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Gegen Eigenmächiigkeiien. Anordnung des Leiters der NSBO. Ler NSVO.-Leiter WalterSchuhmannhat fol- «gende Anordnung erlassen: „In den letzten Tagen haben verschiedene Beleg- -schaften eigenmächtige Eingriffe in die Betriebsführungen vorgenommen, die teilweise zur Stillegung der betroffenen Betriebe führten. Dieses unverantwortliche Vorgehen ist geeignet, schwerste Er schütterungen hervorzurufen. Ich verbiete hiermit allen NSBO.-Mitgliedern aufs strengste, sich an diesen Aktionen zu beteiligen. Ich fordere von allen NSBO.-Mitgliedern in jedem Betriebe, der artige Versuche im Keime zu ersticken. Ich erwarte von der Disziplin und Einsicht aller betei ligten Betriebspioniere der NSBO., daß sie versteckte, marxistische Sabotageversuche an der nationalsozia listischen Aufbauarbeit klar erkennen. Ich erkläre, daß jeder Parteigenosse und sedes NTBO.-Mitglicd, das sich nicht dieser Anordnung fügt, rücksichtslos aus der NSBO. und Partei entfernt wird." Erleichterung -er Einstellung von Hausgehilfinnen. Ein Appell Seldtes an die Hausfrauen. Neichsarbeitsminister Seldte hat im Zusammen hang mit der Befreiung der Hausgehilfinnen von der Pflicht zur Arbeitslosenversicherung einen Appell an die Hausfrauen gerichtet, in dem es heißt: Wir haben in Deutschland zur Zeit etwa 200 ONO arbeitslose Hausgehilfinnen. Nach der letzten Berufszählung im Jahre 1925 zählte dieser Beruf 1,3 Mil lionen Angehörige. Seitdem ist diese Zahl ständig zurück- Mgangen. Heute dürfte es bei uns insgesamt noch ungefähr eine Million Hausgehilfinnen geben, wovon also ein erheblicher Prozentsatz arbeitslos ist. Mit eine der Ursachen dieser großen Arbeitslosigkeit mar, daß die in erster Linie für die Industrie getroffene Regelung der Sozialversicherung vorbehaltlos auf die Hausgehilfinnen übertragen worden ist. So mußten drese ebenfalls ihre Beiträge an die Arbeitslosenversicherung zahlen. Kein Land außer Deutschland kennt eine solche Versicherungspflicht. ^urch diese überspannte Ausdehnung des Versicherungsprinzips konnte es nicht ausbleiben, daß sehr viele weibliche Arbeitskräfte ihr natürliches Arbeitsgebiet, die Hauswirtschaft, verloren, und das ist ganz außer ordentlich zu bedauern. Um sie der Hauswirtschaft wieder zuzuführen, müssen daher zunächst die Sozialbeiträge gesenkt werden, die heute einen ganz erheblichen Teil des Warlohnes der Hausgehilfinnen ausmachen. Wenn nunmehr die Hausgehilfinnen aus der Arbeits losenversicherung herausgenommen sind, so bedeutet das, daß gerade Familien mitgeschmälertemEin- kommendie Beschäftigung einer Hausgehilfin erleichtert wird. U.m die Einstellung von Hausgehilfinnen noch weiter zu erleichtern, beabsichtigt man weiterhin, die für Haus gehilfinnen zur Invalidenversicherung zu ent- richtenden Beiträge durch entsprechende Verordnung her abzusetzen. Der Aufruf schließt mit den Worten: Und NUN heran an die Arbeit! Wer zu seinem Teile mit dafür sorgen will, daß tüchtig vorgebildete Haussrauen in unserem Lande nicht ausgehen, der helfe mir an dem großen Werke, Hausgehilfinneneinzu stellen, auszubilden und damit die Armee der tapferen Haus frauen zu rekrutieren, deren verantwortungsvolle Arbeit die Keimzelle des Staates trägt und wahrhaft nationale Werte schafft. preußenlabinett nimmt den Gesetz- entivmf über Grbhosrecht an. Das preußische Staatsministerium, das eine längere Sitzung abhielt, hat den Gesetzentwurf über das neue bäuerliche Erbhofrecht angenommen. Sozialdemokratische Eingabe an den Reichstagspräsidenten. Der sozialdemokratische Abgeordnete Löbe hat im Namen der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion den Reichstagspräsidenten Göring in einem Schreiben gebeten, im Hinblick auf die Einberufung des Reichstags die sozialdemokratischen Fraktionsräume und Sitzungssäle wieder freizugeben, nachdem die polizeiliche Durchsuchung bereits stattgefunden habe. In einem weiteren Schreiben an den Reichstagspräsidenten bittet Löbe, die Freilassung der verhafteten Reich st agsabgeordneten auf Grund ihrer Immunität zu veranlassen, um eine möglichst vollzählige Beteiligung der sozialdemokratischen Fraktion an der be vorstehenden Reichstagstagung zu ermöglichen. »Ordnung und Arbeit!" Die Spreu muß vom Weizen gesondert werden. Unter dieser Überschrift schreibt der Preußische Presse dienst der NSDAP, unter anderem: Gemäß dem ein deutigen Willen von Reichs- und Parteiführung kann es nicht Aufgabe irgendwelcher Bünde und Vereinigungen sein, die auf dem Boden der nationalsozialistischen Revo lution stehen, eigenmächtige Aktionen zu. Kommissare einzusetzen usw. Nun, da saftig gefegt ward, muß man darauf achten, daß man die ~ icle nicht nut wegfegt oder den Besen auf der ^-enne rn ^rummer kratzt. Insbesondere muß, fern rc^ haften Überschwangs, fern schonen Redensarten über den Scbmubitall von gestern, den wir jetzt gesäubert und m BMtz halten, dw positive Arbeit all der Stellen beginnen, die mit der Partei in gleicher Front marschieren. Es ge nügt nicht, daß die Vorsitzenden aller möglichen Kampf bünde alle zwei Tage gewaltige Kundgebungen für die gefährdeten Hühnerzüchter, für die befleckte deutsche Kultur und ähnliche Dinge abhalten mit Reden und Gesängen und Heilrufen. Jetzt ist die Zeit der produktiven Arbeit da und jetzt wird sich auch in diesen Kreisen wie in unseren engen Reihen die Spreu von dem Weizen sondern. Jetzt zeigt sich, wer Schwätzer und wer Fachmann ist, wer sich Namen machen will, und wer sachliche Qualitätsarbeit leisten kann. Weitere MLllionenverlüsLe durch Korruption. Skandal um das Münchener Leo-Haus. Zu der polizeilichen Schließung des Münchener Leo- Hauses wird von nationalsozialistischer Seite noch ge meldet: Sämtliche dort in Sparkonten, Rentenkonten usw. hinterlegten Gelder seien verspekuliert bzw. verschwunden. Depots seien unterschlagen und uneinlösbare Wechsel seien ausgegeben worden. Man nenne eine Summe von zwei bis drei Millionen Mark an Verlusten. Erschwerend sei, daß die Leitung des Leo-Hauses fast ausschließlich in Händen von Geistlichen lag. Neben dem Neichstagsabgeordneten Schwarzer, dem Ver- bandsvorsitzenden, war der verantwortliche Leiter der Prälat Walterbach, päpstlicher Gehcimkämmeret. -r- Der Führer der sozialdemokratischen Stadtverord netenfraktion Köln, Görlinger, ist unter Mitnahme von 100 000 Markaus einer Arbeiterkasse ins Ausland geflüchtet. Denkt an die „Stiftung für Opfer der Arbeit". Einzahlungen an Reichslredit-Gesellschaft A. - G., Berlin W. 8, Behrenstraße 21/22, sowie auf deren Reichsbankgirokonto und deren Postscheckkonto Berlin 120 unter Angabe der Kontobezcichnung „Stiftung für Opfer der Arbeit". Nrr MchSsportkommUar über seine Ausgabe«. Es geht mn de« deutschen Mensche«. Der Reichssportkommissar von Tschammer-Ostcn machte bei einer Besprechung der Führer der deutschen Sportbehörde für Leichtathletik und des Deutschen -ML- ball-Bundes einige programmatische Äußerungen. An gehend von dem Gedanken, daß Adolf Hitler der Nano« einen neuen Typ gegeben habe, umriß der Rerchszport- kommissar die großen nationalen und sozialen Aufgaben von Zürnen und Sport, die einen innerlich gefestigten starken deutschen Menschen schaffen müssen, der würdig sei als Repräsentant der Nation herausgestellt zu werden. Es gehe bei dieser großen Erneuerungsarbcit nicht um parteiegoistische Ziele, sondern um den deutschen Menschen. Übertriebene und selbständige Eingriffe in den Turn- und Sportbctricb billigt der Reichssportkommissar nicht Sich den großen rein sportlichen Aufgaben zuwendend, führte der Reichssportkommissar aus, daß er in erster Linie die moralische Qualität der deutschen Sportler betont zu sehen wünscht, und daß er sie einer spartanischen Lebensauffas sung der Schlichtheit und Einfachheit und dem soldatischen Pflichtbewußtsein zuführen will. Dies fei die Voraus setzung für die Geschlossenheit einer wertvollen aussichts reichen Kampfgemeinschaft. Es ist ein Wunsch des Neichs- sportkommissars, die Geschäftsstelle aller deutschen Turn- und Sportverbände nach Berlin zu verlegen und sie in einem „Haus des deutschen Sports" gemeinsam unter zubringen. Auf der anderen Seite sei eine Organisation vorgesehen, die die Beauftragten des Reichssport kommissars in den Ländern und Bezirken zusammenfasse. RSSAP. Danzig bleibi streng legal. Erklärungen vor dem Völkerbundkommifsar. Aus Danzig wird amtlich mitgeteilr: „In einer Unter redung mit dem Oberkommissar des Völkerbundes in Dan zig, Helmer Rosttng, haben die Vertreter der Naito- n a lso z t al istischen Deutschen Arbeiter- Partei in Danzig, der Gauleites Albert Forster und Dr. Rauschning, zum Ausdruck gebracht, daß die nationalsozialistische Partei in Danzig auch im Falle der Übernahme der Regierung in der Freien Stadt Danzig 1. von dem Wunsche nach einem friedlichenEin- vernehmen mit-Polen beseelt sei und auch ihrerseits alles tun würde, um die Sicherheit der Personen pol nischer Staatsangehörigkeit oder Nationalität in Danzig sowie des polnischen Eigentums in Danzig zu gewähr leisten; 2. fest entschlossen fei, die bestehenden Verträge genau zu achten und die darin festgelegten Recht« Polens zu wahren; 3. die vom Völkerbund garantierte Verfassung loyal einhalten würde. Der Oberkommissar des Völkerbundes hat hiervon mit Genugtuung Kenntnis genommen." Llnd die polnische Quittung! Die gleichen Gedankengänge hat der Danziger Gau leiter Forster auch einem Sonderberichterstatter des pol nischen Regierungsblattes „Kurier Po- ranny" gegenüber ausgesprochen, der im Auftrag seines Blattes eine Unterredung erbeten hatte. Auch hier wurv« die Achtung vor den Verträgen unterstrichen, mit dem an sich selbstverständlichen Hinzufügen: „sofern diese auch von dem zweiten Kontrahenten eingehalten wer den". Trotzdem hat das polnische Blatt eine Bemerkung an die Unterredung angeschlossen des Sinnes, Danzig werde bei einem Siege der Nationalsozialisten seins Selbständigkeit (?) in seinen Beziehungen zu Polen verlieren, — eine Fälschung, die wieder einmal den unbedingten Störungswillen Polens beweist. Die rote Generalstreikhctze zusammengebrochen. Die wenigen Teilstreiks in Danzig, die die Mar xisten dort angezettelt. hatten, sind bereits beendet. Die Arbeiterschaft hat in allen Betrieben die Arbeit restlos wieder ausgenommen. Der marxistische Generalstreik versuch in Danzig ist damit kläglich zusammengebrochen. 85. Fortsetzung. Nachdruck Verb.ten. „Wozu sich aufregen?! Mir ist überhaupt der ganze Rummel hier längst zum Halse heraus. Aber wo's eben einstweilen noch sein muß — in Gottes Namen! Der Sonntagsklimbim wird schon was abwerfen, der Alte verrechnet sich ja nie. Und verkaufen wir mal nach seinem Tode das ganze Hubittchen, dann können wir für den Kasten da draußen eine dicke Stange Gold mehr verlangen. Also — mir ist's recht." Marga sah den Bruder nur groß an. Aber stärker denn je ward da wieder einmal ihr Sehnen: Heraus aus all dem! Und ihre Gedanken gingen zu dem, der allein ihr dazu verhelfen konnte. Trotzdem Gerhard Bertsch nun den Sieg errungen, war er ihr noch immer nicht nähergekommen. Es war alles wie früher, ja eher noch schlimmer. Sie bekam ihn überhaupt fast nicht mehr zu Gesicht. Den ganzen Tag über war er aus seinem Büro oder draußen bei den Bauten, bis in den späten Abend hinein. Marga kam oft ein heißer Zorn auf ihn, daß er für nichts anderes Gedanken hatte. Ja, wenn er ein Mensch ohne jedes Temperament gegenüber den Frauen gewesen wäre. Aber sie wußte es doch besser. Und daß er nun so tagtäglich an ihr vorübergehen konnte, ohne überhaupt einen Blick für sie zu haben — ihr Ehrgeiz krankte schwer darunter. Aber immer mehr nur stachelte das ihren Willen an: Er sollte, er mußte sie begehren! Als eine Schmach würde sie es empfinden, wenn es anders käme. Allerlei Pläne entwarf sie in ihrer Ungeduld, wie sie sich ihrem Ziele nähern könnte. Unmögliche, unkluge Ideen, die ein kühleres Nachprüfen sofort wieder ver warf. So blieb alles, wie es war, bis ihr eines Tages Mn. KM Kteinftefen lud Le ein». ihn auf der ersten Fahrt mit seinem neuen Auto zu begleiten. Auch Bertsch würde mit von der Partie sein, denn sie wollten gemeinsam den Basaltbruch droben besuchen. Steinsiefen und sein Unternehmen waren von dem gewaltigen Umschwung der Dinge gleichfalls nicht un berührt geblieben. Bertsch hatte den beabsichtigten Ver trag mit ihm geschlossen, der ihn zu einer Tagesliefe rung von fünfzig Waggons verpflichtete, vom kommen den Sommer an. Da hatte er droben in dem Basalt bruch alles darauf einrichten müssen. Ein ganz moder ner Betrieb großen Stils entstand über den Winter dort oben und war vor seiner Vollendung. Voller Stolz wollte daher Steinsiefen jetzt sein Werk Bertsch vor stellen, und auch Marga Reusch. Er hatte sein stilles Werben um sie ja nicht eingestellt, und der Aufschwung seines Unternehmens gab ihm neues Hoffen. Er würde glänzend verdienen. Das, was er ihr nun bieten konnte — da kam kein einziger mehr mit im ganzen Rauhen Grund! Wie um das jedem sichtbar darzutun, hatte er jetzt das Auto angeschafft, nachdem er sich im stillen im Fahren ausgebildet hatte. Und selber hatte er die Ma schine von dort Hierher gefahren. Boller Stolz hielt er daher jetzt mit dem funkel nagelneuen Wagen vor dem „Hirschen". Sein dröhnen des Hupensignal, das Marga und Bertsch benachrichti gen sollte, ließ alles in der Nachbarschaft zusammen schrecken. Aus allen Fenstern fuhren Köpfe, Kinder kamen herbeigelaufen und umstanden in dichtem Kreis den Wagen. Scheu horchten sie auf das unheimliche Rattern des Motors und bewunderten doch zugleich den spiegelblanken Lack der Karosserie wie die goldig blitzenden Mesfingbeschläge. Dann kam Marga. Eilends sprang Steinsiefen ihr entgegen und öffnete dienstbeflissen den Schlag. Er wartungsvoll sah er ihr dabei in die Augen mit dem Stolz des Besitzers. Marga Reusch konnte sich eines leisen ZuckenS um ihre Mundwinkel nicht erwehren. Gar zu neu, ganz wie der Wagen, War auch der NckrerdreL Steiniiefens von hellbraunem Leder. Das roch ja förmlich alles noch nach dem Ausstattungs magazin. Aber trotzdem, — es war doch etwas Nettes, so ein Auto. Und er würde sich sicherlich jederzeit ein Vergnügen daraus machen, sie auszufahren. Da nickte ihm Marga Reusch mit freundlichem Lächeln zu und schwang sich dann leicht in den Wagen. Das Blut schoß Steinsiefen in die Wangen. Noch nie bisher war ihm das von ihr geschehen! Gleich darauf erschien Bertsch. Auch sein erster Blick galt - dem Auto. Doch dann streifte er das elegante Fahrerkostüm Steinsiefens. Und er sagte sarkastisch: „Ja, alles wunderschön — aber können wir uns dir auch mit gutem Gewissen anvertrauen?" „Oho — ich habe mein Fahrerdiplom!" „Na, dann freilich. Also, auf Hals- und Beinbruch!" Während Steinsiefen, begierig, seine Künste zu zeigen, rasch auf den Führersitz stieg, ließ sich Bertsch drinnen im Hinterwagen bei Marga Reusch nieder. „Guten Tag, Fxäulein Reusch!" Und er hielt ihr grüßend die Hand hin. „Lange nicht mehr das Ver gnügen gehabt." Sie wollte ihm die Rechte nur flüchtig überlassen. Aber er hielt sie fest, wie in plötzlicher Ueberraschung. Sein Auge glitt über sie hin in ihrem neuen Früh lingskostüm. Von dem reizvoll kleidsamen Frühjahrs hut bis hinab zu den Seidenstrümpfen und Halbschuhen, alles ein einziger, zartfarbener Fliederton. „Alle Wetter — so hab' ich Sie ja noch nie gesehen!" „Das ist wohl weiter kein Wunder," und sie entzog ihm jetzt ihre Hand. „Sehen Sie denn überhaupt noch etwas anderes als Ihre Schornsteine und Maschinen?" „Freilich," lachte er, „fast ist's so. Aber, gottlob, doch nicht ganz! Zum Beispiel habe ich eben ein« Ent deckung gemacht." „Und welche?" „Daß es wieder einmal Frühling werden WM." Sie folgte seinem Blick, der über das erste zartgrüne? Gespinst in den Gärten neben der Straße hinglitt. „Haben Sie das jetzt erst bemerkt?"