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MsdnOrNaeblaN Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt« erscheint an allen Werktagen nachmittags 8 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. »rcr Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post- unsere Austräger u. .. ,, . Geschäftsstelle, nehmen zu d-dergeitBestellungenent- Wochenblatt sUk WllsdkUff U. UMaegLNd gegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg od. sonstiger -— ————- — Betriebsstörungen besteht «ein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung cingesandter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Rückporto bestiegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die «gespaltene Raumzeile 20 Rpsg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4a Reichs» Pfennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teste 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Aeichspfenniye. Borge» schriedene Eischeinungs- , ,, -re» „ tage und PlatzvorschrrsteM werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt WllsdkUff Nk. 6 berücksichtigt. Anzeigen^ annahmebisvorm.IOUHr. — Für die Richtigkeit Ler- durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn Ler Betrag durch, Klage eingezogen werde» muff oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 131 — 92. Jahraansl Telegr.-Adr.: „Amtsblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden Donnerstag, den 8. Juni 1933 Ater dem Zeichen des Friedens. Zum Opfervank für das Rote Kreuz. Wenn in stillen Stunden die Erinnerung zurück wandert in jene Zeiten, die erfüllt waren mit dem Gekrach platzenderGranaten und dem Pfeifen der Kugeln, mit all dem wüsten Toben des Großkampftages, — dann dringt auch durch diesen erinnerungsvollen Lärm der so oft und immer mit leichtem Frösteln gehörte Ruf: „Sanitäter! Sanitäter!' Dann kam er herbeigesprungen, nicht achtend der eigenen Gefahr und der Todesnähe, dann tat er seine Pflicht wi-e der kämpfende Soldat, und er tat sein Bestes — der Mann mit dem roten Kreuz auf der weißen Armbinde. Er sah das Menschlichste im todesnahen Menschen, half ihm im stummen oder „rauhen", aber immer herzlichen Tun. Und wer verwundet endlich, endlich die flatternde weitzeFahnemit demroteu Kreuz darin hoch am Lazarett sah, der atmete auf, weil er zu einem Ort des Friedens kam, der die vom Krieg geschlagenen Wunden heilen sollte, dem Krieg den Rücken zukehrte, den Krieg nun vom Menschen fernhalten wollte. Nicht immer gelang es, weil oft der Gegner diesen Ort und dieses Tun des Helfens und der Liebe nicht schonte. Wohl sah man vor dem Kriege hier und da die Männer mit dem roten Kreuz auf weißem Grunde, beobachtete ihr stilles Tun und ahnte etwas von ihrer Be deutung. Aber erst im Kriege erkannte man, was sich in feiner Fülle unter diesem Zeichen barg. Und jetzt in der Zeit nach dem Kriege werden die Augen erinnerungs schwer und des stillen Dankes voll, wenn sie auf das rote Kreuz auf weißem Grunde fallen. Viel zu wenige in Deutschland wissen leider, über welch' gewaltigem, in langen, langen Jahren aufgebautem Werke die Note- Kreuz-Fahne weht, ein Werk, das in seine» vielen ver schiedenen Teilen immer nur auf die eine Zweckbestim mung eingestellt ist: Helfen, selbstlos helfen wollen! M ä n n e r w e r k ist es, helfen zu können auch in den Gefahren, die das alltägliche Leben mit sich bringt. Aber sportliche Betätigung auf dem Lande, zu Wasser und in der Luft. Überall, wo solche Gefahren auftreten können, da nahen die Männer mit dem roten Kreuz auf weißem Grunde. Sie sind bereit, in diesen Kämpfen des Friedens genau so zur Stelle zu sein, wenn der Ruf „Sanitäter! Sanitäter!" wieder einmal hörbar wird. Wo sich die Zuschauermassen zusammenballen, wo Gefahren aus Leichtsinn oder Unvorsichtigkeit drohen, — überall und immer tauchen dort, zum Rettungswcrk bereit, die Männer mit dem ernsten Zeichen des roten Kreuzes auf. Frauenwerk ist es, den notleidenden Frauen und Mädchen, den bedrängten Müttern und hilflosen Kin dern zur Seite zu stehen. Das ist das riesengroße Arbeits gebiet der Vaterländischen F r a u e n v e r e i n c vom Roten Kreuz. Auch hier sind vor dem Krieg umfang reiche Wohlfahrts- und Fürsorge-Einrichtungen geschaffen worden, die im Kriege eine langdauernde und überaus schwere Feuerprobe zu bestehen hatten. Auch der Mann, der im Felde stand, wußte davon zu sprechen, wenn ihn wieder einmal die Fahrt quer durch Deutschland von einem Kriegsschauplatz zum anderen trug und ihm dann hilfreiche Hände Speise und Trank darbotcn, den Ver wundeten sorgsam aus dem Zuge hoben. Mit gutmütigen, aber in tiefer Dankbarkeit und Achtung sprach von ihnen auch der „rauheste Krieger". All die wachsende Not, die Geldentwertung, das Elend nach dem Kriege rüttelten an dem Werk, über dem das rote Kreuz im weißen Felde wehte. Auch übelwollen schlug dröhnend an die Tore, parteipolitischer Hatz gegen alles, was an innerlich und äußerlich Großem und aus der Vorkriegs- und der Kriegszeit erhalten blieb. Wenn der Egoismus triumphiert, dann wirft er seinen ganzen Haß auf die still arbeitende Selbstlosigkeit. Dabei war unter dieser Fahne nie und nirgends etwas zu finden, was auch nur im entferntesten nach Parieipolitik oder Kastengeist aussah. Aber schon das „Vaterlän disch e" im Namen der Frauenvereine vom Roten Kreuz war damals ja „verdächtig"! Jetzt ist's wieder zum helleuchtenden Ehrentitel ge worden, was doch für diese Vereine nur eine — Selbst verständlichkeit gewesen war. Wer zu ihnen hilfsbedürftig kam, dem wurde nach Kräften geholfen, gleichgültig, mit welcher parteipolitischen Farbe er sich sonst angemalt hatte; dort sah man unter dieser Farbe nur den Menschen! Und nun soll denen, die immer nur helfen wollen, so ge holfen werden, daß sie besser noch als bisher auch helfen können. Oft heißt es, wenn ein Aufruf für irgendeine Persönlichkeit oder eine Einrichtung veröffentlicht wird, es sei eine „Ehrenpflicht des deutschen Vol kes", hier zu spenden. Aber jetzt, da der Reichskanzler Hitler zum Opferdank am Opfertage für das Rote Kreuz und seine Einrichtungen aufgerufen hat, dann empfindet jeder und jede im deutschen Volk: Nein, das ist kein „Opfer n", sondern ist nur D a n k, ist nur selbstverständ liche Pflicht des Gebens. Und wenn am Sonntag das Rote Kreuz erscheint, umrahmt diesmal von der Inschrift: „Helft uns helfen!", dann weiß jeder im deutschen Volke, was die selbstverständliche Dankespflicht gegen dieses Zeichen des Friedens ihm gebietet: Nun hilf du auch helfen aus allen deinen Kräften! NemWeMt in „Vertrag der Verständigung und Zusammenarbeit." Der Viermächtepakt, der den Titel „Vertrag der Ver ständigung und Zusammenarbeit" führt, und über dessen Parafierung sich die beteiligten Regierungen nunmehr ge einigt haben, enthält im wesentlichen folgende Bestim mungen: Artikel l. Die Hohen vertragschließenden Teile werden sich über alle Fragen, die sie angehen, ins Einvernehmen setzen. Sie verpflichten sich, alle Anstrengungen zu machen, um im Rahmen des Völkerbundes eine Politik wirksamer Zusammenarbeit zwischen allen Mächten zur Erhaltung des Friedens zur Anwendung zu bringen. Arrikel 2. In Ansehung der Völkerbundsatzung, insbesondere ihrer Artikel lb, l6 und !9, beschließen die Hohen vertrag schließenden Teile unter sich und unter Vorbehaltder nur durch die ordentlichen Organe des Völkerbundes zu treffenden Entscheidungen alle Vorschläge hinsichtlich der Methoden und Versahrensarten zu prüfen, die geeignet sind, diesen Artikeln gehörige Wirk samkeit zu verleihen. Artikel 3. Die Hohen vertragschließenden Teile verpflichten sich, alle Anstrengungen zu machen, um den ErfolgderAb- rüstungslonfercnz s i ch e r zu sie l > e n ; sie be halten sich vor, falls Fragen, die sic besonders betreffen, bei Beendigung der Konferenz offengebliebeu sein sollten, deren Prüfung in Anwendung dieses Vertrages unter sich wieder aufzunehmen, um s i ch e r z u st e l l e n, daß sie auf geeigneten Wegen gelöst werden. Artikel 4. Die Hohen vertragschließenden Teile bestätigen ihre Absicht, sich im Hinblick auf eine im Rahmen des Völkerbundes anzustrebende Lösung über alle Fragen wirtschaftlicher Art ins Einvernehmen zu setzen, die für Europa, insbesondere für seinen wirt schaftlichen Wiederaufbau, von gemeinsamem Interesse sind. Artikel 5. Dieser Vertrag wird für eine Dauer von zehn Jahren, gerechnet von seinem Inkrafttreten an, ab geschlossen. Wenn keine der Hohen vertragschließenden Teile den anderen vor Ablauf des achten Jahres seine Absicht mit teilt, den Vertrag zu beendigen, gilt er als erneuert und bleibt ohne zeitliche Befristung in Kraft, wobei jeder der Hohen vertragschließenden Teile die Befugnis hat, den Vertrag durch eine zu diesem Zweck mit einer Frist von zwei Jahren abzugebenden Erklärung zu be endigen. Artikel 6. Dieser Vertrag, der in deutscher, englischer, fran zösischer und italienischer Sprache abgefaßt ist, wobei im Falle von Abweichungen der französische Wort laut maßgebend ist, soll ratifiziert und die Ratifi kationsurkunden sollen sobald als möglich in Nom nieder gelegt werden. Die Königlich Italienische Regierung wird jedem der Hohen vertragschließenden Teile eine beglau bigte Abschrift der Protokolle über die Niederlegung über senden. Frankreichs Schuld an der Verwässerung. DieBedeutung desPaktes fü r D e utsch land In Berlin verhehlt man sich nicht, daß der jetzt vor liegende Viermächtepakt im Vergleich zu dem ursprüng lichen Gedanken Mussolinis eine wesentliche Verwässerung bedeutet und nicht so ausgefallen ist, wie man dies vor allem im europäischen Gcsamtinteresse und im Interesse der Weltpolitik hätte wünschen müssen. Wenn es anders gekommen ist, als ursprünglich gedacht, so lag dies an den bekannten Widerständen insbesondere Frankr eichs. Immerhin wird an zuständiger Berliner Stelle auf die Bedeutung der Tatsache verwiesen, daß überhaupt in einer kritischen Zeit wie dieser ein Staatsvertrag dieser Art hat abgeschlossen werden können. Entsche i d end ist aber doch, daß in diesem Pakt erstmalig, im Gegensatz zu sämtlichen übrigen bisher geschlossenen Pakten und Verträgen, ein Moment der Bewegung und die Aussicht und Rücksicht auf künftige Entwicklungen ausdrücklich ausgenommen wird. Im einzelnen wird von deutscher Seite u. a. fol gendes hervorgehoben: Artikel 1 hebt klar die Füh rung der vier europäischen Großmächte für die Zusammenarbeit und die Erbaltuna des Friedens Rm MeWOn. heraus, wenn auch die Formulierung dieser Tatsache auf den bestehenden Völkerbund Rücksicht nimmt. Artikel 2 ist insofern bedeutsam, als erstmalig Ar tikel 19 (Möglichkeiten der Revision) von allen Ver tragschließenden noch einmal ausdrücklich hervor gehoben und anerkannt ist. Alle bisherigen Ver suche dieser Art, von welcher Seite auch immer, sind be kanntlich seit dem Bestehen der Völkerbundsatzungen bis her an dem Widerstande Frankreichs gescheitert. Der Hauptkamps ging vor allem in den letzten vier Wochen um Artikel 3, der die Frage der deutschen Gleichberechtigung enthält. Weder die Franzosen noch auch der deutsche Standpunkt sind dabei durchgedrungen; die gefundene Formel läßtaberallesoffen und ändert nicht das geringste an der seinerzeitigen Anerkennung der deutschen Gleichberechtigung durch die fünf Mächte. Im übrigen behält Deutschland seine Handlungs freiheit gegenüber allen Mächten. Abschließend muß gesagt werden, daß die deutsche Zu stimmung zu diesem Pakt ein erneuter Beweis des großen Friedenswillens der Rcichsregierung und des deutschen Volkes ist. Wenn jetzt Frankreich noch immer sich gegen eine wirksame Abrüstung im Interesse des Friedens Europas und der Welt sträuben sollte, dann wird man allgemein wissen, was man von Frankreich zu halten hat. Die Reichsregierung ist mit ihrer Zustimmung auch den innenpolitischen Bedürfnissen anderer Länder, besonders Frankreichs, weitest entgegengekommen. * Mussolini warni vor übertriebenem Optimismus. Ehrung Hitlers im Italienischen Senat. Im Italienischen Senat schilderte Mussolini in etwa dreiviertelstündigen Ausführungen die Vorgeschichte und die Bedeutung des Viererpaktes. Er kennzeichnete dann im einzelnen die Haltung Englands, Frankreichs, Deutschlands und Italiens. An der Stelle, an der Mussolini von dem versöhn lichen Geist Hitlers sprach, brach im ganzen Hause spontaner und minutenlang anhaltender Beifall aus. Zum Schluß kündigte Mussolini die Paraphierung an und warnte zugleich vor übertriebenem Optimismus; denn es seien durch den Viererpaki nur die Grund lagen zu einer weiteren politischen Arbeit gegeben. * Was der Völkische Beobachter dazu sagt. Berlin, 8. Ium. Im „Völkischen Beobachter" schreibt Alsred Rosenberg zum Abschluß des Viermächtepaktes u. a.: Nach unendlichen Mühen ist es nun gelungen, den Gedanken des Viermächtepaktes durchzusetzen, zwar nicht in einer Weife, die den berechtigten Erwartungen Deutschlands entsprochen hätte; aber immerhin hat der Grundsatz gesiegt, das; das Schicksal Europas von den vier großen Nationen getragen wer den muß, sollen wir nicht alle einem furchtbarem Zusammen bruch entgegengehen. Der Viermächtepakt stellt vielleicht den geschichtlich wich tigsten Vertrag seit 14 Jahren dar. Er begibt sich weg von den „allgemeinen" Pakten und Konferenzen. Unter schweren Schmerzen nach größten Enttäuschungen ist eine Verhandlungs grundlage endlich einmal klar umrissen worden. Das bedeutet nicht ein Außerachtlasien der berechtigten Interessen der sog. „Kleinen Nationen^. Europa kann es besonders zwei Führern danken, die den neuen organischen Friedenswillen am ener gischsten vertreten haben. Mussolini und Hitler. Es waren jene, die am meisten als „Militaristen" angegriffen wurden, und ge rade sie sind als glühende Nationalisten die Verteidiger eines wahren Friedens geworden, dessen Ausbau nunmehr die große Aufgabe der kommenden Jahre geworden ist. Berliner Pressestimmen Berlin, 8. Ium. Die Berliner Blätter nehmen ein gehend Stellung zum Abschluß des Viermächtepaktes. „Der T a g" schreibt unter der Ueberschrist ,/Etappe der Außenpoli tik", daß dieser Viermächtepakt zwar weit entfernt sei, alle Hoffnungen und Wünsche zu erfüllen, die nicht wir allein als Ziel dieses wechselvollen dreimonatigen Ringens daraus gesetzt hätten, daß aber mit ihm immerhin keine der großen Ideen Mussolinis aufgegeben worden sei. Der Pakt bedeute eine Ab kehr von den Grundgedanken früherer Verträge der Nach kriegszeit. Die „Deutsche Zeitung" erklärt, der Bier mächtepakt würde nur dann seine wirkliche Erfüllung finden, wenn ihm nunmehr auch aus der Seite der hochgerüsteten Staaten entsprechende Handlungen folgen. Die „Berliner Börsen!-Zeitung" schreibt, Deutschland habe mit der Zustimmung zu der verschlechterten Fassung des Viermächte paktes das Aeußerste „zur Erhaltung des Friedens" getan — nun sei die Reihe an Frankreich, das Seinige zu der endlichen