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Chor der Bergleute. Wir fäusteln und bohren vor Ort bei der Nacht In niedrigen Stollen und Streben Und Wecken das tote Gestein im Schacht Zu pulsendem Werktatleben. Der Moloch Bergwerk ist gram dem Licht Und eifert, den Hort zu bewahren. Doch wir sind gehärtet am Amboß der Pflicht Und bieten Trotz den Gefahren. Wohl spürt unsre Seele durch Staub und Dampf, Wie lichtwärts die Tage gehen, Und dennoch harren wir aus im Kampf, Daß die Brüder droben bestehen! Albert Korn. Amtliche sächsische Verordnungen und Verlautbarungen. Borstädtische Kleinsiedlung ohne Inanspruchnahme von Reichsmitteln. Rach den Beobachtungen des sächsischen Arbcits- und Wohlfahrtsministeriums sind bisher nur in verhältnis mäßig wenigen Fällen Siedlungsvorhaben, die ohne In anspruchnahme öffentlicher Mittel durchgeführt werden sollen, als vorstädtische Kleinsiedlungen anerkannt worden. Dies ist um so bedauerlicher, als die durch die Anerken nung weiten Kreisen gebotenen Erleichterungen und Ver günstigungen geeignet sind, die Siedlungs- und Bautätig keit zu fördern und damit zur Belebung der Wirtschaft beizutragen. Die vielen in letzter Zeit entstandenen Klein siedlungsbauten, die sich leider teilweise zu sogenannten „wilden" Siedlungen entwickelt haben, zeigen, daß Sied lungswille und auch Geldmittel vorhanden sind, daß es aber notwendig ist, den Siedlungslustigen beratend zur Seite zu stehen und damit einer geordneten Siedlungs weise die Wege zu ebnen. Das Arbeits- und Wohlfahrts ministerium ermahnt deshalb die Anerkennungsbehörden in einer Verordnung, daß sie sich dieser Aufgabe nach Kräften annehmen und die Anerkennung als vorstädtische Kleinsiedlung möglichst weitgehend und überall da aus sprechen, wo vorstädttsche Kleinsiedlungen ohne Verletzung öffentlicher Interessen errichtet werden können. Eine Über- oder Unterschreitung der Höchst- und Mindest grenzen für Baufläche, Landgröße, Bodenpreise usw., die in den vom Reichsarbeitsminister aufgestellten Richt linien festgesetzt worden sind, soll die Anerkennung nicht ausschließen. Insbesondere dürfen auch kleinste Bauvor haben, die als Kernhaus geplant sind und später nach Bedarf und Geldmitteln erweitert werden sollen (sogen. Primitivsiedlungen), anerkannt werden. Voraussetzung ist jedoch in jedem Falle, daß der Charakter als Klein siedlung gewahrt ist. Voraussetzung für die Anerkennung ist ferner das Vorhandensein eines Stalles, um Klein tierhaltung und damit eine, wenn auch bescheidene Selbst versorgung mit tierischen Erzeugnissen zu ermöglichen, so wie eines Wirtschaftsraumes, in dem der Siedler die für die Gartenarbeit und Kleintierhaltung erforderlichen Nebenarbeiten verrichten und Geräte unterstellen kann. Nur in Ausnahmefällen, in denen ausschließlich Garten bau betrieben werden soll, wird auf einen Stall ver zichtet werden können. Arbeitsbeschaffung für Kriegsbeschädigte. Das Reichsarbeitsministerium hat in einem vor kur zem erschienenen Erlaß unter anderem folgendes aus geführt: „Im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit ist es eine Ehrenpflicht der Behörden wie der Wirtschaft, gerade den Volksgenossen Arbeit und Brot zu verschaffen, denen das deutsche Volk eine ganz besondere Dankesschuld ab zutragen hat. Es muß in absehbarer Zeit gelingen, allen arbeitsfähigen Kriegsbeschädigten, die dem Vaterlande ihre Gesundheit zum Opfer gebracht haben, eine für sie geeignete Beschäftigung und ein ausreichendes Einkom men zu sichern." Hierauf wird von der Hauptfürsorgestellc Dresden zur besonderen Nachachtung hingewiesen. Gebühren in Kraftfahrzeugsachcn. Das sächsische Ministerium des Innern hat die Ver ordnung vom 24. August 1933, wonach die für die Ab stempelung unkenntlich gewordener oder erneuerter Kennzeichen und für die Erneuerung unkenntlich gewor dener Führerscheine in Kraftsahrsachen festgesetzte Gebühr von 1 Mark in Hinblick auf die allgemeine Gebühren senkung in Kraftfahrzeugsachen auf 50 Psg. einschließlich Auslagen, jedoch ausschließlich des töprozentigen Zu schlags, herabgesetzt worden ist, auf die Erneuerung einer Anzahl weiterer Ausweise in Kraftfahrsachen ausgedehnt. Ambulanter Gewerbebetrieb am Heiligen Abend. Das sächsische Wirtschaftsministerium hat, wie aus dem soeben erschienenen Verwaltungsblatt ersichtlich ist, keine Bedenken dagegen, daß das ambulante Gewerbe am 24. Dezember während der für den Einzelhandel frei- gegebenen Stunden sein Gewerbe ansübt. Die unteren Verwaltungsbehörden haben entsprechenden Gesuchen uni Ausnahmebewilligung nach § 55a der Gewerbeordnung im allgemeinen stattzugeben. * Zuteilung von Ständen auf Jahrmärkte«. Nach einer Verordnung des sächsischen Wirtschafts ministeriums sollen, um eine Einschränkung bisher schon bestehender Arbeitsmöglichkeiten zu vermeiden, die Ge meinden bei Jahrmärkten den bisherigen Inhabern von Verkaufsständen den ihnen schon früher zugeteilten Platz belassen und von einer Einschränkung der ihnen zugewie senen Buden nach Zahl oder Größe absehen, sofern dies im Hinblick auf die von ihnen mitgeführte Warenmenge erforderlich ist. Handelserlaubnis mit Milch. Laut Verordnung des sächsischen Wirtschaftsministe riums ist, bevor eine Handelserlaubnis nach § 14 des Milchgesetzes erteilt wird, dem örtlich zuständigen Milch versorgungsverband Gelegenheit zur Stellungnahme zn geben. Bedarfsdeüungsschcine. Einzelne Großhandelsfirmen der Möbelbranche, die zur Annahme von Bedarfsdeckungsscheinen zugelassen sind, fordern kleinere Handwerker und Möbeltischlereien, die ebenfalls zur Annahme solcher Scheine zugelassen sind, auf, ihre Kunden, die Bedarfsdeckungsscheine be sitzen, dem betreffenden Großhandelsunternehmen zum Einkauf gegen entsprechende Vergütung zuzuführen. Eine solche Ausnutzung mittelständischer Gewerbetreibender zu gunsten von großen Firmen widerspricht den mit der Aus gabe von Bedarssdeckmigsscheinen verfolgten Zwecken. Die Gemeinden werden daher veranlaßt, auf diesen Miß stand zu achten und nötigenfalls den in Frage kommenden Großhandelsfirmen ein derartiges Vorgehen unter An drohung der Entziehung der Berechtigung zur Annahme von Bedarfsdeckungsscheinen zu untersaaen. Zm Zeichen von Lucherrose und Hakenkreuz, »nler der Losung: Mit Luther und Sttler für Glauben und Volkstum! marschieren Voll und Kirche Sachsens aaf zur Huldigung des deutschen Reformator- am 10. Dezember. Weihnachtsdanl der deutschen Zauern. U8L. Keinem Stand der Nation ist durch de» Nationalsozialismus so schnell und so sichtbar geholfe» worden wie dem Bauernstände. Diese Bevorzugung die im Interesse des ganzen Volkes notwendig war, leA den Bauern und Landwirten auch befände rePslich- 1 en auf. Sie werden es sich nicht nehmen lassen, ihrem Dank zur Weihnachtszeit Ausdruck zu geben. Das Weih nachtsfest bietet allen Angehörigen des Landvolkes Gelegenheit, ihrem dankerfüllten Herzen durch Taten Lust zu machen. Deutsche Bauern und Landwirte! Denkt daran, daß es Volksgenossen gibt, die so hoch im Gebirge wohnen, daß bei ihnen kein Korn und kein Obst gedeiht, nur hie und da ein paar kümmerliche Kartoffeln. Denkt daran, daß gerade sie es sind, deren Handarbeiten euch das Fest verschönern helfen: Die Glasbläser des Thüringer Waldes, die Spielzeugschnitzer im Erzgebirge und die Korbflechter in Oberfranken. Denkt aber vor allem daran, daß es in den großen Städten noch unendlich viele gibt, die bisher trotz aller Anstrengungen nicht in den Arbeitsprozeß eingegliedert werden konnten. Ihnen, denen nicht einmal der Trost der Arbeit winkt, gilt es vor allem, Weihnachtsfreuden zn bereiten; in ihre düsteren Mietskasernen sollt ihr einen Gruß aus der kernigen Luft der deut schen Landschaft senden. Darum fordert das Winterhilfswerk die Bauern und Landwirte auf, den Notleidenden durch Kuchenspen den und andere Liebesgaben eine Weihnachts freude zu machen. Jeder Bauer, der sein heimisches Festtagsgebäck in den Backofen schiebt, sollte einen reichlichen Teil davon den armen und bedürftigen Volksgenossen opfern. Auch in Küche und Keller finden sich Schätze, mit denen ihr eure Freunde in der Stadt erfreuen könnt: Würste, Schinken, Äpfel und Eingemachtes, Butter, Speck und Mehl. Legt auch einen Tannenzweig dazu und einen Gruß an den unbekannten Empfänger und vergeßt nicht, ein genaues Inhaltsverzeichnis auf die Verpackung zu schreiben. Spendetnicht,sondcrnopsert!Der Führer verlangt von euch den Sozialist mus der Tat! Hindenburg an Dorpmütter. Glückwunsch und Anerkennung zum 40jührigcn Dienstjubiläum. Der Reichspräsident übersandte dem General direktor der Reichsbahn und der Reichsautobahnen, Dr. Dorpmüller, zu seinem vierzigjährigen Dienstjubi läum nachstehendes Glückwunschschreiben: „Sehr geehrter Herr Generaldirektor! Zum heutigen Tage, an dem Sie mit berechtigter Genugtuung auf eine vierzigjährige Dienstzeit zurückblicken können, spreche ich Ihnen meinen ausrichtigen Glückwunsch aus. Mit warmer Anerkennung gedenke ich an diesem Tage der großen und bleibenden Verdien st e, die Sie sich durch die langjährige, von hohem Verantwortungsgefühl getragene Verwaltung unseres wertvollsten Reichsbesitzes, der Deutschen Reichsbahn, um das Vaterland erworben haben. Ihrer Tatkraft ist es in erster Linie zuzuschreiben, daß sich die Reichsbahn als größtes Verkehrsunternehmen der Welt alle Fortschritte der Technik bei der neuzeitlichen Ausgestaltung ihres Betriebes zu eigen gemacht und als Werkzeug der deutschen Volkswirtschaft in muster gültiger Weise bewähr: hat. Dankbar erkenne ich hierbei an, daß Ihr gesamtes Wirken im Frieden und im Kriege, in der Heimat und im Ausland, stets auf das Gemeinwohl des deutschen Volkes gerichtet war. Meine besten Wünsche gelten Ihrer ferneren Amtsführung und Ihrem persönlichen Wohlergehen. Mit freundlichen Grüßen verbleibe ich Ihr tgez.) v. Hindenburg." * Hiiler beglückwünscht Dorpmüller. Reichskanzler Adolf Hitler hat in einem Tele gramm dem Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn und der Reichsaulobahnen, Dr. Dorpmüller, zu seinem 40jährigen Dienstjubiläum herzliche Glück wünsche ausgesprochen. Ebenso hat der Staatssekretär der Reichskanzlei, Dr. Lammers, an Dr. Dorpmüller telegraphiert. Außer dem Neichsverkehrsminister hat der General inspektor für das deutsche Straßenwesen, Dr. Todt, dem Generaldirektor seine Glückwünsche persönlich übermittelt. Eine Hetz war es schon! Aber schließlich kam Strauß doch in die Nähe von Iettys Haus. Doch da war es vorbei. Menschen über Menschen in wildem Aufruhr und keine Helmspitze zu sehen. Ja — was war denn das? Gerad' vor Iettys Haus diese ungeheuerliche Ansammlung? Steine flogen durch die Luft. Flintenläufe streckten sich hoch. Geschrei, Gekeif, Gejohle. Augenblickslang wurde ihm schwach in den Beinen. Woll ten die Leute Iettys Haus stürmen? Ietty, Ietty! schrie sein Herz. Der Wagen konnte nicht mehr zurück. Strauß warf dem Kutscher Geld zu. „Seh Er, wie Er hier herauskommt," rief er, dann schlüpfte er hastig aus dem Wagen. „Das Gepäck hole ich mir noch von Ihm." Fort war er. Die Menge brandete um ihn. Ein paar Burschen stürzten auf ihn zu, hielten ihn wohl für einen verkappten Offizier — er rannte, was ihn seine Füße tragen konnten, beflügelt von dem Gedanken, daß er zu Ietty in das Haus Hineinkommen müsse um jeden Preis. Vorn durch die Menge — unmöglich! Die schien ja sinn los zu sein. Er schlüpfte in die nächste Gasse. Die Verfolger blieben zurück. Sprang Uber eine niedrige Mauer. Hinter ihm brodelte der Lärm. Ueber einen Hof — wieder über eine Mauer — die Angst um Ietty gab seinem Handeln Schnelligkeit und Ueber- legenheit. Wenige Minuten später stand er vor der Hoffront von Iettys Haus. Er atmete tief auf. Alle Fenster dunkel. Die Tür verschlossen. Aber da war keine Zeit zu verlieren — wie lange noch, und vielleicht Drang die Menge auch schon von dieser Seite her vor. Ein Walzer aus Wien Roman von Paul Hain. 54. Fortsetzung Nachdruck verboten Die Wiener und Revolution machen? Man konnte sich das nicht recht vorstellen. Die Revoluzzers vorhin am Tor hatten ja denn auch nicht sonderlich kriegerisch ausge sehen. Immerhin — es war Revolution und bald merkte er in den Gassen, daß es lärmvoll und fast militärisch zuging. Soldaten rannten vorüber — johlende Menschenhaufen — Absperrungen — hier und da ein Flintenknall — flak- kernde Fackeln — kriegerischer Singsang. „I — der Teufel!" Der Wagen kam nicht weiter. Neue Menschenhaufen ver sperrten den Weg. Drohende Gesichter. Erhobene Fäuste. „Die Wiener müssen zuviel getrunken haben," entschied Strauß böse, „die sind ja wie besessen. Aber ich muß zur Jett«! Verdammt!" Hilflos sah sich der Kutscher um. Strauß dirigierte den Wagen in eine Seitengasse. Er mußte versuchen, auf Wegen „hintenherum" zu Iettys Haus zu gelangen, koste es was es wolle. Mit einemmal sprang ihn eine dunkle Angst um Ietty an. Der Pöbel war unberechenbar. Wenn der Ietty in Vie sern abendlichen Hexenkessel etwas zustieß! Es war nicht aus- zubenken. Er feuerte den Kutscher zu schnellerer Fahrt an. Eine Weil« ging es — dann kamen wieder Absperrungen — drohende Menschenknäuel — Strauß geriet in Gefahr. Im letzten Augenblick konnte der Wagen um eine Ecke entwi schen und ein hinterher geschickter Steinwurf verfehlte sein Itel. Aergerlich dachte Strauß: Da war ja Petersburg das reine Paradies! Lieber Herrgott, mach' daß die Wiener wie der ihre fünf Sinn' zusammenkriegen! Er sprang die Hausmauer an — Vorsprünge in der Wand gab es genug. Hoppla — seine Finger krallten sich an den Stein. Nur nicht loslassen. Weiter Hochziehen. So — das ging. Vorsichtig weiter! Da winkte schon das erste Fenster. Strauß zog sich mit aller Anstrengung am Fenstersims hoch, daß die Finger schmerzten. Es gelang. Nun den Mantelzipsel um die Faust gewickelt. Ganz fest. Und nun — die Scheibe zerklirrte. Er hatte sie einge schlagen und hatte das herrliche Gefühl, ein ganz gewiegter Einbrecher zu sein. Er faßte hinein und schob den Riegel zurück. Dann kletterte er hindurch. Einige Augenblicke lang lauschte er. Bon draußen klang das Stimmengewirr der Menge herein — gedämpft. Er eilte weiter. Der Treppenflur. Die Treppe hinauf. Riß hier und da eine Tür auf. Ietty, Ietty, schrie sein Herz. Und dann . 2 5. Kapitel. Die Tür zum Salon wurde aufgerissen. Jemand stand auf der Schwelle. Hoch, schlank, der Reisemantel zerfetzt, Ver störtheit in den Zügen. Aber ein Strahlen in den Augen. Und aus der weiten Manteltasche ragte grotesk der Hals einer Geige. Ein Aufschrei. „Johann!" Teufel — an diese Fahrt in den letzten Tagen würde der Strauß denken, da er hörte, daß in Wien die Hölle los sei. Und an diese Jagd durch die Gassen Wiens, bis zum Hause Iettys hin. Gehetzt wie ein Wild. An der Hin- termauer des Hauses hochgeklettert — ein Fenster emge- schlagen — und hinein! Gut, daß schon der Abend /ein« Schatten warf, daß das Gesindel da vorn ,o lärmte wie em hundertköpfiges Tier. . . , ,. (Schluß folgt.)