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lowin MN v-r pottttscyen Schulung der zunacu Lemejiei an der Universität Leipzig betraut. Diese politische Er- ziehnngsarbcit wird im Rahmen eines „Seminars füi politische Erziehung« vor sich gehen, das dem noch im Ausbau begriffenen „Institut für Politik« unter Leitung von Nniverptatsprofessor Dr. Hans Freyer (zurzeit .Direktor des „Instituts für Soziologie«) angeschlossen Spende des Sächsischen HauSbesitzervereins. Der neue Vorsitzende des Verbandes der Sächsischen -Grund- und Hausbesitzervereine, Stadtverordneter Noetzel ^(Chemnitz), Schatzmeister Stadtrat Richter (Chemnitz) und Verbandsdirektor Dr. Dumjahn (Dresden) wurden vom Reichsstatthalter Mutschmann empfangen und Über gaben ihm den Betrag von 100 000 Mark, den der Reichs statthalter Mutschmann freudig dankend entgegennahm chnd versprach, diesen Betrag im Interesse der notleiden den Bevölkerung zu verwenden. Schwerer Anfall beim Gerüstbau. Zwei Schwerverletzte. ! In Geilsdorf i. V. sind beim Niederlegen eines Gerüstes am Rittergut der Klempner Wischropp und der Maurer Buscher abgestürzt. Beide wurden schwer verletzt sns Krankenhaus Plauen gebracht. ' AStezelt de- deutschen Bauerntums. Der Rcichsbauerntag, der vom 20. bis 23. Oktober in Weimar stattfinden sollte, ist bis nach den Wahlen ver schoben worden. Die auf den 22. Oktober angesetzte Bauernkundgebung fand jedoch als erste große Wahl kundgebung der thüringischen Bauern statt. Drese Bauern kundgebung gibt uns Anlaß, aus eine kurze Blütezeit des deutschen Bauerntums im l3. Jahrhundert hinzuweisen. Während des ganzen Mittelalters ging es den Bauern nicht besonders gut, aber damals, im 13. Jahrhundert, gewannen die Bauern den Grundherren gegenüber an Selbstbewußtsein. Gewisse Abgaben und Lasten, die teil weise schon im 9. Jahrhundert festgesetzt waren, waren in dieser Zeit nicht mehr gestiegen, während der Bodenwert und auch der Bodenertrag stiegen. Die armen Leute, wie man die abhängigen Landbauern nannte, waren oft wohl habend. Sehr viele Bauern saßen erblich auf einem Zins gut, aber die Zinsen drückten in der Regel nicht. Politisch bedeutete der Bauer zwar nicht allzuviel, aber seine An gelegenheiten verwaltete er selbst; er zeigte z. B. selbstän digere öfsentltche Funktionen in der Teilnahme an dei alten Rechtsprechung, die sich im Freien abspielte. Es gab verschiedene Formen dieser Bauerngerichte, höher« und niedere Dorfgerichte, alle unter verschiedenen Leitern. Die Dorfordnungen zeigten ein buntes Bild ländlichen Versassungslebens voll landschaftlicher Eigenart. Am meisten gehoben, sozial wie materiell, erschien der Bauer im Westen und im Südosten Deutschlands, in Ländern, denen ein günstiger Boden beschieden war. Der Wohlstand äußerte sich damals in besserem Auf treten der Bauern, vor allem in ihrer Kleidung und in ihrer Nahrungsweise. Die Spiele und die bäuerlichen Tänze unter der Dorflinde oder an anderen Plätzen, das bunte Treiben der Mädchen und Burschen, sind ost ge schildert worden. „Arbeiten und Rcchttun" lautete dei Waylspruch der Bauern, die an ihrem Stande mit Stotz fcsthielten. Es zeigte sich bei ihnen das Gesühl, daß aui des Bauern Arbeit alle Stände aufbauten. „Noch lieber bin ich Bauersmann denn ein armer Hofmann«, sagt« mehr als ein Bauer. Aber auch in anderen Gegenden Deutschlands trug der Bauer ähnliche Züge. Am schärfsten ausgeprägt war der Freiheitssinn bei den Dithmarschen! auch an der Mosel und in der Eifel zeigten sich Selbst bewußtsein und ein gewisser Unabhängigkeitssinn. Wirtschaftlich ruhte aus dem Bauernstand im 13. Jahr hundert das Gefüge des staatlichen Lebens in hohem Grade. Im ganzen war damals die bäuerliche Wirtschaft, abgesehen von gewissen herrschaftlichen Vorrechten, faß selbständig geworden. Der ganze Betrieb ist in den Weis- tümern (Aufzeichnungen von Nechtsgewohnheiten) von der Bauern selbst geregelt worden, die Bestimmung der an- zubauenden Früchte, der zu beackernden Felder, die Zeil der einzelnen landwirtschaftlichen Arbeiten, die Ordnung der Düngung, des Weideganges, der Wiesenkulturen usw Und nach Möglichkeit suchten die Bauern über die Arbeits kräfte, über Matz und Gewicht, über den Verlaus der land wirtschaftlichen Erzeugnisse selbständig Verfügung zv treffen, wobei sie allerdings ein grundherr l r ch e s Vorkaufsrecht nicht beseitigen konnten. Der Eigen betrieb des Grundherrn beschränkte sich in der Regel aus den Herrenhof, aber diesem Herrenhof standen bäuerliche Wirtschaften, die nur zum Teil noch abhängig waren, gegenüber. Nur wo besonders große Einnahme-Interessen mitspielten, hatte der alte grundherrliche Betrieb sich er halten, z. B. im Wein- und Hopfenbau und bei gewissen Teilen der Viehzucht. Anderseits aber waren in dieser Zeit des deutschen Bauerntums zahlreiche Herrenhöfe an Bauern verpachtet worden. Börse. Sandel. WirMatt. Amtliche sächsische Notierungen vom 28. Oktober. Dresden. Bei sehr kleinem Geschäft verkehrten die Effekten- markte behauptet. Sächsische Straßenbahn gaben 9,5, Kieler Elche 3, Sächsische Bodenkreditanstalt 1,25, Veltener Ofen, von Heyden, Industriewerke Plauen und Lingner je 1 Prozent her. Sachsenwerk stiegen dagegen 4 Prozent. Von festverzins- Uchen Werten verloren Dresdner Staadtanleihen je 0,5 und Dresdner Schatzanweisungen 0,4 Prozent. Auch die übrigen Stadtanleihen gaben überwiegend eine Kleinigkeit nach. Leipzig. Die Stimmung war ausgesprochen still aber nicht unfreundlich. Bemerkenswerte Kursveränderungen waren kaum zu verzeichnen. Sachsenwerk gewannen 2, Altenburger Landkraft 1 Prozent. Demgegenüber verloren Berliner Han delsgesellschaft und Thür. Gas je 1,5 Prozent. Der Anleihe markt war ruhig. Leipziger Produktenbörse. Weizen inl. 76 bis 77 Kg. 181 bis 183, Festpr. 180, Roggen hies. 72 b. 73 Kg. 152—153, Fest preis 147, Sommergerste inl. Brauware 180—190, Jndustrie- und Futterware sowie Wintergerste zweizeilig 172—177, vier zeilig 159—165, Hafer gelber 140—146, weißer 138—142, Mais La Plata 190—195, Donau 190—193, Cinqu. 200—205, Erbsen inl. Viktoria 420—170. Geschäftsgang: Alles ruhig. Amtliche Berliner Notierungen vom 28. Oktober. Börsenbericht. Die Börse war außerordentlich still, da infolge des frühen Börsenbeginns nur wenig Orders aus Publikumskreisen erteilt waren . Das Hauptgesprächsthema bildete der große Montanumbau im Westen, durch den endlich die Situation in der Montanidustrie eine wesentliche Klärung erfahren hat. Auch Renten lagen ruhig, wenn auch die Start bereitschaft der Reichsbank in der offenen Marktpolitik dem Markt einen freundlichen Grundton verlieh. Der Geldmarkt stand im Zeichen des nahenden Ultimo der Satz für Tagcs- geld versteifte sich weiter auf auf 4?4 Prozent. Devisenbörse. Dollar 2,84—2,85; engl. Pfund 13,35 bis 13,39; holl. Gulden 169,23-169,57; Danz. 81,67—81,83; franz Franc 16,40-16,44; schweiz. 81.12—81,28: Belg. 58,49-58,61; Italien 22,10—22,14; fchwed. Krone 68,83—68,97; dän. 59,61 bis 59,76; vorweg. 67,13—67,27; tschech. 12,40—12,42; öftere Schilling 49,05—48,15; Argentinien 0,96-0,96; Spanien 35,11 bis 35,19. Getrcidegroßmarkt Berlin. Das Geschäft nahm einen sehr stillen Verlauf. Von der Landwirtschaft lag im HinblicI auf die im neuen Monat eintretende Heraufsetzung der Fest preise wenig Ware vor, von der zweiten Hand gingen wieder größere Mengen um. In den Preisen kam es kaum zu Ver änderungen. Ausfuhrscheine waren für Dezemberlieferung -etwas gesucht, Dezember-Weizenscheine 150,50, Roggen scheine 123,75. Getreide und Olsaaten per 1000 Kilogramm, sonst bei 100 Kilogramm in Reichsmark: 28. 10. 27. 10. 28. 10. 27. 10. Wetz., mark. 189 189 pommersch. — — Rogq., märk. 153 — Braugerste 179-186 179 186 Futtergerste — — Sommerq. 159-166 159-166 Wtrgerste 2zl. 157-166 157-166 Wtrgerste 4zl. 153-156 153-156 Hafer, märk. — — pommersch. — V — Weizenmehl —- — per 100 Kg inkl Sack 31,0-32,0 31,0-32,0 Roggenmehl per 100 Kg inkl Sack 20,7-21,7 20,7-21,7 Weizkl k B 11,111,3 11.111,3 Roggkl.f. Bln. 10,0-10,2 10,0-10,2 Raps — — Leinsaat — — Viktoriaerbs. 40,0-45.0 40,0-45.0 kl. Speiseerbs. 33,5-38,0 33,5-37,5 Kuttererbsen 19,0-22,0 19.0-22.6, Peluschken 17.0-18,5 17,0-18,5 Ackerbohnen 17,0-18,0 17,0 18,6 Wicken — — Lupine, blaue — -V — Lupine, gelbe — — Serradelle — ' — Leinkuchen 11.9* 11,7* Erdnuß!. 10.1-10,6* 10,1-10.6* Trockenschn. 10,1 10.2 10.1-10.2 Sojaschrot 8,2-8.6* 8,2-8,6* Kartosselfl. 13.4-13F 13,4-13,5 *i Ausschließlich Monopolabgabe. Preise für Weizen und Roggen frei Berlin: für Brau-, Futter-, Sommer- und Wintergerste ab märkischer Station. Bremer Baumwollkurse. Dezember 10.48 Geld, 10,52 Brief; Januar 1934 10,63 Geld, 10,66 Brief; März 10,83 Geld, 10,85 Brief; Mai 10,96 Geld. 10.98 Brief; Juli 11,09 Geld, 11,10 Brief. Tendenz stetig. Loko: 10,95. Jie M ist immer M M! Auch Du mutzt Kumpfen gegen Hunger rind Kälte! Erfülle Icke Wie PW! Mnöftml-Vevgramm. Dienstag, 31. Oktober. Rcformativnssest. Selpzkg Welle 389,6 — Dresden Welle 318 6.15: W. Driske: Funkgymnastik. 4- 6L5 aus Breslau« Frühkonzcrt der Bergkapelle der Castellengogrnbe O.--S. H 8.30: Evangelische Morgenandacht. * 11L0 aus Eisenach: Die Kurrende singt Lutherchorälc. 4- 12.00: Mittagstonzert dei Orchesters der Kulturpolitischen Abteilung, Leipzig. Im An, schluß an Wetterbericht und Zeitangabe. DazwiscAn 4- 13.15« Tagesnachrichten (I) und Tagesprogramm. 14.00: Tages nachrichten (II). 4- 15.00: „Ich lob die lieben Frauwe« minck Lieder zur Laute. 4- 15.35: Wirtschaftsnachrichten. * 16.00: Nachmittagskonzert des Leipziger Sinfonieorchesters. * 17.30: Bücher, auf die wir warten. 4c 17.50 aus Dresden; Volksmusik. 4- 18.30: Aus Luthers Jugendtagen. 4c 18.50, Kurzbericht vom Tage. 4c 19.00: Stunde der Ration. Vesper- konzert aus der Stadtpfarrkirche in Wittenberg. 4- 20.00: Vor trag des Reichsbundes für deutsche Sicherheit. 4- 20.10 aus Wittenberg: Lutherische Vesper am Reformationsfest in dei Stadtkirche zu Wittenberg. 4- 20.40: Dokumente um Martin Luther. 4- 21.00: „Ein' feste Burg ist unser Gott." Ein Refor mationskonzert. 4c 22.00: Tages- und Sportnachrichten. 4- 22.30: Zeitfunk. Zwei Fußballstädtespiele. 1. Berlin—Dresden, 2. Leipzig—Chemnitz. 4- 23.00—24.00: Orchefterkonzeü. Deutschland sender 1635. ' 9.00: Sperrzeit. 4c 10.10: Vormittagskonzerk. M WLOr Fröhlicher Kindergarten. 4c 11.30: Onkel Paul als Baby und der Wirbelsturm in Kalifornien. 4- 15.00: Technische Baustunde der Jugend. 4- 15.45: Jagdgeschichten. 4- 17.00: Für die Frau. 4- 17.20: Klassische Kammermusik. 4- 18.05: Kunstgeschichte in Anekdoten. 4- 18.25: Politische Aeitungsschau des Drahtlose« Dienstes. 4- 19.00: Stunde der Nation. Zum Reformations tag: Vesperkonzert aus der Lutherkirche zu Wittenberg. 4- 20.00: Vortrag. 4- 20.10: Startbefehl. Hörspiel von Hermann Roßmann. 4- 21.25: Übertragung eines Konzertes aus dem großen Saal der Neuen Welt, veranstaltet vom Reichsbund der Körperbehinderten e. V. Mittwoch, 1. November. Leipzig Welle 389,6 Dresden Welle SIS, 6.15: Funkgymnastik (W. Driske). 4- 6.35 aus Berlin: Frühkonzert der Kapelle Herbert Fröhlich. 4- 8.00: Funk gymnastik. 4- 8.15: Unsere Losung. 4- 9.40: Wirtschafts-, Wetter- und Tagesnachrichten. 4- 10.10 aus Dresden: Schul funk. Was dem Engländer in Deutschland ausfällt. 4- 11.00: Werbenachrichten mit Schallplattenkonzert. 4- 12.00: Mittags konzert des Funkorchesters. — Dazwischen 13.15: Tagesnach richten (I) und Tagesprogramm. 4- 14.00: Tagesnachrichten (II). 4- 14.15: Steuerrundfunk. 4- 15.00: Ludwig van Beethoven: Quintett (Ls-Dur). 4c 15.35: Wirtschaftsnachrichten. 4- 16.00: Das Funkorchester spielt für die Jugend. 4c 17.05: Robert Mayer, der Entdecker des Energicgesetzes. 4- 17.40: Zeitfunk. 4c 18.00: Aus Tonfilmen (Schallplatten). 4- 18B0: Zum Ge dächtnis an den 1. November 1914: „Seeschlacht von Coronel". 4- 18.45: Wirtschaftsnachrichten. — Anschließend: Kurzbericht vom Tage. 4- 19.00: Stunde der Nation. Mannheimer Schule. Ein Konzert. 4- 20.05 aus Berlin: Volksliederwettbewerb um den Preis des Kanzlers für das beste deutsch« Volkslied. 4- 20.3^: Abendprogramm. 4- 22.00: Tages- und Sportnach nichten. 4- 22.30: Grundbegriffe der Vererbungslehre. 4- 23.06 bis 24.00 aus Dresden; Tanzmusik der Kapelle Arno Kaufmann. D e u 1 s ch l a n - s'e n d e 5? 9.00: Schulfunk: Hörbericht aus der Staatl. Porzellan- manusaktur Berlin. 4- 9.40: Kindergymnastik. 4- 10.10: Hans Sachs auf der Opernbühne. Vortrag. 4° 11.00: Stunde der deutschen Hausfrau. 4- 11.30: Deutsche Geschichtsforscher i» Italien. 4- 14.45: Kinderstunde: Kindcrtheater. 4- 15.45: Jagd geschichten. 4- 17.00: Sudetendeutsche Kulturwochen. 4: 17L5: Unterhaltung-;- und Tanzmusik. 4- 18.05: Was uns bewegt. 4- 18.30: Deutsch für Deutsche. 4- 19.00: Stunde der Natton. „Die Mannheimer Schule«, die Wiege der deutschen Klassik. 4c 20.05: Griff in die Welt. Hörbericht und Geschehnisse aus aller Welt. 4- 20.35: Wer hat gesungen? Der Hörer hat's Wort. 4c 21.15: Orchestertonzert. - - ZM W U Bckk MlW Roman von Chlotild« von Stegmann-Stein. 16. Fortsetzung Nachdruck verboten Ihre Augen waren von einem feuchten Schimmer be deckt, ihr Gesicht zeigte eine schamvolle Bewegung und plötz lich, unter seinem Blick, errötete sie ganz tief, begann zu zittern. „Sehen Sie mich nicht an," flüsterte sie, „ich schäme mich," und ehe er noch etwas zu sagen vermochte, entrang sich ein heißes Schluchzen ihrer Brust. Erschreckt und bewegt blickte Allan Parker auf das wei nende Mädchen. Marietta saß zusammen gesunken, wie von schwerem Leid gebeugt, und die Sonne wob eine Glorie von feurigem Gold um das rotleuchtende Haar, das unter dem kleinen weißen Hütchen in duftender Fülle sich hervordrüäte. Allan Parker hätte kein Mann sein müssen, wenn ihn der Anblick dieses schönen, in Tränen aufgelösten Mädchens nicht ergriffen hätte. Hier war eine Frau, di« um ihn weinte, die nicht da nach fragte, welche Stellung er einnahm, di« mit lachendem Munde gescherzt hatte, um die Liebe ihres Herzens zu ver bergen. Sein Selbstgefühl, so tief getroffen durch Beatens harte Abweisung, hier lebte es wieder auf. Wie falsch hatte er dieses Mädchen hier beurteilt; er hatte hinter der kalten, spielerischen Hülle «in kalt«s und spielerisches Herz vermutet. Und nun fand er gerade das Gegenteil. Als das Weinen neben ihm immer stärker wurde, legte er halb verlegen, halb bewegt seinen Arm um Marietta. „Weinen Sie nicht! Weinen Sie nicht so! Marietta, ich Litt« Sie!" Da wurd« das Schluchzen sanfter und leiser. Und vlöklick beugte sich Marietta Lerab. Allan schon eine glühende Röte in die Stirn, denn er fühlte Mariettas Lippen, die mit einem heißen und demü tigen Druck auf seiner Hand ruhten. Aber ehe er noch etwas zu sagen vermocht«, war sie auf gesprungen und lief mehr, als sie ging, den Weg zur Stadt hinunter. Achtes Kapitel. Allan war nach diesem Zusammensein mit Marietta ein wenig unbehaglich zumute. Nun er zum ruhigen Nachdenken kam und der flüchtige Sinnenrausch, in den die unmittel bar« Nähe des schönen Mädchens ihn versetzt, verflogen, fühlte er um so mehr, wie fern sie ihm doch stand. Und wie allmächtig seine unglückliche Liebe zu Beate war. Für Marietta «mpfand er «in warmes Mitleid, nicht mehr. Aber dies Mitleid genügte doch, um ihn am nächsten Tage in di« fein« kleine Privatpension zu führen, in die der Kommerzienrat Mersbrügge die Schwägerin seiner Frau einquartiert hatte. Die Szene, di« sich gestern im Walde zwischen ihm und Marietta abgespielt, war ihm in der Erinnerung sehr pein lich. Aber es war ein Gebot der Ritterlichkeit, sich um Ma rietta zu kümmern. Wer selbst unglücklich war, wie er, fühlte den gleichen Schmerz der anderen Menschen doppelt mit. Auf seine Frage noch Fräulein von Herward wurde er von einem Bediensteten in ein kleines Empfangszimmer im ersten Stock geführt. Es schien zur Privatbenutzung der Da men Herward bestimmt zu sein. Denn er hörte nebenan ein leises Sprechen, Bewegung, dann Mariettas Stimme. Bald daraus erschien ein korrekt gekleidetes Stubenmäd chen und bat ihn, sich eine Weile zu gedulden. Fräulein von Herward wäre noch bei ihrer kranken Mutter beschäftigt, würde aber sofort erscheinen. In Wahrheit war Marietta durchaus nicht bei ihrer kran ken Mutter. Vielmehr lag sie müßig auf dem Liegestuhl des kleinen Balkons, der nach dem Pensionsgartcn führte und las in einem eben erschienenen Roman. Allerdings schweif ten ihre Gedanken immer wieder ab und überlegten, wie sie das Sniel um ihre Zukunft weiterführen sollte. Als ihr Allan gemeldet wurd«, sprang sie hastig auf und lief in ihr Zimmer. Sie riß den Kleiderschrank auf und wählte unter ihren Kleidern, prüfte, verwarf wieder, bis sie sich schließlich entschlossen hatte. Sie wählte ein schlich tes Kleid, das einen betont einfachen Eindruck machte. Wie sie sich nun im Spiegel prüfte, sah sie sehr jung und kleinmädchenhaft aus. Aus dem herzförmigen kleinen Hals ausschnitt erblühte der milchweiße, schlanke Hals in zarter Schönheit. Die Aermel fielen wie weiße Glockenblumen aus einander und enthüllten die vollendete Schönheit der schlan ken Arme. Nun setzte sich Marietta vor den Toilettentisch. Sie nahm den Kohlestift, mit dem sie die Augenbrauen nachzuziehen pflegt«. Ihre geschickten Hände zauberten alsbald tief«, dunkle Schatten unter ihre Augen. Nun noch einen Hauch weißen Puders über das Gesicht und das ganz« Antlitz bekam einen Zug von Durchsichtigkeit und Leiden. Schnell stäubte sie noch aus dem kristallenen Flakon einen Hauch von Chypre über Hals, Haar, Arme und Kleid, prüfte noch einmal mit aufmerksamen Blicken ihre schön« Erscheinung, nahm ein feines Spitzentaschentuch in ihre Link« und öffnet« die Tür. Allan hatte am Fenster gestanden und, in trübe Ge danken versunken, auf die vornehme Parkstraße hinabge schaut. l Nun wandte er sich hastig um. Betroffen blieb er stehen. Dies Bild, das -sich ihm jetzt bot, war so gänzlich verschie den von dem, das er früher kannte. Marietta stand vor der Tür, mit einem wehen und angst vollen Ausdruck im Gesicht. Die schönen Augen waren tief verschattet, alles Strahlende und Selbstsichere schien hinweg- genommen von einem tiefen Leide. Aber um so liebreizen der sah sie aus, wie sie da in der Tür stand. „Mein gnädiges Fräulein," sagte Allan mit bewegter Stimme und ging auf Marietta zu, die immer noch regungs los, wie jeder Bewegung unfähig, am Türrahmen lehnte, „es ist mir «in Herzensbedürfnis, mich nach Ihrem Befinden zn erkundigen." d (Fortsetzung folgt.)