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Wärme. Dieser Nebelstani» kommt bei der Verwendung von Neonlicht in Wegfall. Hier fehlen die Wärmestrahlen. Da gegen-fördern .die roten und gelben Strahlen einen gleich mäßigen Wuchs. Daß der Bauer sich nach Möglichkeit der ihm durch die Technik gebotenen Vorteile bedienen muß, kann nicht gut be stritten werden. Auf der anderen Seite bemühen sich die Elektrizitätswerke, soweit sie vorwiegend ländliche Gebiete versorgen, auch in der Nacht Strom abzusetzen, um auf diese Weise einen Ausgleich zwischen der Leistung ani Tage und in der Nacht herbeizuführen. Man untersucht daher ge meinsam mit Gartenbauversuchsanstaltcn und den landwirt- schastlichen Instituten gleicher Art die Frage, in welcher Weise der Ernteertrag durch elektrische Heizung und Beleuchtung der Pflanzen erhöht werden kann. Das Neueste auf diesem Gebiete ist die Reinigung des Bodens. Die im Humus enthaltenen mikroskopisch kleinen Würmer, Schimmel und Pilzkrankheiten bilden häufig eine Gefahr für die Entwicklung der Gewächse. Früher hat man Wohl die Erde durch Oefen geheizt oder Dampf eingeführt, um eine Erwärmung auf hundert Grad zu erreichen. Aber das Verfahren wies Mängel auf. Die Hitze verteilte sich nicht gleichmäßig. Und wenn man Dampf verwendete, wurde die Erde feucht, weil er sich in die flüssige Form des Wassers ver wandelte. Der elektrische Strom kennt diese Untugenden nicht. Er verteilt die Wärme gleichmäßig. Er benutzt auch den feuchten Boden als Widerstand und tötet die kleinen Schädlinge. » Schon seit längerer Zeit legt man im feuchten, kalten Frühjahr Kabel in die Erde. Das Verfahren hat bedeutende Erfolge gezeitigt. Der Strom schützt Treibhäufer vor Frost gefahr und erwärmt die Keimkästen. Noch andere Wohltaten erweist er der Pflanzenwelt. Sie zu nützen, ist das Gebot der ^Stunde, in der keine Möglichkeit außer acht gelassen werden darf, die bei der Belebung der Wirtschaft mitwirken kann. Norwegische Kleinigkeiten. Von Hermann Ulbrich'-Hannibal. Das Mädchen von Grip. Grip ist die kleinste Gemeinde Norwegens. Sie nimmt mit ihren 82 Inseln und 130 Schären noch nicht eine Boden fläche von einem halben Quadratkilometer ein und liegt west lich von Kristianfund im Atlantischen Ozean. Ihre zwei hundert Einwohner ernähren sich vom Fischfang. Zeitlebens, ohne etwas anderes zu sehen als das Meer und seine nackten Klippen. Manche der Bewohner dieser Inseln kommen Wohl erst nach ihrem Tode zum ersten Male in eine größere Menschen ansiedlung, nach der Stadt Kristiansund, um dort auf dem Kirchhof begraben zu werden. Denn auf Grip gibt es nicht jo viel Erde, daß man einen Kirchhof anlegen kann. Aus dieser Meereseinsamkeit kam ein junges Mädchen nach Kristiansund, als Hausangestellte zu einer Kaufmanns frau. Die kleine Insulanerin hatte es gut in der Stadt. Aber als sie dort einen Monat war, packte sie wieder ihre Sachen und fuhr in die Meereseinsamkeit ihrer Heimat zurück. Es schien ihr unmöglich in einer Stadt zu wohnen, die fünfzehn tausend Einwohner hat. Radfahrer und Fußgänger. Die Norweger haben seit einigen Jahren die Strecke von Drontheim nach Oslo zu Wanderungen ausersehen, wenn sie sich verpflichtet fühlen, ihre Beine zu Rekordleistungen anzu treiben. Gar mancher versucht es, seine Vorgänger auf dieser Strecke im Fußmarsch zu schlagen. Aber da eine Rekordleistung nicht geglaubt wird, wenn nicht Zeugen sie bestätigen können, nehmen sich die gehlustigen Norweger einen Radfahrer mit, der aufpaßt, daß sie sich nicht an einen Wagen hängen oder von einem Auto mitnehmen lassen. Ein Mann mit langen und schnellen Beinen hat diese Strecke nun in vier Tagen zurückgelegt und kam gesund in Oslo an. Aber der Radfahrer, der diese Rekordleistung be aufsichtigte, fuhr sich dabei krank und mußte ins Hospital ge bracht werden. Tante Anna. Der letzte deutsche Kaiser hatte sich auf seinen Nordland- reiscn nicht nur mit dem Schirmfabrikanten Eriksen in Bergen angefreundet, sondern auch mit dessen Schwester. Er nannte sie immer „Tante Anna". Das wußte jeder Norweger und freute sich darüber, daß ein hoher Herrscher mit einfachen norwegischen Bürgern -in so enges Freundschaftsverhältnis «nterbielt. - " Nach der Trennung Norwegens von Schweden im Jahre 1905 fuhr der deutsche Konsul aus Bergen nach Berlin, um dem Kaiser Bericht zu erstatten. „Also Norwegen hat sich von Schweden getrennt", sagte der Kaiser, „aber was sagt denn Tante Anna dazu?" Das wußte der Konsul zwar nicht, aber er behielt die Frage des Kaisers im Gedächtnis und erzählte sie in Nor wegen. Und noch heute berichten die Norweger stolz von dieser Kaiserfreundschaft. Nidaros. Nidaros war der ehemalige Name der Stadt Drontheim. Aber als der norwegische Storting dieser Stadt ihren alten Namen wiedergeben wollte, lehnten sich die Drontheimer da gegen auf; und zwar, weil die Anhänger der norwegischen Landessprache diesen Namen wieder einführen wollten, und die Drontheimer zum großen Teil die norwegische Reichs sprache sprechen. Die Drontheimer haben gesiegt, und heute heißt ihre Stadt wieder amtlich Drontheim. Aber die Anhänger der Landessprache, die zum größten Teil Landwirte in der Um gebung Drontheims sind, lassen in Drontheim eine Tages zeitung „Nidaros" erscheinen, die den meisten Drontheimern selbstverständlich ein Dorn im Auge ist. Als ein norwegischer Stortingsmann in Drontheim weilte, wollte er, um sich mit den verschiedenen Meinungen vertraut zu machen, auch eine Nummer des Blattes „Nidaros" kaufen und forderte sie von einem kleinen Zeitungsjungen, der alle möglichen Parteiorgane, sogar kommunistische, feil hielt. Aber dieser Bursche war ein echter Drontheimer, der nichts von Nidaros wissen wollte und sagte stolz zu dem Stortingsmann: „Ich verkaufe keinen Dreck." Der Minister mit drei Frauen. Johann Ludwig Mowinkel ist ein volkstümlicher Nor weger. Nicht weil er Ministerpräsident ist, sondern vielleicht mehr darum, weil er schon neunmal in der Regierung gesessen hat. Und vielleicht noch mehr, weil ihm, wie ihm die Regie rung immer wieder aus den Händen gleitet, auch die Frauen abhanden kommen. Seine erste Frau starb. Er nahm sich, vielleicht ebenso mutig, wie er Wohl zum zweiten Male in die Regierung ge gangen sein mag, eine zweite Frau. Aber eines Tages ent deckte sie, daß sie den Vater des Staatsmannes mehr liebte als ihren eigenen Mann. Und so war Johann Ludwig Mowinkel wieder ohne Frau. Dessenungeachtet stürzte er sich zum dritten Male in die Ehe. Aber siehe, eines Tages entdeckte die neue Gattin, daß sie einen Nachbarn mehr liebte als ihren Mann. Johann Ludwig Mowinkel war wieder ohne Frau. Zum vierten Male hat er bisher die Ehe nicht gewagt. Aber wenn ihn jemand mach seiner Frau fragt, sagt er: „Ich habe drei Frauen gehabt, die erste hat mein himmlischer Vater genommen, die zweite hat mein irdischer Vater genommen, die dritte hat Herr Sowieso genommen." Der Bäcker von Bergen. Der Bergenser, der sich mit einem gewöhnlichen Norweger nicht auf eine Stufe stellen will, gilt für einen ruhigen Men schen. Er will, trotz des Hanseatengeistes, der in ihm steckt, feine Muße haben. So war es schon früher, und so ist es noch heute. Und deshalb stirbt auch die Geschichte von dem Bäcker nicht aus. Zu diesem Meister kam eines Tages, während er gerade zu Tisch sah und Wohl Fisch aß — fast jeden Tag gibt es in Norwegen Fisch —, ein Knabe, um ein Brot zu kaufen. Es ging dem Bäcker sehr gegen den Strich, Messer und Gabel — denn in Norwegen ißt man den Fisch so — aus der Hand zu legen und den jungen Kunden zu bedienen; er fertigte ihn mürrisch mit den Worten ab: „Gibt es denn keinen anderen Bäcker in dieser Stadt, daß Du mich beim Mittagessen stören mußt?" Der Bergenser erzählt diese Geschichte mit Vorliebe noch heute, um dadurch kundzutun, daß er seine Ruhe haben will. Humoristische Umschau. Unter Freundinnen: „Schon wieder einmal verlobt? Du bist wie ein Baum, Emma — jedes Jahr setzest du einen neuen Ring an." („Kölnische Jllustr. Zeitung.") * * „Warum bist du, armes Kind, deiner Mutter davon gelaufen? Wollte sie dich schlagen?" „Rein, Onkel — kämmen." („Fliegende Blätter.")