Volltext Seite (XML)
Luchers 4S0. Geburisiag. Am 10. November d. I. werden 450 Jahre vergangen fein, daß Dr. Martin Luther geboren wurde. Die Lutherstadt Eisleben, die Geburts- und Sterbe- ftadt des großen Reformators, plant aus diesem Anlaß eine Reihe größerer Veranstaltungen: außer der in Eis leben seit alters her üblichen Geburtstagsfeier am 10. No vember findet eine Lutherfestwoche statt, die mit Rücksicht auf den in- und ausländischen Reiseverkehr auf die Zeit v o in 2 0. b i s 2 7. A u g u st festgelegt worden ist. In dieser Lutherfestwoche wird durch mannigfache Dar bietungen versucht werden, das für die Entwicklung des politischen, geistigen und religiösen Lebens unseres Vater landes so ungemein bedeutungsvolle Wirken Martin Luthers dem deutschen Volke erneut nähcrzubringen. ll. a. sind ein großer historischer Festzug, ein Luther-Fest spiel, eine Freilicht-Aufführung, eine Luther-Ausstellung, kirchenmusikalische Darbietungen, ein Festakt des Evang. Bundes, Vorträge führender Kirchenpolitiker u. a. m. vor gesehen. Reichskanzler Adolf Hitler und eine Anzahl anderer Reichs- und Staatsminister haben ihr Erscheinen zu dem Eisleber Lutherfest bestimmt in Aussicht gestellt. Über die weitere Ausgestaltung der Eisleber Lutherfest woche, der gerade im Jahre der deutschen Revolution mit ihren mannigfachen Umwälzungen auf kulturellem Ge biete besondere Bedeutung zukommen wird, werden nähere Einzelheiten rechtzeitig bekanntgegeben werden. Danzigs GewerWasishans besetzt. Widerstand des SPD -Vorstandes. In Danzig wurde durch Gerichtsvollziehungs beamte und ein großes Aufgebot von Schutzpolizei das Haus der freien Gewerkschaften besetzt. Die Besetzung geschah auf Grund eines Gerichtsbeschlusses, der von der Leitung der Deutschen Gewerkschaften, der die Danziger Gewerkschaften bekanntlich angeschlossen sind, er wirkt worden war. Als die Wagen mit der Schutzpolizei und den Mitgliedern der Betriebszellenorganisation vor- snhren, kam es zu einem Zwischenfall, da der V o r st a n d der SPD. in Danzig, der sozial demokratische Volkstagsabgeordnete Brill, unterstützt von Lem Führer der freien Eisenbahnergewerkschaft, Keyser, und dem Redakteur der sozialdemokratischen „Danziger Voltsstimme", Thomat, den Polizeibeamten gegenüber Widerstand leistete. Brill wurde wegen Wider standes gegen die Staatsgewalt festgenommen und ver haftet. Das Gewerkschaftshaus, das fest verschlossen war, war von einer großen Anzahl von Sozialdemokraten besetzt, die auf mehrfache Aufforderung der Polizei nicht öffneten. Erst als ein Schlosser herbeigeholt war und das Schloß schon halb erbrochen hatte, bequemten sie sich, die Tür zu öffnen. Auch alle Räume waren fest verschlossen. Die Sfen des Hauses waren angefüllt mit Resten ver brannter Akten. Die einzelnen Gewerkschaften wurden von Vertrauens leuten der Betriebszellenorganisation übernommen. Das Personal wird weiterhin beschäftigt werden. Kurze politische Nachrichten. In einem Schreiben an Reichskanzler Adolf Hitler hat Präsident von Winterfeldt-Mankin das Deutsche Rote Kreuz der Führung des Kanzlers unter st eilt. * Der Deutsche Beamtenbund hat der „Stiftung für die Opfer der Arbeit" einen Betrag von 50 000 Mark überwiesen. Der Bundes führer, Sprenger, hat die Fachverbände und die Bundes- Warte aufgerufen, eine Großsammlung der Deutschen Be amtenschaft einzuleiten. -i- Der preußische Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, Dr. Hugenberg, hat die vorläufige Amtsenthebung des Generallandschaftsdirektors von Hippel-Königsberg verfügt, nachdem die Strafkammer in Königsberg die Haftbeschwerde Hippels verworfen hat. Der Vorsitzende des Agrarpolitischen Amtes der NSDAP., Dr. Darrs, ist an Stelle von Präsident Dr. Brandes zum geschäftsführenden Präsidenten des deutschen Landwirtschaftsrats gewählt worden. -ü Der bisherige Gauleiter des Zentralverbandes der Arbeitsinvaliden und -Witwen Deutschlands, Gau Baden, Otto Thomas, ist auf Veranlassung des Kommissars der Reichsleitung der NSBO. in Schutz Haft ge nommen worden. Thomas wird Unterschlagung zum Nachteil des Zentralverbandes vorgeworfen. * Der Seedienst O st Preußen hat sein Auskunfts heft für 1933 hcrausgebracht, in dem die Verstärkung der Rückfahrpreisermäßigung auf 40 Prozent und die Aus dehnung des Seedienstes bis Travemünde über Warne münde und Binz, sowie der Verbandstarif nach Hamburg Lie auffälligsten Erscheinungen sind. Mehr denn je wird in diesem Jahre das deutsche Volk sich daraus besinnen, die Auswahl seiner Reiseziele unter natio nale Gesichtspunkte zu stellen. Insbesondere verdient die Arbeit am deutschen Osten Anerkennung und Unterstützung. ^0000 paar Seidenstrümpfe im Möbelwagen. Großer Schmuggel im Saargebiet aufgedeckt. In Saarbrücken ist man einer Groß- schm uggel ei auf dje Spur gekommen. In Doppel wänden von zwei Möbelwagen, die schon längere Zeit regelmäßig zwischen Saarbrücken und der Pfalz verkehrten, fanden Kriminalbeamte 4000 bzw. 6000 Paar geschmug gelte Seidenstrümpfe, die insgesamt einen Wert von über 200 000 Franc hatten. Man nimmt nach den bisherigen Feststellungen an, daß die Schmugglerbande Waren im Werte von über zwei Millionen Franc über die Grenze geschafft hat. Neues aus allee Welt. Selbstmord eines Verwaltungsdirektors. Verwal tungsdirektor Koch in Köthen, über den wegen ver schiedener Unklarheiten in seiner Aktenführung die Schutz haft verhängt worden war, hat sich, als er zur Vernehmung abgcholt werden sollte, erschossen. Einbrecherbande arbeitet mit Chlorgas. Eine modern eingestellte Einbrecherbande in Marseille benutzte bei einem Einbruch gegen den Besitzer Chlorgaslösung, die sie durch das Schlüsselloch spritzte. Der Besitzer wurde aber aus das Geräusch aufmerksam und alarmierte rechtzeitig die Polizei. Wegen einer Ohrfeige niedcrgeschofsen. Ein pol nischer Major in Warschau wurde wegen Totschlags im Affekt zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Er erhielt vor einiger Zeit in einem Nachtlokal von einem be trunkenen Gast, mit dem er in Streit geriet, eine Ohrfeige. Als Antwort darauf zog der Major einen Revolver und erschoß den Angreifer. Starke Erdstöße in Saloniki. In Saloniki wurden starke andauernde Erdstöße verspürt. Die Einwohner stürzten in großer Angst aus die Straßen. Tränengasbomben und Feuerwehr beim Fußball spiel. In Buenos Aires ist das Fußballspiel für die Be teiligten nicht immer ungefährlich, .denn Begeisterung und Abneigung der heißblütigen Zuschauer äußern sich mit unter sehr heftig. Darum hat man zu starken Maßnahmen gegriffen. Jüngst wurde ein Spiel durch 40 Polizisten, eine Kompagnie mit Tränengasbomben und eine Ab teilung Feuerwehr mit spritzbereiten Schläuchen geschützt. Wenn Tiere reisen. Ein Tierfahrplan zur Landwirtschaftsausstellung. Die größte landwirtschaftliche Ausstellung der Nach kriegszeit, die 39. Wanderausstellung Ler Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft in Berlin, ist im Werden. Aus allen Teilen Deutschlands werden in den nächsten Tagen Sonderzüge nach Berlin rollen, um die Tiere — insgesamt fast 2000 Stück Großvieh, nämlich Pferde, Rinder, Schafe, Schweine und Ziegen — nach Berlin zu bringen. Der Transport dieser Tiere stellt an die Reichsbahn außerordentliche Anforderungen. Für die 2000 Tiere, die zu der Land wirtschaftsausstellung geschickt werden, sind insgesamt 466 Eisenbahnwagen notwendig. Die einzelnen Transporte werden zu 13 nach deutschen Land schaften benannten Sondcrzügen zusammen gestellt, die zwischen dem 17. und 18. Mai in Berlin ein treffen werden. Diese Sonderzüge sind jeder etwa 50 Wagen stark. Die Reichsbahn hat, um die große Trans portaufgabe bewältigen zn können, einen besonderen Tiersahrplan geschaffen. Diejenigen Landwirte, die Tiere in die Ausstellung entsenden, haben durch diesen sehr übersichtlich angeordneten Fahrplan einen genauen Überblick, wann sie die Tiere transportieren müssen und wann sie sie zurückerhalten. Es ist wohl das erstemal, daß ein solcher Tiersahrplan geschaffen wurde, und er zeigt die Organisationskraft der Reichsbahn sowie ihr Bestreben, in weitgehendstem Maße Dienst am Kunden zu leisten. Sehr geährder Herr Redakdähr! Friehlingsschdirme sin mich immer ne fruchtbringende Einrichdung. Das habch in der letz- den Woche bei dem Schdurm gemerkd. Wie das so is, kam der fier mich gerade im unginstigsten Oogenblick. Also ich gondle dvrch de Schdraßen und begucke mir so die neisten Moden bei den weiblichen Midbirgern zwischen 18 und 25. Was anders kommd fier meine an Schönheeden nu ehmal gewohnten Dogen gar nich in Frage, da ich sowieso kehn großer Fremd vom Middelalder bin. Also ich gucke und gpcke, und mid ehnmal kommd der Schdurm un fegd mir ehne Ladung Schdoob in de Dogen un aus warsch mid dem Gucken. Dader- fier bin ich mid den Sandoogen an ebnen Bohm gesaust, so daß ich noch Heide de Engel sing höre. Mei Hud war ooch fudsch, der segelde ab Wien Groschenluftballon. Ehn Glick, daßch ne Visidenkarde drinne hadde, da wußde der glickliche Finder wenigstens, wo der Dopp hingehörde. Es war zwar kehne Krembe mehr dran, wie ichn wieder kriechde, das Band war ooch zerfetzd un ehn Loch war ooch drinne, aber ich habn wenigstens wieder un hab fier das Hudwrack ooch noch 50 Bfenge Finderlohn schbcndierd. Meine Rohsa mehnde zwar, ihr kennde so was nich passiern! Die is nehm- sich noch aldmodsch, die nageld sich ihrn Hud immer noch mid drei Nadeln öffn Kobb fest un eh die der Wind rausreißd, da gehn eher Schleusendeckel in de Heehe! Eegendlich wollde ich Heide mich an dieser Schdelle mal beurlaum lassen. Ich Habs mächdig im Kreize, was nich ed- wa mid häuslichen Mißverschdändnissen zesammenhängd, son dern mid indensiver Gardenbauarbeid. — jawoll, da schdaunen Se Bauglötzer (die ich nebenbei gesagd fier meine Garden laube sehr gud verwenden kennde). Ich habe meinen Garden maiferdig gemachd. Das Word schdammd-von mir: maiferdig! Das heeßd, jetzd sin de Beede serdig geschdeckd un besäd, nu kann alles komm. Vorderhand sin ja erschd ehn baar Schbatzen gekomm, um die Güte der frischen Bslanzen ze brobiern. De erschden Dache hab ich Midleid mid den Vögeln gehabd, schließlich sind die ja ooch neigierig, und wie das dud, das wissen Se doch ooch, siebe Leserin, nich? Wie mirsch aber ze bund un die Beede ze kahl wurden, da habch neie Bflanzen gekoofd un mir ne Lufdbüchse angeschafft. Am erschden Dag hab ich dadermid meiner Gardennachbarin in de Wasserwellen geschossen, am zweeden Dach ehner vorübergehenden Frau in den Handkorb, den sie vor Schreck fallen ließ un weswegen ich ehn Dutzend zerdebberbe Eier bezahlen mußbe. Aber der dridde Schuß, der klabbde un der Schbatz wäre ooch merklich gedroffen worden, wenn er nich vorher fordgeflogen wäre. Ich Habs deidlich gesehen, daß meine Erbse dem Vogel nachsauste und dann im übernächsten Garden ehn Laubenfenster verbog, weswegen ich ne Ladung vorn Friedensrichder gekriechd habe, weil die dem gudgezielden Schuß folgende Ausschbrache mW ehner zoologischen Schlußbedrachdung endede. Das hab mer nu mid sein Garden, in dem mer sich erholen un freien soll. Ich wirke ihn ooch ohne weideres aufgebcn, aber ich habe dieses Jahr verschiedene Kreizungsversuche vorgenommen. Ich hab Pedersilie mid Schbinad, Karodden mid Schoden, Ra dieschen mid Sonnenblumen zesammcn gesäd un zwar der- geschdald, daßch immer zwee verschiedene Samen in ehn Loch gelegd hab. Das hab seinen besonderen Zweck. Erschdens will ich das gemischde Gemüse, wie mersch in Konservenbüchsen kvvft, gleich vom Beed auf aneinander gewöhnen und gemeinschaft lich großziehen — also Gemeinschaftserziehung ooch off dem Gardenbeed —, dann aber rechne ich dadermid, daß meine Rohsa, wenn der Samen aufgehd, die Sachen sowieso von ehnander drennd, weil se so gerne Bflanzen ziehd un da hab se dann fier ehn baar Wochen Arbeid un ich meine Ruhe. Nadierlich derf se von meinen Kreizungsversuchen nischd er- fahrn, denn dann habch kehne Ruhe. ^Also hoffendlich gehd alles wunschgemäß ab, ich werde schbäder mal drieber be- richden. Off Wiederhärn Ferchdegodd Schdrammbach. Der ZdA. gleichgeschaltet Wie alle anderen Gewerkschaften ist auch der Zentralver band der Angestellten der NSBO. unterstellt worden. Dabei ist dafür gesorgt, daß diese große Organisation, die Ende des Jahres rund 190 000 Mitglieder zählte, ihre Aufgaben nun mehr im Rahmen der Ziele der nationalen Regierung und der gewerkschaftlichen Neuordnung erfüllt. Ueber die in der Ver waltung vorgefundenen Mißstände, die dazu geführt haben, daß einige leitende Personen in Schutzhaft genommen werden mußten, wird besonders berichtet. Die vom Beauftragten der NSBO. vorgenommenen Kastenprüfungen beim Verband, leinen wirtschaftlichen Unternehmungen und der Krankenkasse ergaben aber im allgemeinen, daß die Bücher sich in Ordnung befanden und die Kastenbestände und Wertobjekte des Ver bandes vorhanden sind. Demgemäß konnte der Beauftragte der NSBO., Karl Gröndahl, einer Kundgebung seine Zustimmung geben, in der die Mitglieder des ZdA. aufgefordert worden sind, den Ver band nicht im Stich zu lassen. Die Mitglieder des ZdA. haben die Pflicht, die für sie geschaffenen Wohlfahrtseinrichtungen dieses Verbandes durch pünktliche Beitragszahlung aufrechtzu erhalten. Im übrigen wird der ZdA sich natürlich der von dem Aktionskomitee für deutsche Arbeit durch-uführenden Reform des Gewerkschaftswesens vollständig anpasten. Turnen. Sport vn- Spiel. Sporlvorschau. Fußball D.T. CVIM. Weistrvpp 1. — Tv. Klipphausen - Sachsdorf 1. Obige Mannschaften treffen sich 13.30 in Weistrvpp zum Rückspiel. Anschließend treffen sich die beiden Knabenmannschaften um 15 Uhr. DSC. Sondermannschasl — Tv. Grund-Mohorn 1. In Dresden bestreiten beide Mannschaften das fällige Rückspiel. Anstoß 13 Uhr im Ostragehege. Handball. Kestelsdvrf 2. — S.V.G. Freital 2 4 :6 (2: 2). Auch dieses in Kesselsdorf ausgetragene Spiel endete wieder um mit einem Sieg der Gäste, deren Sturm schußfreudiger war. Bei Kesselsdorf mußte man feststellen, daß besten Sturm vor dem gegnerischen Tor zu wenig Entschlossenheit zum Schutz zeigte. Die erste Halbzeit verlief vollständig ausoe- glichcn, was auch in dem Ergebnis zum Ausdruck kommt. In der zweiten Spielhälfte machte sich dann eine leichte Ueber- legenheit der Gäste bemerkbar, die wohl auch dadurch mög lich war, daß einige der jüngeren Spieler von Kestelsdvrf dem Tempo nicht mehr folgen konnten. H-l. Handball. Vorschau. Kesselsdorf 1. — S.V.G. Freital Meister. Beide Mannschaften treffen sich am Sonntag vor mittag b/,10 Uhr auf der Iahnkompfbahn in Freital zu einem Freundschaftsspiel. Kestelsdvrf wird und muß jedenfalls ver suchen, sich für die beiden letzten Niederlagen durch ein mög lichst günstiges Ergebnis, bei etwas Glück vielleicht sogar mit einem Siege, zu revanchieren. Es ist auf jeden Fall ein recht spannender Kampf zu erwarten. H-l. Sieger des Münchener Sechstagerennens wurden die Ber liner Tietz Lehmann, welche in den letzten 24 Stunden trotz Ausrückens der Mannschaft Kilian-Vopel die Spitze behaupten konnten. Mit 7000 Zuschauer am Schlußtag hat das Rennen einen finanziellen, aber auch sportlichen Erfolg gehabt. Vopcl erlitt einen Schlüsselbeinbruch, suhr aber trotzdem bis zum Schluß weiter, der Schweizer Merlo gab wegen Erkrankung, der Breslauer Rieger wegen Sitzbeschwerden auf. Das End ergebnis lautete: 1. Tietz-Lehmann 624 P., 3499,760 Kilometer; 2. Kilian-Vopel 601 P.; eine Runde zurück: 3. Umbenhauer- Ehmer 791 P.; zwei Runden zurück: 4. Bühler-Goebel 583 P.; 5 van Buggenhout-Anhes 301 P.; drei Runden zurück: 6. Zims-Resiger 570 P.; fünf Runden zurück: 7. Giebler-Gilli- berti 243 P. Ami dem GeMNaal. Dresden. Bestrafte Roheit. Vor der Großen Strafkammer des Dresdner Landgerichts hatte sich am Diens tag der 22jährige Melker Karl Max Fiedler aus Meißen un ter der Anklage der vorsätzlichen schweren Körperverletzung zu verantworten. Fiedler hatte im vergangenen Herbst einige Wochen in Lampersdorf bei einem Besitzer in Arbeit gestanden. Als er sich am 25. Oktober bei seinem Arbeitgeber die Papiere und seinen Restlohn abholte, hörte er vom Ne benzimmer aus, wie in der Küche eine Magd zur anderen sich abfällig über die Melker im allgemeinen äußerte. Dies ge nügte Fiedler, um der Magd im Herausgehen einige schwere Faustschläge -ins Gesicht zu geben, daß sie sofort besinnungs los umfiel, und obendrein noch mit zwei Melkeimern nach der am Boden Liegenden zu werfen. Die.Magd hat infolge der Schläge eine Kiefernverletzung davongetragen und einen Zahn verloren, durch die Würfe mit den Eimern wurde sie am Kovf und an der Schulter erheblich verletzt. Das Gericht erblickte in der bisherigen Unbescholtenheit des Angeklagten und der Erregung, in die.er durch die Aeußerung der Magd geraten sein mochte, einen gewissen Milderungsgrund, mußte aber andererseits die ungemeine Roheit und Feigheit der Tat, dis zu einer dauernden Entstellung der Verletzten geführt hat, be rücksichtigen und verurteilte Fiedler zu einem Jahr Gefängnis.