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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das .Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an «Ueu Werktagen nachmittags 8 Uhr. Bezugspreis monatlich 2.— RM. krei Haus, bei Postbestellung L,8ü AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Npfg. Alle Postanstalten und Post- A«rZnNnllu^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Gewalt.Kriegod. sonstiger - Betriebsstörungen besteht Kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, avenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis7 Vie »gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs» psennige. die 3 gespalten- Reklamezeile im textlichen Teile I RM. Nachweisungsgebühr M Reichspsennige. Borge nden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 b"?ücksich§g°^AnAch-n- annahmebisnorm.lv Uhr, - - Für die Richtigkeit de» durch Fernrut übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durti, Klag- eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 269 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „AmtsblaU' Wilsdruff-Dresde" Postscheck: Dresden 264» Freitag, den 17. November 1933 Die EnWMung des herrischen Handels. In diesen Tagen, in denen Vertreter des deutschen Handels sich in Braunschweig zusammenfinden, um sich immer fester, immer enger zusammenzuschließen, muß es von besonderem Reize sein, auf die bescheidenen An fänge dieses Handels, der dann so mächtig emporwuchs und alle Märkte der Welt eroberte, hinzuweifen. Im ganzen neigt man dazu, den Handelsbetrieb in der Früh zeit deutschen Gewerbefleißes zu unterschätzen. Es gab aber schon im frühen Mittelalter in täglich wachsender Zahl Leute, die aus dem Handel im Umherziehen einen Beruf machten, die die Erzeugnisse der Landwirtschaft und die Erzeugnisse des Hausfleißes gegen Schmucksachcn, Waffen usw. eintauschten. Denn trotz der Be mühungen schon Karls des Großen um Hebung des Münzwesens blieb zunächst der Geldverkehr sehr gering. Anfangs blieb der Handel im wesentlichen Binnen- und Grenzhandel, und einen festen Handelsstand gab es lange nicht, wie denn z. B. Mönche mit ihren kunstgewerblichen Erzeugnissen handelten, so daß ihnen gelegentlich das Hausieren verboten werden mußte. Vor allem aber ist zu bemerken, daß der Handel in den Händen fremder Kaufleute lag, italienischer, slawischer, jüdischer. Jahrzehntelang dauerte es, ehe sich einheimische Kaufleute durchsetzen konnten, aber es kann nicht oft genug betont werden, daß es nicht Handelsgesellschaften, daß es nicht Großbetriebe waren, die den deutschen Handel vorwärtsgebracht und großgemacht haben, sondern daß der einzelne Mann, der „Einzelhandel", der mit eisernem Fleiß, mit bewundernder Sach- und Fach kenntnis für sich allein, damit aber für das ganze Voll arbeitete, im Laufe der Jahrhunderte dem deutschen Handel fein hohes Ansehen in der Welt verschafft hat. Insbesondere waren es die F ri es en, die, während das übrige Land sich vornehmlich der Landwirtschaft widmete, sich als ein wirkliches Handelsvolk zeigten: sie brachten Wein von der Mosel die Flüsse hinauf und trieben einen ausgedehnten Tuchhandel. Daß die ersten Kaufleute unfrei, also, wie die ersten Handwerker, von einer Grund herrschaft abhängig gewesen seien, ist nicht nachweisbar. Ein Hauptteil des städtischen Handels wurde von den Handwerkern getragen, die für das, was sie her stellten, Absatz suchten und fanden. Das eigentliche Arbeitsfeld der ersten Kaufleute war indessen der Handel mit Gewürzen, Weihrauch, feinen Tuchen und kostbaren Stoffen, Edelsteinen usw., daneben mit Wein, Sl, Ge treide Wachs und dergleichen. In drei Gebieten vor allem entwickelte sich der Handel nach und nach lebhafter. Das eine Gebiet lag im Süden, war aber nicht, wie erst viel später, wesentlich nach Italien gerichtet, sondern nach Byzanz. Der Punkt, der, auf altem Römerboden ge legen, in Deutschland diesen Handel beherrschte, war von altersher Regensburg: reiche Regensburger Kauf leute gingen bis in den slawischen Osten hinein, nach Kiew und Moskau, und holten von dort orientalische Waren. Im Westen, auch auf altem Kulturboden, lag das zweite wichüge Handelsgebiet. Mainz, „das goldene Haupt des Reiches', war dort das alte Zentrum und behauptete seine allgemeine Bedeutung viele Jahrzehnte, bis es vor Köln, besonders wegen des Seehandels nach England, zurücktreten mußte. Unter den deutschen Kaufleuten in England, die schon um das Jahr 1000 be sondere Vorrechte oder vielmehr Gleichberechtigung mit den englischen Kaufleuten gegen bestimmte Abgaben er langt hatten, sind die Kölner am wichtigsten. An der Nordsee, an den Rheinmündungen aber lag der Haupt handel in den Händen der bereits erwähnten Friesen, die auch den Rhein-hinaus bis Mainz handelten. Dieser friesische Handel'beruhte indessen, soweit er Tuchhandel war, weniger auf der einheimischen Erzeugung als auf den von ihr». verbreiteten bunten, englischen Tüchern, Mänteln usw. Ein gewaltiges, neues Gebiet aber öfsnete sich für den deutsche« Handel immer mehr im slawi sch e n O st e n. Hier erstreckte sich der Handel auf Rohstoffe (Felle, Salz, Wachs, Honig), aus Pferde und aus — Menschen- Die Könige und Kaiser haben den Handel geschützt. Schon Karl der Große stellte alle fahrenden Kaufleute unter seinen Schutz: die deutschen wurden von Fremden als „des Kaisers Kaufleute' bezeichnet. Auch rechtlich ist ihren besonderen Belangen Rechnung getragen worden. Im Schutze der Reichsgewalt hat sich der Handel als wirt schaftlich folgenreicher Faktor entwickeln können. Der Kaufmann konnte den zunehmenden Wohlstand der Bevöl kerung, das Bedürfnis nach feinerer Gestaltung des Lebens ausnutzen, selbst Wohlstand erringen und sich soziales Ansehen geben. Um immer weiter zukommen, half er sich durch Zusammenschluß mit anderen: erst die gemeinsamen Gruppenfahrten in fremde Länder verbürgten den Erfolg. Solche Vereinigungen entstanden zunächst für die Seefahrt, weil der einzelne selten allein ein Schiff ausrüsten und mit Waren füllen konnte. Aus veullcde Friedenspolitik Berlin—Warschauer Annäherung. Die Bedeutung des Berliner Abkommens, Das Ergebnis der ersten Unterredung des Reichs kanzlers Adolf Hitler mit dem neuen polnischen Ge sandten Lipski ist eine gemeinsame deutsch-polnische Gewaltsverzichtserklärung. Schon vor zwei Monaten wurde bei einer ähnlichen Besprechung mit dem Vorgänger des Gesandten vereinbart, daß alle An strengungen für eine Normalisierung der deutsch-polnischen Beziehungen gemacht werden müßten. Es ist erfreulich, daß schon jetzt ein erstes praktisches Ergebnis vorliegt. Die Neichsregierung gibt damit wieder einen neuen tätigen Beweis für ihre friedliebende Politik. Man erinnert sich, wie schon vor dem Regierungswechsel in Danzig gewisse Auslandskreise mit Unterstützung der Danziger Marxisten Tendenzgerüchte des Inhalts zu ver breiten versuchten, eine nationalsozialistische Regierung in Danzig wäre gleichbedeutend mit sofortigen Schwierig keiten zwischen Danzig und Polen. Bekanntlich trat das Gegenteil ein. Die Beziehungen zwischen Danzig und Polen waren noch nie so aussichtsreich wie seit den er folgreichen Bemühungen der Negierung Nauschning. In noch weit höherem Maße straft diese Berliner Ab machung alle gegen die nationalsozialistische Regierung ausgestreuten Hetzereien Lügen. Die Berliner Verhand lungen erhalten noch ein besonderes Gewicht dadurch, daß sie aus freier Initiative der Polen entstanden sind. Nichts ist bezeichnender, als daß die deutsch-polnische Gewaltverzichtserklärung in Paris nicht nur aufs stärkste überrascht, sondern geradezu eine gewisse Erbitterung verursacht hat, ein Beweis dafür, daß jede wahre Friedenspolitik der französischen Politik direkt zu widerläuft und ihr höchst unbequem ist. Und auch bei dieser Gelegenheit zeigt sich Frankreich als der alte F ri e d e n s st ö r er: die Pariser Presse hat teilweise nichts Wichtigeres zu tun, als auch hier wieder die Auf richtigkeit der Reichsregierung anzuzweifeln, wie das ja auch Sarraut und Paul-Boncour in ihren Erklärungen vor der Kammer dieser Tage, mehr oder weniger umschrie ben, getan haben. Insbesondere versucht der Warschauer Vertreter der halbamtlichen französischen Havas-Agentur, eine Gegenmine zu legen, indem er die Territorialfrage aufwirft, nach einer deutschen „Garantie für den Korridor" sowie einem „Verzicht auf Danzig" fragt und der Reichsregierung unterstellt, sie wolle durch ihre Politik vor allem „die ge meinsame Front zwischen Frankreich, Polen und der Kleinen Entente zerstören". Der „Petit Parisien" spricht in diesem Zusammenhang die aufschlußreiche Besorgnis aus, Deutschland könne solche Abkommen auch mit anderen Nachbarstaaten, „insbesondere mit der Tschechoslowakei", schließen. Geht den Herren in Paris vielleicht ein Licht darüber auf, daß die Zeitentwicklung über die französische Diktatpolitik allmählich hinweggehl? Frankreich könnte sich in der Tat an den Berliner Be sprechungen ein Beispiel nehmen, wie man in direkte Ver handlungen miteinander tritt, ohne vorher eine unüber steigbare Mauer von Vorbehalten und Bedingungen zu errichten und damit jede wirkliche Verhandlung von vorn herein aussichtslos zu machen. Das wird auch außerhalb Deutschlands erkannt. Es will schon etwas heißen, wenn die gewiß nicht besonders deutschfreundliche Londoner „Morning Post' im Hinblick auf die Berliner Besprechungen mit deutlicher Wendung an die Adresse Frankreichs schreibt: „Insbesondere soll man Deutschland freie Hand lassen, auf dem Wege der friedlichen Mittel die bestmögliche Lösung der Korridor- und der Oberschlesienfrage zu er halten." Und es erscheint als eine erfreuliche Einsicht, wenn polnische Zeitungen, die die Berliner Meldungerd groß aufmachen, u. a. schreiben: „Eine besondere Be deutung gewinnt die Tatsache durch den Umstand, datz Deutschland nicht mehr dem Völkerbund angehört «nd datz die gegenwärtige Form des Schiedsverfahrens weih vollkommener ist als die von Locarno.*, Selbstverständlich betont die Warschauer Presse dann, daß die internationale Politik Polens in nichts abgeändert werde. Gleichviel, das Berliner Abkommen hat zunächst ein mal eine andere Atmosphäre zwischen Deutsch land und Polen zu schaffen begonnen. Die Gewaltver zichtserklärung hat selbstverständlich nicht das geringstes mit irgend einer Art von Ost-Locarno, also mit irgend^ welchen Gebietsverzichten, zu tun. Wohl aber eröffnet sie die Möglichkeit zu weiteren Besprechungen zwischen Deutschland und Polen, vor allem über die Minderheiten-, die Oberschlesien- und die Wirtschafts- fragen. Der deutsche Gesandte in Marsch»«, von Moltke, wurde vom Handelsminister Zarzycki z« einer! längeren Besprechung empfangen. Diese Unterhaltung steht, ebenso wie die kürzliche Konferenz mit Außenminister Beck, mit der Fortsetzung der seit mehreren Tagen unter brochenen deutsch-pol nischen Wir tjch. af t s » Verhandlungen im Zusammenhang. * „Ay? dem Wege zur Befestigung des Friedens mit Deutschland." Echo des deutsch-polnischen Abkommens. In polnischen politischen Kreisen wirlj die Erklärung des ReichskanzKers Hitler dem polnischen Gesandten Lipski gegenüber als ein wichtigst Schritt auf dem Wege zum Beginn günstiger B e« Ziehungen beurteilt und ebenso lebhaft erörtert. Del Besuch des französischen Botschafters beim Außenminister Beck dürfte unser anderem auch in diesem Zusammenhang erfolgt sein. Die Warschauer Presse widmet den Berliner Bericht über die Unterredung zwischen der» Reichskanzler und dem polnischen Vertreter die größt« Aufmerksamkeit. Die Überschrift des regierungsl freundlichen „Kurjer Czerwonny" lautet „Auf dem Weg« zur Befestigung des Friedens mit Deutschland" und „Be< deutsame Erklärung über die Nichtanwendung von Gs Walt". Die Erklärung des Reichskanzlers bezeichnet dal nationaldemokratische Blatt „ABC." als „eine zweifellos günstige Erscheinung". Der rechtsoppositionelle „Kurjer Warszawska" erwartet von dem Fortgang der deutsch-polnischen Besprechungen vor allem die Regelung der Handelsbeziehungen sowi« eines Teiles der politischen Fragen. * Auch in England findet die deutsch-polnische Ab< machung starke Beachtung. Die Überschrift des „Star* lautet „Eine wirkliche Friedensbewegung". Wenn nicht alle Anzeichen täuschen, so heißt es in de» Reutermeldung, „dann bedeutet diese Abmachung eine« äußerst wichtigen Schritt zu einem stabilen Frieden in Europa". — In Danzig wird die Abmachung mit B e< friedig ung ausgenommen. Der „Paris Soir" bezeichnet die deutsch-polnisch« Annäherung als ein internationales Ereignis, wie man es seit Locarno nicht mehr erlebt habe. Der deutsch-polnische Nichtangriffsvertrag bewirkl keine Entfernung Polens von seinen Verbündeten. Dii deutsch-polnische Annäherung könne vielmehr eine An näherung derselben an Deutschland fördern. Aber eines der mächtigsten Hindernisse für Besserung der Beziehungen zwischen Paris und Berlin sei somit ausgeschattet. ähnlichem Grunde bildeten sich früh Karawanen zu Lande. Solcher Zusammenhalt ergab sich dann weiter auch draußen, wo man in fremden Marktorten gemeinsame Häuser für Lagerung der Waren und für Unterkunft er richtete. Der Zusammenschluß verlor dann häufig den vorübergehenden Charakter und erhielt sich, dem genossen schaftlichen Geiste des Mittelalters entsprechend, auch daheim. Die K a u sm a nn s g i l d e n, die in vielen, besonders in niedersächsischen Städten auftraten, sind dafür ein Zeugnis. Diese Gilden bildeten die Vorstadien der LvLll-Oa — L>r. Ley Schirmherr für den Tag des deutschen Sandel«. Der Stabsleiter der Politischen Organisation dey NSDAP, und Leiter der Deutschen Arbeitsfront, Staats-, rat Dr. Ley, hat die Schirmherrschaft für den nächsten Sonntag in Braunschweig stattfindenden Tag des deutschen Handels übernommen. Die Hauptrede auf der Kundgebung am Sonntagvormittag hält der Präsident des R-tchsstaudes des Deutschen Handels, Dr. v. Rentelru