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VsrMche Angelegenheiten Necktsanwalt Dr. Frank: Sie waren längere Zeit mit Dr. Pari«, 18. März. Zn einer Rede in Saint Etienne trat Pain- »evS für ein Zusammengehen der oppositionellen Gruppen m-t Caillaux ein. Er sagte, daß das Kabinett Poincare mit dem ffcst- Imlten an der Ruhrbeseßung den nächsten europäischen Krieg innerhalb drei Inl/ren herbciführen würde. Poincare rüste bereits auf diesen Krieg, indem er an der ganzen Holzfuhrmanns aus der Wurzcner Gegend, der nicht begnadigt wurde, trotzdem durch die Dczemberamnestie viel schwerere Vergehen begnadigt wurden. Nach einiger Zeit Härte er, daß Partcilerketäre in der Lage wären, Begnadigungen zu vermitteln. Es wäre Ucbuna gc- wo-den, die Barteikarte der Unabhängigen zu nehmen, um auf diese Paris. 18. März. Reich-bankpräsiüeni Dr. Schacht, der heute abend in Paris eingetroffen ist, w rd morgen vormittag >412 Uhr die erste Beratung mit dem Untersuchungsausschuß für Lankfragen haben. Die Verha: dlunaen mit dem Sachverstandiaenausschuß werden Dr. Schacht wahrscheinlich bis Ende der Woche in Anspruch iirhmeiu London, 18. März. Im Unterhaus teilte Unterstaatssrkrc'är Ammon mit, daß sich die Regierung nach Beratungen mit den Do minions entschlossen habe, den Plan eines Flottenstützpunk tes in Singapore aufzu geben. cingewirkt. Ein Beisitzer f agt: Sie sagen, Dr. Zeigner sei ein Idealist, und ein Verbrechen aus Habsucht trauen Sie ihm nicht zu. Hätten S'.e ihm zugctraut, daß er eine Gans, die ihm von dem Zeugen überreicht worden ist, annahm oder nicht sofort zurückweisen würde? Zeuge: Dr. Zeigner ist etwas ängstlich. Er ist immer bemüht, jeden Eklat zu vermeiden. To ich seine Psnche penau kenne, kann ich mir vorstellen, daß er, um mcht auf der Straße einen Eklat hervor- zurufsn, nicht den Mut gefunden hat, die Eans zurückzuwei'en, zu mal er sich sagen mußte, daß Leute solchen Bildungsgrades aufdring lich find. Staatsanwalt Fiedler bemerkt er habe immer nur zur Wahr heit ermahnt. Zeuge Rechtsanwalt Melzer hat Anzeige geaen Möbius erstattet und das Verfahren ins Nollen gebracht. Er sei das erstemal über die Gnadenpraxis stutzig geworden im Falle eines und vertagte die Sitzung auf Freitag. Die nächste Sitzung beginnt am Freitag vormittag 814 Uhr mit dem Plädoyer des Ersten Staatsanwal's. Vorher dürste dann vor aussichtlich der Gerichtsbeschluß verkündet werden, ob für die Plä doyers die Oeffentlichkeit ausgeschlossen wird oder nicht. Die Ver teidiger haben gegen den Ausschluß energischen Widerspruch erhoben und haben verlangt, daß sic in voller Oeffentlichkeit plädieren dürfen. Das Urteil ist für Montag, den 31. März, zu erwarten, also zum letzten möglichen Termin, da mit dem 1. April die bayerischen Volksgerichte aufgehoben sind. mich verbraucht. Dor Weihnachten sagte mir Brandt, er möchte Dr. Zeigner sprechen, um ihm eine Weihnachtsgans zu schenken. Ich vermittelte die Zusammenkunft in einem Kaffee. Dr. Zeigner, der aber nichts von Brandts Absichten wußte, kam auch hin. B.andt dankte Dr. Zeigner für die Haftentlassung und schob ihm die in Papier eingeschnürte Gaus hin, mit den Morten: Herr Doktor, hier schenke ich Ihnen «ine Weihnachtsgans. Dr. Zeigner schob sie zu rück und sagte: „Brandt, lassen Sie das, machen Sie nicht solchen Un sinn!" Brandt legte aber die Gans dann Dr. Zeigner auf den Arm und verabschiedete sich schnell. Ich auch. Dr. Zeig- ncr aber holte mich ein und gab mirdie Gans: „Möbius, hier haben Sie die Gans. Ich will das nicht haben." Ich habe dann die Gans mit meiner Familie gegessen. Der Vorsitzende hält dem Angeklagten Möbius hierauf seine ersten Aussagen in der Voruntersuchung vor, die von seiner heutigen Aussage in vielen Punkten abwcicht und in denen Möbius selbst Dr. Zeigner die Schuld zuschicbt, er habe die Gans und auch einen Teil des Geldes genommen. Rechtsanwalt Marschner: Ich bitte, auch die Schlußsätze dieses von Staatsanwalt Fiedler aufgenommenen Zeigner belastenden Pro tokolls zi: verlesen: Sie lauten: „Ich habe nun die volle Wahrheit gesagt und bitte, mich jetzt aus der Haft zu entlassen. Dem Angeklag ten wird darauf civfsnct, daß er aus der Haft entlassen sei. Er wird ermahnt, sich nicht beeinflussen zu lassen." Möbius erklärt zu den ihm vorgehnltenen Widersprüchen: Ich habe vor Staatsanwalt Dr. Fiedler die Unwahrheit gegen Dr. Zeigner gesagt, weil ich merkte, daß ich dann unterstützt wurde. Rechtsanwalt Melzer hat mir ge- sagt, Zeigner ist nach der Schweiz ausgerissen, wo mag er bloß die vielen Devisen hcrhaben? Staatsanwalt Dr. Fiedler sagte, Zeigner läßt Sie in» Drecke sitzen. Als ich dann Dr. Zeignrr belastet hatte, wurde ich aus der Saft entlassen. Als ich später vor dem Unter suchungsrichter die Wahrheit sagte, wurde ich wieder in Haft ge nommen. Vorsitzender: Ihre letzte Bekundung vor dem Unicrsuchungs- richter stimmt in der Tat mit ihren heutigen Aussagen überein. Der Angeklagte Dr. Zeigner schildert den Fall Brandt folgender maßen: Als Möbius mit mir über Brandt sprach, sagte ich ihm, Brandt solle zunächst ein Gesuch machen. Das Gesuch würde dann in der üblichen Weise bearbeitet. Als ich nach der Begegnung mit Brandt das Kuvert aufriß, fand ich die Geldscheine darin. _ Als Möbius kam. sagte er gleich, cs ist Geld darin. Ich war empört. Besitzender: Mas sollte die Hingabe des Geldes an Möbius für einen Zweck haben. Angeklagter Dr. Zeigner: Ich hatte die Idee, daß Möbius zu nächst einmal schweige, bis ich die Sache mit Brandt geregelt hatte. Mir war das ganze Benehmen Brandts im Kaffee so unangenehm anfgefallcn. Brandt wandte einen so vcrtranli^en Ton an, daß ich mir sagte, der Mann muß von mir ein ganz besonderes Bild haben. In der Nachmittagssitzung wird zunächst Rechtsanwalt Dr. Graf veuwmmen, der anfangs die Verteidigung des Angeklagten Dr. Zeigner führte und von Zeigner von der Schweigepflicht ent bunden wurde. Der Zeuge bekundet: Als ich durch die Staats- anwalischast von der Anklage Kenntnis erhielt, habe ich als sozial demokratischer Parteifreund den Iustizministcr Dr. Neu davon in Kenntnis gesetzt und ihn gebeten, die nötigen Schritte im Partei- intcicssc zu unternehmen. Das war am 10. November. Am 12. kam Dr. Zeigner zu mir. Er war vollkommen zusammengcbrochcn und konnte kaum ein klares Wort hervorbrinacn. Ich riet ihm spä ter dringend, sich dem Staatsanwalt zu stellen. Ich suchte dann Zeigner auf. Das war einer der furchtbarsten Eindrücke meines Lebens, als ich Zeigner in einem Zustande völligen seelischen Zusammenbruches fand. Ich habe die Untersuchungsrichter in diesem Zustande Zcigners gebeten, dcch von einer Vernehmung zu nächst abzuschen. Auf weitere Fragen erklärte der Zeug», ich hatte damals den Eindruck, daß Möbius von rechtsradikaler Seite ge dungen war. Vorsitzender: Wenn Sie so etwas sagen, müssen Sic doch dafür best'mmte Unterlaacn haben. Zeuge: Ich hatte zunächst nur diesen Verdacht und bestellte Möbius nach seiner H. ftcntlassung zu einer Unterredung in Gegen wart meines Sozius. Die Unterredung dauerte nur drei Minuten. Ich fragte Möbius: Ist das alle- wahr, was Sie Dr. Zeigner noch- fagen? Möbius würgte darauf etwas und sagte: Na, cs blieb mir doch nickts anderes übrig. Wenn ich dem Staatsanwalt Dr. Fiedler nicht alles zugegeben hätte, dann wäre ich aus der Hast nicht ent lassen worden. Vorsitzender: Für I^'re Vermutung, daß von rechtsradikaler Seite Möbius gedungen war, erhielten Lie also keine Bestätigung? Zeuge: Nein. Paris, 18. März. In der Kammer sprach der Berichte statter Uber das Militingesetz Oberst Fabry von der defensiven fran zösischen M i l i t ü r p o l i t i k. Die französischen Soldaten M- ten vor dem Kriege einen solchen Abscheu, daß die französische Po litik nur auf die Notwendigkeit der nationalen Verteidigung einge stellt werden kä nc. (?) Das französische Heer wurde nach dem Ge setzentwurf in 32 Divisionen eingeteilt, von denen 6 am Rhein garnisoniert werden. Dadurch sei es möglich, jederzeit e ne starke Schlachtfront auf dem rechten Rheinufer herzustellen. Die Engländer sind nicht so dumm... London, 18. März. Der gestrige Vorstoß der Pazif sim im eng lischen Unterhaus, welcher auf die Entwaffnung Englands ohne Rücksicht auf die Haltuu-g anderer Länder abzielte. ende e mit einer vernichtenden Niederlage für die Pazifisten für deren Anfrage nur 13 von 370 Anwesenden stimmten. Es hatten einige Mitglieder der Arbe terpartei eine Herabsetzung des briti schen Heeres von 161 000 auf 100 000 Marn gefordert. Die Negie rung erklärte ,zu der Anfrage, zur Politik internationaler Abrüstung durch gegenseitiges Uebercinkommen Zutrauen zu haben; sie müsse sich aber dem Anträge widersetzen, der eine britische Abrüstung in mitten einer bewaffneten Welt befürworte. Der Morgan-Kredit. London, 18. März. Gegenüber französischen Uebc-treibuugen wird mitgcteilt, daß der Morgan-Kredit 30 Mill. Dollar auf drei Monats beträgt. Gr-rmkerr für heule. Es gibt Menschen, deren Vakrlandslirbc käuflich ist wie ein S'ück Vich. Wäre Vaterlandsliebe doch wieder das, was sie sein sollte, Heimatliebe, Stimme des Blutes, Bewußtsein, daß Regung von Geist und Hand niemals fruchtbringend sein kann, wenn sic nicht von einer Willensrichtuug für Universales getragen ist. — Ein gctt'loser Städter ist noch erträglich Aber ein goikloser Dauer ist der Ausbund der Menschheit. Er wird zur Bestie und kennt »ur sich und ist zu allen Roheiten ui L Ausdeutungen schlimm- stcr Art fähig. Ein Valier soll fromm und natürlich se n, wie das Wachstum seiner Umwelt. Zivilisation und Natur geben keinen gu ten Klang. — Schraube dein Begehren nur um einen Millimeter zurück und du wirst die Womwn der Ruhe und des Friedens in deinem Herzen verkosten, und du hast Freunde zu Hunderten. Man wird erst dann argwöhn'sch, neun dein Begehren aufwärts geht. Lerne an der Na tur, sie kennt ein Begehren und ein Wachsen im Frühling und Som mer und ein Opfern und Verzichten im Herbste und Winter. Es ist ein wunderbarer Gleichklang, der in diesem Geschehen liegt, der den Menschen aber, die sich doch als „das Maß aller Dingo" wähnen, unbegreiflich ist. — Nur in der Natur lebt Cch hüt uuü Natürlichkeit und nur sie allein kann gesunde Früchte bringen. Sv geht es auch mit den Meu schau. Nur natürliche Menschen sind Genies. Wieviel Unnatur und Airfgeblasenheit läuft doch durch die deutschen Lande in dieser Zeit. Soll es da einen wundernehmen, wenn cs uns mangelt an Genies und an Ehrlichkeit der Gesinnung. Ehrlichkeit ist L'.e Schwester der Natüulich'eik. — Es ist nicht wahr, daß es keine guten und idealen Menschen mehr gibt. Gibt cs auch keinen blauen Himmel mehr und keine Sterne, wenn schwarze Wolken den Blick verdüstern? Leider ist cs so, daß d'o Gauner und Spitzbuben das größte Geschrei machen und die ehrlichen Menschen überwuchern, wie das Unkraut den Wei zen. -- Nur der kann Führer sein, Ler die geheimsten Regungen der Menschen kennt, sich selbst kennt und sich selbst überwunden hat. Liner an» der Masse und der mit ihr geht, ist auch wert der Masse, er wird Leithammel, aber nicht Führer, denn er wird der Masse schmeicheln. — Wir Gcgenwartsmenschen leben leider zu sehr in der Phantastik und in der Unwirklichkeit, als in der Wirklichkeit. Menschen, deren in den Wolken schweift, stolpern. Menn das Haus brennt, ist nur Besonnenheit am Platze. Wäre Besonnenheit mancher Menschen Erbteil, stände vieles besser um uns. — Wir haben sa erfahren, Laß man uns Gautschen rächt glaubt, auch wenn wir noch so viel reden. Ja, wenn ein Bismarck rodete, horchte di: Weib auf. Reden wir weniger auf dem offenen Markts, an Len Arbeitsstätten und in der Politik, handeln und arbeiten wir mehr. — Der große Dach sagte: „Wer so fleißig ist wie ich, wird auch solche Sachen machen wie ich." Me Meister, Künstler und Menschen der Arbeit konnten so sprechen. Was wü-dc sich wohl für die mei sten Memchcn der Gegenwart für ein Saiz prägen lassen? — Zeigner« einen Wagen Kohlen und einen Hasen geliefert haben soll, kommt es zu einem Zusammenstoß -wischen Verteidiger und S^echtsanwalt Frank protestiert dagegen, daß der Zeuge ein« Art Gutachten über das Amnestiegesetz erstatte. Der Vorsitzende erklärt, er habe Len Zeugen ebenso wie den An geklagten Zeigner und Lie anderen Zeugen reden lassen. Der Zeuge habe do» Recht, im Zusammenhänge sein« Aussage vorzutraa«». Rechtsanwalt Frank beantragt einen Gerichtsbeschluß hierüber. Oberstaatsanwalt Schlegel bemerkt, die Prozeßleitung stche dem Vorsitzenden zu. Rechtsanwalt Frank: Wenn die Prozeßleitung gegen den Sum der Strafprozcßordnung verstößt, haben die Prozeßbcteiligten da» Recht, einen Gerichtsbeschluß zu erwirken. Das Gericht beschließt, daß der Zeuge das Recht Habs, im Zusammenhang seine Aussage vor- zutragcu. Rechtsanwalt Frank: Dann beantrage ich, zu protokollieren; 1., daß der Zeuge es unternommen hat, die Neichsgesetzgebung zu kritisieren und das Amnestiegcsetz gegenüber der Beanadigungspraxis des früheren Königs herabzusctzcn; L., daß der Zeuge Lie Mitglieder einer großen politischen Partei beschimvkt hat, indem er sie als Leut» mit dem Ebert-Bart bezeichnete, ohne daß dies gerügt wurde. Zeuge Rechtsanwalt Melzer fährt darauf fort, nachdem der Vorsitzende ihn ermahnt hat, sich nur au die den Gegenstand des Prozesses bildende Tatsache zu halten. Er bekundet, zuerst sei er in den Fall Friedrichsen verwickelt worden. Frau Friedrichsen habe ihm eines Tages mitgcteilt, daß der frühere Feldwebel Zeigners in Dresden die Begnadigung machen würde. Sie habe ihm auch erzählt, daß sie und „Lehmann" auf dem Schreibtisch Zcigners ein Paket mit einer Halskette, einem Ning und Geld niedcrgologt hätten. Ebenso habe er von Brand Kenntnis der Vorgänge erhalten. Er habe diy Empfindung gehabt, diese Mißstände müßten beseitigt uuü das System beleuchtet werden. Nach Rücksprache mit verschiedenen Freunden habe er aber zunächst Abstand genommen, etwas zu unter nehmen. Erst als die Angriffe Zeigners auf die Neichsrcgierung ein- setzten, habe er Schritte eingelcitct und Anzeige gegen Möbius er- stattet, um auf diese Weise die Angelegenheit aufzurollen. Möbius fei eines Tages mit der Bitte zu ihm gekommen, seine Ver teidigung zu übernehmen, da er fürchte, mundtot gemacht zu werden. Er sei schon bedroht worden. Die Verteidigung sei von ihm abgelehnt worüen. Er habe aber mit seinem Sozius gesprochen, ob dieser die Verteidigung übernehmen wolle. Möbius sei noch verschiedentlich zu ihm gekommen. Von einem bestimmten Zeitpunktz an hörten die Besuche auf. Er habe Möbius in seinen Aussage:; nicht beeinflußt. Aus taktischen Gründen habe er es auch ver mieden, Möbius irgendwie etwas erfahren zu lassen. Nach der Haft entlassung habe Möbius ihm sein Herz ausgeschüttet, und da babr er allerdings gesagt: Bleiben Sie nur bei Ler Wahrheit, lassen Sie sich nicht eiuschüchtern! Davon, daß Zeigner sein Geld in der Schweiz habe, habe Möbius selbst gesprochen. Ebenso habe er gesagt, ihm sei von Juden Geld angebotcn worden. Angeklagter Möbius wiüersv.icht Len Angabe» des Zeugen und sagt: Er lügt ja wie gedruckt! (Gelächter im Zuhörcrraum. Der Vorsitzende droht mit Räumung des Saales und fordert Möbius auf, sich einer anständigen Äusdrucksweisc zu bedienen.) Der Zeuge bekundet weiter, Möbius habe mrt bezug auf Zeigner gesagt: Sic sollen mich ja nicht reizen; wenn ich erst auspacke, könne» Sie was erleben! Das nun folgende Krcnzverbör. dem der Zeuae von der Vev teid'gung ausgesetzt wird, gestaltet sich temperamentvoll. Rechtsanwalt Frank bittet, zu Proiokoll zu nehmen, daß Rechtsanwalt Melzer die Verteidigung des Möbius nicht endgültig nblchutc und trotzdem dessen Mitteilungen unter dem Bruch der Schweigepflicht vor Ge icht zu Bekundungen benutzt habe. Rechtsanwalt Tschopik fragt, ob der Zeuge zu Möbius gesagt habe: 4 bis 5 Monate werden Sic wohl kriegen, die brauchen Sie aber nickt abzusitzen, ick verschaffe Ibnen Bewährungsfrist. Der Zeuge stellt es so dar, daß er sich gutachtlich geäußert und die Mei nung ausgc'prock-en babe. daß Möbius begnadigt werden würde. Nach Einleitung des Verfahrens gegen Zeigner Hube Frau Zeig- ner einen Besuch gemackt und gefragt, ob die Sache nicht rückgängig zu macken sei. Er Habs ihr gesagt: Rehmen Sie als Trost mit, daß Ihr Gatte das Opfer sein mutz für die Gesundung Deutschlands! Es handelt sich nickst nm die Person, sandcrn um das System. Ilm 7^4 Uhr wird die Verhandlung auf Mittwoch vertagt. Der Zeigner-Prozeß. Leipzis, 18. März. Heute wurde die Beweisaufnahme im Zeigner-Prozeß fortgesetzt. Angeklagter Möbius schildert die Einzelheiten de« FalIe« Brandt. Durch einen gewissen Götz hatte Awbius erfahren, daß der Landwirt Brandt wegen Verletzung der Getreidehandelsvorschrift ein« Gefängnisstrafe erlitten habe, von der er gern befreit sein wollte. Möbius kam mit Brandt in einem Kaffee zusammen und sagte ihm, er müsse ein Gesuch an den Iustizminister machen. Er, Möbius, würde das Gesuch dem Minister persönlich übermitteln. Brandt habe ihm dann das Gesuch in einem Briefumschlag übergeben. Vorsitzender: In dem Briefumschlag waren doch auch 8000 Mark. Nlöbius: Ja, die habe ich für mich herausgenommen. Vorsitzender: Eie haben doch in der Voruntersuchung ausgesagt, der Umschlag sei verschlossen gewesen. Möbius: Ich sa^te auch damals, Ler Umschlag war offen. Staatsanwalt Dr. Fiedler sagte nein, er war zu. Ich sagte wieder, er war offen. Dr. Fiedler sagte, er war zu. Da sagte ich schließlich, gut, dann war er zu. Ich habe di« 8000 Mark als Reisegeld für mich betrachtet und habe Herrn Zeigner das Gesuch gegeben. Später traf ich Herrn Zeigner in Leipzig, und er sagte, cs wären bei dem Gesuch noch 7000 Mark gewesen. Die gab er mir, damit ich sie Brandt wieder zustclle. Ich habe sie ab«r für mich behalten. Dann erhielt ich von Frau Brandt die Mitteilung, daß ihr Mann verhaftet sei. Brandt kam dann wieder frei und sagte mir, er wolle sich erkenntlich zcigcn und mir und Dr. Zeigner Mehl schenken. Ich habe das für Dr. Zeigner bestimmte Mehl aber seiner Frau verkauft, weil ich wußte, daß er es geschenkt doch »icht nehmen würde. Den Kaufpreis habe ich nicht Brandt gegeben, sondern für Nord- und Ostgrenze große Luftgeschwader konzentriere» lasse und i befreundet. Halten Gie ihn ecnss Verbrechens aus Haosucht im besetzten Gebiet das Aufmarschgelände sür den komnwnden od>« hielien S:e ihn für den Idealisten. Krica strateaiick vorberei'e > ' Zeuge: Das letzte kann ich nur in vollem Umtange bestätig:». ' Ich bin seit vier Jahren mit Ze'gner bcsccundct. Wir haben politisch nicht immer übe.eingcstimmt und ich habe oft müßigend auf ihn München, 18. März. Der seit Mitte Itovembcr in Schutzhaft und Nachher in Haft gehaltene Leiter der D rkehrsabteilung der National- sozialistischen Arbeiterpa.tci, der Münchener Kaufmann Weber, ist uunmehr auf freien Fuß gesetzt worden. Wenn man heute Lie uoble deutsche Welt sieht mit ihrem tau sendfältigen Zierrat, Sciüenstrümpfen, Lackschuhen, SeiLenbSmLcrn . — - —, und Sp henkle-L-rn, glaubt man, alle stammten von dochvermögcn- Weise Begnadigungen zu erreichen. Es feien sogar Begnadigungen twu Grafen, Fürsten und Baronen ab, die sich eines Stmnmba-me« ' N. '. . t von fünfzig und mehr Ahnen erfreuten, währenddessen ihre Eltern Als der Zeuge Rechtsanwalt Melzer im weiteren Verlaufe den und -Ahnen ehrliche Bürgersleute waren, etwa arbeitsame Wasch- Fall eines Gastwirtes aus Möckern erwähnt, der in die Wohnung I flaue». Taaetlöbner. Kutscher wrd andere, die in Einfachheit rare London, 18. März. Reuter meldet ans Teheran, die fort- uc g., o--» lchrittliche Partei, die mit den Sozialisten L> Mchrheit bilSe, habe ausgeiprochcn worden, ohne daß Gesuche Vorlagen, sich sür Li« Absetzung des Schab» und die Au-ruf" , dir Ne-uhlik «klärt. , Vorsitzender: Ihre heutig« Aussag« steht in «ln«n Dtver- spruch mit Ihren früheren. Hitler hat doch in seiner -weiten Rede gesagt: ,Lch teile Ihnen mit, daß die provisorische Regierung gebildet ist und daß Ludendorff die Bildung der Äationalarmre übernimmt Ludendorff: Da steht von Gbrrt nichts drinl Vorsitzender: Die Regierung ist doch im Bürgerbräukeller schon gebildet worden? Ludendorff: Ich kann mich nur auf mein« Worte beziehen, die ich damals gesprochen habe. Ich habe mir die Diktatur gedacht als Ausdruck des freien Pillen» des Volkes. Iustizrat Lütgebrune: Scheubner hat Ihnen in die Woh- »mm am 8. November mitgcteilt, daß Hitler den Herren zum Absprung in der bekannten Zielrichtung verhelfen wollte und Ihnen gesagt, Hitler wünsche, daß Sie in den Bürgerbräukeller kommen, sozusagen im Austra ged er neuen Regierung. Ludendorff: Das ist richtig. Vorsitzender: Me haben Sie sich die Diktatur gedacht? Ludendorff: Ich habe mich der neuen Regierung zur Ber- fiiaung gestellt. Diese neue Regierung war für mich cm Numpf- gebilde, das sich durch Männer aus dem Norden ergänzen sollte, und zusammen mit der bayerischen Staatsgewalt und den Vaterländischen Verbänden würde dann der Druck auf den Reichspräsidenten aus- geübt werde». Vorsitzender: Also Sie meinten, das seien mir Bormaß nahmen und keine endgültige Lösung? Ludendorff: Selbstverständlich. Staatsanwalt Lhart: Haben Sie den Standpunkt vertreten, daß es sich nm eine Umwälzung gehandelt hat und daß d>cse Umwälzung nicht von vornherein mißglückt war? Das Geschehen vom <8. und 0. November war doch eine völkische Revolution, deren erster Akt bereits dadurch gelungen war, daß schon Donnerstagabends alle staatliche Macht Bayerns in der Hand der neugebildeten Regierung lag. Ludendorff: Das kann ich nicht sagen. Erster Staatsanwalt Stenglein: Sie sind nach den Worten Hitlers zum Führer der zu bildenden Nationalarmee mit diktatorischen Vollmachten ernannt worben. Ls scheint also so zu sein, daß Hitler Iivilkommissar und Ludendorff Militärdiktator werden sollte? Ludendorff: Hieriiber stand noch nichts Abschließendes fest. Ueber die näheren Einzelheiten sollte ja erst noch mit Lossow und Seißer gesprochen werden. Eine Frage seines Verteidigers, ob er sich nicht die Aufgabe gleichsam als Wechsel für die Zukunft in der Richtung dachte, daß er das Instrument, das Lossow schaffen sollte, später handhaben werde, bezeichnet Ludendorff als durchaus richtig. Auf die Frag« de» Vorsitzenden, ob Hitler mit Ludendorff über die diktatorischen Befugnisse gesprochen habe, führt Hitler aus, er habe früher mit Ludendorff über konkrete Fragen nicht ge sprochen. Ludendorff sei zuerst gegen Lossow eingestellt gewesen. Das Aufrollen der deutschen Frage hätte sich ja Kahr und Lossow auch nicht in dem Sinne vorgestcllt, daß von München aus die Truppe organi siert werde, die nach Berlin marschiere, sondern sie sei so gedacht worden, daß an dieser Stelle nur die Auslösung komme und dann alle anderen in Norddeutschland vorhandenen Kräfte gleichsam wie ein« Lawine ins Rollen kommen und die Herrschaften in Berlin weg- fegen sollten. Staatsanwalt Ehart bemerkt, er glaube, annchmen zu dürfen, daß das Gericht darüber genügend unterrichtet ist, wie der Putsch vom 8. November nicht nur außenpolitisch, sondern auch innenpolitisch erhebliche Wirkungen gezeitigt habe. — Hitler: Der Putsch sollte die ungebeuerlichste innerpolitische Wirkung auslösen, das international-marpstisch-pazifistisch-Lemokra- tische-jiidisch eingestellte Regiment sollte durch den Putsch gebrochen werden. Ein völkisch-nationales Regiment hät'c die ungeheuerlichsten Umwälzungen hervorgerufen, die Deutschland überhaupt seit seinem geschichtlichen Denken erlebt hat. Wenn das nicht unsere Absicht ge wesen wäre, dann hätten wir die Todesstrafe verdient!