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WiNmfferNgMM Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— NM. frei Haus, bei Postbestellung 1,80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Npfg. Alle Postanstalten und Post- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend F-u- h-her» Gewalt, Krieg ad. sonstiger ! " — Betr,ebostorung-n besteh. Kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesanoter VlHrrirnuc»e erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die «gespaltene Raumzeile 20 Rpfg.» die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs pfennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Vorge schriebene Erscheinungs- tage und Platzvorschristew werden nach Möglichkeit Ami 6 berücksichtigt. 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Ein Rückblick auf das Jahr 1933 vom außenpoli tischen Gesichtspunkt aus zeigt als hervorstechendste Merk male zweierlei: eine nicht mehr steigerbare Verwirrung, ja Ratlosigkeit der Welt gegenüber allen entscheidenden großen politischen und wirtschaftlichen Problemen, ent standen aus dem starren Festhalten überalterter Staats männer an überalterten Begriffen, und auf der anderen Seite die auch nach außen hin sich aus wirkende Festigung Deutschlands, dem ja nach der nationalen Revolution innere und äußere Geg ner eine rasche und völlige Isolierung Voraussagen zu müssen geglaubt hatten; sie haben sich Wohl oder übel vom Gegenteil überzeugen müssen. Das Jahr brachte den letzten und endgültigen Beweis für die absolute Sinnlosigkeit schematischer internationaler Konferenzen, mochten sie nun als Tagung des verrufenen „Völkerbundes" oder als Londoner Weltwirtschafts- konferenz in Mammutstil aufgezogen sein; die letztere lieferte insgesamt 8000 Kilo an „Denkschriften" und sonst gar nichts. Das neue Deutschland sah sich die Genfer Schwatz komödie noch geduldig mit an, ja war mit allen Mitteln der Verständigungsbereitschaft bemüht, selbst auf dem dis kreditierten Genfer Boden sich für Europas Gesundung ein zusetzen. Frankreichs Sabotage und planmäßige Jntrigen- politik machten das zunichte, bis Deutschland schließlich am 14. Oktober den sogenannten Völkerbund und die „Abrüstungskonferenz" verließ und damit diesen beiden weltbetrügerischen Zweigunternehmen Frankreichs den Todesstoß versetzte. Mit vollem Recht konnte Deutschlands Führer und Volkskanzler auf der Führertggnng der NSDAP, am 18. Oktober von der „Genfer Krank heit" sprechen und hinznfügen: „Optimistisch bin ich auf mein Volk, und pessimistisch bin ich auf Genf und den Völkerbund". Die Folgezeit hat ihm auch darin recht ge geben. Die famose „Abrüstungskonferenz" war am 2. Februar gerade ein Jahr alt geworden, ohne irgendein anderes Er gebnis als die offenkundige Weigerung Frankreichs (bis zu einem gewissen Grade auch Englands) die vertragliche Abrüstungsverpflichtung zu erfüllen. Des Engländers Macdonald völlig ungenügender und gegenüber Deutschland gewohnt ungerechter Abrüstungsvorschlag, von Frankreich sofort bis zur Unkenntlichkeit entstellt, blieb notwendig so erfolglos wie Mussolinis Viererplan, ob gleich Deutschland in der Ehrlichkeit seiner Verhandlungs bereitschaft soweit ging, den englischen Plan als Besprechungsgrundlage anzunehmen. Nirgends zeigt sich die Verwirrung des schlechten Ge wissens stärker als bei dem wichtigsten Verhandlungs partner Deutschlands, Frankreich. Die Kabinette Paul-Boncour, Daladier, Sarraut kamen und gingen; sie scheiterten alle gleichmäßig an der Tatsache, dqß man nicht ein Staatsdefizit von acht Milliarden (bei einem Gold schatz von fast 13 Milliarden!) haben und gleichzeitig die tollste Verschwenderwirtschaft der Welt geschichte auf dem Gebiet einer wahnwitzigen Über rüstung treiben und bei alledem noch immer mit den Sozialisten zusammenarbeiten kann. Frankreich steht heute zwar noch immer als die größte Militärmacht der Welt, aber auch als böswilliger Schuldner und als vielfacher Vertragsbrecher da. Seine Einkreisungspolitik gegenüber Deutschland, die auch Rußland in den Bund des fran zösischen Staatenblocks einzubeziehen sucht, seine Schuld am wirtschaftlichen Elend Europas durch das Versailler Diktat und die Tributpolitik, seine beispiellose An maßung und Schroffheit gegenüber allen Befriedungs- Versuchen für Europa sind heute zu offenkundig, als daß sich nicht eine sehr merkliche Abkühlung bei manchem seiner früheren bedingungslosen Freunde ge zeigt hätte. Im Verhältnis Deutschlands zu feinem außen politisch wichtigsten Nachbarn im Osten, Polen, hat sich eine hoffnungsreiche Besserung gezeigt; auch Polen konnte sich der Wirkung der aufrechten, ge raden Persönlichkeit des Reichskanzlers und feiner mannhaft-ehrlichen Politik auf die Dauer nicht ent ziehen. Als am 20. Juni in Danzig die national sozialistische Regierung Rauschning ans Ruder kam, schrie der europäische Hetzkonzern es in die Welt, das fei gleichbedeutend mit einer Verschärfung des Danzig polnischen Verhältnisses. Genau das Gegenteil war der Fall, bedeutsames Vorzeichen für die dann bald sich an bahnende Verständigung zwischen Deutschland und Polen. Versuche von interessierter westeuropäischer Seite, Differenzen zwischen Deutschland und Rußland zu konstruieren, blieben so aussichtslos wie die Bemühungen, einen Keil zwischen Deutschland und das die Revision von Versailles befürwortende I t a l i e n zu treiben. Wie lange andererseits Österreich noch die Politik eines französischen Trabanten treiben darf, ist angesichts der in letzter Zeit erneut verschärften Erbitterung gegen Dollfuß nur noch eine Frage der Zeit. Nach der Selbstausschaltung des österreichischen Parlaments im März verbot Dollfuß u. a. alle fälligen Wahlen bis zum 1. Oktober — die Öster reicher warten noch heute darauf. Deutschland selbst bat Zer MemMMW Ws-Min. Französische Denkschrift an die Rcichsregierung. Das Ergebnis des Ministcrrates in Paris. Der französische Ministerrat tagte über dreieinhalb Stunden unter dem Vorsitz des Staatspräsi denten. Er beschäftigte sich mit dem Eisenbahnunglück bei Lagny und den deutsch-französischen Be sprechungen. über die Verhandlung der letzteren vor dem Ministerrat besagt eine amtliche Mitteilung lediglich, daß der Außenminister ausführlich über die ver schiedenen Informationen berichtet habe, die er in der Frage der Abrüstung eingeholt habe. Paul-Boncour habe dem Ministerrat die großen Linien einer Denkschrift (Licke msmoire) unterbreitet, die er dem französischen Botschafter in Berlin zugehen lassen wolle. Der Ministerrat habe diesem Vorschlag und dem Inhalt der Denkschrift zu- gcftimmt. Ministerpräsident Chautemps empfing im An schluß an den Ministerrat die Presse und erklärte bezüglich der Denkschrift, die französische Regie rung müsse zunächst noch eine starke Zu rückhaltung beobachten, weil es nicht üblich sei, diplomatische Schriftstücke zu veröffentlichen, bevor sie zur Kenntnis der ausländischen Regierung gelangt seien, für die sie bestimmt seien. Chautemps fuhr dann wörtlich fort: „Alles, was ich Ihnen sagen kann, ist, daß Frank reich — wenn es auch gern bereit ist, mit allen inter essierten Staaten die Besprechungen fortzufctzen, die zudem von dem Büro der Abrüstungskonferenz vorgesehen waren — die Organisierung der allgemeinen Sicherheit auf dem Wege der Rüstungscinschränkung und im Rahmen des Völkerbundes sucht. Die französische Regierung ist heute wie früher bereit, von sich aus diesbezügliche positive Vorschläge zu machen, die den Verhandlungspartnern die Aufrichtigkeit des französischen Friedenswillens beweisen würden." Chgu- temps fügte diesen Erklärungen hinzu, daß der genaue Zeitpunkt für die Überreichung der Denkschrift noch nicht festliege. Vor Überreichung -er französischen Aste. In Pariser politischen Kreisen erklärt man, da? der französische Botschafter in Berlin den Inhalt dH Note persönlich vortragen und sie dann als „Aide m« moire" der Reichsregierung überreichen werde. Man er« klärt ferner, daß die Ausführungen des Ministerpräsident ten in erster Linie aus innerpolitischen Gründen erfolgt seien, um einer Auseinandersetzung der französische« Presse über die Zweckmäßigkeit oder Unzweckmäßigkeit un« mittelbarer Verhandlungen mit Deutschland vorzubeugen, * Zur Werredung Hyums in Paris. Paris, 27. Dezember. Ueber die Unterredung, die der belgische Außenminister Hymans mit Ministerpräsident Chau temps und Außenminister Paul-Boncour hatte, verlautet, bah in erster Linie das Abrüstungsproblem erörtert sei. Maa ver tritt hier die Auffassung, daß Belgien außenpolitisch zwangs läufig im Fahrwasser seiner „natürlichen Verbündeten" bleiben müsse, jedoch habe die zögernde Haltung Englands gegenüber den deutschen Forderungen in der Gleichberechtigungsfrage sich auch in Brüssel ausgewirlt. In hiesigen politischen Kreisen be hauptet man aber, daß der kürzliche Besuch Sir John Simons die Grundzüge einer sranzösisch-englischen Politik zur Verteidi gung der Vvllerbundsmelhoden habe hervvrtreten lasten, wo- durch auch die Ausgabe Chautemps' und Paul-Boncours bei ihren Besprechungen mit Hymans wesentlich erleichtert worden sei. Etwaige weniger bedeutsame Meinungsverschiedenheiten würden überdies, so behauptet man in Paris, gegenstandslos „angesichts der gemeinsamen Gefahr, die für beide Länder eine Stärkung der Militärmacht Deutschlands darstelle". Der belgi sche Außenminister soll bei dem Esten, das ihm und dem grie chischen Außenminister zu Ehren heute abend am Quai d'Orsey gegeben wurde, von Ministerpräsident Chautemps und Außen minister Paul-Boncour weitgehende Ausschlüsse über die Ent scheidung erhalten haben, die der Ministerrat in der Frage der deutsch-sranzösischen Aussprache getrosten hat. Der Chef -erSemsleitimg zmückgetreten General von Hammerstein ab 1. Februar als Generaloberst im Ruhestand. Der Chef der Heeresleitung, General der Infanterie Freiherr von Hammerstein-Equord, hat sich im vollen Einvernehmen mit der Reichsregierung ent schloffen zum 1. Februar 1934 seinen Abschied zu erbitten. Der Reichspräsident hat das Abschiedsgesuch genehmigt und den General Freiherrn von Hammerstein mit dem Tage seines Ausscheidens zum Generaloberst befördert. General Freiherr von Hammerstein. General der Infanterie Freiherr von Hammerstein- Equord wurde 1878 in Hinrichshagen in Mecklenburg als Sohn des Großherzoglich-Mecklenburgischen Forstmeisters von Hammerstein geboren. Er trat 1898 in das 3. Garde regiment zu Fuß ein. 1911 bis 1913 war er zum Großen Generalstab kommandiert. In den Krieg rückte er als Adjutant des Generalquartiermeisters beim Chef des Gcneralstabes, General von Stein. Freiherr von Hammer stein ist der Verfasser der meisten bekannten Heeres berichte des Großen Hauptquartiers aus der ersten Kriegszeit. 1917 wurde er zum Major ernannt, 1920 zum Oberstleutnant und Chef des Stabes des Gruppenkom mandos II (Kassel). 1922 bis 1924 war Hammerstein Kommandeur des III. Bataillons des Infanterie-Regi ments Nr. 12 in Magdeburg. 1924 bis 1929 als Oberster Chef des Stabes der III. Division (Berlin). Im Jahre 1929 wurde er zum Generalmajor und Chef des Truppen amts im Reichswehrministerium ernannt. Seit dem 18. Oktober 1930 ist er General der Infanterie und Chef der Heeresleitung. * Freiherr v. Hammerstein ist verheiratet und hat drei Söhne und vier Töchter. Er hat sich während des Krieges als ein ganz besonders tüchtiger Soldat erwiesen und nach dem Kriege sich große Verdienste umdenAufbauder neuen deutschen Wehrmacht erworben. Dem 3. Garderegiment zu Fuß, bei dem Freiherr v. Hammer stein in das Heer eingetreten ist, gehörte auch Hinden burg an. nach der schweren Brüskierung deutscher Minister am 14. Mai in Wien und nach der Erschießung des Reichs wehrsoldaten Schuhmacher durch Heimwehrleute keine Veranlassung, Herrn Dollfuß eine goldene Brücke zu bauen. Das Jahr zeitigte noch manchen Staß gegen Deutsch land, den jüdisch-marxistischen Boykottversuch im Frühjahr, die konzentrierte Pressehetze der gleichen Kreise von Prag und Amsterdam aus, den überfall fremder Flieger mit Flugzetteln auf Berlin im Juni, Schläge gegen das Deutschtum wie die Unterstellung des Memel gebietes unter litauische Gerichtsbarkeit und die Litauisie- rung der letzten deutschen Volksschulen im litauischen Staat. Dafür erlitt die französische Politik in einem anderen von ihr „bearbeiteten" Gebiet eine schwere Niederlage: imSaargebiet lösten sich die bürgerlichen Mittelparteien auf und schlossen sich zur Deutschen Front au ver Saar zusammen - weniger als je ist irgendein Zweifel an »ein Ergebnis der Saarabstimmung erlaubt. Außerhaft Europas brachte das Jahr 1933 als wesentlichste Ereignisse die Eroberung der chinesischen Provinz J e-h e-l durch die Japaner, die sich endgültig von der Genfer JnstrNtttE loslüsten, ihre Herrschaft iir der eroberten Mandschurei befestiaten und sie bis über d^e mongolische Grenze auszudehnen im Begriff sind. Ferner erlebte Amerika ein Attentat auf den neugewählten Präsidenten Roosevelt noch vor seiner Amtsübernahme und einen gigantischen Kampf des neuen Präsidenten gegen den Niedergang der inneramcrikanischen Wirtschaft, der schon im April der beginnende Dollarsturz schwerste Schläge zugefügt hatte. Deutschland steht in diesen Weltwirren unter der Führung Adolf Hitlers wie ein Fels in der Brandung. Wir treten in das zweite Hitlerjahr ein. Die FahnenchLch, die Rechen fest geschlossen^ — LH