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Schnappschüsse aus dem Minister-Wahllokal. Brm links: Reichsminister für Propaganda Und Volksauf- s Stimmzetteln ab — Vizekanzler von Papen wird nach der karung, Dr, Goebbels, gibt seinen Umschlag mit den j Wahl mit dem Wahlabzeichen geschmückt — Reichsaußenmini- Links: Kriegsopfer, die sich persönlich an die Wähler , ringen in seiner hübschen Tracht gab in einem Berliner wandten, um für die Volksabstimmung und die Reichstags- Wahllokal seine Stimme ab und wurde nach der Wahlhand wahl zu werben — rechts: ein Schäferpaar aus Thü- I lung sofort von unserem findigen Photographen geknipst. Kranzniederlegung am Grave Karin Görings. Stockholm. Auf dem alten Friedhof Lovö bei Schloß Drottninabam fand am Grabe der Gattin des Minisservräsi- denten Göring ein schlickte Feier statt. Im Auftrage der Ehrenwache legte der 81iäbrige Professor Almauist. der letzte überlebende der Veqa-Erpedition, einen Kran: in schwedischen und deutschen Farben nieder, wobei er ausführte, daß die Kranzniederlegung einen stillen Protest gegen die Grabschändung darstelle. Ans dem Kranz stand in schwedischer Sprache: „Frau Karin Göring, die mutig ihr Leben für Mann, Recht und Wahrheit aab. die Ehrenwache am Grabe." Die amerikanisch-russischen Verhandlungen unterbrochen. Washington. Die amerikanisch-russischen Verhandlungen in Washington wurden zeitweilig unterbrochen, weil der russische Außenminister Litwinow wegen der Kerenski. Schulden, die den Hauptstreilpunkt bilden, neue An weisungen aus Moskau einholen muß. Keses ims aller Well. ^Schweres Straßenüahnunglück. In Sulzbach (Saar- geNet) ereignete sich ein schweres Straßenbahnunglück. Auf der abschüssigen Strecke beim Eingang des Dorfes kam auf den glatten Schienen der Wagen ins Rutschen. Da die Bremsen versagten, raste der Wagen den Berg hinunter, sprang in der Kurve aus den Schienen und raste mit voller Wucht gegen zwei Bäume. Das Dach des Wagens wurde glatt abgerissen. Vier Personen wurden so schwer verletzt, daß sie in das Knappschaftskrankenhaus in Sulzbach über- gcführt werden mußten. ' Grubenbrand an der holländischen Grenze. Auf der Zeche „Carolus Magnus" an der holländischen Grenze ist auf der 520-Meter-Sohle ein Brand ausgebrochen. Da die in Brand geratene Strecke eingedämmt ist, kann über die Ursachen des Brandes Näheres noch nicht gesagt werden. ' Bismarckturm durch Sprengung beschädigt. Von unbekannten Tätern wurde versucht, den Bismarckturm bei Hohenbirlen, der früher auf dem Gebiet der Stadt Ratibor stand, bei der Grenzziehung aber an Polen fiel, zu sprengen. Wenn auch der Turm, der am 18. Oktober 1913 errichtet wurde und aus Quadersteinen besteht, die Sprengungsversuche überstand, wurde doch die gesamte innere Ausstattung, die Treppen und Türen, völlig zerstört. Auch das Mauerwerk hat große Risse er halten, so daß der Turm wahrscheinlich abgetragen werden muß. Kessclexplosion aus einem englischen Dampfer. Durch die Explosion in dem Maschinenraum des englischen' 8000-Tonnen-Dampfers „City of Cairo" auf der Reise von Marseille nach Ägypten wurden acht Mann getötet und mehrere Personen verletzt. Nach Ankunft in Port Said wurden die Toten ausgeschifst und ein schwerverletzter Ingenieur in ein Landhospital gebracht. Skelett nach Jahren im Dickicht gefunden. Bei einer Treibjagd in der Gegend von Walsrode in der Provinz Hannover fanden Jäger mitten im dichten Busch ein menschliches Knochengerüst. Die Leiche muß bereits jahre lang dort gelegen haben, da nur wenige Tuchrcste dei Kleidung dem Verwesungsprozeß widerstanden hatten. ster Freiherr von Neurath und seine Gattin nach Set Abgabe ihrer Stimmzettel im Wahllokal. - Sechsjähriger durch Starkstrom getötet. In Liszkowo, Kreis Bromberg, ereignete sich ein schrecklicher Unfall. Der sechsjährige Wojciechowski hatte auf einem Mast der über- landzenträle ein Vogelnest gesehen, das er herunterholen wollte. Er kletterte auf den Mast und berührte dabei die Starkstromleitung, die mit 15 000 Volt geladen war. Der Knabe blieb an der Leitung hängen und war sofort tot l Lindbergh eröffnet regelmäßigen transatlantische» Fkugzeugvcrkehr. Die bereits im nächsten Frühjahr er folgende Eröffnung des transatlantischen Flugzeug verkehrs soll das Ergebnis des Lindbergh-Fluges von Amerika nach Europa sein. Die geplante Flugstrecke, für die die panamerikanische Luftfahrtgesellschaft eine Sonder maschine baue, werde von den Vereinigten Staaten nach Island und von dort nach Dänemark führen. Lindbergh werde voraussichtlich den ersten Flug selbst ausführen. Vier Tote bei Flugzeugabsturz. Bei Portland (Ore gon) ist ein Verkehrsflugzeug im dichten Nebel abgestürzt. Vier Personen wurden getötet, vier mußten mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Rundsunl-Vrogramm. Dienstag, 14. November. Wellenlängen: Leipzig 389,6 ; Dresden 319. 6.15: Funkgymnastik. W. Driske. * 6.35: Aus Breslau: Frühkonzert der SA.-Standartenkapelle 46. * Dazwischen 7.00 bis 7.1V: Tagesnachrichten. 4- 8.00: Funkgymnastik. 4- 8.15: Unsere Losung. 4- 9.40: Wirtschafts-, Wetter- und Tagesnach richten. * 10.10—10.50: Reichssendung aus München: Schul funk. Zum Gedenken an die Kämpfe vor Langemarck. „Die Freiwilligen." Hörspiel. 4- 12.00: Musik am Mittag (Schall- Platten) im Anschluß an Wetterbericht und Zeitangabe. 4- 13.15: Tagesnachrichten und Tagesprogramm. * 13.30: Unterhal tungskonzert des Funkorchesters. 4- 14.15—14.30: Tagesnach richten. 4- 15.00: Aus Dresden: Professor Walter Petzet spielt Sonaten. 4- 15.35: Wirtschaftsnachrichten. 4- 16.00: Heiteres Nachmittagskonzert des Leipziger Sinfonieorchesters. 4- 17.30: Bücher, auf die wir warten. 4- 18.00: Völker im Ballenlande. 4- 18.25: Zeitsunk. 4- 18.40: Wirtschastsnackrichten. * Anjchl.: Kurzbericht vom Tage. 4- 19.00: Reichssendung vom Deutsch, landsender: Stunde der Nation. Melodramen mit Orchester, begleitung. 4- 20.00: Vom Deutschlandsender: Die Wehraus- bildung der deutschen Jugend und die Abrüstungskonferenz. * 20.10: Stunde der jungen Front. Rückkehr von Großfahrt. Zwei Hörbilder. 4- 21.00: Das Leipziger Gamben-Quartett spielt." 4- 22.00: Tages- und Sportnachrichten. 4c 23.00—24.00: „Scherzando." Das Funkorchcster. Deutschlandsender Welle 1635. 9.00: Sperrzeit. 4- 10.10: Reichssendung aus München: Schulfunk: Zum Gedenken an die Tage von Langemarck. „Die Freiwilligen." Ein Hörspiel von Paul Alverdes. 4c 10.50: Gibt es eine Sphärenharmonie? Zwiegespräch. 4- 11.30: Fröhlicher Kindergarten. 4- 15.00: Technische Baustunde der Jugend: Bau von Flugzeugmodellen, Gleit- und Segclslugzeugcn. 4- 15.45: Spaßmacher und Lustige Brüder. 4c 17.00: Neue Frauen- und Kinderbücher. 4c 17.20: Teemusik. Hanns Kallies und sein Orchester. 4- 18.05: Zehn Tage deutsche Buchmesse. Zwie gespräch. 4- 18.25: Politische Zeitungsschau des Drahtlosen Dienstes. 4- 19.00: Stunde der Nation. Deutscher Balladcn- Abend. Werke von Schumann, Loewe, Brahms, Plüddcmann. 4- 20.00: Die Wehrausbildung der deutschen Jugend und die Abrüstungskonferenz. 4c 20.10: „Romeo und Julia" nach Shakespeare. — Anschl.: Kleines Konzert. ZU W U KM UUW Roman von Chlotilde von Stegmann-Stein. 44. Fortsetzung Nachdruck verboten Ich hätte es mir auch vor einem Jahre nicht träumen lassen, daß ich einen Millionär einfangen würde. Ein Glück nur, daß ich diese langweilige Beate, die wir beide schon in unserer Jugendzeit nicht leiden konnten, beizeiten aus dem Spiel herausmanövriert habe. Hätte ich es nicht getan, dann wäre vielleicht aus den beiden ein Paar geworden, ehe ick durch einen Zufall erfuhr, wer der „Sekretär Allan Parker" in Wirklichkeit ist. Glück muß der Mensch haben und ich habe es wirklich bewiesen. Wäre mir sonst die amerikanische Zeit schrift in die Hände gefallen, in der mein teurer Verlob ter als Sohn des amerikanischen Millionärs Parkins abge bildet war? Unter uns gesagt, die Millionen müssen mich für manches entschädigen. Ich habe so manchmal den Ver dacht, daß mein Verlobter im Herzen dieser langweiligen Beate Diesterweg nachtrauert. Und hätte ich den lustigen Mijnheer van Elden, von dem ich Dir schrieb, eher kennen gelernt, vielleicht hätte ich den erhört. Er ist in mich bis zum Wahnsinn verliebt — und da mein Verlobter augen blicklich in Geschäften in Deutschland herumfährt, kann ich mir einen recht weitgehenden Flirt gestatten. Aber schließ lich — wenn ich erst verheiratet bin. steht einer Fortsetzung meiner verschiedenen Flirts ja nichts im Wege." Hier brach der Brief ab, den Allan mit zornfunkelnden Augen gelesen. Er überlegte einen Augenblick, dann griff er zu Feder und Papier und schrieb folgende Zeilen: „Ich habe von Beate erfahren, welch schändliches Spiel Du mit ihr getrieben hast. Dein Brief an Deine Freundin, den Du auf dem Schreibtisch hast liegen lassen, bestätigt mir di« Vermutungen, di« ich schon lange hegte. Unter diesen Umständen betrachte ich unsere Verlobung als gelöst. Ich reise sofort von hier ab und bitte Dich, keinerlei Versuche zu machen, Dich mir zu nähern. Ich würde für Dich nicht zu sprechen sein und möchte Dich nicht der Peinlichkeit aus setzen, Dich von meinen Leuten abweisen lassen zu müssen. Allan Parkins." Er steckte seine Zeilen und Mariettas Brief an Hertha in einen Umschlag, schloß ihn und legte ihn deutlich sichtbar auf die Mitte des Schreibtisches. Dann ging er schnell die menschenleeren Treppen hinab. In der Diele begegnete er dem Haushofmeister. „Ich bitte Sie, meine Empfehlungen an die Herrschaften zu bestellen," sagte Allan, „ich muß sofort wieder zurück und kann nicht warten." Schnell ging er an dem verdutzten Mann vorbei zur Haustür hinaus. Und bald hörte man das Rattern eines Autos, das angekurbelt wurde und in rasender Eile davon fuhr. * Als Marietta nach dem Bade im See sich an ihrer Zimmertür zärtlich von dem Holländer verabschiedet hatte, fand sie in ihrem Zimmer Allans Brief. Erschreckt erkannte sie die Handschrift, riß den Brief auf, las und warf sich in einem wütenden Weinkrampf auf den Fußboden. Line Stunde lag sie so, schrie in den Teppich hinein und wütete gegen sich und die ganze Welt. Dann aber kühlte sie sich die Augen, zog sich um, schminkte sich und erschien zu dem Souper zu Zweien, das der Diener auf der Terrasse servierte, so hinreißend schön, daß van El den in einen wahren Rausch geriet. Später, in dem warmen Dunkel, unter dem Licht der Sterne, flüsterte er leidenschaftlich: „Marietta, ich glaube, ich bringe diesen Parkins noch um, weil er Sie mir fortnimmt. Ich kann nicht leben ohne Sie." Da sagte Marietta mit einem lockenden und aufreizenden Lächeln: „Nun, wenn Sie hübsch geduldig sind, van Elden, viel leicht ist es gar nicht nötig, daß Sie ihn umbringen. Viel leicht bekomme ich ihn auch satt, nämlich dann, wenn Sie mir versprechen, immer sehr nett zu mir zu sein." * Es war ein goldener Septembertag, als Allan Parker seine junge Frau aus dem Hause des verstorbenen Iustiz- rats Diesterweg heraus zum Wagen führte, der die Neu vermählten zur Kirche fahren sollte. In dem Hause, in dem Beate ihre Kinder- und Mädchen zeit verlebt, hatten die alten Freunde, Kommerzienrat Mers- brügge, ihr die Hochzeit ausgerichtet. Es war eine stille Feier, denn die Erinnerung an den Toten ließ keine laute Heiterkeit aufkommen. Nur Mers- brügges, Hubert mit seiner Braut, Lieselotte von Brockberg, der alte Medizinalrat Sternburg, die Familie des M. del Pueblo waren zugegen. Wenn Beates Blick durch die Räume ging, in denen der geliebte Vater geweilt, umflorten sich ihre Augen. Aber nirgends anders als hier, wo noch jeder Gegenstand, jedes Zimmer von ihm sprach, hatte sie ihre Hochzeit begehen wollen. Und wenn sie in Allans Gesicht sah, schwand Sie Trauer, um einem tiefen, heiligen Gliicksgefühl zu weichen. Nichts ging ja verloren in der Welt. Vielleicht schwang auch der Geist des Vaters unsichtbar Uber ihrem Dasein, das sich so glücklich gestaltet hatte. Vielleicht segnete er sie in dieser Stunde, in der sie sich bereit machte dem Geliebten das Jawort vor dem Altar zu geben! Einen Blick wandte sie noch zurück zu dem alten Haus, über dessen Sandsteinschwelle sie ost gegangen, — die gol dene Herbstsonne lag mild auf dem stillen Portal, hüllte es in matten Schimmer, als sänke es schon zurück in die Schat ten der Vergangenheit. Aber auf dem Wege, den Allan nun seine junge Frau zärtlich führte, lag noch der sieghafte Schein der lickten Welt. — Ende. —