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Sächsische MH-ZeiiNM» Amts- und Anzetgeblatt für Schandau und Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zeitung" erscheint regelmäßig Freitags und ist durch die Expedition in Schandau, sowie durch alle Postanstaltcn für ly Ngr. Vierteljahr!, zu beziehen. — Inserate für auswärts nehme» an: 'Hr. Kämmerer Hesse in Hohnstein, sowie die Annoncenbureaus von H. Engler und E. Fort in Leipzig, welche man an erwähnten Geschäftsstellen spätestens bis Mittwoch Abend, in der Erpedition d. Bl. aber bis Donnerstag früh 9 Uhr abzngcbcn bittet. 13» Freitag, Len 30. Mäy 1866. O st Aufcrstanden, aufcrstandcn Ist die schlummernde Natur; Ucber allen Erdcnlanden Herrscht ein Geist der Feier nur. Aufcrstandcn ist dcr Glaube, Dieser Anker, dieses Licht, Das uns, wie dcö Noah Taube, Drüben sichres Land verspricht. Seht, aus tausend Klanen Angcn Lacht es uns vom Himmel an, Läßt uns Mnth nnd Stärke sangen Fiir die neue Pilgcrbahn. Anferstanden ist die Liebe, Sie, des Wcltcnkvrpcrs Blut, Dereu schaffendes Getriebe Nimmer rastet, nimmer rnht. r n. Seht sic glühn im Morgcnrothe Dieser bräutlich baugcu Welt: Wie das schwache, wie das Todtc Sic cutkräftigt, sic beseelt! Aufcrstaudeu, aufgeschlossen Ist dcr Hoffnung schlummernd Korn; Tröstend schlägt cs seine Sprossen Um des Lebens rauen Dorn. Ans dcr Felder grünen Wogen, Aus dcr Thälcr grünem Reich, Aus dcr Wäldcr grünen Bogen Lacht cs mild entgegen ench. Was iinil stark mit Liebeöbauden Oder lindernd lockt ein Ohr, Alles ist neu anferstanden: Mensch, so raff' auch dich empor! Der erste Schritt. (Aus dcr Berliner Volks-Zeitung.) All das Hin- und Hcrschwanken dcr öffentlichen Mei nung und der officiöscn Stimmen zwischen Krieg und Frieden, zwischen Bundesreform und Neaction beruhen auf einem an sich ganz richtigen Gefühl, daß in abnormen Zuständen eben so im Organismus des Staatslebens merk bar hervortritt, wie cs bci physischen Leiden im mensch lichen Körper empfunden wird. Da ist es denn die patriotische Pflicht der Presse, nicht das dunkle Gefühl noch durch naive Verdunklungen künstlich zu verwirren, sondern durch Schlichtheit und Klar heit auf die wahre Ursache hinzuweiscn, und dies eben thun wir, indem wir sagen, die Leitung des fetzigen preu ßischen Ministeriums, die innere wie auswärtige, ist die Grundursache der fetzt so aussichtslos gewordenen Si tuation. Man kann keinen Krieg führen gegen einen Alliirten, dessen Allianz sich durch das verheißene „hellste Licht" dcr Zukunft als außerordentlich vorthcilhaft erweisen sollte. War die Allianz nothwcndig, so ist ihr Bruck nicht vor-' theilhaft. Hat diese Allianz eine europäische Intervention abgewendet, so folgt daraus, daß der Krieg gegen den Alliirten die europäische Intervention begünstigt. Dcr Krieg würde nur beweisen, wie die Volksstimme gegen die Allianz viel schärfer und klarer die Zukunft herausgefühlt hat, als die zünftige Einsicht, welche sich an kein Votum des Landes kehren mochte. Ergiebt aber die Logik der Thatsachen, daß die Allianz ein Fehler war, so widerstrebt cs vollkommen aller gesunden Logik, derselben Staats leitung die Rettung durch einen Krieg zuzutrauen. Ein CombinationSfchlcr in Schließung einer Allianz ist ein geringfügiger gegen einen gleichen Fehler in Leitung einer Kriegökrisis. War es ein Mißgeschick, die schleswig- holsteinische Angelegenheit in so verfehlter Combination zu leiten, so ist es unmöglich, Preußens Schicksal in unendlich viel schwierigerer Krisis denselben Combinationsfehlern auszusetzcn. Unter dcr Staatöleitung des Herrn v. Bismarck ist aber auch ein wirklicher Frieden mit Oesterreich unmöglich. Man verfolge einmal die authentischen Aktenstücke aller Verhandlungen seit dem Auftreten des fetzigen Mi nisteriums, und man wird finden, daß von vornherein an die österreichische Negierung diplomatische Zumutbungen gestellt worden sind, wie sie etwa ein siegreicher General stellen würde, der mit einer großen Armee vor Wien steht und dem geschlagenen Feinde vorschreibt, wohin er sich zurückziehcn solle. Der Ton solcher diplomatischen Unter- redungen ist so neu und, im Grunde genommen, so wenig erschreckend für Oesterreich gewesen, daß das österreichische