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Erzgebirgischer Volksfreund : 01.03.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192403017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19240301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19240301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-03
- Tag 1924-03-01
-
Monat
1924-03
-
Jahr
1924
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 01.03.1924
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WWWWWW Erzgebirglscher Dolksfreund Präsident den Kommunisten fortwährend unterbrochen. Die Ge ¬ ber Abg. Nenner in Haft zu behalten sei. Das Haus beschließt, die Angelegenheit am Schlüsse der heutigen Tagesordnung zu behandeln. Er' WM Winkler warnt die Herren vor der dauernden Störung er sehe sich sonst genötigt, auf die verschärfte Geschäfts Verfahrens gegen den Abg. Arzt. Abg. Beutler (Dnil.) begründet den Mißtrauensantrag der Deutschnationalen. Die Erklärung des Ministerpräsidenten vom 21. Februar sei eine richtige Koalitionserklärung. Wie die Regierung über den Ausnahmezustand denke, habe man nicht erfahren können. Der Brief v. Srcckts an den Reichspräsidenten werde auf eine Beschlußfassung der Reichsregierung zurllckzuführen sein. Die sächsische Negierung habe noch nichts ge'an, daß der Ausnahmezustand in Lachsen auch nach dem 1. März aufrecht erhalten bleibt. Das wäre ihre Pflicht gewesen. Böttcher sieht sich bereits als der zukünf - tige kleine Lenin von Sachsen. Solange Sowjetrußland die Pläne liefert für die Dolschewisierung Deutschlands und Geld schafft, wird die kommunistische Umsturzbewcgung nicht tot sein. Wenn die Abwehr nicht einheitlich wäre, dann werde sie abgeschwächt, und nur acht Tage kommunistischer Herrschaft — länger würde es nicht dauern — würde großes Unheil über Deutschland bringen. Der Aus nahmezustand muß also in Sachsen aufrecht erhallen bleiben. Wenn st« ihre Betriebe in Lachsen schließen und auswandrrn. Dir kommen den Wahlen würden, wenn der Ausnahmezustand aufgehoben würden keinen Kampf mit geistigen Waffen, sondern mit Gummiknüppeln sein. Auf wiederholte Zurufe erhebt der Redner Einspruch dagegen, daß die Leute, die in München auf der Anklagebank sitzen, mit de» Dynamitattentätern im Erzgebirge auf eine Stuf» gestellt werden. Diese Leute haben au» idealen Gründen gehandelt. Die Wege, die ste eingcschlagen haben, find aber nicht unsere Wege. Wir haben Geduld. Die Zeit arbeitet für uns. Wir werden ohne Bürgerkrieg und Blut vergießen unser Ziel erreichen. (Die Rede des Abg. Beutler wird von mit der Sache befaßt. Das Polizeipräsidium habe ihm auf Anfrage mitgeteilt, daß die Versammlung als Eisenbahnerversammlung ange- mcldet worden sei, daß aber noch eine Reihe von Haussuchungen statt- sände und das beschlagnahmte Material gesichtet werden müsse. Das Neickswehrkommando habe ungeordnet, daß bis zur Klarstellung auch — Die Genehmigung zur Strafverfolgung der Abg. Siewert, Schneller und Böttcher wird nicht erteilt, dagegen genehmigt das Haus gegen die Stimmen der Kommunisten die Einleitung eines Disziplinarstraf- siichen Del- zeichneten misteriums Unser« Spar- und nur bür- Adel im DimernMul. Roman eines Westsalen von Georg Heinrich Taub. ,7. siorlseßung.) «r. 82. 1. März 1S24. Sozialdemokraten für Beibehaltung des Ausnahmezustandes. Die Die Spar- und Darlehnskassen bemühten sich, der zu den Kriegsanleihen heranzuziehen, selbst tu Teilbeträge. Die Kirchen borgten auf Deranlasium größere Beträge und legten sie in Kriegsanleihen an. und Darlehnskafsen, welche sich auf zwei Orte erstreckt gerlrche Kreise umfaßt, hatte bei Kriegsbeginn 260 000 Mark Spar- ein'.agen und zeichnete 1325 000 Mark Kriegsanleihe, welch« von 230 Linzelzeichnern aufgebracht wurden. Hiervon waren 150 000 Mark von den beiden Kirchen gezeichnet, welche sie bei der Darlehnskasse geborgt hatten. Auch die Darlehnskasse legte ihren Bestand von 500 000 Mark in Kriegsanleihen an. ordnung zurllckzugreisen. — Abg. Siewert ruft: Versag T. M. «Srlner. M«. Beiblatt. Der Schriftsteller Karl v. Hullcch arbeitete sa um willen, nicht ums tägliche Brot. Er durfte sich den Luxus erlauben, diese feinen Gedankenfaden Aletch Spumücweb davouflattcrn zu lassen, ohne eine megung zu machen, sie zu erhaschen. Auch konnte er dazu verstehen, einen bestimmten Zweig der Dichtkunst besonders zu Megen — er war Lyriker, Epiker und Dramatikers er schrieb auch Novellen und Romanes d. h. er wollte solche noch schreiben, da er in den Schubladen seines Gedächtnisses Stoffe für solche in Fülle aufgestapelt batte. Nach dem Mittagsschläfchen war ihm die Idee zu einem niedlichen Ged cht geokmmen. Er sah nämlich eine Fliege an der Fensterscheibe ruhelos hin und her schwirren — in der Sehnsucht nach dem Sonnen licht da draußen. Ahm fiel ein: D'e menschliche Seele verzehrt sich in Sehnsucht nach dem Licht der Wahrheit und der Ewigkeit. Wie nun, wenn ich das Umherirren und -Schwirren der armen Seele unter dem blauen Himmels,'custer des Firmamentes mit dem der Fliege dort an jener Fensterscheibe vergleichen würde? hatte sich hingesetzt und geschrieben: ten vorhanden snd? Darf da» Reich Reparationen und Besetzung»- tosten zahlen und leine älteren Gläubiger, Lenen der letzte Pfennig durch den Staatsbankerott genommen wurde, verhungern lassen? Welches Elend ist durch di« Inflation über weite Kreise Deutschlands hereingebrochenl Spamroschen, die oft seit Generationen angesam melt und zusammengehungert worden sind, sind als verloren zu betrachten. Getroffen find meist die solidesten, arbeitenden Schich ten unserer Bevölkerung, die für ihren Lebensabend und ihre Kinder sorgten und sich kaum einen Genuß gönnten. Treu und Glauben ha- ben im Gcldverkchr einen starken Stoß erlitten. Unser einst so blühendes Genossenschaftsleben ist vernichtet. Ls wieder aufzubauen wird unendlich« Mühe und viel Zeit kosten. Unverschuldet sind diese Geldinstitute in den Bankerott mit hineingerissen und können ihrs Gläubiger nicht befriedigen. Schieber und Devisenhamsterer haben sich auf Kosten der ehrlichen Sparer bereichert und keine Steuer wird diesen Gaunern ihren Raub entreißen können. Das Reich ist durch die 200 Millionen Rentenmark, die die Ren tenbank vorgeschaffene, viele Schulden losgewordcn, ebenso wie auch zahlreiche Privatschuldner mit entwertetem Papiergeld ihre Schul- den abgetragen haben. Ls entspräche sicher der Gerechtigkeit, wenn noch nachträglich «in Ausgleich stattfinden könnte. Ob dies möglich ist, bleibt noch eine offene Frage. Eigentümlich erscheint es aber, wenn das Reich die Privatschuldner zur Zahlung anhalten wollte und sich selbst den Verpflichtungen entzöge. Oder wenn das Reich selbst gar die Inflationsgewinne der Privaten für sich in Anspruch nehmen wollte, ohne seinen Gläubigern gerecht zu werden. Jedenfalls wird manche Frage, die hier auftaucht, geeignet sein, den Staatsgerichtshof zu beschäftigen. Du arm geflügelt Wesen: Da irrst du hin und her, Als wenn des Glases Klarheit Schon Weg zum Lichte wär'. Tann sann er nach: Die Seele hat eine Vorstel lung vom Himmel, Tante schildert ja Herrlichkeiten über Herrlstykeiten und die Geheime Offenbarung be- ichrc bt den Glanz jener übersinnlichen Welt so leben dig, daß man die Wohn' g der Seligen mit den Augen der Seele wohl schauen kann. Er müßte sich also mit seiner Seele personifizieren und sie das Erschaute in glutvollem VerS schildern lassen. Aber — wenn er länger darüber nachdachte — er mußte ja ein breiter angelegtes Dichtwerk schaffen. Und dazu ist ihm eine Fliege — zu unbcdeut»no .. . Unten auf der Straße flutete großstüdti'cheS L-'ben. Gerade in den ersten NachmiNagSstnndcn strebte mleS über die Landsberger Alla« zum FricdrichSha n htp- über. Er konnte von seiner Wohnung aus die gan zen Anlagen überschauen. Da kamen groß und klein, »u Fuß und t» DrolLke: — alle» aino sich dL^ unter schattigen Bäumen. Mitten tm Hain Ser Teich'—> wie das große blaue Auge eines Niesen. Er hatte schon immer einmal ein Sagcnmotiv behandeln wollen: war nicht das Wasser dort unten wie geschaffen dazu'? In der Nacht kam vom märkischen Sande her das Weh klagen, das ihm oft den Schlummer gestört: die Men schen wähnen, das Windklagclied gehe. Aber nein — es sind die Seufzer der armen Elben und Wichtel- männer, über deren Waldwohnungen der Fuß der Men schen gegangen ist. Man hat die Aermstcn immer weiter vertrieben — in die Heide hinein — wo kein Wald mehr ist und keine Vogel,! eder erschallen. Nur nachts dürfen die kleinen W chte dort im Hain ihr Leid dem Niesen klagen, dem König ihres Reiches. Doch der ist anch mit Drahtgeflechten an den Boden geschmie det: er kann seinen Grimm nicht anders beweisen, als durch das zornige Rollen des blauen Auges. .. . v. «tS er ^ei^tieveu. ,,Wer sollte solch ein Zeug heutzutage lesen? Zudem ist gar keine Pointe drin, — nee, das ist nichts!" Tann stellte er sich ans Fenster und sah unter den Bäumen ans den schmalen Parkwegen die Kindermädchen und Ammen mit ihren Schutzbefohlenen hin- und Her- Wandern oder Kinder- und Sportwagen fahren. Warum sollte er nicht einmal eine Tieiistmädchengeschlchte schrei ben — so was ganz Modernes? Aber kaum ist der Ge danke gekommen, so verwirft er ihn wieder. Zu Häupten des Singenden wohnt ein Sänger, der nachmittags seine Nebnngen zu machen Pflegt. Karl v. Hulkav ist gar nicht ärgerlich, wenn er oben die ersten Töne anschlagen hört. Dann läßt er sich sanft an die Sessellchne zurückstnken und lauscht und lauscht. Und das Erlauschte spinnt sich in seiner Stimmung fort. Hin und wieder ist ihm dann ein Lied ge lungen. Noch einige Male im Laufe des Spätnachmittag» setzte der Schriftsteller seine Hoffnung auf irgend einen poetischen Gedanken, — immer vergebene Müh'. Ta klopfte es an die Türe, und die Wirtin trat ein und reichte ibm die Karte eines Besuchers. Während v. Nnlkap den Namen auf derselben kopfschüttelnd la», ruhte der Blick der Frau an* dem Sitzenden voll War ner Zuneigung. Am Augenblick aber, da sich der Mieter zu ihr wand war sie wieder die gelassene, stille Frau. Karl v. Hnlkap aber sagte, ohne sie sonderlich zu be achten: „Bitte, lalien Sie den He-mn eintrcten." Dor sich hin murmelte er, während d'e F-au hinanSging! „Werner Faust — den Namen habe ick' noch niemals gehört. Wer maa- sein?" — ES Pocht... -Sereml'' Durch den unglücklichen Ausgang des Kriges war Lie Mark auf SO Pfennige herabgefunken. Nun hätte aber das Ermächtigungsgesetz vom 4. August 1014 sein natürliches Ende nehmen sollen, und wenn auch nicht das alte Golddeckungsgesetz wieder in Kraft tieten konnte, Io hätte doch ein entsprechendes Verhältnis zwischen Goldbestand der Neichsbank und Notenumlauf festgesetzt werden müssen. D:e Nevolu- tionsgewinner, die Machthaber, dachten aber nicht daran und finan- zierten die Revolution mit der Notcnpreffc lustig weiter, sodaß unsere Mark immer weiter sank. Am 20. Januar 1919 galt die Mark noch SO Pfennig«. Aber auch in der Nationalversammlung, in welcher das Finanzgenie eines Erzbergers waltete und die Versteuerung des Dosikos eifrig betrieb, dachte man nicht an eine Stabilisierung der Mark und brachte sie Lurch Mißwirtschaft auf 10 Pfennig« herunter. Der Reichstag, welcher eine bürgerliche Mehrheit aufwies, dieselbe aber nie zur Geltung komm«n ließ, wie schon in der Nationalver sammlung und infolgedessen bei wechselnden Regierungen stets unter marxistischem Drucke stand, dachte ebenso wenig an eine Stabilisie rung der Mark wie die Nationalversammlung. Die Finanzkünstler dachten nur an eine Erfassung der Sach- werte und Reparationsleistungen, dazu brauchten sie die Sozialdemo kraten, um stets mit der äußersten Rechten eine vernünftige Finanz- Politik zu treiben. Ein Zusammenstehen mit den Sozialdemokraten er forderte aber, um die Massen zu befriedigen, ungeheuere Geldmittel, welche durch die Notenpreffe sich, allerdings mit Anstrengung aller Kräfte und unter Zuhilfenahme zahlreicher Druckereien im In- uns Auslande, beschaffen ließen. Bis zur Ruhrbesetzung hatte man die Mark glücklich auf vier Zehntaussnöstel Pfennig, heruntergewirlfchaf- tet. Als man bei ein Zehntausendstel Pfennig angelangt war, wurde mit bedeutenden Geldmitteln der Reichsbank sine Stabilisierung durchgeführt mit dem Erfolge, Laß man drei Monate lang zunächst eine Besserung und dann wenigstens ein« Einhaltung des rapiden Sturzes erzielte. Dann ging es im tollsten Tempo weiter. Bei Auf gabe dos passiven Widerstandes stand die Mark noch auf ein Million stel Pfennig, macht« dann eine vierzehntägige Pause, um dann un aufhaltsam dem Abgrunde zuzusinken. Mitte Oktober galt die Mark ein Hundertmillionstel Pfennig, bis sie am Ä). November 1923 den Rckordtiefstand von ein Milliardenstel Pfennig erreichte und somit die deutsche Papiermark erledigt war. Oesterreich und Sowjetrnßland hatten wir bei weitem geschlagen und nur einen ähnlichen Vorgang kannte die Geschichte in der Affigna- tenwirtsclmft der französischen Revolution. Portugal, Griechenland und die Türkei, die durch Staatsbankerott ihre Zahlungen einstellen mußten, haben sich bemüht, ihren Verpflichtungen nachzukommen und ihre Gläubiger wenigstens zum Teil befriedigt. Deutschland wird nieindieLagekommen,seine Gläubiger zu befriedigen. Nicht nur die Kriegsanleihe und sonstige Staatspapicre sind wertlos geworden, sondern auch die Spareinlagen in Sparkassen, Darlehnskafsen und Danken, die „mün- delsicheren Anlagen" und sonstige Forderungen, sind entweder in wertlosen Papierfcheinen zurückgezahlt worden oder sie sind als ver fallen zu betrachten. Alle Aufwertungsversuche müssen, trotz Bürger- wir nicht vor den Wahlen stünden, wären wahrscheinlich auch die lichem Gesetzbuch, trotz Neichsgerichtsentscheidung, fehlfchlagen, da der allein verantwortliche Gläubiger, trotz Heberspannunq der Steuer- schraube, b a n k e r o t t ist. Darf aber ein bankerotter Schuldner nach- Polizei in der Hand des Ministers Muller ist ein Messer ohne Klinge, folgende Gläubiger bevorzugen, solange Gläubiger mit älteren Nech- Wenn die Industrie nicht geschützt wird und vogelfrei ist, dann wird 7,'n Taff, KaroluS!" !' ! „Herrjebrum — guten Tag, Erich. Aber, Mensch, — weshalb führst du denn anderer Leute Visitenkarten?" „'n Scherz! Wollte nur dein verblüfftes Gesicht seben, wenn ich dick so anleimte. — Was — Dir „stel- lerst" Schritten? Pfut - lyrische Ergüsse! Mensch - wie tief bist du gesunken! — Aber, Scherz beiseite — ich will d'ch deiner Klause entführen. Ich habe heute tüchtig geschafft und konnne jetzt von einem kleinen Nusflna nach Treptow. Nun sehne ich mich nach einem guten Tropfen, — anderen Ergüssen als deinem Lie» beögclcier da! Du sollst mein Saufkumpan sein." „Nette Aussicht! — Aber ich bin doch nicht recht aufgelegt zur Arbeit, — so mutz ich wohl!" > „'S ist ein wundervoller Sommerabend in Sicht." „Aa, ja — einen Momang, ich will nur eben ein» kleine Metamorphose meines Aentzeren vornehmen." ' A»S dem Nebenzimmer rief er dann: „Lies ja das Geschreibsel nicht — heute Warsis nichts Gescheites — alles Einfälle, die nichts taugten, alles zu unbedeutend..." „Wie kannst du überhaupt so toll sein und schreiben?" „Ja, mein Lieber — daS verstehst du Nicht," klang es dumpf zurück. „Tas ist Anlage und Neigung, da» ist Talent und innerer Trieb. — Singe, wem Gesang gegeben — Poetische Ader — wie du'» nennen willst." _ . .. .... ' Mit der Elektrischen hatten die beiden Freunde sich zum Brandenburger Tor befördern lassen. Dort stiegen sie aus. um durch d'e imposante Pforte nach dem Pariser Platz und zur Straße Unter den Linden hinüber -» steuern. „Im Herzen der Großstadt," flüsterte Erich Stttn- furt dem Freunde in» Obr. Dieser gab indes keine keine Antwort und beobachtete das Getriebe, das wie ein Menschenmeer seine Wogen hin und her rollen ließ. Arm in Arm schlenderten die beiden jungen Männer au» pem Glack» zur Rechten de» Platze» dahin. Ohne Püffe und Rippenstöße ging da» nicht ab. Steinfurt stieß mit einem älteren Herrn zusam men. vor dem er grüßend sich verbeugte, al» er ihn erkannte. „Ah! Herr Graf von Uhlenhorst." Der MWrlmensanlrag im Landtag abgelehnt. Dresden, 28. Febr. Im Landtag sagte vor Eintritt in die Tages ordnung Abg. Böttcher (Kam.): Zu „den vielen Terrorakten, die jetzt gegen Arbeiter verübt würden", sei gestern die Verhaftung von 66 Kommunisten erfolgt, die in Dresden Gemeindcangelcgenheitcn be sprachen. Unter den Verhafteten befände sich eine Reihe kommu nistischer Abgeordneter und auch der Abg. Nenner. Seine Fraktion beantrage, daß der Abg. Nenner sofort aus der Haft zu entlassen sei. Die Sitzung habe sich mit der Vorbereitung der Reichslagswahlen beschäftigt und weder Dynamit, Bomben oder andere schreckliche Werkzeuge seien gefunden wordcn. Präsident Winkler: Der Aeltestenausschuß hat sich bereits schäftsordnung verbietet nicht die Zwischenrufe. — Präsident Win», ler: Ich wende mich auch nicht gegen die Zwischenrufe an sich, sondern die Art, in der ste erfolgen, darüber kann ich nicht die Herren von links entscheiden lassen.) Abg. Böttcher (Kom) begründet ben Antrag, bei der Reichs- rcgierung die sofortige Aufhebung des Ausnahmezustandes zu bean tragen. Er wendet sich bann gegen die Regierung. Der Arbeitsminister ist der Syndikus der Unternehmer. Der Iustizminister verfolgt die Richtlinien von Dr. Heinze. Wir haben in Sachsen die nackteste und brutalste Klassenjustiz. Schutz des Wucher- und Unternehmertum» ärgste Bedrückung der Arbeiterklasse. Die Sozialdemokratie ist in steh gespalten. Der linke Flügel muß sich hüten, daß er nicht von der» Rechtssozialisten hinausgeworfen wird. Abg. Liebmann (Soz.): Der Ausnahmezustand ist ein Instru ment zur Niederknllppelung der Widerstände gegen die kapitalistische Unterdrückung. Die Dynamitanschläge, die den Ausnahmezustand rechtfertigen sollen, sind von Spitzeln und Provokateuren durchgeführt worden. General Müller hat sich Derfassungsverletzungen und straf barer Handlungen schuldig gemacht. Abg. Voigt (D. Vp.) begründet sodann drei Anfragen seiner Partei. Die erste Anfrage wendet sich gegen das gewaltsame Ein dringen in das Haus der Freimaurerloge in Aue, wo der Kastellan und zwei Mitglieder der Loge von den Kommunisten in de» gemeinsten Weise beschimpft und mißhandelt worben sind. Die bei den anderen Anfragen beschäftigen sich mit den Dynamitdiebstählen in Hohenstein-Ernstthal und den Terrorakte nimIndustriege- biet^Aue —Schwarzenberg. Es würde die dortige Be völkerung beruhigen, wenn die Regierung die Zusicherung gebe, daß die Gegend dauernd mit Schutzpolizei belegt würde. MinisterpräsidentHeldt: Nicht der Landtag sei in der Frage des Ausnahmezustandes zuständig, sondern der Reichstag. Die sächsische Negierung brachte ihre Stellungnahme zur Frage de« Ausnahmezustandes ost zum Ausdruck. Wenn in Sachsen und Thü ringen in demselben Augenblick, da die Aufhebung de» Ausnahme zustandes verkündet wurde, wieder neu« Unruhen eintraten, so hab» man eine Erklärung dafür, daß die bevorstehende Aufhebung ein» große Beunruhigung auslöst. General Müller hat der Regierung erklärt, daß er alles tun werde, um von sich aus den Belagerungs zustand so unsichtbar wie möglich zu machen und nur dann einzu greifen, wenn die Vorgänge ihn dazu zwingen. Es ist ein Akt der Gerechtigkeit, wenn ich hier feststelle, daß das Wehrkreiskommando 4 sich an diese Zusicherung gehalten hat. (Beifall in der Mitte). — Abg. Schneller rust: Ein ausgesprochener Faschistenvevbündeter.) Der Ministerpräsident stellt fest, daß die kommunistische Oberleitung di« Weisung ausgcgoben habe, die Sozialdemokraten als Faschisten»««-' bündele zu bezeichnen und das werde nun prompt besorgt. Die sächsische Negierung ist gewillt und imstande, die volle Verantwortung z» tragen für das, was sich aus der Not der Zeit ergibt und allestaat» lichen Mittel mit aller Energie anzuwenden, wen» der Versuch gemacht werden sollte, Ruhe und Ordnung zu stören und unser Wirtschaftsleben zu gefährden. (Beifall.) Die sächsische Re gierung hat sofort, nachdem bekannt geworden war, am 1. März de» Ausnahmezustand aufzuheben, sich mit der Rcichsregievung in Ver bindung gesetzt, um zu erfahren, wie die Reichsregicrung glaube, daß Staatsbankerott. Don A. Arnstadt, Mitglied des Reichstag« Durch das Ermächtigungsgesetz vom 4. August 1914 wurde u. a. euch di« vorgejchrlebene Golddeckung der NelAbank für den Noten umlauf als notwendige Kriegsmaßnahme unter einstimmiger Zustim mung des Reichstages angenommen. Zur Finanzierung des Krieges war diese Maßnahme unbedingt notwendig. Auch bei den neuen Kriegsanleil-en haben die national fühlenden Kreise nicht nach der Deckung gefragt und ihre Ersparnisse dem Reiche voraefchossen, sodaß 100 Milliarden Mack aufgebracht wurden. Mit e'" Bankerott des Deutschen Reiches hatte wohl kein Deutscher gerc.
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