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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das „Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. ßrei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle, nehmen zu jeder Zeit Bestellungen ent- Wochenblatt für Wllsdruff u. Umgegend gegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg od. sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn. Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs pfennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Vorge schriebene Erscheinungs- tage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen. annahmebisvorm.10Uhr. Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 261 — 92. Jahrgang Wilsdruff-D-- TeleA.-Adr.: „Amtsblatt Postscheck: Dresden Mittwoch, den 8. November 1933 ZeuWMs MWst will Nieden! Der 9. November. 4948 - Berlin. Wild bewegte Menschenmassen, Männer, Frauen, Burschen. Ohne Sinn, ohne Ziel, ohne Ordnung. Schreiend, tobend, rassud. „Es lebe der Friede!" „Es lebe die Republik!" — Soldaten ohne Kokarden und Ab zeichen, rote Fetzen um Arm und Mütze gewickelt. Agita toren und Agitatorinnen, hysterisch kreischend, rote Fah nen schwingend, Seligkeiten verheißend, peitschen die Massen auf, treiben sie hierhin, treiben sie dorthin. — Was ist das? Was soll das? Fragst du einen der Demonstranten, er wird dir antworten: „Revolution! Friede! Nie wieder Krieg! Nieder mit dem Militarismus!" Und stürzt sich mit 20, 30 anderen auf den Offizier dort in der Seitenstraße, der noch Achselklappen trägt und die Kokarde an der Mütze. Sie fallen über ihn her, reißen ihm schier die Unisorm vom Leibe, rufen, brüllen, wüten: „Friede! Hoch, hoch die Re publik!" Sie speien aus vor den Zeichen, die vier Jahre lang einer Welt von Feinden getrotzt, sic treten in den Dreck die Farben, für die Ungezählte ihr Leben ließen. So gründen sie das Neue! So schaffen sie den Frieden! Und schlagen in Fesseln die Manen Millionen Toter, schlagen sie in die Fesseln des bittersten, grauenhaftesten Umsonst. — 4923 - München. In gleichem Tritt marschiert der alte Frontsoldat neben dem Jungarbeiter und Studenten. Es gilt, die Zu kunft zu erobern, es gilt, Deutschland zu befreien; wer wird da zurückschrecken vor dem Kordon der Landespolizei, aus dem todverheißend die Gewehrläufe starren? Die Reihen fest geschlossen, die Fäuste geballt, sie marschieren weiter! Da, ein Knall, ein Schuß, noch einer, Salven fegen über den Platz! Sechzehn Männer blieben. Getroffen nicht von den Kugeln des Feindes, sondern getroffen von den Kugeln der Volksgenossen, haben sie ihr Blut, ihr Leben gelassen für Volk und Vaterland. 4933. Zehn Jahre sind seit jenem zweiten 9. November dahingeschwunden. Dunkle und trübe Jahre, Jahre der Not und Entbehrung, Jahre die Hunderte und aber Hun derte von Opfern forderten. Aber diese Opfer sind nicht umsonst gewesen, vielmehr sie haben sich durchgesetzt. Der Unstaat ist gefallen, und aus dem Blut heldenmütiger Jugend ist ein nationalsozialistisch regiertes Deutschland erstanden. — Und jetzt? Was bleibt uns? Sollen wir die Toten feiern? Sollen wir Denkmäler weihen und Fahnen hissen? Weh dem, der meint, das genüge. Noch ist das Alte, Morsche gerade erst zusammengestürzt. Noch das Neue überall nur im Aufbau. Und wer dürfte die Hände in den Schoß legen, bevor die Arbeit vollendet? Die in Flan dern liegen und in den Karpathen, die es in München traf — sie wirkten bis zuletzt, bis zur Neige des Lebens. Wir wollen ihnen nicht nachstehen! Verflucht sei, der sich nach Ruhe sehnt. Wir wollen Bewegung, Tat, Einsatz, Einsatz am großen Werk. Wir kennen nicht, wollen nicht kennen die Frage: „Wann ist es vollendet, wann kommt die Ruhe, die Feier?" Denn die Toten des Weltkrieges und die Toten der Feldherrnhalle, sie starben ja auch nicht mit einer Frage auf den Lippen, sie starben in dem einen Bewußtsein, ihr Leben Deutsch land geweiht zu haben. Und ihr Vermächtnis an uns ist nicht die Frage, nicht ein Sehnen nach Ruhe. Ihr Ver mächtnis an uns ist, das zu tun, was auch sie getan: Bis zum Ende zu opfern und zu kämpfen! K. F. Die Ehrentafel in der Feldherrnhalle zu München mit den Na men der ersten gefallenen Vorkämpfer des Dritten Reiches. Machtvoller Vekemivir zm Mm. In den Berliner Ausstellungshallen veranstaltete die gesamte deutsche Wirtschaft eine Kund gebung, in der zur Frage der deutschen Gleichberechti gung und der deutschen Ehre Stellung genommen wurde, über 20 000 berufene Vertreter aller Stände, aller Zweige, aller Erwerbsgruppen und Verbände und der Wirtschaft aus allen Teilen des Reiches hatten sich zusammcn- gefunden und legten ein Bekenntnis für die Politik der Rcichsregierung ab. Der Reichsstand der Deutschen In dustrie, der Reichsstand des Deutschen Handels, der Reichs stand des Deutschen Handwerks, der Deutsche Jndustrie- und Handelstag sowie die angeschloffenen rund 3000 Spitzen-, Reichsverbände und Kammern waren zu der Kundgebung erschienen. Als erster ergriff Krupp von Bohlen und Halbach das Wort. Er führte u. a. aus: Groß und feierlich ist diese Stunde. Dem sollte auch der äußerliche Nahmen der heutigen Veranstaltung Rechnung tragen. Es ist wohl das erstemal in der Geschichte unseres Volkes, daß wir, der Handwerker, der Industrielle, der Kaufmann, von einem Geiste beseelt, auch nach außen erkennbar in einer Front zusammengetreten sind. Ernst und groß ist diese Stunde gerade durch das, was in uns mit elementarer Gewalt den Ruf zur Einheit erweckt hat. Es geht um das, was im Leben des einzelnen und im Leben der Völker das höchste bedeutet: um die Ehre. Wir, und gerade wir, die Männer der praktischen Wirtschaft, wissen, wie sehr die Welt des Friedens bedarf. Wir, und gerade wir, die Männer der Arbeit, wissen aber auch, daß es nur eine sichere Grundlage für den Frieden gibt: die Anerkennung der Gleichberechtigung sich gegenseitig achtender Völker. Sicherlich wird man draußen in der Welt gerade bei dieser Veranstaltung denken oder sagen: Nach Frieden ruft die deutsche In dustrie, und doch will sie in Wirklichkeit nur Aufträge für Rüstungszwecke haben. Vor Ihnen allen, vor der ganzen Welt, erkläre ich hierzu klipp und klar: die deutsche Industrie stimmt rückhaltlos und in voller Überzeugung dem Wort des Herrn Reichskanzlers und Führers des deutschen Volkes zu, dem Worte, daß das letzte deutsche Maschinengewehr zerstört werden kann und soll, wenn zur gleichen Zeit und in gleichem Umfange die übrigen Völker das gleiche tun. Die deutsche Industrie ist der Überzeugung, daß ein durch die Abrüstung aller Staaten wirklich gesicherter Frieden dem Wirtschaftlichen Leben aller Völker einen Impuls geben würde, der niemals durch irgendwelche Aufträge für Rüstungszwecke auch nur annähernd erreicht werden kann. Dr. von Renteln, Führer der Neichsstände des Deutschen Handels und Hand werks, Präsident des Deutschen Industrie- und Handels tages, führte hierauf u. a. aus: Wir waren für den Frieden, wir sind für den Frieden und werden für ihn sein. Aber dieWelt war voller Unfrieden. Durch tausend Kanäle der Handelspolitik, der Währungs- und Kreditpolitik, der Abmachungen und Konferenzen, der Klauseln und Verträge strömte die Entrechtung des deut schen Volkes in die Wirtschaft und wurde zu einer Ent rechtung der deutschen Wirtschaft. Mit furchtbarer Deut lichkeit wurde damit die geschichtliche Wahrheit Wirtklich- keit, daß die Wirtschaft unlösbar gebunden ist an das politische Schicksal des Volkes. Darum stehen hier heute die Männer der deutschen Wirtschaft einmütig beieinander, um unserem Führer Adolf Hitler aus tiefstem Herzen zu danken, daß er vor aller Welt offen dargelegt hat, daß ein aufrechter und dauerhafter Friede in der Welt nur auf dem Fundament der Gleichberechtigung und der gleichen Ehre erreicht werden kann. Vizepräsident Zeleny, Vertreter des Reichsstandes des Deutschen Handwerks, gab eine programmatische Erklärung des Reichs standes des deutschen Handwerks ab, in der es u. a. heißt: Das deutscheHandwerk weiß sich restlos einig und verbunden mit dem Führer des deutschen Volkes. Es gibt keinen deutschen Handwerksmeister, keine deutsche Meisterfrau, keine Söhne und Töchter von Handwerkern, keine Handwerksgesellen mit ihren Familienangehörigen, die nicht aus innerster Überzeugung heraus, aus innerer nationaler Kraft, aus dem sicheren nationalen blutmäßig verankerten Bewußtsein heraus die Stimme am l2. November für die Politik unseres Führers abgibt. Das deutsche Handwerk, einig im Denke» und Fühlen mit feinem Führer, stimmt am 12. November mit „Ja". Nach weiteren bedeutsamen Ausführungen verschie dener Führer von Wirtschaft und Industrie hielt Albert Vogler, Generaldirektor der Vereinigten Stahlwerke aus Dort mund, eine Ansprache, in der er sagte: Wieviel ist über die Arbeitslosenfrage geredet und geschrieben worden. Adolf Hitler aber packte sie an! Durch diese Entschluß freudigkeit hat Adolf Hitler alle Herzen gewonnen. Deutschland rüstet ab. Ein Millionenheer von Arbeitslosen ist schon heute nach kurzen neun Monaten verschwunden. Deutschland rüstet anders auf, als die Welt es meint. Die Maschinen beginnen endlich wieder ihren Laus, die Essen beginnen zu rauchen, Neuland wird gepflügt, Straffen werden gebaut, Rohre werden gegossen, aber nicht für Pnlver und Blei, sondern für Wasser und Gas. Wir geben uns keinen Illusionen hin. Wir wissen, die härtesten Kämpfe stehen uns noch bevor. Aber wir wissen auch, daß in den anderen Ländern und nicht zuletzt in den Kreisen der Wirtschaft, immer mehr Stimmen laut werden, die dem politischen Machtwillen, der ihr eigenes Land von Krise zu Krise treibt, die wirtschaft liche Vernunft entgegenstellen. Um eines aber sind wir den meisten anderen Ländern voraus: das deutsche Volk hält fest zusammen und hält fest zu seinem Führer. * Mdgews der Dresdner Wirtschaft. Industrie und Großhandel Dresden. -In Dresden veranstaltete wie in allen übrigen Orten Deutschlands Industrie und Großhandel in der Pro duktenbörse eine Parallelversammlung zu der Kundgebung der Neichsstände der deutschen Industrie, des Handels und des Handwerks. Alle Wirtschaftskreise waren in dem Willen, die Geschlossenheit der Wirtschaft und ihre Verbundenheit mit dem Schicksal des Bolksganzen zu dokumentieren, in so starkem Maße vertreten, daß sich der Saal als viel zu klein erwies. Der Prä sident der Handelskammer Michalke ergriff fofort das Wort. Das deutsche Volk habe sich auf sich selbst besonnen und sei nach außen eine Notgemeinschaft geworden. Wie eine große Fa milie scharten wir uns nach alter Sitte um den Vater unseres Volkes, den Führer. Wirtschaftsminister Lenk: Notwendig sei, sich klar zu machen, worum es am 12. November gehe. Am 30. Januar sei nicht eine Regierung abgetreten, sondern ein Systemwechsel habe stattgefunden. Nicht leicht sei es gewesen, das Erbe des verflossenen Systems zu übernehmen. Ein Appell ergehe an alle Volksgenossen, sich in die Front des Aufbaues einzureihen. In den letzten acht Monaten hätten in der Tat Regierung, Wirtschaft und alle Volksgenoffen durch gemeinsame Arbeit gewaltige Fortschritte im Neubau der Wirtschaft erzielt. In eindrucksvollen Bildern schilderte der Minister den Gegen satz zwischen den wirtschaftszerstörenden Mächten des Marxis mus und dem zähen Willen des Nationalsozialismus, Deutsch land den Weg zur Gesundung zu führen. Die Entwicklung habe dem Nationalsozialismus recht gegeben. Heute stünden wir vor außenpolitischen Problemen. Am 14. Oktober mußte Adolf Hitler Deutschlands Austritt aus dem Völkerbund erklären, weil die Welt uns die Gleichberechtigung vorenthalten wollte. Erringe Deutschland gleiches Recht, dann werde es auch spie lend seine wirtschaftlichen Schwierigkeiten lösen und Lebens raum als geachtetes Mitglied im Kreis der Völker gewinnen. Gleichberechtigung verlangen wir, abgerüstet haben wir. Des halb muß das deutsche Volk am 12. November einmütig seine Vaterländische Pflicht erfüllen. Starker Beifall dankte dem Minister für seine zündenden Ausführungen. Brausend erklang das Deutschlandlied. Dann richtete Präsident der Handelskammer Michalke zum Schluß einen Appell an die Männer der Wirtschaft, in den nächsten Tagen vor ihre Belegschaften zu treten, um sie noch einmal auf ihre Wahlpflicht am 21. November hinzuweisen. Er schloß mit einem dreifach begeistert aufgenommenen Sieg Heil auf den Führer. Handwerk, Handel und Gewerbe Dresden. Handwerk, Handel und Gewerbe fowie die Ge werbekammer Dresden hatten am Dienstag zu einer Kund gebung aufgerufen, die den weiten Kuppelbau des Zirkus Sar- rasani fchon lange vor Beginn- bis auf den letzten Platz besetzt