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mr- Wagenpflege errichiei. A»L Mnmung des Reichskanzlers Adolf Hitler Hi das Ausklärungsamt für Bevölkerungspolitik und Raffenpflege bei den Spitzenverbänden der deutschen Ärzteschaft in Berlin errichtet worden. Es arbeitet in enger Fühlungnahme mit dem Reichsministerium des Innern und dem Reichsministerium für Propaganda und VolksauMrung. Zu seinem Leiter ist Dr. med. W. Groß aus München berufen worden. Ein warmer Frühlingstag. Dor deinen Augen flimmert irr die Luft. Ein Duft Bon Goldlack und Levkojen haucht Aus nahen Gärten, lichtgetaucht . . . Heut siehst du alle Ziele doppelt weit. Die Zeit Rinnt träge fort. Bon fernher — wie im Traum — Ein müdes llhrenschlagen nur, vernehmbar kaum. Franz Willem Steffen. V.r nationalsozialistische Einheitsstaat Dr. Goebbels über aktuelle politische Fragen. Der Reichspropagandaminister Dr. Goebbels ge tvährte dem Berliner Vertreter des Hamburger Fremden blattes eine Unteredung über aktuelle politisch. F r a g e n, in der er u. a. folgendes ausführte: Den Einheitsstaat, den Totalstaal errichtet mar allein durch die Kraft des Willens. Der von uns erstrebt Einheitsstaat wird der Entfaltung eines gesunde, Ei genlebens jede Möglichkeit lassen. Ein Land wi. Bayern wird feine Eigenart um so ungezwungener pflegen können, je weniger diese Bestrebungen dem Ver dacht ausgesetzt sind, einem reichsfeindlichen Partikularis- mus zu huldigen. Ähnlich hat man die Gleichschaltung der Gewerkschaften zu würdigen. Nicht auf die Äußerlichkeiten der organi satorischen Umwandlungen kam es an, sondern aus den geistigen Tatbestand. Gerade die seelische Gleich schaltung des Volkes mit dem Wollen der Regierung stellt den Kern dessen dar, was ich unter Identität von Staat, Volk und Nationalsozialismus verstehe. Wir sind duldsamer als man es wahrhaben möchte, und auch den Parteien werden wir ihr Leben lassen, zumal der Z e rs e tz u n g s p r o z e tz bei ihnen fort schreiten wird. Wir denken nicht daran, dieMäßigung aufzuaeben, die uns seit dem 30. Januar geleitet hat. Wii erwarten lediglich, daß man sich nicht der Wucht dei Ereignisse verschließt. Die Zusammenarbeit des Kabinetts ist loyaler unk freundlicher gar nicht vorstellbar. Auch die führender Männer, die nicht zu unserer Partei gehören, haben sich von der Richtigkeit unseres Wirkens überzeugt. Die an sangliche Zurückhaltung hat sich in eine vorbehaltlose An erkennung lmseres Könnens und unserer Erfolge ver wandelt. über das, was wir wollen, sind wir uns restlos klar. Auch haben wir in den letzten 13 Jahren sehr viel Entwürfe reformatorischer Maßnahmen aufgearbeitet, die wir heute nach Bedarf aus den Schubladen ziehen können. Dermoch gedenken wir uns nicht zu über- e i len. Erst wenn unsere Gedanken und Ziele zum Ge meingut aller geworden sind, wird der national sozialistische Staat in restloser Reinheit verwirklicht werden können, und ich bezweifle nicht, daß zehn Jahre darüber vergehen werde«. I Wilsdruffer Tageblatt 2. Blatt Nr. 114 — Mittwoch, den 17. Mai 1933 Wie Md neue Kaustraff eMS^u? Preisbildung und Kaufkraft. Der Reichskommissar für Preisüberwachung und der Reichskommissar für Wirtschaft geben be kannt: Solange die der deutschen Volksgemeinschaft zur Verfügung stehende Kaufkraft keine Steigerung auf zeigt, muß sich notwendigerweise jede Preissteige rung auf einem einzelnen Gebiet des täglichen Bedarfs in einer Verknappung der Mittel auswirken, die zur Befriedigung der übrigen lebenswichtigen Bedürfnisse zur Verfügung stehen. Der Weg zur Besserung der Wirt schaftslage kann daher auf dem Gebiet der lebenswichtigen Gegenstände und Leistungen des täglichen Bedarfs nicht mit einer Preiskonjunktur, sondern muß mit einer Mengenkonjunktur beginnen. Nur die Mengenkonjunktur schafft die Voraussetzung und die Möglichkeit zum Ansatz neuer, heute brachliegender Arbeitskräfte und damit zur allmählichen Steigerung der Kaufkraft der Volksgemeinschaft. Erst hiernach kann eine Preiskonjunktur geschaffen werden. Eine vorweg genommene, etwa durch wirtschaftliche oder politische Machtstellung künstlich erzwungene Preiskonjunktur muß zusammen- brcchen, wenn sie auf einen Markt trifft, dessen Kaufkraft nicht vor her durch produktive Mehrarbeit entsprechend der Preis steigerung gehoben ist. Nicht einmal der bisherige Absatz an Waren und Leistungen kann in diesem Falle erhalten bleiben. Die Folge muß eine weitere Ab satzschrumpfung und damit die weitere Freisetzung von Arbeitskräften sein. Dieser Weg führt nicht bergauf, sondern bergab. Echte neue Kaufkraft kann nur durch die Schaffung von Gegenwerten durch nütz liche Arbeit erzeugt werden. Der Wunsch der einzelnen Wirtschaftsgruppen, aus der heute vielfach unlohnenden Preisbildung herauszukommen, ist Wohl zu verstehen. In der Hoffnung eines gerechten Ausgleichs von Leistung, Lohn und Gewinn steht die Reichs regierung ebenso wie in der Arbeitsbeschaffung ihre vor nehmste Aufgabe. Sie verlangt von jedem Deutschen in dieser Zeit das größte Maß von Selbstbescherdung, Selbst zucht und Ovfersinn. Gemeinnutz vor Eigennutz. Ehemaliger Siaaisprafideni öffentlich ausgepfiffen. Remmelc und andere rote Größen bei der Fahrt durch Karlsruhe. In Karlsruhe wurde der ehemalige badische Staats präsident und Minister Dr. e. h. Adam Remmele, fer ner der von Remmele in das Innenministerium als sein Sekretär eingesetzte Regierungsrat Stenz, der frühere badische Staatsrat und Reichstagsabgeordnete Rechts anwalt Marum, der Redakteur an dem sozialdemokra tischen Karlsruher „Volksfreund", Grünebaum, Polizeikommissar a. D. Furrer , ferner die Führer des Reichsbanners und der Eisernen Front in Baden mit anderen der SPD. angehörenden Mitgliedern vom Ge fängnis durch eine Reihe von Straßen im offenen Polizeiauto nach dem Polizeipräsidium übergeführt, von wo sie dann nach der Strafanstalt Kies- lau, dem jetzigen Konzentrationslager, gebracht wurden. Vor dem Gefängnis hatte sich eine riesige Menschen menge angesammelt, die die Verhafteten bei ihrem Er scheinen mit Pfeifen, Pfui- und Nicderrusen empfingen. Die Polizeiwagen fuhren im Schritt durch eine dichte, oft acht Glieder tiefe Menschenmauer. Un unterbrochen auf dem ganzen Weg ertönten Psui-Ruse. Auch wurde überall das Müller-Lied gesungen als Anspielung auf Remmele, der früher Müller knecht war und seinerzeit in Baden das Singen des Müller-Liedes bei Strafe verboten hatte. Der Andrang des Publikums war so stark, daß der gesamte Straßenbahn- und Autoverkehr vollkommen lahm- gelegt war. Unterwegs wurden verschiedene Rolsront- Rufer auf der Stelle verhaftet und auf dem zweiten Polizeiwaaen mittransvortiert. Mister Dr. Frank ans SstemiH „ausgewiesen"? Sensationsmeldung eines Wiener Blattes. Nach einer bisher weder bestätigten noch dementierten Meldung eines Wiener Blattes soll Reichsjuftizlommissar Dr. Frank bei seiner Rückreise aus Österreich in Salz- bürg einen „Ausweisungsbefehl" der öster reichischen Negierung erhalten haben. Sollte die Meldung zutrcffen, so würde diese neue schwere Beleidigung eines deutschen Ministers zweifellos sehr ernste Schritte der Reichsregierung in Wien zur Folge haben. Nach der Darstellung des Wiener Blartes sollte der Ausweisungsbefehl Dr. Frank schon bei seinem kurzen Aufenthalt in Graz zugestellt werden. Er sei aber, heißt es in der Meldung weiter, bereits im Auto von dori ab gefahren gewesen. Da erSalzburg als Ziel angegeben hatte, wurden die dortigen Behörden entsprechend an gerufen. Die Ausweisung sei dein deutschen Minister dann am Abend bei seiner Ankunft in Salzburg zugestelit worden. Die Nachricht habe sich mit Windeseile in der Stadt Verbreiter und stürmische Kundgebungen der nationalen Bevölkerung gegen die Be hörden zur Folge gehabr. Minister Dr. Frank habe dann nach einem kurzen Aufenthalt die Stadl Salzburg im Amo verlassen und habe bei Freilassing die bayerische Grenze überschritten Zusiizminister Kerr! über den Ehrenschuh der Veamten. In einer Verfügung des preußischen Justizministers Kerrl wird u. a. erklärt: Nachdem die Regierung der nationalen Erhebung die Macht ergriffen und Vorsorge getroffen hat und weiter treffen wird, daß die Handhabung der Staats gewalt und insbesondere auch die Wahrnehmung der richterlichen Geschäfte sowie der Ge schäfte derStaatsanwaltschast nur Männern anvertraut ist, für deren Amtieren im Sinne einer sauberen und vom Geiste nationaler Gerechtigkeit er füllten Rechtspflege Gewähr besteht, mutz alles geschehen, um die Autorität der bei den Justiz behörden tätigen Richter und sonstigen Beamten zu sichern. Wo Anlaß gegeben ist, gegen einen Beamten einzu schreiten, steht dies Einschreiten mir und den von mir be rufenen oder im Amte belassenen Dienstvorgesetzten zu; cs ist kein Grund zu der Besorgnis gegeben, daß ich es erforderlichenfalls an der gebotenen Entschiedenheit werde fehlen lassen. Auf der anderen Seite werden jedoch Richter und sonstige Beamten, die ihre Amtspflichten treu erfüllen, auf meinen besonderen Bei stand rechnen können. Werden sie während der Aus übung ihres Berufes oder in Beziehung auf ihren Beruf beleidigt, so sind die Beleidiger rücksichtslos zur Verant wortung zu ziehen. Der Sund Deutscher Frauenvereine ausgelöst. Durch Beschluß der Verbände. Der Bund Deutscher Frauenvereine teilt mit: Die Vertreterinnen der dem Bund Deutscher Frauenvereine angeschlossenen Verbände haben angesichts ihrer eigenen organisatorischen Lage beschlossen, den Bund Deut scher F r a u e n v e r e i n e mit sofortiger Wir kung aufzulösen. Der Bund Deutscher Frauenvereine, der in über 80 Verbänden etwa dreiviertel Millionen Mitglieder umsaßt, wurde im Mai des Jahres 1894 gegründet. Er bestand aus den großen Rcichsorganisationen für die verschiedenen Berufe (Postbeamtinnen. Lehrerinnen, Ärztinnen, Juri stinnen, Schneiderinnen u. a. m.). Der Frauenbund der Deutschen Kolo- nialgesellschaft hat sich entsprechend seiner Ein stellung und Arbeit der „Deutschen Frauenfront" an- geschlossen und sich damit bedingungslos der Führung des Reichskanzlers Adolf Hitler unterstellt. 27. Fortsetzung. Nachdruck Verbote«. Er hatte Eke von Grund feit jenem letzten Besuch Dort im Hause nicht mehr gesprochen. Ob sie wohl Wort halten und wirklich zur Besichtigung seines Werkes kommen würde? Bald war es ja so weit, daß er ihr es zeigen konnte. Und es hätte ihn aufrichtig gefreut. In Stunden, wo er einmal frei von Arbeit war — sehr selten waren sie freilich nur gewesen in dieser ganzen langen Zeit —, war ihm manchmal der Wunsch gekommen, sie wiederzusehen. Ihre gehaltene Ruhe, hinter der sich aber doch ein starkes und warmes Empfinden barg, taten ihm innerlich wohl. Und seine Einsamkeit, die er so lange mit sich herumtrug, hätte sich einer Frau wie ihr vielleicht willig aufgeschlossen. So war es bisweilen sogar fast wie ein Sehnen nach ihr über ihn gekommen. Dessen ward sich Bertsch auch jetzt wieder bewußt, und seine Augen gingen suchend zu dem Adligen Hause hinüber. Aber plötzlich fuhr er zusammen. Da war sie ja — nur wenige Schritte vor ihm! Kaum daß er Zeit hatte, im Heranfliegen des Wagens noch den Hut zu ziehen. „Eke von Grund!" Unwillkürlich hatte sich ihm ihr Name auf die Lippen gedrängt. Der Klang geheimer Freude ließ Marga Reusch schnell herumsehen. Erst zu ihm, dann zu Eke, die gerade in diesem Moment neben ihnen auf dem Fuß steig längs der Straße sichtbar wurde. Mit ruhiger Freundlichkeit dankte sie für Bertschs Gruß; aber als sie dann neben ihm im Wagen Marga Reusch erkannte, trat ein kühles Verwundern in ihr Auge. Marga erwiderte, indem sie den Kops zurückwarf und hochmütig über die Fußgängerin hinwegsah, die dann gleich wieder ihren Augen entschwunden UM. Aber Bertsch war diese Begegnung nicht entgangen. Und es fiel ihm ein: Richtig, das war ja von jeher so gewesen! Eine stille Rivalität zwischen den beiden. Schon als Kinder. Das heißt, im Grunde eine Ri valität, die von Marga Reusch ausging. Sie wollte der andern, trotz ihrer vornehmen Geburt, keinen Vor rang zugestehen. Dieke Begenung forderte zu Vergleichen heraus, und er fand: Trotzdem Eke von Grund nur in einem schlich ten, graugrünen Lodenkostüm der eleganten Damener scheinung Margas gegenübergestanden, hatte sie doch unbedingt vornehmer gewirkt. Das Auto stieg jetzt den Hang hinauf, zwischen den Haubergen hindurch. Hier und da lagen noch auf geschichtete Schanzen vom vorigen Abhau. Vereinzelt sah man auch Leute im Holz arbeiten. Dann näherten sie sich dem Ziel, dem Basaltbruch droben. Schon weithin kündete er sich an. Der Hoch wald, der hier den Bergrücken bedeckte, bot ein Bild der Verwüstung. Mitten durch ihn hindurch war ein breiter Fahrweg geschlagen worden. Wie eine noch offene Wunde klaffte der dunkle Waldboden, von dem di« Rasendecke gerissen war; an den Rändern hingen abgerissen« Wurzelfasern. Rechts und links lagen die gestillten Baumriesen, noch das dürr« Laub an den Zweigen. Das Auto hielt, und die drei stiegen aus. Vom Meister empfangen, der di« Arbeiten hier oben leitete, führt« Karl Steinsiefen sein« Gäste überall umher, berichtete und erklärte. Er sprach zu Bertsch hin, doch seine Augen hingen an Marga Reusch. Diese aber hatte weder Interesse noch Verständnis für das, was es hier zu sehen gab. Ebensowenig beachtete sie Stein siefens Blicke. Immer noch beschäftigte sie die Wahr nehmung vorhin da unten mit Eke von Grund. Und doppelt heiß brannte in ihr der Wunsch auf, sich Bertsch zu gewinnen — schon, um ihn nicht etwa der andern zu lassen. So wartete sie mit steigender Ungeduld auf eine Ge legenheit, Gerhard an ihre Seite zu bekommen und sich mit ihm etwas abzusondern. Uno sie bot dazu die Hand. Vor irgendeiner Maschinerie. Weh Le ÜLLen. anscheinend gefesselt von dem Anblick, und zeigte mit dem Sonnenschirm: „Was ist denn das hier, Herr Bertsch?" Der Angeredete, der gerade vor ihr neben dem Werk meister stand, blickte flüchtig zurück. „Ein Paternosterwerk." Dann wandte er sich gleich wieder an seinen Be gleiter, ganz Berufsinteresse: „Wo kommt eigentlich die Seilbahn von unserer Zecheherauf?" , „Hier, Herr Direktor!" - M'EP Und die beiden gingen zu der Stelle hinüber. Marga Reusch biß sich auf di« Lippe. Tief bohrt« sich die Spitze ihres Sonnenschirms in den Sandboden. Steinsiefen benutzte sofort den willkommenen Anlaß und trat an ihre Seite. „Nun, wi« gefällt's Ihnen hier oben?" „Ein abscheulicher Schmutz!" Und sie blickte un gnädig zu ihren Füßen nieder. „Man verdirbt sich ja alle seine Sachen." „Oh — wahrhaftig!" Ganz bestürzt sah auch er zu den zierlichen Schuhen von fliederfarbenem Glace Nieder. „Entschuldigen Sie nur vielmals. — Aber Sie sollen keinen Schritt mehr zu gehen brauchen. Ich fahre Ihnen das Auto her. Einen Augenblick nur!" Schon war er fort und bald darauf wirklich mit dem Wagen da. Sie stieg «in. Ihr Blick suchte Bertsch. Aber der war nirgends zu sehen. Er steckte sicher lich irgendwo in einem Maschinenhaus mit dem Men schen, dem Werkmeister. Da sah sie Steinsiefen unge duldig an. „Wie lange soll man hier wohl noch warten, Kis es Herrn Bertsch einmal beliebt?" Schnell griff er zu. Diese Gelegenheit, mit ihr al lein zu sein, kehrte ja so bald nicht wieder. „Bitte — ich fahre Sie gleich heim, wenn Sie wün schen. Bertsch hält sich sicher noch ein« ganze Weile hier auf. Ich hole ihn nachher ab." Und schon war er aufgesprungen, rief einem der Arbeiter in der Nähe Bescheid zu und fuhr davon. (FMiketzmrg folgt.)