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TageSspruch. Wünsche sind wie Blumen, die reich im Lenze glühn, je mehr die Zeit verstreicht, je seltener sie erblühn. * Mein Weg muß gerad sein, Ich kann nicht wahr sein mit der Zunge, Mit dem Herzen falsch. Schiller. Das öeuische Lied. Zur M. Wiederkehr von Ludwig Erks Todestag. Ludwig Christian Erks gedenken wir in diesen Tagen, des Komponisten und Volksliedersammlers, des Gründers der weit über Deutschland hinaus gekannt und berühmt gewordenen deutschen Männergesangvereine. Vor 58 Jahren, am 25. November 1883, ist Erk in Berlin gestorben, und auf dem alten Elisabethkirchhof in Berlin, wo er begraben liegt, und wo ihm 1885 ein Denkmal errichtet wurde, sanden jetzt, an seinem Sterbe- tage,'würdige Gedenkfeiern statt. Als Sohn eine Musikers wurde Erk am 6. Januar 1807 in Wetzlar geboren. Als Jüngling von neunzehn Jahren schon war er Musiklehrer am Lehrerseminar zu Mörs und seit 1835 Musiklehrer am Seminar für Stadtschullehrer in Berlin. Hier gründete er die ersten Vereine zur Pflege des m e h rfft i m m i- Deu Männergesanges und begann sür diese Vereine in umfassendster Weise Volkslieder zu sammeln und zn bearbeiten. Durch die Herausgabe dieser Arbeiten hat sich Erk unvergängliche Verdienste um die praktische und wissenschaftliche Pflege des deutschen Volks liedes erworben. Gerade in diesen Tagen, in denen in Berlin ein Volksliederwettbewerb stattfand, kann nicht laut und ost genug betont werden, was wir Erk zu verdanken haben. Seine „Schullieder", sein „Lieder kranz", seine mehrstimmigen „Gesänge für Männer stimmen", seine „Volksklänge", seine „Sammlung ein-, zwei und dreistimmiger Lieder sür Schule, Haus und Leben", sein „Deutscher Liederschatz", und sein „Lieder- Hort" — man braucht das alles nur zu nennen, um zu wissen, was uns Erk bedeutete und bis zum heutigen Tag bedeutet. Bis in die Zeit der Minnesänger reicht die Geschichte des sangbaren und gesungenen deutschen Liedes zurück. Eine große Zahl Dichtungen nebst den dazu gehörigen Melodien ist uns aus jener ersten Blifteperiode des Liedes erhalten. Man darf sich das mit den Melodien allerdings nicht so vorstellen, als ob es sich damals schon um kunstgerechte, nach Noten zu singende Lieder, wie wir sie heute kennen, gehandelt hätte. So weit war man in jenen fernen Zeiten noch nicht! Nur der Tonbewegung nach sind die alten Sangeswetsen ausgezeichnet, während der Rhythmus vom Versmaß des Textes abhängig war. In der zweiten Blüteperiode des vertonten deutschen Liedes war das schon anders, da gab es schon mehr stimmige, meist drei- bis vierstimmige Lieder, da gab es schon Tonarten in unserem Sinne, da gab es neben ein fachen, volkstümlichen Liedchen schon achtbare Kunstlieder. Dann aber stand es wieder schlecht nm das Lied. Es kam lange nichts Rechtes mehr zustande, und besser wurde es eigentlich erst, als Goethe eine neue Epoche lyrischer Dichtung einleitete, indem er in vielen seiner Gedichte die Form des Volksliedes nachbildete und damit den Kom ponisten seiner Zeit, unter denen in erster Linie sein Freund Zelter und Reichardt zn nennen sind, die rechten Wege wies und reiche Anregung bot. Und nun wurde es immer herrlicher mit dem deut schen Lied. Mozart und Beethoven, die Klassiker der deutschen Musik, nahmen sich seiner an und mit und neben ihnen der Romantiker Karl Maria von Weber, der den Volksliedton besonders gut zu treffen wußte, man braucht da nur an die volksliedmätzigen und weit ins Volk gedrungenen Melodien seiner Oper „Der Freischütz" zu denken. Aber was will das alles bedeuten gegen die Schöpfungen des Meisters des deutschen Liedes, gegen den früh verstorbenen F r a n z Schubert, der das Lied zu Höhen emporführte, die in keines anderen Volkes Liedkompositionen erreicht wurden! Und aus ' SMMrt folgten R ob e"rk Schumann und^Türsch- mann und Robert Franz und Johannes Brahms und Liszt. Die spätere Wendung der Liedkomposition, die die Singstimme mehr auf das Deklamatorische verwies, ist auf den Einfluß der Musikdramen Richard Wagners zurückzuführen. Hugo Wolf, Richard Strauß, Max Rege - wer nennt und kennt die Namen-aller derer, welche sich um das deutsche Lied verdient gemacht haben! Und dabei haben wir noch nichts von dem einzig artigen deutschen Volkslied, von den vielen deutschen Liedertafeln, denen die Pflege des deutschen Liedes Herzenssache ist, gesagt. Man fehe sich einmal an, wie sich die deutschen Männergesangvereine seit ihrem Entstehen entwickelt haben. Es gibt kaum noch einen Ort in deut schen Landen, der nicht seinen guten Gesangverein hätte, und wo Immer auch Deutsche wohnen auf Erden, in de» fernsten Erdteilen, in Übersee, überall singen deutsche Männer, singen gemischte Chöre deutsche Lieder, und deutscher Sang wird ihnen zum Bindeglied mit der fernen deutschen Heiman An all dies sollten wir uns erinnern, wenn wir jetzt wieder Ludwig Erks gedenken, wenn irgendwo ein echtes deutsches Lied gesungen wird, sei es als Kunstlied oder als Volkslied, sei es als Einzelgesang oder als mehr stimmiger Chorgesang. Es ist immer ein Stück von unserem Herzen, das da mitsingt und mitklingt und mit- schwingtr ÄeuMics Reick 2«oooo Landheiser in dauernbetrieben. Die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Ar- beitsloscnfürsorge gewährt bekanntlich den Besitzern von landwirtschaftlichen Betrieben eine finanzielle Beihilfe bei der Einstellung von Arbeitslosen als Landhelfer. Diese Maßnahme hat sich in allen Gegenden Deutschlands voll bewährt. Es sind bis jetzt etwa 200 000 Einzellandhelfer in Baucrubetriebe ausgenommen worden. Darüber hinaus ist neuerdings die Errichtung von Landhelfergruppen vorgesehen. Das Land dienstlager mutz den Mittelpunkt für das geistige und gesellige Zusammenwirken aller Landhelfer eines Bezirks bilden. Darüber hinaus mühte in noch grötzerem Um fang als bisher schon eine regelmäßige Vereinigung der Jungbauernschaft der Nachbardörfer mit den Landhelfern erreicht werden. Durch gemeinsames Leben und Arbeiten wachsen dann die einheitlichen Grundlagen, die vorhanden sein müssen, wenn die erprobte Landdienst gruppe das nächste Ziel auf dem Wege zur Existenz gründung und Dorfbildung erreichen soll: den allmäh lichen Ausbau künftiger eigener Bauernstellen aus einem zunächst noch im ganzen bewirtschafteten sied lungsreifen Gut. ' - Einpfennignmrlcn auf Hakenkrcuzwasserzeichen. Die Deutsche Rcichspost gibt demnächst eine Freimarke zu einem Pfennig mit dem Kopfbild des Reichspräsi denten in Schwarzdruck auf Hakenkreuzwasserzeichenpapier heraus. Diese Marke soll den Postbenutzern als Er gänzungsmarke in Fällen dienen, in denen die passenden Marken nicht zur Hand sind. Ampranger! Der „Petit Paristen" ein wahrer Korruptionsherd. Der „Petit Parisien", das große französische Blatts das eine der frechsten Lügen der ganzen Zeitungsgeschichte gegen die Reichsregierung verbreitete und die Friedens politik durch ein beispiellos unanständiges, geradezu ver brecherisches Manöver zu stören versuchte, kneift! E« hat bis jetzt nicht den geringsten Mut aufgebracht, auch! nur den Versuch eines Beweises sür seine »erlogenen! Behauptungen zu wachen. Weder die deutsche Demarche in Paris, noch der Entrüstungssturm in der deutschen, Presse, noch die vom Verlag Scherl ausgelobte Summo von 50 000 Mark für die Aufklärung dieses gemeinem Schwindels hat die Pariser Presscpiraten veranlasset können, Farbe zu bekennen. Im Gegenteil, dicsei verächtlichen Burschen rühmen sich in einer der letzten, Ausgaben des Blattes sogar, daß sie „die gegenwärtigem Führer Deutschlands bei ihrer Friedensoffensive gestört" Haven, und fügen im Hinblick auf die deutschen Forde rungen nach Aufklärung hinzu: „Sie täuschen sich, wenn sie glauben, daß wir ihnen die Ehre einer Antwort geben wollen." Wir haben von dem Pariser Blatt, das durch ein« so schmutzige Handlungsweise berüchtigt geworden ist, nichts anderes gefordert als eins von beiden: entweder! die Feststellung, daß seine „Dokumente" eine Fälschung sind, oder die Herausgabe dieser Unterlagen, damit ihre Herkunft und ihre Verfertiger vor aller Welt bekannt werden. Wenn das Blatt beides verweigert, dann hat es das Urteil über den Wert seiner „Dokumente" und über seine eigene Handlungsweise bereits selbst ge sprochen. Wenn man dabei die alte juristische Frage stellt: „vui bono — wer hat den Nutzen davon?", dann gibt es eigentlich nur eine Antwort: die französische Rüstungsindustrie und ihre mehr oder weniger dunklen Hintermänner^ sie jedes Interesse daran haben, daß die ungeheuren Rüstungen Frankreichs fortgesetzt werden und weiter wie! bisher die Milliardenverdienste abwirft. Dio' Vermutung liegt nahe, daß sich diese dunklen Ehren männer das ganze Unternehmen etwas haben kosten' lassen. Die Bestechlichkeit französischer Zeitungen ist ja schon aus den Veröffentlichungen jener Petersburger Dokumente nach dem Kriege bekanntgeworden, aus denen hervorging, daß eine Anzahl Pariser Blätter von dem (früheren) Kaiserlich russischen Finanzministerium mU Beträgen bis zu 10 000 Frank bestochen waren zwecks Förderung russischer Anleihen in Frank reich usw. Inzwischen hat sich denn auch herausgestellt, daß d-r Chefredakteur des „Petit Parisien", Eli Bois, der Hauptverantwortliche für jene niederträchtigen Fälschun gen, in eingeweihten Pariser Kreisen schon lange als unsauberer und korrupter Mensch bekannt, ist. Er war schon durch die unter Laval angestellte Kor ruptionsuntersuchung schwer belastet. Es wurde ihm damals nachgcwiesen, daß er monat liche Bestechungsgeldcr in Höhe von 30000 Franc angenommen hat. Ein solches Subjekt ist Chef- redakteur einer der größten Zeitungen der französischen Hauptstadt! Sein ihm gleichwertiger Mitschuldiger ist der Verleger des Blattes, Dupuis, der trotz jenes Skan dals diesen Eli Bois nicht vor die Tür warf, sondern auch heute noch mit ihm zusammcnarbeitet. Daß Herr Eli Bois auch den deutschen Kommunisten führer Willi Münzenherg bei der Herausgabe der! im Ausland erscheinenden Hetzzeitschrift „Die Aktion" mir Rat und Tat unterstützt, sei nur ebenbei erwähnt. Die englischen Konkurrenzfälscher, die „Saturda y« Review", ist jetzt erneut bei ihrem üblen Treiben ge faßt worden. Das Blatt hatte behauptet, der angebliche- Artikel Dr. Goebbels' gehe auf ein Interview vom 26. August 1932 zurück (zuerst sollte es, wie erinnerlich, nur „einige Monate" zurückliegen). Der Minister, der seiner Gewohnheit nach ein sehr genaues politisches Tagebuch führt, hat nachgewiesen, daß er zu jener Zeit kein Interview gegeben und auch keinen fremden Journalisten empfangen hat. Denke nicht immer nur an Dich! Arbeite mit am Winterhilfswerk. Ein Walzer aus Wien Roman von PaulHain. 27. Fortsetzung Nachdruck verboten Und war doch nicht so einfach, o nein. Der Franz Josef hatte sich einen recht raffinierten Plan ausgedacht und er war der Mann, ihn folgerichtig zu Ende zu führen. Klarheit um jeden Preis! Er würde sie erhalten. — * Zwei Tage vor dem Fest erlebte auch Johann Strauß feine Ueberraschung. Er arbeitete in seinem Zimmer. Zusammen mit Bruder Iosefl und der Mutter bewohnte er eine behaglich eingerich tete, bürgerlich-einfache Wohnung von drei Zimmern. Das Musizieren hatte noch nicht so viel eingebracht, daß es zu etwas Komfortablerem reichte, aber es langte immerhin zu einem anständig geführten Haushalt, und Madame Strauß, die alles wohl in Schuß hielt, war eine genügsame und zu friedene Frau. Sie war überzeugt, daß ihr Johann es noch einmal viel, viel weiter bringen würde, und daß der be ginnende Ruhm seines Namens sich auch einmal zu klingen der Münze umwandeln mußte. — Während Johann Strauß am Klavier saß und Noten voll Eifer aufs Papier malte, die später unter dem Titel „Künst lerleben" die Welt erobern sollten, und das Iosefl auf der Geige Triller steigen ließ und elegante Läufer übte, ging die Klingel am Haustor. Madame Strauß eilte wie ein Wiesel hinaus. Ein vornehmer Herr fragte nach dem Meister Johann. Je nun — das kam öfter vor. Den Johann Strauß kannte man schon über die Grenzen Wiens hinaus. „Weißt," sagte Iosefl eben, die Geige abseßend, „was ist denn eigentlich aus der Einladung des russischen Fürsten ge worden, der dich nach Petersburg zum Konzert geladen hat — he?" Strauß legte, die Feder beiseite und lächelte: „Nichts, Bruderherz —" „Bist ein Esel, Johann!" „Dank' schön, Brüderlein —" Er lachte laut. Ja, da war vor zwei Wochen in der Tat eine sehr ernst zu nehmende Bitte aus Rußland von einem kunstliebenden Großfürsten gekommen, der bei Strauß anfragte, ob er nicht mit seiner Kapelle einige Konzerte in Petersburg geben wollte. Er habe währenReiner Reise durch Wien die Strouß- schen Walzer gehört, es wäre eine Musik gewesen, die er nicht vergessen könnte, und die sicher auch die Petersburger begeistern würde. Er habe damals nicht mehr die Zeit ge habt, Strauß persönlich kennenzulernen, aber er wolle dies gerne nachholen Die Reisekosten trage er natürlich und für «ine tadellose Aufnahme und Verpflegung für Strauß und seine Leute sei jederzeit gesorgt. Das Honorar, das er für diese Tournee bot, war außerordentlich. Strauß sollte auch den Zeitpunkt der Konzerte selbst bestimmen. Das ganze Angebot war außerordentlich günstig, genau genommen: ein besonderer Glücksfall! Iosefl hatte „Hurra" geschrien, als er davon erfuhr, und Madame Strauß hatte gesagt: „I hab's ja immer gewußt, man wird sich noch einmal nach dir reißen!" Aber Johann Strauß batte den Brief beiseitegelegt, als wäre er ein gleichgültiger Fetzen. Nach Rußland fahren — setzt, da er in Men so glück lich war? Cr dachte ja gar nicht daran! Der gute Fürst Gre gor Georgewitsch konnte ihm die doppelte "Summe Rubel bieten und würde ihn nicht nach Petersburg kriegen. Iosefl blickte den Bruder mit schiefgestelltem Kopf an und sagte: „Also — entweder bist verliebt oder es bleibt beim Esel! Das versteh' ein anderer. I würd' für mein Leben gern ein mal nach Rußland fahren, um denen da was vorzumusizie ren! Wien zird ja inzwischen net zugrunde gehen. Aber der Himmel weiß, was dir seit einiger Zeit im Köpferl herum geht! Meiner Seel, komponiert hast in ein paar Monaten so viel wie sonst in einem ganzen Jahr net —" Johann lächelte vergnügt. „Mir kannst bald nix mehr vormachen," fuhr Iosefl fort, „und i wett', daß ein Weibsbild dahintersteckt. Weißt — so ein braunlockiges Kind vom Donaustrand —" Er zwinkerte listig mit den Augen. „Das Lied spielst mir bald ein Lissevk gor zu.oft mit de, Kapelle —" Johann Strauß beugte sich schnell wieder über feine No ten. Er fühlte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. Der kleine lustige Bruder war ein kleiner Satan! Iosefl griff lustig nach der Geige und spielte vergnügt, während er leise dazu summte: „Eine Geige spielt und ein Mädel weint. Es suchen sich zitternd zwei Seelen —" Das war zuviel für den Johann. Er sprang vom Stuhl hoch. „Wirst aufhören mit der Allotria, Lackl, verflixter —!" „Hahaha — hab' ich ins Schwarze getroffen, Brüder lein?" wollte sich Iosefl vor Lachen ausschütten. „O du —> i hör' schon manchmal, was deine Geige zu erzählen hat. Zz hab' verdammt seine Ohren. Und nun — daß du keine Gaudi auf Petersburg Haft — also i sag' schon —" „Hörst auf? Endlich? Oder i zerbrech' dir die Geigen —" Wütend, drohend stand Johann Strauß vor dem jünge ren Bruder. Ein Stuhl fiel polternd um. Es roch nach brüderlicher Balgerei, die gleich anfangen mußte. Da öffnete sich die Tür. 1 Madame Strauß stürzte «WM herbei, «m Sie Hähne zu trennen. ! „Jesses, seid's ihr den« närrisch? Die Geigen «M en ihm auf den Kopf hau'», dem Kleinen'" r Der „Kleine" schüttelte sich vor Lachen a«s. „Ach, Mutterl, war doch nur Spaß —" Johann Strauß ordnete sein Jabot «nd stWmste ßch bifserl. j „Der Herr Graf wird einen schönen Begriff vom «sinol Herren Söhn' bekommen haben, insbesondere vom Walzer», könib — na. i dank'," schmunzele Mutter StrarA,