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Oie Arbeiislosenziffer weiter gesunken. Die Arbeitsmarktlage im Reich. Wie die Reichs« n st alt für Arbeitsver mittlung und Arbeitslosenversicherung berichtet, ist die Zahl der bei den Arbeitsämtern gemelde ten Arbeitslosen in der Zeit vom 1. bis 15. September um weitere 57 0000 gesunken. Die Vier-Millioncn-Grenze wird damit nur noch um rund 65 000 überschritten. Da im allgemeinen Ende August, Anfang September der jahreszeitlich bedingte Kräftebcdarf gedeckt ist und in einzelnen Wirtschaftszweigen die Freisetzung von Arbeits kräften zu beginnen Pflegt, ist dieser weitere Rückgang ein beachtliches Zeichen für die Wirksamkeit der von der Reichsregierung cingelciteten Maßnahmen zur Bekämp fung der Arbeitslosigkeit. Insgesamt wurden bei den Arbeitsämtern rund 4 067 000 Arbeitslose gezählt, das sind rund 1 934 000 weniger als zur Zeit des H ö ch st st a n d e s der Arbeits losigkeit im Februar d. I. Der Bestand am 15. Sep tember liegt um rund 1,2 Millionen unter der Bestands zahl am gleichen Termin des Vorjahres. Während am 31. August 1933 erstmalig auch die entsprechende Bestandsziffer des Jahres 1931 nm 90 000 unterschritten worden war, hat sich diese Spanne nunmehr auf über, eine Viertelmillion vergrößert. i Von den Arbeitslosen bezogen am 15. September 337 000 Arbeitslosenunterstützung (Abgang 23 000) und 1 143 000 Krisenunterstützung (Ab gang 27 000). Die Zahl der mit Mitteln der Reichs anstalt beschäftigten Notstandsarbeiter, die am 31. August rund 187 000 betragen hat, dürfte in der Berichtszeit weiter gestiegen sein. Handwerkerkarte bereits ab 1. Oktober. Auf einer Handwerkerversammlung teilte der Syndikus der Frankfurter Handwerkskammer, Dr. Dolezych, u. a. mit, daß bereits ab 1. Oktober mit der Ausgabe der Handwerker karten begonnen werde. Die entsprechende Verfügung werde in der nächsten Woche bekanntgegeben werden. Handwerker karten würden nur an diejenigen ausgegeben, die in der Handwerkerrolle eingetragen seien. Auf Erteilung einer solchen Karte müßten be sondere Anträge gestellt werden, die ein von der Kammer einzusetzender Ehrenrat nachzuprüfen habe. Die Frist zur Antragsstellung auf Erteilung einer Handwerkerkarte laufe mit dem 31. Dezember 1933 ab. Die Handwerker karte foll bekanntlich dem Handwerksmeister als Ausweis dienen, ohne den er keine öffentliche Arbeiten ausführen darf. Senkung von Kranlenkaffenbeilrägen. Ein Erfolg der pommerschcn Arbeitsfront. Auf Anordnung des Bezirksleiters der Arbeits front Pommern, Pg. Tietböhl, hat der pommersche Landesverband im Hauptverband der deutschen Kranken kassen durch den Beschluß einer erheblichen Bei tragssenkung den Schlußstrich unter das Kapitel marxistischer Korruptionspolitik gesetzt. Die durch Be seitigung der bisherigen Mißwirtschaft erzielten Er sparnisse ermöglichen den pommerschen Ortskrankenkassen eine Senkung der Beiträge um durch schnittlich 10 bis 15 Prozent. Diese Ermäßi gung, die zum 1. Oktober eintreten wird, erfaßt rund 145 000 Mitglieder und bedeutet für die pommersche Wirt schaft eine Entlastung in Höhe von 1 Million Mark jährlich. Angeberium wird bekämpft. Das bayerische Justizministerium kündigt neuerdings schärfste Bekämpfung des Angebertums an. Den Dienst aufsichtsbehörden gingen noch immer zahlreiche Be schwerden über Beamte zu, bei deren Behandlung sich nur zu oft herausstellte, daß die Vorwürfe jeder Grundlage entbehren und offensichtlich nur persönlicher Gehässigkeit, Rachsucht und sonstigen niedrigen und eigensüchtigen Motiven entsprun gen sind. Es wird darauf hingewiesen, daß die Bestimmungen des Strafgesetzbuches über die falsche Anschuldigung wesentlich verschärft worden sind. In den ge eigneten Fällen werde unnachsichtlich auf Grund dieser Bestimmungen vorgcgangen werden. Vereinsachies Befchlußversahren im Reichsrat. Der Reichsrat hielt seine erste Sitzung nach der Sommerpause ab. Reichsinnenminister Dr. Frick hieß als Vorsitzender die Mitglieder des Reichsrats zu neuer Arbeit willkommen. Nach der Erledigung der Tages ordnung brachte Dr. Frick eine Vorlage ein, die ein ver einfachtes Umlaufverfahren bei Beschlüssen des Reichsrats einführt und auch die einstimmige Billi gung des Reichsrats fand. Danach kann das Reichs ministerium des Innern, falls die Bedeutung eines dem Reichsrat zur Beschlußfassung vorgelegten An trages (Vorlage oder Eingabe) keine mündliche Beratung erfordert, oder eine solche wegen Eil bedürftigkeit nicht möglich ist, die Beschlußfassung des Reichsrats auf schriftlichem Wege herbeiführen (Umlaufssache). Auch mit Ausschußbeschlüssen kann in gleicher Weise Verfahren werden. Der Minister betonte, daß die Gegenstände, die ein größeres öffentliches Interesse beanspruchten und über die eine Übereinstim mung nicht besteht, weiterhin im Reichsrat in der üblichen Weise behänd t werden würden. Alle anderen kleineren Vorlagen indesten können in der vorgeschlagenen Art er ledigt werden. Deutscher Gruß und GA -Gruß. Die Grußpflicht in der SA. Der Chef des Stabes hat laut „NSK." eine Ver fügung über die Grußpflicht innerhalb der SA. erlassen, in der u. a. folgende Bestimmungen festgelegt sind: Es ist zu unterscheiden zwischen dem deutschen Gruß und dem SA-Gruß. Während der deutsche Gruß in einem Erheben der rechten Hand in beliebiger Ausführung besteht, also mehr einen allgemeinen kameradschaftlichen Gruß dar stellt, wird der SA. - Gruß nach den Bestimmungen der SA.-Dienstvorschrift (usw.) durch Anlegen der linken Hand an das Koppel und Heben des ausgestreckten rechten Arms ausgeführt. Der SA -Gruß ist zu erweisen: Allen ranghöheren Führern der SA. und SS., des in die SA. eingegliederten Wehrstahlhelm, sowie gegenüber den Offizieren der Reichs wehr und der Landes- und Schutzpolizeien. Der kameradschaftliche deutsche Gruß ist zu wechseln zwischen allen im Range gleichgestellten Angehörigen der SA. und SS. untereinander, sowie mit den eine entsprechende Dienststellung einnehmenden An gehörigen der Reichswehr, der Polizeien, mit den An gehörigen des Stahlhelm, des Deutschen Luftsporl-Ver bandes, der Hitlerjugend, des Bahnschutzes sowie mit der gesamten Parteigenossenschaft, sofern sie durch vorschrifts mäßige Bekleidung als solche erkenntlich ist. Die Verfügung weist ferner darauf hin, daß es ein selbstverständliches Gebot des Taktes und der Höflichkeit ist, daß der im Range Niedrigere den Ranghöheren zuerst grüßt, sofern es sich um die Erweisung des SA.-Grußes handelt, und daß im übrigen der Jüngere dem Älteren zuerst den deutschen Gruß erweist. Genau so ist es aber Pflicht der Begrüßten, in gleicher Weise korrekt zu danken. Das Gi^aisbegräbnis für das eiste Opfer des Solinge Unglücks. Dunkel und schwer lagen die Wolken über dem In dustriegebiet. Unablässig strömte der Regen nieder, als in Bochum die westfälischen und niederrheinischen SA.- Männer ihren Kameraden, den SA.-Oberscharsührer Fritz Kann, das elfte Opfer des Solinger Unglücks, zu Grabe trugen. Trotz des schlechten Wetters säumten viele Tau sende zü beiden Seiten den Weg. Von allen Türmen der Stadt klang Glockengeläut. In dem großen Halbrund der zehn Gräber auf dem Ehrenfriedhos, wo vor einer Woche neun SA.-Männer und ein Hitlerjunge zur letzten Ruhe gebettet wurden, wurde nun auch Fritz Kann beigesetzt. SA.-Gruppensührer Polizeipräsident Schepmann sprach im Auftrage des Führers, des Stabschefs Röhm und der westfälischen SA. die letzten Abschiedsworte. Kommunistische Verschwörung ausge-eckt. Durch eine Aktion gegen die Kommunisten in Mel dorf (Holstein) ist eine kommunistische Mord verschwörung größten Stils aufgedeckt worden Nach den Aussagen verhafteter Mitglieder der kommu nistischen Kampfstaffel sollten unter anderem der Stan dartenführer Schröder, der nationalsozialistische Führer Herwig, der Kreisleiter Matthiessen und der Polizeiober wachtmeister Wachsmuth gewaltsam beseitigt werden. Die Vernehmung der verhafteten Kommunisten ergab außerdem sensationelle Enthüllungen über einen bei Wöhrden erfolgten blutigen Zusammenstoß zwischen SA. und Rotfront, die sogenannte Wöhrdener Schlacht, bei dem zwei SA.-Männer erdolcht worden waren. 20 Reichsbannerleute festgenommen. Nachdem schon Anfang Mai in der Wohnung eines Lübecker Reichsbannerangehörigen geheime Zusam menkünfte abgehalten worden waren, und dabei be schlossen wurde, wieder Fünsergruppen des Reichsbanners zu bilden, hat jetzt die Polizei in Lübeck 20 Reichsbannerleute festgenommen, gegen die ein Verfahren wegen Hochverrats eingeleitet worden ist. Unter den Festgenommenen befindet sich auch ein ehe maliger Polizeibeamter. Die Sturmführer für die ein zelnen Stadtteile waren bereits ernannt und auch Zu sammenkünfte sind schon in Blankensee und anderen Vor orten der Stadt abgehalten worden. Mine Nachrichten. Hilgcnfetd Relchswalter fürs gesamte Winterhilfswerl. Berlin. Reichsminister Dr. Goebbels hat den Pg. Hil- genfeld zum Reichswalter für das gesamte Winterhilfs werk ernannt. „Der Deutsche" im Saargebiet verboten. Saarbrücken. Die Regierungskommission des Saargebiets hat die Verbreitung der Tageszeitung „Der Deutsche" für das Saargebiet verboten. Papen in Audienz bei Horthy. Budapest. Vizekanzler von Papen wurde von Reichsver weser von Horthy auf feinem Sommerfitz in Gödöllö in Audienz empfangen. Die Audienz dauerte längere Zeit. Da nach lud der Reichsverweser den Vizekanzler zu einem Früh stück in engstem Kreise ein. Hakenkreuzsahne aus der Hochburg der schwedischen Sozialdemokraten. Stockholm. Größtes Aufsehen erregte es, als morgens von der Hochburg der schwedischen Sozialdemokraten und Gewerk schaften, dem Stockholmer Volkshaus, die Hakenkreuzflagge wehte. Wie sie dorthin gekommen ist, konnte noch nicht fest- gestellt werden. Die Flagge war so geschickt angebracht, daß man eine Stunde lang arbeiten mutzte, um sie zu entfernen. Schließlich brach die ganze große Flaggenstange ab. Wcltslicger Post abgestürzt. Newyork. In Quincy im Staate Illinois stürzte der be kannte Weltflieger Wiley Post kurz nach dem Start mit seiner Maschine über dem Flugplatz ab. Er wurde sofort in das Krankenhaus gebracht; er erlitt einen Schulterbruch und eine Kopfwunde. Taifun vernichte; Fischerdörfer. London. Ein schwerer Taifun wütete über den südlichen Inseln Japans. 17 Fischerdörfer wurden vernichtet. 1200 Menschen find obdachlos geworden. * Vierlinge! In der italienischen Gemeinde Porto Vkro an der Adria hat eine 37jährige Frau Vierlinge zur Welt gebracht. Tie Kinder, zwei Knaben und zwei Mädchen, und die Mutter erfreuen sich bester Gesundheit. 2000larÄiger Diamant gefunden. Der zweitgrößte Diamant der Welt. Meldungen aus Belle Horizonte im brasilianischen Staat Minas Geraes zufolge wurden im Flußbett des Bento-River riesige Diamantenfunde gemacht. Unter an derem Wurde ein MOOkarätiger Diamant gefunden, der der zweitgrößte Diamant der Welt nach dem bekannten, im Jahre 1905 in der Premier-Mine in Transvaal gefun denen größten Weißen Diamanten „Culinan" sein dürfte. Die übrigen Diamanten sind alle weiß und schwanken zwischen 18 und 35 Karat. Dann aber schaute sie mit tränenverschleierten Micken zu General Weronoff auf und bettelte: „Bringen Sie mich nach dem Schloß zurück ... ich kann mich von der Heimat... vom Grabe meines Paters nicht trennen..." Doch Weroloff wehrte entsetzt ab. „Das ist ausgeschlossen, Baronesse... Alles ist verwüstet und zerstört... Danken Sie Gott, daß Sie gerettet worden sind und erfüllen Sie den letzten Wunsch Ihres Vaters. Ich werde dafür Sorge tragen, daß Sie so rasch als mög lich Ihre Papiere erhalten und nach Paris fahren können. Ihren Bräutigam wollen wir noch heute von den Ereignissen in Kenntnis setzen. Wir geben sofort ein Telegramm an ihn auf." Aber Elga schüttelte langsam den Kopf. „Nein... nein... nicht depeschieren... ich will... ich werde ... fa, ja, ich werde Dimitri alles erzählen, damit... damit er nicht allzu sehr erschrickt..." General Weroloff schaute eine Weile mit forschenden Blicken das junge Mädchen an, so daß Elga nochmals be teuerte: „So schicksalsschwere Ereignisse müssen schonend erzählt werden, Exzellenz... Lassen Sie mich bitte meinen eige nen Weg gehen." General Weroloff verbeugte sich. „Ihr Wunsch ist mir selbstverständlich Befehl, Baronesse. Aber ich darf doch Ihrem Bräutigam Ihre baldige Ankunft in Paris melden?" Elga zögerte einen Augenblick, dann erklärte sie: „Sobald der Tag der Reise feststeht, wollen wir Dimitri benachrichtigen." Dann aber bat sie darum, allein bleiben zu dürfen. General Weroloff verabschiedete sich und versicherte noch einmal, daß er alles tun werde, um ihre Abreise aus dem Flüchtlingslager baldigst zu ermöglichen. Doch Elga achtete kaum noch auf diese Worte, hörte auch das Schließen der Türe nicht mehr, denn sie hatte sich auf das Strohlager geworfen, vergrub das Gesicht in beide Hände und gab sich ganz dem Schmerz um den Herden Verlust ihres teuren Vaters hin. 8. Kapitel. Wie eine Traumwandlerin ging Elga von Woltershausen durch die nächsten Tage. Alles, was sie tat, geschah ohne innere Anteilnahme. Ihre Augen, die von vielem Weinen gerötet waren, hatten ost einen so leeren Blick, daß man fürchtete, sie könnte gemütskrank werden. Aber sie folgte den Ratschlägen der Frauen, die ihr rieten, einiges von den kost baren Schmuckgegenständen zu verkaufen, um sich für den Erlös Trauerkleider und Wäsche anzuschaffen. Doch wer sie in dem hochgeschlossenen, tiefschwarzen Kleid und dem dichten, schweren Kreppschleier sah, fühlte tiefstes Mitleid mit der Aermsten und ahnte, daß nur die Zeit die Wunde heilen konnte, unter der diese heimatlose Waise litt. Elga sprach fast mit niemandem mehr. Sie zog sich scheu von allen anderen Flüchtlingen zurück und wich ängstlich allen teilnehmenden Fragen aus. Nur wenn neue Flüchtlinge eintrafen, dann eilte sie herbei und forschte eifrig nach Boris Petrowitsch. Sie ängstigte sich um ihn, seitdem ihr der Gouverneur erklärt hatte, daß Boris Petrowitsch nicht zu ihm gekom men sei. Und er mußte doch diesen Weg gewählt haben, da er fortgegangen war, um ihr Nachrichten über ihren Vater zu bringen. Aber Tage vergingen, ohne daß Boris Petrowitsch zu- rllckkehrte. Niemand vermochte ihr irgendeine Nachricht über sein Verbleiben zu bringen. Sollte er sich fürchten, zu ihr zurück- zukehren, weil er nur eine traurige Botschaft übermitteln konnte? Aber an jenem Tag, für den Elgas Abreise festgesetzt war und sie die Papiere und die Fahrkarte erhielt, erschien ein Flüchtling und meldete, daß er auf der Straße nach R. eine Pelzmütze und eine Reitpeitsche gefunden habe. Elga, die sich gerade bei dem Vorsitzenden des Flücht lingslagers befand, wurde auf diesen Bericht aufmerksam und trat an den Tisch heran, auf dem der Bursche die gefundenen Gegenstände niedergelegt hatte. Wie mechanisch faßte sie nach der Mütze, ließ diese aber erschrocken fallen, als sie sah, daß große Blutflecke das Innenfutter rot gefärbt hatten. Dabei kam ein erstickter Aufschrei über ihre Lippen. „Boris Petrowitsch..." Betroffen horchte der Vorsitzende des Flüchtlingslagers auf und fragte: „Sie erkennen diese Mütze?" Elga nickte wehmütig und deutete auf drei Buchstaben, die an der Innenseite eingestickt waren. „B. P. R Boris Petrowitsch Rhoden..... es kann kein Zweifel sein, daß er die Mütze verloren hat. Mein Va ter schenkte vor zwei Jahren allen seinen Angestellten solche Pelzmützen. Ich selbst habe sie mit eingekauft und eigenhän dig die Anfangsbuchstaben eines jeden Namens eingestickt... auch die Reitpeitsche zeigt am Schaft die Zeichen Buchstaben eingraviert... Armer Boris Petrowitsch, was mag mtt dir gesehen sein?" Sofort warf der Flüchtling hastig ein: „Sicherlich ist er mit den Rebellen zusammengestoßen, denn verschiedene Trupps sind auf der Straße nach R. ge sehen worden. Dabei hat er wohl schwere Verwundungen er litten... vielleicht soaar den Tod." (Fortsetzung folgt.)