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TageSspruch. Des Gegners Haß, er wäre zu verschmerzen; Doch wie die Stacheln, unbewußt getrieben In unsre Brust von denen, die uns lieben? Von treuer Hand geh'n Pfeile tief zu Herzen! R. Hämerling. Sas «Äionale Sstemich erwacht. Als der österreichische Bundeskanzler Dr. Dollfuß «ach Ostern von seiner sehr plötzlichen Romreise wieder auf dem Wugplatz Aspern bei Wien eintraf, konnte er nicht schnell genug an das Rundfunkmikrophon herankommen. Noch auf dem Flugplatz glaubte er den Österreichern ver sichern zu müssen, wie sehr er von dem Ergebnis seines Ausfluges nach Rom befriedigt sei, den er vor und während der Reise wiederholt als einen „rein pri vaten" Besuch zur Teilnahme an den kirchlichen Feier lichkeiten hingestellt hatte. Von dem tatsächlichen Ergebnis seiner Rom-Fahrt haben die Österreicher dann freilich nichts mehr zu hören bekommen. Es wäre Herrn Dollfuß auch schwergefallen, etwas Positives als Mit bringsel zu nennen. Schließlich ist der politische Führer des italienischen Volkes, Mussolini, zu sehr Staats mann von Format, als daß er einen noch so bescheidenen Einsatz für eine derart unsichere Karte riskieren würde, wie sie die gegenwärtige österreichische Regierung darstellt. Tatsächlich kämpft die Regierung Dollfuß nicht nur um ihre eigene Existenz, sondern auch um den Fortbestand des mittelparteilichen Systems. Dessen verderbliche Politik aber ist gekennzeichnet durch eine fortlaufende Linie von dem Genfer Protokoll mit seinem die österreichische Souveränität schlechterdings aufhebenden Anschlußverbot, über den widerstandslosen Verzicht auf die Zollunion durch den damaligen Bundeskanzler Dr. Schober, über die Annahme der Lausanner Anleihe, die das Land politisch und finanziell noch tiefer verschuldet, bis zu den wiederholten Erklärungen gegen den Anschluß in letzter Zeit durch Bundeskanzler Dollfuß und die Minister Vaugoin, Winkler und Schuschnigg. Dazu kam die ständige Zugänglichkeit des Kabinetts Dollfuß für alle Pläne, die direkt oder indirekt von außen politischer Seite her gegen eine deutsch orientierte Politik Österreichs gerichtet waren. Das Ergebnis dieser durchaus undeutschen Politik, die der Außenpolitik des gestürzten schwarz-roten Systems im Deutschen Reich gleicht, ist heute ein Österreich, das selbst verwaltungs technisch nur noch eine scheinbare Selbstän digkeit hat, tatsächlich aber nicht mehr und nicht weniger als eine Provinz der westlichen Militärstaaten, vor allem Frankreichs, ist. Das ist die Entwicklung, aus der sich die gegen wärtige inuenpolitischeLagein Österreich ergibt. Genau wie vorher im Reich mußte das Absinken in eine völlige politische Ohnmacht, der ständige Verfall der Wirtschaft, die gleichzeitige Aufblähung des schwarz roten Parteiapparates mit allen ihren zerrüttenden Be gleiterscheinungen schließlich eine wachsende Auflehnung des Volkes zur Folge haben. Wie die Dinge heute in Österreich liegen, zeigten die Gemeindewahlen in Inns bruck, der größten westösterreichischen Stadt, die über dies ihrer Tradition nach als die westliche Hochburg des österreichischen Katholizismus gilt: ein ungeheurer Er folg der Nationalsozialisten, eine schwere Nieder lage des regierenden Zentrums (der Christ lichsozialen) und der Sozialdemokraten. Auch der letzte Schlag, den die Regierung Dollfuß gegen die nationalen Organisationen richtete, das Uniform werbot, hat das Gegenteil seiner Absicht erreicht. Die großen Demonstrationen, die in den letzten Tagen in allen österreichischen Städten stattfanden, haben die Regierung fehr eindringlich darüber belehrt, welchen Umfang die nationale Beweauna im h e utig kn Oster r'ek ch bereits ang eN - m Hai. Schon hört man aus den westlichen Teilen Öster reichs, daß auch die tirolischen und die salzburgischen Heimwehren sich von dem obersten Bundesführer Fürsten Starhemberg lossagen und sich dem Bund der steierischen Heimwehren mit den Nationalsozialisten anschließen wollen. Rein äußerlich gesehen verfügt zwar die noch amtierende Regierung Dollfuß über die bescheidenen Machtmittel des Österreichischen Staates. Aber gerade so, wie man Weitz, daß der Nationalsozialismus auch im österreichischen Bundesheer bereits festen Fuß gefaßt hat, gerade so ist die österreichische Regierung über die tatsächliche Lage aufgeklärt worden durch die Tatsache, daß jetzt in Innsbruck Polizei und Gendarmerie keinen Finger rührten, als die Empörung der Volksmenge sich gegen die als Hilfspolizei eingestellte Starbemberasche Seimwehr Luft machte. Die Entwicklung zur nationalen Besinnung ist heute auch in Österreich nicht mehr aufzuhalten. Die Kraftäußerungen und Terrormaßnahmen der Regierung Dollfuß sind nichts als die Zeichen ihrer inneren Unsicher heit und der Angst vor dem sicheren Verlust der Macht an die nationale Bewegung; es ist genau der gleiche Vorgang wie im Reich in der letzten Zeit der Regierung Brüning. Auch die im höchsten Grade ungehörigen Ausfälle des christlich-sozialen Wiener Organs, der „Reichspost", gegen etwaige Besuche nationalsozialistischer Reichsminister in Wien werden den Vormarsch des nationalen Österreich in keiner Weife mehr hemmen können. Das österreichische Volk beginnt, sich auf seine europäische Aufgabe im Rahmen großdeutscher Volksgemeinschaft zu besinnen, und verlangt dementsprechend eine wahrhaft nationale Fübruna. P. A. R. „Ausbrrch des deutschen Geistes." Verbrennung undeutschcn Schrifttums durch die Berliner Studenten. Durch den Kampfausschuß der Studenten „Wider den undeutschen Geist" wurde in Berlin die Unternehmung mit dem Motto „Aufbruch des deutschen Geistes" durch geführt, in deren Mittelpunkt gegen Mitternacht der sym bolische Akt der Verbrennung von etwa 20 00V politisch und moralisch undeutscher Schriften stattfand. Die Aktion, die mit einem Fackelzug der Studentenschaft durch das Universitätsviertel, einen Teil der Innenstadt und die Straße Unter den Linden verbunden war, fand regste An teilnahme der Bevölkerung. In der Mitte des Opernplatzes war auf einem Sandhaufen ein großer Holzstapel von fünf Raummeter mit langen Holzkloben errichtet. Die Studenten sammelten sich am Hegelplatz, um von dort aus mit Musik und Fahnen zunächst den Marsch zum Studentenhaus in der Oranienburger Straße an zutreten. Hier standen Lastwagen mit den undeutschen Schriften. Von hier aus formierte sich der inzwischen mit Fackeln ausgestattete Zug zu einem Marsch durch die von dichten Menschenmengen umsäumten Straßen. Vor dem Abmarsch hielt der Führer des nationalsozialistischen Studentenbundes, Hippler, eine Ansprache, in der er sagte, der Kampf Wider den undeutschen Geist sei eine Mahnung an alle Volksgenossen, nun auch in den Herze,» und Hirnen alles auszurotten, was an undeutschen Theorien und krankhaften Gedankengängen in den letzten 14 Jahren in das deutsche Volk hineingetragen worden sei. Die Feuerrede am brennenden Bücherstapel hielt Minister Dr. Goebbels. Neue Klifsmaßnahmen fürLandwirsschast und Gärtneret. Der preußische Finanzminister hat an geordnet, daß die für die land- oder forstwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzten Grundstücke am 15. Mai d. I. fällige Vierteljahresrate der staatlichen Grund vermögenssteuer allgemein von Amts wegen niedergeschlagen wird. Daneben sind Sonder- bestimmungen getroffen, nach denen Steuererleichte rungen beim Baugelände sowie anläßlich der Umwand lung von Saatzucht- oder Samenbaubetrieben in rein landwirtschaftliche Betriebe, der Aufforstuna von land- wrrtschäftlich genuUen Flächen, der Stillegung von MaS- anlagen bei Gartenbaubetriebn u. a. bewilligt werde» können. Zm Zeichen wirischafilicher Sefferung. Der erste Kongreß der deutschen Arbeitsfront stand unter einem günstigen Zeichen. In den letzten vierzehn Tagen hat sich die Zahl der Arbeitslosen um 200 000 ver- mindert, und seit der nationalen Revolution ist sie um rund dreiviertel Millionen gefallen. Das ist eine Entlastung des Arbeitsmarktes, die weit über das Matz der saisonmäßigen oder konjunkturellen Besserung hinausgeht und zum weitaus größten Teil auf die durch greifenden Maßnahmen der nationalen Regierung zurück zuführen ist. Die Fundamente für den Neubau der deut schen Arbeitsfront lassen sich gut an. Es wird jetzt Sache der in der Arbeitsfront zusammengeschlossencn Arbeiter und Angestellten sein, am weiteren Ausbau tätig mitzu- wirken und die Regierung in ihrem schwierigen und wich- tigsten Werk, der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, zu unterstützen. Erhebliche Entlastung des Arbeitsmarkte» Die Arbeitsmarktlage im Reich. Die Entlastung des Arbeitsmarktes, die Mitte Fe bruar begann und sich seitdem ununterbrochen fortsetzte, hat in der zweiten Aprilhälfte erhebliche Fort schritte gemacht. Die Zahl der bei den Arbeitsämtern gemeldeten Arbeitslosen im Reich verminderte sich um rund 196 000 oder 3,6 Prozent auf rund 5 333 000. Sie liegt nach dieser neuerlichen Entlastung um rund 714 000 unter dem Winter- lichcn Höchstpunkt von Mitte Februar und um rund 400 000 unter dem Stand von Ende April 1 932. Die Hauptentlastung entfiel mit einer Verminderung um 121 000 Arbeitslose auf die Außen berufe; die Landwirtschaft blieb aufnahmefähig und das B a »t- und Baustoffgewerbe zeigten verhältnismäßig gute An sätze einer Belebung. Die Zahl der Hauptunterstützuugsemp- fänger in der Arbeitslosenversicherung und Krisenfür sorge hat weiter abgenommen. Die Abnahme der Zalü der anerkannten Wohlfahrtserwerbslosen im Monat März war besonders stark. Sie sank nach den vor läufigen Meldungen um 139 000 auf 2 263 000 Ende April. Die Zahl der Arbeitsdienstwilligen belief sich Ende April auf rund 230 000; die Zahl der aus Mitteln der Reichsanstalt beschäftigten Notstandsarbeiter» die Ende März 88 000 betragen hat, dürfte 100 000 über stiegen haben. Wettere Zunahme der Sefthäfftgung. Die neue Statistik über die Zahl der Erwerbslose« weist einen weiteren Rückgang der Zahl der Arbeitslosen nm 196 000 aus. Es ist interessant, in diesem Zusammenhang daraus hinzuweisen, daß auch die Zahl der sogenannten „unsicht baren" Erwerbslosen erheblich zurückgegangen ist. Nach den Feststellungen des Instituts für Konjunkturforschung ist Von Ende Januar bis Ende Mürz die Beschäfti gung in diesem Zeitraum um 706000 Per sonen gestiegen. In gleicher Zeit hat aber die Zahl der Arbeitslosen, die bei den Arbeitsämtern ge meldet waren, nur um 415 MO abgenommen. Das ist ein Beweis dafür, daß die Entwicklung am Arbeitsmarkt in Wirklichkeit noch günstiger ist, als sie aus dem Arbeitsmarktbericht hervorqeht. Weiter ist beachtlich, daß nach den FeMÄllungen des Instituts für Konjunkturforschung auch die tägliche Arbeitszeit der Arbeiter in letzter Zeit gestiegen ist, was einen wesentlichen RückgaM der Zahl der Kurz arbeiter bedeutet. V. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Henner von Grund war vom Pürschgang zurück. Nun saß er behaglich bei Tisch und ließ sich von Eke versorgen. Es war das ein gewichtiges Geschäft für ihn, diese Stärkung nach dem Weidwerke, und sie fiel nach guter Westfalenart nicht zu gering aus. Die Tafel war besetzt mit allem, was Keller, Küche und Räucherkammer des Adligen Hauses beherbergten, und es war nicht wohlgetan, den Hausherrn bei dieser Beschäftigung zu stören. So zogen sich denn die buschi gen, grauen Brauen Henners sofort bedenklich hoch, als Anne-Marie, das Hausmädchen, jetzt eintrat mit der Meldung, Steiger Hannschmidt sei da. Und kurz ward ihr Bescheid: „Soll warten* )»Aber es wäre eklig — meint er." („Hab' ich nach seiner Meinung gefragt? Raust" Schnell zog sich das Mädchen zurück. Doch nach einer Weile erschien es wieder in der Tür. Es wagte indessen nicht, näherzutreten, sondern blickte hilfesuchend zu dem Fräulein hin- "Eke verstand, und ruhig wandte sie sich an "den Oheim, der so saß, daß er dem Mädchen den breiten Rücken zukehrte. „Hannschmidt scheint doch eine recht dringliche Mit teilung für dich zu haben." Ihrem Blick folgend, fuhr der Hausherr herum. / „Bist du schon wieder da?" / „Entschuldigen der gnädige Herr nur vielmals — doch Herr Hannschmidt wollte absolut —" „So soll er reinkommen, in Dreideubels Namen! Aber daß man nicht mal diese halbe Stunde seine Ruhe Laben kann!" Sein Zornblick schoß jetzt zu der Nichte hinüber, als machte er sie verantwortlich dafür. Eke aber sah ihm fest ins Gesicht, und als das Mädchen eilends wie der zur Tür hinaus war, sagte sie mit ihrer ruhigen Bestimmtheit: „Du wirst mir die Anne-Marie auch bald wieder hinausgegrault haben, Onkel; das arme Ding zittert ja vor dir." „Dumme Gans! So soll sie sich eben scheren." „Und ich kann sehen, wie ich ein neues Mädchen bekomme. Hier im Dorf ist es doch wirklich nicht so einfach. Außerdem will schon gar keine mehr erst her zu uns. Das Adlige Haus ist verschrien im ganzen Rau hen Grund." „Weiberkram! Laß mich in Ruh' damit. Ist deine Sache." Das Eintreten Hannschmidts enthob Eke der Ant wort. Stirnrunzelnd empfing Herr von Grund den Steiger. „Na, wo brennt's denn?" „Brennen tnt's freilich nit, Herr von Grund, über das Wasser kömmt uns über'n Hals." „Das Wasser?" „Ja — es ist über Nacht eingebrochen, alle Baue auf der elften Sohle stehen uns voll, schon kniehoch." „Was denn?" Henner von Grund warf Messer und Gabel hin. „Aber wo kommt denn das her — mit einemmal?" „Vom Nachbarfeld her kommt's." „Von drüben? Ah — nun versteh' ich. Diese gott verdammten Schufte!" Der rotbärtige Steiger nickte. In verbissenem Grimm, daß er einen Gegner gefunden, der es mit ihm auf nahm, ja ihm vielleicht sogar noch über war. Henner von Grund fuhr auf. „Da können wir aber doch nicht ruhig zusehen! Haben Sie denn nicht gleich — ?" „Gewiß, seit früh sieben sind wir schon am Pumpen, aber wir können das Wasser nit bewältigen mit un serer alten Maschine. Das rennt ja nur immer so. Ich muß meine Leute bald herausholen, wegen der Gefahr/' „Verdammt nicht noch mal!" Der Gutsherr schmet terte mit der Faust auf den Tisch, daß alle Schüsseln und Teller erklirrten, und nun sprang er empor. Seine schweren Jagdstieseln stapften eilends zum Fenster« Laut dröhnte seine Stimme über den Hof. „Kallmann — anspannen. Aber Galopp!" Und nun kehrte er sich wieder dem Steiger zu. „Ich fahre sofort aufs Bergrevier." Hannschmidt nickte zustimmend. „Ja, Eile tut not." Ein paar Minuten später rasselt« der Jagdwage» schon vom Hof und stob davon, und eS war noch mcht Mittag, da hielt er schon wieder im Ort droben vor der Zeche „Christiansglück." Henner von Grund in Beglei tung des Bergrats trat bei Bertsch ins Bureau ein. Langsam erhob sich dieser, verneigte sich vor dem grüßenden Revierbeamten und sah den Repräsentanten des Erbstollens an, der steif und störrisch vor ihm stand. „Nun, was verschafft mir die Ehre?" Der leise Spott stachelte Henner von Grund auft „Das werden Sie selber wohl am besten wissen," schrie er ihn an. „Glauben Sie, Sie können Schind tuder mit uns spielen, Herr?" „Wenn hier in der Tat von solch einem Spiele die Rede sein dürfte, so hätten Sie damit angefangen, Herr von Grund, Sie wollen Las doch nicht vergessen." „Meine Herren, so kommen wir ja nicht weiter," vermittelte der Bergrat und wandte sich dann an Bertsch. „Also, Herr Bertsch, es handelt sich um eine Beschwerde des Repräsentanten vom Erbstollen hier. Wie Herr von Grund behauptet, sollen ihm durch Ihr Verschulden Wasser in sein Grubenfeld einbrechen, und zwar in einem solchen Umfange, daß der ganze Betrieb« dadurch bedroht wird." „Das bedaure ich außerordentlich," der unverkenn bare Spott ließ Henner von Grund eine Röte auf die Stirn schießen, „aber ich werde an dieser Tatsache leides nichts ändern können." „Die Gegenpartei mutmaßt, ja bchüuptek, es läge eine schikanöse Absicht Ihrerseits vor und disingt auP Beseitigung der Maßnahmen, die z« diesem Wasser einbruche geführt haben." MrEtzqngjvM?