Suche löschen...
Wilsdruffer Tageblatt : 12.10.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193310125
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19331012
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19331012
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1933
-
Monat
1933-10
- Tag 1933-10-12
-
Monat
1933-10
-
Jahr
1933
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 12.10.1933
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Untefhattungs-Stunäe. Der nSrrilcbe prolellsr von Wittenberg. Ein Original des sechzehnten Jahrhunderts. Von Kurt Anders. Die Zeit des Humanismus kennt seltsame Käuze unter den Gelehrten. Durch Witz, Schlagfertigkeit und rechte Narrenstreiche hat sich besonders der Wittenberger Professor Friedrich Taubmann bekannt gemacht, der 1565 als Sohn eines Schneiders in einem Flecken unweit Bayreuth das Licht der Welt erblickte. Der Knabe zeigte früh geistige Regsamkeit und wurde deshalb auf die Lateinschule nach Kulmbach ge schickt. Wie vor ihm Luther, so mußte auch Taubmann als Kurrcndeknabe vor den Türen wohlhabender Leute singen, und hier schon zeigte der Junge, daß er um eine treffende Antwort niemals verlegen war. „Warum kommst Du alle Tage zu mir, um Almosen zu heischen?" fragte ihn un wirsch ein reicher Bürger. — „Weil es besser ist, ich komme zu Euch, als Ihr zu mir", entgegnete der Knabe. Als im Winter Eis und Schnee lag, fragte ein Eisenacher das dürftig angezogene Bürschlein: „Friert Dich denn gar nicht?" — „Warum sollte mich frieren", gab der Junge mit feiner Selbstironie zurück, „wo ich doch meine sämtlichen Klei der anhabe?" Diese Antwort gefiel dem Frager, und er be schenkte den Kurrendeknaben mit einem warmen Winter wams. Auch im Unterricht ließ Taubmann seine Naseweis heiten vom Stapel. Als davon die Rede war, daß die Erde die Mutter alles Lebenden sei und kurz darauf ein Lehrer an den aufmerksamen Schüler die Frage richtete, worauf er stehe, antwortete oieser: „Auf Eurer und meiner Mutter, Herr Präzeptor!" In Halle, wo er seine Studien begann, wollte ihn die wohlhabende ältliche Witwe eines Ratsherrn gern zum Manne haben. Taubmann dankte mit der Bemerkung, daß ,er unter den Altertümern nur die klassischen liebe. Seine mit Witz gepaarte Dreistigkeit verschaffte ihm dann eine Professur an der Universität Wittenberg, wo er die Tochter eines Kleinbürgers heiratete. Einige Tage nach der Hochzeit kamen seine Studenten zu ihm und luden sich zu einer Nachfeier ein. Taubmann blieb nichts übrig, als scheinbar gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Er ließ Wein und Braten aus dem .Ratskeller holen und lud die ungebetenen Gäste nach oben in ein Zimmer. Die Oberkleidcr, welche die Studenten im Erd geschoß ablegten, ließ Taubmann heimlich zusammenpacken -und als Pfand für die anHeforderten Getränke und Speisen dem Ratskellerwirt überbrmgen. Oben ging ein mächtiges Zechen und Schmausen an, und die Museusöhne verlangten Won ihrem Professor, er möge ihnen einen gelungenen Spaß Hum Besten geben. Taubmann schmunzelte und antwortete, sie würden bald einen erleben. Als die Gäste endlich auf- brachen und nach ihren Mänteln suchten, kam Taubmanns Streich ans Licht. Die Genasführten wurden darob in die .tollste Laune versetzt, und das Ende vom Liede war, daß Professor und Studenten nunmehr Arm in Arm zum Rats keller zogen, wo auf Kosten der Geprellten weiter bis zum grauenden Morgen gezecht wurde. Im gleichen Jahre, 1596, brachten Studiosen Taubmann nachts eine Katzenmusik. Dieser vermummte sich, schlüpfte durch eine Hintertür auf die Gasse und mischte sich unter die Radauikacher, die er aufforderte, diesem Kerl, dem Taub mann, doch die Fenster einzuwerfen. Das ließen sich die Musensöhne nicht zweimal sagen. Im Nu waren alle Schei ben zertrümmert. Taubmann lachte sich ins Fäustchen und ging ruhig schlafen. Am nächsten Tage wurden die Attentäter vor dem Universitätsrichter geladen. Als sie leugneten, trat .Taubmann als Zeuge auf, und die Schuldigen mußten be kennen. Am kursächsischen Hofe galt Taubmann als „kurzweiliger Rat". In Torgau erschien er vor dem Administrator Kur- sachsens, dem Herzog Friedrich Wilhelm, in Verkleidung. Auf Befragen des Herzogs gab sich Taubmann als Brillenmacher aus. Seine Ware aber könne niemand mehr gebrauchen, klagte er dabei, da alle Fürsten und großen Herren jetzt — durch die Finger zu sehen gewohnt seien. Bei Hofe wagte nicht jeder, mit ihm anzubinden. Ein Herr von Adel, der einmal zufällig hinter Taubmann gehen mußte, äußerte seinen Verdruß darüber, daß heutzutage jeder Narr den Vortritt haben wolle. „Mich ärgert es nicht", gab Taubmann zurück und trat schnell hinter den Edelmann. Ein Linderer junger Adliger ließ verlauten, daß ihm seine Studien zeit 2000 Taler gekostet habe. „Was Ihr nicht sagt!" rief Taubmann verwundert, „wenn Ihr aber jemanden findet, der Euch dafür 20 Taler wiedergibt, so haltet ihn ja fest!" Wie derb es um diese Zeit an deutschen Fürstenhöfen zu zugehen Pflegte, davon zeugen manche Scherze des originellen Professors. Hedwig, die Gemahlin des Kurfürsten Christian II., wünschte einst Taubmanns Gattin kennen zu lernen und for derte ihn deshalb auf, diese mit nach Dresden zu bringen. Taubmann schützte vor, seine Frau sei stocktaub und eine Unterhaltung mit ihr sehr unangenehm, allein die Kurfürstin bestand auf ihren Willen. Da gab er seiner Frau den Wunsch der Landesmutter kund und fügte hinzu: „Schrei nur aus Leibeskräften, wenn Du ihr antwortest. Denn sie ist stocktaub." Als nun beide Frauen in voller Hofgesellschaft zusammen kamen und sich in der fürchterlichsten Weise und unter den tollsten Grimassen anschrien, vermochte niemand sich des Lochens zu erwehren, um so weniger, als der Kurfürst, von feinem lustigen Rat vorher verständigt, der Gesellschaft ein Zeichen gegeben hatte. Endlich ging auch den beiden Frauen ein Licht auf, und sie stimmten in die allgemeine Heiterkeit ein. Die Kurfürstin wurde fast krank vor Lachen. Ein anderer Professor, vr. Balduin in Wittenberg, gab seiner Verwunderung darüber Ausdruck, daß sich Taubmann so gut bei Hofe zu schicken wisse. Dieser erklärte ganz einfach: .„Ehre jeden, traue keinem!" Anklage. Skizze von Margarete Fischer-Berlin. Als sie erwachte, schlug die Wirklichkeit wie eine dunkle Woge voller Aengste in sie hinein, ohne daß ihr das Bewußt- sem noch sagte, warum. Dann nahte es unabweisbar Heinrich — heute Durch die verhängten Fenster drang der kecke Laut eines Vogels mit einem sanften Lichtstrahl. ,^Jochen ruft!" Pflegte Heinrich sie früh zu begrüßen. Das Lächeln seiner knabenhaft glücklichen Augen zerknitterte gleichsam in sich selbst, sie wollte cs nicht sehen. Als sie an ihrem Toilettentisch nach einer Spange suchte, kam das alte Batik-Kästchen in ihre Hände, das er für sie geklebt hatte. Sie stellte es mit zitternden Fingern auf das untere Brett hinter die Vorhänge. Dann saß sie matt in seinem Stuhle. In Heinrichs grünem Fensterkasten waren die Blumen welk. Sie hatte sie nicht begossen. „Immer schön die Erde lockern!" hörte sie seine eifrige Stimme — und hatte nicht einmal gegossen. In der Küche stünd das gebrauchte Geschirr von gestern, von den Tagen vorher. Sie wollte sich aufraffen, trat an den Aufwaschtisch, den er ihr vor ein paar Monaten an den Ausguß gebaut, um ihr die Arbeit zu er leichtern. „Warum hat er unterschlagen müssen?" schrie sie Plötzlich laut heraus — und weinte dann still vor sich hin. Nicht, daß die Sorge nun schwere Gewichte in ihr Leben senkte, nicht, daß die Schande sie von allem Bisherigen trennte, schien ihr am schwersten zu ertragen.. Das vielmehr war es, daß der Boden nicht trug, in den sie ihr ganzes Sein gesenkt, daß sich als sumpfig offenbarte, dem sie sich anvertraut. Hatte man ein gutes glückliches Wesen von ihrem Herzen genommen und einen bösen. Kobold hineingesetzt? Sie wußte nichts von seinem Tun und hatte nichts damit zu schaffen. Sie würde nicht vor Gericht erscheinen, ihr Zu stand strafte ein ärztliches Zeugnis nicht Lügen. Jetzt näherte sich die Stunde, da um ihn verhandelt werden sollte. Es klingelte, es schien ihr, sie müßte sich ver stecken; doch als sie öffnete, war es nur der Junge, der nach dem Zeitungsgelds kam. Sie sah, wie die Nachbarin den Kopf in die Tür zurückzog, — wie damals, als der Kriminalbeamte mit ihm fortging. Warum nur? Warum tat er es? Jetzt führten sie ihn aus der Zelle in die Helligkeit vor seine Richter, vor Zuschauer, die ihn begafften. Sie wollte sich hinter verschlossene Vorhänge verstecken — und hatte doch den Hut schon aufgesetzt, tief ins Gesicht gedrückt, war schon auf dem Wege zur Tribüne der Gaffer. Auf dem Treppenabsatz des Gerichtsgebäudes sammelten sich die Verspäteten. Halb bewußtlos wurde sie von den Drän- .genden in den Saal geschoben, als die Tür sich noch einmal öffnete. Da saß sie im hintersten Winkel unter hundert Frem den, Gespannten, Vergnügten. Langsam erst wichen die Nebel von ihr, als sie eine Stimme wie aus einer fernen Welt vernahm, als sie Heinrich fah, den Kopf geneigt, die Augen vor sich in den Boden ge bohrt. Allmählich vermochte sie aufzunehmen, was die fremde Stimme eintönig sprach: „Ihre Lebensführung ging allem Anschein nach nicht über Ihre Verhältnisse hinaus, und Ihre Frau stellte, wie Sie mit Nachdruck betonten, keine ungewöhnlichen Ansprüche. Danach wäre es schlechthin nicht zu begreifen, wie Sie zu diesem Schritte kamen." — Ihr Herz wogte: Ja, ja — nichi zu begreifen! Der Angeklagte neigte den Kopf. „Nun?" Wieder versuchte der Richter, in den Schwei genden einzudrinaen. Stand Ihre Frau und Ihr häusliches Verhältnis nicht dennoch in irgend einer Beziehung zu Ihrer Tat?" Ihr Herz ebnete sich. Die Frage war so müßig. Dann sprang es auf. Hatte sic recht gehört? Hatte Heinrich ja ge sagt? Es war Wohl nur eine unwillkürliche Regung von ihm gewesen. „Also doch!" fing der Richter sie auf. „Ihre Frau wai doch in irgend einer Weise schuld." „Nicht meine Frau!" Heftig, ja zornig wischte Hemrick mit einer Bewegung seiner Hand diesen Argwohn hinunter „Nicht meine Frau." „Dann eine dritte Person." Gequält: „Ich möchte mich hierzu nicht äußern." Di« Frau horchte auf. Etwas bebte in ihr, zerriß m ihr. West über den Raum ihres Körpers hinaus, über den Saal, über alles Geschehen brach es hin. Der Richter blätterte in den Akten. Und zog einen schma len Streifen hervor. „Hier fand sich unter den Papie^ u etwas, das uns vielleicht einigen Aufschluß geben wird. ? Postabschnitt auf hundert Mark an ein Fräulein Ali Sn mann, Modesalon. — Und hier noch einmal dreihundert Mar! an die gleiche Adresse. — Und noch einmal nach kurzer Zeit fünfhundert. — Eine Zeugin jenes Namens ist leider nicht mehr aufzutreiben." Die Hand des Angeklagten streckte sich aus, als wollte sie den Abschnitt bedecken. „Sie unterhielten neben Ihrer Ehe ein Verhältnis zu einer dritten Person", schnitt des Richters eintönige Stimm« von neuem in das Empfinden der Frau. Sie sah den Manu mit Heftigkeit den Kopf schütteln. „Wie aber? Woher dies« wiederholten Zuwendungen, wenn Ihre Gattin dem Luxus abgeneigt war, wie Sie betonten?" Der Richter grub weiter Der gebende Mann schwieg. Nur seine Schultern ver zogen sich wie nn Krampfe. Fast Wider seinen Willen schier es aus ihm hervorzubrechen: „Ein Mal nur — ein Fehltrit — da war ich in der Hand der Erpresserin." Das Brausen hinter der lauschenden Stirn erstickte Den ken und Gehör. Doch als sich ihre Sinne langsam wieder sam melken, vernahm sie die trocken vernünftige Stimme des Rich ters. „Aber mußten Sie sich nicht klar machen, daß diese! notwendig eine Schraube ohne Ende war? Mußten Sie al! Mann sich nicht sagen: Ich kann mich nur mit einem mutiger Bekenntnis befreien? Schließlich hätte Ihrer Lebensgefährtin nicht das Verständnis gefehlt, eine Schwäche zu verzeihen, di« einmalig war — rmd schwer gebüßt. Warum fanden Sie nicht den Wep, warum faßten Sie kein Vertrauen zu Ihrer Frau?" Stille. Der Angeklagte kämpfte. Man hing an seinen Lippen, als er sprach: „Meine Frau" — seine Stimme zitterte merklich — „ist zart. Sie hätte es nicht verstanden und nicht verwunden. Ich hätte unsere Ehe zerstört — und sie selbst.. Die Stimme zerbrach, und wieder war Stille. „Und nun?" — Der Richter sprach gedämpft, er schien fast verlegen, und es lag Teilnahme in seinen Worten, als er fragte: „Sie lieben Ihre Gattin — sehr?" Ein stöhnender Laut schlug zu der Frau auf der Galerie hinüber und bohrte sich in die eben noch wallende Empörung, Verzweiflung, Abwehr. Warum fand seine Liebe kein Ver trauen? Ihr war, als würde über sie selbst zu Gericht ge sessen. Gequält, wie jener eine Laut zu ihr drang, wurde er Herrscher über das Gewirr von Scham, Hochmut und Zorn. Sie hörte nicht das Flüstern der Neugierigen um sich her, nicht die Seufzer der Spannung und Rührung. Sie hatte die Hand vor ihr Gesicht gelegt und zitterte in einem Sturm, der neues Leben brachte über Strafe und Trennung hinweg in einem Glück der Gemeinsamkeit. Lier Nein« da» Wil»dk«ss<r Tageblatt er lpukl bei Meister kigsro. Lustige Begebenheiten aus dem Leben zweier Zwillingsbrüder. Von Hans Wörner. „Frau Henke", sagten die Nachbarinnen, „binden Sie Ihren beiden Jungen doch Schleifen an, dem Karl eine blaue und dem Kurt eine grüne. Wir kennen sie sonst nicht aus einander!" Frau Henke lachte. „Wissen Sie", flüsterte sie dann, „ich selbst bin bisweilen im Zweifel, welcher von den beiden Kurt ist und welcher Karl. Neulich saßen sie beide drüben auf der Bank. Ich schaute den an, der rechts saß, und rief: Kurt st Da sprang der auf, der links saß, und fragte, was es gebe!" * In der Schule saßen die beiden zunächst nebeneinander. Aber der Lehrer fand es sehr bald besser, den einen auf dis linke Seite des Klassenzimmers zu setzen und den anderen auf die rechte. Trotzdem wiesen ihre Hausaufgaben immer eine weitgehende Uebereinstimmung auf. Denn von den Brü dern rechnete immer nur einer die Aufgaben aus, der andere schrieb sic ab. Eines Tages aber wurde Henke Eins gerade vom Fieber überrascht, als er mit den Aufgaben fertig war und sic seinem Bruder zur Kopie geben wollte. Er mußte ins Bett! Henke Zwei dachte einen Augenblick nach, dann ver zichtete er darauf, die Aufgaben abzuschreiben, die sein Zwillingsbruder gemacht hatte. Er nahm am anderen Mor gen das Heft seines Bruders mit. Da war ja alles richtig drinnen! Stellte sich vor den Lehrer und sagte: „Mein Bruder, Henke Zwei, ist krank!" * ; In der Tanzstunde war es ihr Spaß, die gleichen An züge zu tragen. Die Mädchen kamen ans dem Rätselraten nicht heraus. Angeblich, um es ihnen leichter zu machen, er schienen die beiden Henkes eines Abends mit ganz verschiedenen Taschentüchlein in der äußeren Brusttasche. Eins rot, das andere gelb! Jetzt richteten die Mädchen sich nach den Taschen tüchlein. Aber die Brüder tauschten die Dinger gegeneinander aus! Sie fanden ein Vergnügen darin, unvorbereitet die Gespräche fortsetzen zu müssen, die der Bruder beim vorigen Tanz angeknüpft hatte. Eines Abends aber hatte Henke Eins einem Mädchen den Heimweg versprochen und fand ball darauf, daß es eigentlich gar nicht so hübsch sei, wie er zu nächst geglaubt hätte. Er gab seinem Bruder sein Tüchlcin und sagte: „Du, tanz mal mit der da!" Das geschah. Das Mädchen errötete sanft: „Also wir treffen uns gleich, draußen, damit die Freundinnen es nicht sehen!" Henke Zwei macht« große Augen, aber was wollte er machen? Um das Geheim nis der wechselnden Tüchlein nicht zu verraten, biß er in den sauren Apfel und hielt das Versprechen seines Bruders. * . Beim Militär waren beide in derselben Kompagnie unk beide recht gute Schützen. Ausgerechnet aber bei der Besichti- gung durch den Divisionär hatte Henke Eins einen Schnupfen,' der für Sechse gereicht hätte. Er konnte kaum aus den Augen sehen. Sein Bruder stand genau vor ihm im ersten Glied. Als die Reihe an ihn kam, trat er vor, schoß, wurde gelobt. „Mensch, Kurt, schieß nachher auch für mich!" Der Bruder nickte. Die Henkes wechselten die Plätze, und Henke Zwei schoß ein zweites Mal, diesmal für seinen Bruder. Weiß der Teufel, was eigentlich mit ihm los war, aber er schoß recht schlecht. „Sie sollten sich was schämen, Kerl, so eine saumäßige Schießerei, nehmen Sie sich gefälligst ein Beispiel an Ihrem Bruder da! Der Mann steckt Sie m die Tasche!" wütete der Kompagnieführer, als der Divisionskommandeur außer Sicht War.. Und Feldwebel Kruppke trat hinzu, meldete: „Herr Hauptmann, der andere scheint überhaupt der Intelligentere von den beiden zu sein!" * Henke Eins geriet als Dreiundzwanzigjähriger an ein alterndes Mädchen, von dem er eigentlich nicht viel wissen wollte. Aber er wußte nicht recht, wie er wieder loskommen sollte. „Im letzten Augenblick, wenn ich es ihr sagen will, spricht immer mein Herz, und dann werde ich weich", klagte er seinem Bruder. Drei Tage später empfing ihn das Mäd chen mit verweinten Augen. Es hatte ein kleines Päckchen ge schnürt. „Das sind Deine Briefe und die kleinen Geschenke, die Du mir gemacht hast, in der kurzen Zeit unseres Glücks." Henke Eins machte ein Gesicht, als lause ihn der Affe. „Nicht weich werden, Du hast gestern selbst gesagt, daß es aus sein muß. Lebewohl auf ewig!" Und begleitete den Verdutzten zur Tür. Zuhause wartete Henke Zwei auf den Bruder. „Mensch, wie hab' ich das wieder für Dich gemacht!" Prahlte er. „Aber Du kannst glauben, daß es nicht leicht war, die Abschiedsküsse für Dich zu kassieren." * Eines Tages kam Henke Eins mit einem prachtvollen Haarschnitt nach Hause. Ein hervorragender Haarschnitt war das! Der Uebergang verlief wie ein Windhauch. So etwas von Haarschnitt hatte Henke Zwei noch nicht gesehen. Dabei war es bei dem kleingelockten Blondhaar der Brüder gar nicht so einfach, einen Friseur zu finden, der sie zu ihrer Zufrieden heit bediente. „Wo hast Du nur diesen Haarschnitt machen lassen, Zunge?" ereiferte sich Henke Zwei. — „Da vorne in der Kaiserstraße bei dem neuzugezogenen Friseur!" Schon war Henke Zwei auf dem Wege. Er trat in die Stube des Figaro, setzte sich in den Stuhl, dachte bei einem Blick in den hohen Spiegel, daß es auch wirklich Zeit würde, das Haar mal wieder schneiden zu lassen. Der Friseur legte ihm den Weißen Mantel um, stutzte, trat zurück. Henke Zwei traute seinen Sinnen nicht — da lehnte der Friseur an der Wand, kreidebleich, mit schlot ternden Knien! Seine Lippen zitterten: „Das kann nicht mit rechten Dingen zugehen", stammelte er, entgeistert seinen Kunden anschauend, „ich habe Ihnen doch vor einer guten Stunde erst die Haare geschnitten!" GeMUMches. Lehrgeld, das sich die junge Hausfrau ersparen kann —> wenn sie sich den Rat und die Erfahrung anderer zunutze macht. Für Wäsche und Haushalt ist und bleibt Dr. Thomson's Schwan-Pulver in dem roten Paket unübertroffen- Schwan- Pulver ist gut, preiswert und sparsam. Wer Schwan-Pulver verwendet, kann nicht besser, billiger und leichter waschen, schrubben und putzen. Warum erst eine große Zahl anderer Mittel versuchen? Leber fünfzig Jahre Erfahrung beweisen die Güte von Dr- Thomson's Schwan-Pulver. * „-letzt ist die beste Zeit, den Hühneraugen, Warzen und Hornballen einmal zu Leibe zu gehen. Verwenden Sie aber da zu auch ein wirklich gutes Präparat mit Tiefenwirkung. Lassen Sie sich 'einmal beraten und beschaffen Sie sich das ganz vorzügliche Hühneraugen-Rapid, das unter Garan tie die Wurzel restlos zersetzt und deshalb das Beste ist, was es gibt, stn 5 Tagen sind Sie die Quälgeister los. Sie werden staunen über die Arbeitsweise des Rapid. Siehe Anzeige im Anzeigenteil der gestrigen Nummer.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)