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Neichsautzenministcr Freiherr von Neurath hielt am Freitagabend vor Vertretern der ausländischen Presse in Berlin eine für die kommenden Genfer Ver handlungen bedeutsame große Rede, die auch im Rund funk übertragen wurde. Der Neichsaußcnmiuister betonte u. a. folgendes: Wenn wir aus unserem Lande, wo überall neues Leben aufblüht und neue Hoffnungen erwachen, den Blick über die Grenzen werfen und die großen internatio nalen Probleme ins Auge fasten, so können wir nichts anderes als eine nahezu vollständige Sta gnation feststellen. Die Versuche internationaler Zu - sam mena rbeit haben sich in den letzten Monaten im wesentlichen als unfruchtbar erwiesen. Konferenzen und Einzelverhandlungen lösen sich ab, ohne die Probleme weiterbringen und ohne die ersehnte Entspannung herbei führen zu können. Fragt man sich nach den letzten Ur sachen dieses Zustandes, dieses politischen Unfriedens, der auf Europa lastet, so trifft man immer wieder auf die Tatsache, daß der Geist des Systems von Versailles auch noch heute weitgehend die Politik beherrscht. Wie in Versailles alleArgumenterechtwaren, um Deutschland zu schädigen, und wie damals die allgemeinen Prinzipien moralischer, wirtschaftlicher, histo rischer und juristischer Art in keinem Falle gleichmäßig angewandt, sondern einseitig so ausgelegt und aus- genutzt wurden, daß ihre Anwendung immer gegen Deutschland ausschlug, so will man auch heute noch Deutschland mit zweierlei Maß messen. Das Ausland mutz endlich begreifen, daß das deutsche Volk das Recht hat, sich gegen diesen Geist von Versailles mit allen Kräften zur Wehr zu fetzen. Der Reichskanzler hat in seiner großen Reichs tagsrede vom 47. Mai dargelegt, in w e l ch em S i nn e, mit welchen Methoden und mit welchen Zielen wir diesen Kampf führen wollen, damit die lange Periode politischer Irrungen endlich abgeschlossen wird. Seine Dar legungen bleiben für die deutsche Außenpolitik maß gebend. Ich kann nur mit Bedauern feftstellen, daß es an vielen Stellen des Auslandes bis heute an der richtigen Würdigung der Richtlinien unserer Außenpolitik fehlt, deren Kernpunkt es ist, daß Deutschland den Frieden und nicht den Krieg, einen ausbaucndeu Frieden im Innern und nach außen will. Der Reichsaußenminister kam dann auf den vom italienischen Regierungschef Mussolini geschaffenen Viermächtepakt zu sprechen und sagte: Deutschland hat den Pakt unterzeichnet, um seinerseits kein Mittel unversucht zu lasten, das zur Anbahnung einer frucht baren Periode der Entwicklung beitragen könnte. Nicht auf den Wortlaut des Paktes kommt es an; seine Be deutung wird abhängen vom Geist seiner An wendung. Dabei scheint wir jedenfalls das eine selbst verständlich zn sein: Das Ziel des Paktes kann nicht die Niederhaltung des einen Partners durch die anderen, sondern nur die Verständigung zwischen gleichberechtig te «Partnern sein. Ich bin überzeugt, daß bei gutem Willen eine Verständigung der vier Mächte über alle großen politischen Fragen, die heute Europa beunruhigen, durchaus möglich ist, und daß eine solche Zusammenarbeit der vier Mächte auch für die anderen Länder nur von Vorteil sein kann. Äußerst skeptisch muß in dieser Hinsicht allerdings der Stand der Abrüstungssrage stimmen. Trotz der konkreten Darlegungen unserer Forderungen in der Neichstagsrede vom 17. Mai, die die einmütige Billigung des Reichstags gefunden hat, trotz des darin bewiesene« weitgehenden Entgegenkommens ist seither aus Seiten der uns gegenübcrstehenden Mächte keinerlei Fort schritt bemerkbar aeworden. Aber den deutschen Widerspruch hinweg gehend hat sich die Abrüstungskonferenz ohne irgendein positives Ergebnis auf Monate vertagt. Wir sind auf die während der Konferenzpause von dem Präsidenten der Konferenz, Henderson, eingeleiteten vertraulichen Verhandlun gen bereitwillig ein gegangen, aber auch heute vermögen wir Anzeichen für das baldige Zustandekommen einer befriedigenden Lösung noch nicht zu er kennen. Im Gegenteil: nach gewissen Anzeichen zu schließen, scheint die Bereitschaft der hochgcrüsteten Staaten zur Er füllung ihrer Abrüstungsverpflichtung heute gerin« gerdennjezu sein. Es ist für uns nichts Neues, daß man versucht, diese Haltung mit der Behauptung deutschen Aufrüstungs. willens zu rechtfertigen. Ich sage mit dem vollen Be wußtsein der Tragweite meiner Worte, daß das nichts anderes ist als eine bewußte Verschleierung der Tatsache, daß Deutschlands Ziel lediglich die Beseitigung des heu tigen Zustandes einseitiger Wehrlosigkeit ist. Ich rufe nur folgende Tatsachen, an denen es nicht zu drehen und zu deuteln gibt, in ihre Erinnerung: Wir haben unter genau definierten Voraussetzungen die von der Gegenseite geforderte Umwandlung der uns im Ver sailler Vertrag auferlegten Heereseinrichtung akzeptiert. Wir haben erklärt, daß wir kein Waffenverbot als zu ein schneidend ablehnen, wenn es auf alle Mächte Anwendung findet. Wir haben uns ferner bereiterklärt, auf die Zu teilung von Angriffswaffen dann überhaupt Verzicht zu leisten, wenn die gerüsteten Nationen ihrerseits innerhalb eines bestimmten Zeitraumes diese Waffen vernichten und durch eine internationale Konvention die weitere An wendung der Waffen verboten wird. Wir haben nur ge fordert, daß, soweit Waffen anderen Mächten gestattet bleiben, die Waffen der Verteidigung nicht Deutschland allein s verboten werden dürfen. Dabei haben wir in Aussicht gestellt, von dieser unserer Gleickberechttauna nur in einem durch Verhandlungen festzustellenden Umfang Gebrauch zu machen. Endlich haben wir uns mit der internationalen Kontrolle der Rüstungen einverstanden erklärt, sofern sie sich für alle Staaten gleichmäßig auswirkt. Ja, wir haben sogar an geboten, bei gleicher Bereitwilligkeit der anderen Staaten unsere politischen Verbände dieser Kontrolle mitzuunter stellen, um ihren unmilitärischen Charakter vor aller Welt zu beweisen. Ist das eine Aufrüstung Deutschlands? Die hochgcrüsteten Staaten rüste» weiter, und statt von ihrer Abrüstung sprechen sie von ihrer Sicherheit. Man will, ohne mit einer effektiven Abrüstung zu be ginnen, zuerst die Kontrolle ausbauen, so daß davon praktisch allein die ab gerüsteten Staaten betroffen werden würden. Ja, manche ausländischen Presseorgane scheinen sogar den Gedanken propagieren zu wollen, daß die abgerttsteten Staaten vor allen weiteren Schritten in der Abrüstungsfrage erst einer Art Vorkontrolle unterworfen werden müßten. Das ist eine Verschie bung des Abrttstungsproblems wie sie sich schlimmer kaum denken läßt. Wer ist denn bedroht? Nicht die anderen Länder, sondern Deutschland. Nur im Ausland spricht man vom Krieg. In Deutschland denkt niemand an kriegerische Verwicklungen. Deutschland verlangt Sicherheit und Gleichberechtigung; es wünscht nichts anderes, als feine Unabhängigkeit bewahren und seine Grenzen schützen zu können. Wenn man aber glaubt, mit leeren Argumenten die Herrschaft der Sieger über den Besiegten verewigen zu können, so muß ich dazu allerdings mit aller Bestimmtheit erklären, daß Deutschland sich weigert, einen solchen Zustand weiterzutraaen. Der Minister fuhr dann fort: Ich könnte es nur be dauern, wenn man die Methode des Messens mit zweierlei Maß etwa auch anwenden wollte auf „Gedenke, daß du ein Deutscher bist!" Zwischen einst und heute — Volksgemeinschaft der Tat «Die Welt soll sehen . . „Neue Aula" der Berliner Universität, — zum zweiten mal erlebte sie einen geschichtlichen Vorgang von großer Bedeutung für Deutschlands und Preußens Gegenwart und Zukunft. Mehr als vierzehn Jahre liegen zwischen dem 15. September 1933, als mit würdevoller Feierlichkeit der neue Preußische Staatsrat durch den Führer des nationalen Deutschland eröffnet wurde, und — dem 12. Mai 1919, als in demselben Riesenraum zu Füßen des Fichte-Bildes „Reden an die deutsche Nation" die Na tionalversammlung gegen das kurz zuvor bekannt gewordene Versailler Diktat protestierte, als ein Scheide mann, des Deutschen Reiches Ministerpräsident, die „ver dorrte Hand" hob und Preußens Ministerpräsident Hirsch „lieber tot als Sklav'" sein wollte. Wenig stens — sagten dies jene beiden! Von ihnen heute zu reden, an jene Versammlung gerade jetzt zu erinnern heißt aber auch dem stumpfesten Gefühl klarzumachen, daß nur äußerlich vierzehn Jahre seither verstrichen sind, daß uns Deutsche der Gegenwart aber innerlich ein viel, viel größerer Raum von jener Zeit trennt. Wir alle fühlen es und wissen es; es ganz zu erfassen haben uns gerade die beiden Männer gelehrt, die jetzt vor dem Preußischen Staatsrat als Führer standen, Adolf Hitler und Hermann Göring. Das war keine Versammlung mehr wie damals, als man sich, wie immer und immer wieder im Sys^m des demokratischen Mehrheits-Parlamentaris mus, hintereinander verstecken konnte, der Abgeordnete hinter „der Partei", die Negierung — regierte sie im wirklichen Sinne dieses Wortes überhaupt? — hinter einer Parteienmehrheit, wenn es sich nämlich darum handelte, Verantwortung zu übernehmen, Verantwortungen zu tra gen. Lief doch auch jener Protest in der „Neuen Aula" einen Monat später aus in der Annahme des Ver sailler Diktats, zu dem man erst so feierlich Nein! ge sagt hatte. Dieser Ungeist ist mitsamt dem Marxisten und dem Juden, die einst dort „namens des deutschen Volkes" zu sprechen sich erkühnen durften, hinweggefegt worden durch Hitlers „Reden an die deutsche Na tion" zuerst und dann durch seine Taten. Kein sich um die Verantwortung allzuoft und gern herumdrückendes Parlament tagte jetzt in diesem Saal zu Füßen Fichtes, sondern Männer, die, vom Führer in den Staatsrat als das höchste und vornehmste Organ des Preußischen Staates berufen, eine ständige Brücke bilden werden zwi schen Führer und Volk. Aber die Verantwortung liegt und bleibt bei der Führung, — und ihr, ihrem Wollen und ihrer Arbeit braucht wahrlich Fichte die Mahnung nicht mit auf den Weg zu geben, die er symbolisch, aber ver gebens vierzehn Jahre zuvor an jene andere Ver sammlung richtete: „Gedenke, daß du ein Deut- s cki e r b i kt!" Aber eine andere Mahnung erging wenige Tage zu vor an das gesamte deutsche Volk aus dem Munde des Führers: „Gedenket ihr alle, die ihr durch eures Geistes und eurer Hände Arbeit vor Hunger und Kälte geschützt seid, nun auch der Volksgenossen, die neben euch stehen, aber arbeitslos mit Bangen dem Winter entgegen sehen! Gedenket ihr alle, die ihr im Licht steht, nun auch derer, die draußen im Dunkeln harren müssen!" Adols Hitler wies in seiner Ansprache, die das große Winter hilfswerk einleitete, auch vor allem darauf hin, daß „daraus noch etwas viel Gewaltigeres herauskommen solle: die Volksgemeinschaft derTat". Wie ost hat man in den verflossenen Jahren dieses Wort „Volksgemeinschaft" gehört, — aber wie oft hörte man es bespötteln oder hohnvoll, ja haßvoll ablehnen! Wie ost wurde es — mißbraucht, dieses Wort, dieser Begriff, der Unwirklichkeit war, weil es gar keine Volksgemeinschaft gab, sondern nur Parteien, Egoismus oder Klassenhaß! Erst als nun diese drei Trennungslnauern zertrümmert wurden, konnte aus jenem bespöttelten und mißbrauchten Wort endlich eine Wirklichkeit werden, an deren Zustande kommen schon so viele kaum noch zu glauben vermochten, als jahrelanges Dunkel, als Hunger und Kälte selbst eine äußere und innere Gemeinschaft des deutschen Volkes zur Freude unserer Gegner draußen und drinnen nicht zu er zwingen vermochten. Aber aus der Fichteschen Mahnung ersteht jetzt eine zweite: „Gedenke, daß auch der andere neben dir ein Deutscher ist!" Und die weitere: Gedenke es nicht nur, sondern handele dem entsprechend, wenn der andere in Not ist! Und erst als Hitler als Führer das deutsche Volk innerlich zu einer wirklichen Gemeinschaft zusammengefügt hatte, wurde die Möglichkeit gegeben, diese Gemeinschaft zu einer solchen nicht mehr nur des Wortes und des Begriffes, des Füh lens und des Wissens, sondern darüber hinaus zu einer „Volksgemeinschaft der Tat" zu machen. „Wir treten damit vor der Nation und vor der ganzen Welt dem Beweis an, daß es uns ernst ist um die Durch führung der wahren Volksgemeinschaft . . . Die Welt, die uns noch mit Mißtrauen und Abneigung begegnet, soll sehen, daß wir nicht auf fremde Hilfe angewiesen, son dern entschlossen sind, uns selbst zu helfen", sagte Minister Dr. G o e b b e l s bei der Ankündigung eines Werkes, das wir auch dem Urteil dieser Umwelt überlassen wollen. Freilich wissen wir, daß auch der Erfolg bei diesem Werk noch längst nicht jenes Mißtrauen und jene Abneigung überwinden wird. Daß vielmehr erst Stein um Stein langsam aus diesen Trennungsmane'n fallen muß! Aber vielleicht wagt sich, wie vor einigen Monaten, als der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit in Deutschland so große Erfolge zeitigte, zum zweitenmal jene neid- und vor wurfsvolle Stimme eines Engländers hervor: „Warum können denn Macdonald, Henderson, Baldwin nicht das leisten, was Hitler, Göring, Goebbels gelungen ist?" Daß nnd wenn wirklich die Welt uns Deutsche dann ans Grund der „Durchführung einer wahren Volks gemeinschaft" besser zu verstehen gelernt haben wird, so würden wir das von Herzen begrüßen. Doch für diese Tat und dieses Tun gilt uns nur das andere Wort Fichtes: „Deutsch sein heißt eine Sache um ihrer selbst; willen tun!" Dr. Pr.