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MsdmfferTageblali ^geblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis! Lie 8 gespaltene Aaumzeile 20 Rpfg-, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4V Reichs» psennige, die 2 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile t RM. N-chweisungsgebühr 20 Reichspsennige. Darge, schrieben« E-scheinungs. tage unv Platzvarschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 dcrüiksichtigt. Anzeigen, annahme bisaarm-lltUhr- » — , » Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Radattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaff/ §'^r8 ZA Wochenblatt für Wilsdruff u. Umaegend . "" ' ' BetriebsstSrungcn besteh« »ein Anspruch aus Lleserung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter SchrUMück« ersolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. Nr. 223 — 92. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 23. September 1933 „Unwägbarkeiten". Genfer Nebel — Vertrauen und Neid — Mit „fanatischer Beharrlichkeit". Mehrfach hat Bismarck in seinen Reden von den „Jmponderabilie n", den „Unwägbarkei ten", gesprochen, „deren Einflüsse ost mächtiger sind als die der Heere und der Gelder, und die vicl schwerer wiegen als die materiellen Gewichte und die man nicht mißachten soll in ihrer Bedeutung". In seiner Innenpolitik hat er diese Mahnung zwar selbst'nicht immer befolgt, tat es aber ganz gewiß in seiner Außenpolitik, ohne damit allerdings leider feine Nachfolger zu gleichem Tun veranlassen zu können. Gerade heute aber, da sich in Genf der Völkerbund rat eingefunden hat und am 25. der Völkerbund selbst zu seiner Herbsttagung Zusammentritt, wird dort die deutsche Delegation auf Schritt und Tritt solchen „I m - Ponderabilien" begegnen, die mit mehr oder weniger lauter, leider aber fast immer hämischer Stimme ihr Vorhandensein kundtun. Wären es „Wägbar- keilen", dann könnte man ihnen mit rein fachlichen Gründen und Argumenten auf den Leib rücken, aber gegen „Stimmungen", gegen eine „Atmosphäre" auf diese Weise anzugehen, wäre ein meist vergebliches Bemühen. Anderer seits hat unsere Außenpolitik diese Spannungen genau gespürt und war durch ganz offene Darlegung ihrer Absichten bestrebt, sie zu mildern, — ob mit Erfolg, bleibt abzuwarten! Die kürzlich in die ganze Welt hinausgetra genen Ausführungen des jetzigen Führers der deutschen Delegation in Genf, Außenministers von Neurath, dann — von anderem abgesehen — das Wort des deutschen Reichskanzlers Adolf Hitler auf der Saar- feier am Niederwalddenkmal waren doch ein Spiel mit ganz offenen Karten und wollten und sollten doch einer aus ganz anderen Gründen verhetzten „Wcltmeinung" entgegenwirken, diesen „Imponderabilien" des Geredes, der deutsche „Elerismus" dränge mit innerer Not wendigkeit zum Nevanchelrieg. Gerade weil Hitler diese „Unwägbarkeiten" und ihr „schweres Gewicht" kennt und durchaus nicht mißachtet, hat er damals gesagt: „Wir haben nicht einmal, sondern hundertmal erklärt: Wir wünschen den Frieden mit der anderen Welt; wir haben selbst den Krieg mitgemacht in seiner ganzen Furchtbarkeit. Keiner von uns wünscht ihn, und niemand unter uns wünscht fremdes Gut, keiner will fremdes Wolk einverleiben . . . u^d wenn Verträge heilig sein sollen, dann nicht nur für uns, sondern auch für unsere Gegner." Die ganze Welt weiß, daß dies der Führer namens des ganzen deutschen Volkes sprach; jedoch die Antwort. . .? Sie wird man uns deutlich und unausweichbar in Genf geben müssen, nicht mit Un wägbarkeiten, sondern in klarer und — hoffentlich — aufs Ganze gehender Entscheidung. Denn für uns Deutsche ist der bishertge Rebel unerträglicher als selbfi die vielleicht sehr grelle Sonne der Wirklichkeit. Abei im sonnigen Genf schätzt man die politischen Nebel! * Ein schweres Gewicht haben solche „Unwägbar- feite n", — das ahnt oder weiß man doch auch in dei Welt sehr genau, sobald man nur einmal den Blick von. Politischen fort aufs Wirtschaftliche wendet Immer wieder hört man im Lärm der Krise den schriller Rus nach einer Wiederherstellung des „Vertrauens", das die wirkliche Grundlage des Wirtschaftens m und zwischen den Völkern ist und das doch Tag um Tag durch Tater so sehr „mißachtet" wurde! Wenn aber in Deutschland auch wirtschaftlich „neues Leben blüht aus den Ruinen", wenn jetzt nach der ersten Etappe des Wiederaufbaus mit gesammelter Kraft an die Stützung, die Erhaltung und den weiteren Ausbau des neu Geschaffenen heran gegangen wird und herangegangen werden kann, so doch letzten Endes nur deshalb, weil in Deutschlands Wirt schaft eben jenes Vertrauen darauf wiederkehrte, wiederhergestellt wurde, daß dort aus dem Zurück und Abwärts ein Vorwärts und Aufwärts geworden ist und niemand mehr auf diesem Marsch einen Zusammenbruch der Kräfte fürchtet! Will man dies uns im Ausland neiden oder verkleinern? Letzteres tut man und den Neid müßten wir fast als einen — Ehrentitel für uns betrachten. Die Welt wäre jedenfalls wirtschaftlich heut« sehr viel weiter, wenn sie auch hierin dem „Hitlerismus" nacheifern würde, aber nur dann, wenn sie dabei aufs Ganze geht oder, wie eben dieser selbe Hitler sagt, gegen die Arbeitslosigkeit „mi! fanatischer Beharrlichkeit" an stürmt. Aber nicht Adolf Hitler, sondern Amerikas Präsi dent war es, der vor drei Monaten auf der Londoner Konferenz den Völkern sagen ließ, ein jedes von ihnen sollte wirtschaftlich erst einmal im eigenen Hause Ordnung schaffen, ehe an eine Wiedererrichtung der Weltwirtschaft zu denken sei. Vorläufig kann man dieser aber immer noch die Bezeichnung: „Auf Ab bruch!" geben. Geht es denn angesichts dieses großen wirtschaftlichen und sozialen Trümmerfeldes anders, kann es dort über haupt bester gehen, als wenn ein..ianatiscb - beüarr- MWlMmMrM veraWem Das Reichskabinett verabschiedete in seiner Sitzung am Freitag das vom Reichsminister für Volls aufklärung und Propaganda vorgelegtc Reichs- lulturlammergesetz. Danach wird der Reichs minister für Volksaufklärung und Propaganda ermächtigt, die Angehörigen der Tätigkeitszweige, die seinen Auf gabenkreis betreffen, in Körperschaften des öffentlichen Rechts zusammcnzufassen. Errichtet werden: Eine Reichsschrifttumskammer, eine Neichspreffc- kammer, eine Reichsrundfunlkammer, eine Reichsthcatcr- kammer, eine Rcichsmusilkammer und eine Reichskammer der Bildenden Künste. Die vorläufige Filmkammer erhält den Namen Reichsfilmkammcr. Alle diese Körperschaften werden zu einer Reichskulturkammer vereinigt. Eine Reihe weiterer wichtiger Gesetze. Das Reichskabinett genehmigte ferner Änderungen des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufs beamtentums vom 7. April 1933, wodurch Zwei felsfragen geklärt werden, die sich aus der bis herigen Fassung des Gesetzes ergeben haben. Die Vor schriften des Gesetzes werden ausgedehnt auf Be amte, die vor dem 8. April 1933 ausgeschicden sind. — Ferner wird durch diese Ergänzungsbestimmungen die Möglichkeit geschaffen, die Fälle, in denen die Prüfung bereits eingeleitct, aber noch nicht abgeschlossen ist, bis zum 3l. Mürz 1934 zu Ende zu bringen. Weiterhin beschloß die Regierung ein Gesetz zum Schutze der deutschen Warenausfuhr, das eine handelspolitische Vertcidigungsmaßnahme darstcllt und die Möglichkeit schafft, gegenüber solchen Ländern, die deutsche Erzeugnisse Einfuhrbeschränkungen unterwerfen, zum Schutze der deutschen Warenausfuhr ebenfalls Einfuhrbeschränkungen anzuordnen. Das vom Reichsjustizminister vorgelegte Patent anwaltsgesetz wurde ebenfalls verabschiedet. Dieses sieht nach dem Vorbild der Rechtsanwaltsordnung die Gründung einer P a t e n t a n w a lt s k a m m e r vor und überläßt das ehrengerichtliche Verfah ren, wie bei den Rechtsanwälten, weitgehend der Hand hebung durch die Patentanwälte selbst. Schließlich wurde das vom Reichsarbeitsminister bereits früher beantragte Gesetz über die Aufschließung Eine Genugtuung für Deutschland. Layton entschuldigt sich für seinen deutschfeindlichen Hetzartilel. Der bekannte englische Wirtschaftler und Heraus geber der Wirtschaftszeitung „Economist", Sir Walter Layton, hat dem Reichsfinanzminister Gras von Schwerin-Krosigk auf das Schreiben geantwortet, in dem dieser die Veröffentlichung des deutschfeindlichen Artikels „Der Hitlerterror" im „Economist" ge'rügt hatte, der sich kritiklos auf die Angaben des berüch tigten Braunbuches gestützt hatte. Layton drückt in seinem nunmehr im „Economist" veröffentlichten Brief fein tiefes Bedauern aus, daß der „Economist" in dem betreffenden Artikel ein unfaires Urteil über die neuerlichen Ereignisse in Deutschland ge fällt habe. Er erklärt sich, um den deutschen Vorwürfen entgegenzukommen, bereit, persönlich einem Teil des Leipziger Prozesses beizuwohncn und einen vollen und wahrheitsgetreuen Bericht über die in Leipzig erhobenen Anklagen in seiner Zeitung wicderzugebcn. Graf von Schwerin-Krosigk hat den Brief wechsel mit einem Schreiben an Layton abgeschlossen, in dem er sagt, daß man gerade infolge der allgemeinen Stellungnahme und der besonderen Kenntnis Laytons über die deutschen Angelegenheiten eine unpar teiische Ansicht des englifchen Wirtschaftlers über die innere Entwicklung des neuen Deutschland hätte er warten sollen. Die bedauerliche Tatsache bleibe bestehen, daß der „Economist" ein einseitiges Urteil ver öffentlicht habe, das in Deutschland sehr unan genehm gewirkt habe. kicher" Führer sein Volks vorwärts- und aufwärtsreitzt? Ein Führer, der einen nicht minder „fanatischen" Mut auch zur Verantwortung hat? Wo zögerndes Wägen, sich selbst zerspaltendes Klügeln stutzt und stolpert, da trägt wagender „Fanatismus", zu allem entschlossene „Besessenheit" durch eine Idee über die unüberwindbar er scheinenden Hindernisse hinweg, gewiß nicht zum Schaden der Sache, wenn das fanatisch-beharrliche Wollen die Ver antwortung nicht vergißt. Auch darin liegen „Unwägbar keiten" —, aber diese .Imponderabilien" haben oft genug den Lauf der Weltgeschichte entscheidend bestimmt. Dr. Vr. von Wohnsievlungsgebieten durch die Rcichsrcgicrung beschlossen, nachdem der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft Gelegenheit gehabt hat, zu dem früheren Entwurf Stellung zu nehmen. Dieses Gesetz soll die Besiedlung des Bodens ordnen und nur in solchen Wohnsiedlungsgcbictcn Anwendung finden, in denen ohne die Vorschriften des Gesetzes die ausführenden Stellen nicht mehr in der Lage waren, die Sicdlungsbewegung in geordneten Bahnen zu halten. Sie Förderung -es Kleinwohnnngsbaues Neuregelung der Reichsbürgschasten. Amtlich wird mitgeteilt: Der Reichsarbeitsminister ist ermächtigt, im Einvernehmen mit dem Reichsminister der Finanzen im laufenden Rechnungsjahr für die F ö r- derung des Kleinwohnungshaues Bürg schaften bis zum Gesamtbetrag von 100 Millionen Mark zu übernehmen. Bestimmungen hierfür werden dem nächst bekanntgegeben werden. Anträge werden ab^r schon jetzt entgegengcnommen und behandelt. Um die Ermächtigung noch möglichst weitgehend für die dies jährige Bautätigkeit ausnutzen zu können, wird auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht. Gefördert werden Geschoßwohnungen und Einfamilienhäuser, die in Gruppen von min destens fünf Häufcrn durch einen einheitlichen Träger errichtet werden. Die nutzbareWohnfläche soll bei den Geschoßwohnungen 75 Quadratmeter, bei den Ein familienhäusern in der Regel 90 bis 100 Quadratmeter nicht übersteigen. Die zu verbürgenden Hypotheken sollen einschließlich vorhergehender und gleichstchcnder Grundpsandrechte 70 Prozent der Gesamtherstellungskosten nicht übersteigen, so daß die Bauherren also die erste Hypothek (40 Prozent der Gesamtherstellungskosten) und die restlichen 30 Prozent der Gesamtherstellungskosten auf andere Weise beschaffen müssen. Die Hypotheken müssen mit einem Prozent unter Zuwachs der ersparten Zinsen getilgt werden. Anträge find bei den obersten Landesbchörden lWohnungsrcfsorts), in Preußen bei dem Ministerium für Wirtschaft und Arbeit, einzureichen. Gleichzeitig wird empfohlen, ein Doppelstück der Deutschen Bau- und ' Bodenbank AG. in Berlin W. 8, Taubenstraße 48/49, zu übersenden. Ltnierredung Neurath—Henderson. In Genf fand eine Besprechung zwischen Frei- Herrn von Neurath und dem Präsidenten der Ab- , rüstungskonferenz, Henderson, statt, an die sich eine Unterredung zwischen dem Kabinettschef Mussolinis, Baron Aloisi, und dem deutschen Außenminister an- schlotz. Die Unterredungen trugen zunächst einen rein informatorischen Charakter. Sie galten den in der nächsten Woche erwarteten weiteren Verhandlungen über die Abrüstungsfrage mit den Außenministern Englands und Frankreichs und Norman Davis. Wie verlautet, werden auf italienischer Seite bereits jetzt eingehende Erwägungen angestellt, in welcher Weise der Viermächtepakt im Falle eines ergebnis losen Ausgangs der kommenden Abrüstungsbefprechun- gen der Großmächte in Funktion treten könnte. Naisiagung in Genf eröffnet. Rostinn Direktor der Minderheitenabteilung. Die 67. Tagung des Völkerbundrates wurde zu nächst mit einer geheimen Sitzung eröffnet. In der Sitzung ist der Danziger Völkerbundkom- mifsar Rosting zum Direktor der Minderheiten abteilung des Völkerbundsekrctariats ernannt worden. In letzter Stunde war von französisch-polnischer Seite ein Intrige eingeleitet worden, um die Wahl Rostings zu verhindern. Von deutscher Seite kann die Wahl Rostings aufs wärmste begrüßt werden. Staatssekretär von Lohr in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Der Staatssekretär im Rcichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft, von Nohr, ist unter Gewährung des gesetzlichen Wartegcldes in den einst weiligen Ruhestand versetzt worden.