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WilsdrMer TagevIM 4. Blatt Nr. 281 / Sonnabend, den 2. Dezember 1933 Tagesspruch. Ihr in Schlössern, ihr in Städten, Welche schmücken unser Land, Ackermann, der auf den Beeten Deutsche Frucht in Garben band — Traute deutsche Brüder, höret Meine Worte alt und neu, Nimmer wird das Reich zerstöret, Wenn ihr einig seid und treu! SerÄeManzler beim Reichspräsidenten Reichspräsident von Hindenburg empfing den Reichskanzler AdolsHitler zum Vortrag über schwe bende außen- und innenpolitische Frage«. Förmliche Entschuldigung der österreichischen Bundesregierung. Verfahren gegendie Schuldigen. Der Generalsekretär des österreichischen Bundeskanz leramtes hat den deutschen Gesandten in Wien ausgesucht, um der deutschen Regierung wegen des Zwischenfalles an der deutsch-österreichischen Grenze vom 23. November, dem der Reichsivehrsoldat Schumacher zum Opfer gefallen ist, die förmliche Entschuldigung der österreichischen Bundes regierung auszusprechen. Der Vertreter der österreichischen Regierung hat dabei außerdem die Erklärung abgegeben, daß die an dem Vor fall beteiligten österreichischen Sicherheits organe vor dem zuständigen österreichischen Gericht un verzüglich zur Verantwortung gezogen wer den würden. Reue französische Srunnenvergisiung. von Papen und die Saarfrage. Amtlich wird nntgeteilt: In der „Action francaise" unterstellt Jacques Bainville, Vizekanzler von Papen wolle mit Hilfe französischer Verbindungen zur Regelung der Saarfrage einen Handel Vorschlägen, in der Art, das; als Gegenleistung gegen Verzicht auf Volksabstimmung und Bezahlung der Kohlengruben deutscherseits die Grenze von 1814 (! D. Red.), die Frankreich vor übergehend bis 1815 Saarbrücken und Saarlouis belas sen hatte, zugestanden würde. Gegenüber dieser neuen französischen Brunnenvergif- tung bedarf es kaum des Hinweises, daß für den deutschen Vizekanzler und deutschen Saarbcvollmächtigten wie für jeden anderen Deutschen keine andere Lösung der Saar- srage als die restlose Wiederherstellung der deutschen Sou veränität über das gesamte deutsche Saargebiet in Frage kommt. Es ist nie und mit niemand über eine andere Lösung verhandelt worden. Die Behauptung von Jacques Bainville stellt also eine in ihren Zielen durch sichtige Verleumdung dar. Besondere Gieuererleichierung für Weihnachtsgeschenke. Der Staatssekretär im Reichsfinanzministerium Dr. Reinhardt hat die Präsidenten der Landesfinanz ämter noch einmal darauf hingewiesen, daß nach dem Gesetz über Steuererleichterungen vom 15. Juni 1S33 einmalige Zuwendungen nicht als Einkünfte des Einkommensteuergesetzes und nicht als Schenkung im Sinne des Erbschaftssteuergesetzes gelten, wenn sie in der Zeit vom 1. August 1933 bis 31. Dezember 1933 in der Form von Bedarfsdeckungsscheinen er folgen. Er macht darauf aufmerksam, daß das auch für Zuwendungen gilt, die zu Weihnachten gegeben werden, also für sogenannte Weihnachtsgratifikatio- n e n. Sachsen und Nachbarschaft. Zur Anweisung -es sächsischen Landesbischoss. Es bleibt bei dem 10. Dezember. Die Lutherfeier der sächsischen Landeskirche am 10. Dezember und die Einweisung des Landesbischofs Coch bleibt durch die Verschiebung der Einweisungsfeier des Reichsbischofs unbeeinflußt. Sie wird in genau dem selben Rahmen, wie ursprünglich vorgesehen, stattfinden. Reue Mittel für Arbeitsbeschaffung in Sachsen. Der Kreditausschutz der Deutschen Rentenbankkredit anstalt hat in seiner letzten Sitzung einer Reihe größerer volkswirtschaftlich und arbeitsmarktpolitisch bedeutsamer Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zugestimmt. Unter ande rem konnte auch für Arbeiten in notleidenden Erz gebirgsgemeinden eine Reihe kleinerer Beträge bereitgestellt werden. Insgesamt belaufen sich die in der Sitzung des Kreditausschusses ausgesprochenen Bewilli gungen auf rund 5 Millionen Mark. Den« der Deutschen im Auslande! Der braunschweigische Ministerpräsident und Minister für Volksbildung hat im Hinblick auf die Not und den Kampf der Grenz- und Ausländsdeutschen eine bemer kenswerte Verfügung erlassen, in der es u. a. heitzt: Die Rücksicht auf das Elend der Zeit und den Mange! an Arbeit und Brot in Binnendeutschland darf den Blick nicht davon ablenken, daß rund 30 Millionen deutsche Brüder und Schwestern außerhalb der verengten gegen wärtigen Reichsgrenzcn einen wichtigen Bestandteil des deutschen Gesamtvolkes bilden, der zurzeit besonderer kul tureller und teilweise auch wirtschaMcher Stützung be darf. Der Volksbund für das Deutschtum im Ausland verfolgt feit einem halben Jahrhundert seine hierauf ge richteten Ziele. Seiner Arbeit ist die Erhaltung so mancher deutschen Schule, Kirche und Zeitung oder sonstiger kul tureller Einrichtungen in den Volkssiedlungen deutscher Abstammung im Ausland zu verdanken. Ohne die Erhal tung dieser Einrichtungen wären große deutsche Volks gruppen als Kulturdünger fremden Volkstums unter gegangen. Darum ist die Mitarbeit an den Zielen des VDA. nationale Pflicht. Zum Tag des deutschen Pferdes. Eine eindrucksvolle Bronzeplastik, die jetzt im Spandauer Südpark ausgestellt wird — ein Werk von Professor Otto Richter. Dresden.' Da? Ke P p schl o ß veii .gerL Hier fand die Versteigerung des Keppschlosses bei Pillnitz statt. Das einzige Gebot gaben die beiden Töchter deH Großherzogin von Mecklenburg, die den Landsitz 1872 er^ Worben hatte, mit 97 000 Mark ab. Zuschlagstermin ist am 2. Dezember. Es ist auch an die Errichtung einest Altersheimes im Schloß gedacht worden. Der Sächsischs Heimatschutz erhob Einspruch gegen eine Zergliederung dieses Grundstückes. Roßwein. Randsiedlungen. In gesundet Gartenlage werden hier an der Straße, nach Seifersdor zunächst zwanzig Siedlungen für Erwerbslose unter ge genseitiger Hilfeleistung errichtet. Leisnig. Die Unbelehrbaren. Noch immei gibt es Elemente, die das Hetzen gegen unseren Volks kanzler und seine Regierung nicht unterlassen können. Aus diesem Grunde wurde in einem hiesigen Betrieb der in Erlln wohnhafte Arbeiter Aleschewaky in Schutzhaft genommen, ferner der Arbeiter Oehmichen, der an Stells des in seiner Firma angeordneten Deutschen Grußes fort während den ehemaligen Kommunistengruß anwandte. Mutzschen. Raffinierte Diebesbande. EÄ gelang hier, vier Personen ausfindig zu machen und einige! von ihnen zu verhaften, die Motorräder oder Teile davon- stahlen, diese dann auswechselten und die Motorräder wie^ der an den Mann brachten. So fertigten die dreister^ Gesellen aus Sportmaschinen Tourenräder und aus Ton-«! renrädern Sportmaschinen an, änderten sogar die Moto-« rennummern und brachten diese auf den Zulassungs-- scheinen in Übereinstimmung. Dabei unterlief ihnen eich Versehen, so daß sie trotz hartnäckigem Leugnen der Ur-« kundenfälschung überführt werden konnten. Bei Haus-, suchungen förderte die Gendarmerie zahlreiche Einbrechers Werkzeuge zutage und auch einen Kasten mit 50 Platins stiften. Die Einbrüche wurden vor allem in der Leisniger- Gegend ausgeführt. Waldheim. Soziale Fachschule der NS BO Unter Teilnahme zahlreicher Hörer und vieler geladene Gäste fand in der Lutherschule die feierliche Eröffn»« der unter der Leitung der NSBO. stehenden soziale! Fachschule statt. Colditz. Stadtrandsiedlung. Für die Stad^ Colditz sind 34 Randsiedlungen bewilligt worden. Siss werden am Thumiernichter Leichenweg errichtet. Mit den! Arbeiten wurde bereits begonnen. f Colditz. Mit der Geliebten verhaft elA Reichsbankrat Hoffmann, der Leiter der Reichsbankneberu stelle in Colditz, flüchtete am 19. Oktober nach Unter-j schlagungen in Höhe von etwa 25 000 Mark. Seine Gel liebte, eine 24jährige Haustochter, nahm er mit. Jetzt sind beide in München verhaftet und nach Leipzig ist Untersuchungshaft eingeliefert worden. Z Rochlitz. 500 Jahre Rochlitzer Porphyrs Noch vor Weihnachten ist die hiesige neue Muldenbrück^ völlig fertiggestellt. Die alte Brücke war vollständig auH Rochlitzer Porphyr errichtet und hatte gerade in diesem; Jahre das ehrwürdige Alter von 500 Jahren erreicht^ Dennoch war an der gesamten Brücke nicht ein Stein vor« Händen, der durch Witterung oder Wasser zerstört ge-! wesen wäre. Die neue Brücke hat ebenfalls wieder einq Verkleidung mit Porphyr erhalten. 1 Chemnitz. Neuer dritter Bürgermeisters In der Stadtverordnetensitzung wurde der bisherig« Stadtrat, Landessportkommissar Obersturmbannführer Walther Schmidt zum dritten Bürgermeister aewäblt. f Limbach. Mutter Landstraße. Ein 70jähriger Handwerksbursche brach hier in der mittleren Chemnitzer! Straße zusammen. Nachdem man ihn ausreichend ver« pflegt hatte, begab er sich wieder auf die Landstraße, auf der er schon seit dreißig Jahren tippelt. Oberschlema. Der Kurbesuch. Der Kurbesuch hat im Vergleich zum Vorjahre eine Steigerung erfahren.! Vom April bis mit September wurden hier 9212 Fremdri gezählt, während im Vorjahre 8968 hier weilten. Davon« entfallen 3228 auf Sachsen, 5910 auf das übrige Reich und 73 auf das Ausland. Riederschlema. Kleine Ursache, große Wir 4 kung. In den Vereinigten Holzstoff- und Papierfabrik ken standen mit einem Male alle Räder still. Ursache dafür war, daß eine Maus in den elektrischen Hauptantriebs Pumpenmotor geraten war, was einen Kurzschluß zur Folge hatte. Durch die Betriebsstörung ist ein Schader» von etwa 1500 Mark entstanden. » Ein Walzer aus Wien Roman von Paul Hain. M. Fortsetzung Nachdruck verboten „Hoheit " / „Sie sollen meine Frau werden, Ietty!" Er taumelte hoch. Stand vor ihr — die Hände leiden- ßchastlich um ihre Schultern gelegt. Da stand sie auf, wich einen Schritt zurück. „Ietty — ich kann ohne Sie nicht sein, Sie wissen es nur zu gut. Aber Sie waren sich zu schade dazu, die Ge liebte eines Erzherzogs zu werden — und ich bewundere Sie gerade deswegen —" „Hoheit — Sie vergessen sich —" „Werden Sie meine Frau! Haben Sie Vertrauen zu mir. Ich weiß, es würde Mr mich die Krone kosten — aber was liegt nur daran? Oesterreich wird ohne mich fertig werden. S i e find eine Krone wert, Ietty —" Mit Mühe bewahrte ste Haltung. „Hoheit wissen nicht, was Sie sprechen —" Er stand dicht vor ihr. Griff nach ihrem Handgelenk, flammende Leidenschaft in den Zügen. „Ich weiß da« sehr genau. Heute in dieser Stunde wer den Sie »eine Braut. Wir verlassen Oesterreich, fahren nach der Schweiz, wo wir uns trauen lassen. In einem Monat, « «uer Woche, wenn Sie wollen, sind Sie meine Kran, «er Glaabal ÄE hinter uns!" E« EM wurde schmerzhaft. „Hoheit find M Phantast —I" stieß sie hervor. „Hoheit Hoheit! Sie sagten zuweilen Franzl zu mir —" „Und dies alles, Hicheit —Ivo es hier in Wien brodelt und knistert von politischen Spannungen? Wo Sie hier nötiger find — ja, ganz gewiß — wo Sie Aufgaben haben, große Aufgaben —" „Ich pfeif' darauf/ schrie er hitzig. „Ich kümmere mich AM Seme Revolution! S i e will ich haben. Herrgott haben S' doch nicht solche Angst, Ietty. Es hat schon mehr kaiserliche Hoheiten gegeben, die nicht Order parierten und nach ihrem Gusto glücklich wurden. Und es wird in Oesterreich immer welche geben —> das liegt an der Lust und den Wiener Mäderln —" Sie riß ihre Hand zurück. „Nein! Hoheit irren sich! Ich kann nicht — ich will nicht — ich darf nicht — ich mag nicht!" rief ste lauter, unge stümer, als es ihre Absicht war, vielleicht von seiner Erre gung beeinflußt. „Sie — mögen nicht?" Franz Josef zermalmte das Wort zwischen den Zähnen. „Warum nicht?" „Hoheit sind — indiskret!" Ietty warf den Kopf in den Nacken. Nein, die Wünsche eines Erzherzogs hatten eine Grenze! „Ich will wissen —" Franz Josef griff von neuem nach ihr. Sein Gesicht sah zerrissen aus. Schwer ging sein Atem. Ganz dicht bohrte sich sein Blick in den ihren. Cs war ein böses, ge fährliches Flackern darin. Ietty zog mit einer hochmütigen Gebärde die schmalen Augenbrauen hoch. Alles an ihr war mit einemmal eisige Abwehr, Stolz, Unnahbarkeit. „Hoheit vergessen, daß ich kein Dienstbote bin!" sagte sie kalt. Er stieß einen wütenden Laut aus. Die Leidenschaft machre ihn sinnlos und brutal. Wild lachte er auf. „Also — doch noch der Strauß?" Sie zuckte zusammen wie unter einem Schlag. Groß starrte sie ihn an. Das Blau ihrer Augen verdunkelte sich auf eine geheimnisvolle Art. „Was wissen denn sie —," stieß ste hervor. Sein heißer Atem schlug ihr ins Gesicht. „Oh — mehr, als Sie vielleicht ahnen. Ich weiß, daß Sie ab und zu den kleinen Josef Strauß, den Bruder des großen Johann, sprechen —" Verwunderung malte sich in ihren Zügen. „Ich weiß, daß Sie mit dem Strauß heimliche Stelldich»! eins gehabt haben, daß er sie liebte — haha — daß Sie ihr^ zum Narren hielten — oder gar —" „Hören Sie auf —!" „Oder gar selber liebten. Wie? Daß Sie töricht genug waren, dieser Laune für eine Weile nachzugeben. O ja, d a s. weiß ich alles, verehrte Ietty. Der Wiener Wald kann nichts! verschweigen. Und daß Sie mir dankbar sein könnten, wenm ich dafür gesorgt habe, daß Sie bei diesem Spiel sich nicht- die Finger verbrannten." „Die ?" , „Man schreibt nicht so leichtfertige Briefe, meine Liebest Der Strauß hat Zigeunerblut in den Adern, Haha — uuds nun, da ich Ihnen mein Herz anbiete —" Sinnlos, haltlos, unvernünftig wäre« ihm die Wortes über die Lippen gesprudelt. Iettys Gesicht war maskenhaft erstarrst — nnr d«- Augen darin leuchtet« i« eine« unhsiml-ichsn Glanz. „Welchen Brief meine« Sie, Hicheit?" „Damals — auf dem AbendM m Schönbvnn-n," rief «q triumphierend, „als ich im« de« Strauß z«m Musiziere» lud, um zu erfahre«, wie «eit — aber das-ist ja alles vos> bei. Ietty — es ist vorbei? Ober nicht?" Le vch ste «r sich i« watender Begierde. mich mck de« StrauK geladen —" Plötzlich bäumte ste sich auf. Srst jetzt war letztes Be greifen in ihr Hirn gedrungen. Im DlMtcht einer Sekund« erriet sie die raffinierten Zufammenhärrge. „Hoheit " Ihr Schrei kam keuchend «ms b« Kehl«. Mrtsehung folM „Sie also hab« damals von stammelte ste. Totenblaß. „Sie Li»« Aage,Mick la« hmg «e w-chskvs in seiner Umar»«^ Ihr »ar, «ts HM« Hr die Stirn mip eine« Keatenhieb «usgertffan. Das G^cht des Seyherzog» — war «s mchl das «taes Ttems?