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„LM WWen? Unter den moosbewachsenen Stroh- nnd Nohrdächerv Der deutschen Bauernhäuser an der Wasserkante und im Schwarzwald, in der Heide und in den Bergen, ist noch mancher altersgehc^igte Volksglaube lebendig, der sich sei! Jahrhunderten von Geschlecht zu Geschlecht vererbt hat Sonderlich in den zwölf Nächten zwischen dem Tag des Evangelisten Johannes und dem D^eikönigstag, den sogenannten „Zwölften", werden mancherlei raunende Stimmen laut, die von Glauben und Brauch einer uralten Vergangenheit zeugen, denn in diesen langen dunklen Näckten „hat die Natur ihre ganze Kraft beisammen" und Wien, geheime Wunder. s Mine Bäuerin hält in dieser Zeit Wäsche, weil waschen und fegen böse Geister ins .Haus beruft; mutz st« aber doch das eine oder andere Stück ins Wasser stecken, so darf es beileibe nicht auf dem Zaun getrocknet werden, denn „wer den Zaun bekleidet, bekleidet auch den Tod" überhaupt ist es gut, sich in diesen Wochen mit den feuchten Element möglichst wenig zu befassen; das Wasser, das am Neujahrstag in Haus und Stall gebrauch! wird, muß schon am Silvesterabend geholt werden; das Mädchen aber, das in diesen Nächten sich über eine ge füllte Maschbalje beugt, erblickt auf dem Wasserspiegel das Bild des künftigen Eheliebsten. Auch das Backe« ist verpönt, es sei denn das tägliche Brot, das man, wen« cs aus dem Ofen kommt, noch heiß auf Stroh legt, mii dem dann in der Neujahrsnacht die Obstbäume im Garte« umwickelt werden — das fördert ihre Fruchtbarkeit Spinnweben in den Ecken müssen bis nach Dreikönig hängen bleiben; Besen, die „zwischen den Jahren" ge bunden werden, sind zweckmäßig vierteilig, nicht, wie sonß üblich, dreiteilig zu binden; mit solchen Besen kann ma« den Spinnen ihr unnützes Werk für das ganze Jahr ver leiden. Kein Stallfenster darf gesäubert werden, mag es auch noch so blind und trübe sein, denn die bösen Geistei und Nachtgestalten, die in dieser Zeit in der Natur ihi Wesen treiben und nächtlicherweile Haus und Hof um lauern, haben alle den bösen Blick und schaden dem Vieh wenn sie ungehinderten Einblick haben. Das übersinnliche nimmt jetzt oft greifbare Gestall an. Wer sich um Mitternacht allein an einen für zwei Gäste gedeckten Tisch setzt, kann die Probe darauf machen, ob seine Tage gezählt sind; steht ihm der Tod im kommen den Jahr bevor, so erblickt er auf dem Sitz gegenüber sick selbst als unheimlichen Tischgenossen. Auch noch andere Ereignisse kündigen sich in diesen Nächte« an — mit dem Glockenschlag der Geisterstunde zeigen sich auf den Dächern der Nachbarn allerlei wunderbare Er scheinungen und Gebilde: eine Brautkrone, ein Hochzeits zug, eine Wiege; freilich kann es auch eine Feuerflamm« oder die letzte Wiege, ein Sarg, sein. Sei nicht so vor witzig, zur Nachtzeit durchs Schlüsselloch der Kirchentüi nach dem Altar zu blicken, es könnte dich gereuen. Erlisch! beim Silvestergottesdienst eine Kerze auf dem Gottestisch so bedeutet dies das Ende des Priesters. Eine besonder« Nolle spielt in den zwölf Nächten der Schatten, de« die Hausbewohner vor dem Licht werfen — fällt er i« scharfen Umrissen an die Wand, so verkündet er Gesund heit und Leben, ist er undeutlich oder fehlt der Schatten gestalt gar das Haupt, Krankheit und Tod. Auch de: Urteilsspruch derdreiTeller wird, zumal im Norden noch oft befragt: ein Teller ist mit Wasser, ein anderer mii Myrtengrün, der dritte mit Erde gefüllt; wer mit ver bundenen Augen ins Wasser greift, erlebt eine Taufe, dei Myrtenzweig weissagt eine Hochzeit, die Erde bedeute« ein frisches Grab. Das B l ei g i eß en in der Neujahrsnacht ist ein Res grauer Vorzeit, ein uralter Brauch, den schon die Annale« des Lambert von Aschaffenburg erwähnen. Zerspritzt das flüssige Metall in zahlreiche kristallartige Gebilde, bedeute« das Reichtum und Glück, bildet sich ein länglich zu gespitzter Tropfen, so ist er ein Sinnbild von Tränen uni Trauer. Nicht weniger ist das Werfen eines Schuhs nach rückwärts über die Schulter eine jahrhundertealte Übung! je nachdem die Schuhspitze nach dem Hausinnern oder nach draußen zeigt, ist derjenige, dem es gelten soll, übers Jahr noch im Haus oder er hat es auf fremden Füße« verlassen, d. h. er ist gestorben. Die Träume dieser „hei ligen Nächte" gehen in Erfüllung. Stirbt während der „Zwölften" der Bauer, so wird allen Tieren, sonderlich den Pferden, in Masuren auch den Fruchtbäumen im Garten, der Tod angesagt. Die Formel der Ansage, die immer von der Frau oder Tochter, unter Umständen auch von der Magd, nie aber von einem Mann ausgeht, ist in Niedersachsen altüberkommen: „De Herr is inkehrt bi uns un Helt den Buer röpen" (der Herr ist eingekchrt bei uns und hat den Bauer gerufen) — immer ein Vorgang von tiefer Wirkung. Alles in allem: die Zeit der „Z w ö lften" offenbart auch jetzt noch ein Stück ältesten Volkstums, dem wohl viel Aberglauben beigemifcht ist und in dem das dunkle Element überwiegt, das sich aber gleichwohl neben dem Weihnachtsfest zäh behauptet hat. F. H. Minschiffahrt wird wieder sreigegeven Die Fahrrinne des Stromes bereits vollkommen eisfrei. Die Eisversetzungen auf dem Rhein haben sich derart günstig gestaltet, daß nunmehr jede Gefahr als überwun den angesehen werden kann. Wenn auch an den Uferrändern von St. Goar bis Oberwesel an einzelnen stillen Wasserstellen sowie an den aus dem Rhein ragenden Felsen noch Eisblöcke fest- sitzen, so ist doch auf Grund der Eisbrecherarbeiten und vor allem der verhältnismäßig günstigen Witterung die Fahrrinne des Rheins vollkommen eisfrei, so daß bereits einzelne Güterschiffe zu Tal fahren konnten. Die zuständigen Stellen haben sich auf Grund der günstigen Verhältnisse entschlossen, vom Donnerstag ab die Rheinschiffahrt wieder sreizugeben. An vielen Stellen ist auch schon der Fährverkehr von Ufer zu Ufer möglich gewesen. Wenn auch das Eis auf den Nebenflüssen, die jetzt noch zum größten Teil eisbedeckt sind, aufbrechen sollte, so ist mit einer größeren Gefahr oder Behinderung der Schiffahrt auf dem Rhein nicht mehr zu rechnen. Schiff in Roi! Neun Todesopfer bei einem Schiffsuntergang? - Der neufuudländische Schoner „Monica Hartary" ging in einem schweren Schneesturm bei Neufundland unter. Die neun Mann starke Besatzung ist ertrunken. Nettungstat eines Fischdampsers. Der Cuxhavener Fischdampfer „Eppendorf" hat 68 Mann des an der Nordküste Norwegens gestrandeten norwegischen Küstenwachtschiffes „Fridtjof Nansen" geborgen. Auf Wunsch der norwegischen Regierung blieb der Fischdampser zunächst noch in der Nähe des gestrande ten Schiffes, bis Bergungshilfe zur Stelle war. Nach dem sich jedoch herausgestellt hatte, daß eine Hilfe für das Küstenwachtschiff nicht mehr möglich war, hat der Fisch dampfer feine Reise nach der Barentsee fortgesetzt. Fischdampfer gescheitert. Der Fischdampfer „Volksdorf" ist an der norwegischen Küste bei Tranoe gescheitert. Die Besatzung, die ein schließlich des Kapitäns Jansen aus dreizehn Mann besteht, konnte gerettet werden. Schlepper beim Rettungsmanöver gesunken. Der französische Schlepper „Athos", der den Versuch unternahm, den Frachtdampfer „Emanuel Nobel" in den Hafen von Rouen einzuschleppen wurde infolge eines un genauen Manövers von letzterem gerammt und sank in wenigen Minuten. Zwei Mann der Besatzung des Schleppers, die des Schwimmens unkundig waren, er tranken, noch ehe man ihnen Hilfe bringen konnte. Die drei anderen konnten sich schwimmend retten. Schwere Gasexplosion. In Heilbronn (Neckar) erfolgte in einem Ge bäude eine heftige Gasexplosion, wodurch die Stirnseite des Gebäudes in ihrer ganzen Ausdehnung hinausgedrückt und auf die Straße geschleudert wurde. In der Nach barschaft gingen zahlreiche Fensterscheiben in Trümmer. Der Wohnungsinhaber erlitt erhebliche Brandwunden im Gesicht und an den Hände«. Das Gas war aus einem nnd kcht e n Gasrohr kn das Wohnzimmer nnd das danebenliegende Badezimmer ausgeströmt, und kam durch die Öffnung des Ofentür zur Entzündung. Die Stich- f l a m m e, die sich dadurch bildete, griff durch das Fenster des Badezimmers über die Straße hinüber und fetzte das Fenster nnd die Einrichtungsgegenstände des gegenüber liegenden acht Meter entfernten Gebäudes in Brand. Dieser konnte von der Feuerwehr sofort gelöscht werden., Kleine NaüiriAten. Nationalsozialistischer Vorkämpfer aus dem Konzentrations lager Wollersdorf entlassen. München. Der Gauleiter des Gaues Niederöster reich der NSDAP., der niederösterreichische Landtags abgeordnete und Landesratshauptmann a. D. Joseph Leopold wurde aus dem Konzentrationslager Wölkers dorf entlassen. Gauleiter Leopold war im Juni d. I. knapp nach dem Verbot der NSDAP, in Österreich unter dem Ver dacht des „Hochverrats" verhaftet worden. Das gegen ihn ein geleitete Verfahren verlief jedoch ergebnislos, so daß keine An klage erhoben werden konnte. Drei französische Streckenarbeiter tödlich überfahren. Paris. Der Schnellzug Vannes—Paris ist morgens iw eine Gruppe von Streckenarbeitern gefahren, von denen dreij getötet und einer schwer verletzt wurde. Dichter Neb'el hatte es dem Rottenführer unmöglich gemacht, das Herannahen des Zuges rechtzeitig zu bemerken. . , Schwierige Rettung der Besatzung eines gestrandet« - Frachtdampfers. i Lissabon. Der portugiesische Frachtdampfer „Angra" geriet bei Porto in Seenot und lief auf Grund. Infolge des hohen Seeganges war die Benutzung der Rettungsboote unmöglich, doch konnte sich die aus 34 Köpfen bestehende Besatzung mit Hilfe von Rettungsseilen, die an Land geschleudert wurden, ist Sicherheit bringen Ein großer Teil der Besatzung wurds ,dabei erheblich verletzt. Acht Todesopfer bei einem Grubenvrand. Mulden. In den Bergwerken von Fuschun ist ein Brand! ausgebrochen, der bisher 8 Tote, 16 Verwundete und 11 Ver-t mißte gefordert hat. Nundfunl-Veogramm. Freitag, 29. Dezember. Leipzig Welke 389,6. — Dresden Welle 319!« 6.30: Aus München: Funkgymnastik. 4c 6.45: Aust München: Musik in der Frühe. * 7.15: Aus Leipzig: Nach, richten und Zeit. Ferienkonzert für unsere Kleinen. 4- 9.00 bist 9.20: Aus Breslau: Funkgymnastik für Frauen. 4- 9.40: Wirt* schaftsnachrichten. 4c 9.45: Wetter, Wasserstand und Tages programm. 4- 10.45: Werbenachrichten. 4- 11.40: Wetter und Nachrichten aus Mitteldeutschland. 4c 11.50: Aus Leipzig; Nachrichten und Zeit. 4- 12.00: Aus München: Mittagskonzert, 4c 13.15: Aus Leipzig: Nachrichten und Zeit. 4c 13.25: Aus Leipzig; Eil« Kammerkonzert (Schallplatten). 4- 14.00: Aust Leipzig: Nachrichten. 4- 14.10: Börsenbericht und Schnce- bericht. 4- 14.20: Kunstbericht vom Tage. 4- 14.30: E. Wiechert spricht seine Erzählung „Der Fremde". 4c 14.40: Jahress kalender für die Jugend. 4- 15.00: Neue Lieder. 4- 15.30: Für die Frauen. 4- 15.45: Wirtschaftsnachrichten. 4- 16.00: Aust München: Nachmittagskonzert. 4- 17.30: Die Wiedergeburt dest Geistes aus dem Blute. 4- 17.50: Deutsche Meisterlieder. 4« 18.10: Das Querfurter Heimatmuseum. 4- 18.30: Der Wisent, Nus Brehms Tierleben. 4- 18.45: Wirtschaftsnachrickiten, Wettervoraussage und Zeit. 4c 19.00: Aus Berlin: Stunde der Nation: „Volk an der Arbeit." Hörbericht und Eindrücke vom Arbeitskampf der Schlesier. 4- 20.00: Aus Leipzig: Kurzbericht vom Tage. 4- 20.10: Humoristisches. 4- 20.30: Aus Leipzig; Romantischer Abend. Das Leipziger Sinfonieorchester. 4t 22.00: Aus Leipzig: Tagesnachrichten und Zeitangabe. 4- 22.20: Sport-, Wetter- und Schneeberichte und Nachrichten aus Mitteldeutschland. 4- 22.35-24.00: Aus Breslau: Nachtmusik, Deutschlandsender Welle 1635. 9.00: Wir führen den Haushalt. 4c 9.20: Mahnruf an di? deutsche Mutter. 4- 9.40: Bücherstunde: Neue Kalender. 4c 10.10: Vormittagskonzcrt. 4° 11.30: Schallplatten. 4- 15.00: Mädelstunde: Vorbildliche Heimgestaltung. 4c 15.45: Nsrdischs Julgeschichten. 4- 17.00: Das Julfest. 4- 17.30: Beethoven- Stunde. 4- 18.05: Wir fahren nach Ostland. Hörbericht aus der Ausstellung „Der deutsche Osten". 4- 18.20: Komm mit mir. Kleine Reise in den Winter. 4- 19.00: Reichssendung aus Bres lau: Stunde der Nation. Volk an der Arbeit. Hörocrichte und! Eindrücke vom Arbeitskampf der Schlesier. 4- Nach 20 00L Großes Militärkonzert. 4- 22.25: Das Turfjahr 1933 ' / j39 Wir leben in der Großstadt, Vetter, und auch in einer ! Zeit, wo kein Mädchen mehr Lust hat, einen ihr auf- ' gezwungenen Mann zu heiraten, ohne ihn zu kennen. Und das ist ganz recht so, viel Unglück wird dadurch vermieden. Ich habe mit Lore alles durchgesprochen, ehe sie nach Allenberg fuhr. Und ich konnte sie nicht zwingen, einen Mann so ohne weiteres zu heiraten, den sie nicht kannte, von dem sie nichts wußte, als daß er sie einem voreilig gegebenen Versprechen zufolge heiraten wollte. Die Art der Komödie war mir durchaus unangenehm. Ich wollte sie auch davon zurückhalten; aber ehe ich eigent lich zur Besinnung kam, war Lore schon fort. Was sollte ich da machen? Und außerdem - Lore ist vierundzwanzig Jahre alt, mündig und sehr, sehr selbständig. Ich wußte, daß meine Schwester niemals etwas tun würde, was sich nicht mit ihrer Ehre vereinbaren ließe; in dieser Beziehung konnte ich mich ganz auf sie verlassen. Deshalb muß ich Ihre Beschuldigungen zurückweisen. Sie können mir vorwerfen, daß ich nicht energisch genug war, Lore von ihrem phantastischen Plan zurück zuhalten; diesen Vorwurf will ich gern auf mich nehmen. Ich bin die Aeltere und die Verantwortliche, und ich werde versuchen, das alles wieder ins rechte Gleis zu bringen. Und ich hoffe, daß sich trotzdem noch alles zum Guten wenden wird." Tiefe Stille folgte diesen Worten, mit denen Regina die Schwester verteidigte und alle Schuld auf sich nahm. Viktor Koltau hatte ruhig zugehört. Er stand da und wandte keinen Blick von der Sprecherin. Er hörte Wohl, was sie sagte; aber seine Gedanken waren ganz woanders. Sie ist sehr hübsch!, dachte er bei sich. Und das Bild, das er von ihr hatte — in dem ausgeschnittenen Abend kleid —, er hielt es oft vor dem Einschlafen in der Hand. Es war nur ein schwacher Abglanz dieser reizvollen Frau. Das lebende Original war viel, viel schöner. Nie hätte er gedacht, daß diese Regina sich einmal so entwickeln würde. Damals, als Onkel Koltau gestorben war, hatte er sie doch auch gesehen, allerdings ganz flüchtig nur. Er hatte keinen Sinn für sie gehabt; er war zu sehr mit alledem beschäftigt gewesen, was zu der Uebernahme des Majorats gehört hatte. Und dann — die verweinten Gesichter, die schwarzen Kleider — das Bewußtsein, daß die Schwestern die Heimat seinetwegen verlaffen mußten — er war ihnen mit un behaglichen Gefühlen begegnet und war froh gewesen, daß sie ihm scheu aus dem Wege gegangen waren. Jetzt sah er sie wieder, diese Regina, eine schöne und anziehende Frau! Einen Teint hatte sie, zart wie Apfel blüten. Und ebenso sündhaft schöne Augen wie ihre Schwester, wenn sie auch einen ganz anderen Ausdruck hatten. Jetzt schimmerten die großen blauen Augen ganz schwarz und verrieten, wieviel Temperament in dieser äußerlich kühlen und beherrschten Frau steckte. Wie beredt sie sein konnte, ganz anders, als er sie in der Erinnerung gehabt hatte! Fad und langweilig war sie ihm immer erschienen, so, als ob man mit ihr nie ein interessantes und anregendes Gespräch führen konnte. Wie weltgewandt und wie sicher sie war, vollkommen eine große Dame. Und wie jung sie aussah und wie mädchen haft, wo sie doch — Viktors Berechnungen zufolge — schon hoch in den Dreißigern stand. Erst die plötzlich eingeiretene Stille riß Viktor Koltau aus seinen Betrachtungen. Eine jähe Verlegenheit stieg in ihm hoch, als er ihren verwundert" fragenden Blick sah. Er besann sich auf ihre letzten Worte, räusperte sich: „Was wollen Sie tun, Kusine? Dem Altenberger nach reisen? Das hat sicher nicht den geringsten Zweck. Er ist jeden Tas woanders, hat keine genaue Reiseroute an-. gegeben. Und in vierzehn Tagen, denke ich, wird er wieder hier sein." „Nun, so werde ich warten und im Gasthof, drunten im Dorfe, wohnen." „Was soll das heißen?" „Nun, daß ich mich hier nicht aufhalten kann, ist ja selbst verständlich. Nicht bevor alles in Ordnung gebracht ist. Ich weiß ja nicht, ob Graf Altenberg mir unter den ob waltenden Umständen Gastfreundschaft gewähren würde." „Das weiß ich nun wieder besser. Ich kenne Rudolf Altenberg und seine Ritterlichkeit, die bei keiner Gelegen heit versagt. Aber — das steht ja gar nicht zur Dis kussion, daß Sie hierbleiben. Es ist selbstverständlich, daß Sie drüben in Koltau mein Gast sind." „Ich — ich sollte..." „Ist das etwas so Ungeheuerliches, wenn Sie im Hause Ihrer Väter wohnen werden? Noch dazu, wo das ganze Haus leer ist und ich nicht weiß, was ich mit dem großen Palazzo anfangen soll, wenn meine Jungens nicht daheim sind." Tausend Gefühle stritten sich in Regina. „Aber — wie kann ich denn..." „Ich weiß nicht, was es da zu überlegen gibt, Kusine?! Es sei denn, daß Ihr Hochmut und Ihr Stolz es nicht erlauben, mein Anerbieten anzunehmen. Dann müßte ich den Korb hinnehmen. Wie früher schon einmal, als mir die Gräfin Koltau zu verstehen gab, daß zwischen einem armen Verwandten und ihr ja schließlich ein gewaltiger Zwischenraum wäre." Verständnislos, verstört hörte Regina diese Worte^ „Ich verstehe nicht! Was meinen Sie damit, Vetter?" „So, Sie verstehen nicht? Wirklich nicht? Mit Geld läßt sich alles abfertigen, dachten Sie damals. Behandelten mich wie einen Eindringling, dem man wohl oder übel das Majorat übergeben mußte, mit dem man aber sonst um Gottes willen nichts zu tun haben wollte. Man über gab das Ganze einem Rechtsanwalt und tat alles, um mib den lästigen, armen Verwandten ja nicht in Berührung z« kommen."- Mortsetzung folgte '