert Schritte zum Stadttor hinaus war, besann er sich, setzte sich auf einen Weg- ftein nieder und zog aus seinem Wams das Brot, das er zur Vesperzeit zu verzehren pflegte. ES mundete ihm.nach dem langen Wege vortrefflich. Und während er Bissen für Bissen kaute, sagte er sich, daß es doch schon SU spät sei, um noch den Schäfer zu treffen. ES würde also nichts verschlagen, wenn er hier auf seinen Herrn warte. Er wollte diesem ganz offen sagen, daß ihn die Angst hergetrieben habe. Vielleicht würde ihn dann Herr Starre aus dem Pferd mit aufsitzen lassen. Zwei Stunden etwa waren vergangen, dichte Dun kelheit hatte sich über die Erde gesenkt; nur die alle vierzig Schritte etwa aufgestellten Gasloternen erhellten die Landstraße. Aber immer noch war von Herrn Starke keine Spur zu sehen. Wäre Franz seinem Herrn weniger in Dankbarkeit ergeben und nicht gewohnt ge wesen, immer das auszuführen, was er sich einmal vor» genommen hatte, so hätte ihn sein Entschluß reuen können. So aber blieb er still an seinem Platz und ging . nur zur Abwechslung hin und wieder einigen hundert Schritt» orU Grzgebirgtscher Dolkssreuno Verlag L.W. Gärtner, Sue. 8. April 1924. Oerlliche Angelegenheiten Berlin, 6. April. General v. Ove n, Ler ehemalige Gou verneur vou Metz, ist Liefer Tage vom französischen Militärgericht wegen „Kricgsverbrechens" in Abwesenheit zum Toda verur teilt worden. Auch dieser Vorgang ist also ein neuer Beweis dafür, daß Ge neral Verein mit seinen Ausführungen recht hat, beweist aber mit voller Deutlichkeit, zu welchen Gewaltmaßnahmen die Deutschen ge zwungen waren, um von Frankreich endlich eine menschliche Behand lung der deutschen Kriegsgefangenen zu erreichen. Auch aus dieser erneuten Anklage gegen einen verdienten deutschen Heerführer geht hervor, welche Bedeutung den heutigen französischen Contumacialoerfahren beizumessen ist, wie wahchcits- widrig hierbei die französische Justiz verfährt und welche,» nle digen politischen Zwecke diese Verfahren in Wirklichkeit dienen sollen. Ein Beispiel. Man schreibt dam E. D. von besonderer Seite: Line Studie des französischen Generals Pvrcin über die Be handlung der deutschen Kriegsgefangenen in Frankreich enthält in teressante Stellen, in denen der General seinen Landsleuten unver blümt ihr« bodenlose Heuchelei vor Augen hält. Auf die Gesahr hin — so äußert sich der General — .als Boche beschimpft zu werden", erkläre ich, daß wir nicht die geringste Ursache haben, uns über deutsche Grausamkeiten, die nicht vermieden werden konnten, aufzu regen, denn wir salbst haben auf diesem Gebiet« viel mehr geleistet." Er führte dann eine Reihe französier Zeugnisse an, di« in all und jedem den unerhörten Sadismus und die baispiellose Grausamkeit vieler französischer Truppenteile beroeisen. Die unerschrockene Wahr heitsliebe, die aus diesen Darstellungen des Generals spricht, hat zweifellos in den offiziellen Kreisen Frankreickis keine reine Freude ousgelöst. Man ist dort gerade jetzt bemüht, der Welt zu beweisen, daß Frankreich Deutschland gegenüber Sicherungen braucht, und fin det es daher nicht opportun, wenn ein französischer General darauf hinwcist, wie gefährlich gerade seine Landsleute als Nachbarn sind. Darum tut man alles, um di« Märchen von der deutschen Grausamkeit womöglich wieder aufzuwärmen. So hat das 6. französische Armeekorps «in« Untersuchung gegen den bekannten deutschen Heerführer General v. Gallwitz eingeleitet, weil er während des Weltkrieges französische Kriegsgefangene mitten in, Winter in Stacheldrahtkäfigen habe eiusperrcn lassen. Tatsache ist, daß General v. Gallwitz auf Befehl der Obersten Heeresleitung französische Kriegsgefangene in Drahtpferchen unter bringen ließ. Verschwiegen wird dabei aber von der französischen Negierung, daß diese Maßnahme lediglich eine Vergeltungsmaß nahme der deutschen Regierung war, um die französische Regierung von der fortgesetzten völkerrechtwidrigen und menschenunwürdigen Behandlung deutscher Kriegsgefangener abzubringen, nachdem alle anderen auf dem Wege des Notenaustausches versuchten Mittel fruchtlos geblieben waren. Der Hergang ist kurz folgender: Am 20. 8. 47 wies das deutsche Kriegsministerium das Auswärtige Amt darauf hin, daß sich das Verhalten der französischen Regierung gegen deutsche Kriegsgefan gene trotz aller Zusicherungen nicht geändert habe, daß nach wie vor deutsche Kriegsgefangene in der Feucrzone untergebracht wür den, Offiziere in Einzelpferchen bei mangelnder Verpflegung und Mannschaften ohne Dach im Regen auf schlammigem Boden. Am 31. 8. 17 wies die deutsch« Regierung die französische auf dem Wege über die Schweizer Gesandtschaft darauf hm, daß trotz der binden den Erklärungen der französischen Regierung deutsche Kriegsgefan gene nach wie vor unwürdig behandelt würden, und daß die deutsche Regierung in geeigneter Weise Vergeltung üben müsse, falls bis zum 1. 10. 17 keine befriedigende Erklärung vorlicgcn sollte. Am 22. 11. beschwerte sich auch die deutsche Heeresgruppe Her zog Albrecht dringlichst über die menschenunwürdige Behandlung deutscher Kriegsgefangener in Frankreich, die sich besonders in der systematischen Ausplünderung der Gefangenen, im Hungernlassen in den ersten Tagen und in der Unterbringung während mehrerer Tage in offenen Drahtkäfigen zeige. Am 24. 11. antwortete die franzö sische Regierung auf die deutsche Note vom 31. 8. völlig unbefrie digend! Darauf befahl die Oberste Heeresleitung am 29. 11. auf Anwei sung des Kriegsministcriums Vergeltungsmaßnahmen, darunter auch die Unterbringung französischer Kriegsgefangener in Drahtpferchen. Die Oberste Heeresleitung wies dabei alle Stellen ausdrücklich da rauf hm, die französischen Kriegsgefangenen über die Gründe der ihnen erwiesenen Behandlung aufzuklärcn und sie zu veranlassen, darüber ausführlich in die Heimat zu schreiben, damit auf die fran zösische Regierung ein Druck ausgellbt würde. Derartige Briefe seien auf schnellste Weise zu befördern. Dio deutsche Regierung hob diese Vergeltungsmaßnahme am S. 1. 18 sofort wieder auf, als die französische Regierung endlich die gewünschten bindenden Zusicherun gen gegeben hatte. Aus dieser Darstellung geht klar hervor, 4.) Daß General v. Gallwitz lediglich — wie auch im Urteil des Reichsgerichts hervorgehoben wird — Lefchlsmätzig gehandelt hat, was seine selbstverständliche Pflicht war. 2.) daß die deutsche Maßnahme lediglich eine Vergeltungsmaß nahme war, um das unerhörte menschenunwürdige Vorgehen der französischen Regierung gegen deutsche Kriegsgefangene zu unterbinden, daß diese deutsche Maßnahme erst getroffen wurde, nachdem alle anderen Mittel fehlgcschlageu waren, daß cs Frankreich war, das mit der Maßnahme der Einsperrung von Gefangenen in Drahtkäfigen vorangegangcn ist. Zh daß die deutsche Negierung von dieser Vergeltungsmaßnahme nur so lange Gebrauch machte, als es der Zweck erforderte. 4.) Im übrigen ist von der Vergeltungsmaßnahme, Kriegsgefan gene in Drahtpferche nuuterzubringcn, nur in mildester Form Gebrauch gemacht worden. * Möbius widerruft abermals. Im Prozeß Zeigner-Möbius hat nicht nur Dr. Zeigner, sondern auch Möbius und der Staatsanwalt Revision eingelegt. Möbius, der bekanntlich in der Hauptverhand lung Dr. Zeigner sehr stark entlastet«, hat sich dem Untersuchungs richter vorführen lassen und ihm erklärt, daß seine Aussagen unmabr gewesen seien. Er erklärte ferner, daß seine vor dem Untersuch" - richter gemachten ersten Angaben, durch die bekanntlich Dr. Z. g.-er sehr schwer belastet worden war, richtig gewesen seien. " Die Osterferien werden in Sachsen einheitlich vom 12. bis einschließlich 26. April stattfinöen. Den ländlichen Fortbildungs- sHülern werden darüber hinaus noch vierzehn Tage zur Frühjahrs bestellung gewährt. * Die Herstellung von Rentenmark-Kleiugeld ist in den letzten Wochen erheblich gesteigert worden. Die Hersteller der Münzplätt chen und Lie staatlichen Münzen sind voll beschäftigt. Anfangs vor handene Schwierigkeiten sind überwunden. Ende Januar waren für nahezu sechs, Mitte Februar für etwa fünfzehn, Ende Februar für etwa 25 Millionen Rcntenmark im Verkehr. Vom 1. März ab ist die Erzeugung auf rund k Millionen Rcntenmark wöchentlich gestei gert worden, so daß im März etwa 25 Millionen Nen.enmark Klein geld hcrgestellt worden sein dürfte. Insgesamt dürften demnach jetzt rund 50 Millionen Rentenmark Kleingeld im Umlauf sein. Trotzdem sich somit die Verhältnisse unzweifelhaft gebessert haben, ist doch der Bedarf noch immer groß. ' Neuer Schlafwagenzug nach München. Seit kurzem verkehrt wieder Las Schlafwagenzugspaar 970/71 zwischen Berlin und Mün chen über Halle-Nürnberg, ab Berlin 7,25 nachm., an München 7,45 vorm-, ab München 7,15 nachm., an Berlin 7,30 vorm. Die Züge füh ren Schlafwagen 1., 2. und 3. Klasse, dagegen fallen Lie bisher in dem Schnellzugspaar 850/49 (ab Berlin 8,15 nachm, an München 8P0 vorm., ab München 9,15 nachm., an Berlin 9,30 vorm.) lau fenden Schlafwagen 3. Klasse weg. * Von der Lnndeslotterie. Dor kurzem ist der Spielplan zur 185. Landeslotterie erschienen, der wieder an die Vorkriegslotterie er innert, die beim Publikum eine sehr günstige Aufnahme fand. Die bekannten Vorzüge der sächsischen Landeslotterie: auf jedes zweite Los ein Gewinn, möglichst gleichmäßige Verteilung der Gewinne, stärkere Berücksichtigung der mittleren Gewinne, sind auch in dem vorliegenden Spielplan gewährt. Die Gewinne kommen in Nen- tenmark zur Auszahlung. Damit ist auch der wesentlichste Grund für die während der Inflationszeit eingetretene Mißstimmung beseitigt. Nach dem Plan kann im günstigsten Falle eine halbe Million Nen- tenmark gewonnen werden. Der Preis für das Zehntellos beträgt nur 3 Rentenmark. Die erste Klasse der 185. Lotterie kommt be reits am 7. Mai zur Ausspielung. Der Leipziger Nuudfunksender, der am 1. März für die Leip ziger Messe vorläufig in Betrieb genommen war und noch einige Mängel hatte, ist jetzt auf sein« volle Leistungsfähigkeit gebracht und in Betrieb genommen worden. * Hafturlaub für Hans Reimann. Der auf Veranlassung des früheren sächsischen Königs verhaftete humoristische Schriftsteller Hans Reimann ist auf Grund von Vergleichsverhanülungen, die zwi schen ihm und Lem Vertreter Les ehemaligen Königs von Sachsen geführt wurden, aus Ler Haft in Breslau entlassen worden. König Friedrich August hat zur Bedingung der Zurücknahme des Hastan- tragcs gemacht, daß Reimann sich verpflichtet, seine Geschichten über den „Gcentg" nicht mehr zum Vortrag zu bringen. Aue, 7. April. Die frei« Korbmachcrinnung der Amtshaupt mannschaften Schwarzenberg, Stollberg und Annaberg, Sitz Aue, hielt gestern im „Blauen Engel" ihre Znnungsversammlung ab, die mit einer Ausstellung sclbstvcrfertigter Korbwaren verbunden war. An wesend wmen gegen 40 Mitglieder. Die Verhandlungen wurden von Obermeister Süß-Au« geleitet und zogen sich bis in di« späten Nachmittagsstunden hin, da die Tagesordnung sehr umfangreich war. Neuaufnahmen, ein Bericht über die Vorstandssitzung Los > —— , .1 ">» ! —sss—-ss-s-Mt Landesverbandes ^in Dresden, Aussprache über di« Geschäftslage rmd di« Wirkung der Leipziger Messe auf das Korbmachergewerbe, V«»- und Lohnfragin, Regelung des L«hrlingswesens und -er Gesellen« Prüfungen, Festsetzung der Beiträge bildeten die hauptsächlichsten Der- Handlungsgegenstände. Ein Bortrag des Obermeisters über da» Korbmacherhandwerk mußte wegen vorgerückter Zeit von d«r Tages« ordnung abg«s«tzt werden. Di« Ausstellung selbstgefertigter Korb« waren gab ein getreues MIL von dem hohen Stand des Korbmacher« gewerbcs im Erzgebirge und stellten den Verfertigern bas Lest» Zeugnis aus. Den Vogel dürfte die Firma Johannes Süß in Au» abgeschoffen haben, in deren Familie sich das Korbmachergewerbe« schon Über hundert Jahre fortgeerbt hat. Sie hatte gepolsterte Korb« möbel, Tische, eine Vitrine und eine Blumen-Ltagere ausgestellt», Die Firma Gustav Hillmann in Annaberg war ebenfalls mit Korb« möbeln hervorragend vertreten. Hermann Süß in Hartenstein Hatta einen schönen Blumenständer ausgestellt. Einzelstllcke in Wasch körben, Tragkörben, Handkörben, Wäschepuffs usw. hatten ausgestellt Otto Süß-Äue, Hammer-Au«, Adolf Renatus-Lauter, Ernst Päßler» Pöhla, Ottomar Riedel, Richard Schreiber und Karl Franke- Schlettau, Otto Bach und Oswald Breitfeld-Niede^wönitz. Oskar Grunewald-Zwönitz und Hermann Beyer-Thalheim. Die Ausstel lung war ein erster Versuch und soll im Laufe des Jahres in größer rem Maßstabe wiederholt werden. j I Konzerte» Theater, Dergnügungrn. ! Schneeberg, 7. April. Mit „Ingeborg" von Kurt Gö^ wltvde das Frühjahrsgastspiel der Sächsischen Landesbühn« ringel«« tet. Man hatte bereits bei einem vorhergehenden Gastspiel Gelegen« heit, mit diesem Künstler Bekanntschaft zu machen in seiner „Nacht, üeteuchtung". Schon damals wurde klar, das Götz ein ganz Besang derer ist. Di« Komödie ist ein« ununterbrochene Folge scharfsinnige« Dialoge, die nur zuweilen von leichteren humorvollen oder auH satirischen Redewendungen unterbrochen wird. Trotzdem ähnelt da» Stück mehr einem Schwank, bis am Schluß durch di« unbeantwortet» Frage: wird Ingeborg oder wird sie nicht an den Bach kommens der Charakter der Komödie wieder stärker in den Vordergrund tritt., Eigenartig wie die Handlung ist auch der Inhalt. Es ist Mar nichts seltenes, daß eine Frau zwei Männer lieb hat, selten ist aber, wie hier der sich entspiunende Konflikt gelöst, wird. Alle Gestalten sinH sympathische Erscheinungen, bis auf Tante Ottilie, die mit ihren gei-, stigen Sentenzen auf di« N«rven fällt. Die Hauptrolle hatte LlÄ Rösler. Diese von ihrem Gatten etwas vernachlässigte junges hübsche Frau Ingeborg, di« obendrein von ihrer ewig nörgelnder^ Tante Ottilie immer bevormundet wird, war rührend in ihrer Nai vität, stürmisch aber auch in der Liebe zu zwei Männern. Han» Heinzerling spielte den Ottokar, c -, obwohl er sich ganz deU Erforschung von Käfern widmet, gar n l so troddetzaft ist, wie e» sich selbst den Anschein gibt. Frl. Metz vom Lanüestheater Prag» die für das erkrankte Frl. Scholz eingetreten ist, war für die Ton» Ottilie wie geschaffen. Karl Winter verkörperte den Dicht« Peter Peter. Zu seiner Weltgewandtheit will seine Scheu und Aengst« lichksit gegenüber Frau Ingeborg nicht paffen. Ganz offensichtlich fiel ihm das auch schwer. Otto Ottbert hatte eine zwar kleine, aber umso dankbarere Nolle als Konjunktiv. Mehrmals mußte aml Schluss« der Vorhang gezogen werden, um den Beifall eutqegcnzu- nchmen. Der Besuch ließ leider noch zu wünschen übrig. Aber eq ist zu hoffen, daß er besser wird. „Der ungetreue Eckchart". Eine ungeheuere Portion Unsim» Schlager auf Schlager in drei Mtcn zusammengrtragcn, so hat Fritz Sturm, Ler gewiegte Theoterfuchmann, ein wirkungsvolles Stück zrr- rechtgemacht. Wirkungsvoll auf die Lachmuskeln der Besucher! Ehe- brüchlein, verbotene Liebeleien sind heutzutage Ler hauptsächlichste „Inhalt" von Lustsvielen. «Sie kehren in jedem lustigen Stücke, in jedem Schwank wieder. Ja, beim „ungetreuen Ehehart" kehren so gar ganze Szenen wieder, die wir bereits bei Lustspielen «ms vor- hergegangcnen Gastspielen nur zu gut noch im Gedächtnis haben. De» Wert des eigenen Mannes scheint bei vielen Frauen erst dann in» Unermeßliche zu steigen, wenn er eine Liaison mit dicker recht be rühmten „Dame" gehabt hat. Daß aber ein fälschlicherweise und aus Gutmütigkeit des Ehebruchs bezichtigter Gatte hinterher noch mit einem Orden ausgezeichnet wird und der Vater zweier „sitt samer" Schwiegersöhne zum Geheimen Kommerzienrat ernannt wird, ist immerhin etwas, was uns gestern Sturm vorgemacht hat. Nun, es ist ja gleich, welche Purzelbäume Lustspiellogik schlägt; die Haupt sache ist, daß man sich amüsiert. Das war gestern in vollem Um fange der Fall. Fast das gesamte Personal der Lanüesbllhne war in dem Stück beschäftigt. Die Damen Stein, Rösler (letzter« wie der in entzückenden Toiletten) und Naerger, sowie die Herren Ottbert, Winter und Berger versöhnten mit ihrem glän zenden Spiel mit dem Unsinn, den man vorgesetzt bekam. Schneeberg, 7. April. In der heutigen Aufführung „Die Stütze«« der Gesellschaft" wirken neben Maximus Ren« und Franziska Ren» in den Hanptrollcn mit di« Damen von Gundlach, Stein, Söhner- Ullmann, Rösler, Naerger, Wernicke und Metz, sowie die Herve», Ottbert, Winter, Ullmann, Liedtke, Heinzerling, Berger, Braune undj Baste. Anfang punkt 8 Uhr. ;
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