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Tagesspruch. Zu sichern deine Ruhe, zu kräftigen dein Mesen, betracht', was nicht mehr ist, als wär' es nicht gewesen. Betty Paoli. kredMe für den Mittelstand. „Das Wohl der deutschen Sparkassen ist mit der nationalen Wohlfahrt unlöslich verbunden . .. Nichts hat die Sparentwicklung so sehr gehemmt, wie die politische Unsicherheit, die im ständigen Wechsel der Reichs- und Landesregierungen in den letzten Jahren zum Ausdruck kam. Nun erhoffen die Sparkassen eine stabile Leitung der Reichsgeschäfte, eine ruhige, zielbewußte und klare Führung des Staates, die das Wohl aller im Auge hat. Die Sparkassen sind bereit, am wirtschaftlichen Wiederaufbau unseres Vaterlandes freudig und tatkräftig mitzuarbeiten!" Das hatte unter dem unmittelbaren Eindruck des historischen Staatsaktes in der Potsdamer Garnisonkirche der Deutsche Sparkassen- und Giroverband, also die Spitzenorganisation der deut schen kommunalen Sparkassen, erklärt, — und in dem letz ten Satz kommt nicht bloß ein Wille zum Ausdruck, son dern nicht minder stark ein Wunsch: Man soll den deut schen Sparkassen den Weg zu einer freudigeren und tat kräftigeren Mitarbeit am wirtschaftlichen Wiederaufbau unseres Vaterlandes öffnen! Der große Bankenkrach im Juli 1931 und die ge waltigen Kosten, die der Allgemeinheit die Sanierung der Grobkreditinstitute verursachte, hatte endlich einmal in voller Deutlichkeit gezeigt, wie sehr in der deutschen Kredit politik der Mittelstand in Handel und Gewerbe ins Hintertreffen geraten war. Dabei hatten nun gerade die typischen Kreditinstitute für den Mittelstand, nämlich die Sparkassen, einen furchtbaren Kampf ums Dasein zu führen, wobei sie allerdings von der Reichsbank mit einem Kredit unterstützt wurden, der noch Ende Juli vergange nen Jahres eine Höhe von fast 1100 Millionen hatte. Dann aber ging es aufwärts, und bis zum 15. März wur den von jenen 1100 Millionen Mark Kredit mehr als 600 Millionen aus eigener Kraft zurückgezahlt. Alle verfügbaren Mittel wurden dafür eingesetzt; — aber auf der anderen Seite stand dem der große Nachteil ent gegen, daß eine finanzielle Förderung selbständiger kleiner und mittlerer Unternehmer und "Betriebe durch Ge währung von Personalkrediten nicht erfolgen konnte und durfte. Nun aber weht ein anderer Wind durch die Wirt schaftswelt, weht auch ein anderer Wind von „oben" her. Namentlich jetzt mit der Saisonbelebung wachsen die Kreditwünsche, und mit allen Mitteln streben die Sparkassen für die nächste Zukunft eine stärkere Pflege des kurzfristigen Kreditgeschäftes an als bisher. Dabei hatte es sich gerade vor und noch in der Krise ge zeigt, daß das kurzfristige Kreditgeschäft seinem ganzen Charakter nach freie Mittel sehr viel schneller zur Spar- kasse zurückbrachte, und daß diese kurzfristigen Personal kredite doch vor allem typische Klcinkredite sind; das er hellt aus der einfachen Tatsache, daß mehr als vier Fünftel dieser Betriebskredite nur bis höchstens 2000 Mark gingen und weitere 15 Prozent bis 10 000 Mark; der Durch schnittsbetrag des einzelnen Kredits belief sich überhaupt nur auf 1711 Mark. . . Bei einer ganzen Reihe von Gelegenheiten ist durch den Neichswirtschaftsminister Dr. Hugenberg und seinen Staatssekretär für den Mittelstand nicht bloß einer öieMSerMtlmel vo«ese>r-kLcttrLLctturr ov»cu veku^a osk/ur neisre« wruo-xu (SS. Fortsetzung.) „Das habe ich schon gespürt, Herr Justizrat. Aber ich kann trotz alledem nichts anderes sprechen als die Wahrheit." Der Verteidiger sah ihn verzweifelt an. „Verehrter Herr Michael, wir. Ihre Freunde, glauben an Ihre unbedingte Schuldlosigkeit, aber das Gericht und die Geschworenen rich ten nach dem Indizienbeweis, und der ist erdrückend für Sie." Klaus Michael sah ihn mit einem seltsam fragenden Blick an und schüttelte dann den Kopf. „Fühlen Sie sich krank, Herr Michael? Sagen Sie es. Der Prozeß wird abgebrochen, wird vertagt." „Durchaus nicht, Herr Justizrat! Ich bin völlig gesund und Herr meiner Nerven. Zuweilen kommen mir die Menschen nur etwas unverständlich vor, halb wahnsinnig, will mir scheinen. Ich kann zum Beispiel nicht begreifen, daß man einen vollkommen unbescholtenen Menschen» der bereit ist, vor Gott und den Menschen zu schwören, daß seine Hände rein sind, verurteilen will." „Das ist unbegreiflich, Herr Michael, aber Sie werden ver urteilt." „Wohl gar zum Tode, Herr Justizrat?" Vitter sagte er es. „Damit müssen Sie rechnen. Wenn auch kaum damit zu rechnen ist, daß der Präsident es unterschreibt." Da war es eine Weile still. Klaus sah mit unbeweglichem Gesicht nach feinem Zellen fenster. Die Sonne ließ ein paar spärliche Strahlen herein, die das unfreundliche Zimmer verschönten. Werner stand einige Schritte von dem Bruder entfernt und sah mit einem Blick herzlichster Bruderliebe auf Klaus. Seine Lippen zuckten und seine Stimme klang heiser. „Du mußt leben, Klaus. Denke an Hanna!" „Ich werde leben, Werner. Aber vergiß nicht unseres Vaters Vermächtnis. Bis heute ist unsere Straße gerade gegangen. Sollen wir aus Feigheit auch nur einen Schritt abweichen? Ich vermag es nicht." Werner kämpfte mit sich, dann begann er wieder: „Vater wird dir nicht grollen, Klaus. Kampfe um dein Leben. Ich bitte dich herzlich." , „Was kann ich denn anderes tun, als die Wahrheit sprechen? Rede ich anders, es paßt ihnen doch m den In dizienbeweis. Verstehst du nicht, ich muß schuldig sein. Was joll auch heute noch kommen? As Zeugenvernehmung ist HMren KredMerteilung zugunsten des Mittelstandes uns des Kleinunternehmertums das Wort geredet worden, sondern bei diesen Gelegenheiten wurde auch immer auf die Notwendigkeit einer stärkeren Dezentrali sation im Kreditwesen hingewiesen. Die För derung eine solchen Wirtschaftspolitik deckt sich nun aber mit der natürlichen Aufgabe der Sparkassen, im Rahmen der örtlichen Wirtschaft Kreditpslege zu treiben. Das ist eine Aufgabe, die nun von vielen selbständi gen Kreditstellen mit Erfolg in Angriff genommen und durchgeführt werden kann. Die deutschen Sparkassen bilden aber ein Netz von über 3200 Einzelinstituten mit nicht weniger als 12 000 Geschäftsstellen an 5000 Orten; sie stellen mit ihren jetzt mehr als zehn Milliarden Spareinlagen finanziell das kräftigste Kredit institut dar. Das dichte Netz ihrer Zweigstellen bietet eine gewisse Gewähr dafür, daß ein verstärkt in die Er scheinung tretender gesunder Kreditbedarf der mittel ständischen Wirtschaft nun tatsächlich auch technisch erfaßt und befriedigt werden kann. Immer und immer wieder gesagt: Es kommt dabei auf den Personalkredit an. Die Reichsbank schreit schon oft und lange nach guten Wechseln, — und das müßen doch nun nicht mit aller Gewalt nur solche aus den Händen großer Wirt schaftsunternehmungen sein! Als man nach der Krise an das Aufräumen ging, hat sich ja mit bitterer Deutlichkeit herausgcstellt, wieviel zweckmäßiger und risikoloser es ge wesen wäre, wenn der Kredit auf die Schultern recht vieler mittlerer und kleiner Betriebe verteilt worden wäre. Denn diese haben sich weit krisenfester erwiesen als ihre Groß konkurrenten. Die Sünden von damals nicht zu wiederholen, sie vielmehr gutzumachen, ist das Ziel der Kredit- und Wirt- schaftsvolitik im neuen Deutschland. Die piliche Erneuerung des Berussbeamientums. Eine Ansprache des Staatssekretärs Grauert vor den Beamten des preußischen Innenministeriums. Der neue Staatssekretär des preußischen Innen ministeriums, Grauert, wies in einer Ansprache an die Beamten, Angestellten und Arbeiter des Ministeriums besonders auf die Notwendigkeit des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums hin. Ganz abgesehen von den sich täglich häufenden Fällen von Korruptionsskandalen innerhalb der Beamten schaft, sei eine materialistische Auffassung im weitesten Umfange festzustellen, die nichts mehr gemein habe mit dem Berufsethos eines staatstragenden Beamtenstandes. Auf derartige Elemente werde das neue Deutschland, auch wenn sie noch so fachkundig sein sollten, verzichten. Die Möglichkeit beschleunigter Lösung der Frage des Berufsbeamtentums werde über haupt ausschlaggebend davon abhängig sein, in welcher Zeit die fachlich vorgebildeten Beamten erkennbar ihre fachliche Eingnung einsetzen im Geiste des national sozialistischen Umschwunges. Eine von heißem Herzen getragene aufbauwillige Mit arbeit werde die Frage des Berufsbeamtentums allein lösen. Wenn wir, so erklärte Staatssekretär Grauert, wieder den verautwortungsvollen, mit reiner Weste arbei tenden Beamtenstand schaffen wollen, so werden auf der anderen Seite Anklänge an kollektivistische Ideen in der Beamtenschaft verschwinden müssen. Die Bcamtenvereine mögen sich wie früher als wirtschaftliche oder kamerad schaftliche Zusammenschlüsse erhalten; für die eigentliche Tätigkeit und für den Dienst der Beamten selbst werden wir sie nicht mehr brauchen. Staatssekretär Grauert schloß mit dem Wunsche für die preußische Beamtenschaft, daß die Größe des Augenblicks in ihr ein nicht allzu kleines Geschlecht vorfinden möge. geschlossen. Der Iustizrat spricht, der Staatsanwalt spricht, und dann verkünden morgen die Geschworenen ihr Urteil." „Ich muß heute Ihr Ja haben, Herr Michael," sagte der Justizrat wieder dringend. „Nie, nie, Herr Justizrat. Ich will mich nicht vor mir selber schämen." * * Als die Verhandlung wieder begann, war der Gerichts saal bis auf den letzten Platz besetzt. Nach der letzten Zeugenvernehmung schloß der Vorsitzende die Beweisaufnahme und erteilte Justizrat Leverkom das Wort. Unter größter Anteilnahme des Publikums begann er sein Plädoyer. Seine Freunde vom Gericht schüttelten den Kopf. War das der Justizrat Leverkom, über den man immer gespottet, den keiner recht ernst nahm?" Das Plädoyer war meisterhaft. Der Verteidiger begann ruhig und sachlich, rollte die Ent wicklung der Brüder von ihrer Jugend an auf, schilderte das Verhältnis der Brüder zu ihren Stiefbrüdern und entwarf den Geschworenen und dem Publikum ein getreues und gerechtes Charakterbild. „Sehen Sie sich die Angeklagten an. Vom ersten Tage an bis heute sitzen sie und warten auf die Gerechtigkeit, denn sie sind rein von jeder Schulde Sehen Sie meinen Klienten ins Auge, die Schuld sitzt nicht darin." Dann behandelte er d.en Ermordeten näher, entwarf sein Charakterbild ohne Gehässigkeit, aber auch ohne Beschöni gung. Ebenso verfuhr er mit dem Kommerzienrat. Den Indizienbeweis zerpflückte er bis ins Kleinste, und je länger er sprach, umso hoffnungsvoller wurde das Publikum. „Meine Herren," wandte er sich nach zweistündiger glänzender Rede an die Geschworenen, „betrachten Sie das makellose Leben des Hauptangeklagten, denken Sie daran, daß alle gehörten Zeugen dem Angeklagten das glänzendste Zeugnis ausgestellt haben, daß sie alle erklärten, keinen der Angeklagten einer solchen Tat fähig zu halten, und dann, meine Herren Geschworenen," — seine Stimme erhob sich zu größter Wuchtigkeit — der Hauptangeklagte war mit Fräu lein Hanna Eschler-Koldwey, einer der reichsten E/binnen Deutschlands, so gut wie fest verlobt. Herr Eschler-Hochheim hat mich ermächtigt, zu erklären, daß er, beziehungsweise seine Frau von diesem Herzensbund bereits vor der Verhaftung wußten und ihn beide billigten. Glauben Sie, daß ein Mann, der im Begriffe steht, ein vielfacher Millionär zu werden, mordet?" Einen Augenblick war Totenstille im Saale, dann brach ein ohrenbetäubender Beifall los. Die Glocke des Vorsitzenden konnte das Publikum nicht beruhigen. Polen versuchi neue Provokationen gegenüber Danzig. Der diplomatische Vertreter Polens inDanzig Hal sich in unglaublich anmaßender Weise in die inneren Verhältnisse der Freien Stadt eingemischt. Unter Uber- reichung eines Memorandums erhob der Polenvertreter beim Völkerbundkommissar Rosting persönlich Vorstel lungen wegen der angeblich in Danzig „verschlim merten Sicherheitsverhältnisfe". „Immer zahlreicher werden die beunruhigenden Anzeichen" — so heißt es in dem Memorandum —, „die auf die Straflosig keit gewisser politischer Organisationen, die Ausschreitun gen begehen, schließen lassen." (!) Der Senat der Freien Stadt hat unverzüglich dem Völkerbundkommissar eine Denk schrift überreicht, in der die erlogenen polnischen Behaup tungen widerlegt und die Vorstellungen des Polen vertreters als völlig unbegründet und gegen standslos erklärt werden. Abgesehen davon, daß es bisher stets polnische Ele mente waren, die Vorfälle in Danzig zu provozieren ver suchten, um Vorwände zu einem Vorgehen gegen Danzig zu schaffen, plant Polen offensichtlich mit dieser neuen Lügenpropaganda, die für Ende Mai festgesetzten Volkstagsneuwahlen durch Beunruhigung der Öffentlichkeit zu stören, und dieser neue provokatorische Vorstoß Warschaus geschieht zu der selbe n Z e i t, in der in ganz Polen die wüstesten Aus- fchreitungen gegendieDeutschen begangen werden! Ltn<er polnischem Te^or. Auch der letzte, sehr deutliche deutsche Protest in War-> schau Hal nicht verhindern können, daß die deutsch feindliche Hetze in Polen, besonders in Ost- Oberschlesien, in gleicher Schärfe weitergeht. So wurden in den Osterfeiertagen in Kattowitz die restlichen deutschen Firmenschilder mit Teerfarbe Über schmiert. Sogar bei polnischen Passanten konnte man Ausdrücke scharfer Mißbilligung gegenüber diesen Sude leien hören. In einer ganzen Reih^ ostoberschlesischer Orte mußten die von den deutschen Katholiken geplanten Wohl tätigkeitsveranstaltungen, aus deren Erlös man besonders arme Erstkommunikanten unterstützen wollte, infolge polnischer Drohungen aus fallen. Unterdessen haben die bekannten kriegsmäßigen Felddienstübungen der berüchtigten polnischen A u f st ä n d i s ch e n - Formationen wieder begonnen. Die Insurgenten sind bekanntlich militärisch organisiert, von Offizieren ausgebildet und sind mit modernen Waffen, darunter auch schweren Maschinengewehren, ausgestattet. Sie bilden seit Jahren einen jederzeit mobilisierbaren Be standteil der polnischen Wehrmacht. Sesuch Kerrls und Freislers in München Der preußische Justizminister Kerrl stattet in Bs gleitung des Ministerialdirektors Dr. Freisler den bayerischen Justizminister am Mittwoch einen Besuch in München ab. Nach einem Empfang beim Reichsstatt Halter, General von Epp, finden Besprechungen übe: Justizangelegenheiten statt. Kerrl und Freisler Werder ferner an einer Versammlung des Bundes nationalsozi» listischer deutscher Juristen teilnehmen. * Reichskanzler Adolf Hitler und Reichsminister Dr. Goebbels weilten, bevor sie den Rückflug nach Berlin antraten, noch am Dienstag in München. De; Kanzler stattete dem Braunen Hause einen Besuch ab. Als wieder Ruhe war, klang die gehässige Stimme des Staatsanwaltes durch den Saal: „Ich bitte, den Angeklagten zu befragen, ob ihm bekannt war, daß Fräulein Eschler vermögend ist." „Sagen Sie ja, Herr Michael," flüsterte der Iustizrat in höchster Erregung seinem Mandaten zu. Aber Klaus schüttelte den Kopfs Das Bild seines Vaters stand ihm vor Augen, und er hörte seine Stimme: Gerecht und wahr, auch wenn es dein Schade ist. „Nein, ich wußte es nicht," schrie er in den Saal. Da war es mit einemmal totenstill. Entsetzt sahen sich die Anwesenden an. Manchem stockte das Herz. Fassungslos blickten sie auf den Angeklagten. Herr Eschler-Hochheim sah auf Hanna, die sich bemühte, aufrecht zu bleiben. „Kind, Hanna! Komm', ich bringe dich nach Hause." „Nicht, nicht," flehte sie kaum hörbar. Sie hörte nicht auf seine Worte, sie sah nur auf den Geliebten, der mit starren, harten Zügen dastand. Sie allein sah, wie er kämpfte, wie seine Seele blutete, sie sah das un geheure Leid, das aus seinen Zügen schrie. Sie schleppte sich an die Schranke, die den Gesiebten von ihr trennte. „Klaus, du," flehte sie. Er faßte nach ihren Händen und zog sie an sich. „Ich bin schuldlos, Liebste." „Ja, Klaus, aber sie wollen dich verderben," schluchzte für auf. Dann verließen sie die Kräfte, mit einem erschüttern den Schrei brach sie zusammen. (Fortsetzung folgt.)