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Erzgebirgischer Volksfreund : 06.03.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192403064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19240306
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19240306
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-03
- Tag 1924-03-06
-
Monat
1924-03
-
Jahr
1924
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 06.03.1924
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WWW UWM » 77. Iahrg Donnerstag, den 6. März 1924. Nr. 56 N' Der Si lrr-Prozetz. M AM und mit Hilfe der rechten Opposition der Deutfchnationalen und der nen könne. lich am 10. Januar an eine Reihe von Offizierovereinigungen ver schickt worden sind mit einer Anschrift, die ausdrücklich den amtliche» lichkeit aus en. Der Beamtenabbau. Berlin, 4. März. Dor Beamtenabbau in Preußen hat bis 1. März 28 SW Beamte betroffen. Der Kommissar zur Durchführung ' auf die Fram des Beamtenabbaues ist von der Reichsregierung ermächtigt worden,! der Polizeidn 'M v«r .»»„«»»»»Nch« «0,0» «» «„nadme »« I«o« »ack Sven. u»d gchl«,«. Der Preis für dl« »4 mm breit« Lolo»el.tliij«IimM« I» «imtiblLlltxztrb ist ro <FawMmaiiz«>g«n Mlb SUllmqNuch« v«dLrfit»«r IS), aeswtlrl» »1 für dl« 99 mm br«Il« P«tU- «»I°m«^ilk so, »lawSN, loo, ,dr dl« »o mm dr«ll« «U. L-l->uij«tI« «5 au-wLrl- «1 aoldplnulo- P-fttch»«.«»»!» > Lrlpzig Nr. irr«. »«m«t«d«-»lro.t>on»» > t», Srzgib. Nr. 7V. Rechtsanwalt Holl erklärt, daß die Denkschriften vom 24. No-i vcmber und 12. Dezember an den Lhef der Landespolizei und schließ- Bürgerlicher Wahlsieg. Hamburg, 4. März. Der Ausfall der Wahlen zum Landesaus schuß und zu den Gemeindevertretungen im Hamburger Landgebiete ergibt folgendes Bild: Die Kommunisten gewinnen 6 Sitze. Die Sozialdemokraten verlieren 27, die Demokraten 2 Sitz«. Die ver einigten Parteien der Rechten gewinnen 18, die Völkischen 1, die Grundeigentümer 4 Sitze. Sin neue« Defizit lm Reichshaushalt. Im Monat Febmmr haben die Reichseinnahmen die Reichsaus gaben um ö Prozent nicht erreicht, gegenüber einem Mehr der Reichs- einnahmen über die Ausgaben von rund 6 Prozent im Monat Januar. , Reichstagrauflösuug? Berlin, 4. März. Nach dem negativen Ergebnis der gestrigen Verhandlungen mit den Sozialdemokraten und nach den Verhandlun gen, die heute die Reichsregierung mit den der Regierung nahe stehenden Parteien geführt hat, rechnet man nunmehr in parlamenta rischen Kreisen mit ziemlicher Sicherheit auf die Auflösung des Reichstags End« dieser Woche. Man nimmt an, daß die morgen wieder beginnende Generaldebatte damit enden wird, daß Verlag S. M. Gärtner, «ne, «rzgeb. -«nNP»«*»», M, Sök»t» (A»l Au«) 440, 0ch,««d,r, 1», Schwär»«»»«»» 6S1- »rahlaaschnfli «u<«r,»<bks«. L Auf Deutschland, Koste«. London, 4. März. Das Kabinett hielt gestern mittag ein« Sitzung ab. Es stimmte den Vorschlägen des Premierministers zu, die einer provisorischenEinigungmitFrankreich über das besetzte Gebiet gelten. Ferner nahm da» KoLinett mit Befriedi gung zur Kenntnis, daß die französischen Militärbehörden die Sepa ratisten au, der Pfalz entfernt haben. (?) München, 4. März. Im Hitler-Prozeß wurden heut« vormittag zunächst Zeugen aufgerufen, die Offiziere der ehemaligen Infanterie- ichule waren, an ihrer Spitze Oberstleutnant Leupold. Eh« d«r Vorsitzende von ihnen Angaben über die Vorgänge entgegennahm, «17 hob sich Rechtsanwalt R 0 der, der Verteidiger Hitlers, und gab ins Auftrag der gesamten Verteidigung eine Erklärung ab, die dagegen protestiert, daß in diesem Prozeß in außergewöhnlicher Weise Zeugenbeeinflussungen nach verschiedenen Richtungen vor- aekommen seien. Auf der einen Seite sei das Wort geknebelt wor den, auf der anderen Seite sei Unwahrheit in das Volk durch die amtliche Darstellung über den Prozeß getragen worden. Insbesondere habe General Lossow eine sogenannte »amtliche Darstellung* über ven Prozeß in etwa 400 Exemplaren Herstellen und an Truppenkom mandeure, sowie an einzelne höhree Offiziere versenden lassen. Auch in dem weiß-blau«n Büchlein sei auf den Prozeß eingowirkt worden, und zwar könne hier nur Polizeioberst Seiner oder seine Hinter männer als Verfasser in Betracht kommen. In diesen Schriften fei jede gegenteilige Aeußerung Hitler, über die Vorgänge unterdrückt worden. Wären die Schriften von anderer Seite ausgegangen, so - würden sie wohl längst beschlagnahmt worden sein. Aber nicht nur Zeugen seien beeinflußt worden, sondern die beteiligten Herren Lossow, Seißer und Kahr hätten ihre Aussagen vor dem Er mittlungsrichter offenbar gemeinsam statt einzeln gemacht. Je der der Genannten habe, ehe er seine Aussagen gemacht habe, di« Aussagen der anderen Beteiligten studieren und sich darauf einstellen können! Man finde an vielen Stellen Aussagen der drei Herren in wörtlicher Uebereinstimmung, wenn diese Stellen auch falsch und unwahr seien. Der Verteidiger beantragt, daß der Bericht Lossow» - ' ügen, wie sehr die dl» oormMag» » Uhr w d«, L-ilPl-ftchlä». f!«e«». «mLdr NU dt« vut»-hm« da wi»n«« »» °»rs«t<I>rUd«ne» I«»« Imst« an dillimMir SUI« «« XU» ,«»«d«-, an» E,Lr HU R>ch«gd»II 0« dm»lftr» Iw«d«ra>iI»i»«t>«n»Aiiz«t»» — AürAIcko, iw»«n»»»t ä»»«Ia>>HUr SchNWü»« SdrninnM di« S<HNM«U«»I d«tn» Dirmwndwa. - UnUrbritu»»« d« «ichaft»- d«m»d»» b«,r«ad«» d^» «niprüch^ rn z-hln»^»««»», w» No»d»r» »,ll« BadaU, <U» nicht »«»tahaN. -«»pl^schlftslwll«» in An«, Ahntz, Schuld«»» »s Schwar»«nb«r». seine kurze Tätigkeit auch auf -i« Länder und Kommunen auszudeh nen, um die Ucbereinstimmung des Abbaues in den Ländern mit den reichsgesetzlichen Anordnungen herbeizufllhren. , Zeugenvernehmung wurde Ober regierungsrat Temmer, Stellvertreter des Münchener Polizeipräsi denten, vernommen, der erklärte, daß Frick durchaus rechts eingestellt war und mit den führenden Persönlichkeiten der deutschvölkischen Be wegung die Beziehungen aufrecht erhielt. Er habe aber niemals den Eindruck gehabt, daß sich Frick einer Bewegung anschließen würde, die auf einen gewaltsamen Sturz der Verfassung Li» Fabrik in vernünftigem Ausmaß ist nicht gestorben. Grober Zwang konnte ihm freilich keine Lebenskraft verleihen, ober freiwillige Ver ständigung wird ihn aufblühen und zum Segen ohnegleichen machen. Deutschland befindet sich heute wirtschaftlich m den Händen mächtiger Gruppen, die der Staatsautorität so gut entwachsen sind, wie die Arbeitermassen, und die just deshalb des Kaufmanns kluge Herrsch- gewalt beweisen müssen. Wären all die Riesenkonzerne nur dapi da, unbändige Macht in die Hand Einzelner zu legen, so bedeuteten sie nichts als' eine Vorstufe de» Kommunismus. Ein Griff könnte sie eines Tages enteignen und keine Pinkertons der Welt vermöchten das zu verhindern. Anders, wenn Arbeitgeber und Arbeit nehmer gemeinsam in schwerer Zeit für ihr gemeinsames Inter esse sorgen, anders, wenn Politik und Wirtschaft endlich zusammen klingen, wenn man sich entschließt, nicht mehr von Klassenkampf, von Siegern und Besiegten zu sprechen und hüben und drüben auf die rein materialistische Ausbeutung des Arbeitsvertrages zu verzichten. Ver söhnung und Ausgleich zwischen Kapital und Arbeit sind die Grund lagen der neuen Wirtschaft. arbeite. Regierungsrat Bernreuther von der Polizeidirektion antwortet« ö—öe des Verteidigers Kohl, ob die Staatsanwaltschaft bei ... Alizeidirektion den Aufenthalt Ehrhardt» hätte erfah ren können, verneinend. Auf di« Frage Hitlers, warum das Generalstaatskommiffariat ge gründet wurde, erwiderte der Zeuge, daß «» wegen der Befürchtung gebildet worden sei, da- bereit» im September von recht» ein Um sturz erfolgen sollte. Zeuge Reaierungsrat Bals erklärte, er habe nicht den Ein- druck gehabt, daß Hitler den Reichskanzlerpostrn übernehmen sollte. Hitler wiederholt hier sein« Erklärung, daß «r bis zur end gültigen Abrechnung mit den Novemberverbrechern die Leitung des politischen Kampfe» übernehmen wollte. Wnn er Reichskanzler hätte werden wollen, so hätte er diesen Titel auch vorgefchlagen. Der Zeug« sagt, wenn Kahr im Bürgerbräukiller erklärt hätte, daß er nicht mit tu«, dann wäre er vielleicht ebenso abgeführt worden, aber passiert wäre ihm niOsl Der Zeug« glaubt nicht, daß ein Blutvergießen entstanden wär«. Zeuge Major a. D. Huber-Baqveuth äußert sich über die Be- Brechung militärischer Maßnahmen Ler Nationalsozialisten am 28. Oktober. Auf Antrag -e» Staatsanwalts wird sein« Vernehmung auf den Schluß der Sitzung verschißen. Da» Gericht beschließt, für Li« Vernehmung d« Zeuge« Majo» b « r Li« Oeffentlichkiit auszuk^ießin. Die Fortsetzung Ler Zeugenvernehmung erfolgt erst Donner»tl" schluß der Oeffentlichkeit. Iustizrat 8 ezschwitz regte an, Laß die Vertreter de» Reich». Wehrministeriums und Le» Wehrkreiskommandos während der Vernehmung der nächsten Zeugen nicht in dem Saale bleiben sollen. Die anderen Verteidiger schloffen sich dieser Anregung an. Das Gericht beschloß, während der Vernehmung der Zeugen von der Infanterieschul« die Oefsent- » «nlholl«nd die amMch,« «»»»«nkmachungeu der Amkshauvimannlchaft und der d Staalsbehdrden in Schwarzenberg, der Siaais» u. städlischm Behörden in Schneeberg, Lößnitz, Neustädtel, Grünhain, sowie der Finanzümler in Aue und Schwarzenberg. «» werd« außerdem veröffenllichk: Die Dekannimachung« der Eladiräte zu Au« und Schwarzenberg und der Amtsgericht« zu Au« und Johanngeorgenstadt. Die Anwesenheit wird nur Vertretern der Reichs- und Staatsbe hörden, mit Ausnahme der Vertreter des Reichswchrministeriums und des Wehrkreiskommandos, gestattet. Darauf wurden die Zeugen von der Infanterieschule in geh« imer Sitzuna vernommen. In der geschloffenen Dormittagssitzung sind dann von den 11 Zeugen der Infanterieschule nur zwei vernommen worden, auf di« Vernehmung der übrigen wurde verzichtet. In der nachmittags fortgesetzten Zeugenvernehmung wurde Ober- Das Gericht beschloß, die Vorlesung der Denkschrift Lossows ei nem späteren, vom Vorsitzenden zu bestimmenden Zeitpunkt vorzube halten. Der Staatsanwalt beantragte hiernach wiederum Aus- Amtliche Anzeigen. Heber das Vermögen 1. d« Erzgebirgischen T-MIHandelsg«s«Nschast mit beschränkter Haftung in Schneeberg in Liquidation; 2. der Firma Iohannes L. Roßberg, Gesellschaft mit beschränkt«» Haftung in Niederichlema, wurde zu 1. am 1. März 1924, nachmittags 12HO Uhr, 2. am 4. März 1924, vormittags «S Uhr, da» Konkursverfahren eröffnet. Zum Konkursverwalter wurde zu 1. der Rechtsanwalt Siegel in Au«, zu 2. der WeingroßhändlerAlbert Lrgat in Rieoerschlema ernannt. Konkursforderungen sind bi» zum S1. März 1924 bei dem Gericht an zumelden. Ls wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung der ernannten oder bi« Wahl eines anderen Verwalter», sowie über di« Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretendenfalls über di« im 8 132 der Äon- kursordnung bezeichneten Gegenständ« auf de» 2S. März 1924, vormittag, 10 Uhr, und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 1S. April 1924, vormittag» 19 Uhr, vor b«m unterzeichneten Gericht« Termin anberaumt. Wer eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz hat »der Mr Konkursmasse etwas schuldig ist, darf nichts an den Demeiwschuldner per- abfolgen oder leisten, muß auch den Besitz der Sach« und die Forderungen, für die er aus der Sache abgesonderte Befriedigung beansprucht, dem Konkursverwalter bis zum 22. März 1924 anzeigen. Amtsgericht Schneeberg, am 4. März 1924. Land»«, 4. März. Die »Time»' melden über Lie neue Schacht- sche Reif« nach London, daß für Lie englische Finanz ein« Kredit- frage für Deutschland nichtbest ehe. Dr. Schacht sei über diese ablehnende Haltung der englischen Großfinanz eingehend informiert worden. Im Schatzamt sei Schachts Reise mit Ler finanziellen Rege lung der fünfproqentigen Abgabe, nicht mit Kreditfragen, begründet ta^Vom'm'em ^cia,r osimnessr, für 01« «erneymung 0« oeugev S ^Die'ssorN erfolgt erst Donnerstaa aen werde es England zurzeit unmöglich sein, di« Entlehnung vormitta^ M?«^ bedeutender Summen 'm Ausland« vLbrtng.nL zu -i^nti«r«. j U«fi^^W«A Hauptz«ug«a Kahr, Lossow und Die Länder gegen die 3. Notverordnung. vcmber und 12. Dezember an den Lhef d«r Landespolizei und schließ- Berlin, 4. März. Die hier stattgefundene Konferenz der Finanz- 10- Januar an AUe, von, Minister Ler deutschen Länder hat, wie wir erfahren, die durch die dritte Steuernotverordnung den Ländern überwiesenen - - neuen Steuerquellen für nicht genügend angesehen, um die Sanierung Ler Etats der Länder durchzuführen. Es sollen unter Führung des preußischen Finanzminister» Schritte bei der Neichs- regicrung unternommen werden, um die schnelle finanzielle Selb- ständigkeit der Länder wieder herzustellen. Neue Wirtschaft. " Don Reinhard Collstede. Ist ee deutsches Schicksal, daß wir die Frage nach dem Endzweck geschichtlicher Geschehnisse immer falsch beantworten und immer falsche Lehren aus ihnen ziehen? Der Weltkrieg, so nahmen wir an, sollte uns neue Betatigungsmöglichkeiten für unseren unersättlichen Fleiß geben. Als wir den Krieg verloren hatten, erblickten wir den Sinn der Niederlage in der Abkehr vom Materialismus, darin die wilhelminische Epoche versunken war, und die Revolution hielten manche von uns — vielleicht nicht die schlechtesten! — für die ver zweifelte Aufbäumung gegen den allmächtigen Jupiter Mammon. Wir haben uns dreifach geirrt. Der Krieg war nichts al« ein Be weis dafür, daß dem deutschen Volke nach zweitausendMriger, leid voller Geschichte noch immer alle Unreife, alle Zwietrachtigkeit, olle Hördummheit von früher anhaftet. Statt ein Läutevungsstahlbad und eine Wegbereiterin der viel ersehnten inneren Erneuerung zu sein, ward Sie Niederlage ein Triumph der marxistischen Partei und damit «in Triumpb der von ihr vertretenen materialistischen Weltanschau ung. Und die Revolution? Wett davon entfernt, den Mammonis- mus zu erwürgen, hat gerade sie eine Blüte verruchtesten Schieber- tums heraufgefllhrt. Seit Menschengeüenkcn ist Verdienen nie so groß geschrieben worden wie in diesen fünf trüben Jahren, hat sich auf beiden Seiten, im Lager der Arbeitnehmer wie der Arbeitgeber, nie alles so ausschließlich auf bloßen Gelderwerb eingestellt wie jetzt. Aber der uns Deutschen eingeborene Glaribe an die hohen Auf gaben der Nation, dieser uns just im tiefsten Elend, in Jammer und Verwahrlosung zu neuen, unerhörten Anstrengungen befeuernde Glaube, läßt die Hoffnung aufsteigen, daß wir schließlich doch noch die richtig« Antwort auf die bisher falsch beantworteten Schicksalsfragen finden werden. Es muß uns ganz schlecht gehen, ehe es uns ganz gut geht, das heißt ehe wir uns auf die große deutsche Pflicht be- sinnen und unsere groß« deutsche Pflicht tun. T» geht uns heute ganz schlecht, und deshalb sind wir jetzt viel leicht in der Lage, die Grundmauern unseres Alltagslebens, unsere Wirtschaft neu auszubauen. Seit 1918 ist die Arbeit hierzulande eigentlich nur ein Vorwand zu Lohnstreitigkeiten und Streiks gewesen. Ihre Seele hatte sie längst verloren; anstelle der herzlichen Befriedigung, die sie den Menschen der Vergangenheit spendete, war sie eine gehaßte Quälerin geworden. Sogenannter Klassenkampf war anstelle des früheren Arbeitsfriedens getreten, erbitterte Feindschaft zwischen Meister und Gesell, den ehe- maligen Verbündeten, die sich nun als Unternehmer und Proletarier gegenüberstanden. Im Jahre 1918 sollte fünfzigjährige Verheißung «er Marxisten Wirklichkeit werden. Die neue Wirtschaft, auf» engste mit der Politik verschwistert, wollte die Vergemeinschaftung aller Betriebe herbeiführen. Nicht nur am Reingewinn der Werk«, nein, auch an der Substanz selbst und folgerichtig an der Verwaltung sollten die Arbeiter beteiligt sein. Tausend Traume spukten. Solange Ler Hexenschleier der Inflation über der Wirtschaft lag, solange wir unser Erspartes mit Stumpf und Stiel aufzehrten, ohne es zu abnen, und solange wir uns, mitten im grauenhaften Bankrott, eine industrielle Scheinblüte vortäuschten, mochte es zur Not gehen. Jetzt aber hat der Irrtum der Augen Band losgelassen, und wir erkennen, wie der Teufel spaßt. Jetzt verzichten die erschreckten Arbeiter auf d»n Achtstundentag, den ihnen leichtfertige Verantwortungslosigkeit zu ihrem eigenen Unheil beschert hat; jetzt fangen sie an, zu begreifen, daß nur Leistungen, und zwar Leistungen, auf die sie sich verstehen, Leistungen der geschickten Hand, nicht aber unausgesetzte Lohnverhand- lungen und Betriebsratswahlen vor Hunger schützen; jetzt wenden sie sich von der Politik ab und der Arbeit zu. Das Handwerk fltgt über das Mundwerk. Die Massen sehen ein, daß sie von ihren Führern irregeleitet und — schlimmer als das — im entscheidenden Augenblick allein gelassen worden sind. Die Führer hatten es nach der Revo lution so eilig, sich Pfründen zu sichern und an die Krippe zu kommen, daß sie es am Ende nicht einmal übelnahmen, al» der Bolschewismus ihre leeren Agitationsstühlchen besetzte. So war die ungeheuerliche Entwicklung einer Umsturz-Partei zur Rentner- und Funktionär-Partei möglich, so aber auch die völlige Entkräftung dieser Partei, die heute trotz ihrer hundertdreiundsisbzig Plätze im Reichstag wenig mehr al» ein Nichts bedeutet. Die Arbeiter haben das Ringen verloren. Stillegen von Fabriken infolge des schlechten Geschäftsganges, Arbeiterentlaffungen, Erwerbs- losigkeit überall. Auf der ganzen Linie dik.iert das Unternehmertum di« Gesetz«. Und nun wird und muß es sich zeigen, ob der neue Kapitalismus, mit dem wir zu rechnen haben, imstande ist, un» die nen« Wirtschaft zu bescheren und damit sein Herrschastsrecht ,u er- weisen. Wieder wird den Deutschen eine schwer« Sch cksalsfraqe ge stellt. Wenn eine Aussöhnung -wischen Arbeiterschaft und Unter nehmertum überhaupt möglich ist und erfolgen soll, daun m-H sie jicht t« gisecht s««. v«r Gedau!a an Iß koastit"' ! in erster Linie der erste April genannt. . , . - * Deutscher.Mlauttutarlmnusl einige von den Sozialdemokraten auch in Hn gestrigen BerhanLlun-, durch das Gericht zur Verlesung komme, um zu zeigen, wie sehr die gen angekiindigte Abänderungsanträge zu den Verordnungen, die Zeugen gerade in dem Sinne der Fälschung Ler Wahrheit beeinflußt auf Grund des Ermächtigungsgesetzes erlassen wurden, etngebracht " u"d mit Hilfe der rechten Opposition der Deutschnationalen und der H°KklL Deutschvolkischen angenommen werden. Dies dürste dann für die Re- zu dem Zweck geführt werde, um Kahr, Lossow und Seißer des gierung der natürliche Anlaß zur Auflösung des Parlaments und Hochverrates zu überführen. Weiter nimmt er Stellung zu der zur Ausschreibung von Neuwahlen sein. Unbedingte Sicherheit Uber!Zeitungsmeldung, wonach Kardinal Schulte in Köln gegen den Wahltermin besteht natürlich noch nicht, doch wird nach wie vor Rode Ludendorffs von der Kanzel aus Stellung nehmen wolle- vri. vrneqr nului.la, Er nennt es ein Verbrechen, dre Kanzel m den Dienst dreser Sach« zu stellen. Rechtsampalt Holl schließt sich Lem Antrag an, daß -er gan»e Bericht sofort verlesen wird. Staatsanwalt St eng le in gibt die Erklärung ab, daß dk DerN«, 4. Marz. Die drei volkrschen Ne.chstagsabgeordneten Staatsanwaltschaft mit dem Bericht Lossows in keinem Zusammen, von Gräfe, Wulle und Henning haben dem volkepartei- hang stehe. Er halte es für ausgeschlossen, da- Staatsanwalt Dresse lichen Abgeordneten Dr. Lremer ihre Kartellträger gesandt unL irgendetwas getan habe, was seiner Pflicht, die Tatsachen objektiv auf-' ihn auf Pi st ölen bis zur Kampfunfähigkeit, gefordert, i zuklären, widerstreiten könne. -7 -k -L > sm. r. " an I Rechtsanwalt G a d e m a n n schließt sich Lem Antrag auf Sffent- weil Cremer Grafe wahrend der letzten R-lchstag-gebatte das Wort Devlesung Ler Denkschrift an, die mau nur al» Pamphlet bezeich- „Hochverräter"' zugerufen hat.
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