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Wilsdruffer Tagebla« 2. Blatt Nr. 112 — Montag, den 15. Mai 1933 GIN M, mein deutsche; Vaterland! Mach eigener Melodie. — Vertonung verboten!) Glück auf, mein deutsches Vaterland, Der Freiheit Fahnen wehen! Empor sei unser. Blick gewandt, Empor zu lichten Höhen! Hell klingt wie eh' das deutsche Lied, Die Glocken jubeln drein! Die Wehr steht fest in Reih und Glied! Sieg — Heil! Mein Herz ist dein! So steig' denn auf zu neuer Macht, Ein Volk von Brüdern Hand in Hand! Heil Sonnentag, heil Sternennacht Im deutschen Vaterland! Glück auf, mein deutsches Vaterland, Du Hort des Wahren, Schönen! Vom Fels her bis zum Meeresstrand Dein Lob soll laut ertönen! Was einst der Väter Wille schuf, Der Einigkeit Gebot, Lebt auf in deiner Führer Ruf, In Farben „schwarz-weiß-rot!" So steig' denn auf zu neuer Macht, Ein Volk von Brüdern Hand in Hand! Heil Sonnentag, heil Sternennacht Im deutschen Vaterland! Glück auf, mein deutsches Vaterland, Getreu steh' ich zu dir! Froh grüß' ich mit erhob'ner Hand Dein Hakenkreuz-Panier! Heil dir! Mit deutschen Geistes Kraft Und deutscher Arbeit Wert * Dein Schicksal zwingst du heldenhaft. Wie stolz dein Mut begehrt! So steig' denn auf zu neuer Macht, Ein Volk von Brüdern Hand in Hand! Heil Sonnentag, heil Sternennacht Im deutschen Vaterland! Rudolf Feiger l. Der deutsche Kutturaufbau. Kultusminister Rust über den Einsatz der Organisationen. Bei einem im preußischen Kultusministerium ver anstalteten Empfang von Vertretern des NS.-Studenten- bundes, des Kampfbundes für deutsche Kultur, des NS.» Lehrerbundes, des Hochschullehrerbundes und von Presse vertretern sprach Kultusminister Rust über den Einsatz der Sonderorganisationen für den deutschen Kultur aufbau. Er betonte u. a.: Wenn in gewissen Kreisen zum Teil Bestürzung über selbsttätige Eingriffe nationalsozialistischer Organisa tionen geherrscht habe und noch herrsche, so müsse man doch stets daran denken, daß die verantwortlichen Staats- führer nicht in der Lage gewesen wären, den Staat in so kurzer Zeit um- und neuzugestalten, wenn die Orga nisationen nicht von sich aus eingegriffen hätten. Nach dem die Spezialorganisationen die Eroberung des Staates mit vorbereitet hätten, gelte es nun, in Disziplin und Kameradschaft an den Neubau heranzugehen. Jetzt hätten wir nicht mehr den Staat, sondern den deut schen Menschen zu erobern. Heute komme es darauf an, daß wir unseren Volksgenossen unsere Idee vorlebten, deren Kernsatz heiße: „Gemeinnutz geht vor Eigennutz". Jetzt müsse um den einzelnen Menschen gerungen werden, indem man ihm eine Aufgabe stelle, durch die er gezwun gen werde, von seinem kleinlichen Egoismus abzugehen. Deshalb müsse darauf gedrungen werden, daß Eingriffs seitens der Spezialorganisationen nicht mehr erfolgten. MWM NM in SM Landesverrat gegen Danzig. Sozi und Pole HandinHand. In einer sozialdemokratischen Wahlversammlung in Danzig hielt der Parteivorsitzcnde Brill eine Rede, die eine einzige Beschimpfung und Verleumdung des natio nalen Deutschland war. Der Redner wiederholte alle längst widerlegten Greuelmärchen und behauptete u. a., daß die Nationalsozialisten in Deutschland Tausende von sozialdemokratischen Gewerkschaftsfunktionären ermordet hätten. Danzig müsse unter allen Umständen ein Hort der marxistischen Gewerkschaftsidee bleiben. Der sozialdemokratische Listenführer, Abgeordneter Gehl, entwickelte dann ein Programm, wie die Sozial demokratie mit Hilfe der Polen verhindern könne, daß die Nationalsozialisten in Danzig an die Macht kämen. Er erklärte, daß die SPD. alles „Material" über angebliche Übergriffe der National sozialisten in Danzig sorgfältig gesammelt habe und diese Denkschrift Polen übergeben werde, damit dieses den Völkerbund zu einem Einschreiten in Danzig zu gunsten der Sozialdemokratie veranlaßt. Die Danziger Polen hätten gleichartiges Material gesammelt. Es würde zusammen mit dem sozialdemokratischen Material in Genf vorgelegt werden. Obwohl Gehl selbst zugab, daß bisher die Ruhe und Ordnung noch nirgends gestört sei, meinte er, daß dies aber vielleicht in Zukunst möglich sei s!). Aus diesem Grunde müsse vorgcbaut werden (!!). Aus diesen Mitteilungen des sozialdemokratischen Führers ergibt sich vollkommen klar, daß es sich um einen gemeinsam mit den Polen organisierten sozialdemokratischen Landesverrat handelt. Die Danziger Bevölkerung ist gegen diesen Ver rat des deutschen Danzig an Polen außerordent lich erregt, es wird energisch die Verhaftung und Aburteilung der sozialdemokratischen Dolchstößler ge fordert. Von sozialdemokratischer Seite wurde auch zum Generalstreik aufgesordert. Er soll eine Vergel tungsmaßnahme der Sozialdemokraten gegen die Über gabe des Hauses der Freien Gewerkschaften an die NSBO. sein. Gleichzeitig ist die Parole ausgegeben, die Nationalsozialisten und die SA. zu provozieren, um da durch Unruhen hcrvorzurufen, damit das von sozialdemo kratischer Seite geforderte Eingreifen Polens in Danzig zur Tatsache wird. An der äußersten Disziplin der SA. in Danzig, die den Befehl hat, sich durch keinerlei Provokateure reizen zu lassen, dürften diese sozialdemokratischen Absichten allerdings zuschanden werden. * Liebedienerei vor dem Mlerbund. In Danzig formierten Mitglieder der SPD. trotz des dort noch bestehenden Umzugsvcrbots einen Zug, an dessen Spitze sie ein Transparent vorantrugen, auf dem die Worte standen: „Völkerbund, schütze unsere Verfassung!" Mit diesem Transparent gelang es den Sozialdemokraten, vor das Gebäude des Danziger Völkerbundkommissars Rosting zu ziehen. Die Dan ziger Schutzpolizei schritt sofort gegen die Demonstranten ein und nahm die Hauptansührer und die Träger des Transparents fest. Dieser offene vollendete Landesverrat der SPD. Danzigs spricht so für sich selbst, daß sich jeder Kommentar hierzu erübrigt. Daß der Volkszorn den zynischen und ver brecherischen Landesverrat hinwegfegen wird, steht außer Frage. In der Linie dieses unglaublichen sozialdemokratischen Verhaltens liegen auch die Lügen- und Hetz- meldungen der polnischen Presse. Die Fabrikanten dieser Hetzmeldunaen sitzen zum größten Teil in iozial- demolranschen jüdischen und polnischen RedaMonsfinben in Danzig bzw. sind polnische Korrespondenten in Danzig und Warschau. * Role Landesverraier unier polnischem Schutz k Die Polizei an der Verhaftung gehindert. Im Gebiet der Danziger Altstadt kam es verschiedent lich zu größeren Ansammlungen und Kundgebungen. Als die Polizei einschreiten wollte, flüchtete ein Teil der sozialdemokratischen Demonstranten in das Gebäude der polnischen Post. Während die Demonstranten das Gebäude der polnischen Post ohne weiteres betreten durften, wurde den Danziger Polizei- b e a mten, die die Demonstranten verhaften wollten, der Zutritt zur polnischen Post verweigert. Aus den Fenstern des Gebäudes der polnischen Post stießen die Sozialdemokraten dann Schmähruse auf die Polizei aus. U. a. wurde gerufen „Polen gibt uns die Freiheit!" und „Polen gibt uns die internationale Polizei!" Im Danziger Hafen kam es auf Grund der sozialdemokratischen Generalstreikparole zu Teilstrciks. Während die nationalsozialistischen Arbeiter vollzählig er schienen waren, fehlten größere Teile der sozialdemo kratischen und der kommunistischen Arbeiterschaft. Außer dem streiken die Buchdrucker bei den rechtsstehenden Dan ziger Taaeszeitunaen. * Danziger Marxisten am Pranger. Der Landesverrat der Gewerkschaftsführer erwiesen. — Scham lose Korruptionswirtschaft ausgedeckt. In Danzig teilte der Leiter der NSBO., Kendzia, auf einer Massenversammlung mit, daß die sozialdemo kratischen Leiter der Danziger Gewerkschaften noch einen Tag vor dem völlig fehlgeschlagenen Generalstreik erklärt hätten, sie ließen nicht zu, daß das Vermögen der Danziger Freien Gewerkschaften beschlagnahmt würde. Vielmehr sei bereits der Versuch gemacht worden, sich von den deutschen Gewerkschaften loszulösen und sich den polnischen Gewerkschaften anzugliedern. Diesem landesverräterischen Treiben sei die NSBO. zu vorgekommen. Der Danziger Gauleiter der NSBO., Albert Forster, schilderte sodann die unglaubliche Korruptionswirtschaft, die bei den Danziger Gewerk schaften geherrscht habe. Ganze Kartotheken seien fortgeschleppt, die meisten Akten vernichtet gewesen, Bargeld sei bei der Übernahme nicht gefunden worden. Die Kassenbücher seien seit Monaten nicht mehr geführt worden. Ebenso waren keine Kassenbelege vorhanden. Es sei ferner zweifelsfrei festgestellt worden, daß sich die Danziger Gewerkschaften mit den polnischen Be rufsorganisationen zusammenschlietzen und sich dem polnischen Gewerkschaftsring unterstellen wollten. Diese Mitteilungen riefen in der Versammlung ungeheure Empörung und stürmische Rufe wie „Landesverräter", „Pfui Teufel", usw. hervor. Völlige Ruhe in der Freien Stadt. Die Lage in Danzig selbst ist vollkommen ruhig. Die Arbeiterschaft hat der marxistischen Generalstreikhetze kein Gehör geschenkt. Die Arbeit ist überall wieder ausgenom men worden. Gestreikt haben lediglich die abge setzten marxistischen Gewerkschaftsführer! Die Arbeiter haben sich freudig der neuen Gewerkschaftsführung unter stellt. Die sozialdemokratische „Danziger Volksstimme" wurde verboten. Der Beschluß des Völkerbundkommissars Rosting, die nationalsozialistischen Führer anzuerkennen, hat sehr zur Beruhigung beigetragen. Die national sozialistischen Führer haben sich Rosting gegenüber ver pflichtet, nichts zu tun, was gegen den Frieden und die Woblkabrt Dannas verstoßen könnte. ?I. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Sc ging es wie ein Lauffeuer von Haus zu Haus: schon wenige Stunden später. In aller Mund war sein Name: Der Amerikaner — der Bertsch! — mit einem seltsamen Doppelklang. Halb voller Trotz. Wie kam der dazu, hier alles auf den Kopf zu stellen? Zugleich aber doch voll geheimer Anerkennung. Ein Teufelskerl! Und ein Ahnen kam vielen: Was man da heute erlebt, das bedeutete mehr als bloß den Kampf der beiden Gruben. Das ging sie alle miteinander an. Wie es aufhören sollte fortab mit dem Erbstollen, so würde es nun auch geschehen mit gar manchem noch. Vorbei war's mit dem guten Alten, das gemächlich seinen Paß gegangen seit Urväter Zeiten. Nun kam das Neue da draußen, von dem man ja so vieles in der Zeitung las, auch hierher. Nie war in den stillen Höfen im Rauhen Grund so viel geredet worden wie an diesem Tag. Und wohl kein Haus, wo sich nicht ihrer Zwei gegenüberstanden mit hitzigen Wangen, Alte und Junge — di«, oie grollten und murrten, und die anderen, denen in den Augen ein Helles Feuer aufsprang. Wach war da geworden, mit einem Schlage, was unbewußt in manchem ge schlummert hatte. Und hüben und drüben scholl wie ein Losungswort, an dem sich Freund und Feind er kannten, immer der eine, selbe Name: Gerhard Bertsch. Der hatte die Entscheidung abgewartet in seinem engen Bürvraum im alten Zechenhause von Christi ansglück. Und als der Hannes Reusch nun gegen Mit tag zu ihm herausgelaufen kam, ganz rot im Antlitz, und noch außer Atem rief: „Alles in Ordnung!" — da stand er nur eine Weile still und schaute zum Fen ster hinaus. Aber sein Blick ging draußen über den weiten Grund wie ein Herrscher, der Belitz ergreift VM LLNLW - Lban «worbeuen Rei ck». Dann war sein erster Gang zum Erbstollen hinüber. Er wählte den nächsten Weg, über den Bergkamm an der alten Pinge vorbei. Schnell schritt er zu. Ein Brau sen im Blut wie von feurigem, jungem Wein. Sieges rausch und vorwärts peitschender Tatkraft. Nur weiter, weiter! Kein faules Ausruhen beim Erfolge. Das war ja nur erst der Anfang. So ganz beherrscht war er von diesem Drang, daß er nicht darauf achtete, was um ihn her geschah. Auf ein raschelndes Schleichen, das ihn zu begleiten schien, im Tannendickicht seitlich des Weges. Erst als im Son nengeflimmer einer Lichtung ihm eine dunkle, große Gestalt entgegentrat, blickte er auf. Und nun freilich durchfuhr es ihn: Der Lange da vor ihm, mit dem finsteren Blick und die Rechte verdächtig in der Tasche, zur Seite der senkrechte Absturz der alten Pinge — Eke von Grunds Warnung! Da stählte sich ihm jede Muskel, und sein Auge bohrte sich in das des andern. So standen ste sich ge genüber, regungslos, den Atem angehalten. Lautlose Stille auch um sie herum. Doch plötzlich ein Rieseln und dann ein dumpfes Aufschlagen aus der Tiefe her aus: Ein Stein, von Bertschs Fuß gelöst, der den Sturz getan hinunter in den Abgrund. Ein Auf schillern da in dem stechenden Blick vor ihm, und jetzt ein verräterisches Zusammenkrampfen der verbogenen Faust. „Nun, guter Freund — wünscht Ihr etwas von mir?" Die Ruhe in Bertschs Ton verblüffte den langen Frieder. Sein Blick wurde unsicher. Trotzdem stieß er rauh hervor: „Sie sind dat schuld, daß wir allesamt Not leiden mit Weib und Kind — wir vom Erbstollen." „So — vom Erbstollen seid Ihr? Da habt Ihr frei lich eine schwere Zeit durchgemacht. Aber das ist ja nun vorbei." Der andere machte eine heftige Gebärde. Wollte ihn der da auch noch verhöhnen? DM da wiederholte BSLÜch- miL RaMruLL „Jawohl — vorbei! Von morgen ab fährt jeder Mann wieder an im Erbstollen. Sagt das auch allen Euren Kameraden." Der lange Frieder starrte ihn an — finster, un gläubig. „Wie können Sie dat wissen?" ' „Es ist so. Wenn Ihr heut nachmittag bei Steiger Hannschmidt nachfragt, wird er es Euch bestätigen. Und damit, denk' ich, ist Euer Anliegen an mich wohl erledigt." Ein scharfer Blick Bertschs streifte di« verborgene Hand mit dem Messer. Ueber das Antlitz vor ihm fuhr es hin. In wildem Widerstreit. Da sagte Bertsch noch einmal: »Ihr scheint mir noch immer nicht zu glauben. Nun. ich gehe morgen in aller Frühe hier wieder diesen Weg. Sollt« Euch meine Erklärung also nicht befriedigt haben, so habt Ihr Gelegenheit, Euch Wetter mit mir auseinanderzusetzen. Ich denke, Ihr seht nun, mit wem Ihr zu tun habt." Damit tat er in ruhiger Entschlossenheit einem Schritt vorwärts. Und langsam trat der andere beiseite. Ungefährdet kam Bertsch so vorüber und dann drü ben hin zum Zechenhause des Erbstvllen. Hierhin i»ar die Kunde von dem Geschehenen bereits gedrungen- Als Bertsch in das Steigerzimmer eiutrat, war Hann-- schmidt dabei, die paar Habseligketein zusammenzu tragen, die sein Eigentum waren. Er beantwortete Bertschs „Glückauf" nur mit einem düsteren Seiten-- blick. Kam der, um sich au seinem Triumph zu weiden — so sollte er sich verrechnet haben. Und er packte weiter an seinen Sachen, als ob niemand da wäre. „Sie haben wohl schon davon gehört, daß heute Ihre Gewerkenversammlung die Bereinigung Ihrer Grube mit der unsrigen unter meiner Betriebsleitung beschlossen ^rt?" Wiederum keine Entgegnung Rücken keh ¬ rend, schnürte der Rotbart vielmehr an fÄnem Bündels Da hört« er den neuen Herrn weiter sagen, ganz ruhig! als wäre nie das mindeste Mische« ihnen voogefallM- „Ich möchte Sie^^WHMN.MEi«»Lis«