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klagevank vorgeführk und muff vom Vorsitzenden energisch ermahnt werden, sich nicht so widerspenstig zu zeigen und den Kopf hoch zu nehmen. — Zeugin: Völlig sicher kann ich nicht sagen, ob es derselbe Mann ist. Ich möchte aber glauben, daß ich mich nicht im Irrtum befinde. Aus einer Reihe von Fragen, die Dimitroff dann der Zeugin vorhält, Fragen, die durch Aussage schon beant wortet sind, ist wieder eine besonders anmaßende Äuße rung hervorzuheben. Er spricht nämlich von einem „weiblichen Bogum", stellt also diese Zeugin in Parallele mit einem anderen Zeugen, an dessen Aussage er auch etwas auszusetzcn hatte. Dr. Bünger Wendel sich dann der Vernehmung des Journalisten Dr. Dröscher aus Berlin zu, eines Mit arbeiters bei dem Presseleiter der nationalsozialistischen Neichstagsfraktton. Dr. Dröscher erklärte u. a.: Ich kam am Tage des Brandes Nachmittages gegen 4.30 Uhr durch Portal V in den Reichstag und bemerkte sofort einen , durchdringenden Geruch kn der Vorhalle. Es war vielleicht eine Art Benzingeruch oder ein Gas. Ich habe die Beamten daraus aufmerksam gemacht und sie auf die möglichen Gefahren hingewiesen. Vors.: Sie haben dann noch eine andere Beob achtung gemacht? Zeuge: Es sollte eine Vernehmung beim Unter suchungsrichter stattfinden. Ich sah dort im Vorraum mehrere Personen unter Bewachung sitzen. Ich erkannte einen Mann genau wieder. Ich hatte ihn im ersten Obergeschoß mit Torgler einmal gesehen. Dimitroff — um diesen handelte es sich — lehnte sich damals neben Torgler über die Brüstung vor den kommunistischen Fraktionszimmern. Dimitroff mutz sich nun erheben und den Zeugen ansehen. Dieser erkennt Dimitroff mit aller Bestimmtheit als denfenigcn wieder, der mit Torgler im Reichstage gesprochen bat. WM WOWM Weil ÄW. Zeuge brzichügtLorMd-rAnWm Das Geheimnis um den flüssigen Zündstoff. Im Reichstagsbrandstifterprozeß wird am Dienstag als erster Zeuge der aus der Haft vorgeführte Glasei August Ledermann aus Hamburg vernommen. Ei wird vom Vorsitzenden ganz besonders eindringlich aus Lie Bedeutung seiner Aussage aufmerksam gemacht und nachdrücklich ermahnt, bei der Wahrheit zu bleiben. Del Zeuge, der sich seit längerem wegen Diebstahls in Haft befindet, hat früher der Kommunistischen Partei angehört. Er ist später ausgetreten, weil sie ihm zu radikal geworden war. Er lernte Torgler am 21. Ok tober 1931 in Hamburg kennen, wo der Zeuge Mitglied einer geheimen anarchistischen Bewegung war. Torgler versprach dem Zeugen, ihm eine größere Aktion aufzubewahren. Er wurde mit Torgler durch einen Kommunisten namens Jeßner bekannt gemacht. Im Jahre 1932 erklärte Torgler, er hätte eine große Arbeit für ihn. Den Nationalsozialisten sollte ein große! Streich gespielt werden. Torgler sagte, man müsst 'öffentliche Gebäude in Brand stecken, u. a. auch den Reichstag. Vorsitzender: Er hat also im Januar 1932 ausdrücklich schon vom Reichstag gesprochen? Zeuge: Jawohl. Es sollten Staatsgebäude in Brand gesteckt werden, und er hat ausdrücklich den Reichstag genanttt. Das war am 25. oder 26. Januar 1932. Der Brand sollte am 6. März 1932 gelegt werden Torgler wollte mir zeigen, wie der Brand angelegt Werder sollte und wie ich laufen müßte. Wenn das Feuer angestecki war, sollte ich viel herumlaufen und Lärm machen, dami! ich geschnappt würde und die anderen Weggehen könnten Ich bin aber am 6. März nicht hingegangen, weil mir Lie Sache zu gefährlich war. Torgler ist drei Tage später dann nochmals bei mir gewesen und hat gefragt, warum ich nicht gekommen wäre. Er hat mich dann durch einen gewissen Werner rufen lassen und gesagt, ich wäre ein gemeiner Lump, und er würde mir bei Gelegenheit ein paar blaue Bohnen hinterherjagen. Seitdem bin ich nicht mit ihm zusammengewesen. Vorsitzender: In Krefeld ist auch noch etwas passiert? — Zeuge: Torgler hat mit einem Maler bei mir gestanden. Er hat mich bearbeitet. Ich habe ihm gesagt, wenn er mich nicht in Ruhe ließe, Würde ich sofort zur Polizei gehen. Er hat mir einen Schlag in den Magen gegeben, so daß ich am nächsten Tage ins Krankenhaus gehen mußte. — Vorsitzender: Sind diese Vorgänge auch wirklich wahr? — Zeuge (laut): Ja, sie sind wirklich wahr. Landgerichtsdirektor Parrisius: Ist in Ihrem Gespräch mit Torgler auch davon die Rede gewesen, -atz Sie eine bestimmte Geldsumme erhalten sollten? r— Zeuge: Ich sollte dann 16V00 Mark bekommen, wenn nicht ich, dann meine Familie. Nach Hinweisen von feiten der Anklaaebebörde dar aus, daß der Zeuge sich im Gefängnis gut'geführt haben müßte, gibt dann unter allgemeiner Spannung Torgler folgende Erklärung ab: Ich kann zu der Aussage dieses Zeugen nur folgen des sagen: Ich habe diesen Mann noch nie in meinem Leben gesehen. Ich kenne keirten Mann namens Ießner. Ich habe nie in meinem Leben mit einem Anarchisten verhandelt oder gesprochen. Ich bin ein einziges Mal in Krefeld gewesen, im Jahre 1930. Ich bin im Januar vorigen Jahres im Haushaltsausschuß des Reichstages gewesen. Ich bin nie auf Stunden in H a m- burg gewesen, Wohl aber mehrere Male zu öffentlichen Abendversammlungen oder anderen Tagungen. Von alledem, was dieser Zeuge hier erzählt hat, ist nicht ein kleines Wörtchen wahr — erlogen von Anfang bis zu Ende! Dimitroff verweist in allerlei Fragen darauf, daß der Zeuge die Anzeige gemacht hätte, nachdem er in Zeitungen vom Prozeß gelesen habe. Er habe offensicht lich die Hoffnung, jetzt entlassen zu werden auf Grund dieser Aussage. Wer hat ihn, so fragt er, beeinflußt, diese schändliche . . . — Vorsitzender (scharf): Sie sollen Zeugen nicht beleidigen! — Zeuge: Es hat mich keiner beeinflußt. — T o r g l e r: Ist es richtig, daß dieser Zeuge vom Vernehmungsrichter vereidigt wor den ist? Vorsitzender: Das Amtsgericht Lübeck hat diesen Zeugen beeidigt zur Herbeiführung einer wahr heitsgemäßen Aussage." Torgler: Ich möchte darauf aufmerksam machen: Der Unterschied zwischen diesem Zeugen und dem Zeugen Sönke ist der, daß Sönke eine kleine Unwahrheit gesagt hat, während dieser Zeuge eine einzige Lüge dem höchsten deutschen Gericht darzubieten gewagt hat. Ich möchte hoffen, daß diese Tatsache gewürdigt wird. Landgerichtsdirektor Parrisius (zum Zeugen): Was sagen Sie zu den Erklärungen Torglers? Zeuge: Ich habe die reine Wahrheit gesagt, ich bin von nie mandem beeinflußt worden. Die Vernehmung des Zeugen ist damit zunächst be endet. Eine Vereidigung erfolgt nicht. Der Gerichtschemiker Dr. Schatz aus Halle ergänzt dann sein früher abgegebenes Gutachten. Er schließt sein Gutachten dahin ab, daß zur Zündung im Plenarsaal Phosphor mit einer Schwefel verbindung gebraucht worden ist. Vor Ausbreitung ist zweifellos Benzin oder Petroleum oder ein ähnliches Kohlenwasserstoffhydrat benutzt worden. Ein wandfrei steht fest, daß auch im Mantel van der Lübbes sich Neste dieses Zünd stoffes befinden. Die Untersuchung im Restaurationsraum hat ergeben, daß die Brandlegung im Restauratioysraum eine ganz andere gewesen ist als im Sitzungssaal. Zum Schluß nennt der Sachverständige die sieben Stellen, an denen er die selbstentzündliche Flüssigkeit festgestellt hat. Das Gericht wendet sich dann der Vernehmung des Personals des Restaurants Aschinger am Bahnhof Friedrichstraße zu. Geschäftsführer im Restaurant Aschinger, Vo eft, erklärt, als Lle Nachricht verbreitet wurde, daß der Reichstag brennt, gingen sepp viele Gäste auf die Straße, umsden Brand M beobachten. Während die übrigen Gäste sehrmufgeregt waren, blieben Torgler und die anderen Herren' ruhig an ihrem Tisch sitzen. Bald darauf stellte er fest, daß ein oder zwei Herren den Tisch verlassen hatten, während die anderen beunruhigt nach dem Ausgang sahen, als ob sie etwas erwarteten. Besonders auffallend war, daß gerade Reichstags abgeordnete auf die Nachricht von dem Brande hin so ruhig blieben, während alle anderen Leute aufgeregt waren. Auf Befragen erklärt der Zeuge nach längerer Überlegung, er hätte den Eindruck gehabt, als wenn dis Herren wußten, daß der Reichstag brennt. Der Angeklagte Dimitroff möchte von dem Zeugen wissen ob er Streitigkeiten mit seinem Personal gehabt habe und ob er einen Haß gegen Torgler habe. Der Zeuge erwidert, daß er Streitigkeiten nicht gehabt habe. Er sei allerdings Nationalsozialist. Torgler habe er aus dem Reichstag gekannt, ohne aber einen Haß gegen ihn zu haben. — 1 Es tritt dann die Mittagspause ein. ' In der Nachmittagsveryandlung wendet sich das Gericht dann der Vernehmung des Gastwirts Sta- wicki zu, in dessen Wirtschaft am Abend des Brandes auch Torgler mit anderen Personen gewesen ist. Der Zeuge wußte am Brandabend nicht, daß einer der Be sucher der Reichstagsabgeordnete Torgler war. Vors.: Welche Personen haben; nun an dem einen Tisch gesessen? — Zeuge: Nach den Bildern, die mir vorgelegt wurden, saßen an diesem Disch um acht Uhr abends Kühne und Ossietzky. Es^kamen etwa eins halbe Stunde später zwei Chauffeure in Lederkleidung hinzu. — Vors.: Das sind höchstwahrscheinlich Sucker und Wundersee gewesen. — Zeuge: Die beiden Chauffeure sind zeitweilig weggegangen. Als die Nachricht vom Reichstagsbrand gegen 9.45 Uhr bei uns eintraf, war Koenen noch nicht da. Ich bin dann bald nach Bekanntwerden des Brandes weggefahren. Der frühere Fleischermeister Franz Kraczewski^ der dann vernommen wird, hat häufig in der Wirtschaft! Stawicki am Schanktisch ausgeholfen. Er ist an dem Brandabend dauernd in dem Lokal gewesen. Der Zeugs kannte Torgler nicht, über das verdächtige Kommen, Gehen und Wiederkommen ! der Chauffeure äußert sich der Zeuge ähnlich wie deö Wirt des Lokales. Oberreichsanwalt: Kühne Hai nach dem Lon doner Protokoll ausgesagt: Lediglich aus Gründen der- Vorsicht vereinbarten wir, daß Torgler nicht in seins Wohnung geht, sondern in meiner Wohnung übernachtet. Wir übten diese Vorsicht, weil Torglers Name besonders genannt worden war, mein Name nicht. Torgler: Der primäre Grund, warum ich nicht! nach Hause gefahren bin, war, daß praktisch eine Mög lichkeit nicht gegeben war. Ich bin aber außerordentlich! aufgeregt gewesen nach den Meldungen, die mir Oehms überbrachte und wonach ich fluchtartig den Reichstag ver-, lassen haben sollte. Es waren nicht etwa Sicherheits gründe der Polizei gegenüber für diesen. Entschluß maßgebend. Es bestand wahrscheinlich die Be sorgnis, daß mir auf dem Nachhausewege vom Bahnhof Karlshorst dieser Gerüchte wegen etwas passieren würde und ich dann das Opfer eines Aktes geworden wäre, mit dem ich und die Kommunistische Partei nichts zu tum hatten. Ich hoffe, so ruft Torgler mit Nachdruck aus, daß in der Weltgeschichte noch bekannt wird, wer die Urheber dieser Reichstagsbrandstiftung sind. Für mich, den damals aufgeregten Torgler, der mit der Sache dieses irrsinnigen Terroraktes nichts zu tun hatte, war die Tatsache maßgebend: der Bahnhof Alexanderplatz war geschlossen; eine Möglich keit, nach Hause zu fahren, bestand auf dem üblichen Wege nicht. Der Zeuge Kellner Fedor Je sch er hat am 27. Fe bruar abends im Lokal Stawicki die Gäste bedient, über die Anwesenheit von Kühne, Ossietzky und der beiden Chauffeure gibt er die gleiche Auskunft wie die beiden vor ihm vernommenen Zeugen. Jedesmal, wenn der Zeuge dem Tische nahekam, an dem Koenen und Lia anderen Leute saßen, wurde das Gdspräch abgebrochen. Von der Nachricht von dem Reichstagsbrand wurde gerade an diesem Tisch keinerlei Notiz genommen. Marr unterhielt sich dort vielmehr weiter im Flüsterton. Noman von Ehlotilde von Stegmann-Stein. 17. Fortsetzung Nachdruck verboten Marietta sah mit dem Ausdruck eines gehetzten Rehes in Allans Augen. Um ihren Mund zuckte es wie von unter drückten Tränen: „Das ist sehr freundlich von Ihnen, Herr Parker. Aber Sie müssen mir verzeihen, wenn ich Sie nicht bitte, Platz zu nehmen. Ja, wenn ich Sie vielmehr bitte, nie mehr hier her zu kommen. Man darf Sie hier zusammen mit mir nicht mehr sehen." „Aber warum denn nicht, was ist denn geschehen? Was könnte mir verbieten, Sie aufzusuchen?" „Mein guter Ruf —" sagte sie leise und wie in Scham. Ein verständnisloser Ausdruck kam in Allans Augen. „Wieso, mein gnädiges Fräulein, würde es Ihrem guten Nus schaden, wenn man uns zusammensteht. Ich kann das nicht verstehen. Wollen Sie mir das näher erklären?" Mariettas Augen hoben sich für einen Augenblick und flohen dann wie in Scham von ihm fort. „Es ist so schwer, so schwer," sagte sie wie hilflos, „das auszusprechen, Herr Parker. Aber ich sehe, ich bin Ihnen eine Erklärung schuldig. Man ist hier nicht so großzügig, wie vielleicht bei Ihnen drüben. Der leiseste Verdacht kann hier schon den guten Ruf einer jungen Dame für immer vernichten. — Man hat uns gestern gesehen, Herr Parker." „Und?" Mariettas Stimme wurde noch leiser. „Man hat daraus Schlüsse gezogen. Ich habe heute ein Gespräch zwischen ein paar jungen Herren hier in der Pen sion gehört..." Sie sprach nicht weiter, Tränen schimmerten in ihren Augen. „Und der Inhalt dieses Gespräches, mein- gnädiges Fräu lein? Sie dürfen mir nichts verschweigen, was war der In halt?" „Daß... daß zwischen Ihnen und mir..." Marietta stockte, ein glühendes Rot flog über ihr Gesicht, „erlassen Sie mir, es auszusprechen." Ein harter Zug grub sich um Allans Mund. „Sie werden mir die Namen dieser Herren, die so leicht fertig mit dem Ruf eines jungen Mädchens spielen, nennen. Ich werde ihnen zeigen, daß man nicht ungestraft eine Dame verdächtigen kann." Flehend hob Marietta die Hände zu Allan, die weißen Arme waren nahe und verführerisch vor seinem Gesicht. Und der schwere Hauch des Chypre stieg sinnverwirrend zu ihm empor. „Ich bitte Sie, Allan," sagte 'sie heiß, „tun Sie das nicht! Der Skandal wird immer größer, mein Name kommt in aller Munde. Und der gute Name ist das einzige, das ein armes Mädchen besitzt. Meine Mutter würde das nicht überleben. Ohnehin ist sie durch dieses Gerede in ihrer Ge sundheit schon schwer geschädigt." „Bis zu Ihrer Frau Mutter ist der Klatsch auch schon gedrungen?" fragte er empört und erschreckt. Marietta nickte traurig. „Sie ahnen nicht, Allan, wie schnell Klatsch sich verbrei tet. Bereits gestern nachmittag war eine gute Bekannte mei ner Mutter bei ihr,um ihr von dem ehrlosen Verhalten ihrer Tochter Mitteilung zu machen. Die ganze Nacht hat Mutter unter einem schweren Herzanfall gelitten, den ihr die Aufregung verursacht hat. Die ganze Nacht habe ich bei ihr gesessen und sie gepflegt. Und ich bin fast ver gangen vor Selbstvorwürfen über das, was ich getan habe." „Aber Sie haben doch nichts getan, was irgendeinen Schatten auf Ihre Ehre wirst." Mit heißem Mitleid sah Allan auf das schöne Mädchen herab, das dicht vor ihm stand und dessen Nähe, ohne daß er es wollte, seine Sinne verwirrte. „Sie sind so gütig, Allan. Aber Sie sagen das alles nur, um mich zu trösten. In Wahrheit gibt es keine Ent schuldigung für mich. Ich hätte mich nicht Hinreißen lassen dürfen. Aber als ich Sie so unglücklich und einsam sah, brach alles in mir zusammen. Wie schäme ich mich! Nun muß ich eben die Folgen meiner unüberlegten Handlungsweise tragen. Ich weiß, daß der Klatsch mir überall hin folgen wird. Daß ich niemandem mehr frei in die Augen sehen kann. Aber wenn nur die Mutter mir nicht darunter zu sammenbricht, will ich es ja gern tragen. Eine Frau erträgt viel " ihre Stimme senkte sich zu einem Flüstern --- „um der Liebe willen. Leben Sie wohl, Allan, leben Sie wohl." Sie strich, wie ihrer Gefühle nicht mehr mächtig, mit der Hand einmal ganz leise über seinen Arm. Dann wandte sie sich um, ging mit gesenktem Kopf zur Tür. Aber als sie die Klinke fassen wollte, schwankte sie wie in einer Ohnmacht, sie taumelte... Allan konnte gerade noch hinzuspringen, um die Wan kende aufzufangen und sie sanft auf das kleine Ruhebett zu betten, das neben der Tür stand. Mit geschlossenen Augen lag Marietta da. Die dunklen Wimpern zuckten wie scheue, samtige Schmetterlinge auf dem durchsichtigen Weiß des schönen Mädchengesichts. Um den schwellenden roten Mund lag ein Zug von Gram und Weh. Der ganze Körper, der da schmal und weiß auf dem seidigen Blau des Ruhebettes ausgestreckt lag, hatte etwas Rührendes, Hilfloses und war in seinen vollendeten For men den Blicken des Mannes preisgegeben. Der berauschende Dust des Parfüms stieg zu ihm empor. Mit einem Gemisch aus Zärtlichkeit und Mitleid blickte er auf das Mädchen nieder. Um seinetwillen lag sie hier, ohnmächtig, von Schmerz erfüllt. Um seinetwillen hatte sich dieser Zug von Gram und Trauer in das gestern noch blühende Gesicht gegraben. Um seinetwillen hefteten sich Klatsch und Verleumdung an sie. In einer unwillkürlichen Regung beugte er sich nieder, strich ihr leise über das schimmernde Haar. Rührung und Sorge vibrierten in seiner Stimme: „Marietta, liebe Marietta, wachen Sie doch auf." (Fortsetzung folgt.;