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MsdmfferTaMatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an ollen Werktagen nachmittags s Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postbesicllung l,8v RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanstaltcn und Post boten, unsereAusträgeru. . * . Geschäftsstelle, nehmen zu jederZeitBestellungenent. Wochenblatt fUk WllsdkUff U. UMgegeNd gegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg od. sonstiger - - Betriebsstörungen besteht Lein Anspruch ous Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die »gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die «gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen «0 Reichs» Pfennige, die »gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile I RM. Nachweisungsgcbühr 20 Reichspsennige. 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Ungefähr an das Ende der diesjährigen Vausaison war unter dem Leitwort: „Hausbesitzer, schafft Arbeit!" in Berlin eine große Versammlung anbe raumt worden, an der neben den Haus- und Grund besitzervereinen vor allem auch die Hauptverbände Deut scher Baugenossenschasten und -gesellschaften teilnahmen. Das lenkt den Blick zurück auf die Entwicklung, die in diesem Jahre die Bauwirtschaft gehabt hat. Sie war und ist ja eine der wichtigsten Hebel für die Arbeits beschaffung, eine der Hauptwaffen im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit, und auch in der jetzt herannähenden saisonmäßig ungünstigen Zeit des Winters soll und wird alles daran gesetzt werden, um von dem großen Einfluß, den die Bauwirtschaft als Schlüsselindustrie besitzt, mög lichst viel aufrechtzuerhalten im Kampfe gegen die Arbeitslosigkeit. Bei diesem Rückblick ist zunächst einmal festzustellen, daß nun wieder, im Jahre 1933, der Umfang der Bauproduktion zum ersten Male eine Steigerung aufweisen konnte, während er seit 1929 in fortdauerndem Rückgang gewesen war. Natürlich ist noch längst nicht in der Bauproduktion jener Umfang erreicht, den sie vor vier Jahren besessen hat, als man ihn noch aus fast neun Milliarden schätzen konnte. Es läßt sich eben in einem Jahre nicht aufholen, was man in vierJahren ein gebüßt hall Außerdem aber hat sich noch eine gewisse Verschiebung dadurch ergeben, daß in der dies jährigen Bausaison sich der Tiefbau, namentlich auf Grund des Arbeitsbeschaffungsprogramms, stark in den Vordergrund geschoben und etwa die doppelte Anzahl von Arbeitskräften beschäftigt hat, wie in den Jahren zuvor. Aber auch im Wohnungsbau zeigte sich gegenüber dem Vorjahr eine beträchtliche Besserung, die auf etwa 35 bis 40 Prozent zu schätzen ist. Das alles stellt eine sehr natürliche Gegenwirkung des gegen die gewaltige Aufblähung des Hochbaues in den Jahren 1925 bis 1930, wobei die Wohnungsbau-Subventionen der öffentlichen Hand eine vielfach verhängnisvolle Rolle gespielt haben. Und endlich tritt in der jetzt hinter uns liegenden Vausaison noch eine andere Umschichtung zu Tage: Es ist die Bevorzugung und die größere Berück sichtigung einmal des mittel ständischen und dann des ortsansässigen Baugewerbes bei den öffentlichen Ausschreibungen; der Arbeitsanteil der mitt leren und kleinen Unternehmungen ist aber nicht bloß im Tief-, sondern auch im Hochbau erheblich gewachsen, während früher die Großbetriebe hier das Feld fast ganz beherrschten. Große Hoffnungen setzt man natürlich auf die Beschäftigungssteigerung für 1934, weil sich erst dann die Arbeitsbeschaffung voll auswirken wird. Sogar der bisher ganz daniederliegends Industriebau läßt einige Anzeichen für eine künftige Belebung erkennen. In der Sportpalastversammlung der Berliner Haus besitzer und Baugenossenschaften hatte nämlich der Staats sekretär im Reichsfinanzministerium, Reinhardt, auch darauf hingewiesen, daß von den 1390 Millionen Mark, die im Rahmen der drei Arbeitsbeschaffungsprogramme für den September 1932 bewilligt worden seien, erst 509 Millionen ausgezahtt wurden. Da inzwischen auch noch weitere Bewilligungen und freiwillige Spenden einliefen, so läßt sich der „A r b ei t s v o r r a t" heute noch auf rund 1230 Millionen Mark beziffern. 200 Millionen sind für die Instandsetzung an Gebäuden und noch weitere 500 Millionen durch das Gebäude-Jnstandsetzungsgesetz zur Verfügung gestellt worden; — aber dann ist Schluß! „Eine Wiederholung wird nicht erfolgen", erklärte der Staatssekretär und fügte hinzu, daß sich die Rentabilität des Hausbesitzes aus dem Sinken der Arbeitslosigkeit er geben müsse und ergeben werde. Wenn die Negierung nicht, wie vielfach gewünscht Wurde, durch eine Senkung oder Beseitigung der HauS- zins st euer die steuerliche Lage des Grundbesitzers für Arbeitsbeschaffungszwecke erleichtert hat, so ist doch für eine nahe Zukunft eine solche Erleichterung — und zwar nicht bloß für den Hausbesitz — durch eine allgemeine Neugestaltung und Herabsetzung der Einkommen steuer vorgesehen, worüber der Staatssekretär Rein hardt bereits einige Mitteilungen machte. Besonders er freulich daran sind die für das kommende Steuerreform- Gesetz vorgesehenen bevölkerungspolitischen Rücksichten, die sich vor allem in Ermäßigungen für die mit Kinder gesegneten Familien ausdrücken werden. Die sozial Schwachen sollen geschont, die Väter und Mütter steuerlich nicht tatsächlich schlechtergestellt sein als jene Einkommenbezieher, die sich von Familiensorgen fern halten. Selbstverständlich ist aber ebenso wie mit den gewal tigen Mitteln, die für die Bauwirtschast bereitgestellt sind, so auch mit den künftigen Steltererleichterungen immer und immer wieder nur das eine, das wichtigste, das Hauptziel der nationalsozialistischen deutschen Wirtschafts politik anaestrebt: Arbeitsbeschaffung! Asli» ssM WMMsresömell. Weitere Mitgliedschaft Italiens davon abhängig. Beschlüsse des Große« Faseistische« Nats. Rom, 6. Dezember. Nach einer sehr langen Beratung, die von 10 Uhr abends bis gegen 2 Uhr morgens dauerte, hat der Große Fejcistische Rat zum dritten und vierten Punkt seiner Tagesordnung, die das Verhältnis Italiens zum Völkerbund und die Kriegsschulden an Amerika betrasen, folgende Ent schließung gefaßt: Der Große Fascislische Rat beschließt nach Besprechung der Lage das weitere Verbleiben Italiens im Völkerbund von einer grundlegenden (radikalen) Resorm dieses Organismus ab hängig zu machen, die in kürzester Frist zu vollziehen ist, und den Völkerbund in seinem Ausbau, in seiner Funktion und in seinen Zielen zu betressen hat. Zur Kriegssä oldenfrage erklärt der Große Fascistsche Rat, daß Italen angesichts des neuen Termins vom 15. Dezember als Zeichen seines guten Millens eine Million Dollar zahlen wird in der Erwartung, daß die endgültige Regelung dieses Soll- und Haben-Kontos, das aus dem Kriege stammt, abschlie ßen wird. Zum Punkt 2 der Tagesordnung, der das neue Gesetz über die Korporationen betrifft, brachte Balbo eine Entschließung ein, die dem Duce das volle Vertrauen ausspricht und das ita lienische Volk aussordert, an der sozialen Umformung milzuar beiten. Litwinow besucht Berlin. Berlin, 5. Dezember. Im Laufe des heutigen Tages wurde in Berlin die Tatsache der weiteren Oesfentlichkeit be kannt, daß der ruMche Außenminister Litwinow im Anschluß an feinen Besuch bei Mussolini auch nach Berlin reisen werde. Litwinow hat bekanntlich eine für die Außenpolitik Rußlands überaus wichtige große Auslandsreise durchgeführt. Er begab sich zunächst nach Amerika, wo er die Aner kennung der Sowjetunion durch die Vereinigten Staaten er reichte. Es ist dies zweifellos ein erheblicher Erfolg seiner Außenpolitik. Im Anschluß hieran begab sich Litwinow nach Rom, wo er über das Wochenende mit dem italienischen Regie rungschef Mussolini über die Fragen verhandelte, die das di rekte Verhältnis Rußlands zu Italien betreffen. Weit wichtiger aber waren in diesem Zusammenhang die Fragen weltpoliti scher Natur, die in erster Linie sich gegenwärtig um das Ab- rüstungsproblem konzentrieren. Mussolini hat unverkennbar in politischer Beziehung eine auffallende Aktivität entfaltet, die das faschistische Italien in die vorderste Front stellt. Es ist dies bemerkenswert, da das Vorkriegsitalien von den Großmächten immer als eine Macht zweiter Güte behandelt wurde. In den ersten Jahren nach der Machtergreifung durch den Fafchismus hat Mussolini sich darauf beschränkt, im Innern seine Regie- rungssorm zu festigen, und auf Grund dieser innenpolitischen Stärkung wurde er allmählich auch zu einem wichtigen außen politischen Faktor. Jetzt hat Mussolini eine so außerordentlich starke außenpolitische Aktivität entfaltet, daß er im Begriffe steht, sich zum Dirigenten des Konzertes der Großmächte zu ma chen. Im Zuge der gesamtpolitischen Entwicklung ist daher dem Berliner Besuche des russischen Außenministers, der, von Rom kommend, sich über Berlin nach Moskau zurückbegibt, eine er hebliche Bedeutung beizumessen. Rom, 5. Dezember. Volkskommissar Litwinow ist heute 21.30 Uhr nach Berlin abgereist, wo er am Donnerstogmorgen zu kurzem Aufenthalt eintressen wird. Sie deutschen Flüchtlinge im Auslände. Verwaltungsrat des Kommissariats für die deutsche« Flüchtlinge zusammengetreten. Der Internationale Verwaltungsrat des Kommissa riats für die deutschen Flüchtlinge trat zum ersten Mal im Senatssaal der Lausanner Universität zusammen. Flüchtlingskommissar ist der amerikanische Professor James MacDonald; im Verwaltungsrat sind 15 Staaten vertreten. Znm Vorsitzenden des Verwaltungsrates wurde Lord Robert Cecil gewählt, der jedoch die end gültige Wahl ablehnte. MacDonald erstattete Bericht über den Stand der jüdischen Flüchtlingsfrage. Er teilte mit, daß 60 000 Flücht linge Deutschland verlassen hätten, von denen 51000 Juden seien. Mehr als 16 000 Flüchtlinge seien polnischer oder anderer nichtdeutscher Staatsangehörigkeit. Die 60 000 Flüchtlinge verteilten sich folgendermaßen: Frankreich 25 000, Palästina 6500, Polen 6000, Tschechoslowakei 5000, Holland 5000, England 3000, Belgien 2500, Schweiz 2500, Skandinavien 1500, Österreich 800, Saargebiet und Luxemburg 500, andere Länder 1000. MacDonald hob hervor, daß der Völkerbund nicht berufen sei, die Ur sachen der jüdischen Auswanderung aus Deutschland zu erörtern und machte den Vorschlag, die Aufgaben des Flüchtlingskommissariats auf die Verhandlungen mit den Regierungen und die Zusammenfassung der einzelnen Tätigkeitsgebiete zu beschränken. Es sei aber nicht seine Aufgabe, selbst die für die Unterbringung der Flüchtlinge notwendigen Geldbeträge auszu treiben. Amerika wieder „natz"! Die „Toienfeier" -er Prohibition. Amerikas Start in die „Alkoholfreiheil". In Newyork wurden umfassende Vorbereiiungen getroffen, um die „To ten sei er" d er Pr o hi b iti o n in würdiger Form zu begehen. In den Hotels, Nacht klubs, Restaurants, in allen Kneipen und in den Privat häusern wird zum erstenmal seit säst vierzehn Jahren dem Gott des Weines, Bacchus, wieder geopsert werden. Newyork, das auch in der Zeit des Alkohol verbots eigentlich nicht mit Trinken aufgehört hat, wird nun aber den Wein, das Vier und die zahllosen Cocktails und Mixed Drinks zum erstenmal wiedermit gutem Gewissen zu sich nehmen können. Es ist auch Vorsorge gerroffen, daß es an einer echt amerikanischen Kundgebung nicht fehlt. Ein Mann namens Decassers hat sich vorgenommen, das erste Glas Alkohol „legal" zu trinken. Von dem Büro der großen amerikanischen Nachrichtenagentur United Preß wird ein besonderes Kabel in ein großes Hotel gelegt, wo Benjamin Decassers auf die Nachricht wartet, daß der Staat Utah das neue Alkoholgesetz ratifiziert und da mit die Entscheidung für die Abschaffung der Prohibition gegeben hat. Sofort nach Eingang dieses Telegramms wird Decassers das Glas Alkohol Hinunterstürzen und United Preß wird die gesamte amerikanische Presse eine Sekunde daraus von diesem hochbedeutsamen Ereignis unterrichten. Sa- Ende der Prohibition. Auch Uttah stimmte natz. Der stellvertretende Außenminister der Vereinigten Staaten, Unterstaatsselretkr Phillipps, hat den 21. Zusatz zur amerikanische» Verfassung, der den Widerruf der Pro hibition enthält, amtlich bekanntgegebcn. Wie aus Salt Lake City gemeldet wird, hatte der Staat Uttah als 36. Staat für die Abschaffung der Pro hibition gestimmt. Damit war die Entscheidung über das Ende der Prohibition in den Vereinigten Staaten ge fallen. * Roosevelt erklärte 18 55 Uhr (Neuy Zt) Aufhebung des Alkoholverbotes. Washington, 5. Dezember. Präsident Roosevelt erklärte amtlich, daß das amerikanische Alkoholoerbot um 18.55 Uhr (Neuyorker Zeit) aufgehoben fei. Durch diese sormelle Erklä rung werden vier Notsteuern, die insgesamt 227 Mill. Dollar ergeben sollten, außer Kraft gesetzt, da sie vom Kongreß „bis zum Widerruf des Alkoholverbotes erlaßen waren". Gegen Unsitten beim Flaggen. Das Reichsministerium für Volksauf klärung und Propaganda teilt mit: Es ist zu beobachten, daß an Privathäufern die nationalen Flaggen vielfach ohne jeden besonderen Anlaß gezeigt werden, daß sie an Tagen, an denen eine allgemeine Beflaggung statt fand, nachts nicht wieder eingezogen werden und oft sogar tage- und wochenlang hängen bleiben. Um dieser die Bedeutung der Flaggen und die Würde der nationalen Symbole beeinträchtigenden Unsitte zu steuern, wird dar auf hingewiesen, daß Flaggen nur an den Tagen gezeigt werden dürfen, an denen aus besonderen Anlässen die Beflaggung von Privathäusern von behördlicher Seite als angebracht und erwünscht be zeichnet oder von parteiamtlicher Seite angeordnet worden ist. Die Flaggen müssen an diesem Tage möglichst früh- zeitig gesetzt werden und sind mit Sonnenuntergang wieder einzuziehen. Es wird nochmals darauf hin- gcwiesen, daß es nicht statthaft ist, die Hakcnkreuzflaggc und die schwarzweißrote Flagge, die beide nebeneinander bestehen, in irgendeiner Form zu vereinige«.