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MsdmfferTageblati W für Lürgettum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs pfennige, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Vorge schriebene Erscheinungs- tage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vorm.10 Uhr. Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Ageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Kein Anspruch aus Lieferung Ler Zeitung oder Kürzung Les Bezugspreises. Rücksendung eingesandter S^chriftstü^c erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. Nr. 103 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 4. Mai 1933 Die Front der deutschen Arbeit. Mit spielender Leichtigkeit Hai die deutsche national sozialistische Bewegung nun auch den zweiten Stützpunkt des Marxismus überrannt: die Freien Gewerk schaften. Aber dieser Stützpunkt wird nun nicht etwa zerstört, sondern er wird mit veränderter Front ausgebaut werden. Man wird ihn erweitern, bis er Raum bietet für die gesamte deutsche Arbeiterschaft. Gleichzeitig wird sich neben ihm ein zweiter erheben, der die Ange stelltenschaft umfaßt, und dann wird sich beides zu- sammenschließen zu einer gemeinsamen Front der deut schen Arbeit. Es ist den Freien Gewerkschaften zu einem ungeahn ten Verhängnis geworden, daß ihr Entstehen, ihre Aus breitung und ihr Emporwachsen sich im wesentlichen aus dem Boden des marxistischen Klassenkampfes voll zogen haben. Für jeden Freien Gewerkschaftler war es eine Selbstverständlichkeit, daß er politisch zum Sozialis mus gehörte, und im Laufe der Jahrzehnte wurde das Bündnis zwischen Sozialismus und Freien Gewerk schaften immer fester ausgebaut. Auf dem Wege über die Gewerkschaften kamen die meisten Funktionäre der Sozial demokratischen Partei auf der politischen Stufenleiter emvor, und zu dieser personellen Einigung trat auch die sachliche insofern, als in dem 1918 demokratisch geworde nen Deutschland die gewerkschaftlichen Organisationen leicht ihre wirtschaftlichen, ihre Lohn- und tarifpolitischen Forderungen mittels der sozialdemokratisch bedienten Gesetz gebungsmaschine durchsetzen konnten. Immer vollzog sich aber alles sowohl für die politischen wie für die wirt schaftlichen und sonstigen Maßnahmen von der Grundlage des marxistischen Klassenkampfgedankens aus. Jahrelang, fast ein Jahrzehnt hindurch konnten die Freien Gewerkschaften auf diesem Wege ihre lohn- und tarifpolitischen Siege erfechten, — aber als nun dis Wirtschaftskrise hereinbrach und, nicht ohne Ver schulden der Gewerkschaften selbst, Opfer um Opfer for derte, da dämmerte es auch in den Kreisen dieser Gewerk schaften auf, daß jener Sieg über die wirtschaftliche Ver nunft nur ein Pyrrhussieg gewesen war. Es waren Lohn- und Tarif-, ja überhaupt Sozialpolitik sozusagen in die freie Luft hinaus gemacht worden. Man stemmte sich fanatisch dagegen, daß jede gesunde Sozialpolitik ab hängig ist bzw. gemacht werden muß vom Zustand und Ertrag der Wirtschaft selbst. Niemals haben die Freien Gewerkschaften aber grundsätzlich die Forderung nach einer Sozialisierung der Wirtschaft aufgegeben, weil sic eben auch hierin immer nur von der Grundlage des Klafsenkampfgedankens ausgingen. Es hatte in den letzten Zeiten fast den Anschein gehabt, als hätten auch die Freien Gewerkschaften ein ganzes Büschel Haare in der politischen Suppe gefunden, die sie früher gemeinsam mit der Sozialdemokratischen Partei nur allzu gern ausgelöffelt hatten. Man suchte sich ein wenig von „derPartei" zu distanzieren, weil man die politische Verantwortung für die innerdeutschen Vorgänge der letzten Jahre nicht mehr tragen konnte. Haben doch die Gewerkschaften immer mit einem Auge nach links hinübergesehen, sehr genau beobachtet und bisweilen auch berücksichtigt, was der k o m m u n i st i s ch e Bruder eigent lich trieb, die knallrote Konkurrenz, die sich zwar wenige Gewerkschaften, Wohl aber politisch auf Kosten der Sozial demokratie immer mehr verstärkte. Die Sozialdemokratie selbst zeigte schon entschieden Züge von Altersschwäche und die Gewerkschaften mußten es erleben, wie unter dem Druck der Krise immer eine „Errungenschaft der Revo lution" nach der anderen abbröckelte, ohne daß diese Wirtschaftsorganisationen großer Teile der Arbeitnehmer schaft etwas dagegen machen konnten. Die eigentliche, also die marxistische Grundlage, d e r Klassenkampfgedanke, der freilich bei wen Ge werkschaften schon stark erschüttert war, ist nun vom Stoß des Nationalsozialismus zu Scherben zerschlagen worden. Was dieser Stotz aber sorgfältig vermied und vermeiden will, ist eine Zerstörung der in den Gewerkschaften zu sammengeballten Vertretung der wirtschaftlichen Interessen unserer Arbeiterschaft. Es war eine Selbst verständlichkeit geworden, den Marxismus aus seiner letzten, aber festesten Position herauszuwerfen. Die deutsche Arbeit soll befreit werden vom internationalen Parasiten tum, denn nun wird auch bei den Gewerkschaftsführern die Untersuchung einsetzen, die anderswo schon zu überaus betrüblichen Ergebnissen geführt hat. Aus der Tempel hofer Kundgebung wurde knappe zwölf Stunden später schon die Schlußfolgerung gezogen. Höchstens aber dem Ausland noch kann es überraschend gekommen sein, daß der Sturm auf die Festung nur sozusagen ein Hindurch marschieren durch offenstehende Tore war und die Festung gar nicht mehr verteidigt wurde. „Es gilt von heute ab, den deutschen Arbeiter in seiner Gesamtheit zu gewinnen, auch jene, die noch abseitsstchen, es sind nicht die Schlechtesten." Mit diesem Satze hat der Führer der nationalsozialistischen Aktion gekennzeichnet, welches Ziel ihr gesteckt worden ist und in welcher Richtung der Weitermarsch ersolgeu soll. WMinWßt ab 1. 3«« 1834 Staatssekretär Hierl über die Neu regelung des Arbeitsdienstes. Der Staatssekretär für den Arbeitsdienst, Oberst Hierl, hat einem Vertreter der Kreuz-Zeitung über den geplanten Umbau des Freiwilligen Arbeitsdienstes zur Arbeitsdien st Pflicht einige grundsätzliche Mit teilungen gemacht. Danach soll der Freiwillige Arbeitsdienst nach bisheriger Methode ab 1. Oktober 1933 durch einen staat lichen Arbeitsdienst abgelöst werden, der zunächst eben falls noch freiwillig ist und ein Arbeitsheer von 120 000 Mann umfassen soll. Die Areitsdienst pflichtsoll mit dem 1. Januar 1934 einsetzen, und zwar soll dann der Jahrgang herangezogen werden, der im Jahre 1934 das 19. Lebensjahr beendet. Da es nicht möglich sein wird, den ganzen Jahrgang auf einmal einzuziehen, wird man je die Hälfte des Jahr ganges auf ein halbes Jahr zum Dienst heranziehen. Dieses ArbeitSdienstheer wird voraussichtlich 350 000 Mann umfassen. In den folgenden Jahren sollen die ganzen Jahrgänge geschlossen für ein ganzes Jahr ein gezogen werden. Die Führer des Arbeitsdienstes sollen nach Möglichkeit zunächst aus den Reihen der bisherigen Lagerführer entnommen werden. Arbeiten für die Beschäftigung der Arbeitsdienst pflichtigen werden, wie Staatssekretär Hierl mitteilt, in ausreichender Menge vorhanden sein. Allein für Bodenverbesse- rungsarbeilen können auf mindestens zehn Jahre acht bis neun Millionen Mann eingesetzt werden. Auch bei den Arbeitsbeschaffungsplänen der Reichsregierung ist die Heranziehung der Arbeitsdienstwilligen in Aussicht ge nommen. Staatssekretär Hierl betonte am Schluß seiner Ausführungen, daß es unbedingt notwendig sei, daß nun mehr eine amtliche Stelle geschaffen wird, die die gesamte Arbeitsbeschaffung für den staatlichen Arbeitsdienst ein heitlich in die Hand nimmt. Finanzielle Schwierigkeiten dürften kein Hindernis für die Durchführung staatspoli tisch notwendiger Aufgaben bilden. Sie Führung der neuen Arbeitsfront. Dr. Ley, Schuhmann und Forster. Der Leiter des Aktionskomitees zum Schutze der deut schen Arbeit, Dr. Ley, veröffentlicht folgende Er klärung: „Alle bisherigen Meldungen über den zukünftigen Gewerkschaftskommissar entbehren jeglicher Grundlage und sinK leere Kombinationen, die als Zweck meldungen bestimmter Quertreiber aufzufassen sind. Um diesen Quertreibereien jeden Boden zu entziehen, wird folgendes bestimmt: Ich selbst übernehme die Führung der neu aufzubauenden Arbeitsfront. Zum Führer der gesamten Arbeiterverbände bestimme ich den Partei genossen Walter Schuhmann, M. d. R., Berlin. Zum Führer der gesamten Angestelltenverbände bestimme ich den Parteigenossen Albert Forster, M. d. R., Danzig." Die Aktion gegen die Freien Gewerkschaften entspricht, wie von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, durchaus dem vom Reichskanzler proklamierten Kampf gegen den Marxismus. DieReichsregierung stehe auf dem Standpunkt, daß sich der Marxismus hinter den Ge werkschaften nicht verstecken und getarnt den Kampf weiter führen könne. Die Maßnahmen richteten sich nicht gegen den Arbeiter als solchen, sondern hätten den Zweck, die Gelder und sonstigen Rechte für den Arbeiter sicherzustellen. Sämtliche Gewerkschaften unterstellen sich Adolf Hitler. Die NTK. meldet: Wie vom Leiter des Aktions- komitees zum Schutz der deutschen Arbeit, Dr. Ley, mit geteilt wird, haben der Gesamtverband der Christ lichen Gewerkschaften, der Gewerkfchaftsring deutscher Angestellten-, Arbeiter- und Beamtenverbände (Hirsch-Duncker), der G D A., der R D A. und andere Ver bände sich bedingungslos der Führung AdolfHitlers und den Anordnungen des Aktionskomitees zum Schutz der deutschen Arbeit unterstellt. Am Donnerstag werden mit dem DHV. als letztem Verband Verhandlungen statt- finden. Es ist zu hoffen, daß auch diese Organisation den Geist der Zeit erkennt und sich dem großen Werke einfügt. Damit wäre zum erstenmal in der deutschen Arbeiter bewegung die Zusammenfassung aller Ar beiter- und Angestelltenverbände erreicht und eines der größten Werke vollendet, die die Geschichte des deutschen Arbeitertums zu verzeichnen hat. Wie der Leiter des Aktionskomitees zum Schutze der deutschen Arbeit, Dr. Ley, weiter mitteilt, hat er jetzt, nach dem sich diese Verbände bedingungslos und vorbehaltlos der NSDAP, unterworfen haben, die Absicht, die sachlichen und fachlichen Kräfte aus diesen Organisationen zur Mit arbeit heranzuziehen. Schon auf dem in der nächsten Woche stattfindenden großen Arbeiterkongretz in Berlin wird dieser Wille zum Ausdruck gebracht werden. Wechsel im Neichskommissanai für Arbeitsdienst. Ma hnkenzu rückgetreten. Der Reichskommissar für den Freiwilligen Arbeits dienst, Mahnken, ist zurückgetreten und ist beurlaubt worden. Mahnken war bekanntlich schon als Stahlhelmlandcs- sührer Westmark zurückgetreten und feines Amtes im Stahlhelm entbunden worden, über die durch den Rück tritt für den Arbeitsdienst notwendig werdende Maß nahme ist noch keine Entscheidung getroffen worden. Sie ist in den nächsten Tagen zu erwarten. Aue AustragSpWe der Reichsbahn. In Berlin sand eine Unterredung zwischen dem Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Dr. Goebbels, und dem Generaldirektor der Reichs bahn, Dr. Dorpmüller, in Gegenwart des Reichsver- kehrsministers, Frhr. Eltz von Rübenach, statt. Hierbei wurde fcstgestellt, daß die Reichsbahn weit gehende Pläne für eine Auftragserteilung an Industrie und Handwerk ausgearbeitct hat, die den von der Reichsregierung verkündeten Grundsätzen für die Arbeitsbeschaffung entsprechen und somit einer nach, haltigen Belebung der Wirtschaft dienen werden. Die Durchführung dieser Pläne kann erst nach dem Abschluß der Beratungen des Reichskabinetts über das Gesamtprogramm der Arbeitsbeschaffung und seins Finanzierung erfolgen. Das Aktionskomitee zum Schukc der der deutschen Arbeit stellt sich vor. Wir zeigen hier das jetzt gebildete Aktionskomitee zum Schutze der deutschen Arbeit, unter dessen Leitung die Gleichschaltung der Gewerkschaften durchgeführt wird. Von links: Brinckmann, Kassenleiter; Biallas, Presse und Propaganda; Peppmüller, Kommissar für den Afa- Bund; Schmeer, stellvertretender Leiter des Komitees; Karl Müller, Kom missar für die wirtschaftlichen Unter- nehmungen des ADGB. und der Arbeiterbank; Dr. Ley, der Leiter des Komitees; Schuhmann, Kommissar für die Arbeiterschaft; Muchow, Orga nisationskommissar.