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Erzgebirgischer Volksfreund : 04.04.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192404046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19240404
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19240404
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-04
- Tag 1924-04-04
-
Monat
1924-04
-
Jahr
1924
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 04.04.1924
- Autor
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AßWWMWM Der .«rzetNreOch» »»Ittlreund- ^gNch mit einsnadme der Ta^e naä> Lo»n- »»d TsINaeen. Der Preis sür die 34 mm Gott« Colonel- Mzeigenzeile lm 4 mlblallbezirli ist rv >Familienonzeigen und Elellengesuche Dsdursllge, I»), nuowlirls 75, für di« M mm brrlle Pelli. R-Klanrezelle 80, onow rls los, für die 90 mm bretle amii. Lolonel^eUe 18, ouowärls SS Goldpfennig. Poftsch«<r-Nonl» - Leyzi« ^»r. I222S. Semelnde-Klko-Nonlo- c u«. Erzgeb Nr. 70. » enthaltend dis amttichen «ekannlmachungen der Amishauptmannschaft und der Siaaisbehörden in Schwarzenderg, der Staats- ii- städsts.hen Behörden in Schneeberg, Lößnitz, Neustadiel, Grünhain, sowie der Finanzämter in Aue und Schwarzenderg. Es werden außerdem veröffentlicht: Die Dekanntmachungen der Stadlräte zu Aue und Schwarzenberg und der Amtsgerichte zu Aue und Johanngeorgenstadt» Verlag E. M. Gärtner» Aue» Srzgev. »«rnsprtrder, Au« 84, Söllnitz (Ämi Aue) 44S, <öch»««berg IS, Schwarzenberg 881. DrahIanschruO Aoirsfreund Aueerzgebirge. Anzeigen-Annatzme lür di« am «Melnrnd« Anmmer dis oormillags S Uhr in den KaupIgeschSOr- lleüen. 8n>« Eewodr lür dle Aufnahme der Anjeig-n am oorgei>ürieben«n Tage iowis an beHmmUrr siel!« wird niäü gegeben, aua> N,4n lür die enchiigbsil a«r dnrch Hern- iprecker aufgegebenen Anzeigen. — Wr Nückg. unvsriangl eingefandier Süiristilücke uoernimnil dle schnlllstlnng deine Verantwortung. — linier irre Hungen des Gefchlifts- deiriedes i egr uiden deine Antgrü.he. Vei gahlunasoerzuz und Koniu rs leiten aiaoattc ais nitzi uereindart. yauplgefchälta,»eilen ui Uue, «Mil, öhnerorci und Scdwarzenoeri. Nr. 81. 77. Jahrg. Freitag, den 4. April 1924. Amtliche Anzeigen. Unter den Viehbeständen des Mühleilbesitzers Rich. Hunger, Ortsl.- Nr. 124, und des Fleischermeisters Brno Falkner, Ortsl.-Nr. 4V in Zschor lau, ist die Maul- und Klauenseuche feschestem worden. Lnerrbczirk sind die verseuchten Gehöfte, Beobachtungsbezirk der Ort Zschorlau. Es gelten die gleichen Bestimmungen wie in der Bekanntmachung der Amtshauptmannschäft Schwarzenberg vom 28. Mai 1920 (abgedruckt in Nr. 128 des „Erzgeb. Doltsfreunds"). Diese Bestimmungen werden an den für die Gemeinde üblichen Anschlagtafeln angeschlagen. Die Bieh- besitzer werden angewiesen, sich über die Bestimmungen zu unterrichten. Ämtshruptmaniischast Schwarzenberg, den 1. April 1924. Schwarzenberg. ML« Familien, die Kinder bis zu zwei Jahren mit Milch zu versorgen haben und die erforderlichen Milchmcngen nicht beschaffen können, also völlig mittellos sind, tonnen Antrag auf die Milchverbilliguna bis späte stens zum IS. April 1924, von vormittags 11 bis 1 Uhr, im Stadthaus 1l — Wohlfahrtsamt, Zimmer Nr. 8 — stellen. Für den Stadtteil Neuweli werden die Anträge in der Verwaltungsstelle Ncuwclt entgegcngcnommen. Das Familicustammbuch ist mitzudringen. Schwarzenberg, am 29. März 1924. Der Nat der Stadt. — Wohlfahrtsamt. — Who'MWMM. LMerel MMWjresier. Im Easthof „znm Mnldent.il" in Ane, Montag, den 7. April 1924, mittags 12 Uhr. 1590 w. Stamme, 10—42 cm: 4000 w. Klötze, 7—15 cm, 1000 w. Klötze, 10—50; 20 h. Klötze, 10—22 cm: 200 w. Derbstangen, 8—10 cm. Aufbercitet in Abt. 28, 41, 8, 12 (Kahlschläge und Einzelhölzer). Forstreviervcrwaltlmg Lanter.Forstrentamt Schwarzenberg. AutzWMrlleigmW. WWWer AMMeoier. Im Gasthof „Sicgelhof" zu Pöhla, Mittwoch, den 9. April 1924, vormittags 9 Uhr. 406 Stämme, 10—15 cm- 824 Stämme, 16—19 cm; 224 Stämme, 20—36 cm in Abt. 53. 1603 Klötze, 7—15 cm: 2816 Klötze, 16 und mehr cm, 4 und 4,5 m lang; 19,5 rm fi. Nutzknüppel. Kablschläge in Abt. 7, 8. 35, 53. Forslrcvicrverwnllung Großpöhla. Forstrentamt Schwarzenberg. SpskulMon auf die DummHsr?. Mit Genugtuung verbreitet bis deutsche Linkspresse die Kommen tare einiger französischer und englischer Zeitungen über den Aus gang des Hitlerprozcsscs, natürlich nur die für das Urteil ungünstigen. Dazu ist festzustellen, daß grade die Linkspresse schon vor der Urteilsfällung keine Gelegenheit vorübergchcn ließ, das Münchener Volksgcricht in den Dreck zu ziehen und seine Nechtfp;«- chung gleich von vornherein zu diskreditieren. Die gleichgestimmte Auslandspreise hört so etwas natürlich gerne. Und der Erfolg ist nicht ausgcbliebcn. Im Auslande setzt gegen die nun einmal nicht wegzulengnende nationale Welle in Deutschland eine unerhörte Hetze ein, und die Linken in Deutschland freuen sich dieser von ihnen absichtlich hervorgerufenen Unterstützung ihrer Wahlpropaganda. Wir glauben nicht, daß sich durch das Geschrei des feindlichen Auslandes und seiner Hilfstruppe, der deutschen Linkspresse, jemand einschüchtern läßt. Es zeigt uns vielmehr, daß wir auf dem richtigen Wege sind. Wir dürfen uns nicht irre machen lassen, denn Poincare wäre auch derselbe geblieben, wenn Ludendorff zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt morden wäre (was ja die „deutsche" Links presse so heiß ersehnt hat). Jetzt ist es die nationale Welle in Deutschland, die Frankreich Anlaß zu neuen Erpressungen geben wird, wäre sie nicht vorhanden, so würde ein anderer Vorwand ge funden worden sein. Wahlpropaganda mit solchen Dingen zu machen, ist aber nichts als eine Spekulation auf d'e Dummheit der Wähler. Und die sind doch nicht so dumm, auf solchen Llödsinn hineinzufatten. Oder sollte is doch welche geben? .... London, 2. April. Die Londoner Presse beschäftigt sich mit dem Münchener Urteil. Es wird allgemein darauf hingcwicsen, daß der Gerichtshof offenbar nicht gewagt hat, irgend ein Urteil gegen Luden dorff auszufprechen. Die liberale „Dail»; News" sagen, die Beifallskundgebungen können Deutschland teuer zu stehen kommen, bevor noch der letzte Widerhall erstorben ist. Der franzosenfreundliche „Daily Mail" hebt hervor, der Prozeß habe enthüllt, daß man cs in Deutschland verdienstvoll findet, Angriffopläne gegen Frankreich zu hegen und daß zutage getreten sei, daß die militärischen Eigenschaften Deutsch lands ulwmündcrt geblieben seien. Die konservative Presse schreibt: General Ludendorff ist in der Nolle dos Märtyrers ebenso unglücklich, wie in der Nolle des Sol daten. Der Gerichtshof ist entweder M der Ueberzeugung gekom- men, daß cs unzweckmäßig wäre, ihn zu einem Märtyrer zu machen oder er habe, von patriotischen Gefühlen geleitet, ihn frcigesprochcn. Obwohl die Putsche in Deutschland an sich lächerlich sind, sollte Eng land nicht blind dagegen sein, daß in Deutschland eine nationalistische Bewegung entstanden ist, die weder lächerlich ist, noch sich auf eine Provinz oder Klasse beschränkt. Im ganzen Lande find Anzeichen vorhanden, daß die Oieaktionskräfte gute Fortschritte machen, daß sogar gemäßigte Parteien sich einen chauvinistischen Anstrich geben müssen und sich wiederum Schwarz-wciß-rot zuwcnden. Bei keinem Staatsmann ist diese Veränderung deutlicher zutage getreten als bei Stresemann, dem Freunde des ehemaligen Kronprinzen und dem derzeitigen Außenminister. Paris, 2. April. Das „E^ National" will den Engländern vor Alen Dmgen darlcgcn, wie farsch cs ist, Vertrauen auf-den guten Willen Deutschlands zu haben. Die Engländer mögen do^> einmal das Wahlprogrnmm der Deutschen PolkspaNci lesen, wo sie ü. a. Forderungen auf die nötige Nückgabe >der deutschen Kolonien finden. Ler „Matin" behauptet gerade heraus, Stre'emann, der für die Politik des Reiches verantwortlich sei, habe „dieses skandalöse Ur ¬ teil vorbereitet und gewollt". Dasjenige Deutschland, das komman- d.ert und redet, wohl wissend, wohin cs steuere, ist das Deutschland Stresemanns, Stinncs' und Ludendorffs. Die alliierten und ameri kanischen Sachverständigen arbeiten vergehens gewisscnhast monate lang, uin dem praktischsten, gerechtesten Wiedergutmachungsplan auf die Beine zu helfen, vergebens spreche Macdonald von einer inter nationalen Einigung mit freunüschaftstcher und loyaler Hilfe Deutsch lands. München, 2. April. Hitler, Weber und Kriebel sind nach Landsberg am Lech zur Verbüßung ihrer «trafen gebracht worden. München, 2. April. Für gestern abend hatten die Deutschvölki- schcn, namentlich die Studierenden, einen Fackclzug vor Lu dendorff in Ludwigshöhe geplant. Der Zug war zwar von der Polizei verboten worden, wurde aber dennoch abgeh al te n. Es wurden dabei Reden gehalten, auf die Ludendorff zweimal erwiderte und auffordertc, am 6. April bei den Landtags wahlen für den deutsch völkischen Gedanken «inzutretsn und die Antwort auf die Verurteilung Hitlers und seiner Freunde zu geben. Dann nahm er den Vorbeimarsch der Zugsteilnehmcr ab. München, 2. April. Uober das Ermittelungsvcrfahrcn gcaen Kahr, Lossow und Scißer werden Einzelheiten bekannt, die darauf hindeutcn, daß das Verfahren in kurzer Zeit eingestellt werden wird. In Kreisen, die Lossow nahestehen, erhält sich hartnäckig das Gerücht, Lossow werde nicht nach Bayern zurllclkchrcn, sondern habe sich der tückischen Armee verpflichtet. Psincars ist Derselbe geblieben. Er geht mit dem Erwachen des deutschen Nationalismus krebsen. Paris, 2. April. In der Kammer erklärte Poincare zur Kabinettsbildung, er habe den Kriegsminister Maginot und den Minister für öffentliche Arbeiten, Le Troguer, in das neue Kabi nett ausgenommen, um das Werk fortzusetzen, oas im Ruhrge biet durchgesührt worden sei. Die Mehrheit der Kammer sei zwar eine Minderheit geworden, aber der M in i^erpräsident sei derselbe geblieben, und cs werde weder in der Innen-, noch in der Außenpolitik etwas geändert werden. Als dann der Kriegs minister einen Bericht des cm Rhein kommandierenden Generals über die Propaganda in der französischen Rheinarmee, die er als antimilitaristisch bezeichnet, verliest, kommt es zu großen Tu multen, sodaß die Sitzung unterbrochen werden mußte. Um ^7 Uhr wi d die Sitzung wieder eröffnet. Auf ein Frage Fargcots, für welchen Block sich der Ministerpräsident entschieden habe, für den Block der Linken, der Mitte oder den nationalen, antwortete Poin care, daß er seine treue Majorität nicht zu verlassen gedenke. Zur Außenpolitik übergehend, erklärte er, Frankreich fei nur gegen seinen Willen (!) in das Ruhrgebiet eingerückt, weil Deutschland auf keine andere Art gezwungen werden konnte, seine Schulden zu be zahlen, und Frankreich sich habe Pfänder sichern müssen, die cs nur im Verhältnis zu den erfolgten Zahlungen freigsben werde. Frank reich werde also alle seine Druckmittel in der Hand behalten. Sein Dersc-Hrcn werde es nur gegen ein besseres Verfahren austauschcn. Der Ministerpräsident ging dann zur Frage des Garanticpaktes über und sprach weiter von den sich häufenden nationalistischen Kundgebungen in Deutschland, namentlich von Kundgebun gen, die erfolgten, um von vornherein gegen die Entscheidungen der Sachverständigen zu protestieren. Er lehne jede Verantwortung für das W i e d e r e r w a ch e n des Nationalismus in Deutsch land ab. Die Alliierten Frankreichs hätten seine Ansichten nicht immer geteilt, sie verstünden jedoch die Sprache der T ch c n. Wenn die Beschlüsse der Neparationskommission auf Grund der Be richte der Sack-verständigen durchaeführt werden sollten, so müsse die Einigkeit der Alliierten in Erscheinung treten. Auf alle Fälle werde Frankreich nicht Nachlassen. Ein weißer Rabe. Paris, 2. April. Die Debatte über die allgemeine Politik des netten Kabinetts Poincarcs brachte «Inen scharfen Vorstoß des Abgeordneten Korgest von der republikanisch-sozialistischen Opposition. Forgest sagte unter großer Unruhe des Hauses: Jedes Kabinett Poin care ist ein Vor ber eit ungskab inet für den nächsten Krie g. Wir sind ihm näher, als Kammer und Volk glauben. Wir müsscn'Deutschland zum Za'sicu zwingen und wir billigen diesen Teil der Politik. Aber wir wollen nicht durch unsere Politik die Bünd nisse mit unseren Verbündeten erschüttern lassen und wir wollen nicht, daß dis neuen Steuergesetze nur die Ausbeutung gewisser Volks schichten zum Ziele haben. Wir halten Poincare nicht für denjenigen Mann, der uns dafür bürgt, daß die Verbündeten von heute nicht morgen unsere Gegner werden können. * . ' Kürzung der Neparationsschuld? Paris, 2. April. Nach Meldung des „Neuyorkcr Herold" sind verschiedene Abschnitte des Berichts der Kommission Dawes fertig- gestellt und bereits gedruckt. Das vollständige Dokument, das an- nähernd 120 Maschinensciten mit verschiedenen Anhängen umsaßt, könne nicht vor Sonnabend fertig sein; das bedeutet seine Veröffent lichung am Montag. „Moining Post" schreibt, in britischen amtlichen Kreisen herrsche die Ansicht vor, daß der Bericht des Ausschusses Dawes nicht sehr verschieden sein werde von dem seitens Bonar Laws auf der Pariser Konferenz vorgebrachten, jedoch abgelehnten Vorschlag. Eng land schlug damals vor, daß Deutschland ein siebenjähriges Mora torium mit Bezug auf die Barzablungcn erl-alte, das für vier Jahre 100 Millionen Pfund Sterling jährlich zahlt, für die nächsten zwei Jahre 128 Millionen jährlich und für die nächsten zehn Jahre 166 Millionen Pfund Sterling jährlich oder eine vereinbarte geringere Summe. Mit anderen Worten, einschließlich gewisser Sachleistungen würde die gesamte Reparationsschnld Deutschlands von 6 Milliarden 600 Millionen Pfnnd Sterling der im Mai 1921 festgesetzte Gesamt betrag auf 2 Milliarden 500 Millionen Pfund Sterling herabgesetzt werden, nnd da diese vo.geschlagene Gesamtsumme die Zinsen ein- schließt, so werde von DeuEchlanb' in Wirklichkeit 1 Milliarde Pfund Sterling plus Zinsen gefordert werden. Nach diesem Vorschlag hätte die briti'che RcgicN'Ng einen Plan unterbreitet dec bedeute, daß, wenn Frankreich die vmgcsck-lcwcnc Ermäßigung der doutjaM Schüd annc "w, fein- eigene, Schuld an Großbritannien strichen werd-» würde. Gebt -te Ruhropfer frei! Berlin, 2. April. Zu Ehren des in französischer Gefangenschaft verstorbenen deutschen Reichsangehörigcn Willy Dreyer fand heute vormittag eine Traücrfcier auf dem -Anhalter Bnhnbof statt, vor dem etwa 160 Abordnungen vaterländischer Vereine und die 10. Kompagnie des 4. Reichswchr-Infantcrie-Rcgimcnts als Ehrenwache Aufstellung genommen hatten. Auf dem Bahnsteig hatten sich eingcfunden als Vertreter der Reichsregierung Vizekanzler Dr. Jarres, Neichswehrministcr Dr. Geßler und andere. Unter den Klängen eines vom Musilkorps der Kommandantur gespielten Chorals wurde der Sarg in das Fürftenzimmer des Bahnhofs übergcsührt. Außer Familienangehörigen des Verstorbenen nahm der Vertreter der Negierung neben dem Sarge Platz. Vizekanzler Dr. Jarres führte darauf u. a. aus: „Im Namen der Rcichsrcgierttng und für das deutsche Volk lege ich diesen Blumen kranz als letzten Gruß an der Bahre Willy Dreyers nieder. Ob de« dem Toten vom fremden Kriegsgericht zur Last gelegte Plan ge« eignet war, den Zielen des Abwehlkampfes wesentlich zu dienen, haben, wir hier nicht zu prüfen. Heißblütige Jugend klügelt nicht wie eiw vorsichtig abwägcnder Diplomat über das Ob und Wie eines Schrittes., In jedem Falle gelangte der Plan des Verstorbenen nicht einmal in vorbereitenden Handlungen zur Ausführung. Für die Absicht! allein wurde er vom französischen Kriegsgericht zum Tode verurteilt. Die Strafe wurde nachträglich in lebenslängliche Zwangs-, arbcit veewondelt. Kurz darauf wurde er äuf die Insel Saint, Martin de Re mit gemeinsten Verbrechern eingekcrkert. Znm, Skelett abgemagert, fanden die bestürzten Eltern ihren Einzigen im; Zivilkrankenhaus der Insel wieder. Der gramgebcngte Vater konnte ihm nur noch die fieberheißen Augen für immer schließen. Beschä-' mend für ein Kulturvolk bleibt die Behandlung, die ihm zuteil wurde, aber Niederdrücken!) für joden Deutschen muß der ^Gedanke bleiben, daß er durch Verrat von V o I k sg c n o s) c n der fremden Militärmacht in die Hände geliefert wurde. Wir treten gier- heute zusammen, um dem für fein Vaterland Gebliebenen den Dank des deutschen Volkes au'szuspcechen. Schon au! den Schlacht-' scldern des Weltkrieges und im Kampfe für die Freiheit in Obcc- schlosien hat der Jüngling sein Blut für das Vaterland dahingegeben. Dieses Linzelschickfal in seiner ganzen Tragik muß die Aufmerksamkeit der Welt aus jene weiteren 1500 Opfer des Abwehckampfcs lenken, welche noch heute in fremder Gefangenschaft schmachten, namentlich auf die 42 Gefangenen, die zuerst, fern von der Heimat und überhaupt den deutschen Grenzen, cingekerkert worden sind. Am «arge dieses Toten fordert dasdeutsche Volk die Erlösung der. Gequälten, ebenso wie cs die RUckkehr der 140 000 A u s - gewiesenen verlangt, die der Machtspruch zweier Besatzungsmächte noch immer von Heimat und 'Herd fernhält. Der Naiv von Willy Dreyer wird dem deutschen Volke nicht vergessen sein. Beim Abmarsch der an der Trauerfeier für Dreyer beteiligten Verbände kam es zu verschiedenen Schlägereien; der Polizei gelang cs aber ohne Mühe, die Ordnung überall wieder herzustellen. Die Gciselschande. Berlin, 2. April. Dec deutsche Richtcrbund erinnert in einer Protestkundgebung daran, daß die Franzosen sosort nach der am 10. November 1923 auf deutschem Boden erfolgten VelchaftnuF des vom Reichsgericht wegen Spionage zu 12 Jahren Zuchthaus ver urteilten französischen Kapitäns d'A r m o n t dessen Freilassung ver langten und den Düsseldorfer Senatspräsidenten Lenzbcrg in einer engen Gittcrzclle bis 9. Januar 1024 als Geisel festsetztcn; wegen Krankheit und Todesgefahr ließen sie ihn dann frei, setzten aber dafür den Landgerichtsdircktor Minde-Bochum, dc„ Eisten Staats anwalt Schulze -Essen und den Oberbürgermeister Wcdclstcdt» Gelsenkirchen als Geiseln fest. Nachdem ein Hinweis des deutschen Auswärtigen Amtes durch Rundschreiben an die deutschen diploma-, tischen Vertretungen im Ausland ohne Wirkung geblieben ist, erhoben die deutschen Richter in der erwähnten Kundgebung des deutschen Richterbundcs flammenden Protest gegen diesen unerhörten Akt französischer Willkür, der Recht und Gerechtigkeit aufs neue mit Füßen tritt. An die Richter aller Völker richten sie di: Bitte, sich der Em pörung gegen die Kulturschande und Beschimpfung des Nechtege- dankcno nuzuschließen. * * * Die Ruhrindustrie fol! weiter bluten. Berlin, 2. April. Zur Ruhcreife des Ministers Lc Tro «quer wird aus Paris berichtet: Dem Vernehme;» nach besteht die französische Negierung darauf, daß die Sachliefecungen der deutschen Industriellen auch über den 15. April hiuaus voelänsig fortgesetzt werden müssen, solange die auf Grund der Sachverständigcnberichte von der Repara tionskommission zu treffende allgemeine Neuregelung noch ausstcht. Paris, 2. April. Das „Ocnvce" behauptet heute, daß die R äu - . m ungdes Nuhrge bi« t e s durch die Franzosen unvc r m c: d- l i ch geworden sei. Was Poincare in seiner letzten Kammerrede über di« Ruhe gesagt habe, sei nicht mehr ein Problem, sondern eine Bi lanz. Die traurigen Erfahrungen mit dem Ruhrgebiet icicn be kannt. Vielleicht könnte noch einige Zeit verheimlicht wer den, war es gekostet habe, aber cs werde unmöglich sein, die Räumung noch vor den französischen Wahlen einzugestehen. Das Ruhrgebiet müsse unbedingt wiederum dem Reiche zurückgsgeben werden. Vicllcicb: werd« Poincare vier Mann und einen Korporal des Princips wegen im Ruhrgebiet lassen. Das Blatt fragt, warum man nicht bereits jetzt sage, daß man das Ruhrgebiet werde räumen müssen, zumal all« Welt in Frankreich, Poincare ei »geschlossen, dazu bereit sei. Abflauen des Eisenbahnerstrciks. Verkitt, 2. AprA. Die Streiks der Eisenbahner sind abgeebbt. Nachdem heute früh vor 7 Uho eine Versammlung ab» gehalten worden war, wird in Berlin voll gearbeitet. Im Dirck» tionsbczirk Elberfeld streiken etwa 500 Mann, in Erfurt 130. In den Bezirken Karlsruhe und Magdeburg hat sich die Lage gebes sert; in Württemberg ist sie unverändert. Die Stimmung ist im, allgemeinen gegen den Streik. , Wien, 2. April. Die rüssIsch' rumänischen Vorhand« lu n a en über die hcssarabische Frag« sind a b g ch r p cb»H -t
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