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Dom Hochschullehrer bis zur Kin-ergärinen'n. Tagung aller Lehrer- und Erzieherverbände in Magdeburg. Lom 6. bis 8. Juni 1933 findet in Magdeburg -eine Tagung sämtlicher deutscher Lehrer- und Er- ßieherverbände statt, die als Höhepunkt den Zu sammenschluß aller dieser Verbände zum National sozialistischen Lehrerbund bringen wird. Der National sozialistische Lehrerbund wird künftig rund 380 000 Mit glieder in einer großen Verufsgenossenschaft zusammen- ^chließen. Für die Teilnehmer an dieser Versammlung ist von der Reichsleitung des Nationalsozialistischen Lehrer- dundes bei den Kultusministerien der deutschen Länder Urlaub beantragt worden. Für Preußen ist die Ge nehmigung hierzu durch den Kultusminister bereits erteilt Horden. Anmeldungen sind an den Vorsitzenden des Hauptausschusses W. Becker, Magdeburg, Stettiner Straße zu richten. Mit der Reichskundgebung der deutschen Lehrer wird ein deutsches Lehrer-Turn- und Sportfest ver bunden, zu dem gleichfalls noch Meldungen abgegeben Werden können. Die gastgebenden Lchrerverbände haben einen Aufruf erlassen, in dem es heißt, daß die Pfingsttagung die volks organische Entwicklung der deutschen Erziehung und ihrer beamteten Staatsdiener vom Hochschullehrer bis zur Kindergärtnerin zu einem vorläufigen Ab schluß bringe. Schwerer Schiffszusammenfloß im Rebel -Zwei englische Dampfer rammen sich auf der Elbe. * Auf der Elbe kam es infolge dichten Nebels zu Snem schweren Schiffszusammcnstotz. In der Nähe der jOste-Mündung stießen die beiden großen englischen Dampfer „Stcntor" und „Guilsord Castle" zusammen. Der „Stentor" traf die „Guilford Castle" an Steuer bordseite am Vorschiff und riß ein gewaltiges etwa zehn Meter großes Loch in den Laderaum ein. Die .Guilford Castle" begann so- fort mit dem Vorschiff zu sinken. Während die Schiffs- keitung versuchte, den Dampfer durch Aufstrandsetzen vor dem völligen Sinken zu bewahren, konnten sich die Paffa- giere in die Boote retten. Mehrere in der Nähe ankernde Schisse eilten zur Hilfeleistung herbei. Zwölf Personen wurden von dem an der Unfallstelle eingetroffenen Ber- gungsdamper „Hermes" angenommen und in Curhaven am Ämerikahafen gelandet. Weitere 18 Passagiere wurden später ebenfalls nach Cuxhaven gebracht. Berichte von Augenzeugen. Die geretteten Passagiere, die sehr erschöpft waren, «erzählten, gegen 11.15 Uhr habe sie ein lautes Krachen aus dem Schlafe geweckt. Einige Passa giere hatten keine Zeit, sich noch genügend anzukleiden und mußten in Schlafanzügen in die Boote. Erst an Bord wurden sie dann mit Decken versorgt. Nach den letzten Meldungen hat das englische Motor schiff „Stentor" mit Erfolg versucht, vom Strand frei zukommen. Das Schiff setzt seinen Weg nach Hamburg fort. Die „Guilford Castle" liegt noch immer auf dem Slrand. Das Schiff ragt hoch aus dem Wasser empor, jedoch liegt es mit den vorderen Laderäumen bis etwa zur Brücke im Wasser. Eine große Anzahl Schlepper haben sich an der Unfall stelle eingefunden und versuchen bei günstigem Wetter dem Schiff Hilfe zu bringen. Endgültig kann gemeldet werden, daß insgesamt 37 Personen in Cuxhaven gelandet worden sind. Die Fahrgäste setzen sich zusammen aus 34 Eng ländern, einem Deutschen und einem Österreicher. Der größte Teil befand sich auf einer Vergnügungsreise. Dampfer ,Gu!lsord Castle" in den Fluten versunken. Der Dampfer „Guilford Castle", der auf der Oste- Bank auf Strand gesetzt worden war, ist überraschend in den Fluten versunken. Anscheinend brachen eine Anzahl Schotten durch und ermöglichten das Eindringen des Wassers, so daß das Schiff in die Fluten gezogen wurde. Oer Goldschatz im Tapeienschrank. Große Gold- und Devisensunde beim Direktor eines Vergnügungsunternehmens. In Hamburg wurde der bekannte Direktor des Hamburger Vergnügungspalastes „Alkazar", Artur Wittkowski, in seinem Unternehmen verhaftet. Man entdeckte bei ihm ein umfangreiches Ver zeichnis über Devisen, über deren Verbleib und Bestimmung er widersprechende Angaben machte. Eine sensationelle Entdeckung machte man bei einer Haus suchung. In Wittkowskis Wohnung in der Hohen- bleiche fand man nach sorgfältigem Abklopfen der Wände über einer Tür einen Hohlraum, in dem 15 Goldbarren versteckt waren im Werte von lO OOO Mark. Ferner entdeckte man dort größere Mengen Münz gold, und zwar Franken, Dollars und Pfunde in einem Gesamtwert von 25 000 Mark. In der Wohnung in der Hohenbleiche hatten schon bei früheren Gelegenheiten durch Gerichtsvollzieher und andere Gerichtspersonen Durchsuchungen stattgefunden, ohne daß man auf den Tapetenschrank aufmerksam ge worden wäre. Die Goldbestände wurden der Reichsbank Hamburg übergeben. Gegen Wittkowski wurde eine Untersuchung wegen Devisenvergehens in die Wege geleitet. Acht Tote bei einem Alugzengzusammenfloß. Nach Meldungen aus Riverside (Kalifornien) stießen über dem Cajon-Paß zwei amerikanische Armceflugzenge zusammen und stürzten ab. Beide Besatzungen, insgesamt acht Mann, wurden getötet. Gereimie Zeitbilder. Von Gotthilf, überall, wohin wir fehen, Seh'n wir bunte Blumen stehen, Jeh'n wir rote Rosen warten Wie in einem Zaubergarten. Überall, wohin wir gehen, Geh'n wir in ein Frühlingswehen, Geh'» wir einem Frühlingssegen Hochgemuten Sinns entgegen. Leise neben Rosenstöckchen Läuten weiße Maienglöckchen, -Blüht in Dolden blauer Flieder —, Blüht er noch? Blüht er schon wieder? Und es liegt wie zartes Düften Von den Linden in den Lüften, Und es grüßt mit Stolz und Grazie Die Kastanie die Akazie, überall, wohin wir lauschen, Lauschen wir in heimlich Rauschen, Lauschen wir geheimen Dingen, Einem Klingen, einem Singen. Amseln, Lerchen, Nachtigallen Singen in den Waldeshallen, Jubeln, flöten, musizieren In den grünen Baumrevieren. Und nun wird nichts übrigbleiben, Als bei soviel buntem Treiben, Als bei soviel Sang und Sprießen Sich dem Frühling anzuschließen. Dieses ist die wunderbare, Ist die holde Zeit im Jahre, Ist die Zeit der vielen Prächte, Ist die Zeit der Hellen Nächte. Und es blinkt in tauesfenchten Nächten gold'ner Sterne Leuchten In die Herzen, und die Morgen Kennen keine Spur von Sorgen. Alle haben wir's vernommen: Pfingsten, Pfingsten ist gekommen! Und so schickt euch denn aufs beste Frohen Sinns in frohe Feste! 74. Fortsetzung. Nachdruck verboten Selbach hörte ihr aufmerksam zu. Aufs lebhafteste gefesselt von ihrer Erscheinung, ihrem ganzen Wesen. Es ging ihm ganz wie damals, als er sie kennen ge lernt hatte beim Begräbnis ihres Vaters. Und in Er innerung daran sagte er jetzt: „Es ist lange her, seit wir uns das erstemal sahen. Es war ein trauriger Anlaß damals." Sie nickte und wurde ernster. Dabei siel ihm auf, daß sie noch immer blaß aussah von dem ausgestan denen Schrecken. Vorsorglich bot er ihr da seinen Arm. „Sie sind sicher angegriffen, meine gnädige Frau — darf ich mir erlauben?" Dankend nahm sie an. Sie fühlte sich in der Tat nicht gut. Ihre Knie zitterten noch beständig, und von Zeit zu Zeit rann ihr ein Schauer über den ganzen Leib. Er fühlte es, wie er sie jetzt stützte, und unwill kürlich Drückte er dann jedesmal ihren Arm ein wenig gegen den seinen, um ihr einen besseren Halt zu geben. Sre ließ es ruhig geschehen und lehnte sich wirklich in solchen Augenblicken fester auf ihn, so daß er an seinem Arm ihre Schulter fühlte. Dazu der Hauch ihrer Nähe, ihres zart schmeichelnden Parfüms — es überrieselte ihn jedesmal. Ein lange nicht mehr gekanntes Gefühl. Wußte er denn überhaupt noch, wie es war, wenn sich ein weicher Frauenleib an einen schmiegte? Und Eberhard von Selbach umgab so auf diesem ernsamen Waldgang die fremde Frau mit all der zar ten, ritterlichen Aufmerksamkeit, die daheim in seinem eigenen Hause nicht gewertet — ja, als lästig empfun den wurde. Ms sich Marga Steinsiefen in der Nähe des Ortes von ihm verabschiedete, dankte ihm ein langer Blick aus ihren dunkeln Auaen und die Auftorderunr. wenn sein Weg ihn einmal nach der Hauptstadt führe, doch bei ihnen vorzusprechen. Ihr Mann werde sich freuen, ihm noch persönlich für seinen Schutz zu danken. * Eke war jetzt viel allein. Ihr Mann war oft ver reist, in der Stadt, wo er Geschäfte hatte. Eberhard von Selbach sagte damit nicht die Unwahr heit. Er hatte, als er seinen ersten Besuch bei Stein siefen machte, dort auch Margas Bruder getroffen. Es war dabei viel von den großen Unternehmungen Hermann Reuschs die Rede gewesen, und schließlich hatte sich, nach wiederholtem Zusammentreffen, Selbach bestimmen lassen, auch seinerseits einige Anteile der Baugenossenschaft zu erwerben. Es schien ja in der Tat da ein gut Stück Geld zu verdienen zu sein. Aber, was ihn mehr galt: die geschäftliche Verbindung mit dem Bruder Nab ihm den willkommenen Anlaß, der Schwester häufiger nahe zu sein. Marga ihrerseits sah ihn auch nicht ungern kommen. Doch endlich ein Mann der großen Welt, der sie mit seiner Aufmerksamkeit auszeichnete! So fand Eberhard von Selbach ein unausgesprochenes Entgegenkommen bei seinen Besuchen, das ihn bald immer tiefer ein spann mit seinem verführerischen Bann. Und er floh sein eigenes Haus, mehr und mehr. Eke empfand diese Einsamkeit als eine Wohltat. In der Nähe ihres Mannes bedrückte sie etwas wie ein Schuldgefühl, trotzdem sie sich immer wieder laut zurief: Er hatte ja gewußt, was ihn erwartete. Aber in den stillen Stunden durchw-achter Nächte mußte sie es sich bekennen: Es war doch auch in ihr das tiefe Sehnen des Weibes. Nur dem, der den Namen ihres Gatten trug, war es nicht beschieden, es zu stillen. Aber ein anderer war da. wenn ihr das Schicksal den gelassen hätte —! Das war es, was auf Ekcs Stolz lastete. War das nicht schon wie ein trübender Anhauch der Sünde? Um sich selber zu entfliehen, hatte sich Eke mit ernster Hingabe wieder ihrem wohltätigen Wirken ge widmet. Es füllte sie ganz ^rs. Nur dann und wann trieb sie es einmal auch wieoer hinauf in die Berge. Die Bergrutschkatastrophe an der Saale. Wir bringen eine Bild von der Naturkatastrophe an der Saale bei Latdorf, das kurz nachdem der Kalk berg in einer Breite von 500 Meter in das Flußbett dei Saale gestürzt war, ausgenommen wurde. Im Vorder grund das ausgetrocknete Flußbett und Arbeiter, die an der Beseitigung des Hindernisses arbeiten. Neues aus aller Well. Sühne für einen bestialischen Mord. Im Hof des Landgerichtsgefängnisses in Frankenthal (Pfalz) fand durch den Münchener Scharfrichter Reichert die Hin richtung des vom Schwurgericht Frankenthal wegen Mordes zum Tode verurteilten 24jährigen Schmiedes Felix Geiß aus Mutterstadt statt. Felix Geiß hatte in der Nähe von Haßloch auf freiem Felde seine Frau nach einem vorbedachten Plan bestialisch ermordet. Er brachte ihr unversehens mehrere Messerstiche in die Brust bei und schnitt ihr dann die Kehle durch. Während die Frau mit dem Tode rang, nahm er ihr die Wertsachen ab, um einen Raubmord vorzutäuschen. Die Leiche verbarg er dann in einem Wassergraben. Ein Flicgcrchcpaar will den Atlantik zweimal üver- queren. Das bekannte englische Fliegerehepaar Mollison- Amy Johnson beabsichtigt, vom Londoner Flugplatz Croydon zu einer doppelten Überquerung des Atlantischen Ozeans zu starten. Sie wollen zunächst ohne Zwischen landung von London nach Newyork fliegen. Nach einem Ruhetag wollen sie daraufhin von Newyork ohne Zwischenlandung zurück über den Atlantik bis Bagdad und von Bagdad über Jstambul und München wieder nach London fliegen. Die Gesamtstrecke des Fluges be trägt ungefähr 19 000 Kilometer. Vier Männer in einer Kohlengrube verschüttet. In Pueblonuevo del Terrible (Provinz Cordoba, Spanien) wurden vier Männer, die in einer verlassenen Kohlen grube nach Kohlen suchten, durch den Einsturz eines Stollens verschüttet. Die Männer konnten nur noch als Leichen geborgen werden. ^Unbekannte Flugzcugtrümmer. Schwedische Fischer haben in der Nähe der südschwedischen Küste Trümmer eines Flugzeuges gefunden. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich um ein abgestürztes schwedisches Militär flugzeug. , 82 Häuser niedergebrannt. In der Nähe von Bar naul (Sibirien) ist das Dorf Makejewka abgebrannt. Dem Feuer fielen 82 Häuser zum Opfer. Ztbei Bauern werden vermißt, man nimmt an, daß sie in den Flammen um gekommen sind. ?Tod eines 100jährigen Sängers. In dem ungewöhn lichen Alter von 100 Jahren ist in Newyork der in Deutsch land gebürtige Sängerveteran Joseph E. Kremer vom Tode abberufen worden. Er errang sich eine angesehene Stellung als Musiker, zumal er doch nicht weniger als neun Instrumente spielte: Klavier, Oboe, Horn, Geige, Flöte, Klarinette usw. In vorgerücktem Alter wurde er noch einmal als Sänger aktiv und stand hier wieder seinen Mann, bis er sich vor wenigen Jahren ganz zurückzog. 'Die Ausbrecher von Lansing sind Gentlemen. Die aus dem Staatsgefängnis von Lansing ausgebrochenen Gefangenen haben die von ihnen entführten drei Frauen, den Vorsteher des Gefängnisses und zwei Wärter frei gelassen. Bisher ist es noch nicht gelungen, die Ausbrecher zu fassen. So war alles wie früher, als sie noch Mädchen war. Oft erschien es ihr selber wie ein Traum, daß sie Frau sein sollte, wenn sie so allein durch den Wald schweifte. Erst die Heimkehr in das dunkle, graue Haus drunten erinnerte sie an die Wirklichkeit. Auch heute war wieder ein Tag, wo Eke von Sel bach für Stunden ganz der Gegenwart entflohen war. Mit dem Jagdgewehr über der Schulter war sie durch den Forst gestrichen. Die Kaninchen machten viel Scha den droben an der Wiese. Der Oheim ließ sich ja nur selten noch blicken in seinem Revier, und auch ihr Mann kaum noch, seitdem ihn seine Geschäft« immer häufiger nach der Hauptstadt riefen. Da hatte sie ein mal gründlich aufgeräumt unter den Schädlingen. Kall mann, der sie begleitete, hatte den gehäuften Rucksack mit der Beute schon mit hinabgenommen. Sie selber war indessen noch etwas im Revier gebliebeü. Sie liebte es, den Abend anbrechen zu sehen im schweigen den Forst. Das gab der Seele Frieden, und danach trug sie jetzt so manchmal ein sehnendes Verlangen. Gedankenverloren schritt Eke am Waldsaum hin. Es war an der Grenze des Reviers. Quer durch die Wiese lief die Grenze. Jenseits begann die Gemeinde jagd, deren Pächter seit dem Tode des alten Reusch Gerhard Bertsch war. Leise begannen schon di« Schat ten durch den Forst zu schleichen. Kein Vogellaut mehr unter den hohen Tannen. Draußen über der Wies« stand bereits schwer das geheimnisvolle Licht vor der Dämmerung. Verloren glitt ihr Blick über das sattgrüne, mehr als kniehohe Gras. Aber da weitet« sich plötzlich ihr Auge, und angewurzelt stand ihr Fuß. Dort — mitten in der Wiese der rote Fleck Kein Zweifel, es war ein Bock. Jetzt warf er auf, sicherte einen Moment, miß trauisch nach dem Holz äugend, doch äste nun ruhig 'weiter, den Kopf wieder tief im weichen Gras ver borgen. Aber Ekes scharfes Auge hatte genug gesehen, das selten schwere Gehörn erkannt. Der ganz alte Bock war es, der stets hier oben stand, aber auf den selbst der Onkel so oft vergebens gegangen war. Und nun lief er hier im Zufall über den Weg! ., GvrtWNng. kolgk.f