Volltext Seite (XML)
«M Kräftelnsah am TaMenFfflatz. 'Das mag Park klingen, es muß aber einmal gesagt werden. Werk und Tradition all der kämpferischen Einheiten der Kriegs- und Nachkriegszeit ist a u f d i e SA. ü b e r - gegangen, die allein befugt und in der Lage ist, dieses Erbe würdig zu verwalten. Am 8. November 1933 ist mit der Übergabe der Freikorpsfahnen an die SA. auch symbolisch dieser Akt zum Ausdruck gekommen. Ich bin nicht gewillt, diesem Treiben, das bei weiterer Duldung eine Kräftezersplitterung und eine Schwächung der ein zigen Kampffront herbeiführen könnte, weiterhin ruhig zuzusehen. Ich beauftrage die Sonderbevollmächtigten oder Sonderbeauftragten des Obersten SA.-Führers, im Rahmen ihrer Zuständigkeit dieser Vereins meierei ein Ende zu bereiten. Ich verbiete den Führern und Männern der SA., SS. und der SAR. die Zugehörigkeit (Führerschaft, Ehren führerschaft, Präsidentschaft usw.) zu den jetzt neu hervor- gesprosscnen Bünden und Vereinen. Gegen die Mitglied schaft bei den traditionellen Waffen- und Regimentsver einen will ich vorerst keinen Einwand erheben. Wer Deutschlands Größe will, darf nicht zurück- schauen und träumen, sondern muß vorwärtsbliüen und kämpfen! Em gefäffchier Goehhels'-Arülel in London. Telegraphischer Protest des Ministers. Nach Meldungen aus London bringt das Sonnabend blatt „Saturday Review" einen Artikel, der mit Doktor Goebbels gezeichnet ist. Unter der Überschrift „Deutsch lands Ziele, Deutschland verlangt mehr Gebiete" werden in diesem Artikel u. a. Behauptungen ausgestellt, die den Stempel einer groben Fälschung an der Stirn tragen. Reichsminister Dr. Goebbels hat daraufhin an die Redaktion der „Saturday Review" folgendes Tele gramm geschickt: „Erfahre soeben, daß Sie einen angeblich von mir geschriebenen Aufsatz unter der Überschrift „Deutschlands Ziele, Deutschland verlangt mehr Gebiete" bringen, in dem u. a. Behauptungen über angebliche deutsche Bünd nisbestrebungen zum Zwecke der Gebietserweiterung und über deutsche Aufrüstungsabsichten aufgestellt werden. Erkläre hiermit in aller Form, daß ich einen Aufsatz dieses oder auch ähnlichen Inhalts weder für Sie noch für irgendeine andere Zeitschrift jemals geschrieben habe. Sie können also nur einer b ö s w i ll i g e n F ä l s ch u ng Zum Opfer gefallen sein. Erwarte von Ihrer Fairneß, daß Sic in Frage stehende Auflage sofort nbstoppcn, wenn nicht mehr möglich, Dementi vorgenannten Inhalts eng lischer Öffentlichkeit zur Kenntnis bringen, (gez.) Reichs minister Dr. Goebbels." Wir überlassen cs der Weltmeinung, sich selbst ein Urteil zu bilden über diese plumpen Fälschungs- methodcn, die nur dazu erdacht sind, die ehrliche deutsche Friedenspolitik in Mißkredit zu bringen und die ohnehin schwierige Lage Europas durch gewissenlose Brunnenvergistungen noch mehr zu verwirren. Kurze psWsche Nachrichten. Das Zentral-Presseamt des Amtes für Beamte gibt ein Rundschreiben des Leiters des Amtes für Beamte der Reichsleitung der NSDAP., Hermann Neef, bekannt, in dem Mitteilung von der Bildung des Reichsbundes derDeutfchenBeamten aus den mehr als 900 ver schiedenen Beamtenorganisationen der Vergangenheit ge macht wird. Aus der Stellung des Reichsbundes ergibt sich, daß für andere Beamtenorganisationen neben ihm in Zukunft kein Raum ist. Die tschechische Polizei in Znaim verhaftete auf Ansuchen der Staatsanwaltschaft Kiel den Landrati. R. Theodor Steltzer aus Rendsburg und übergab ihn dem Kreisgericht. Der seit Anfang November bei einem Znaimer Rechtsanwalt wohnende Verhaftete soll Amts- gelder veruntreut haben. Er behauptet, aus politischen Gründen Deutschland verlassen zu haben. * Der Reichsminister für Ernährung und Landwirt schaft, DarrS, hat verfügt, daß die Neichsstelle für S i e d l e r b e r a tu n g bei der Gesellschaft zur Förderung der inneren Kolonisation dem Reichsnährstand an- aealiedert wird. KuNögeßung des Ssuifchsn graphischen Gewerbes. In den Berliner Ausstellungshallen. Den Höhepunkt der Veranstaltungen des gesamten de wischen graphischen Gewerbes in Berlin, zu denen Verbandsteilnehmer aus allen Teilen des Reiches erschienen waren, bildete eine in den Ausstellungshallen veranstaltete, mit musikalischen Darbietungen umrahmte Riesenkundgebung. Nach dem Empfang der ein zelnen Abordnungen, dem Einmarsch der graphischen Jugend und dem Einmarsch der Fahnen, nahm der Stell vertreter des Führers der Deutschen Arbeitsfront, Selzner, das Wort. Ein jeder solle freudig an der Neugestaltung Mitarbeiten und jeden Tag nur den einen Gedanken ent wickeln, wie er der Regierung, die die Arbeitermassen aus dem Klassenniveau herausheben und in den Mittelpunkt des Lebens stellen wolle, sein Vertrauen entgsgenbringen könne. Vor uns liege Neuland, neues Hoffen, neue Zu kunft. Es gelte, dafür zr sorgen, daß der deutsche Arbeiter zum Typ des Leistungsaristokraten werde. Verbandsleiter Coler sprach über organisatorische Fragen und teilte mit, daß der Verband etwa 220 000 Mit glieder umfasse. Verbandsgeschäftsführer Gebauer führte abschließend aus, der kommende Wirtfchaftssührer des Dritten Reiches solle Herr im Hause sein, aber auch die Verantwortung für die Belegschaft des ganzen Betriebes tragen. Wer sein Heil in der Inter nationale suche, stelle sich bewußt außerhalb der deutschen Volksgemeinschaft. Die Kundgebung klang nach dem Deutschland- und dem Horst-Wessel-Lied in einem drei fachen Siegheil auf den Führer aus. BluiLgsr WahSiag m Spanien. Die Wahlenzudenspanis chenCortes sind den offiziellen Erklärungen zufolge im allgemeinen ruhig verlaufen. Außer vereinzelten Störungsversuchen durch Linkselemente, die in verschiedenen Dörfern Wahl urnen zerschlugen und antimarxistisch eingestellte Wähler mit Schußwaffen an der Ausübung ihres Wahl rechts hindern wollten, sind infolge kommunistischer Gewaltakte bisher vier Tote zu beklagen. Eine besonders verabscheuenswürdige Mordtat begingen die Kommunisten in Bilbao, wo sie einen wehrlosen alten Geistlichen anfielen, mit Pistolenschüssen niederstreckten und dem Toten noch ihrs Messer in den Leib stießen. In Barcelona dauernd der Trans porlarbeiterstreik an, was die Ausübung des Wahlrechts in der katalanischen Hauptstadt erschwert. Für gute Pferdepflege. Der Reichsverband für Zucht und Prüfung deutschen Warmblutes hat diese Ehrenplakette für verdienst volle Pferdepfleger herausgegeben, die ihre Schützlinge besonders gut gepflegt haben. SeemaMMagMe irr der Nsrdsss. Deutsches Motorschiff mit zehn Mann gekentert. In Rotterdam ist der Dampfer „Egeria" aus Danzig eingetroffen. Er hatte an Bord den aus Bremerhaven stammenden schwerkranken ersten Maschinisten Schwindt von dem deutschen Motorschiff „Kreuzfee" und die Leiche des aus Minden stammenden zweiten Maschinisten Kint. Die „Kreuzfce", die sich von Hamburg nach London unter wegs befand, ist auf der Höhe von Borkum gekentert. Es kann als sicher angenommen werden, daß von den elf Mann Besatzung nur der erste Maschinist am Leben geblieben ist. Ein Matrose der „Egeria" hörte Hilferufe. Ms man mit Scheinwerfern das Meer absuchte, entdeckte man auf der sehr hochgehenden See ein Boot mit drei Menschen. Der Dampfer hielt sofort auf das Boot zu, doch dauerte es über eine Stunde, bis man das Boot längsseits hatte. In diesem Augenblick gelang es einem der Schiffbrüchigen, die Reeling der „Egeria" zu ergreifen, so daß er gerettet werden konnte. Inzwischen war aber das Boot von den Wellen wieder fortgeschlagen worden. Erst nach Verlauf einer weiteren halben Stunde hatte man das Boot wieder längsseits. Der zweite Steuermann der „Egeria" sprang hinüber, und es gelanz ihm, einen Mann, der inzwischen bereits gestorben war, zu bergen. Der dritte Mann, der vermutlich auch nicht mehr am Leben war, war bereits fortgespült worden. Der gerettete Maschinist sagte, daß der Untergang der „Kreuzsee" sich binnen weniger Minuten abspielte. Er selbst konnte sich aus seiner Koje mit fünf anderen in ein Rettungsboot begeben. Sieben Stun-i den lang war das Boot in der sehr kalten Nacht ein' Spielball der Wellen. Die Schiffbrüchigen wurden einer nach dem anderen bewußtlos über Bord gespült. Drei Tvie Sei ZugZufammensioß. FD--Zug fährt auf e-inen Arbeitrrx»^. ' Der FD-Zug 26 B erlin—H annuver i« zwischen den Haltestellen Vinzelberg und Ucht^ springe, westlich von Stendal, aus einen Arbeits-z zug gefahren. Die Lokomotive des FD-Zuges ist um- gestürzt und liegt guer zur Strecke. Bei dem Zusammen^ stoß wurden drei Personen getötet und acht! verletzt. Der amtliche Bericht der Pressestelle de» Neichsbahndirektion Hannover besagt folgendes: Zwischen! Vinzelberg und Uchtspringe fuhr auf der Strecke Stendal- Berlin der FD-Zug 26 auf einen Arbeitszug auf. Daber fielen die Lokomotive und der Packwagen des FD-Zuges um. Ein Personenwagen wurde gleichfalls aus seiner Lage gebracht. Bei dem Unfall wurden dreiArbeitev des Arbeitszuges tödlich verletzt. Vor» dem FD-Zug wurde der Lokomotivführer, der Heizer und! ein Postbediensteter sowie fünf Reisende leicht verletzte Zwei Personen werden noch vermißt. Die beiden Geleisei sind gesperrt. ' Die Namen der Toten und Verletzten. Zu dem Zugzusammenstoß des FD -Zuges mif einem Arbeitszug bei Stendal erfahren wir von del Reichsbahndirektion Hannover noch folgende Einzeln heiten: Das Unglück ist dadurch entstanden, daß das Fahrgleisvorschriftswidrig für den FD -Zug freigegeben war, obwohl es von dem Arbeitszug besetzt war. Der FD -Zug fuhr daher bei dichtem Nebel trotz verminderter Geschwindigkeit auf den Arbeitszug auf. Von den Toten und Verletzten sind bisher folgende! Namen bekannt: Tödlich verunglückt sind der Arbeiter Jordan aus Hottendorf sowie der Arbeiter Richter aus Volgfelde. Verletzt wurden der Lokomotivführer Behrens aus Berlin-Lichterfelde, der zwar schwere Ver letzungen davongetragen hat, sich aber außer Lebensgefahr befindet, sowie der Lokomotivheizer Neumann aus Berlin-Lichterfelde, ferner dis Dienstfrau Mahlow, der! Regierungsbauführer Hopp« aus Berlin-Schöneberg, ein Postbediensteter, der Arbeiter Johann Scheibe aus Gardelegen, der mit einer SchuUerverletzung ins Garde legener Krankenhaus gebracht werden mußte. Ferner wur-^ den verletzt der Arbeiter Otto Wern er aas Gardelegen und der Arbeiter Fritz Rliesener. Ein Walzer aus Wien Roman von Paul Hain. IS. Fortsetzung Nachdruck verboten „Seine Kaiserliche Hoheit, der Erzherzog Franz Josef, ist ein Dickkopf. Ich kenn ihn doch. Widerstand reizt ihn zum Widerstand. Er ist im Grunde kein schlechter oder wi derspenstiger Mensch. Er ist nur jung. Und wenn man ihn in Arrest steckte — er bekäm's fertig und entwischte einfach. Man kann ihn doch nicht festbinden. Die jungen Offiziere stecken alle unter einer Decke, das ist nun mal so." „Also wegschicken? Auf Reisen?" fragte Kaiserin un geduldig. ' Metternich wiegte den Kopf bedächtig hin und her. „Wer garantiert dafür, daß er nicht heimlich von — sagen wir mal Prag — nach Wien zurückkehrt? Oder die Treffz mach Prag kommen läßt? Jugend ist unvernünftig." Die Kaiserin stampfte mit dem Fuß auf. Ihre Stirn rötete sich vor Erregung. »Ja — schön! Aber das ist doch kein Ratschlag, Metter nich! Raten sollen Sie mir, nicht Aphorismen geben. Da mit kurier ich meinen Neveu nicht." Metternich hob mit einer leichten, beschwichtigenden Geste die Hand. „So war es auch nicht gemeint, Kaiserliche Hoheit. Also Ratschlag. Ja." Seine Zunge glitt flüchtig über die schmalen Lippen und sein Gesicht nahm einen listigen Ausdruck an, der ihm bei nahe das Aussehen eines Fuchses gab. „Man kuriert einen jungen Mann am sichersten von sei ner Verliebtheit, indem man sich hinter den Gegenstand sei ner Liebe steckt. Frauen sind in Dingen der Liebe immer vernünftiger. Verzeihung, Kaiserliche Hoheit — es ist meine Erfahrung, die Erfahrung eines Mannes, der sich anmaßt, die Frauen zu kennen, soweit das ein Mann überhaupt ver mag." .Also»* „Also würde ich raten, Kaiserliche Hoheit, vorerst einmal mit der Ietty Treffz zu sprechen." Karolina Pia fuhr ein wenig zusammen, faßte sich aber gleich. Ihr Gesicht entspannte sich. „Kaiserliche Hoheit kennen die Treffz ja auch von der Bühne her. Eine charmante, entzückende Mademoiselle, eine Künstlerin von Bedeutung, ein Mensch von Wert — nach meiner bescheidenen Menschenkenntnis." „Ja — ja ." „Man wird mit ihr sicher — vernünftiger sprechen kön nen als mit dem Erzherzog. Und — Frauen unter sich — Metternich machte eine wohlabgerundets, bedeutungsvolle Geste mit der Hand, die unmißverständlich war. Die Kaiserin nickte unwillkürlich, dann aber bog sie sich zurück, die Augenbrauen schoben sich zusammen. „Metternich — ich soll mit der Treffz sprechen?" „Majestät würden sich nichts damit vergeben, mein' ich. Die Treffz ist eine Fürstin im Reiche der Kunst. Und —" Er zögerte. „Und? Metternich?" „Und ich glaube — in einer solchen Unterhaltung läge die geringste Gefahr für einen Skandal. Eine Treffz ran daliert nicht. Tobt nicht. Eine Treffz ist Diplomatin. Majestät würden sich sicher gut mit ihr unterhalten." Karolina Pia lächelte. Sie blinzelte Metternich aus zusammengekniffenen Augen an. „Sie sind ein kluger Mann —" „Und deshalb Euer Majestät Minister und ergebener Diener." „Schon gut." Die Kaiserin nestelte an der Perlenkette, die in viel facher Verschlingung Uber den Busen fiel. Ein feines Zit- rern war in den Fingern. „Was soll ich ihr sagen?" fragte sie schließlich brüsk. Metternich blickte sie ruhig und ernst an. „Majestät werden das gewiß am besten wissen. Ich sagte ja sckon: Frauen unter sich ! Es kommt auf die Situa tion an. Nebenbei gesagt: Mit Geld erreicht man viel. Geld regiert. Auch die Herzen, Majestät. Auch das Herz einer schönen Frau —" „Pfui!" Die Kaiserin sah ärgerlich drein. Metternich fuhr un, gerührt fort: „Auch ein Titel oder ein Orden find wundervolle Be ruhigungsmittel. Man weiß das. Künstlerinnen sind durch aus empfänglich dafür." „Die Treffz? Ich weiß nicht —." „Das sind nur so Gedanken, Majestät — ich bitte sehr. Kleine Hinweise. Letzten Endes ist das alles vielleicht nicht nötig. Majestät werden selbst sehen, Majestät find selbst eine vortreffliche Diplomatin." Sie setzte sich steiler im Sessel. „Gut, Metternich. Ich werde mir Ihren Vorschlag über legen. Vielleicht ist er der richtige. Jedenfalls danke ich Ihnen." Sie erhob sich und reichte ihm die Hand, die er welt männisch an die Lippen führte. „Ich wünsche Euer Majestät guten Erfolg." Mit einer tiefen Verbeugung empfahl er sich. Die Kai serin sah ihm nach, wie er geschmeidig, mit fast lautlosen Schritten durch den saalartigen Raum der Tür zuschritt. Dort dreht er sich um. Noch einmal eine Verneigung —" dann schloß sich die Tür hinter ihm. „Fuchs," murmelte Karolina Pia leise. „Listiger Fuchs» Kluger Fuchs." Sie grübelte vor sich hin, und pnt einemmal sagte sie laut, in den Wiener Dialekt verfallend, da sie nun allein war: „Und alles wegen dem verflixten Franzl. Da sagt man- immer, daß einem ein Mäderl mehr Sorg' macht und schlimm mer zu hüten sei als ein Sacker! voller Flöh, aber meiner Seel, der Franzl treibt's noch ärger! Wart nur, Bürfchrrl — wollen schon sehn, ob die Ietty Treffz dich wirklich so fehw mag, daß sie dir eine Kaiserkrone wert ist." Sie lackte kurz auß. (Fortsetzung foW