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Per MseuMtW der sechs Millmey WÜsdrEer Lagsvla» 2. Blatt Nr. 284 / Mittwoch, den 6. Dezember 1933 Tagesspruch. Glaube nicht allzuschnell, nicht einem, nicht allen, nicht alles. Forsche, vergleich's, enväg's! Finde die Wahrheit her aus! Haug. Es ist kein hoher Berg zu hoch, so tief kein tiefes Tal, es dringt hinauf ein Bögelein, hinab ein Sonnenstrahl. Nietzsche. Oie Gliederung der gesamten SA. Eine Bekanntmachung des Stabschefs Röhm. / .Der Chef des Stades, Nöhm, erläßt, wie der ^Völkische Beobachter" mitteilt, folgende Bekanntmachung über die Gliederung der gesamten SA.: Die gesamte SA. gliedert sich in Zukunft gemäß-meiner Perfügung vom 6. November 1933 in SA. (einschließlich SS.), SA.-Reserve I und SA.-Reserve II. Mit der Führung der SA.-Reserve kl habe ich den Oberst a. D. Reinhard beauftragt. Die SA.-Reserve II umfaßt im allgemeinen die Angehörigen über 45 Jahre aller Verbände, wie Kysfhäuserbund, Offiziers- und Regimentsvereine, Waffenringe, Marine- und Kolonialverbände und dergl., soweit deren Angehörige nicht schon in die SA. oder SA.-Reserve I «ungegliedert sind. Bundes- und Vereinsleben und die damit zusammen hängenden Einrichtungen bleiben unberührt. Die vorgenannten Bünde, Vereine usw. werden cr- suchl, baldigst mit dem Führer der SA.-Reserve II, Oberst- Landesführer Reinhard, Berlin W 57, Bülowstraße 103, in Verbindung zu treten und ihn bei der Aufstellung der /SA.-Reserve II weitgehendft zu unterstütze.'.. SA.-MMer dürfen keinen KMWen Md- angehören! Der „Völkische Beobachter" veröffentlicht folgende VerfügungdesSrabschefs: Der Chef des Stabes verbietet durch eine neuer liche Verfügung allen Angehörigen der SA., SS. und SAR. die Zugehörigkeit Hu irgendwelchen Klubs ode'- ähnlichen Vereinigungen, die sich nach der nationalsozialistischen Revolution nun auffalleuderweise wieder gebildet haben, in dem offensichtlichen Bestreben, alte politische Beziehungen wieher aufzunehmen und wach zuhalten. Es widerspricht dem Sinn und Geist der Volks gemeinschaft, sich in kleinen Sondergruppe«, die meist der Standesabschlietzung entsprechen, abzusondern. Der SA.- Mann findet die wahre und uneigennützige Kameradschaft in feiner Einheit und erlebt dort die Volkswerdung. Auch e n Bedürfnis nach politischer Belehrung von feiten solcher Klubs muß verneint werden. Für diese Aufgaben sud ausschließlich die Gliederungen der NSDAP, da, die k^ute weniger denn je eine Befruchtung von privater Seite brauchen. Alle diese Zu-ammenschlüsse wollen vielfach nur durch „persönliche Beziehungen" mühelos erschleichen, was de: ehrliche Kämpfer m der Schuls der SA. hart erwerben muß. Für die Führer aber sind solche außerdienstliche Zugehörigkeiten in vielen Fällen ein Hemmschuh bei der pflichtgemäßen dienstlichen Ent- / scheidung. Die Abmeldung aus de? geRMMtsu Klubs , und gesellschaMNLn Vereinigungen muß bis 31. Dezember 1933 vollzogen sein. / Wer besucht seine alte Arbeitsstätte. Im Münchener „Völkischen Beobachter". Der Führer, Reichskanzler Adolf Hitler, besuchte in München den „Völkischen Beobachter". Sein Interesse aalt vor allem dem großzügigen Um- und Neubau des Grbäudekomplexes. Der Führer, dessen Erscheinen überall Freude Hervorries, verweilte eine halbe Stunde in dem Gebäude, auch in der Schriftleitung, in der er selbst, wäh rend der Zeit des Kampfes gearbeitet hat. Ser Mesengabentisch der sechs Millionen. Winterhilfe im Weihnachtsmonat. U8L. Im Weihnachtsmonat Dezember wird die ge waltige Aktion des Winterhilfswerkes, in dem sich ein ganzes Volk zusammengeschlossen hat, um für die sechs Millionen bedürftiger Volksgenossen einzustehen, ihren Höhepunkt erreichen. Man will die sechs Millionen nicht nur vor Hunger und Kälte bewahren, sondern ihnen auch Freude bereiten. Kinderaugen werden glänzen, und manche Träne des Dankes wird über abgehärmte Wangen rinnen. Das deutsche Volk bereitet seinen Brüdern, den bedürftigen Volksgenossen, durch das Winterhilfswerk den „Riesengabentisch der sechs Millionen". Zahlreiche Sonderver anstaltungen sind in diesem Monat zu einem Pro gramm freiwilliger Nächstenliebe verengt, wie es Wohl noch kein Volk der Erde für seine bedürftigen Brüder auf gestellt hat. Es wird im Dezember keine deutsche Frau und keinen Mann, keine deutsche Familie geben, die nicht bei ihren Einkäufen und Vorbereitungen für das nahe Weihnachts fest auch an die denkt, die noch abseits von Lohn und Brot, zwar von Sorgen bedrückt, aber nicht allein stehen. Der erste Adventssonntag eröffnete mit dem „Ein topfgericht" den Kampf. Der Eintopfsonnlag, diese selbstverständliche Ehrenpflicht, ist bereits Volksgut ge worden. Gleichzeitig hat am 3. Dezember der Tag des Pferdes, der vom Reichsverband für deutsche Warmblut züchter veranstaltet wurde, dem Winterhilfswerk neue Mittel gebracht. Aber all diese Maßnahmen können nicht ausreichen, um den „Riesengabentisch der sechs Millionen" auf zubauen. So ist in diesem Monat eine Reihe von Sonderaktionen vorgesehen. Da ist zunächst ein aus Kriegszeiten her be liebter Brauch, die Versendung von „Liebesgaben". Im ganzen deutschen Vaterland wird man „Weihnachtspaketc" packen. Diese Liebesgabenpakete werden zu den örtlichen WHW.-Sammelstellen gebracht und gehen von dort an die „Front", in Gebiete, wo Hunger und Not am schlimm st en wüten, in die kleinen verlassenen Gebirgsdörfer und eingeschneiten Hütten, weitab im Schwarzwald, Eiffel, Erzgebirge, in der Rhön, im Thüringer und Bayerischen Wald. Vor allem sind es Lebensmittel, Hülsenfrüchte, Konserven und Dauerwaren, die gebraucht werden. Aber auch warme Kleidung, Wollwaren, Strümpfe und Schuhzeug werden dringend benötigt. Auch hier sei an die Kinder, die unter Not und Kälte besonders zu leiden haben, gedacht. Jeder kann hier mithelfen, Weihnachtsfreude zu be reiten. Ganz besonders aber mutz es die Jugend sein, die sich hier auszeichnet. Es darf keinedeutsche Schule, keine Klasse geben in der nicht Pakete ge sammelt und mit einem Weihnachtsgruß versehen an „Un bekannt" gesandt werden. Diese Liebesgabenpakete werden nicht nur viel Freude und Überraschung bereiten, sondern auch das Band der Volksgemeinschaft zwischen den Menschen in allen deutschen Gauen noch enger und fester schließen. Eine besonders schöne Überraschung gibt es zu diesem Weihnachtsfest für kinderlose Ehepaare. Das ist die „WHW.-Patcnschast". Jedes Ehepaar soll für die Dauer des Winterhilfswerks ein Kind zur Betreuung übernehmen, dafür soraen. daß Immer sekons rveiüe 2äkne O K l o rorl o nl .. ' 's. ... - s- ' - 6ie QusUtäts-^rreugnisse von Weltruf dieses Kind warme Meldung und ausreichende Nahrung erhält. Es ist woh! selbstverständlich, daß es zu diesem Weihnachtsfest kein kinderloses deutsches Ehepaar geben darf, das nicht ein Patenkind angenommen hat. Wieviel Not kann durch dieses freiwillige Familienhilfs werk gelindert, wieviel Freude bereitet werden. Die ört lichen WHW.-Stellen vermitteln das „Christkind". Be sonders feierlich wird es diesmal in der Wcihnachtswoche sein. Auf allen Straßen und Plätzen, in allen Amts gebäuden des Reiches, der Länder und Gemeinden, in Rat häusern und Postämtern, Finanzkassen und Stempelstellen, in Wärmehallen, Krankenkassen, auf allen Bahnhöfen, in Schulen und Kirchen werden festlich geschmückte Weih nachtsbäume zu sehen sein. Die Kirchen find weih nachtlich geschmückt und strahlen im Lichterglanz. Von den Türmen rufen die Glocken durch das deutsche Land. Orgel musik wird täglich zu festgesetzter Stunde in allen deutschen Kirchen Weihnachtslieder erklingen lassen. Ein letzter Mahnruf an alle, mit ganzer Kraft das . Winterhilfswerk zu unterstützen, Freude zu bereiten. Das Motto dieses Monats: „Weihnachten in jedemdeutschenHaus" wird Wahrheit, muß Wirk lichkeit werden. Alten und gebrechlichen Volksgenossen wird ein kleines Weihnachtsbäumchen ins Haus gebracht, und dort, wo es die Mittel und die Organisation erlauben, soll auch möglichst jedem bedürftigen Volksgenossen ein Tannenbäumchen aufgebaut werden. Die Kinder werden in den Schulen für diesen Zweck Weihnachtsbäume putzen und so milhelfen, daß das erste Weihnachtsfest im neuen deutschen Staat eine nationalsozialistische Feier st unde in des Wortes edelster Bedeutung wird. Der „Riesengabentisch der sechs Millionen" soll den Glauben an Staat, Vaterland und Volksgemeinschaft lebendig werden lassen und in sechs Millionen Herzen un auslöschlich verankern. Helfet alle mit, kein Opfer ist zu schwer, um dieses hohe Ziel zu erreichen. Bei -er Reichsführung -es Winterhilfswerkes« Ein Besuch Dr. Goebbels. Reichsminister Dr. Goebbels verweilte längere Zeit in der Reichsführung des Winter- Hilf swerkes in Berlin und ließ sich eingehend über die Arbeit der einzelnen Abteilungen berichten. Der Reichsführer des Winterhilfswerkes, Pg. Hilgen- feldt, zeigte dem Minister die Arbeit, die bis in die tiefe Nacht hinein alle Helfer und Mitarbeiter in dem Kampfe gegen Hunger und Kälte festhält. Gerade in diesen Tagen, in denen die Ausgabe von Lebensmitteln, Kohlen und sonstigen Unterstützungen von größter Be deutung für alle Hilfsbedürftigen ist, kennt niemand, der an der Organisation dieser großen Arbeit mitwirkt, Ruhe und Erholung. Der Minister besichtigte insbesondere die Kohlen- abteilung, die Organisationsabteilung, die Statistik und die Postscheck- und Finanz abteilung, in der täglich Tausende und Äer Tau sende von Buchungen vorgenommen werden müssen. Das Winterhilfswerk, getragen von der Organisation der NS.- Volkswohlfahrt, fand den vollen Beifall Dr. Goebbels. Der Minister äußerte sich dahingehend, daß er die im Rahmen des Kampfes gegen Hunger und Kälte geleistete Arbeit als eine Knlturtat des deutschen Volkes bezeichnete. Nahezu zwei Stunden verweilte Dr. Goebbels im Deutschen Reichstag; sein Besuch wurde zur überraschenden Freude alle'' Mitarbeiter am WHW. und beweist die enge Verbundenheit der Regierung mit allen in ihrem Dienste siebenden Volksgenossen. Der Führer wie-er in Berlin. Reichskanzler AdolfHitler isHwie der „Angriff" meldet, mit dem Flugzeug, aus München kommend, auf dem Flughafen Staaken gelandet. Trotz mehrfacher Ver suche des Flugzeugführers, auf dem Tempelhofer Feld zu landen, sah er sich gezwungen, wegen der starken Nebel bildung nach Staaken weiterzuflieges und dort uieder- zuaehen. . — Ein Walzer aus Wien Roman von Paul Hain. 49. Fortsetzung Nachdruck verboten Ob er etwas von dem Johann Strauß gehört habe, der in Petersburg spielen soll? Dieser nickte eifrig und entpuppte sich zu Josefs Erstau nen nicht nur als einer, der die deutsche Sprache kannte, sondern zudem ein veriabler Sachse war. „Ei freilich — der beriemde Johann Schdrauß! Den gennt doch jetzt jeder in Pedersburch, i ja! Den Walzergeenig aus Wien!" „Mann — Landsmann! Sie sind ja Sachse?" „Ei freilich," grinste der Kellner strahlend, „aber ME ich russisch sprech, merkt man mir's gar n-ich an." Josef lachte. Der Kellner lachte. „Ja, wir Sachsen sin doch ieberall zu Haufe. Der Herr is woll ä Oesterreicher?" „Und ob! Grad' aus Wien komm' ich und bin dem Jo hann Strauß sein Bruder. Eben will ich zu Hm —" Der Kellner strahlte und rollte die Daumen überein ander. „Da wird er sich aber freun, der Herr Bruder. Der spielt heut wieder im kroßen Gonzerthaus. Alles ausvergauft, ei ja." Josefl horchte auf. Im großen Konzerthaus? Wo das wäre? . , Der Kellner beschrieb den Weg. Ls stand für Josef fest, daß er sofort ins Konzerthaus fahren mußte. Da hätte er ja in Johanns Wohnung schön warten können. „Aber Sie werden geen Mlett mehr kriechen," beteuerte der Kellner. Josef beruhigte Hn lachend: „Ich ,kriech' schon eins oder ich kriech durch M Schlüs ¬ selloch —- haha!" Mit einem Händedruck verabschiedete er sich von dem Sachsen und fand, daß Petersburg wirklich nicht so weit aus der Welt lag, wie er sich das in Wien immer vorge stellt hatte. Ls ließ sich hier schon leben. Man mußte bloß erst ein bißchen warn: hier werden. Und der Wodka hatte wirklich gut geschmeckt. Er beeilte sich hinauszukomme«. Der Schlitten wartete draußen auftragsgemäß. „Zum große« Konzerthaus l" Die Schellen begannen wieder zu Nuten. Fast lautlos glitt das Gefährt die breiten, schneebedeckten Straßen dahin. Der Josefl lehnte sich wie «in großer Herr dm Fond zu rück. War diese ganze Reise nicht «in herrliches Abenteuer? Ah — was würde der Johann für Augen machen, wenn er so unerwartet austauchte. Und was würde er erst für Augen machen, wenn er ihm Iettys Brief gab und sich vor ihn hinstellte: „Du Johann — das sag ich dir, wenn du nun noch immer maulst und die Ietty, meine liebe Freun din, noch länger quälst, dann kriegst es mit mir zu tun! Ver standen?" Er mußte vor sich hinlachen. Eine Gaudi würde das werden — oha! Nun, vorerst wurde es keine Gaudi; denn als Jostf vor dem Konzerthaus hielt und hineinwollte, war natürlich nicht daran zu denken. Der Portier, ein riesenhafter Zer berus, ließ ihn nicht ein. Riese und Zwerg standen sich ge genüber und wer Lei einem etwaigen Ringkampf den kürze ren ziehen würde, lag auf der Hand. Jofefl „redete in Zeichen", denn von den russischen Lau ten des Riesen verstand er kein Wort und der Kutscher des Schlittens wußte von der deutschen Sprache auch nur die Worte: „Nix daitsch!" Womit er ein- für allemal als Dol metscher nicht in Frage kam. Josef versuchte es mit einigen Rubeln, die er ver lockend vorzeigte. Man sah dem Riesen an, die Rubel hätte « ASM genommen, Mr hineMlasien duckte. « -Las Lösest nicht, wie er achselzuckend zu verstehen gab. Offenbar durfte, da das Konzert mitten im Gonge war, eben niemand : ehr herein. Da kam Josef ein neuer Gedanke. Er zog seinen Paß hervor. Hielt ihn dem Zerberus vor di« Nase und tippte auf den Namen Strauß. Den mußte er ja doch kennen und aus dem Begleittext mußte Hm am Ende klar werden, daß der Bruder mm Johann vor ihm stand. Der Riese buchstabierte mühsam. Josef klapperte währenddessen lustig mit den Rubeln. Weser angenehme Klang schien das schwerfällige Ge- HÜM des Riesen sichtlich zu beleben und anzufeuern. Wahrhaftig — er begriff. Begriff, daß der Fremde ein Verwandter des berühmten Johann Strauß drinnen im Konzerthaus war. Gr strahlte wie der Riese Goliath, als er sich weiland Mer den Keinen David luftig machte, und grunzte und gluckste ein paar Sätze, von denen Josef ebensowenig verstand wie vorher. Aber er erhielt seinen Paß zurück und der Riese hielt dabei grinsend die Hand offen. Die Rubel wanderten hinüber. Was nun? Der Riese blinzelte Jo-sef freundlich zu. Ra also — es ging also doch hinein. „Warten!" rief er noch dem. Kutscher zu, dar» folgte er dem Zerberus über die breite Rampentrepp« tu da» große Haus. Vorbei an den beiden leuchtenden Kandelabern. Der Riese winkte strahlend, Hm weiter zu folgen. Einem langen, läuferbelegten Gang entlang, «in« Treppe hinauf, deren Marmor im strahlenden Kerzenlicht kostbar funkelte. Wieder einem Gang entlang. An verschiedenen Türen vorbei. Fern klang Musik durch die Wände. Gedämpft, aber dem nach deutlich. Josef schlug das Herz. Walzest! Walzermelodien! L folgt.)