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Oie Niesenschau -er Lan-wirischafi. Der Aufbau der größten Ausstellung. In wenigen Tagen wird auf dem Messegelände am Kaiserdamm in Berlin-Charlottenburg die größte Ausstellung eröffnet, die Deutschland jemals gesehen hat, die 39. Wanderausstel lung der Deutschen Landwirtschafls- gesellschaft. Diese Riesenschauen der Landwirtschaft sind für ihre mustergültige Organisation bekannt. Sie sind noch immer am Eröffnungstage bis auf den letzten Hammerschlag fertig gewesen. Um aber diesen Rekord auch bei der diesmal erreichten, noch nie dagewesenen Ausdehnung zu erzielen, muß eine Armee von Angestellten, Handwerkern, Arbeitern und Aufsehern seit Wochen un unterbrochen arbeiten, in den letzten Vorbereitungstagen auch die Nächte hindurch. Das an sich größte Ausstellungsgelände, welches die Berliner Messehallen bilden, kann nur einen Bruchteil der Gesamtdarbietung aufnehmen. Hier werden die Erzeug nisse ihren Platz finden, darunter die großartige Übersicht über die Milcherzeugnisse, die diesmal besonders betonte Kartoffel-Sonderausstellung, die Kolonialausstellung, welche zeigen wird, wie vorbildlich Deutschland seinen überseeischen Besitz ver waltet hat und wie klein doch unser Plätzchen an der Sonne schon vor l9l8 im Vergleich zu demjenigen anderer Nationen war, und dann neben der Jagdausstel- lung die lehrreichen Schauen der beiden beteiligten Kammern Brandenburg und Pommern. Betritt man hierauf das Freigelände, so hat man eine umfangreiche Wanderung durch das Maschinenfeld vor sich. 6000 Maschinen und Geräte, das ist ein Wort, zumal nach den Bestimmungen der DLG. kein Gerät zwei mal in derselben Art vertreten sein darf. Man sieht also 6000 verschiedene Maschinen und Geräte, die alle von deutschen Landwirten verwendet werden oder ihnen als neue Erfindungen und Verbesserungen zur Ver wendung in Zukunft angeboten werden. Im unablässigem Zuge werden die Ausstellungsstücke an ihre Plätze ge fahren. Bis weit in das Innere von Berlin hinein steht 'das Stratzenbild schon gegenwärtig im Zeichen dieser Mobilmachung, und die Großstädter staunen über manche dieser Konstruktionen, deren Zweck ihnen bei allem an geborenen Sinn für Technik zunächst unerklärlich bleibt. Eine Reihe von Firmen ist mit dem Aufbau schon fertig. Da sieht man ganze Felder nur mit Pflügen oder nur mit Dreschmaschinen besetzt, die, in Reih und Glied aufgestellt, der Kritik und der Käufer harren. Viele da von werden nicht ruhig an ihrem Platze bleiben, sondern bei den täglichen Landarbeitsvorführungen im Kleinen Ringe mitwirken. Im Gegensatz zu dem Maschiuenfeld ist die dritte große Abteilung, diejenige der Tiere, noch völlig unbesetzt. Aber auch hier sind die Ställe, je sechzig Meter lange, einfache, aber mit allen Maßnahmen des hygienischen und des Feuerschutzes ausgestattete Holz bauten, bereits unter Dach und Fach, und auch die sehr geräumigen Futterspeicher, die zum täglichen Unter halt der großen Tierzahl vorgesehen werden müssen, sind bereits angesüllt. Es könnte also mich hier schon losgehen, tatsächlich ist aber der Einmarsch der Tiere der letzte Akt unmittelbar vor der Eröffnung. Daß hier alles klappt, bedarf einer Vorbereitung, von der man sich im allgemeinen keine Vorstellung macht. Es handelt sich ja um die wertvollsten, unersetzlichsten Tiere aus dem ganzen Reich, die hier gezeigt werden, und bei der weilen Reise von den äußersten Grenzen des Reiches darf auch ihre Leistung nicht unterwegs und durch die fremde Um gebung leiden. Darum ist für jedes einzelne Stück ein genauer Fahrplan wie für eine Persönlichkeit von Rang ausgearbeitet. Auf die Minute treffen die Sonder züge ein; genau nach den Katalogziffern werden die Tiere ausgeladen und an ihre Standplätze gebracht. Das voll zieht sich mit der Sicherheit eines Uhrwerkes in wenigen Stunden, wobei Studenten der landwirt schaftlichen Hochschulen die willkommenen Helfer sind, und genau ebenso erledigt sich unmittelbar nach dem Schluß der Ausstellung wieder der Aufbruch und die Heim fahrt. Wer einmal erfahren will, warum wir Deutschen in der Welt als das Voll der Organisation gelten, der soll sich dieses einzigartige Schauspiel anschen. Einige stattliche Bauten heben sich aus der Menge der Zelte heraus, so das von Professor Bruno Paul entworfene große Gebäude, in welchem die Dünge- mittelkonzerne ihre künstlerisch gestaltete Lehr mittelschau zeigen, und der Turm der Elektrizi tät, der ebenso, wie an anderer Stelle die Braunkohlen- gruben, für die Verwendung ihrer Kraftquellen durch den deutschen Landwirt wirbt. Mitten im Aufbau begriffen ist noch das Barackenlager des Freiwilligen Arbeitsdienstes, während das Werk, welches er vorführt, nämlich die Landesmelioration durch richtige Entwässerung, bereits vollständig fertiggestellt ist. Der fröhliche Geist, der hier die arbeitende Jugend beseelt, will ebenfalls für sich werben und wird manchem Großstadtjungen Lust machen, sich bald in die Schar der schon Arbeitenden ein zugliedern. Fix und fertig ist schließlich das gewaltige Amphitheater des Großen Ringes mit seinen ll 000 Sitz- und Stehplätzen. Er ist das Herzstück der Ausstellung; hier werden die Reit- und Fahrturniere stattfinden, und mit besonderer Genehmigung der Regierung die Vorführungen der Reichswehr und der Schutzpolizei. Will man einen Begriff davon bekommen, wie ge waltig die bereits beim Aufbau geleistete Arbeit ist, so muß man einmal die ganz? Ausstellung umwandern. Da zu braucht man über eine Stunde, und um sie zu durch queren, muß sich ein guter Fußgänger ebenfalls fast eine halbe Stunde Zeit nehmen. Es handelt sich also um Ausdehnungen, auf denen eine größere Mittel stadt Naum hat, und dabei ist jeder Platz mit Leistungen deutscher Arbeit besetzt. W. S. Die Forderungen der alten kirchlichen Gruppen. Die alten kirchlichen Gruppen der evangelischen Kirche, die Altpreußische Union, die PositiveKirch- liche Vereinigung und die Freunde der Freien Volkskirche nehmen zur kirchlichen Lage unter Wahrung der vollen Selbständigkeit jeder Gruppe in einer gemeinsamen Erklärung Stellung, in der es u. a. heißt: „Wir werden jeden Versuch, die Staatspolitik in die Kirche hineinzutragen, entschlossen abwehren. Die für den 31. Oktober 1933 geforderten Urwahlen lehnen wir ab. Wir bejahen die evangelische Kirche deutscher Ration und fordern, daß sie aus ihrem eigenen Wesen auf Gottver trauen und reformatorischem Bekenntnis aufgehaut wird. Wir treten ein für die Erhaltung der synadonalen und Gemeindekörperschaften, verlangen aber die geistliche Führung in Kirche und Gemeinde. So wichtig Verfassungsfragen sein mögen, so betonen wir doch mit allem Nachdruck, daß das neben der Kirche aus Gottes Wort und Sakrament erwächst. Dien st inder Gemeinde und an der Gemeinde ist die Hauptforde rung, die an jede kirchliche Bewegung gestellt werden mutz." Das DanzigerMarMeMatt gepfändet. Arrestbefehl über 51 000 Mark. In der auf mehrere Tage polizeilich verbotenen Danziger sozialdemokratischen Zeitung „Danziger Volks- stimme" hat ein Gerichtsvollzieher mit einem Arrest - besehl über 54 000 Mark die Maschinen und die Gebäude des Blattes gepfändet, da Geld nicht vorhanden war und Zahlung nicht geleistet wurde. Bekanntlich wurde bereits in einer der letzten natio nalsozialistischen Versammlungen vom Danziger Gau leiter der NSDAP., Forster, bekanntgegeben, daß die sozialdemokratische „Danziger Volksstimme" bei der Arbeiterbank in Berlin annähernd 60 000 Mark Schulden habe. Da das Blatt schon lange so gut wie zahlungsun fähig ist, dürfte der Übergang in nationalsozialistischen Besitz unmittelbar bevorstehen. Vorwürfe gegen die Reichsdahn werden aufgeklärt. Besondere Kommission der NSDAP, eingesetzt. Der Leiter des Verbindungsstabes der NSDAP, teilt mit: Der Leiter des Verbindungsstabes der NSDAP, hat zur Mitarbeit und zur Klärung derReichsbahn- fragen und insbesondere von Vorwürfen, die in drr Öffentlichkeit erhoben worden sind, einen Führer st ab bestimmt, der sich aus Vertrauensleuten der NSDAP, zu sammensetzt und die Aufgabe hat, im Zusammenwirken mit dem Generaldirektor der Deutschen Reichsbahngesell schaft die erhobenen Vorwürfe zu klären. Bis zur Klärung der Angelegenheit ist es den Unter gliederungen der NSDAP, einschließlich der Reichsbahn sachschaften untersagt, die Reichsbahn betreffende Versammlungen abzuhaltrn oder weiterhin Flugschriften gegen die Reichsbahn zu verbreiten. Für die „Stiftung für Opfer der Arbeit". Berlin. Der Deutsche Buchdruckervereiu e. V. hat anläßlich der Auslösung seines Reservefonds einen Betrag von 20 000 Mark für die „Stiftung für Opfer der Arbeit" gestiftet. Der Reichskanzler hat seiner außerordentlichen Freude über diese Spende dadurch zum Ausdruck gegeben, daß er dem Buch druckerverein mit einem Dankschreiben sein Bild im silbernen Rahmen übersandt hat. Sport in Sachsen. Heilgrutz und Hakenkreuz bei Sportveranstaltungen. Der Sportkommissar hat eine Anweisung herausgegeben, in der unter anderem gesagt ist: Aus den Kreisen der Leibes übung treibenden Vereine ist mehrfach die Anfrage an mich gelangt, ob bei Wettkämpfen und Darbietungen vor Beginn ein Heuarutz auf den Volkskanzler Adolf Hitler ausgebracht werden könnte. Es besteht nicht das geringste Bedenken, daß der Gruß vor Beginn der Wettkämpfe von den Beteiligten ausgebracht wird; Voraussetzung ist, daß diejenigen, die ihn ausbrinaen, gesinnungsmäßig von seiner Bedeutung und seinem inneren Wert überzeugt sind. Für die Durchführung einer solchen Kundgebung wird für die Ligamannschaften der ersten Klasse folgendes bestimmt: Nach Antreten der Mann schaften auf der Mitte des Kampfplatzes spricht ein Mann- schastsführer das Gelöbnis vor. Die Mannschaften haben dann mit dem bekannten Gruß der Freiheitsbewegung durch Hand hebungen in den Gruß einzustimmen. Nachdem das Spiel bzw. die Darbietungen beendet sind, wiederholt die Mannschaft die Ergebenheitsbezeugung für den obersten Führer in An schluß an den üblichen Sporigruß! Ferner wird angeordnet, daß bei allen sportlichen und turnerischen Veranstaltungen an besonders sichtbarer Stelle eine Hakenkreuzfabue aufgezogen wird. llriellt desSMelMMes Freiberg, 16. Mai. Das Sondergericht für das Land Sachsen beschäftigte sich am Dienstag in der Hauptsache mit Sprengstoffoerbrechen. Die Hauptverhandlung beschäftigte sich mit 4 Angeklagten aus Riesa, die aus der Untersuchungshaft vorgeführt wurden. Es handelt sich um Mitglieder des ausge lösten Reichsbanners. Unter Anklage standen der 36 Zahle alte Bauschlosser Hans Wolf u. der 33 Jahre alte Rob. Wendrich, der 33 Zahle alte Arbeiter Willi Müller und der 67 Jahre alte Ernst Neumüller, sämtlich aus Riesa. Bei sämtlichen Ange klagten wurden Sprengstoffe gefunden. Bei dem beschlagnahm ten Material befinden sich Sprengkörper, die die Angeklagten aus dem Volkshaus weggefchafft haben; nämlich um ihre Orga nisation nicht zu belasten. Sie sind dabei in geradezu unver antwortlicher und leichtsinniger Weise mit dem Sprengstoff umgegangen. Man hatte die Sprengkörper in Lampenarmen in dem oberen Stockwerk des Dolkshauses versteckt. Sodann hatten die' Angeklagten die Absicht gehabt, die Sprengstoffs nach Röderau wegzuschaffen. Mit dem Sprengstoff wollten sie Lisenbahnanfchläge verüben. Die Staatsanwaltschaft beantrag te nach 8 7 d. Sprengstoffgesetzes für Wolf 2 Jahre Zuchthaus, für Wendrich 3^ Jahre Zuchthaus, für Müller 3 Jahre und für Neumüller 2 Jahre Zuchthaus. Nach 8 7 des Spceng- stoffgesetzes werden verurteilt: Wolf zu einem Jahr 6 Monaten Zuchthaus, Wendrich zu 3 Zähren 6 Monaten Zuchthaus, Müller zu 2 Jahren 6 Monaten Zuchthaus, Neumüller zu einem Jahr Zuchthaus. Wendrich wurden die Bürgerehren rechte auf 3 Zahre aberkannt. 13. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Langsam wandte sie sich ab, und sie gingen weiter. Beide schweigend. Gedanken kamen Bertsch, die sich ihm schon vorhin aufgedrängt hatten, da drunten in der Grube, bei ihrem Samariterwerk. Er senkte den Kopf. Ein Sinnen und Ratschlagen für sie. Und plötz lich hatte er, was er suchte. „Fräulein von Grund," lebhaft kehrte er sich zu ihr. „Mir ist da vorhin eine Idee gekommen. Wenn Sie sich betätigen wollen, nützlich und segensreich — ich Paube^iH wüßte einen Weg für Sie." „Sehen Sie, es find jetzt hier durch die Ausdehnung unseres Werks eine ganze Anzahl fremder Arbeiter hergekommen, und noch mehr werden folgen, wenn der Betrieb erst voll auf der Höhe ist. Leute in ärm lichen Verhältnissen, meist von weither gekommen mit Weib und Kind. Not ist da vielfach im Hause, Mangel an Aufsicht und Pflege für die Kleinen, oft auch bei den Müttern, zu Zetten von Krankheit, oder —. Da meine ich, könnte eine Frau viel Gutes wirken. In dem sie selber eingreift, aber auch andere interessiert zu solchem Hilfswerk. Vielleicht einen Frauenverein grün det zur Hauspflege und Kinderfürsorge. Was meinen Sie — könnte Ihnen das nicht auch zu der Befriedi gung verhelfen, um die Sie eben jene einfachen Ar beiterinnen beneideten?" Eke von Grund hatte ihn schweigend bis zu Ende angehört. Doch ihre Augen hatten sich belebt, und nun -rach es daraus hervor. „Das ist ein glücklicher Gedanke! Ja, wahrhaftig, Herr Bertsch," sie blieb stehen und sah ihm voll ins Gesicht, „Sie wissen gar nicht, wie mich diese Idee packt! Da eröffnet sich mir ja ein Weg —" Sie verstummte; aber in ihren Mienen las er ge nug. Und sie wehrte ihm in dieser Minute das Ein dringen in ihr Inneres nicht. Vielmehr streckte sie ihm plötzlich beide Hände entgegen. „Sie haben mir heute so viel gegeben — ich bin Ihnen herzlich dankbar!" i Fest erwiderte er ihren Druck. „Und ich freue mich, daß ich Ihnen ein wenig habe nützen können. Ich stehe Ihnen auch weiter zu Dien sten bei der Verwirklichung dieses Gedankens. Ver fügen Sie ganz über mich." „Das nehme ich herzlich gern an. Ich werde Ihren Beistand ja sehr brauchen. Und bald! Denn es ist mir Ernst damit." „Das hab' ich von Ihnen nicht anders erwartet. Also werden wir denn fortab gewissermaßen zusammen arbeiten!" Und er suchte ihr Auge. Ein frohes Leuchten antwortete ihm. Dann ging sie. Aber an der Biegung der Straße nach dem Ort hin nickte sie ihm noch einmal grüßend zu. Seltsam warm stieg es bei ihm da in der Brust auf. Als er dann zum Bureau zurückging und bei den Mädchen am Röstofen vorbeikam, sahen sie verwundert auf. War es nicht eben wie ein vergnügtes leises Pfeifen an ihr Ohr geklungen? Den linden Frühlingstagen mit ihrem ahnungs vollen Hoffen und Werden folgte die Zeit der sommer lichen Erfüllung. Erfüllung, Vollendung allenthalben. Aus den gol denen Feldern im Grunde, auf den Kornstreifen der Hauberge wie droben am Hang, wo nun an all den hochragenden Kaminen des Bertschschen Werkes die Rauchfahnen hingen. Weithin kündend, daß die Herr scherin Arbeit hier ihr Panier errichtet hatte. Wie triumphierende Fansarenstöße gellten die Maschinen pfiffe und das dumpfe Ausgrollen der gichtenden Hoch öfen weithin über den Rauhen Grund und brachen sich fern an den stillen Bergwänden. Erfüllung hatte dieser sruchtschwere Sommer aua Eke von Grund gebracht. Der Gedanke war zur Taj geworden, der Frauenhilfsverein unter ihrer Führung zustande gekommen. Nach anfänglichem Kopfschütteln hatten sich doch dis Mitarbeiterinnen an der guten Sache eingefunden, dank Ekes fester Beharrlichkeit und Bertschs tatkräftigem Beistand. Sein Werk hatte dem Verein einen namhaften Betrag und einen Raum zur Verfügung gestellt, wo der Unterricht und die praktische Anleitung in Kranken- und Säuglingspflege wie rn Haushaltungsarbeiten erteilt wurde. Aber noch wichtiger war die Fürsorge draußen in den Arbeiterfamilien. Von Haus zu Haus, wo brütend die Sorge nistete, ging Eke und brachte mit ihren sanft und doch fest zufasssnden Händen allmählich wieder Licht ins Dunkel. Nie hatte sie in ihrem Leben solch Glück empfunden, und das Bewußtsein, ihrem Leben Werl und Inhalt gegeben zu haben, verlieh ihr eine strcch- lende Frische, daß manch staunender Blick sie traf. Dies Bewußtsein ließ sie auch mit heiterem Lächeln über die Mißgunst hinwegsehen, die sie offen oder heim lich auf ihren neuen Wegen begleitete. So daheim, wq der Oheim erst mit rauhem Widerspruch, dann mit beißendem Hohn auf ihr Tun herabsah. Aber ebenso auch draußen im Ort. Manch spöttischer Blick traf das Fräulein vom Adligen Hause immer noch, wenn sie in die ärmlichen Wohnhäuser draußen Vorm Orte ging, in denen das hergelaufene Volk rmteraedracht war, das auf dem neuen Werke sein Brot gesunoen. Besonders, wenn sie am Hirschen vorbeikam, wo jetzt in den sommer- heißen Tagen Marga Reusch viel im schattigen Garten saß auf dem erhöhten Laubenplatz hinter der Mauer. Dann sandte sie, von ihrem Roman aufblickend, jedes mal einen kalten, geringschätzigen Blick zu der Vorüber gehenden hinab. Aber war sie vorbei, dann traf sie von hinten her ein heißes Aufglühen der schönen, dunkeln Augen. Marga wußte ja nur zu gut, daß dieses Wohlfahrtswerk Eke ost genug mit Gerhard Bertsch in Berührung brachte. Vielleicht nur darum um sich den einzufangen, der nun als der bedeutendste Mann im ganzen Rauhen Grund auch dem Fräulein vom Adliaen Hause nicht unwillkommen gewesen wäre. (Fortsetzung folgt.)