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Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag duräD Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschafi Meitzen, des Amts gerichts und des Stadlrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 227 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 28. September 1933 Vie Wahl tles steMbmkok. Reichsbischof Ladwig Mller. Die Deutsche Evangelische Nationalsynode wählte in Wittenberg einstimmig Landes- bischos LudwigMüller zum erstenReichs- bischof der Deutschen Evangelischen Kirche. Lie erste deutsche evangelische National synode wurde in der Wittenberger Stadt- kirche feierlich eröffnet. In weit gewölbtem Mittel schiff hatten die Mitglieder der Synode und die Führer der deutschen Landeskirchen ihre Plätze eingenommen. In den ersten Reihen sah man u. a. Oberpräsident Kube, Bischof Hosscnfelder, den Präsidenten des Altpreutzischen Kirchensenats, Dr. Werner, ferner die Land es - bischöfe der deutschen Landeskirchen in vollem Ornat. Als Vertreter des Rcichsinnenministers Dr. Frick nahmen an der Generalsynode die Ministerial direktoren Gottheiner und Dr. Buttmann teil. In dem mit Fahnen geschmückten Altarraum halten die fürs Mit glieder der einstweiligen Kirchenleitung Platz genommen, Landesbischof Müller, Landesbischof Schöffel, Professor Fezer, Professor Schumann und Präsident Koopmann. Landesbi schos Müller erösfnete die Synode mit einem Luthergebet. Dann verpflichtete er die Mitglieds der Synode auf die Verfassung der Deutschen evangelischen Kirche. Darauf erstattete Landesbischof Müller den Bericht über die Tätigkeit der einst weiligen Kirchenleitung. Er berührte einleitend das Ergebnis der Kirchenwahl vom 23. Juli. Das ver ständliche Bestreben, den Wahlausfall bei der Zu sammensetzung der Kirchenleitungen der Landeskirchen Geltung zu verschaffen, führte zu mancherlei Sch w ierigkeiten, für deren Beilegung die Kirchen leitung viel Mühe und Zeit aufwenden mußte. Das zweite Aufgabengebiet war das der ch r i st l i ch en V er b ä n d e. Hier ließ sich die einstweilige Kirchenleitung von dem Grundsatz leiten, daß alles vorbereitet werden sollte, um nach der Berufung des Reichsbischoss ein einheitliches Werk zu bauen. Als ein weiteres Aufgabengebiet er wähnte Landesbischof Müller die Gestaltung des Rechts innerhalb der Kirchen selbst sowie auch in ihrem Verhältnis zum Staat. Im Zuge der Verwirklichung der Deutschen evangeli schen Kirche lag es, so fuhr der Landesbischof fort, durch Zusammenlegung der kleinen Landeskirchen eine straffere Einheit der deutschen Kirche zu schaffen. Man ging dabei unter Berücksichtigung der landschaftlichen, standesmäßigen und geschichtlichen Eigen art von dem Grundsatz aus, daß Landeskirchen mit einer geringeren Seelenzahl als 1 Million zum Anschluß an eine größere Landeskirche ihres Bekenntnisses aufgefordert und nötigenfalls durch Gesetz dazu veranlaßt werden mußten. — Besonders lag es der Kirchenleitung am -Herzen, iu dieser Übergangszeit die Verbindung mit den deutschen Auslands kirchen aufrechtzuerhalten und deren Vertrauen für die neue Kirche zu gewinnen. Obwohl nicht zu leugnen sei, daß sür von außen her Sehende das gegenwärtige Geschehen in den deutschen Kirchen sich nicht immer sofort dem Verständnis erschließe, so bliebe es um der Einheit des Glaubens willen auch für die neue Kirche ein An liegen, die Verbundenheit im Geiste aufrechtzuerhalten. Im Ramen der Nationalsynode dankte dann der Präsident «Les altpreußischen Kirchensenats, Dr. Werner, den Mit- Pliederu der vorläufigen Kirchenleitung für ihre Tätigkeit. Von der Eröffnung der Nationalsynode. Vnkpi-Nild von der E r ö f f n u n g der ersten Deut schen Evangelischen Nationalsynode m Wittenberg berichtet veu dem feierlichen Umzug durch die S adt-Landesbischof llermit dm Kirchenführern ^ wird von der KevoÜerung jubelnd begrüßt. ReichMschof Müller: Jetzt Umbau der Kirche von innen her. Der feierliche Schlußakt in Wittenberg — Ehrungen der Bevölkerung. Die Sitzung der Nationalfynode, in der die Be rufung des Reichsbischoss erfolgte, erhielt ihr feierliches Gepräge durch die Anwesenheit der Führer sämtlicher Landeskirchen, der Vertreter des Reichs und des Staates sowie zahlreicher führender Persönlichkeiten aus der Glaubensbewcgung „Deutsche Christen" und den freien kirchlichen Verbände». Professor v. Fezer, dem Landesbischof Müller zu Beginn der Sitzung den Vorsitz übergab, teilte der Nationalsynode mit, daß die Führer der deutschen Landes kirchen einmütig der Synode die Wahl des Landes bischofs Ludwig Müller zum Reichsbischos vor schlügen. Er richtete an die Synode die Aufforderung, ihre Zustimmung zu biesem Vorschlag zu geben. Da sich kein Widerspruch erhob, war der erste deutsche Neichs- bischos einstimmig berufen. Nachdem Reichsbischos Müller gelobt hatte, gemäß der Verfassung der Deutschen Evan gelischen Kirche sein Amt zu führen, sprach er vom Altar aus, der von den Fahnen des neuen Deutschlands um säumt war, ein Gebet. Dann berief er an seine Seite die vier Mitglieder des Geistlichen Ministeriums. Im Ramen des deutschen evangelischen Kirchenvolkes entbot Bischof Hossenfelder dem Reichsbischof Gruß und Segenswunsch. Der erste Reichsbischos der Deutschen Evangelischen Kirche, Landesbilchoi Ludwig Müller. Unter größter Anteilnahme der Versammlung verlas Reichsbischos Müller dann seine Proklamation an das evangelische Deutschland. Er schloß darauf mit Gebet und Segen die erste Tagung der Nationalsynode. Als Bekenntnis und Gelübde erklang das Luther-Lied „Ein' feste Burg ist unser Gott" durch den gewaltigen Naum der Lutherkirche. Bei Einbruch der Dunkelheit versammelte sich auf dem Marktplatz die Bevölkerung der Lutherstadt zugleich mit den Formationen der SA., der SS., des Stahlhelm und der kirchlichen Verbände, um den neu berufenen Reichsbischof zu begrüße m Durch das Spalier der Fackelträger begab sich Reichsbischos Müller mit seinen Ministern zum Rathaus. Vom Balkon des Rathauses gab Oberbürgermeister Faber der Freude der Bevölkerung über das Ergebnis der Nationalsynode Ausdruck. Reichsbischos Müller führte dann aus: Der erste Schritt aus dem Wege des Neubaues der Evange lischen Kirche sei getan. Das äußere Gewand der Kirche sei fertig. Jetzt aber beginne das eigentlich Große und Schwere der Arbeit: nämlich die Kirche von innen her lebendig aufzubauen. Die Deutsche Evangelische Kirche gehöre dem deut schen Volke, mit dem sie aufs engste nach Art und Wesen verbunden sei. Niemand solle meinen, daß die nun anzupackenden Aufgaben von der Führung allein getan werden könnten. Alle müßten mithelfen mit fröh lichem Vertrauen. Im neuen Reich sei eine neue wundervolle Kameradschaft angebrochen, be gründet in dem Glauben an den Führer und an des Volkes Zukunft. Und fo, wie der Führer immer wieder betone, daß Gott es sei, der das Neue dem Volke geschenkt habe, so gelte es, gemeinsam aufzuschanen zu dem, der über den Sternen wohne. Mit heißer Liebe hänge die Evangelische Kirche an Volk und Heimat, am Boden deutscher Erde. Aus dieser tiefsten Empfindung heraus müsse an den Neubau der Kirche von inne» h er aeaavLL» werde«. Der Reichsbischos gab mit Bewegung seinem Danks Ausdruck für diesen Tag und Abend. Begeistert stimmte die Menge in den Siegheilruf des neuen Führers der Deutschen Evangelischen Kirche ein. Als erste Amtshandlung nahm der Reichs« bischos die Berufung des Geistlich cnministe- riums vor. Dem Geistlichenministcrium gehören an: als Vertreter der uniierten Kirchen Bischof Hossen- selder, als Vertreter der lutherischen Kirchen Landes- bischos Schöffel-Hamburg, als Vertreter der re formierten Kirchen Direktor Weber-Elbersekd, als weltliches Mitglied Präses Dr. Werner. Dann erließ der neue Reichsbischos eine feierlich« Prollamatiou an das evangelische Kirchenvolk. * Proklamation des Reichsbischoss. Reichsbischos Ludwig Müller hat eine Proklamation in das evangelische Kirchenvolk gerichtet, in der es unter anderem heißt: Der heutige Tag ist für die Geschichte der evangelischen! Kirche und für die Geschichte des deutschen Volkes vow größter Bedeutung. Die evangelische Kirche ist insofern ein Spiegelbild deutschen Charakters, als unsere Kirche im Gegensatz zu der Geschlossenheit der römischen von Anfang an unter heilloser Zersplitterung litt. Mit dem heutigen Tage beginnt nun ei» neuer ge^ schichtlicher Abschnitt. Was heute auf Grund der neuen Verfassung werden lvill, ist kein lockerer Kirchenbund, dem es im entscheiden den Augenblick an der erforderlichen Macht fehlt, sondern eine einheitliche Kirche religiöser Gestaltung in ihren Gliedern, aber eins in dem bleibenden Grunde und eins in der Erkenntnis, daß die große Aufgabe der Gegenwart gelöst werden müsse. Die neue Kirche ist reich gegliedert nach der Art der Arbeit, aber einheitlich und geschlossen in der gesamten Führung. Die Zeit der verantwortungslosen Selbstherrlichkeit des Individualismus, die in salschverstandcner evangeli scher Freiheit alles kirchliche Leben in seinem Bestand be drohte, ist vorbei. Die ganze deutsche freiheitliche Bewegung unter Füh-^ rung unseres Kanzlers wird von uns empfunden als ein Geschenk Gottes in einer Zeit der Entscheidung, wo die Feinde des Kreuzes Christo auf dem besten Wege waren, unser Volk innerlich und äußerlich völlig zu vernichten. Aus dem Siegeszug der deutschen freiheitlichen Be wegung hören wir das mahnende und aufrüttelnde Rufen unseres Gottes. Wir sind des ehrlichen und aufrichtige»! Willens, aus dieses Rufen Gottes zu hören und danach zu tun. Gerade der ewige Auftrag der Kirche verlangt: daß wir die gegenwärtige Stunde erkennen, ein neues Reich ist im Werden, der neue Mensch im neuen Reich will auch werden. Da darf die Kirche nicht warten, bis die Menschen zu ihr kommen, sondern die Kirche muß die Menschen suchen, und zwar die Menschen, wie sie heute nun einmal da sind, den SA.-, den SS.-Mann, den Mann des Arbeits dienstes, den Mann am Pflug, am Schraubstock, in der Studierstube, die Heranwachsende Jugend und ganz be sonders die deutsche Frau und Mutter, daß sie in die Seele des Heranwachsenden Geschlechts pflanze: lebendige» Glauben, ehrfürchtiges Gottvertrauen und fröhlich-starkes Verantwortungsbewußtsein. So heißt der Auftrag der Kirche: Heran an das deutsche Volk mit ihrer befreienden helfenden fröhlichen Botschaft von Christus, dem Kämpfers dem Heiland, dem Herrn. Die Bekenntnisse unserer Väter sind uns heiliges Erb-j gut, das wir behüten und schützen. Wir wollen auch dar über wachen, daß die Bekenntnisse unangetastet bleiben: Zudem wird es sich als Selbstverständlichkeit erweisend daß die Träger öffentlicher Ämter in Deutschland unserer Art und Abstammung sein müssen, so daß auch das Pfarr-! amt dem Zuge dieser Rechtsentwicklung folgt und eins Sonderregelung von kirchlicher Seite sich sehr bald er-j übrigen wird. Aus allen bisherigen Erörterungen dürfte klar gewor^ den sein, daß die deutsche evangelische Kirche keine gleich-, gültigen Neutralitäten dem Staat gegenüber kennt. Wir? wollen aber andererseits auch nicht Staatskirche sein. Der neue Staat wird den evangelischen Einfluß auf die Heranwachsende Jugend nicht hemmen, sondern mit Verständnis und Fürsorge handeln. Vertrauen soll und wird auch die Grundlage unsere, Beziehungen zu den evangelischen Kirchen iir Auslande sein. Wir werden uns nicht in eigenwilliger Selbstgerechtigkeit abschließen wollen. Gerade weil wir unsere Sendung an unser Volk erkermen, werden wir zu den evangelischen Kirchen anderer Völker ein Verhältnis ehrlicher und innerlicher wahrhaftiger Zusammenarbeit haben. . . Auch zu den übrigen kirchlichen Gemeinschaften in« ner hL lck) unseres Vaterlandes LlächtMMir freluMchgft«