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Dem Andenken Alb.Leo Schlageters /Zum 26. Mai. Wir denken an Albert Leo Schlageter, den deutschen Patrioten, den jungen Helden, der um des deut schen Vaterlandes Ehre kämpfte und litt! Wir denken sein an dem Tage, da er sein junges Leben hingab für das blutende Deutschland, das am Verbluten war, für die Hei mat, die unter französischer Brutalität, unter französischem Druck znfammeuzüvrechen drohte. Im Baltikum und gegen die polnischen Aufständischen in Oberschlesten hatte Schlageter gekämpft. Dann war er nach dem von den Polen bedrohten Danzig gegangen, um auch hier seinen Mann zu stehen. Er mußte die alte deutsche Stadt aber bald ivLeder verlaffen, da er sich bedroht fühlte, da er wußte, daß er verfolgt wurde. Nach einer kurzen Episode in Berlin begab er sich in das schwer gefährdete Nuhrge-biet, in das eines Tages auf Poincarss Ge heiß franzvpsche Truppen eingefallen waren Wie die Franzosen dort hausten, das ist noch lebhaft in aller Er- das werden die, die es miterlebt haben, nicht so schnell wieder vergessen. In den Kohlenbergwerken arbei teten die Bergleute unter französischen Bajonetten, die ganzen Industrieanlagen waren von französischen Solda- ten besetzt, und gmrze Eisenbahnladungen mit Deutscher Kohle gingen nach Frankreich. Die ganze Bevölkerung des Nuhrgebietes verhielt sich in passiver Resisten^, aber Leo SchLageter und andere entschlossene Männer,wöll- ten den Frarrgofen auch durch aktive Resistenz Ab bruch tun, danÄt keine deutsche Kohle nach Frankreich gelange, und so sprengten sie denn eines Nachts in der Nähe des Bahnhofs Caleum einen Teil des Bahn körpers in die Tust. Die Franzosen rasten vor Wut und holten sich aus Kaiserswert Geiseln, die nichts mit der Sprengung zu Lun hatten, dafür aber um so mehr miß handelt wurden. Bald aber war ermittelt worden, daß Schlageter einer der Täter war, und so wurde gegen ihn am 5. April 1923 ein Steckbrief erlassen. Er wurde in diesem Steckbrief als „Albert Leo Schlagstein oder Schlageter, 20 bis 25 Jahre alt" (in Wirklichkeit war er damals 29 Jahre alt) bezeichnet. Einige Tage später wurde Schlageter zur Nachtzeit in einem-Hotel in Essen verhaftet. Es ist fo gut wie sicher, daß er verraten worden war, nur weiß man bis heute noch nicht, wer ihn nnd seine Kameraden — denn auch diese wurden verhaftet — verraten hat. Es bestand ein Ver dacht gegen einen Mann, den Schlageter und seine Freunde von Oberschlesten her kannten. Die Verhafteten wurden von den Franzosen in geradezu viehischer Weise miß handelt, ausgepeitscht und mit Füßen ins Gesicht getreten. In Schlageters Koffern hatte man größere Mengen von Sprengmaterial gefunden — das war sein Verderben. Von Essen wurde er nach Werden trans portiert und von hier mit den anderen zusammen, schwer gefesselt, nach Düsseldorf-Derendorf. Am 8. Mai 1923 tagte hier das französische Kriegsgericht: ein Oberst, ein Major, ein Haupt mann, zwei Leutnants. Die Angeklagten Schlageter, Sa dowski, Becker,Werner,Bisbing,Kuhl man n und Zimmermann wurden von drei deutschen Anwälten verteidigt. Sie wurden beschuldigt: 1. Im Ruhr gebiet Nachrichten gesammelt und Berichte an deutsche Spezialdienste übermittelt zu haben, zum Zwecke von Attentaten gegen Personen der Besatzungstruppen und Beamte der Alliierten. 2. Dreimal vorsätzlich durch Spreng körper Bahnkörper zerstört zu haben. 3. Sabotageakte begünstigt zu haben. Schlageter als der Haupttäter wurde zum Tode verurteilt, Sadowski zu lebensläng licher Zwangsarbeit, Werner zu 20, Becker zu 15, Zimmer mann zu 10 Jahren Zwangsarbeit, Bisbing zu 7, Kuhl mann zu 5 Jahren Gefängnis. Als die Verurteilten ab geführt wurden, standen hinter den französischen Truppen Kopf an Kopf zahllose Deutsche, um die Männer, die ihr Leben für Deutschland eingesetzt hatten, noch einmal zu sehen. Am26. Mai-923 wurde Schlageter auf der Gol- zenheimer Heide erschossen. Sein Leichnam wurde nach sei ner Heimat gebracht, und aus dem ganzen Wege standen Menschen und neigten Kas Haupt vor dem deutschen Mann, der für Deutschland gestorben war. Schlageters Geist lebt weiter, und sein Heldcnleben wurde deutscher Jugend ein Aum zehnjährige« Todestag Albert Leo Schlageters. Brief Schlageters an seine Eltern, in dem er Abschied Po« seinen nächste» Verwandten nimmt. Vorbild! Und ganz Deutschland denkt an ihn und an sein hohes vaterländisches Pflichtgefühl und wird ihn nie ver gessen! Schlageter. Aus trübster Notzeit strahlt, von andrer Welten Urew'gem Schein umleuchtet, uns dein Bild, Der Treuste du der deutschen Freiheilshelden sind deutscher Ehre Hüter du und Schild, Lichtbringer deinem deutschen Daterlande, Da das Gewissen Deutschlands ringsum schlief, Wegweiser du aus deutscher Schmach und Schande, Der kühn und stolz zur Mannestat uns rief! Albert Leo Schlageter. Kronzeuge du der Nibelungentreue, Der uns ein heilig Erbe hinterließ, Der Erste, der aus Schmach und Schimpf aufs neue Den Weg zum deutschen Heldentum uns wies, lind der, als ihn auf deutscher Muttererde Fürs Vaterland des Feindes Kugel traf, Das alte Friesenwort uns wieder lehrte, Das deutsche Trutzwort: Lieber tot als Sklav'! Verrat hat dich gefällt. Und doch — dein Sterben, Es ward Verheißung uns von Licht und Lenz. Die Besten standen auf als deine Erben Und als Vollstrecker deines Testaments. Und wie in uns auch alle Leiden brennen, Die dir der Feinde Hassen angetan — Vor deinem Kreuze wollen wir bekennen: Sie rissen uns zur Tat aus Nacht und Wahn! Und stehn wir nun im lichten Morgenscheine Vorm Aufbau unsres Reichs nach Nacht und Not, So wissen wir: Den ersten aller Steine Zu unserm Werke schuf dein Heldentod! Du bist trotz Feindestücke nicht umsonst gefallen. Die Saat ging auf, die du uns anvertraut! Des neuen Reiches festgefügte Hallen, Sie werden auch auf deinem Sterben aufgebaut! Felix Leo Göckeritz. Ser erste Soldat de« Srttten Reiche«. Wie die Jugend Schlageter sieht. Hanns Johst, der Dichter des Schlageter-Schau- spiels, traf ins Schwarze, als er Wer das Verhältnis der jungen Generation zu ihrem großen Repräsentanten Schlageter schrieb: „Wir Jungen, die wir zu Schlageter stehen, wir stehen nicht zu chm, weil er der letzte Soldat des Weltkrieges ist, sondern weil er der er st e Soldat des Dritten Reiches ist." — Das ist die Meinung der Jugend, so steht sie den am 26. Mai 1923 von sieben französischen Kugeln auf der Golzheimer Heide durchbohrten Märtyrer. Wenn wir Jungen an Schlageter denken, fo steht er vor uns als der große Verbindungsoffizier, der die Brücke vsm Weltkrieg zur neuen Zeit schlug. 1914 ging er von der Schulbank als Kriegsfreiwilliger an die Front und am Ende des Krieges kam er als der geläuterte Typus des kühnen, vom Kriege unverbrauchten Soldaten zurück. Nun stand er vor der Frage, die im Zeitalter des Volkes ohne Raum alle Jungen peinigt, vor der Berufsfrage. Kurz entschlossen immatrikuliert er sich und studiert Nationalökonomie. Doch die Feuerseele eines Schlageter steht dem Webstuhl der Zeit viel zu nahe, um es hinter den ruhigen Mauern der Wissenschaft aus zuhalten. überall, wo etwas für Deutschland getan werden muß, wo es der junge« Aktivisten bedarf, da steht Albert Leo Schlageter. Das ist es gerade, was wir Junge« a« ihm so schätzen: ^ versteht die Zeichen der Leit und hält es sicht auf akademischem Boden aus, wenn es gilt, die Heimat zu verteidigen. Wir Jungen schätzen diese Eigenschaft um so höher, als wir wissen, daß die Akademie der Wissen schaften sogar beim Kriegsausbruch des Jahres 1914 ihre Sitzung fortsetzte, nachdem sie in kurzer Pause die welt- aufwirbelnde Nachricht des Kriegsausbruches kühl zur Kenntnis genommen hatte. Das gleiche traurige Schau spiel, das die Unverbundenheit vieler Akademiker mit dem Schicksal des Volkes zeigt, erlebten wir am 30. Januar dieses Jahres, als sich trotz des geschichtlichen Augenblickes die wissenschaftlichen Bibliotheken nicht leerten. Anders benahm sich ein Schlageter, der das eigene Vorwärtskommen, die viel zitierte „Karriere", hinter die vaterländischen Notwendigkeiten des Augenblickes stellte. Kam er auch innerlich vergrämt über den teuflischen Verrat des Novemberverbrechens von der Front zurück, so ließen ihn diese Gefühle der tiefsten Abneigung gegen das herrschende System nicht beiseitestehen. Trotz eines Mathias Erzberger, der sprach: „Wie müsse alles zugebe und alles zugebe, dann werde sie uns schon ver zeihen", trotz eines Paul Hirsch, der als preußischer Ministerpräsident geiferte: „Das alte Preußen ist für immer dahin", zog sich ein Schlageter nicht verekelt zurück. Er ging vielmehr zur gleichen Zeit nach Oberschlesien, als Julius Barmat von der Preußischen Staatsbank er gaunerte Gelder zu zweihundertsechzehn Prozent Jahres zinsen verwucherte. So fremd einem Schlageter auch diese Welt des staatspolitischen Verfalls war, er fühlte es am Pulse der Zeit, daß Deutschland ihn brauchte. Was ge hört nicht dazu, hinauszuziehen und die Grenzen mit seinem Leibe zu decken, wenn man von feiten des Staates keinen Dank, keine Unterstützung, sondern nur den Kerker mit Gewißheit erwarten darf. Es kam, wie Schlageter vorausgesehen. Nachdem die polnischen Räuber- und Mörderbanden davongejagt, nach dem der Annaberg gestürmt war, fiel die Regierung der Front der jungen Aktivisten in den Rücken. Wenn wir heute noch das große Glück haben, Helden aus jener Zeit wie Oberleutnant Schulz und Heines unter uns weilen zu wissen, so haben wir es nicht vergessen, daß auch Schlageter jene Zeit kämpfend miterlebte. Zwischen den Kämpfen im Osten und seinem letzten Kampf im Ruhrgebiet kehrte der nie ruhende Schlageter wieder zur Lima matsr zurück. Wiederum stellte er sich vor die große Frage, ob er sich von der Politik zurückziehen und sich seiner Karriere widmen solle. Es dauert Stunden des inneren Kampfes, bis er sich nach dem am 10. Januar 1923 begonnenen Ruhr-Raub entschließt, in die Reihen der Aktivisten zurückzukehren. Noch ist ihm das un würdige Verhalten der Regierung gegenüber den ober schlesischen Kämpfern zu sehr in Erinnerung, um seine militärische Tätigkeit sofort wieder beginnen zu können. Er schwankt. Doch bald gibt es für ihn nur eiM Ent scheidung, die des aktiven Widerstandes gegen die fran zösische Soldateska. Ein nur passiver Widerstand der Regierung, ein ungestörter Einmarsch in deutsche Lande wäre zu schmachvoll. Schnell erkennt er in Gesprächen mit deutschen Militärs und Regierungsbeamten seine ge schichtliche Aufgabe. Er sieht, daß er und seine Kamera den dazu berufen sind, einzuspringen, während die Ver treter des offiziellen Deutschlands nicht wollen oder nicht können. Welche Kraft gehört zu solch einem Entschlusse, zwischen zwei Fronten zu kämpfen, denn auch die Polizei würde ihn bespitzeln und sein Tun zu unterbinden versuchen. Es ist eins der schmachvollsten Ereignisse im Nach kriegsdeutschland, daß die preußischen Behörden einen Schlageter verfolgten, und als sie seiner nicht habhaft wurden, hinter ihm wie hinter einen Vorbrecher und Spitzbuben einen Steckbrief jagten. Bestochene Denun zianten und dieser preußische Steckbrief lieferten ihn an die Franzosen. Doch Albert Leo Schlageter ging als aufrechter Mann und glühender Aktivist stolz und mit erhobenem Haupte seinen letzten Gang, um auch diesen Teil seiner Aufgabe für das Land zu erfüllen. Seine Arbeit für das Volk und sein Schicksal sind uns Jungen Symbol geworden für das revolutionäre Jungdeutsch land. Schon der Nationalsozialist Schlageter wußte, daß der deutsche Weg nach oben nur dann angetreten werden Nach dem Tode Schlageters wurde dieses Kreuz an de» Stelle in der Golzheimer Heide errichtet, wo er staWt, Nach der Aufstellung eines größeren Kreuzes kam es W das Historische Museum i« Düsseld-orL, -