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Der unterirdische Gang. Ladung Görings und Goebbels' zur Widerlegung der Vraunbuchliigen. . Der Prozeß gegen die Reichstags brand st i f t e r. Am 18. BerhandlungStag im Brandstifterprozcß macht Scnatöpräsident Dr. Bunner zunächst Mitteilung über den plötzlichen Tod des niederländischen Generalkonsuls in Leipzig, Knobl, der der Behandlung täglich bcigewohnt hat. Der Senat bedauere von Herzen das Hinscheiden dieses ausgezeich neten, objektiven Mannes. Als erster Zeuge wird dann derPostschaffnerWilly Otto vernommen, der am Abend des 27. Februar seinen üblichen Gang durch das Retchstagsgebände gemacht hat, um die Briefkästen zu leeren. Der Zeuge sagt im wesentlichen aus: Es war vollständig dunkel im Gebäude. Ach habe keinerlei verdächtige Beobachtungen gemacht, keine Geräusche gehört und keinen Brandgeruch wahrgenommen. Es war vollkommen ruhig und kein Schritt im Hause zu hören. Der eine Flügel der großen Glastür tu der Wandelhalle stand offen. Der nächste Zeuge, TischlermeisterLiPpert. äußert sich über die Beschaffenheit des Gestühls im Reichstagssitzungs- saal. Am Brandtage befanden sich im Saal etwa 600 Abgeord netensitze in sieben Sektoren. Die ersten drei Reiben bestanden vollständig aus altem Eichengestühl. Die alten Stühle haben, von der ersten Reihe abgesehen, nach Fortfall dtr Pulte, fo- genanntt Taschen von vier Millimeter starkem Eichenholz erhalten. Diese Kästen waren ossen, so daß, wie der Sach verständige hervorheöt, Brandmaterial ohne weiteres dort untergevracht , werden konnte. / Der nächste Zeuge, der Amtsgebilfe Wocköck, ist seit elf Jahren Portier am Portal II. Am Brnndabend hat er wenige Minuten nach 20 Uhr seinen Kollegen Kohls gefragt, wer noch ^im Hause sei. Er erhielt die Antwort, daß der Abgeordnete Torgler noch anwesend sei und daß Torgler auf einen telephonischen Anruf sich nicht gemeldet habe. Es entspinnt sich dann eine längere Auseinandersetzung dar über, oh jemand an den Schlüssel von Portal ll herankommen und einen Wachsabdruck machen kann. Der Zeuge kann keine Erklärung darüber geben, wie es jemand an dem betreffenden Abend möglich gewesen sein soll, durch das Portal II herauszulansen. Auch er bestreitet die Verdächtigungen des Brannbuches, daß Neichstagsbeamte am Tage des Brandes nach Hause geschickt worden wären. Der Amts geh ilfe Kohls, der seit über zwanzig Aabren an der Garderobe am Portal ll Dienst getan hat, Hai 10 Minuten vor 20 Uhr die Garderobe des Abgeordneten Torgler bemerkt. Er rief auf Zimmer 9a an. Es meldete sich niemand, und auch ein zweiter Anruf war ergebnislos. Ebenso hatten zwei Anrufe nach dem Nebenzimmer 9b keinen Erfolg. Ein Besetztzeichen kam auch nicht. Als er den Hörer noch in der Hand hatte, kam in der Garderobe während des letzten Anrufes ein Anruf an, den der Fahrstuhlführer abnahm. Es sollte die Garderobe Torglers hcraufgebracht werden. Das ist auch geschehen. Es wird in eingehender Befragung einwand frei fcstgestellt, daß der Zeuge viermal angcrufcn hat. Auf alle vier Anrufe erfolgte keine Antwort. Aber unmittel bar nach dem vierten Anruf rief der Abgeordnete Torgler aus dem Nebenapparat an. — Auch hier wieder hat Dimitroff Fragen, die längst geklärt worden sind, zu stellen. Er möchte wissen, wer der unmittelbare Vorgesetzte dieses Zeugen gewesen ist. Diese Art von Fragen veranlaßt den Vorsitzenden, Dimitroff eindringlich davor zu warnen, daß er auch weiterhin noch solche überflüssigen Fragen vorbringt. Weiter möchte Dimi- troff-, wie üblich, noch gern wissen, welcher Partei der Zeuge angehört hat. — Der Zeuge erklärt, er hätte noch nie einer Partei angehört. Es tritt dann die Mittagspause ein. Rach der Pause werden noch einige weitere Zeugen ver nommen: Dann kommt Oberreichsanwalt Werner zu Aus führungen über das Braunbuch zurück. Er führt u. a. aus: „Es ist ja heute schon von dem unterirdischen Gang gesprochen worden. Wir kommen damit zu einem Komplex, der in dem Braun buch eine erhebliche Rolle spielt. Wir haben schon an, letzten Sonnabend zwei größere Lügen dieses Buches zur Strecke gebracht: Die eine, daß der Ministerpräsident die Reichstagsbeamten vorzeitig nach Hause geschickt hätte, um lästige Zeugen des Vorhabens beisettezuschaffen, und die zweite größere Lüge, daß Oberbranddirektor GemPP verschiedene Äußerungen gemacht Hütte, u. a. die, daß die Feuerwehr zu spät alarmiert worden sei, so daß SA. früher dagewesen sei. Ferner, daß der Ministerpräsident Maßnahmen zur Feuer bekämpfung verhindert hätte, und schließlich, daß größere Menaen Brandmaterial in den Reichstag geschafft worden seien. An dem Braunbuch wird ohne den Versuch eines Be weises die Behauptung aufgestellt, daß durch den unter irdischen Gang unter Führung von drei Personen, nämlich des Polizeipräsidenten Heines-Breslau, des Ober leutnants Schulz und des Polizeipräsidenten Graf Hell dorf-Potsdam SA.-Abteilungen in den Reichstag ein gedrungen seien und dort den Brand angelegt hätten. Der Oberreichsanwalt stellt dann den Antrag, den Polizeipräsidenten Heines-Breslau, den Oberleut nant Schulz und den Polizeipräsidenten Graf Hell dorf-Potsdam als Zeugen dafür zu vernehmen, daß sie mit der Angelegenheit des unterirdischen Ganges zwischen Reichstag und Reichstagspräsideutenhaus nicht das ge ringste zu tun haben. Weiter beantragte der Oberreichsanwalt die Ladung des preußischen Ministerpräsidenten Göring und des Reichs ministers Dr. Goebbels zur Widerlegung der unerhörten Behauptung des Braunbuches, daß beide die intellektuelle» Urheber dieses BrandstiftungSplancs gewesen wären. Der Obcrreichsanwalt fährt fort: In dem Braunbuch wird das Unerhörte behauptet, ohne den Versuch, einen Beweis dafür zu führen, daß Reichsminister Goebbels als der intellektuelle Urheber und der preußische Ministerpräsi- dent ebenfalls als Urheber des Planes und Mitdurchführer gegolten habe. Ich glaube, es ist Pflicht, wenn solche un erhörten und unbewiesenen Verdächtigungen in die Welt gesetzt werden, daß man auch diesen Herren die Möglichkeit gibt, sich über alle in diesem Zusammenhang stehenden Vorgänge zu äußern, insbesondere auch über die damalige politische Lage. Es meldet sich dann wieder der Angeklagte Dimi troff zu Wort und meint, er hätte selbst das größte Interesse daran, daß alle Unwahrheiten widerlegt würden. Dimitross erklärt weiter: Ich habe den Herrn Präsidenten bereits vor einer Woche ersucht, auf meine Kosten durch den offiziellen Verteidiger Dr. Teichert mir dieses Braunbuch zustellen zu lassen. Ich betone, daß cs unverständlich, unglaublich und meiner Meinung nach ungerecht ist, wenn meine Ankläger dieses jBuch in Händen haben und ich als Angeklagter nicht das Buch und daS Material kenne. t Vorsitzender: Ich weise den Ausdruck „unglaub lich" als ungehörig zurück. -Dimitroff: Ich verlange, Herr Präsident, raß dieses Buch mir zugestellt wird. Vorsitzender zu dem Angeklagten Dimitroff: Wenn Sie sich nicht gehörig benehmen, wird Ihnen wieder das zuteil werden, was Ihnen schon einmal zuteil geworden ist. -Dimi- troff ruft nochmals erregt: Um das Buch ersuche ich! — Der Vorsitzende verkündet dann folgenden Gerichts beschluß: Den BewciSanträgcn des Oberreichsanwalts wird statt- gegeben. Es werden als Zeugen geladen: Heines, Schulz und Gras Hclldorf, ebenso die beide» von ihn« genannten Minister: Ministerpräsident Göring und Reichsminister Dr. Goebbels. Oberreichsanwalt Werner äußert sich dann noch zu dem Vorbringen des Angeklagten Dimitroff: Das Braunbuch ist ein Pamphlet. Ich sehe nicht ein, weshalb eine wettere Verbreitung dieses Buches zugelaffen werden soll, als un- bedingt erforderlich ist. Ich bitte, den Antrag abzulehnen. — Dimitroff: Geben Sie mir Ihr Exemplar, Herr Oberreichsanwalt! Rechtsanwalt Dr. Sack: Zu Beginn unseres Prozesses in Leipzig war ein Telegramm vom Polizeipräsidenten Heines aus Breslau eingetrosfen, in dem er mitteilt, daß er vom 26. Februar bis Anfang März verreist war. Ach bitte den Senat, in Erwägungen einzutreten, ob es nicht zweckmäßig erscheint, auch diejenigen Zeugen zu laden, die über den mehr tägigen Aufenthalt des Polizeipräsidenten Aufschluß geben können. Weiter ist am zweiten Verhandlungstage ein Brief von Oberleutnant Schulz einaegangen mit der Mitteilung, daß er damals krankgelegrn habe. Nun wird gerade Ober leutnant Schulz in der Emigrantcnpresse als notorischer Lügner hingestellt. Es steht also bevor, daß, selbst wenn Schulz hier erscheint, man hinterher sagt: Der Mann schwört jeden EH. Daher bitte ich, zu bedenken, ob man nicht gleich schon anordnet, daß im Zusammenhang mit Schulz auch ge laden werden: 1. der Arzt, der Schulz behandelt hat, mit der Aufgabe, sein Krankenbuch mitzubringcn; 2. das Per sonal des Arztes, das bei der Behandlung zugegen war; 3. diejenige Stelle, bei der Schulz krankgelegen hat. Ach von mir aus zweifele nicht an der Glaubwürdigkeit der genannten Zeugen. Ach habe das feste Vertrauen, daß diese Zeugen es mit der Heiligkeit des Eides ebenso ernst nehmen wie wir alle, aber ich babe das größte Mißtrauen gegen die Mentalität im Ausland, die immer wieder mit denselben Gerüchten kommt und immer wieder in offenen oder anonymen Briefen sagt: solche Beweis- anträae müßten gestellt weiden. Der VSrsitzönd e glbs bekannt, daß auch die von Rechtsanwalt Dr. Sack weiter benannten Zeugen geladen werden und sobald wie möglich vor Gericht erscheinet.sollen. Die Verhandlung wird dann auf Mittwoch vertagt. Freispruch von Aeichsbannerleuten. Am 10. Juli d. I. kam es in Ludwigsdorf, Kreis Oels, zu einem überfall von Reichs- b annerleuten auf SA.-Männer, wobei auch etwa 30 bis 40 Schüsse gefallen sind. Mehrere SA.- Leute wurden bei dem Überfall schwer verletzt. Nunmehr verhandelte das Schwurgericht Oels gegen die sechs an geklagten Reichsbannerleute. Der Vorsitzende des Gerichts verkündete dann den Freispruch von zwei An geklagten und die Einstellung des Verfahrens gegen die vier anderen Angeklagten. In der Begründung betonte der Vorsitzende, daß das Gericht im Gegensatz zu der.Verteidigung der Ansicht sei, daß ein Landfriedens bruch vorgelegen habe, es habe sich aber nicht ergeben, daß die Angeklagten selbst Gewalttätigkeiten begangen hätten. Ebenso ließe sich die Rädelsführerschaft bei ihnen nicht feststcllen. SreWMer Kamps gegen jü-W- marMschen Mob. überfall auf Nationalsozialisten in Amerika. Eine in der Schwabenhalle in Newark in dem ameri kanischen Staat New Jersey tagende nationalsozialistische Versammlung wurde das Opfer eines unerhörten jüdisch-marxistischen Überfalls. Die An greifer warfen durch sämtliche Fenster Stinkbomben in den Saal. Auf der Straße wurden die National sozialisten sodann von einer großen Übermacht über fallen. Es entspann sich ein erbitterter Nahkampf, in den schließlich auch die Polizei eingrifs. Zwölf Per sonen, darunter ein Polizeikapitän, wurden verletzt, sieben Personen, darunter sechs Juden, wurden verhaftet. Den Polizeiverstärkungen gelang es erst nach drei- stündigem Kampf und unter Verwendung von Tränengas, das zwölf Häuserblocks umfassende Schlacht feld zu räumen. ' Mndsunl-Vroaramm. Donnerstag, 19. Oktober. 6.15 aus Berlin: Funkgymnastik (W. Driske). K 6.351 Frühlonzert des Funkorchesters. — Dazwischen 7.00: Tages nachrichten. 4- 8.00: Funkgymnastik. >zc 8.15: Unsere Losung. 4 9.40: Wirtschafts-, Wetter- und Tagesnachrichten. 4c 11.00z Werbenachrichten mit Schallplattenkonzert. * 12.00: Mittags- lonzert des Funkorchcstcrs im Anschluß an Wetterbericht unk Zeitangabe, 4- 13.15: Tagesnachrichtcn (I) u. Tagesprogramm 4- 13.30: Neue Schallplatte«. 4- 14.15: Tagesnachrichtcn (II). 4- 14.40: Filmberichte. 4- 15.00: Zahlenwunder der Physik Plauderei. 4° 15.35: Wirtschaftsnachrichten. 4- 16.00: Unter- haltungskonzcrt des Leipziger Sinfonieorchesters. 4c 17.30: Theodor Fontane: Ans den „Wanderungen durch die Mar! Brandenburg". Sprecher: Günther Boehnert. 4- 17.50: Wirt- schaftsnachrichtcn, Wettervoraussage, Zeitangabe. 4c 18.00: Atalienischer Sprachschnellkursus. * 18.25: Edvard Grieg: Sonate für Violine und Klavier jp-Dnr), Werk 8. 4c 19.00: Stunde der Nation. „Gott grüß' die Zunft!" Ein Aufriß w Dokumenten, Szenen und Liedern von Rolf Reißmann. 4> 20.05: An Bord des Segelschulschiffes „Gorch Fock". Hörbcricht 4- 21.00: Jodler und schnurrige Lieder zur Laute. 4- 22.00: Tages- und Sportnachrichten. 4c 22.40: Grundlagen der Rasse- bildung. — Funkstille. Deutschlandsender 1635. 9.00: Schulfunk: Ferdinand von Schill. Hörspiel. 4c 9.45t Mario Heil oe Vrentani: „Von Menschen, Hasen und Ochsen* und andere Humoresken 4° 10.10: Schulfunk: Wilhelm-Busch- Stunde. 4c 10.50: Schulfunk: Turn- und Sportstunde. 4- 11.30: Mit Pinsel und Palette zwischen Maschinengewehren. 4- 14.45: Kinderstunde: Lore und die Kinder in Buddelhausen: „Der Sladtplan". 4- 15.00: Jugendstunde. 4c 15.45: Das Kaiserbuch von Paul Ernst. 4- 17.00: Für die Frau: Finnische Frauen im freiwilligen Wehrdienst. 4° 17.20: Chor- und andere Lieder von Martin Gradert und Alexander Preuß. 4- 18.05: Zur Unterhaltung: Heitere Tecstunde. 4- 18.30: Stunde der Scholle. 4- 19.00: Stunde der Nation. „Gott grüß' die Zunft!" Fest des Handwerks und der Handwerker. 4- Nach 20.00 aus Bres lau: „Cosi fan tutte." Mozart. 77. Fortsetzung Nachdruck verboten „Nein, sie sind damals bei meiner Flucht verloren ge gangen." „Aber sie haben doch vielleicht hier in Berlin aus frühe rer Zeit Bekannte, die gewiß gern bereit sind, Sie zu re kognoszieren." Für Sekunden schwieg Elga, so daß Kommissar Berger erklärte: „Alle russischen Emigranten kennen sich doch unterein ander, so daß Sie uns sicher jemanden angeben tonnen, der Ihre Behauptungen, die Baronesse Elga von Waltershaufen zu sein, bestätigt." Wieder zögerte Elga, dann aber entgegnete sie hastig: „Fräulein Sonja Jegorowna wird die Wahrheit meiner Worte bezeugen können." Doch Kommissar Berger lachte. „Fräulein Jegorowna ist es ja gerade, die behauptet, daß Sie den Namen der Baronesse von Waltershaufen mit Un recht führen. Von Fräulein Jegorowna haben wir erfah ren, daß Sie eine Spionin sind und Ihren Namen bereits öfters gewechselt haben. Sie sehen also, daß wir genau un terrichtet sind." Elga starrte den Kommissar fassungslos an, als hätte sie seine Worte nicht verstanden. Dann schluchzte sie auf und stöhnte: „Das ist infam! Das ist eine niederträchtige Verleum dung." Jetzt erst wandte sich der Untersuchungsrichter an Elga und sagte: „Fassen Sie Vertrauen zu uns. Wir wollen Gerechtig keit, Fräulein von Woltershausen, und deshalb rate ich Ihnen, legen Sie ein offenes Geständnis ab." Doch Elga zog müde ihre Schultern hoch. „Ich habe nichts zu gestehen. Ich bin schuldlos. Ich weiß nicht, wie das Wachs in meinen Schreibtisch gekom men ist, weiß nichts von jenem verhängnisvollen Brief." Der Untersuchungsrichter spielte nachlässig mit seinem Bleistift, schaute dabei Liga und dann den Kommissar an und bemertte schließlich: „Ich muß offen eingestehen, Herr Kommissar, daß mir der Fund dieses zerrissenen Briefes sehr merkwürdig er scheint." „Aber er ist doch gerade der untrüglichste Beweis für die Schuld der Angeklagten," entgegnet« Kommissar Ber ger und seine Stimme verriet deutlich den. leisen Aerger darüber, daß der Untersuchungsrichter daran zu zweifeln wagte. Doch Doktor Lorandt, dessen Augen mitleidig an dem bleichen Mädchengesicht hingen, fuhr leise fort: „Wenn wir es wirklich mit einer raffinierten Spionin zu tun hätten, dann dürfte sie wohl kaum so ungeschickt sein vnd den Abriß eines solchen verhängnisvollen Brieses in den Papierkorb zu werfen." „Wie sollte er sonst dorthin gekommen sein, Herr Dok tor?" „Man könnte ihn absichtlich dorthin geworfen haben, um einen Verdacht gegen Fräulein von Waltershaufen zu erwecken." Kommissar Berger preßte die Lippen zusammen. Er antwortete nicht, sondern zog nur ausweichend seine Schul tern hoch. Er war wütend darüber, daß ihm Untersuchungsrichter Doktor Lorandt den sicheren Sieg streitig machen wollte. Mit besonderem Triumph hatte Berger über die rasche Erledi gung des Falles Eysoldt Bericht erstattet und ein Lob Uber seinen Eifer erwartet. Aber Doktor Lorandt war mit der übereilten Verhaftung Elgas nicht einverstanden gewesen. Er hatte dem Kommissar erklärt, daß er es für richtiger gehalten hätte, die Verdächtige noch einige Zeit zu beobach ten, um auch ihre Helfershelfer ausfindig zu machen, da es doch unmöglich erschien, daß sie die Tat allein ausgeführt haben konnte. Für eine Weile herrschte Schweigen im Zimmer. Doktor Lorandt hing seinen Gedanken nach und Kom missar Verger war zu verärgert, um irgendwelche Fragen an Elga zu stellen. Dann aber schaute Lorandt auf und wandte sich wieder Elga zu, die er mit forschenden Blicken beobachtete, wäh rend er fragte: „Können Sie uns irgendwelche Angaben darüber ma chen, wer als Täter in Frage kommen könnte? Wen» Sie sich selbst für schuldlos halten, dann müssen Sie doch dar über nachgedacht Hatzen." Elga schüttelte langsam den Kopf. „Ich weiß nicht, wer die Papiere gestohlen hat. Ich habe es nicht getan, das kann ich beschwören/ „Haben Sie Feinde in den Cysoldt-Werken, die Ihnen den Streich gespielt haben könnten und den Verdacht auf Sie lenkten?" „Ich habe mit den übrigen Angestellten gar keine Füh lung gehabt, da ich ausschließlich nur für Doktor Eysoldt ge arbeitet habe." „Sie wohnten auch im Hause Doktor Eysoldts?" „Ja." „Kommissar Berger hat mir erzählt, daß sich Doktor Walter Eysoldt in Sie verliebt habe und gerade in jenem Augenblick eine Liebeserklärung gemacht hätte, als die Tän zerin Sonja Jegorowna zu Besuch gekommen sei. Ist das wahr?" Eine brennende Röte huschte über Elgas Gesicht. Und mit zitternder Stimme bat sie: „Ersparen Sie es mir, darauf antworten zu müssen." (Fortsetzung folgt.)