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Karl der Große gab den Be wohnern seines Reiches eingehende Anweisungen und Vor schriften. „Von den Bäumen aber wollen wir, sollen sie haben Obstbäume von verschiedenen Sorten, Birnen und Pflaumen bäume von verschiedener Art, Kirschen verschiedener Art." So bestimmte er in seinen Regularien und nannte weiter Namen und Sorten, deren Anbau er wünschte und erwartete, sind Friedrich der Große stellte in seinem Lande 46 staatliche Baumwärter an, die überall mit Rat und Tat helfen sollten. In Sachsen wurde der größte Teil des Obstes aus Böhmen eingesührt. Denn bessere einheimische Sorten kannte man nicht. Zwar hatten sich allerorten die Mönche große Verdienste um die Hebung des Obstbaues, um die Veredelung der Sorten, er worben. Aber die Ergebnisse ihrer Arbeit drangen leider nur wenig über die Klostermauern und den Klosterbezirk hinaus. Tatkäftig aber griff bei uns Kurfürst Vater August (1553 bis 1586) in die Entwicklung ein, der nie ohne einen ausgehöhlten Svazierstock,-der mit Obstkernen gefüllt war, im Lande herum reiste. Er verlangte von jedem Brautpaar mit Landbesitz, daß es vor der Hochreit zwei Obstbäume pflanzte und später sorg fältig pflegte. 1588, zwei Jahre nach seinem Tode, konnten aus seinem Mustergute Ostra schon 60 OM Bäumchen ver kauft werden. Der 30iäbriqe Krieg 1618—1648 vernichtete den Erfolg dieser Arbeit fast vollständig. Von neuem mußte angefangen werden! Und es fanden sich wieder Förderer. August der Starke erließ am 2. 5. 1706 die Bestimmung, daß jeder hei ratende Dauer vor seiner Hochzeit oder im ersten Iabr der Ehe 6 Stück gute Obstbäume zu pflanzen hatte. Junge Bäum chen wurden kostenlos aus den kurfürstlichen Wäldern ge liefert, wenn nötig, auch Anleitung gegeben. Das erweckt wohl in uns einen Anklang an die Hochzeitsbäumchen, die unser Landesverband schenkt. In demselben Erlaß von 1700 wurde weiter gesagt, baß in den Dörfern die Untertanen in ihren Gärten und Höfen Obstbäume pflanzen sollten, worüber die Obrigkeiten zu wachen haben. Dann erging wieder am 11. Mai 1726 ein Mandat. „Da mit das Land mit genügsamen Frucht- und Obstbäumen mehr und mehr erfüllet werden möge", gebot 8 16, daß bei Erwerb eines Gutes der neue Eigentümer eine nach Größe der Stelle abgestufte Anzahl Stämme vflanze, und baß weiter jeder Duf ner wenigstens 4, ein Halbhufner 2, ein Gärtner und Häus ler 1 guten Obstbaum sehe. Endlich sollten die Kinder nebst der Feldarbeit zur Obstbaumzucht angefübret werden. Die Obrigkeit hatte über die Innehaltung des Mandats zu wachen und dafür zu sorgen, daß die Pflanzungen ordentlich gepflegt wurden. Lange dauerte es, bis sich im deutschen Obstbau die Ueber- zeugung durchsetzte, daß es der Zusammentassung aller ver- sügbaren Kräfte und der Einstellung aller Arbeit auf ein' ge meinsames Ziel zu einheitlicher Willensführung bedürfe, um etwas Ganzes zu schaffen. Diese Einsicht führte 1874 zur Gründung des Landesobstbauvereins. Es begann eine Zeit neuen Aufschwunges, leider aber nicht getragen von der Ueberzeugunq der großen Masse, sondern nur vvn der besseren Einsicht kleiner Kreise. Und solange bas so bleibt, wir- das End- und Hochziel nicht erreicht werden: die Befreiung von der Ueberflutung unseres Landes mit den Er zeugnissen fremden Bodens. Es dürfte nicht wertlos sein, wenn wir dem Obstbau in unserer Heimat nachspüren. Leider ließ sich nur wenig finden von Wilsdruff selbst, mehr dagegen von seiner unmittelbaren Umgebung. Aus der Fülle der Erwähnungen in Kaufbriefen und Aus zugsleistungen will ich nur einige Beispiele herausgreifen. Das Kirchenbuch von Röhrsdors überliefert uns den Kauf kontrakt zwischen Gottfried Leuteritz und seinem Sohne Jo hann Georg vom 14. Nov. 1784 (U. H. 1911). Es heißt darin: Zum Auszug behält sich Verkäufer nebst seinem Eheweibe vor, zwei Scheffel Korn, 14 Scheffel Gerste, 14 Scheffel Hafer, ferner 8 Kannen Butter, 14 Schock Quarkkäse, )4 Schock Eier, ingleichen den 4. Teil von allen Baum- und Strauchfrüchtrn, Im Kaufbrief über Somsdorf Nr. 76 (5. 4. 1773) hatte sich der Käufer „desgleichen den 4. Teil von allem erwachsen dem Obste" ausdrücklich bedungen. Dieser 4. Teil scheint die Norm gewesen zu sein, denn immer wieder ist davon die Rede. Einen interessanten Einblick gewährt schließlich auch rin Speiseregister für das Gesinde v. 1736 (handschr. in der Fant. Brandes, Wurgwitz): Sonntags zu Mittag gebacken Obst als Zugemüse: Montag zu Mittag ebenfalls Obst als Zugemüse; die anderen Tage der Woche gebacken Obst die gewöhnlichen Töpfe voll. An hohen Festtagen, und zwar am anderen (2.) Feiertag keinen Braten, hingegen Obst als Zugemüse. Be kacken Obst bekommen 12 Personen eine gestrichene Metze voll. Auch bei Bezahlung der kirchlichen Einkünfte fehlt selten die ausdrückliche Erwähnung des Obstgartens, so bereits 1575 bei im Plauenschen Grund liegenden Orten: Plawen 1 guten Obstgarten: Somsdorf ein Baumgarten am Hause; Kessels dorf ein Baumgarten; Possendorf einen guten Obst- u. Gras- gartcn am Hause. Ortsnamen hat man mit Obstsorten oder Obstsorten mlt Ortsnamen in Verbindung zu bringen gesucht. So wollte man Wurgwitz ableiten von worsch — Nuß, also der nußreiche Ort. So sollen die Zuckeradenbirnen nach Zauckerode ihren Namen führen. Wir kennen alle die Redensart: er sieht aus wie ein Bvh'rsdorfer Apfel oder er hat ein Gesicht wie ein Bohrs- dorfer Apfel. Unser Pohrsdorf nimmt für sich den Ruhm in Anspruch, die Heimat dieses schönen rotbackigen Apfels zu sein. Die zwingenden Bestimmungen Augusts des Starten wirkten sich auch in unserer Pflege auf den Obstbau recht för dernd aus. Das Verzeichnis von 1731 z. B. weist in dem Häuslerdorf Niedergorbitz bereits Baumschulen auf. Die dor tigen Gärtner bezogen damals oft 30—50 Taler für Obst bäume. i Der Obstbau wurde in der ganzen klimatisch bevorzugten flbtalgegend ein Hauptnahrungszweig der Bauern. Die bei den Hofstellen liegenden Gärten versorgten bald die Familien mit Obst und Gemüse. Sie brachten durch den Verkauf noch manchen guten Groschen ins Haus. So hatte das Pauerschr Gut in Weistropp bereits 1563 u. a. „20 Gr. aus Wellischen Nüssen" gemacht (Erbbuch fol. 118). Das war zur Zeit Vater Augusts, noch ehe August der Starke weitgehend fördernd eingriff. In Niederwartha und Cossebaude begnügte man sich nicht mehr mit den bei den Höfen gelegenen Gärten, sondern legte solche auch in der Nähe des Dorfes an. Ueberdies wurden fast alle Ränder der Felder mit guten, tragbaren Kirschen-, Pflaumen- und Kernobst bäumen bepflanzt, die hier ein gutes Fortkommen hatten un8 den Eiaentümern einen ansehnlichen Gewinn brachten«