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Ausvrua gcgeven tst, daß Herr Seldte das auf ihn ge fallene Reichstagsmandat niederlegt. Die Sitzung nach einer kurzen politischen Rede des Parteiführers mit einem Treugelöbnis der gesamten Fraktion für Dr. Hugenberg. Für die nächste Tagung der Reichstagsfraktion wurde das deutsche Danzig als Tagungsort bestimmt. Ein unhaltbarer Beschluß. Die deutsche Bereitschaftspolizei soll militärischen Charakter haben. Der Effcktivausschuß der Abrüstungskonferenz hat in namentlicher Abstimmung mit Stimmenmehrheit den „militärischen Charakter und die Kriegs- Verwendbarkeit" der deutschen Bereitschafts polizei mit 34 OVO Mann und der deutschen Polizci- anwärter mit 4000 Mann sestgestellt und damit die An rechnung dieser 38 000 Mann der deutschen Polizei bei der künftigen Festsetzung der gesamten deutschen Hcercsstärke gefordert. Die Einbcrechnnng der deutschen Vereitschaftspolizci wurde mit 13 Stimmen gegen die Stimmen von Italien, den Vereinigten Staaten und Un garn, die Einbercchnung der Polizeianwärter mit neun gegen die Stimmen der Vereinigten Staaten, Italien, Un garn, Österreich und Holland beschlossen. Der deutsche Vertreter meldete die offiziellen Vorbehalte Deutschlands gegen diese Entschließung an. Ebenso brachte der amerikanische Vertreter, Oberst Strong, einen Vorbehalt gegen die Entschließung ein, da der Effektivausschuß nach amerikanischer Auffassung gegen Deutschland eine einseitige, ungerechte Me thode angewandt habe, die bisher noch keinem Lande gegenüber angewandt worden sei. SWpolizel Kat nicht militärischen Charakter. Weitere Beschlüsse in Genf. Der Effektivausschuß der Abrüstungskonferenz HÄ mit sieben gegen sechs Stimmen beschlossen, die deutsche 5ailfspolizei nicht als eine Organisation militärischen Charakters anzuseben und somit bei der Festsetzung der deutschen Heeresstärke nicht zu berücksichtigen. Gegen diesen Beschluß stimmte die gesamte französische Staatengruppe mit Spanien. Der Vertreter Frank reichs erklärte, daß die deutsche Hilfspolizei aus den privaten Wehrverbänden rekrutiert würde und der rein militärische Charakter dieser Verbände außer Zweifel stünde. Die Vertreter Frankreichs und Englands meldeten Vorbehalte gegen den Beschluß des Ausschusses an. Der deutsche Vertreter, General Schönheinz, machte ein gehende Mitteilungen über den wahren Charakter der Sickerbeitsvolizei. . Das Mchihofen-Museum eingeweihi. Im Hause seiner Mutter in D»)weidnitz. Die Eröffnung des Richthofen-MuseumS kn Schweidnitz gestaltete sich zu einem Erlebnis. Nach einem Empfang der Ehrengäste erfolgte die Begrüßung der SA. durch den Obergruppenführer Heines, in dessen Begleitung sich Oberpräsident Brückner, Präsident des Luftfahrtverbandes, der Pour-le-Merite-Flieger Loer- zer, der Bruder Richthofens, Bolko von Richt hofen, und noch eine Reihe weiterer Kampf- und Pour« le-Märite-Fliegcr, unter ihnen ein von Manfred von Richthofen abgeschossenerenglischerFlieger- offizier, befanden. Dann erfolgte in der Villa der Freifrau von Richthofen die Einweihung des Museums. Vor der Villa hatte eine Kompanie Reichswehr, eine Hundertschaft der Schupo und eine Abteilung der SA. aus Schweidnitz Aufstellung acnommen. Bolko von Richbhofen begrüßte die Er schienenen und übergab das Museum der Öffentlichkeit. Anschließend wurde die Rede des am Erscheinen ver hinderten Luftfahrtministers Göring, die aus Schall platte übertragen war, den Anwesenden übermittelt. Minister Göring führte u. a. aus: „Die Mutter hat richtig empfunden und verstanden, daß das vergangene Deutschland der letzten vierzehn Jahre kein Richthofen- Museum haben durfte. Jetzt aber, da die deutsche Nation sich wieder im Aufbruch besindet, jetzt schien auch ihr der Augenblick gekommen, das, was sie für sich und ihre Familie bewahrt hatte, dem deutschen Volke zu geben. Vaterland, Ruhm, Pflicht und Opfer:" das sind eigentlich die Worte, die hier an den vier Wänden stehen müssen. Vaterland und Volk waren für Richthofen Inbegriff all seines Seins. Dieses Museum, hochver ehrte Frau Baronin, dieses Museum, Kameraden, soll und mutz für alle Zukunft ein Beweis dafür sein, daß Deutsch land nicht vergeht, daß Deutschland leben w i r.d" Rach einem kurzen Schlußwort des Richthosen- Kameraden Loerzer führte Oberpräsident Brückner Frau von Richthosen auf die Straße, wo ein Vorbeimarsch der Reichswehr, der Polizei und der SA. die Feier beschloß. Französischer Generalkonsul Mich verunglückt. In Dresden stieß der Kraftwagen des franzS« fischen Generalkonsuls La Berne de Garde a« der Ecke der Wiener- und Lesstngstratze mit einem Straßen bahnwagen zusammen. Dabei verunglückte der General konsul tödlich. Führerappell des Giahlhelm. Vor dem Bundesführer Seldte in Berlin. Die Bundespreffe des Stahlhelm teilt u. a. mift „Der vom Bundesführer des Stahlhelm, Reichs arbeitsminister Franz Seldte, befohlene Appell der Führerschaft des Stahlhelm fand im Reichs arbeitsministerium statt. Nachdem die Führerschaft des Stahlhelm dem Bundesführer gemeldet war, hielten der Bundesführer und die Kameraden von Bülow- » Schwante und von Morozowicz Ansprachen und Vorträge über die politische Lage und die kommenden Aus gaben des Bundes. Das von dem Bundesführer verkündete Gesetz seiner diktatorischen Führung, das von jetzt an für den ganzen Bund Geltung hat, wurde von der gesamten Führerschaft mit größter Begeisterung ausgenommen. Mit einem Treuegelöbnis für den Bundessührer Franz Seldte und dem gemeinsamen Ge sang des vierten Verses des Deutschlandliedes sand der Appell seinen Abschluß. Es wurden vorher folgende Ernennungen bekannt gegeben: Kamerad von Morozowicz zum Bevoll mächtigten des Bundcsführers, Kamerad von Ste phani zum Bundeshauptmann und Kamerad Freiherr von Medem zum Bundespressechef. Kamerad Jütt ner wurde zum Führer des Landesverbandes Mittel deutschland ernannt." Die Bekanntmachung des stellvertretenden Führers der NSDAP, ist dahin aufzufassen, daß, wie bereits vor der nationalen Revolution, die Mitgliedschaft beim Stahl helm eine Mitgliedschaft bei der NSDAP, ausschlietzt und umgekehrt. Lediglich der Führer, Arbeitsminister Seldte, ist als Bundesführer des Stahlhelm zu gleich Mitglied der NSDAP. Er und durch seine Per son der gesamte von ihm geführte Stahlhelm unter steht somit dem Führer Adolf Hitler. * Das Bundesamt des Stahlhelm teilt mit: Der Bundesvorstand des Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten, begrüßt den Führer der nalionalen Bewegung, den Reichskanzler Adolf Hitler, und gelobt ihm mit seinem Bundesführer Franz Seldte treue Gefolgschaft. „Vertrauensvolles Zusammenwirken." NSDAP, und Stahlhelm. Die Rcichsleitung der NSDAP, gibt bekannt: „Die Erklärung des Stahlhelmführers Seldte, daß er mit seinem gesamten Verbände der NSDAP, beitritt, wird als ein gewissermaßen symbolischer Akt begrüßt, durch den seitens des „Bundes der Frontsoldaten" der Erfolg des Führertums Hitlers anerkannt wird. Darüber hinaus wird im gegenseitigen Einver ständnis an der bewährten organisatorischen Scheidung fcstgchalten werden, die so weit geht, daß eine tatsächliche Doppelmitgliedschaft im einzelnen nach wie vor nicht zulässig sein soll. Die NSDAP, ist überzeugt, daß die freundschaftliche Weste des Stahlhelms beiträgt zu weiterem vertrau ensvollem Zusammenwirken zum Nutzen des deutschen Volkes. Seldte soll fein Aeichstagsmandat niederlegen. Eine Forderung der DNVP. Mer die dreitägige Sitzung der deutschnatio- «ale» Reichstagsfraktion wurde ein Bericht ausgegeben, in dem es u. a. heißt: „Die Fraktion behandelte u. a. die Vorgänge im Stahlhelm und die durch die Absetzung des verdien ten zweiten Bundesführers Duesterberg geschaffene Situation. An Oberstleutnant Duesterberg wurde ein telegraphischer Gruß gerichtet, der seiner opferwilligen nationalen politischen Arbeit gedenkt. Der Fraktion wurde von einem Schreiben Kenntnis gegeben, das der stellvertretende Parteivorsitzende an Herrn Seldte gerichtet hat, und in dem der Erwartung Dr. Goebbels ist Ehrenbürger von Rheydt geworden. Reichsminister Dr. Joseph Goebbels wurde bei seinem Besuch in Westdeutschland von seiner Vaterstadt Rheydt- Gladbach zum Ehrenbürger ernannt. Unser Bild berichtet von der Festsitzung, in der D r. Goebbels (links) durch den Oberbürgermeister (rechts) den Ehrenbürgerbries überreicht be- bekommt. 8» Nachdruck verboten. t. Fortsetzung. .Gerhard Bertsch?" mit Dampf, Elektrizität, bis hinunter in Teufen, wo hier noch kein Mensch dran dachte. Da sollen noch ge waltige Mengen Erz anstehsn." „Ach, Märchen! Der findige Herr hat's eben ge lernt, bei den Nankees, das Goldmachen — aus an derer Leut's Taschen. Aber lassen Sie ihn nur ruhig machen. Wird nicht lange dauern, und die ganze Herrlichkeit kracht schönstens zusammen! Blauer Dunst, Und der Gutsherr begann langsam auszuschreiten, nach der Linde hin. Burgmann blieb ihm zur Seite. So sagte er: „Sie unterschätzen diesen Menschen doch etwas. Bertsch weiß natürlich, daß er allein nichts machen kann. Darum hat er Verhandlungen mit der Landes bank angeknüpft. „Hollah!" „Ja, und ein Sachverständiger ist im Auftrag der Bank auch schon hier gewesen,, in aller Heimlichkeit — erst gestern erfuhren's dis Gewerken selber. „Nun, und — „Sein Gutachten soll so günstig ausgefallen sein, daß die Bank sich zu einer Aktion entschließen dürfte. Die Gewerkschaft soll mit ihrer Hilfe in ein Aktie unternehmen umgewandclt werden." „Teufel — das wäre freilich etwas anderes! Dann kann's unserem Erbstollen schlimm gehen." Henner von Grund sprach im eigenen Interesse. Seine Familie war am Erbstollen seit alters her be teiligt, und er sogar der Repräsentant dieser ältesten Eisengrube des Landes. Seine Stirn furchte sich da her, wie er jetzt noch Weiler sagte: „Eine solche Konkurrenz — einfach fertig wären wir dann!" „Mag wohl sein!" Gelassen gab es Burgmann zu rück. „Aber mcht deswegen etwa komme ich zu Ihnen. Eine andere Gefahr meinte ich. Wenn's nun dem Bertsch glückt und mit Hilfe der Bank der Gruben betrieb im großen anhebt, wenn Hütten- und Stahl werke hrnzukommen, wenn Hunderte, ja Tausende von landfremden Arbeitern hier einzichen in unser stilles Tal — das meine ich! Man hat's ia okt amino osbäm „Nun ja — der Sohn vom verstorbenen Bergver- valter, der vor zehn Jahren nach Amerika ging." v »Ach der! -- Also der ist wieder im Lande?" „Schon eine ganze Weile, hat sich nur nicht hier blicken lassen, mit aller Absicht. Aber drunten in der Stadt Kat er schon seit Monaten sein Wesen ge trieben.* „Nun, und was will das Herrchen denn hier? Wohl unterkriechen, nachdem er draußen nicht mehr weiter kommt? Ja, so endet's immer!" „Diesmal aber nicht. Dem Bertsch ist's geglückt. In Chile, oder wo er sonst war, hat er's zum Leiter eines großen Bergwerks und zu einem guten Stück Geld gebracht, und nun hat er Großes vor, hier bei uns." . „Da bin ich in der Tat begierig!" „ES ist gestern Gewerkenversammlung von Chri stiansglück gewesen. Ich hört's heut' morgen droben vom Reusch. Bis in die späte Nacht ist's gegangen, sie sind sich fast in die Haare geraten, aber schließ lich hat er's doch durchgesetzt, der Bertsch mit seinem geheimen Anhang — es war eben eine regelrechte Ueberraschung —, daß sie ihn zum Direktor der Zeche gewählt haben." „Direktor? Nicht schlecht!" Laut lachte Henner von Grund los. „Von dem Pütt, der bisher kaum noch einen Bergverwalter abwarf? Na, recht so — nur zu! Sie sind ja ohnehin am Ende mit ihrem bißchen Eisen." . „Gewiß, für die bisherige Betriebsart. Aber sie Mollen's nun ganz anders anpacken. Ganz modern. von draußen in der Welt, wie's dann zugehk^Dantt zieht auch ein neuer Geist mit ein, vorbei ist's mit alter guter Zucht und Sitte, die Bande von Ordnung und Gehorsam lösen sich an allen Enden." „Weiß Gott, ja!" Erregt stimmte Henner von Grun) zu. — wenn man so'n Sündengeld verdient wie die!" x „Aber soll man das dulden — alles wirklich so kommen lassen, hier im Rauhen Grund? Wo wir auf unserer Väter Scholle Haufen auf unsere Art, so lang wir denken können! Auf unsere Art, auf die wir stolz waren von jeher, mit Recht! Soll da nun so ein hergelaufen Volk sich breitmachen und sein Maul auf reißen, als ob sie Herren wären im Lande?" „Nein — das sollen sie nicht!" Schmetternd fuhr Henner von Grunds Faust auf den Tisch unter der Linde, bei dem sie jetzt standen. Befriedigt nickte der Alte im weißen Haar. „Wußt's, daß Sie so sprechen würden, und darum kam ich her." Die hsllscharfen, blauen Augen unter den weißen Brauen drangen jetzt fest in die des Gutsherrn, wie er nun fortfuhr: „Wir sind nicht gerade Freunde gewesen bisher, Herr von Grund." „Nein — beileibe nicht!" lachte der andere. „Aber das ist von jeher so Brauch gewesen unter uns Männern vom Rauhen Grund: Immer im Kampr miteinander. Doch kommt der Landfeind von draußen — dann stehen wir zusammen." „Das soll gelten! Er soll sich verrechnet ha ben, dieser Herr Bertsch, der da meint, unser Rauher Grund wäre nur grab' so ein Fressen für ihn!" i „Und wie gedenken Sie's anzugreifen?" „Wir dürfen's nicht zur Verbindung mit der Bank kommen lassen." „Aber wie hintertreiben?" „Wir müssen Einspruch erheben, irgendwelcher AE Gründe werden sich schon finden lassen — kurzum,^Kir schikanieren diese Kerls, hinten und vorn." , „Da werden sie zum Beraamt laufen."' lFortsetzutWMM