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Wilsdruffer Tageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Das .Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Werktagen nachmittags S Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM srci Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanstalten und Posts ^ZettBesL^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend k-gkmIm Fa^ Gewalt, Krieg od.sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke « «^.nurwr„n^ Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmackunoe« d-v rr. des Stadtrats zu Wilsdruff, des F°rs.-°n.-m.- ThL°"nddÄ"LA7-7zL^ «"nL^o^V' Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 't7r°LN°L^ durch F-rnrui üb-rmitt-ltrn Anzeigen üd-rn. wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlisch^- "" Nr. 268 — 92. Jahrgang Postscheck: Dresden sazu Donnerstag, den 16. November 1933 Telcgr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Sie desitslhe KM Die Reichskutturkammer eröffne». Festakt in der Berliner Philharmonie. In einem so feierlichen wie festlich-schönen Weiheakt in der Berliner Philharmonie wurde die Reichs kullurkammer eröffnet. Der große Saal hatte würdigen Schmuck erhalten; Blickpunkt war ein riesiges Hakenkreuzsymbol, das den Orgelprospekt verdeckte. Um 12 Uhr hatte sich der Saal mit einem erlesenen Publikum gefüllt. Man sah sämtliche Mitglieder der Reichsregierung, die Staatssekretäre, zahlreiche Vertreter der preußischen und der Läuderregierungen, die Spitzen der sonstigen Be hörden, die führenden MänNer der NSDAP., die be deutendsten Köpfe aus Kunst und Wissenschaft sowie die meisten Mitglieder des Diplomatischen Korps. Plötzlich erhob sich alles: geleitet von Reichsminister Dr. Goebbels und Staatssekretär Funk betrat Reichskanzler Adolf Hitler den Saal, von den Anwesenden mit dem deutschen Gruß empfangen. Unter Leitung des Generalmusikdirektors Furt wängler spielte dann das Philharmonische Orchester Beethovens „Egmont"-Ouvertüre in wunderschönem Vor trag, der stürmischen Beifall hervorrief, Friedrich Kayßler las Schillers Worte „über das Erhabene", Heinrich Schlusnns sang mit gewohnter Meister schaft „An die Musik", „Heimweh" und mußte der Be geisterung der Zuhörer die „Zueignung" von Richard Strauß zugeben. Der große Komponist dirigierte dann selbst sein Festliches Präludium, worauf Reichsminister Dr. Goebbels in einer großen Rede über das Thema «.Die deutsche Kultur vor. neuem Anfang" sprach. M MM Allsllllg. sich ausuimmt, ihre Zielsetzung zu der seinen macht. Kurz und gut, wenn er nicht in ihrer Nachhut, sondern in ihrer Vorhut mitmarschiert. Der Sinn der Revolution, die wir gemacht haben, ist die Volkwerdnng der deutschen Nation. Diese Volkwerdung war zweitausend Jahre lang die Sehnsucht aller guten Deutschen. Wir können heute die historische Tragweite dieses Volkwerdungsprozesses über- hauvt noch nicht überblicken. Das System, das wir niederwerfen, fand im Libera lismus seine treffendste Charakterisierung. Wenn der Liberalismus vom Individuum ausging und den Einzcl- mcnschcn in das Zentrum aller Dinge stellte, so haben wir Individuum durch Voll und Einzelmensch durch Ge meinschaft ersetzt. Freilich mußte dabei die Freiheit des Individuums insoweit eingegrenzt werden, als sie sich mit der Freiheit der Nation stieß oder in Widerspruch befand. Das ist keine Einengung des Frei h eiisb e g riffes an sich. Das war vielleicht das schlimmste Vergehen der künst lerisch schaffenden Menschen der vergangenen Epoche, daß sie nicht mehr in organischer Beziehung zum Volke selbst standen und damit d ieWurzelverloren.die ihnen täglich neue Nahrung zusührte. Vor hier ab setzt die lebensbedrohende Krise der kulturschaffenden Menschen in Deutschland ein. Kultur ist höchster Ausdruck der schöpferischen Kräfte eines Volkes. Der Künstler ist ihr begnadeter Sinngeber. Es wäre vermessen, zu glauben, daß seine göttliche Mission außerhalb des Volkes vollendet werden könnte. Sie wird für das Volk durchgcführt, und die Kraft, deren er sich dabei bedient, stammt aus dem Volk Von der feierlichen Eröffnung der Reichskulturlammer. Unser 'Bild von der Feier zeigt einige der Gäste: (erste Reihe, von links) Reichs justizminister Gürtner, Reichsverkehrsminister Frei herr Eltz v. Rüben ach, Reichswirtschaftsminister Schmitt, Reichsarbeits minister Seldte, Reichs innenminister Frick, Mi nisterpräsident Göring, Vizekanzler von Papen, Reichskanzler Ad. Hitler, Reichsminister für Propa ganda und Volksausklärung Dr. Goebbels. „KM - der höchste Ausdruck eines Volkes." Reichsminister Dr. Goebbels führte u. a. aus: Die Revolution, die wir gemacht haben, ist eine totale. Sie hat alle Gebiete des öffentlichen Lebens erfaßt und von Grund auf umgestaltet. Sie hat die Beziehungen der Menschen untereinander, die Beziehungen der Menschen zum Staat und zu den Fragen des Daseins vollkommen geändert und neu geformt. Es war in der Tat der Durchbruch einer jungen Weltanschauung, die 14 Jahre lang in der Opposition um die Macht ge kämpft hatte, um dann unter ihrer Zuhilfenahme dem deutschen Volk ein neues Staatsgefühl zu geben. Revolutionen beschränken sich niemals auf das rein politische Gebiet; sie greisen von da über auf alle anderen Bezirke menschlichen Zusammenlebens. Wirtschaft und Kultur, Wissenschaft und Kunst bleiben davon nicht ver schont. Es ist Politik in einem höheren Sinne, als wir ihn gemeinhist verstehen. Auch der schöpfe rische Mensch, und gerade er wird in den Strudel des revolutionären Geschehens mit hineingezogen. Nur dann ist er seiner Zeit und ihren Aufgaben gewachsen, wenn er sich nicht damit begnügt, die Revolution passiv an sich Vorbeigehen zu lassen, sondern vielmehr, wenn er aktiv in I sie eingreift. sie bewußtbeiabt. ihren Rbvtbmus in j Ist die eben überwundene deutsche Geistesepoche nicht ein beredter Beweis dafür? Die deutsche Kunst, los gelöst von den Kräften des Volkstums und nur noch einem individuellen Freiheitsbegriff huldigend, der sehr bald in der geistigen Anarchie ausmündete, verlor sich im Gestrüpp des modernen Zivilisationstaumels und war bald nur noch Experiment, Spielerei oder Bluff. Sie sank herab zum bloßen Artistentum. Wenn die Kunst nur noch für die Kunst gilt, wenn ihre Gesetze nur noch dem künstlerischen Menschen ver ständlich sein sollen, dann verengert sich der Kreis ihrer Gläubigen in einem Umfang, daß ihre primitivste Existenzsühigkeit ans das tödlichste bedroht ist. Wenn die akuten Probleme des Lebens nicht mehr die großen Würfe sind, mit denen der künstlerisch schaffende Mensch nach der Unsterblichkeit zielt, dann hat er bereits seine eigentliche Sendung verspielt. Der Liberalismus endet im Verfall des geistigen Lebens. Ganz wenige Einzelgänger, die die liberale Gesellschaft sich hält, um nach außen hin das Prestige zu wahren, wandeln auf den Höhen des Geldes und der Bewunde- runq. Die übrigen aber, die vielen oder allzuvtelen, sinken hernieder in die amorphe Masse des Kunstproletariats, um hier deu Kampf aller gegen alle zu eröffnen. Das ist die Tragödie des kultursch affende «Menschen in Deutschland, der, an der Wende zweier weltgeschicht licher Epochen stehend, den Bruch mit der Vergangenheit zu vollziehen und den Weg zur Zukunft zu finden, nicht den aeiltiaen Mut ausbrinat. Der Aufmarsch, den wir begonnen und vollendet haben, ist ein Aufmarsch der Gesinnung. Was uns an materiellem Glück vom Schicksal in dieser Zeit versagt blieb, das haben wir durch die Beglückung neuer Ideen doppelt und dreifach aufgeholt. Es ist eine Art von stählerner Romantik, die das deutsche Leben wieder lebenswert gemacht hat. Lassen Sie mich, um der Gefahr des Mißverständ nisses auszuwcichen eine Reihe von Befürchtungen, die laut geworden sind, gleich hier widerlegen und zurückwcisen. Niemand von uns ist der Meinung, daß Gesinnung Kunst ersetzen kann. Auch bei der Kunst kommt es nicht darauf an, was man will, sondern vielmehr daraus, was man kan n. Die Gesetze der Kunst können niemals geändert werden, sie sind ewig. Nur geweihte Hände haben Vas Recht, nm Altäre der Kunst zu dienen. Was wir wollen ist mehr als dramatisiertes Parteiprogramm. Uns schwebt als Ideal vor eine tiefe Vermählung des Geistes der heroischen Lebens auffassung mir de,, -wistr? Gesetzen der Kunst. Wir ver stehen Tendenz in einem höheren BeZriss; für «ns zielt sie nach dem Volk, in dessen Boden die Wurzeln allen Schöpfertums liegen. Niemand hat das Recht, uns in den Verdacht M neh men, daß wir aus Gründen tendenziöser Propaganda jenem Dilettantismus des Feld freigeben wollten, der noch immer die wahre, edle Kunst zu Tode geritten hat und damit auch einer echt verstandenen Propaganda nur Schaden zufügen konnte. Wir empfinden selbst zu künst lerisch, um vor dem Dilettantismus die Waffen zu strecken. Es steht uns nicht zu, den großen Wurf des Genies erz setzen zu lassen durch den Herz- und blutlosen Dilettantismus eines Heeres von Nichtskönnern, die der Herr in seinem Zorn erschaffen hat. Vielleicht wird die Kunst sich früher oder später der Stoffe und Probleme bemächtigen, die wir aufgeworfen haben. Es würde ihr und uns zum Nutzen gereichen. Wir habe« nicht die Absicht das zu kommandieren. Aber es steht uns das Recht zu, darüber zu wachen, daß, to ste aufgegriffen, sie auch g e m e istert werden. Darüber hinaus aber wollen wir nur die guten Schutzpatrone der deutschen Kunst und Kultur aus allen Gebieten sein. Kein Vorwurf hat uns in der Ver gangenheit fo tief zu treffen vermocht, wie der, daß dei Nationalfozialismus geistige Barbarei sei und am End« zur Vernichtung des kulturellen Lebens unseres Volkes führen müsse. Wir haben die schöpferischen Kräfte der deutschen Nation wieder sreigelegt; sie mögen sich ungehindert entfalten und reiche Frücht« tragen am Baum eines neuerstandenen Volkstums. Das ist auch der Sinn der Reichskultnr- kammer, die wir dem Gesetz entsprechend heute feier lich eröffnen und konstituieren. Sie stellt den Zusammen schluß aller Schaffenden in einer geistigen Kultureinheit dar. Die schaffenden Menschen sollen sich in Deutschland wieder als eine Einheit empfinden; es soll ihnen jenes Gefühl trostloser Leere genommen werden, das sie bisher von der Nation und ihren treibenden Kräften trennte. Nichts wäre irrtümlicher, als wenn die Gründung der Reichskulturkammer, die der Entwicklung und nicht dem Stillstand dienen soll, so verstanden würde, als wäre damit dem Banausentum die Bahn freigemacht und der Jugend der Weg nach oben versperr«. Der neue Staat hat seine eigenen Gesetze. Ihm unter liegen alle, vom Ersten bis zum Letzten. Auch der Künstler hat die Pflicht, sie anzuerkennen und zur Richtschnur seines schöpferischen Handelns zu machen. Darüber hin aus aber ist er frei und ungebunden. Das Beste ist gerade gut genug, dem deutschen Volke in seiner Not und Bedrängnis Speise der Seele zu geben. Der Staat hat hier nur dis Pflicht, zu fördern, zu pflegen und dem Neuen die Wege frei zu machen. Im Rahmen der Reichskulturkammer soll jede Konjunkturhascherei von vornherein ausgeschlossen sein. Wir haben den Mut, großherzig zu sein und wünschen und hoffen, daß unsere Großherzigkeit durch gleiche Großherzigkeit seitens der Künstlerwelt belohnt wird, der wir unsere ganze Sorge und fördernde Pflege angedeihen lassen »vollen. Die neue nationale Kunst Deutschlands wird in der Welt nurdann Achtung genießen und über die Grenzen unseres Landes hinaus vom Wachen Kulturwillen des jungen Deutschland zeugen können, wenn sie fest und un lösbar im Mutterboden des eigenen Volks tums verwurzelt ist. Was deutsch und echt, das soll die Welt aufs neue erfahren. Die deutsche Kunst, die zum Volke zurückkehrt, wird den schönsten Lohn dadurch empfangen, daß das Volk wieder zu ihr zurück kehrt. , . . Drehen wir unter die Vergangenheit, die wir mtt dieser Nechenschaitsleanna hinter uns lassen, einen Strich,