Volltext Seite (XML)
MMuffer Tageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. irei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. L- Geschäftsstelle, nehmen zu jederZeitBestellungenent- Wochenblatt sur Wllsdrusf u. Umgegend gegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg od. sonstiger ' " Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenprkis: di« XgespoIIene Aaumzeile 20 Rpsg., die 4gespallene Jette der amllichep Bekannimachungen 40 Reichs Pfennige, die »gespaltene Redlamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachmeisungsgebühr 20 Reichspsennige. Doege« schrieben- Eischeinungs- —, - r» , r» «age und Platzporschriftei» werden nach Moglichdeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 derüedsichtigt. «Nj-ig-n- annahme bisnorm.ioUhr. — Für di» Richtigkeit den durch Fernrus übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn de» Betrag bürg, Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. - Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meitzen, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Dlat- Nr. 276 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresd"- Postscheck: Dresden 264" Montag, den 27. November 1933 CHMMPS mit der WemMmi dmstW Der'frühere französische Innenminister 'soll die neue Regierung bilden. Der französische Staatspräsident Lebrun hat den bis' herigcn Innenminister Chautemps mit der Neubildung des Kabinetts beauftragt. Chau- temps hat den Auftrag grundsätzlich angenommen. Zuvor hatte der Führer der Radikalsozialistischen Partei, der frühere Ministerpräsident Herriot, einen Auftrag des Präsidenten mit dem Hinweis aus seine noch immer unbefriedigende Gesundheit abgelehnt. * Der mit der Bildung einer neuen Regierung beauf tragte bisherige Innenminister C. Chautemps gehört seit 1919 der Französischen Kammer an. Im Februar 1930 hat er als Nachfolger Tardieus schon einmal ein Kabinett gebildet, das sich aber nicht als lebensfähig erwies. Da nach hat er in den Kabinetten Steeg, Herriot, Paul- Boncour, Daladier und Sarraut das Innenministerium verwaltet. Das Kabinett Chautemps. Die voraussichtliche Ministcrlistc. Die Verhandlungen der linken Kammerfraktionen über die Möglichkeit einer ausgesprochenen Kartellregie rung haben zu keinem Ergebnis geführt. Sie sind an den Forderungen der Sozialisten gescheitert. Dagegen sind Chautemps' Besprechungen soweit fortgeschritten, daß man schon jetzt — einige unwesentliche Änderungen Vor behalten — die Ministerliste aufstellen kann. Hiernach würde Ministerpräsident Chautemps das Innenministerium behalten, Justizminister: Steeg; Kriegs- Minister: Daladier; Außenminister: Paul- Bo ne our; Finanzen und Haushalt: George Bonnet; Kriegsmarincministcr: Sarraut; Luftfahrtminister: Pierre Cot; Unterrichtsminister: de Monzie; Öffentliche Arbeiten: Paganvn; Arbeitsministcr: Frot; Handelsministcr: Lau- rant Eynac; Landwirtschaftsminister: Quenille; Handcls- marlnemtMster: Bertrand; Penstonsminister: DucoS; Kolonialminister: Pistri; Postminister: Mistler; Gesund- hcit: Bonncvai. Der französische Botschafter beim Kanzler. Der französische Botschafter Francois-Poncet wurde vom Reichskanzler Adolf Hitler empfangen. In Paris wurde die Unterredung des Führers mit Francois-Poncet von der Presse ganz allgemein als A u f takt der deutsch-französischen Verhand lungen bewertet und dementsprechend als bedeutungs volles Ereignis kommentiert. Der „Paris Soir* betont, die Aussprache habe sich sehr günstig abgewickelt und könne greifbare Ergebnisse zeitigen, sobald das französische Kabinett gebildet sein werde. Koefter im pariser Außenministerium. Mutmaßungen um die Unterredung Hitlers mit Francois-Poncet. Der deutsche Botschafter Roland Koester hat dem Generalsekretär am Quai d'Orsey, Leger, einen Besuch abgestattet. Es handelt sich um einen der üblichen Besuche, die der deutsche Botschafter von Zeit zu Zeit dem Quai d'Orsey abstattet. Die Unterredung des Führers mit Francois-Poncet, die in der Pariser Presse zunächst als der Auftakt für die kommenden deutsch-französischen Besprechungen bezeichnet wnrde, wird heute — anscheinend auf Höheren Wink — lediglich als ein allgemeiner Meinungsaustausch hinoe- stellt. Immerhin betont man, daß dieser Meinungsa- tausch zur Klärung der gegenseitigen Absichten gedient habe. Diese vorsichtige Einstellung der Blätter verfolgt den Zweck, jeden Eindruck zu vermeiden, als ob Frank reich die Initiative für die Besprechung ergriffen habe, um dadurch von vornherein einer späteren Verantwortung zu entgehen. M neuen Deutschland nicht mehr aktuell... Von Helmut Sündermann. N8L. Nicht ohne einen gewissen Stolz aus unseren «euen Staat betrachten wir Deutsche Ereignisse, wie sie Fich beispielsweise in Frankreich in diesen Tagen abspielen. Auch wir kennen aus vergangenen Zeiten jene Tage der Gerüchte und Reportersorgen, mit denen das Ende einer vergangenen und der Anfang einer neuen Regierung auch rm parlamentarischen Deutschland begleitet zu sein pflegten. Und wir begreifen — verwundert durch die Parallelität der Ereignisse — den ganzen Unsinn des vergangenen deutschen Parlamentaris mus, wenn wir Berichte lesen, wie sie uns von der letzten französischen Regierungskrise mitgeteilt wurden. Wenn wir erfahren, daß eine Regierung, die kurz vorher mit bedeutsamer Mehrheit das Vertrauen der Volksver tretung ausgesprochen erhielt, etwa eine Stunde später in derselben Sitzung von demselben Gremium vernichtend geschlagen wird. Wir erkennen daraus ein interessantes Bild von der völligen Sinnlosigkeit eines Regierungsmodus, das man auch bei uns als „Demo kratie" bezeichnet hat, und das mit dem Willen eines Volkes doch bei Gott nicht das geringste zu tun hat. Die Presse der Welt pflegt an solche Kabinettskrisen, Wie sie in parlamentarisch regierten Ländern an der Tagesordnung sind, interessante statistische Betrachtungen über die Lebensdauer der verflossenen Kabinette und den Platz des kommenden Kabinetts in der meist bereits recht umfangreichen Ahnenreihe der bisherigen Regierungen anzustellcn. So hat das letzte Kabinett in Frankreich bei spielsweise achtundzwanzig Tage regiert und ist das vierte Kabinett der laufenden Legislaturperiode und das dreiundneun zigste Kabinett, das in Frankreich seit 1871, also seit 62 Jahren, die Geschäfte .führte. „Das Kabinett ist tot — es lebe das Kabinett!" — dieser Schlachtruf ist uns Deutschen noch von den Kabinettskrisen des vergangenen Staates in leb- hafier Erinnerung — wir denken mit Grauen zurück an die Zeiten, in denen oft in wochenlangem Feilschen und Handeln von der SPD. bis hinüber zur Rechten Minister- Posten besetzt und wieder umbesetzt, Staatssekretärstellen herüber und hinüber gehandelt wurden — wie ein furchtbarer Traum ersteht dieses Bild vor uns, und mit Stolz blicken wir auf die neue Staats- sührung, die Deutschland vor solchen Schauspielen ibewahrt, wie sie im französischen Parlament der Welt geboten werden. Parlamentrismns und wahrer Volks- jstaat sind zwei Begriffe, die nicht nur nicht identisch sind, sondern die sich diametral gegenüberstehen. Wir leben in Deutschland in einem wahren iVolksstaat — das hat der 12. November vor aller Melt eindrucksvoll bewiesen, und wir haben deshalb eine iStatsführung, die zutiefst im Volke verwurzelt sist, obwohl sie oder vielleicht gerade weil sie nicht abhängig Ist von Zufallsmehrheiten und Taschenspielerkunststücken parlamentarischen Routiniers. Wir Deutschen verfolgen deshalb auch die Ereignisse, die sich in den parlamentarisch regierten Ländern ab spielen, mit einem besonderen Interesse, weil wir an ihnen sehen können, daß genan so wie im Deutschland des jNovembcrsystems so auch überall bei den Kulturvölkern der Welt die liberalistisch-parlamentarischen Staatssysteme immer mehr sich selbst s-ck absurckrun führen. Der deutsche Nationalsozialist verfolgt diese Entwick lungen mit dem Interesse eines Wissenschaftlers, der fest stellt, r-aß die Gesetze, die er als richtig erkannt hat, auch bei seinen ungläubigen Kollegen immer mehr als richtig und die bisher angcgebeien als falsch erweisen. Das deutsche Volk kann aber mit Stolz auf die Ge schlossenheit der Nation und auf die Kraft seiner Führung sagen, daß wir jene Sorgen des parlamentarische«: Glücksspiels Gott sei Dank überwunden haben und mit freudigem Herzen bei der Betrachtung der französischen Regierungskrise und der Ereignisse, die zu ihr geführt haben, sagen könne«: Das HK bei uns nicht mehr aktuell! Neuer Willkürakt Litauens. verbot des deutschen Lutherfestes in Kowno. InKowno ist das deutsch- Lutherfest ver boten worden. Das Fest sollte von allen lutherischen Deutschen gemeinsam am Sonntag begangen werden. Das Programm war ausschließlich religiös zu sammengesetzt. Obgleich die Veranstalter die Lntherfeier rechtzeitig und unter Einhaltung der Bestimmungen bei der Polizei angcmeldct hatten, ließ der Kownoer Polizei chef das Fest verbieten, ohne irgendwelche G ründe für das Verbot anzngeben. über 1000 Deutsche aus Kowno und der Provinz wollten teilnehmen. Oer Toll an Llnverschämte Entstellungen. Österreichische Fälschungsversuche zu dem blutigen Grenzvorfall. Die österreichische Regierung hat die Herausgabe eines ausführlichen amtlichen Berichtes über den mit einer schweren Grenzverletzung verbundenen blutigen Zwischenfall, bei dem ein Rcichswchrsoldat erschossen wurde, in unverständlicher Weise verzögert. Gerade die ungewöhnliche Schwere des Vorfalles und die außer ordentlich bedenklichen Begleitumstände hätten eine Be schleunigung der österreichischen Untersuchung zur Folge haben müssen. Die deutschen Behörden haben be kanntlich die Lage unmittelbar nach dem blutigen Ereignis einwandfrei geklärt. Eine amtliche Wiener Ver lautbarung versucht die sehr sonderbare Verzögerung mit „unsichtigen Bodenverhältnissen" und „großen Ent fernungen" zu beschönigen. Unterdessen werden von nichtamtlicher österreichischer Seite Behauptungen verbreitet, die den Tatsachen schroff widersprechen: die österreichischen Grenz wächter hätten „sich von 200 Reichswehrsoldaten und SA.-MSnnern umgangen gefühlt"; ferner habe sich der Vorfall auf österreichischem Boden ab gespielt, und schließlich seien die Grenzer von den Deut schen „durch Zurufe und Heil-Hitler-Rufe provoziert" worden. Fast soviel Lügen wie Worte. Ihre Widerlegung ist denkbar xinfach. 1. Es waren, wie schon gemeldet, nicht 200, sondern nur 23 Mann, völlig unbewaffnet, in zivilen Skianzügen ohne alle Abzeichen, als Reichswehr soldaten selbst aus nächster Nähe in keiner. Weise erkennbar — aber es wird frisch darauf losgelogen: „200 Reichswehrsoldaten und (natürlich) SA.-Männer"! 2. Es ist durch die deutsche Untersuchungskommission ein wandfrei festgestellt, daß die Soldaten auf deutschem Boden beschossen wurden, und zwar in einer einsamen Gegend, die etwa zwei Gehstunden von der nächsten Ortschaft entfernt ist. Die 23 Reichswehrsoldalen waren übrigens nicht nur unbewaffnet, sondern auch nicht einmal auf Skiern; sie befanden sich auf einem Ausflug zu Fuß. 3. Wie unsinnig die Behauptungen von deutschen „Provokationen" sind, geht schon allein aus der Tatsache hervor, daß die Schüsse auf ciuc Entfernung von 800 bis 1000 Meter abgegeben wurden! Es ist lächerlich, über eine solche Ent- cker grenze. fernung weg durch Zurufe „provoziert" sein zu wollen. Und trotz dieser Entfernung will man die in Ski- Anzügen steckenden Deutschen als Reichswehr und SA. erkannt haben und gar noch von ihnen „umgangen" worden sein! 4. Der Feucrübcrfall erfolgte entgegen allen inter nationalen Regeln und Bräuchen ohne jeden vor- herigcn Anruf. 5. Selbst wenn ein ähnlicher Ruf wie „Heil Hitler!" oder dergleichen gefallen wäre, dann ist das noch immer kein Grund, einen friedlich dahingehenden Menschen über den Haufen zu schießen. Der Reichsaußcnminister hat, als das Ergebnis der Untersuchung fcststand, den deutschen Gesandten in Wie« angewiesen, sich zum österreichischen Außenministerium zu begeben und zu fragen, was die österreichische Regie rung zur Bestrafung der Schuldigen und zur Ver hinderung ähnlicher schrecklicher Vorkommnisse für die Zukunft zu tun acdenle. Der Reichswehrminister bei der An sehung des Schützen Schuhmacher. Auch der Chef der Heeresleitung nimmt teil. Die Beisetzung des von einer österreichische« Grenzpatrouille erschossenen Schützen Schuhmacher vom Infanterieregiment 21 findet am Montag, dem 27. November, 16 Uhr 15 Minuten, in Nürnberg statt. An den BeisetzungZfeicrlichkeiten werden der Reichs wehrminister Generc lcberst von Blomberg und der Chef der Heeresleitung, General der In fanterie Freiherr von Hammerstein, teil* nehmen. MbestiedigeOe ErMmg Dollfuß' über den Greuzzwischeufall. Bet der Vorsprache des deutsche»' Gesandten. Bei der Vorsprache des deutschen Gesandten in Wien, Dr. Rieth, wegen des Zwischenfalles an der bayerisch-österreichischen Grenze hat nach einer amtliche« österreichischen Mitteilung Bundeskanzler Dr. Dollfuß folgende Erklärung abgegeben: Die sogleich cingclcitcie Untcrsi-chung sei im Zuge. Er werde eine Antwort er st erteilen können, fo-