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Schuee im April. Er fällt und fällt in Flocken naß und schwer den ganzen Tag — und deckt doch längst nicht mehr das Feldergrün. Der Lenz tanzt lustig durch den Schnee, den grimmen Schnee; — ein wenig tut er nur den Primeln weh in seinem Kranz. Eins blickt und nickt zum andern sacht: ob's weint — ob's lacht. Joh. Richter-Wilsdruff. Ser Führer und Staatsmann. Es ist kein Jubiläum, kein fünfzigster oder sechzigster Geburtstag, den der Reichskanzler Adolf Hitler am 20. April begeht. Er wird an diesem Tage 44 Jahre alt, steht in der Blüte der Jahre, auf dem Gipfel männlicher Vollkraft. Aber dieser Tag ist der erste Geburtstag im Leben des Reichskanzlers Hitler — noch vor einem Jahr erlebte er gerade einen der schwersten Schläge, den das inzwischen gestürzte schwarz-rote System gegen ihn führte: die Auflösung der SA. und der SS. Der Glaube an ihn war da, schlug Welle um Welle durch das Land, zur Sturmflut der Reichstags wahlen von 1932 anschwellend, steigerte sich zu heißen Hoffnungen, als der Reichskanzler von Papen die rot- preußische Zwingburg in Trümmer legte, und begleitete die letzten Schritte des Volksführers Hitler, die er mit seherischer Sicherheit, umzüngelt vom Haß der rühmlos Unterlegenen, auf dem Wege zum Kanzlerhaus des Deutschen Reiches ging. Dies alles ist Grund genug, den Menschen, den Partei- führer und Politiker, den Staatsmann Hitler an seinem Geburtstage zu betrachten. Man muß sich heute vor allem daran erinnern, daß dieser Hitler, heute Chef der Regierung des größten mitteleuropäischen Volkes, schon in früher Jugend seine Eltern verlor, noch als halbes Kind sich dem Nichts gegenübersah, allein auf sich gestellt. Die Lebensschule für den werdenden Mann war und blieb hart. Mehr als zwanzig Jahre noch blieb er zwischen Hammer und Amboß, wurde hartge- schmiedet. Den Krieg durchstritt er als einer unter Millionen. Daß er, der Österreicher, sich freiwillig zur Einreihung in Deutschland meldete, erschien ihm selbstverständ lich. Aber er blieb nicht in der Masse: der Patrouillen gänger und -führer Hitler hatte bald keinen Vergleich mehr mit den Besten des Millionenheeres zu scheuen. Er verlor die Staatsangehörigkeit seiner österreichischen Heimat, weil er im Heer des Reiches gekämpft hatte. Aber er brauchte in der Tat „um die Gewährung einer Staatsbürgerschaft nicht zu bitten", wie es später der Parteiführer aussprach; er hatte sich den Anspruch darauf in vierjährigem Einsatz seines Lebens und Blutes auf den Schlachtfeldern erworben: hier eine selbstverständliche Anstandspflicht zu erfüllen, brachten die Novemberparteien und ihre regierenden Funktionäre nicht fertig. Adolf Hitler war der letzte, der es von ihnen erwartete. Dazu waren ihm die Jahre der mit allen Mitteln gegen ihn unterhaltenen Verfemtheit eine zu bittere Lehre gewesen. Der Mann, der nach seinem Eintritt in die sechs (!) Mann starke „Deutsche Arbeiterpartei" 1920 vor 100, zwei Jahre später schon vor 20 000 Zu hörern sprach, er wurde von den hellhörigen Nutznießern des Pfründnerstaates der Nachkriegszeit von vornherein als Wühler, Unruhestifter, gefährlicher Gewissensauf rüttler bezeichnet. Der Parteiführer, der 1923 in München die Irreführung durch Kahr in einem Augen blick erleben mußte, als er sein junges Werk im frühen Kampf um die deutsche Befreiung in die Waagschale warf und seinen selbstlosen Idealismus mit der Verurteilung zu fünf Jahren Festung quittiert bekam, dieser Adolf Hitler, der gleichwohl niemals sich und seine Ideale auf gab, konnte auch während feines steilen Anstiegs zum Führer von dreizehn Millionen Anhängern, zum Führer eines Volkes schließlich keinen anderen Glauben haben als den an sich und seine Mission. Der Parteiführer setzte sich und seine Scharen 1929 zum erstenmal in gemeinsamem Kampf mit Hugenberg für das Volksbegehren gegen den mörderischen Boung-Plan ein. Der Parteiführer gewann im September 1930 die Schlüsselstellung im parlamentarischen Spiel der Kräfte, vereidigte sich selbst im gleichen Monat irr jener denkwürdigen Szene vor dem höchsten Gericht des Hier wurde Adolf Hitler gevoren. mild zeigt das Geburtshaus Adolf Hitlers in Braunau am Inn in Oberosterrerch. Dos dun« Fenster von rechts im zweiten Stock »t das Das brüte feines Geburtsttmmers. Die Eltern Adolf Hitlers. Dieses Bild seiner Mutter trug der Frontsoldat Hitler während des ganzen Krieges im Brustbeutel als Talisman über seinem Herzen. Rechts sein Vater in der Unisorn als österreichischer Zollbeamter (Photo: Hossmann.) Reiches in Leipzig auf die legale Durchführung seiner Aktion. Der Parteiführer war auch durch die beispiellosen Erfolge bei den späteren Wahlen in Reich, Ländern und Gemeinden nicht von seinem Ziel abzubringen: alles oder nichts. Darin aber, in dieser Unbeirrbarheit, die das Ziel klar vor Augen sah, zeichnete sich schon der spätere Staatsmann ab, der Staatsmann von jenem Format, das in der Potsdamer Garnisonkirche und dann im Reichstag nicht nur die Welt draußen, sondern in diesem Maße sogar den ihm Nahestehenden Staunen ab zwang. Wer die Entwicklung Adolf Hitlers aufmerksam verfolgt hatte, mußte di» Wurzeln dieser staatsmännischen Formung schon in jener stillen Periode finden, als sich der verhöhnte und geschmähte Putschführer in Jahren des Studiums und intensivster Organisationsarbeit auf die größeren Aufgaben der Zukunft vorbereitete. Der kommende Staatsmann war es auch, der allen noch so lockenden Versuchungen widerstand und weder bei der Neichspräsidentenwahl im Frühjahr 1932, noch bei den siegreichen Preußenwahlen derselben Zeit, noch bei dem stürmischen Aufschnellen seiner Mandatszahl bei den Reichstagswahlen imJuli vergangenen Jahres von seinem Legalitätsschwur abging. Staatsmännische Einsicht ließ ihn die Auflösung der SA. und de» SS. mit der schärfsten Forderung nach äußerster Disziplin an die Seinen beantworten, im August vergangenen Jahres den Posten als Vizekanzler und preußischer Ministerpräsident aus der Überzeugung von der nahen Erfüllung seiner Mission ablehnen. Der End erfolg war der 30. Januar 1933, das bedeutsamste Datum der jungen nationalrevolutionären Geschichte Deutschlands, vorbereitet durch die Verhandlungen Hitlers mit Papen in Köln einerseits und nach den lippischen Wahlen mit Papen und Hugenberg andererseits. Der Kanzler stellte seine staatsmännische Fähigkeit erneut unter Beweis, als er die Besten der Nation in seinem Kabinett zu gemeinsamer Arbeit vereinigte. Adolf Hitler, der Mensch, der Parteiführer und Politiker, der Staatsmann, steht heute auf einem Höhe punkt seines Lebens. Mit seinem Namen wird die Ge schichte der inneren Befreiung Deutschlands für immer verbunden sein. Man kann ihm heute nichts Größeres wünschen, als daß von ihm die Namenszüge jener Männer, die sich einst zur Unterzeichnung des Versailler Diktates Hergaben, auf diesem Dokument durchgestrichen werden. A. R. Adolf Hitler, „der kleine Rädelsführer". Dieses Schulbild des Führers aus dem Jahre 1899 zeigt ihn (oberste Reihe, Mitte) mit seinen Klassenkameraden und seinem Lehrer. In seinem Buch bezeichnet sich Hitler selbst als „der kleine Rädelsführer", wenn er über seine ersten Entdeckungs jahre schreibt. (Photo Hoffmann.) Wie Wer sich dmchkämpfte. Unweit der deutschen Grenze, in dem nieder österreichischen Städtchen Braunau, hat Adolf Hitler am 20. April 1889 das Licht der Welt erblickt. In diesem Braunau hatte Napoleon l. den Buchhändler Palm er schießen lassen, den Nationalisten und Franzossnfeind, der sich ebenso wie mehr als hundert Jahre später Schlageter geweigert hatte, seine Mitschuldigen" im Kampf gegen die Franzosen zu nennen und der dasselbe Schicksal er litt, mit demselben Heldenmuts starb wie jener. Weiter: Dem zehnjährigen Adolf Hitler fällt eine dick bändige Geschichte des Deutsch-französischen Krieges in die Hand und das preßt aus ihm die Frage heraus: „Warum haben wir Österreicher denn damals nicht mttgekämpft in diesem Kriege und welch ein Unterschied ist denn zwischen diesen schlachtenschlaaenden Deutschen und den andere» 8" DE DreszÄHMMgen stirbt d'er Vater, sink österreichischer Zollbeamter, der den Sohn unbedingt auch zum Beamten werden lassen wollte. Aber der Junge will nicht. Er geht nach Wien, verliert wenige Jahre später auch die Mutter und damit zerrinnt der Traum feiner Jugend, Maler zu werden. Aus Mangel an Mitteln mutz er den Plan aufgeben. In Wien lernt er nun das kennen, was später für ihn die erst hart bekämpften und nun schließlich überwundenen Gegner werden: Zunächst den Marxismus und das Judentum. Bald hat er den ersten Zusammenstoß mit den Arbeitskollegen, die ihn in die sozialdemokratische Gewerkschaft hineinpressen wollen. Er bleibt fest bei seinem Nein und wird dafür vom Ban verdrängt, wo er arbeitet. Er leidet bitterste Not und erlebt nun am eigenen Leib die entsetzlichen sozialen Zu stände der untersten Volksschichten, steht aber mit eigenen Augen daneben den dritten Gegner, den er Jahrzehnte später auch überwinden sollte: den Parlamentarismus in seiner österreichischen Sündenblüte. Hitler ist dann 1912 nach München gegangen. Auch hier hungerte er sich durch und die Nächte sind erfüllt von einem wilden Selbststudium, wobei natürlich das Politische im Vordergründe steht. Dann tritt er 1914 als Kriegsfreiwilliger in das „List"-Regiment ein, wird mehrfach verwundet und erleidet gegen Schluß des Krieges eine so schwere Gasvergiftung, vaß er fast blind im Lazarett in Pasewalk liegen mutzte, während draußen die Revolution tobte. Als er genesen war, fährt er nach München in seine zweite Heimat. Er wird „Ausbildungsoffizier" bei der Reichswehr und hat in den Tagen der bayerischen Räterepublik einen Zu- sammenstoß mit roten Soldaten, die den „Proletarier- Verräter" festnehmen wollen. Mit dem Revolver in der Hand, vor allem aber durch die Macht seines Wortes überwindet er diese. Gegner. _ .. Und ein Jahr später, im Februar 1920, taucht die „Deutsche Arbeiterpartei" auf, ruft zu einer Massenkund- gebung aus und — es erscheinen nur 111 Leute. Das „Mitglied Nr. 7" entwickelt vor ihnen ein nationales Pro gramm mit einer Besessenheit und einer Leidenschaft, die die Erschienenen einfach mit sich mitreibt. Das war die Geburts stunde der nationalsozialistischen Bewegung. In drei Jahren ist Hitler der ungekrönte König von Bayern geworden, wurde zur politischen Macht. Da kam der 8. November 1923, der erste Versuch der nativ- nalen Revolution; der Versuch schlug fehl, die Zeit war noch nicht reif. Für Hitler folgten Verurteilung und Festungshaft; aber dieBewegung lebte und war nicht mehr zu beseitigen. Der aus der Festungshaft Entlassene stürzt sich nun — denn auf ihm hat bis 1927 das Rede verbot gelegen — in die Organisierung seiner Bewegung. Nichtungs/ämpfe werden überwunden durch Hitlers absolute Kompromißlosigkeit. Steil geht es aufwärts mit der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter-Partei, die fünf Jahre nach dem ersten Auftreten Hitlers gegründet wird. Trotz Redeverbot, trotz aller Widerstände greift der Nationalsozialismus schnell und weit hinaus über die bayerischen Grenzen, und der Massensieg vom 14. Sep tember 1930 brachte dem Führer den Lohn sü seine un geheure Arbeit. Was dann geschah, haben wir ave aufmerksamen Auges selbst erlebt. Es folgten die Wahlkämpfe des Jahres 1932, die Hitler mit seiner ganzen großen Kunst der Massenbeherrschung durchfocht. Die Bewegung blieb fest in seiner Hand. Er allein war der Führer und blieb es. Er riß mit der Gabe seines Wortes die Millionen zu einer Gefolgschaft heran, die mit ihm durch dick und dünn ging. Noch blieb übrig, diese Bewegung für die deutsche Politik selbst einzusetzen und zu verwerten. Wir wissen darum, wie oft und wie lange das gescheitert ist. Doch die Über zeugung, daß Hitler die Macht auch in der Staats- sührung übernehmen müsse, setzte sich immer mehr durch. Wie eine Selbstverständlichkeit war es deshalb, als der Bund zwischen Hindenburg und Hitler am 30. Januar 1933 geschlossen wurde. Adolf Hitler hatte sich durch gekämpft. Wi- tönerne Töpfe zerschlug er die Gegner. Aus dem Front- und dem Revolutionserlebnis, aus seiner Herkunft als Grenzlandsdeutscher, in dem das nationale Wollen besonders hoch emporlodert, aus der inneren Über windung des Marxismus und der erbitterten Gegnerschaft gegen den jüdischen Einfluß flossen die Ströme seiner Kraft, die ihn in dreizehn Jahren unerhörtester ArbeN- emporgetragen haben zu dem Ziel, das er unbeirrbar vcr folgt hat: Führer der nationalen Erhebung Deutschland ^u sein und zu bleiben im Kampf gegen alle inneren und äußeren Feinde. Adolf Hitler in Festungshaft. Der Führer in seiner Zelle in der Landsberge« Festung, wo er 1923 und 1924 gefangen gehalten wurde. ' (Photo Hoffman«.-