Volltext Seite (XML)
MMufferTageblatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter N-Än- Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt,^wenn d^Be^ag durch. Klage erngezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend «ewatt.Knegod.sonstig» Zeitung oder Kürzung Kes Bezugspreises. Rücksendung emgesandtcr ^chrüistuckr kein Anspruch auf g o nur, wenn Rückporto bciliegt. Telear.-Adr.: ..Amtsblatt" Postscheck: Dresden 2N4» Dienstag, den 23. Mai 1933 Nr. 119 - 92. Jahrgang Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der anttlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt 8 - - Wilsdruff Dresden " - - Hebt reichlich für die Opfer der Ardelt Für Md ivider den Mussolini-Plan. Die Rede Hitlers hat eine neue Lage geschaffen; diese neue'Lage soll nach dem Wunsche der deutschen Regierung im Sinne derBotschaftRoosevelts und rm Sinne des Pier - Mächte - Pak 1 s Mussolinis unE züglich weiterausgebaut werden", hatte der Reichs Minister Göring geäußert, als er in Rom nach seines überraschend stattgefundenen Besuches und »ach Inhalt der Verhandlungen mit Mussolini chefragt w Mit der Antwort, die er darauf gab, rst Mlnistervräsi- und die Besprechungen des italienischen^ Pst denten mit dem englischen und dem ftanwü ) Bot schafter in Nom dürften nach derselben Richtung hm weisen —, daß der bekannte Vorschlag Mächte - Pakts, den Mussolini U)on vor Monaten gemacht hatte, als "«f der Genfer konferenz der Karren wieder ermn^ festgesahren wa^ aus der Versenkung hervorgeholt wurde und ernstlich zur d-, ,„md. sätzlich von Deutschland und angenommen wurde, durch die l nzosische Sabotage immer stärker in den Hintergrund ge ruckt worden. Der eigentliche Grund dabe. war der Vorschlag sich vrinriniell ans den Standpunkt stellte, dem Nevistons- baue nm^ Deutschlands hinsichtlich der Grenz- Jungen des Versailler Vertrages müsse stattgegeben werden aber natürlich ebenso grundsätzlich nur auf dem Weae der im Völkerbundpakt hierfür gewiesen wird. Jene Mächtegruppierung in Europa, die unbedingt und von vornherein überhaupt rede derartige Revisionsmöglichkeit ablebnt also Frankreich und seine ost- bzw. südost-europäi schen Trabanten, richtete nun aber offiziell den Angriff gegen den Mussolini-Vorschlag auf jenen Punkt, der eigent lich der Kern des ganzen Planes war: Die vier Groß mächte Italien, Deutschland, Frankreich und England sollten sich ohne das sonstige Gewimmel der Mittel- und Kleinmächte zusammensetzen und durch gemeinsame Arbeit im Sinne einer Befriedigung Europas tätig sein. In Paris wurde mit Hilfe des tschechoslowaki schen Außenministers Benesch, seines rumänischen Kollegen Titulescu und selbstverchändlich auch des polnischen Außenministers immer stärker und lauter der Einwand geltend gemacht, daß durch die Vier-Mächte- Konferenzen so etwas wie eine Vergewaltigung der Kleinen herbeigeführt werden würde. Im Laufe der Zeit blieben diese Angriffe nicht ohne Erfolg, insofern, als Mussolini selbst noch einmal unterstrich, daß jede Revision der Friedensdiktate nur im Rahmen des Völkerbund paktes erfolgen dürfe und daß auch die kleinen und mitt leren Staaten von den vier großen nicht unter Druck ge setzt, sondern nur überzeugt werden sollten. An ein Direk torium der Großmächte werde in keinem Falle gedacht. Der weitere Inhalt seiner Vorschläge bezog sich dann auf die Abrüstung im Sinne des Macdonald-Planes und aus eine vertragsmäßig festgelegte, langjährige Befriedung Europas; beide Punkte haben jetzt durch das Eingreifen Roosevelts ja eine politische Bedeutung erhalten, die weit über das hinausgeht, was man in Genf darüber ver handelt. An diesen beiden Punkten haben aber auch jene Ausführungen eingesetzt, die der deutsche Reichskanzler, Hitler, in seiner Rede über das Versailler Diktat und den Friedenswillen Deutschlands gemacht hat. Trotz mancher Abänderungen und Einschränkungen, die also der Mussolini-Vorschlag inzwischen erfahren hat und vielleicht in allerletzter Zeit noch erfuhr, ist man in Paris alles andere als entzückt darüber, daß nun jener Vorschlag wieder aufgetaucht ist. Das geschah aber in einer Weise, die es den Franzosen fast unmöglich macht, sich gegen den Abschluß zu sträuben. Von vornherein versuch ten sie aber, eine weitere Einschränkung einzuschalten, der Pakt einer Zusammenarbeit zwischen den vier Haupt mächten dürfe keine konkreten Fälle der Vertrags änderung ins Auge fassen, sondern lediglich die Frage der hier zu empfehlenden weiteren Arbeitsmethode. Außerdem dürfe ein Mussolini-Pakt den Rechten der anderen Länder oder den Vollmachten des Völkerbundes in nichts vorwegnehmen. Man baute also schnell noch Mauern dagegen auf, daß aus einer grundsätzlichen Revisionsmög lichkeit irgendwann und irgendwie auch eine Wirklichkeit werden könnte. Man fühlte sich in Paris aber doch durch die Roose velt-Botschaft und die Hitler-Rede so in die Ecke manövriert, daß man nicht gut anders konnte, als sich in Rom über den Pakt zu verständigen. Das ist der franzö sischen Außenpolitik dadurch erleichtert worden, daß dieses neue Abkommen nicht mehr die klare und zielstrebige Ein deutigkeit aufweist wie der ursprüngliche Vorschlag. Die Spannungen, die sich inzwischen gerade in Europa so ver- fchärst hatten, haben eben auch hier zu Kompromissen geführt, die sich dieser Wirklichkeit anpasscn mußten. Die selbe Wirklichkeit aber wird erst lehren, was aus der nun auf dem Papier stehenden Vereinbarung künftig ge wacht werden wird. kin neuer Wr-Mächte-Pakl? Amerikas Stellungnahme zur Abriistungs- und Stcherheitssrage. Große politische Erklärung des Sonder beauftragten Norman Davis in Genf. Im Hauptausschuß der Abrüstungskonfc- renz gab der amerikanische Sonderbotschafter Nor- man Davis die mit größter Spannung erwartete Er klärung der amerikanischen Regierung über ihre end gültige Stellungnahme zum Abriistungs- und Sicherheits- Problem bekannt. Folgende Punkte hob Davis zu Be ginn seiner Rede hervor: Die amerikanische Regierung sei bereit, auf dem Ab- rüstungsgebiet so weit zu gehen wie irgendein anderer Staat. Das Endziel müsse dis Herabsetzung der Rüstungen „ungefähr" auf das in den F r i e d e n s - Verträgen festgesetzte Matz sein, d. h. Herabsetzung der Rüstungen durch fortschreitende Etappen so schnell wie möglich bis zu dem Niveau der für innere Polizeizwecke notwendigen Truppen. Die amerikanische Regierung sei als Beitrag zur Organisation des Friedens bereit, in einem Konflikt- fall mit den übrigen Mächten in Beratungen dar über einzutreten, ob der Friede bedroht ist. Falls die übrigen Nationen nach eingehenden Beratungen be schließen, daß ein Staat den Frieden durch Bruch der internationalen Vernpflichtungen gefährdet hat und falls sodann eine Übereinstimmung zwischen den übrigen Mächten über den als schuldigen und verantwort lichen Angreifer erfolgt, verpflichte sich die amerikanische Negierung, sich jeder Handlung zu enthalten, die das gemeinsame Vorgehen der übrigen Mächte zur Wiederherstellung des Friedens gefährden könnte. Die amerikanische Regierung erkläre sich bereit zu einer gemeinsamen automatischen ständigen Kon trolle der Rüstungen, durch einen ständigen Ab rüstungsausschuß. Das endgültige Ziel müsse nach Auffassung der ameri kanischen Regierung die vollständige Durchführung der Abrüstung in Etappen sein, jedoch müsse der ent scheidende erste Schritt sofort ergriffen werden. Norman Davis führte dann in seiner Erklärung, die sich immer wieder unmittelbar auf Deutsch land bezog u. a. noch folgendes aus: Die Abrüstungskonferenz hat jetzt den Augenblick endgültiger Entscheidungen erreicht Das Ende der Konferenz ist jetzt in Aussicht. Sämtliche Nationen der Welt müssen jetzt zeigen, ob sie die Ab - sicht haben, die fortschreitende Abrüstung herbeizu - führen oder zu dem V o r k r i e g s f y st e m der un begrenzten Rüstungen, des internationalen Verachts und der Furcht zurückzukehren. Durch die Friedensverträge wurden die Rüstungen Deutschlands und der mit Deutschland ver bündeten Staaten herabgesetzt, um die Bürgschaft zu schaffen, daß die Armen Deutschlands und seiner Ver bündeten in Zukunft innerhalb der eigenen Grenzen blieben. Es wäre jedoch weder gerecht noch weise, noch war es ursprünglich vorgesehen, daß die mitteleuropäischen Staaten für immer auf dem Rüstungsgebiet unter einem besonderen Regime verblieben. Es war stets eine Pflicht der übrigen Unterzeichnermächte der Friedensverträge, ihre Rüstun gen in Etappen auf ein mit den Verteidigungs- bedürfnissen zu vereinbarendes Mindestmaß her abzusetzen. Sämtliche Mächte der Welt müssen jetzt das von ihnen 1919 übernommene Abrüstungssystem durch - führen, oder die Welt muß jetzt offen zugeben, daß nunmehr das Wettrüsten wieder einsetze. Dann würde jedoch die Entwicklung einem neuen Weltkrieg zutreiben. Norman Davis sagte sodann mit großem Nachdruck, daß gegenwärtig der Abrüstung zweiHaupthtnder- nisse entgegenständen: 1. die Furcht, daß Deutschland die Absicht habe, wieder aufzurüsten; 2. die Weigerung der schwergerüsteten europäischen Staaten, in der gegen wärtigen Weltlage einen wahrhaften Schritt in der Rich tung der Abrüstung zu tun. Mit erhobener Stimme rief Norman Davis sodann aus: Wenn jedoch im gegenwärtig entscheidenden Augenblick ein Staat es ablehnt, konkrete Beweise sür seine sriedlichen Absichten zu geben, und auf seinem Recht zum Wiederaufrüsten besteht, selbst wenn andere Mächte bedeutungsvolle und wirksame Abrüstungsmaß nahmen ergreifen, dann wird der größte Teil der Ver antwortung für den erfolglosen Ausgang der Kon ferenz mit den sich daraus ergebenden unübersehbaren Folgen dieser Ration zur La st fallen. Wir erkennen das legitime Recht jedes Staates auf Aufrechterhaltung seiner Sicherheit an. jedoch sind wtr nef vavon durchdrungen, daß auf die Dauer eine Sicherhert besser durch eine kontrollierte Ab rüstung gesichert werden kann, die durch fortgesetzte, in Etappen durchgeführte Senkung der Rüstungen der f ch w e rgerüsteten Staaten auf das in den Friedens verträgen vorgesehene Maß zu erreichen ist. Die kürzliche Rede des deutschen Reichskanzlers ist dadurch, baß Deutschland gleichzeitig die Botschaft des Präsidenten Roosevelt angenommen hat, sehr nutz bringend gewesen. Diese Rede sowie die Erklärung des Botschafters Nadolny über den englischen Ab kommensentwurf als Grundlage des künftigen Ab rüstungsabkommens hat die Lage so geändert, daß wir nun von neuem den Plan mit der Hoffnung durchberaten können, zu einem Ergebnis zu gelangen. * zranzösiw-ammkanisKe Spannung. Norman Davis lehnt französischen Vorschlag auf Behand lung der Sicherheitsfrage ab. Im Hauptausschuß der Abrüstungskonferenz gaben dann in der großen politischen Aussprache über die Annahme des englischen Abrüstungsplanes betreffs des baldigen Abschlusses der Abrüstungskonferenz die Ver treter der Großmächte kurze Erklärungen ab. Der Kabinettschef Mussolinis, Botschafter Varon Aloisi, betonte, die Abschaffung der schweren An griffs Waffen werde die wirksamste Garantie für die Unverletzbarkeit der Grenzen darstellen. Die italie nische Regierung sei bereit, große Opfer in der unein geschränkten Annahme des englischen Abrüstungsplanes zu bringen, falls die übrigen Mächte die gleiche Haltung einnehmen würden. Der englische Außenminister setzte sich für die Notwendigkeit sofortiger praktischer Ent scheidungen auf dem Abrüstungsgebiet und die Unmög lichkeit einer weiteren Hinauszögerung des endgültigen Abrüstungsabkommens ein. Simon unterstrich sodann nachdrücklich, die Erklärung des Reichskanzlers Hitler und die Ausführungen des Botschafters Nadolny seien von großer Bedeutung, da nunmehr auch Deutschland den englischen Plan nicht nur als Verhandlungsgrundlage, sondern als Grundlage der gesamten künftigen Regelung angenommen habe. Unter großer Spannung gab sodann Paul- Bo n c o u r eine Erklärung ab, in der er die traditionelle französische Sicherheits- und Abrüstungspolitik unein geschränkt aufrecht erhielt. Gegenüber den ein deutigen Vorschlägen von amerikanischer Seite auf Ab schaffung der schweren Angrissswaffen versuchte Paul- Boncour wiederum die Stcherheitssrage als das entscheidende Kapitel der Abrüstung hinzustellen und machte von der Behandlung dieser Frage die end gültige Stellungnahme Frankreichs zu praktischen Ab rüstungsmaßnahmen abhängig. « Paul-Boncour beantragte, die Verhandlungen mit der artikelweisen Durchberatung des ersten Teils des englischen Abrüstungsplanes über die Sicherheit zu beginnen. Norman Davis lehnte zum allgemeinen Er staunen den französischen Vorschlag mit großer Ent schiedenheit ab. Er betonte, daß die Roosevelt-Botschaft bereits genügend Klarheit über die amerikanische Be teiligung auf dem Sicherheitsgebiet geschaffen habe^ so daß die europäischen Mächte sich außerhalb der offiziellen Sitzungen direkt über die Regelung der Sicher heitsfrage zu einigen hätten und deshalb der Hauptaus schuß nicht weiter Zeit mit der Behandlung der Sicherheitsfrage zu vergeuden brauche. Norman Davis beantragte, in direktem Gegensatz zum französischen Vorschlag, sofort in die artikelweise Durchberatung des englischen Planes über die materielle Abrüstung einzutreten. Präsident Henderson sah sich angesichts dieser offen zutagegetretenen Gegensätze gezwungen, die Sitzung abzu brechen. * Die Davis-ErMuna in deutscher Beurteilung. Die bedeutsame von Norman Davis vor der Ab rüstungskonferenz verlesene Erklärung der amerikanischen Regierung wird in maßgebenden deutschen Kreisen be grüßt. Man erkennt daraus, daß nunmehr die amerika nische Regierung auf die schwergerüsteten Staaten stärksten Druck ausübt, um sie zu einer entscheidenden Herabsetzung der Rüstungen und zu einer völligen Abschaffung der Angrissswaffen zu veranlassen. Nach dentscher Auffassung hat sich die amerikanische Regierung auf dem Abrüstungs gebiet in direkten Gegensatz zu der bisherigen französi schen Abrüstungspolitik gestellt, vor allem, da die Ver einigten Staaten die Abrüstung eindeutig, entsprechend der deutschen Ausfassvng, als entscheidende