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Preuße» während der Dauer deö Kriegszustandes etwa begangenen Vergehens oder Verbrechens gegen ein Mit glied dcö Königlichen Hauseö strafrechtlich, polizeilich ober disciplinarisch zur Verantwortung gezogen oder in seinen Ehrenrechten beeinträchtigt werden. Die etwa bereits ein- geleitete» Untersuchungen dieser Art werden einschließlich der UntcrsuchungSkostcn niedergeschlagen. — Der nächste ordentliche Landtag wird am 12. Novbr'. d. I. zusammcntrctcn. — Morgen Sonnabend wird Se. Mas. der König Dresden mit einem Besuche beehren und dabei der Vor stellung im Theater beiwohnen. — Als zukünftiger höchstcommandirender preußischer General in Sachsen ist der commanbirende General dcö 1. ArmcecorpS und General-Adjutant dcö Königs von Preußen General von Bonin an die Stelle des Herrn v. Tümpling ernannt worden. An Herrn v. Bonin fesseln unsern Kronprinzen besondere Motive, da Letzterer bereits 1849 in Schleswig-Holstein unter dem Commando dcS Herrn von Bonin rühmliche Waffcnihaten vollbracht hat. Damals erlangte der Kronprinz für seine bei der Erstür mung der Düppclcr Schanzen bewiesene persönliche Bra vour den höchsten Orden, den die Krone Preußens zu verleihen hat: den Orden pour Io möritu. Insofern ist General v. Bonin auch am sächsischen Hofe eine persona N'ata, und es würde auch diese Ernennung preußischcr- seitö den Willen zeigen, für uns Sachsen den schwierigen Uebergangözustand zu erleichtern. Bei der Ankunft Sr. Mas. des Königs in Sedlitz trat ein alter Bauer an den König heran, legte vertrauens- voll und ohne Scheu die Hand auf dessen Schulter und sagte in seinem Dialcct: „Mein Herr König, wie wir unö freuen, daß wir Sie wieder bei unö haben, daö können Sie gar nicht glauben. Wir haben Sie Alle so lieb!" Freundlichst gab der König dem Bauer die Hand und dankte ihm sür seine Liebe. Neber den Empfang Ihrer Masestätcn des Königs und der Königin in Pillnitz berichtet ein Corr, deü „Frcib. Anz." demselben unterm 26. Oct. Folgendes: Wer reicht mir den Pinsel, um würdig das Bild zu malen, welches heute den Empfang der königl. Familie davstcllte? Das ge schriebene Wort ist ein armseliges Zeichen,,, wenn es den warmen Pulsschlag des Herzens wiedergcben soll. ,Und was sich heute in unserem Pillnitz vereinigte, daö Fest dcö frohcn Wiedersehens zu feiern, das war kein Strom von Menschcnmassen, cs war cin Zusammenfluß von Seelen, deren Sprache das Auge in tausend Freudenthräncn redete. Außer den reich besetzten Dampfschiffen aus der Residenz, außer Hunderten von Equipagen, war die Landbevölkerung von Nah und Fern, das sämmtliche Personal dcö Gc- richlöamtcö, die Amtslandsmannschaft, die Vorstände und Friedcnsrichtcr der Gemeinden, Beamten aller Grade bis hinauf zur LandcScommission herbeigccilt, den Willkommen gruß dem «heuern Landcovater darzubringen. Vor dem königlichen Schlosse erwartete, Kopf an Kopf, das Publi kum die Ankunft der hohen Herrschaften; am scnscitigcn Elbufer, wo eine Abtheilung Infanterie stand, waren eben falls Tausende versammelt. Gegen halb 5 Uhr rollten die königl. Wagen von Niedersedlitz heran; cin brauscndcr Hurrahsturm ertönte auf beiden Seiten des Stromes. Die Majestäten verließen den Wagen und nach erfolgter Be grüßung auf dem entgegengesetzten Ufer bestiegen sie die Gondel. In demselben Augenblicke ertönte vom Schloß herab die Sachsenhymne und die Freudcnrufe rechts und links der Elbe mischten sich in den Klang der Instrumente. Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Amalie stieg in diesem Augenblick die Stufen der steinernen Treppe hinab, zur Begrüßung des hohen königlichen Paares; ebenso, die Kö- nigin-Wittwe. Weißgekleidete Kinder bestreuten mit Blu men den Boren, dessen Fuß daö königliche Paar beim Verlassen der Gondel betrat. Daö Wiedersehen der kö niglichen Verwandten war ein inniges, herzliches, und un ter tausend und abertausend Frcudenrufen deü Publikums erfolgte die gegenseitige Begrüßung. Se. Majestät em pfing hierauf die ehrfurchtsvolle Begrüßung der LandeS- commission, stieg sodann die Treppe empor, wo Stufe für Stufe sich ein Blumcnrcgen über daö theuerc Haupt er goß. Rechts und links der Treppen und oberhalb der- .selben standen nämlich Mädchen und Frauen mit Blumen körben und Bouquets, die ununterbrochen die Kinder dcö Frühlings auf den Pfad und über die Häupter des könig lichen Paares ausschüttetcn. Se. Majestät freudcihräncn- den Auges rastete auf jeder Stufe, rechts und links mit Händedruck die ihm enigegcngcbrachlc Liebe erwidernd. Der Moment war für jeden Anwesenden ergreifend. Un ter den vielen tausend Augen war sicherlich nicht cin trockenes. Im Namen der Amtölandmannschaft wollte Herr Amtmann Buchner, im Namen der Gemeinden Herr Pastor Weber eine Ansprache an die Majestäten hallen. Aber vergeblich, der Hochruf dcö Publikums war nicht zum Schweigen zu bringen und selbst die Posaune des Weltgerichts, geschweige eines Menschen Stimme, hätte ihn zu durchdringen vermocht. Nachdem Se. Majestät bereits bis in die Gemächer dcö königlichen Schlosses gc- langt war, konnte sich das Publikum immer noch nickt trennen, bis Hochdcrselbe nochmals erschien, seine» Dänk für de» liebevollen Empfang darbringend. Und wie die Abendsonne ihre letzten Strahlen auf diesen festlichen Platz ergoß, da trennten wir uns Alle, mit dem Wunsche: Gott möge den Lebensabend dieses theueren Monarchen ebenso rein und klar dahinfließcn lassen, wie das Gold der Sonne, welches hinter fernen Bergen verschwand. Leipzig, den 28. Oct. Wie groß die Hochachtung, wie innig die Pietät, welche die sächsischen Aerzte dem un- längst durch einen schnellen und zu frühen Tod hingeraff- tcn Geheimen Mcdicinalrath nnv Professor Or. G. B. Günther hierselbst zu widmen sich gedrungen fühlten, da für zeugt die freudige Bereitwilligkeit, mit welcher in die sen Kreisen der von hier auSgegangcncn Aufforderung zur Steuerung von Beiträgen zu Errichtung eines Dcnkmalö für den Verewigten überall entsprochen worden ist. Herr Professor Or. Benno Schmidt hatte zu diesem Behufe ein Circular erlassen, in welchem die zahlreichen Schüler dcö fast ein Vierteljahrhunden als klinischer Lehrer in so auö- gezcichnctcr und gesegneter Wirksamkeit thätigen Mannes, sowie alle Aerzte dcö Landes überhaupt aufgesordcrt wur den, dem Verstorbenen für seine Verdienste alö Lehrer der Chirurgie, sowie alö Begründer der ärztlichen Wlttwen- und Waiscnkassc cin Denkmal zu stiften, welches den Grab hügel dcö Verewigten ziere» soll. Diese Aufforderung ist, wie gesagt, vom schönste» Erfolge gewesen, uüd eü dürfte die Aufstellung des Grabdenkmals in nächster Zeit erfolgen. Preußen. Berlin. Das allgemeine kirchliche FriedcnSfcst wird, wie die „B. B.-Z." vernimmt, am 11. November d. I. gefeiert werden. Die Verkündigung der betreffenden allerhöchsten Ordre steht'in den nächsten Tagen bevor. — Der Zuwachs, den das preußische Wehrwescn durch die jüngsten Ereignisse erhält, dürfte schon für das nächste Jahr auf ca. 70,000 Mann veranschlagt werden. Dazu kommen dann noch die Truppen des norddeutschen Bundes und Sachsen mit 50 bis 60,000 Mann, macht zusammen 120,000 bis 130,000 Mann mehr, mit welchen Preußen auch für die allernächste Zukunft schon würde gegen jeden beliebigen Feind im Felde auftrclen können. Es wäre das für die gesammtc preußische Armecstärkc eine Ziffer von rund 700,000 bis 720,000 Man», welche die Armcestärke sowohl von Oesterreich wie von Frank reich je um 80,000 bis 100,000 Mann übersteigen würde. Auö Oesterreich wird der „Nat.-Ztg." geschrie-