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In geradliniger Verfolgung ihrer Aufbaupläne nimmt sich die Reichsregierung in ganz besonderem Matze auch des Handwerks und Kleingewerbes an. Wie der 1. Mai dem Arbeiter gehörte und der 1. Oktober dem Bauern, so wird in der Woche vom 15. bis zum 21. Oktober die allgemeine Aufmerksamkeit auf das Handwerk gerichtet sein müssen. Ein auf eine katastrophale Systemlosigkeit aufgebau tes „System" hat mit dem 30. Januar 1933 abgewirtschaftet, auf seinen Spuren nur Scherbenhaufen zurücklassend, an dem den Hauptanteil ein einst blühender deut scher Mittelstand besatz, zu dem ehemals auch der Bauernstand als eigentliches Fundament und wichtigster Bestandteil alles Volktums zu rechnen war. Aber wie sich der Bauernstand in dem Umfange, in dem er aus den großen Agrarreformen des 19. und teilweise schon des 18. Jahrhunderts hervorgegangen war, trotz aller Ver schiebungen im einzelnen wie im allgemeinen behauptet hat, so auch im Grunde noch das weitere Hauptglied des Mittelstandes, die mittleren und kleinen Kaufleute und Händler. Am schwierigsten jedoch gestaltete sich die Lage beim dritten Hauptgliede, dem Handwerk, defsen Kata strophe mit dem Beginn des Maschinenzeitalters einsetzte und über eine liberalistische Ideenwelt hinweg durch ein blindwütiges Steuersystem im Rahmen mittelstandsfeind licher Sozialisierungsgelüste bis an den Rand des Abgrun des getrieben wurde. Unbestreitbar: Das endlich beseitigte „System" hat in allen deutschen Wirtschaftszweigen einen unaufhaltsamen Niedergang herbeigeführt. Am schlimmsten aber doch wohl im Handwerk. Steigende Belastungen durch die Sozial abgaben, dazu die Gewerbe-, Bürger-, Krisen- und erhöh ten Umsatzsteuern, vermehrten das Elend, zumal die durch die Erfüllungspolitik bedingte Volkverarmung abnehmende Aufträge zur Folge hatte und der gewerbeschädigende Wett bewerb der Schwarzarbeiter wie der Betriebe der Oeffent- lichen Hand den Niedergang nur fördern mutzten. Die größte Gefahr aber drohte dem deutschen Handwerk, als vor wenigen Jahren, 1927, unter klüglicher Ausnutzung des Gespenstes der „Oeffentlichen Hand" auch Handwerk und Gewerbe in eine sogen. Abwehrfront des selbständigen Mittelstandes hineinbugsiert wurden, deren Federführung bei dem Lentralverband des deutschen Banken- und Ban kiergewerbes lag, also ausgerechnet bei der privatkapita listischen Gruppe, die seit je als Todfeind jeder selbständigen Wirtschaftsregung, insonderheit des Handwerks zu gelten hatte! Ein altes Herbergsschild. Der ungeheure Kampf des gewerblichen Mittelstandes wurde s. Zt. noch verschärft durch die amtlicherseits gefor derten Preissenkungen, während auf der anderen Seite die Oeffentliche Hand als Steckenpferd der sogen, kalten Sozialisierung dem selbständigen Handwerk den Rest zu geben versuchte. Allein schon die erlahmte Kaufkraft der Bevölkerung, insonderheit des Mittelstandes einschließlich der Beamtenschaft, ließ den Warenumsatz des Handwerks bis zur Unerträglichkeit zurückgehen. Und gerade ange sichts dieser Tatsache erscheint es heute noch erstaunlich, daß sich die Zahl der handwerklichen Betriebe unverhält nismäßig wenig verminderte, wohl ein Zeichen der fest gefügten Bodenständigkeit des deutschen Handwerks. Wenn man andererseits die Zahl der selbständigen Handwerks betriebe auf etwa 1'^ Millionen veranschlagt, so muß man sich bei der hohen Bedeutung des Handwerks in der deut schen Volkswirtschaft nur wundern, daß diesen Dingen unter dem verflossenen und unbeweinten System keine oder doch sehr ungenügende Rechnung getragen worden ist. Mag sein, daß die damalige Führung unseres Handwerks viel zu sehr mit dem Regierungssystem verwanzt war, zum Nutzen des Handwerks waren jene „demokratischen" Zu stände jedenfalls nicht, so sehr sie auch von den Herren Syndici in — egoistisch-verständlicher — Beflissenheit des Nachweises ihrer unbedingten Daseinsberechtigung zumin dest „propagiert" wurden, Heute, im Zeichen der Reichswerbewoche, ist das deutsche Handwerk in einen Reichs st and zusam mengefaßt, entsprechend Art und Wesen des berufsstän dischen Aufbaues der Wirtschaft. Damit ist nach dem Wil len des Führers auch die Gewähr gegeben, daß die schon vor dem Kriege begonnene Verwischung der Grenzen zwi schen den einzelnen Berufen nunmehr ihr Ende erreicht hat. Der JieichsprMent rs». V1» SW 15.0ktobsr 19Z) dselnssväe kr«1odskan6-» MerkSMvok» doslslteo meins kersllskeo VUnsod«. Ivd dssrUL» s», asvd «ladrsn Les Varnleäsrllesens Las äsu^sod« Merk seins regt unä In enssr Volksverdlinäsnkeil 6ea -Vse sa neuer Sslluns desodrsitst. Noxe äissew vnternskmsn «In LrLols d«sed1«6en sein, mUräls 6er sltUderlleLsrlen Seäsutnns 6ss SsnäWsrks iw äsursedeo VirisokL^ts- un6 LuL« turlsdsnk Die materialistische Einstellung eines heute verflossenen, wenn auch noch nicht zu vergessenden Zeitabschnittes, war nicht vereinbar mit den Grundlagen, auf denen das deut sche Handwerk beruht, nämlich mit dem Geiste der Selbst verantwortung, des Idealismus und dem der Selbst verwaltung im Sinne des Führerprinzips. Zur Ueber- windung dieses Materialismus, der die mannigfaltige Zu rücksetzung des Handwerks heute begreiflich erscheinen läßt, war eine Zurückdämmung des Parteiwesens, vor allem der marxistisch-liberalistischen und der mit ihnen verbundenen „demokratischen" Ideenwelt, unumgänglich. Das ist geschehen! Aber nicht durch die Stimmab gabe des Handwerks für kleine angeblich seinen Interessen dienenden, in Wahrheit die, meistens sehr materialistischen Belange ihrer „Bonzen" wahrnehmenden Parteien und Grüppchen, sondern durch die Deutsche Revolu tion, durch die zwangsläufige Einführung des mit dem berufsständischen Aufbau der Wirtschaft verbundenen Führergedankens. Damit ist die Grundlage geschaffen worden, Handwerk und Gewerbe in den Begriff der deutschen Volkge meinschaft einzugliedern. Sie werden jetzt nicht mehr nötig haben, sich in ihrem an sich verständlichen Abwehr kampfe gegen die großkapitalistische Fabrikindustrie nach mehr oder weniger zweifelhaften Bundesgenossen umzu sehen oder auf große Versprechungen von an Wähler massen interessierten Parteien zu lauschen. Der Reichs stand des deutschen Handwerks stellt ein Glied der deutschen Volksgemeinschaft dar, deren Gründer, Hüter und Betreuer ein Adolf Hitler ist! Segen Lev Dbeitsdefchaffuntz im Kleinen Hraöe auf Leu Äureluru kommt es an! onoven-rr Auch an diesen alten Handwerks- spruch der Brauer, deren Wahrzeichen wir hier zeigen, erinnert wieder die Werbewoche des deutschen Handwerks. Geht doch das Handwerk der Mälzer und Brauer bis auf das frühe Mit telalter zurück. Aus der reinen Haus wirtschaft, die nur für den eigenen Bedarf arbeitete, entwickelte sich das städtische Braugewerbe unter der Auf sicht des Magistrats und der Gilden. Damals entstand der Beruf des Brau meisters. Er und seine Gesellen mußten eine zünftige Lehre durchgemacht haben und als Geselle an man cherlei Vraustätten tätig gewesen sein, bevor sie vom Rate vereidigt wurden. Das Brauen war damals ein rein handwerklicher Betrieb, der z. T. mit den denkbar einfachsten Mitteln ausgellbt wurde. Vis zum Ausgange des 18. Jahrhunderts änderte sich nur wenig daran. Erst jeit Beginn des 19. Jahrhunderts hoben Lie. ein Das alte Wahrzeichen der Mälzer u. Brauer. setzende Technik, die aufblühenden Naturwissenschaften nnd ihre Nutzanwendung das Brauwesen auf eine höhere Stufe. Heute ist der Braumeister über den Begriff des Handwerksmeisters weit hinausgewachsen, da er neben praktischem Können ein gründliches Urteil über das ge waltige Gebiet der brauwissenschaftlichen und brautechni schen Fragen besitzen muß. Immer aber trägt er noch voller Stolz den Titel „Braumeister", der an die alte und ruhmreiche Geschichte des Zunftwesens erinnert, dem das Brauwesen viele Jahrhunderte hindurch Wohlstand und Ansehen verdankte. Handwerksarbeit hat in dem Betriebe einer moder nen Brauerei nach wie vor einen hervorragenden Platz, und das hat seine guten Gründe. Der Braubetrieb von heute besteht aus einem planvollen Jneinandergreifen einer langen Reihe von physikalischen, chemischen und bio logischen Vorgängen des Mälzens, des Sud- und Gärpro zesses und des Ausreifenlassens des lagernden Bieres, die fein und durchdacht miteinander abgestimmt sein müssen. Daneben stehen die verschiedenen Hilfsbetriebe der moder nen Brauerei, in denen der geschickte und sachkundige Hand werker zur Geltung kommt. Die Instandhaltung der großen Der Bierbreuwer. hölzernen Lagerfässer und der zahllosen Versandfässer er fordert den Böttcher; Sattler und Geschirrmacher sind für die Unterhaltung der Pferdegespanne notwendig, ein Stamm von Wagenbauern ist ständig damit beschäftigt, die schweren lleberlandwagen zu überholen, die auf der Fahrt über die Landstraßen gelitten haben. In der Reparaturwerkstatt ist immer viel zu tun: die Aus besserung der vielerlei Kraft- und Arbeitsmaschinen, Apparate, Gefäße aus Metall, Beton usw., Rohrleitun gen, Armaturen erfordert einen geübten Stamm von Fachleuten wie Maschinenhandwerker, Installateure, Kupferschmiede, Rohrleger, Isolierer, und auch die Bau handwerker haben an der Instandhaltung der weitver zweigten Eebäudeanlagen reichliche Beschäftigung. Und erst die mittelbare Bedeutung des Brauwesens für Handwerk und Kleinbetrieb! In normalen wirtschaft lichen Zeiten macht das Braugewerbe Aufwendungen in Höhe von vielen Millionen für Neuanschaffungen und Er gänzungen seiner Produktions- und Verteilungsanlagen. Biele Tausende unserer Volksgenossen in der Maschinen- und Apparats-Industrie arbeiten an den Aufträgen, die die Brauereien erteilt haben, und aus welchen hier ein kleiner Ausschnitt gegeben werden möge: da handelt es sich z. B. um neue Eersteneinweichapparate, eine neue Tennen-, Trommel- oder Kastenmälzerei, eine Dreihorden darre, pneumatische Förderanlagen, Elevatoren, Trans portschnecken und Bänder, ein großes Sudwerk, Kühlschiffe, Berieselungskühler, Filterpressen, Lagertanks, innenemail lierte Gärbottiche aus Beton, Fatz- und Flaschenreini- gungs- und Füllanlagen, Dampfmaschinen, Elektrogenera toren und Motore, Kältekompressoren, Ventilatoren, Pumpen, Rohrleitungen, Armaturen, Kabelleitungen und Behälter der verschiedensten Art und Größe, schließlich um die Ergänzung des gewaltigen Fuhrparks an Kraftfahr zeugen, Pferdegespannen und Eisenbahn-Kühlwagen. Durch' zahllose große und kleine Kanäle befruchtet das Brauwesen die schaffende Arbeit in einer Unzahl von gewerblichen Betrieben. Der alte Handwerksspruch des Bierbrauers: „Gott gebe Glück und Segen drein!" wird auch in Zukunft für den deutschen Handwerkerstand seine in Jahrhunderten gewährte Geltung behaltens