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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, iwas »Wilsdruffer TageLIaN- «scheint vn «allen Werktagen uachmillags 8 Uhr. Dejugrgreia monatlich 2,— AM. Drei Haus, bei Poftbcstellung 1,8a AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanstalten und Post- »oten, unsere Austräger u. . ... . Geschäftsstelle, nehmen zu heder^eit Bestellungen ent» BövlgeNblaH fÜl BötlsdrUff U. IlMgegeNd gegen. Im Falle höherer Gewalt,Krieg od. sonstiger ———————————————————— Betriebsstörungen besteht »ein Anspruch aus Lieferung ter Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesanbter Schriftstücke «rsolgt nur, wenn Rückporto beilicgt- für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20 Rpsg-, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs» psennigc, die »gespaltene Reklamezeile im «ertlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspsennige. Borge» schrieben- Etfcheinungs», .. . »» tage und pl-tz-orschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen» annahme bisoorm.lOUHr. ' " — Für die Richtigkeit der durch Fernrus übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden must oder Ler Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Noffen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 271 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresdc" Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 20. November 1933 Am Vulkan der WeWvMkk. Zur gleichen Zeit, da Europa unter dem Terror Frankreichs ständig von Kriegsgefahr bedroht ist, rollen im Fernen Osten die russischen Transportzüge mit Kriegs material aller Art nach der militärischen Basts Wladi - wostock, Wersen die japanischen Transportschiffe und die südmandfchurische Eisenbahn die gleichen Materialien japanischer Herkunft nach dem äußersten Norden der Mandschurei, steigern sich die diplomatischen Noten zwischen Moskau und Tokio im Ton zu einer Schärfe, die sich von der offiziellen Kriegserklärung nur noch durch die äußere Form unterscheidet. In diese aufs äußerste zugespitzte Lage fuhr die Mel dung von der restlosen Einigung zwischen Ruß land und Amerika: Auerkennung der Sowjetrepu blik durch Washington, unmittelbar bevorstehende Wieder- anfnahmc des direkten diplomatischen Verkehrs. Was be deutet das? Noch im vergangenen Jahre, als Amerika die letzte Großmacht war, die keine offiziellen Beziehungen zu dem Rußland der Hammer-und-Sichel-Flagge unterhielt, war mit Washington über die russische Frage nicht zu reden; da waren die Schulden der letzten Zaren- und der Karenski- Regierung, da war das für die amerikanische Holzwirt- schaft fast ruinierende russische Holzdumping, da war die politische Agitation der Moskauer Emissäre, die sich bis in die wilden Aufmärsche und Tumulte der Kriegs- Veteranen" in Washington und bis in die konzentrierte Geschäftigkeit der Wallstreet, des Newyorker Bank- Viertels, auswirkten. Mit dieser antirussischen Einstellung ging die Politik Washingtons auch noch in das Jahr 1933 hinein, da der amerikanischen Wirtschaft eine bis dahin immer noch für unmöglich gehaltene Steigerung seiner Arbeitslosenzahl auf (geschätzte) 18 Millionen und einen noch nicht gekannten Tiefstand des Dollars (von 4,20 Mark auf zur Zeit 2,58 Mark) brachte. Auch die Wirtschafts- diktatur Roosevelts konnte, zumal gegenüber dem Wider stand eines Teiles der amerikanischen Großindustrie, keine Abhilfe schaffen, der innere Markt war erschöpft, es gab nur noch eins: es mußte, mutzte auf jeden Fall ein n e »er Außenmarkt geschaffen werden. So kam es, daß das stolze Amerika eines Tages Moskaus Vertreter, den Außenminister Litwinow, als Unterhändler im Weißen Hause in Washington sitzen sah. Der Rüste hatte seit Jahren einen Ruf als ein mit allen Wassern gewaschener Diplomat; noch von der verunglückten Londoner Weltwirtschaftskonferenz hatte er als einziger einen entscheidenden Erfolg durch die Einigung mit Eng land über die Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen mit nach Hause gebracht. Litwinow ging in seinen Zu geständnissen so Weit, daß die in Rußland beschäftigten zahlreichen amerikanischen Ingenieure und Monteure einen Sonderschutz gegen Anklage wegen Industrie spionage erhalten; das hat nicht einmal England nach der Freilassung der verurteilten Vickers-Ingenieure verlangt, geschweige denn erhalten. Amerika seinerseits verspricht sich eine Ausfuhr, vor allem von Fertigwaren, im Werte von 350 Millionen Dollar (rund 875 Millionen Mark), und hat bereits seinen ersten Botschafter, Bullitt, für Moskau ernannt, der beiläufig im Jahre 1919 bei der amerika nischen Friedensdelegatton eine Rolle gespielt hat. Auf beiden Seiten erwägt man sogar schon den Abschluß eines Nichtangriffspaktes, für den eine Bemerkung Litwinows vor der amerikanischen Presse den Weg geebnet Hatz ohne daß er ihn direkt wünscht. Und damit berühren wir d de we lkP oktt-tztsch e Bedeutung de>r russisch-amerikanischen Einigung. Sie liegt freilich zum nicht geringen Teil auch auf wirtschaftlichem Gebiete: es kann nicht ohne Ein wirkung auf den gesamten Umsatz und Umschlag im Welt wirtschaftsverkehr bleiben, wenn zwei der größten Völker der Erde (Rußland 165 Millionen, Vereinigte Staaten von Amerika 120 Millionen Einwohner) mm wieder einen regelrechten Warenaustausch pflegen. Aber die für die Welt wichtigste Auswirkung der Washingtoner Vereinba rungen zwischen Roosevelt und Litwinow reicht hinüber bis an das riesige Pulverfaß am Rande O st a s i ens. Zweifellos ist der Washingtoner Erfolg Litwinows gleich bedeutend mit einer ganz erheblichen Rückenstärkung für Rußland gegenüber Japan. Kommt es nun doch einmal zu einer blutigen Entscheidung zwischen Rußland und Japan — und die erscheint unausbleiblich —, dann hat Rußland im Fernen Osten in noch wett höherem Matze freie Hand als nach dem serienweisen Abschluß von Nicht angriffspakten mit den Randstaaten und der Kleinen Entente. Und daß es für die russische Luftwaffe, der dann vielleicht eine entscheidende Rolle zu fallen wird, nicht gerade eine Schwächung bedeutet, wenn Amerika jetzt ein großes Flugzeug-Mo t-o-r-e «Werk nach Rußland verlegt, P ja Wohl klar. Wie es scheint, trägt Jach a n dieser völlig neuen Lage auch bereits Rechnung: mitten in den beiderseitigen Kriegs- Vorbereitungen hat jetzt der japanische Außenminister den russischen Botschafter in Tokio zu sich gebeten mW hat ihm Vie Errichtung ein« neutralen — also cntmili - tLk Hierchsu —.L.o we zwischen der Nordgreme des Zimon unll klkn reistn nach ffom Die Mächiebesprechung in Genf. An der vom Präsidenten Henderson einberufenen Mächtebefprechung nahmen Simon, Eden, Paul-Boncour, Massigli, Soragna, der amerikanische Gesandte Wilson, Benesch und der Direktor der Abrüstungsabteilung, Aghnides, teil. In den mehrstündigen Beratungen wurde die gesamte hoffnungslose Lage der Abrüstungs konferenz durchberaten. Von italienischer Seite wurden die ernsten Befürchtungen Mussolinis über die Weiter führung der Abrüstungskonferenz in der bisherigen Form zum Ausdruck gebracht. Dtt eigenartige Form der Einberufung der Konferenz durch Henderson hat Anlaß zu scharfer Kritik gegeben. Die Vertreter Englands, Italiens und der Ver einigten Staaten haben Henderson darauf aufmerksam gemacht, daß die Erklärung Simons vom 14. Oktober, die bekanntlich zum Austritt Deutschlands führte, keineswegs im Namen anderer Mächte abgegeben worden sei. Die französisch-englischen Besprechun gen vom September und Oktober, die zu bestimmten Ver einbarungen über die Bewährungsfrist und damit zu den von Deutschland abgelehnten neuen Bedingungen in der Abrüstungsfrage führten, scheinen jetzt auch von der eng lischen Seite endgültig ausgegeben worden zu sein. Der englische Außenminister beabsichtigt vorläufig, sich noch indiesen Tagen mit dem Staats sekretär Eden n a ch R o m zu begeben. Man nimmt daher an, daß endgültige Entscheidungen erst während dieser römischen Reise fallen werden. * hoffnungslose Lage der Abriistmgrlonserenz. Simon und Eden reisen nach Nom. An der vom Präsidenten Henderson einberufenen Mächtebesprechung in Genf nahmen Simon, Eden, Paul- Boncour, Massigli, Soragna, der amerikanische Gesandte Wilson, Benesch und der Direktor der Abrüstungsabtei lung Aginides teil. Die Sitzung trug den Charakter einer inoffiziellen Beratung des engeren Büros der Konferenz. In den mehrstündigen Beratungen wurde die gesamte hoffnungslose Lage der Abrüstungskonferenz durch beraten. Von italienischer Seite wurden die ernsten Be fürchtungen Mussolinis über die Weiterführung der Ab rüstungskonferenz in der bisherigen Form zum Ausdruck gebracht. Die eigenartige Form der Einberufung der Konferenz durch Henderson hat Anlaß zu scharfer Kritik gegeben. Die Vertreter Englands, Italiens und der Vereinigten Staaten haben Henderson darauf aufmerksam gemacht, daß die Erklärung Simons vom 14. Oktober die bekanntlich zum Austritt Deutschlands führte, keines wegs im Namen anderer Mächte abgegeben worden sei. Wie verlautet, besteht die Absicht, das Präsidium der Kon ferenz noch in dieser Woche einzuberufen, das jedoch lediglich den auf den 4. Dezember einberufenen Haupt ausschuß auf eine kurze Frist vertagen soll. Der englische Außenminister beabsichtigt, sich noch in diesen Tagen mit dem Staatssekretär Eden nach Rom zu begeben. Man nimmt daher an, daß endgültige Entschei dungen erst während dieser römischen Reise fallen werden. Die Mächtebefprechung hat allgemein den Eindruck hinterlassen, daß auch in keinem einzigen Punkte eine Einigung erzielt worden ist. Die Gegensätze sollen in einer ungewöhnlichen deutlichen und nüchternen Form zum Ausdruck gekommen sein. Eine Überbrückung der Mei nungsverschiedenheiten erscheint nach der Sitzung hoff nungsloser denn je. Die amerikanische Abordnung soll sich in den Verhandlungen vollständig zurückgehalten haben. Sie hat dabei den rein europäischen Charakter der gegen wärtigen Verhandlungen von neuem betont. Der geradezu katastrophale Stand der Abrüstungs- Verhandlungen beweist lediglich von neuem, daß die wahren Schwierigkeiten einer endgültigen Regelung der Abrüstungsfragcn keineswegs, wie bisher immer betont wurde, in der Haltung Deutschlands liegen, sondern daß tatsächlich zwischen den europäischen Großmächten Meinungsverschiedenheiten so grundlegen den Charakters bestehen, daß die Aussichten aus die Weiter führung der Abrüstungskonferenz immer mehr zusam- menschrumpfcn. „Völlig neue Lage in Gens." So erklärt England. In der Unterredung zwischen dem englischen Außenminister Simon und dem italienischen Vertreter Marquis Soragna in Genf soll der englische Außen minister zum Ausdruck gebracht haben, daß die englische Negierung sich an ihre am 14. Oktober im Präsidium der Abrüstungskonferenz ab gegebene Erklärung als nicht mehr gebunden ansehe. Wie bekannt, gab in der letzten Sitzung des Präsi diums vor dem deutschen Austritt der englische Außen minister eine grundsätzliche Erklärung über die zwischen England und Frankreich getroffenen Vereinbarungen ab, die damals den sofortigen Austritt Deutschlands aus der Abrüstungskonferenz und dem Völkerbund zur Folge hatte. In der jetzigen Unterredung soll nun von eng lischer Seite betont worden sein, daß die englische Regierung jetzt eine ähnliche Haltung wie die italienische Regierung einnehme. In der damaligen historischen Sitzung des Präsidiums am 14. Oktober solle der italienische Vertreter Marquis Soragna die Erklärung abgegeben haben, daß die italienische Regie rung die neuen Vorschläge der englischen Regierung nur unter der eindeutigen Bedingung annehmen könne, daß Deutschland sich zur Annahme dieser Vorschläge bereit erkläre. Der englische Außenminister soll nunmehr darauf hingewiesen haben, daß eine grundsätzlich neue Lage entstanden sei, da die deutsche Regierung die damaligen Vereinbarungen zwischen England und Frank reich nicht angenommen habe und eine Wetterführung der Abrüstungskonferenz ohne Deutschland nur schwer möglich sein würde. Zu der von dem Präsidenten Henderson ein berufenen gemeinsamen Mächtebefprechung ist jetzt auch zum allgemeinen Erstaunen der sowjet russische Pariser Botschafter Dowgalewski ein geladen worden, der an sich zu dem engeren Büro der Abrüstungskonferenz nicht gehört. Man erblickt darin einen Versuch Hendersons, jetzt eine Einigung über die weiter zu ergreifenden Schritte auf möglichst breiter Grundlage zu finden. Vertagung des Hauptausschuffes? Genf, 19. November. In den Sonntagabendstunden haben nach der offiziellen Mächtebefprechung von neuem zahl reiche Einzelunlerredungen stattgesunden. Auf englischer Seite werden die Gerüchte über eine bevorstehende Romreise des englischen Außenministers zunächst noch energisch dementiert. Als einzigen Ausweg soll man jetzt in englischen und franzö sischen Kreisen die Vertagung des Hauptausschuffes vom 4. Dezember aus den 3. Januar erwägen. Hierdurch würde das gesamte Konserenzwerk bis Anfang des nächsten Jahres zum Stillstand kommen. Der vielerörterte Gedanke einer Vier- Mächtekonferenz außerhalb Genfs scheint infolge des französi- fchen Widerstandes und englischer Befürchtungen noch nirgends direkt behandelt worden zu fein, befonders da die italienische Regierung sich eine ausfallende Zurückhaltung auferlegt und mit dem zwangsläufigen Zusammenbruch der Genfer Verband, lungen rechnet. Eine Vertagung der Abrüstungskonferenz bis Anfang nächsten Jahres würde nach hiesiger Beurteilung den Rücktritt des Präsidenten Henderson von neuem zur Debatte stellen und gleichzeitig eine außerordentlich ernste Gefährdung der an sich schon schwerbedrohten Stellung Simons bedeute». Die weiteren Entscheidungen sind vorläufig auf Montag nachmittag verfchoben worden. Mandschureistaates und der Südostgrenze Rußlands vor geschlagen! Auch daran war noch am Tage vorher nicht zu denken. Beide Gegner werden weiter die Gewehre geladen lassen, werden weiter eine endgültige Entscheidung über die Vorherrschaft im Fernen Osten im Auge behalten — zunächst aber wird man aller Wahrscheinlichkeit nach in Tokio den Klang der Kriegstrommel stark abdämpfen. Die Gelegenheit ist freilich für Japan auchjetztne ' immer günstig angesichts der Tatsache, daß die im amerikanische Krise zur Leit die Beteiligung an kr rischen Abenteuern ungewissen Ausganges für Wahsington verbietet. Nun hat Tokio die Wahl, sofort koszuschkagen, bevor, also sich die russisch-amerikanische Einigung praktisch ans- wirken kann, oder eine vielleicht noch günstigere Gelegen heit abznwarten. Die japanische Regierung, die m abseh barer Zeit vielleicht unter der Leitung des jetzigen Kriegs-- ministers Araki stehen wird, hat eine Entscheidung "on ungeheurer Tragweite;« Men, an der anz Europa mehr oder weniger stark intereMsrt iA